"Probant 2"
PB: Hallo! Als erstes bräuchte ich dein Alter und woher du , wo du jetzt im Moment wohnst und wie lange du schon hier bist.
P2: 42 und ich komme ursprünglich aus München und in Reggio Emilia wohn ich jetzt seit einem Jahr.
PB: Und wie lange bist du jetzt schon in Italien?
P2: Jetzt wirds schwierig. Weil ich war eben 3 Jahre halb halb. Das heißt 3 Tage die Woche in Deutschland 4 in Italien. 3, 4 Jahre ungefähr. Seit drei Jahren bin ich dann nur in Italien bin aber anfangs nicht mit Italienern zam gwesen. Des war ne Gruppe von Holländern, Schweitzern, Deutsche und so weiter.
PB: Also eine international gemischte Gruppe. Ok!Und bist du dann seit du in Reggio Emilia wohnst hauptsächlich mit Italienern zam?
P2: Eigentlich sind es nur Italiener.
PB:Ok! Dann ist das Vorgeplänkel abgeschlossen und wir kommen zu den Fragen: Was ist denn Heimat für dich, wenn du Heimat für dich definieren müsstest?
P2: Puh! Ich würd sagen, für mich sins 2 Sachen. Das eine ist wirklich die Heimat von dem wie a Landschaft, a Gegend, wie die Mentalität, wies di eigentlich umgibt, wie man sich hingezogen fühlt, wies einen aufnimmt, ja wies einen so wiederspiegelt und das andere ist, würd ich sagen, einfach a Gfühlssach oder die Empfindung wie man sich in einer Sache beheimatet fühlt und in welcher Weise man fühlt, dass man die Füß aufm Boden hat.
PB: Und bei dir, was würdest du sagen, was gilt für dich? Beides, oder...
P2: ...m Prinzip beides.
PB: Beides. Gibt es dann für dich auch einen Ort wo du sagst, das ist meine Heimat?
P2: Momentan ned, na.
PB: Gabs das mal?
P2: An Ort richtig als Ort, wie Ortschaft praktisch, wie Stadt oder wie Gegend. Also für mi, also bis jetzt is es immer noch so das mir eine Hügellandschaft zum Beispiel, die Natur da fühl i mi beheimatet.
PB: Aber für dich sind es jetzt keine regionalen Grenzen wie Bayern oder München, etc.
P2: Na eigentlich ned, weil es war recht schnell wenn i umzogn bin hat sich des dann eigentlich geben. Hab ich das Gefühlm gehabt wenn ich ne Zeit lang wo gwesen bin und gearbeitet habn zum Beispiel, vor allem wenn ich gearbeitet hab, dass sich das Heimatsgefühl umgestellt hat. Das ich mich dort wo ich vorher gewesen bin nicht mehr als zu Hause gefühlt hab und ein neues zu Hause empfunden hab.
PB: Es wechselt bei dir also. Würdest du dann auch sagen, dass du dir bewusst oder unbewusst ähnliche Gegenden gesucht hast wóhin du gezogen bist? Oder gehst du dann einfach viel in die Natur, weil du sagst Natur ist deikne Heimat.
P2: Genau.
PB: Könntest du die Frage beantworten, "was fühlst du wenn du an deine Heimat denkst?", weil bei dir ist es ja so, dass du sagst du hast keine so feste Heimat sondern die Natur ist deine Heimat.
P2: Bei mir ist es zum Beispiel, hier seit ich mit der Francesca, meiner Frau, zam bin, seit wir auch eine italienische Familie ham ist das erste mal das ich mich richtig als nicht Italiener fühl. Also als ein Gast fühl, weil das Gastgefühl das ist ganz stark.Das ist nicht nur..., ich fühl mich aufgenommen, ich fühl mich wohl hier, ich möcht auch nicht zurück nach Deutschland aber ich fühl mich als Gast.
PB: Aber nicht fremd, sondern....
P2: Ned fremd, also es is jetzt ned so das i mi unwohl fühln würd, also i will hier weg oder es is irgenwas bedrückend aber es is so des i da a Gefühl hab ich gehör eigentlich ned wirklich dazu. Wie jetzt zum Beispiel die Itliener die ham jetzt zum Beispiel Familiengefühl zum Beispiel.Und da hab ich das Gefühl das ich eigentlich immer so druast bleib.
PB: Würdest du dann sagen, dass das am kulturellen Hintergrund liegt?
P2: Mentalität!
PB: Deine Prägung, weil die ne andere war. Ok! Das sich das Heimatgefühl bei dir immer wieder verändert hat über die Zeit, kann man das so sagen?
P2: (schnauft)
PB: Oder nur örtlich verändert hat aber...
P2: Also das äußere Heimatgefühl, das hat sich..., des ist relativ flexibel. Inners Heimatgefühl ist also schon so wenn ich and Kindheit denk das da mei Heimat zum Beisiel is, des da Wurzeln sind, das ich mich aber nicht so hingeuogen fühl, dass ich wieder zruck mecht, sondern das es durchaus normal ist für mi von dieser Heimat weg zu gehen und die Heimat mehr was seelisches ist. Eigentlich seelisch mehr verackert. Ein Gefühl von jetzt. Ein Gefühl das ich denke nötig zu haben.
PB: Ok! Es ist bei dir dann auch an keine Region gebunden oder Natur, sondern sind es dann eher Moralvorstellungen, Kultur sowas, was dich geprägt hat, dass du sagt du trägst sie in dir deine Heimat.
P2: Heimat is für mi de Arbeit, zum Beispiel, dass ich mich Ausdrücken kann, dass ich das Gefühl hab, dass i was verwirklichen kann, dass i ausdrücken kann, das i mi in ein soziales Umfeld reinintegrieren kann mit dem was i mach, da ein sozialer Austausch ist. Und ich mich letztendlich damit nicht abgespalten fühl, sondern eher das Gefühl hab ich kann mich dadurch ins Leben reinbewegen. Durch die Fähigkeit, dass ich kreativ arbeite. Das i mi sozial in Beziehung bring.
PB: Das heißt also, das du dich beim Arbeiten deiner Heimat am nächsten fühlst! Bzw. wann fühlst du dich deiner Heimat am nächsten?
P2: I fühl mi, des is eigentlich alles so a bissl verflochten. Ich fühl mi richtig, richtig daheim wenn I arbeiten kann, in dem Sinn, dass ich das Gefühl hab des hat an Sinn, des hat a Esthetik jetzt zum Beispiel. Dann fühl i mi richtig zu Hause wenn ich das Gefühl hab, diesen Sinn, ich fühl diesen Sinn zum Beispiel in der Natur. In der Via Fenulli fühl ich mich deutlich nicht zu Hause oder a Parkanlage die so richtig schematisch ist da fühl ich mich zum Beispiel auch gar nicht wohl da krieg ich keine Luft, da könnt ich nicht Heimat fassen. Hingegen wenn ich in der Natur draussen bin hab ich das Gefühl, da fühl ich mich eigentlich als ein Teil von der Natur. Ich hab das Gefühl, ich kann mich so intergrieren, dass ich wie aufgenommen bin. Da fühl ich mich richtig beheimatet dann.
PB: Ok! Gibt es dann auch Situationen in denen du deine Heimat vermisst?
P2: Ja, Via Fenulli zum Beispiel.
PB: Würde dann eine der folgenden Heimatdefinitionen auf dein Heimatempfinden zutreffen oder am ehesten zutreffen. Einmal: Heimat ist der Ort wo ich geboren bin, Heimat ist dort wo ich wohne oder Heimat sind meine Erinnerungen und meine perönliche Kultur.
P2: Am ehesten wärs das Dritte. Also wenn ich von dem her wähl, das Dritte: Erinnerungen, Kultur.
PB: Wenn du es jetzt so genau sagen würdest, also deine Definition für Heimat in ein paar Worten.
P2: Die Möglichkeit mich seelisch zu integrieren in ein konkretes soziales Umfeld.
PB: Ist dann das Gefühl eine Heimat zu haben für dich wichtig?
P2: Mhm...
PB: ... Warum?
P2: ...sehr. Weil ich mich nicht lebensfähig fühl ohne die Heimat. Das ist wie dieser Schutz drumrum wie, sagen wir mal, die Atmosphäre von der Luft und so weiter.
PB: Dann kommen wir zur letzten Frage: Hattest du in deiner Heimat auch schon mal ein Heimatgefühl?
P2: ZU Hause jetzt praktisch, in der Kindheit. Mmm, eigenartiger Weise sind wir da jetzt mitten drin wie vorher auch. Ich hab mich am aller stärksten zu Hause gefühlt, auf meiner Reise in Indien. Wie ich von der Reise von Indien zurück gekommen bin hab ich Heimweh gehabt, also auch ein Gefühl von Heimweh gehabt.
PB: Du bist eigentlich, sozusagen, was andere Leute als Heimat definiern, der Geburtsort zum Beispiel, dorthin bist du zurückgekommen und da wars dann halt...
P2: ... genau aber des liegt an der Mentalität von denen, sag mas so an der senzualität würd ma jetzt im Italienischen sagen, an der Aufrichtigkeit. Das Leben, wie die Menschen leben.
PB: Ok! Super, dass wars schon. Vielen Dank