Kurs:Analysis III/Kapitel II: Grundlagen der Funktionalanalysis/§8 Beschränkte lineare Funktionale auf L^p(X) und schwache Konvergenz

Satz 1 (Fortsetzungssatz) Bearbeiten

Seien und ein lineares Funktional mit folgender Eigenschaft: Es gibt eine Konstante , so dass
für alle
gilt. Dann gibt es genau ein beschränktes lineares Funktional mit
und für alle .
Somit ist das Funktional von auf eindeutig fortsetzbar.

Beweis Bearbeiten

ist ein beschränktes, lineares Funktional auf und somit stetig. Nun gibt es zu jedem eine Folge mit

für .

Wir setzen dann

Man prüft leicht nach, dass unabhängig von der gewählten Folge erklärt ist und dass linear ist. Weiter gilt

Sind und zwei Fortsetzungen von auf , so folgt auf . Da und stetig sind und dicht in ist, erhalten wir auf .

q.e.d.

Satz 2 (Regularitätssatz im ) Bearbeiten

Seien und . Weiter gebe es eine Konstante , so dass
(1) für alle
gilt. Dann folgen und .

Beweis Bearbeiten

1. Zunächst folgern wir aus (1) die Ungleichung

(2) für alle messbar, beschränkt.

Nun existiert nämlich zu einer beschränkten, messbaren Funktion eine Funktionenfolge mit

f. ü. in

und

Mit dem Lebesgueschen Konvergenzsatz folgt

2. Sei zunächst . Wir betrachten die Funktionen

Die Funktionen

sind dann messbar und beschränkt. Somit können wir in (2) einsetzen und erhalten

nach (2) also

Wir haben also für die Abschätzung

Der Fatousche Satz liefert

sowie

, also .

3. Sei . Zu betrachten wir die Menge

Wir setzen in (2) ein und erhalten

und damit für alle sowie schließlich .

q.e.d.

Definition 1 Bearbeiten

Ein Daniellsches Integral
das die Bedingungen (M1) bis (M3) und (D1) bis (D3) aus §7 erfüllt und auf fortsetzbar ist, nennen wir absolut stetig bezüglich , falls folgendes gilt:
(D4) Jede -Nullmenge ist eine -Nullmenge.

Satz 4 (Radon-Nikodym) Bearbeiten

Sei das Daniellsche Integral absolut stetig bezüglich . Dann gibt es eine eindeutig bestimmte Funktion , so dass
für alle
gilt.

Beweis Bearbeiten

1. Sei gegeben, so gibt es eine Nullmenge und eine Konstante , so dass

für alle

erfüllt ist. Wegen (D4) ist auch eine -Nullmenge und es folgt . Für eine Folge mit f. ü. auf folgt

J-f. ü. auf für

aus (D4). Nach dem Satz von Levi auf dem Raum gilt dann

Also ist ein Daniellsches Integral. Wir betrachten nun das Daniellsche Integral

(3)

Dieses setzen wir wie in §2 auf den Raum fort; hierzu reichen die f. ü.-Eigenschaften aus. Wir beachten für alle .

2. Für und mit gilt

ist somit ein lineares Funktional auf dem Raum für beliebiges . Für den Hilbertraum können wir den Darstellungssatz von Frechet-Riesz anwenden und erhalten

für alle

mit einem . Nun können wir Satz 2 mit anwenden und wir sehen . Da nicht negativ ist, folgt K-f. ü. auf . Da ferner wegen (3) und Voraussetzung (D4) die -Nullmengen mit den -Nullmengen übereinstimmen, erhalten wir

f. ü. in .

3. Für können wir somit (4) und (3) iterieren

und erhalten

(5) .

Seien

und . Durch Approximation sieht man leicht ein, dass dieses in (5) eingesetzt werden kann. Wir erhalten

für alle

bzw. . Somit folgen f. ü. in und

(6) f. ü. in für .

Durch den Grenzübergang in (5) erhalten wir mit dem Satz von Levi

für alle ,

wenn wir noch beachten. Speziell für in folgt, dass

erfüllt ist.

q.e.d.

Satz 4 (Zerlegungssatz von Jordan-Hahn) Bearbeiten

Sei ein beschränktes lineares Funktional auf dem linearen normierten Raum , wobei gelte. Dann gibt es zwei nicht negative beschränkte lineare Funktionale mit , d. h. es gilt
für alle
mit
für alle mit .
Ferner sind
erfüllt. Dabei gelten

Beweis Bearbeiten

1. Für mit setzen wir

Offenbar ist für und für alle und gilt

Seien nun mit , so folgt

Zu gegebenem mit setzen wir

und .

Dann gelten sowie . Damit erhält man sofort

und schließlich

Weiter gilt für alle mit

2. Wir erweitern nun wie folgt:

mit

und setzen

Somit wird eine lineare Abbildung, die beschränkt ist. Es gilt nämlich für alle

also .

3. Wir setzen nun

für alle .

Offenbar ist ein beschränktes lineares Funktional, denn es gilt

also . Schließlich ist für alle mit

erfüllt.

q.e.d.

Satz 5 (Rieszscher Darstellungssatz) Bearbeiten

Sei . Zu jedem beschränkten linearen Funktional gibt es genau ein mit der Eigenschaft
für alle .
Dabei ist für den konjugierten Exponenten erfüllt.

Beweis Bearbeiten

Wir führen den Beweis in zwei Schritten.
1. Eindeutigkeit: Seien Funktionen mit

für alle

gegeben, so folgt

für alle .

Wir erhalten , woraus in folgt.

2. Existenz: Für das Funktional gilt

(8) für alle

mit einem . Nach dem Zerlegungssatz von Jordan-Hahn gibt es nicht negative, beschränkte lineare Funktionale mit

und ,

wobei mit der -Norm ausgestattet ist. Insbesondere gilt für . Eine Folge mit in konvergiert nach dem Dinischen Satz kompakt gleichmäßig gegen 0. Wir erhalten dann

für .

Wir haben also mit zwei Daniellsche Integrale, die absolut stetig bezüglich sind. Ist nämlich eine -Nullmenge, so gilt

und somit ist auch eine Nullmenge für die Daniellschen Integrale . Nach dem Satz von Radon-Nikodym gibt es , so dass

für alle

richtig ist. Somit folgt

für alle ,

wobei . Wegen (8) liefert der Regularitätssatz . Setzen wir noch das Funktional stetig auf fort, so erhalten wir

für alle

mit einer Funktion .

q.e.d.

Definition 2 Bearbeiten

Eine Folge in einem Banachraum heißt schwach konvergent gegen ein Element , in Zeichen , wenn für jedes stetige lineare Funktional die Relation
richtig ist.

Satz 6 (Schwache Konvergenz) Bearbeiten

Seien und eine beschränkte Folge mit
für ein und alle .
Dann gibt es eine Teilfolge und ein , so dass in gilt.

Beweis Bearbeiten

1. Nach dem Rieszschen Darstellungssatz gilt genau dann, wenn für alle richtig ist; dabei ist wieder . Nach §7, Satz 5 ist der Raum separabel, es gibt also eine Folge , die in dicht liegt. Aus der beschränkten Folge mit für alle wählen wir nun sukzessive Teilfolgen

aus, so dass

gilt. Wir wenden nun das Cantorsche Diagonalverfahren an und gehen zur Diagonalfolge über. Es gilt dann

2. Sei mit

der lineare Raum der endlichen Linearkombinationen von bezeichnet. Offenbar existiert

für alle .

ist ein lineares beschränktes Funktional auf dem in dichten Raum mit

für alle .

Wie in Satz 1 setzen wir von auf den Raum fort und erhalten mit dem Darstellungssatz von Riesz ein mit

für alle .

3. Wir zeigen nun, dass in gilt. Zu jedem finden wir eine Folge mit

Wir erhalten

für hinreichend großes, aber festes und .

q.e.d.