Transkription des Interviews mit "Probant B"


JB: Darf ich dich nach deinem Alter fragen?

B: Ja, 18 Jahre.

JB: Was hast du für eine Abstammung?

B: Also ich komme aus Irak, bin Moslem und, ja, ich bin jetzt seit 2004 in Deutschland. Zuvor hab ich in Irak gewohnt.

JB: Alles klar. Bist du dann mit deiner Familie hierher gezogen?

B: Ja, mit der ganzen Familie. Wir sind zusammen nach Deutschland ausgewandert.

JB: Und eine Religion ist?

B: Ja, Moslem.

JB: Moslem. Gut, dann fang ich gleich mal mit der ersten Frage an, die führt direkt zum Thema: Würdest du dich selbst als religiös bezeichnen?

B: Ja, schon. Also im Großen und Ganzen, ja, schon. Also ich halt mich schon an die Regeln, schau auch immer, dass alles so abläuft wie es ablaufen soll. (lacht)

JB: Ok, würdest du dann also sagen, dass die Religion einen Teil von dir darstellt?

B: Ja, sicherlich. Das hat meinen Charakter auch, an das was ich Glaube, oder was was ich glaube was Recht ist auch, das hat schon Einfluss darauf.

JB: Das kommt quasi aus deiner Religion?

B: Ja genau.

JB: Und denkst du auch manchmal über deinen Glauben nach, oder redest du mit jemand darüber?

B: Ja natürlich, also, mit paar Freunden vielleicht, wie das halt in anderen Religion ist, ob was anders ist, ob eigentlich auch identische Sachen vorhanden sind. Da sieht man ja auch, dass viel gleich ist.

JB: Ja, da hatte wir eben auch schon darüber geredet, dass es viele Sachen gibt die ähnlich sind. Also würdest du auch sagen deine Religion oder dein Religionsempfinden dein Alltagsleben beeinflusst? Also wie du dich verhältst?

B: Ja, auf jeden Fall. Ich habe immer gelernt, anderen Menschen offen und respektvoll gegenüber zu treten und das mach ich dann auch im Alltag und ich habe keine Vorurteile gegenüber anderen Menschen und ich denk, das kommt schon von der Religion.

JB: Ok, super. Wie wichtig ist die Religion in deiner Familie?

B: Ja, die ist auch, wichtig schon , ist ein Teil von uns.

JB: Also sind deine Eltern auch relgiös?

B: Ja, ja.

JB: Und, würdest du sagen, dass deine Eltern vielleicht etwas religiöser sind, oder vielleicht weniger religiös?

B: Also, wir sind alle glaub ich gleich.

JB: Ich weiß das von meiner Familie und meinen Freunden, da ist die ältere Generation schon noch religiöser.

B: Ja, die sind halt noch mehr drin, aber grundsätzlich sind wir da ähnlich. Ich bete auch, mein Vater betet auch. Das machen wir auch fünfmal am Tag, auch wenn wir’s manchmal in der Früh nicht schaffen aufzustehen, aber an sich, keine großen Differenzen. Der eine oder andere von den Älteren, die sind strenger…

JB: Ja, die Eltern sind immer etwas strenger.

B: Ja. (lacht)

JB: Ok, wenn du dann die Leute hier in Deutschland siehst, denkst du , dass die eine andere Einstellung zu ihrer Religion haben?

B: Ja, also ich denk schon, ein Paar haben schon eher… Abstand zu ihrer Religion. Ein Paar würde es gut tun mal an ihre Religion heranzutreten, um auch den Sinn zu verstehen, warum die Eltern oder Verwandte oder Freunde daran glauben. Manche sollten sich einfach etwas mehr damit beschäftigen, nicht einfach hergehen und sagen: Ne, damit will ich nichts zu tun haben.

JB: Mhm, genau. Wir haben auch gerade drüber gesprochen, dass viele Leute nur so eine „leere“ Religion haben. Denkst du das auch, so?

B: Ja, also, das seh ich auch so. Da sind viele, halt, die sagen die gehören zu dieser Religion, aber leben’s dann nicht so aus und auch nicht mitm Herzen. Ich glaub halt, dass es manchen Menschen vielleicht besser gehen würde wenn sie mit ihrer Religion, halt, besser darauf hören würden was sie aussagt.

JB: Ok, denkst du, dass es Unterschiede gibt, zwischen den Bürgern hier mit Migrationshintergrund und den Deutschstämmigen hier in ihrer Religiösität?

B: Also ich glaub halt, dass manche, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind, mehr religiöser sind, als die Deutschen und die die Einfluss genommen haben seit ihrer Kindheit. Kleiner Unterschied.

JB: Liegt das daran, weil sie hier in der Minderheit sind?

B: Also Minderheit, eher weniger. Die sind halt im Kindergarten und alles drum und dran und eingeschult und mit deutschen Freunden und so. Da ist einfach Religion so in zweite, dritte Reihe, die haben das einfach so nicht kennengelernt. Also ich war erste und zweite Klasse im Irak, und da war halt auch Religion und Zusammengehörigkeit und so was sehr wichtig. Da im Irak, vor Schulbeginn haben sich alle Kinder im Pausenhof versammelt, hintereinander und wir haben zusammen unsere Hymne gesungen, das war halt jeden Morgen, was wir jeden Morgen gemacht haben, damit jeder weiß, dass jeder gleich ist, dass da kein Unterschied besteht. Ist also schon ein Unterschied, wo man aufwächst und wie man aufwächst.

JB: Ja, wies früher bei uns auch war. Ich weiß das von meinen Eltern, die haben auch immer vor dem Unterricht gebetet. Ok. Denkst du dann, dass du, oder dass die Gesellschaft hier um dich herum, die einen Religionsverfall erleidet, dass die irgendwelche Auswirkungen auf dich hat? Also in dem Maße, dass du weniger religiös bist?

B: Also, also ich bleib für mich religiös. Es kommt schon vor, dass viele immer weniger religiös sind, oder manche Sachen so dargestellt werden, dass sie mit der Religion nichts zu tun haben, aber ich finde einfach, dass alles irgendwie was mit der Religion zu tun hat und ich glaub, das wird sich auch nie ändern, weder zum Schlechteren noch zum Besseren. Ich glaub einfach, das Alles funktioniert einfach zusammen, und nicht jeder einzeln für sich. Also die Gesellschaft und alles drum und dran, ohne die Religion würde das gar nicht funktionieren. Von daher, gehört das alles zusammen, und macht keinen Unterschied.

JB: Ok, gut. Dann vielleicht noch die Frage: Hast du schon jemals das Gefühl gehabt, dass du irgendwie ausgegrenzt wurdest wegen deiner Religion?

B: Nein, also ich hatte nie, deswegen vielleicht auch weil ich immer Freunde oder in der Schule auch viele hatte, die selber Moslem waren, die also genauso gedacht haben, bzw. andere Freunde, im Fußballverein z.B., da war ich einer der Wenigen, die halt nicht Deutsche waren, und da haben sie auch Verständnis gezeigt. Sie haben sich dafür interessiert und immer wenn gefastet habe, und ich faste jedes Jahr 30 Tage, da war immer Interesse da, warum ich faste, warum hier im Spiel nichts trinke, obwohl die anderen alle trinken und völlig kaputt sind. Da ist schon Interesse da, warum der jetzt so an seine Religion glaubt, ich glaub das hat die auch immer interessiertauch. Also ich hab mich nie wegen meiner Religion ausgeschlossen gefühlt.

JB: Also eher positive Reaktionen sogar.

B: Ja, also manche haben, oder, mich gefragt nach meiner Religion, also sehr positive Reaktionen.

JB: Ok, dann sind wir eigentlich schon am Ende. Vielen Dank.

B: Ja, gerne. Hat mich gefreut.

JB: Hat mich auch gefreut, danke.