Normen können als „Richtwerte des Handels“[1] verstanden werden. Normen zählen zu den gesellschaftlichen Basiskonzepten im neuen Lehrplan.

Basiskonzepte im GSP-Unterricht/Normen

Das Basiskonzept Normen Bearbeiten

Kurzpräsentation, die das Basiskonzept Normen für den Geschichtsunterricht erklärt.

Es gibt keine einheitliche Definition für Normen, auch weil Normen je nach Bereich eine andere Funktion einnehmen. In der Alltagssprache wird unter Norm ein Soll-Zustand oder ein Nichtsoll-Zustand verstanden, d.h. etwas soll so sein oder etwas soll nicht so sein. Standards, Regeln und/oder Vorschriften werden als Norm gewertet. Normen gehen mit Erwartungen einher, die innerhalb der Gesellschaft wandelbar sind.[2] Es werden allgemein zwei Typen von Normen, vorwiegend  im sozial- und sozialphysiologischen Feld, genannt: die Real-und die Idealnorm bzw. die deskriptive und die imperative Norm (Bsp.: Das Verbot der Körperverletzung ist eine gesetzliche Norm und somit eine Idealnorm bzw. eine imperative Norm).[1] 

Normen, die innerhalb einer gesellschaftlichen Konvention eingehalten werden müssen oder sollen, basieren auf Werten und ethnischen Normen. Normen generell haben keine universelle Geltung, sondern sind v.a. wandelbare, innerhalb einer Konvention bestimmte Richtlinien.[3]

Über die Definition von „Werten und Wertewandel“ gibt es unterschiedliche Auffassungen. Ingelhart unterscheidet „materialistische-“ (z.B.: Triebbefriedigung oder  Sicherheit) und „postmaterialistische“ Werte (z.B.: Mitsprache in der Politik, Selbstverwirklichung). Durch die hierarchische Beziehung zueinander ergibt sich eine Strukturbeziehung, die er mit der Wandlungstendenz in Verbindung bringt. Dabei sind sozialstrukturelle Gegebenheiten und zeitliche Prozesse essentiell.[4]

Der Wertewandel gilt als „Gemeingut“, ist aber dennoch Gegenstand der Wissenschaft (vor allem auf dem ökonomischen, historischen, soziologischen und kulturellen Gebiet). Wertewandel kann allerdings nur in Verbindung zu Konstanten gesehen werden, der expliziten Verfassung (z.B.: Gesetzgebung) und der impliziten Verfassung (subjektive Werte).[5]

Gesellschaftliche und historische Prozesse sollen durch die kontextuelle Norm erkannt werden. Die Normen über Rechtsbestände (bei entsprechender Nichteinhaltung erfolgen Sanktionen) sowie moralische, soziale etc. vorherrschende Normen sollen im jeweiligen historischen Kontext untersucht bzw. verstanden werden. V.a. sollten Normen als wandelbares, historisch kontextuell geprägtes Konzept verstanden werden.[6]

Anwendungsbeispiele für den Unterricht Bearbeiten

 
Ein Bauer mit Ochsen in Indien

„Human Animal Studies, Mensch-Tier Beziehung“: In der ersten Unterrichtseinheit wird die Mensch-Tier Beziehung als kulturelles Phänomen erklärt. In der zweiten Unterrichtsstunde wird der Themenkomplex „Haustier-Nutztiere“ behandelt. Schüler und Schülerinnen sollen Gegebenheiten nicht bloß hinnehmen, sondern diese erkennen und kritisch hinterfragen. Dies trifft v.a. für Gegebenheiten zu, die auf kulturellen Normen beruhen. Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass Normen veränderbar sind. Sie sollen eigene Gedanken zur gegebenen Norm entwickeln (und nicht nur Meinungen übernehmen, bzw. erörtern). Schülerinnen und Schüler sollen ebenfalls erkennen, dass kulturelle Normen unsere Wirklichkeit bilden. Sie sollen darüber hinaus lernen, dass es nicht nur eine einzige gültige Wirklichkeit gibt, sondern dass diese ebenfalls individuell, kulturell geprägt ist (hier: „Nutztier-Haustier“ Kategorie ist kulturell bedingt).

Beispiel Sprache: Wird im Geschichtsunterricht z.B.: die „black history“ besprochen, kann gleichzeitig auf die Begriffsverschiebung bzw. den Sprachwandel hingedeutet werden (political correctness). Der Sprachwandel ist dabei nicht nur auf die "black history" begrenzt, sondern auch der heutige Sprachgebrauch kann normativ verändert werden, wie zum Beispiel die Entwicklung des Begriffes "Zigeuner" zu "Roma und Sinti".

Literatur Bearbeiten

  • Ernst E.Boesch: Normen und Werte der Körperlichkeit. In: Friedrich Hiller (Hrsg.): Normen und Werte. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1982, ISBN 3533031624.
  • Alfred Germ: Konzeptuelles Lernen in der Politischen Bildung. Theoriebildung–Fachdidaktische Umsetzung–Praxisbeispiele. LIT, Wien 2015, ISBN 978-3-643-50683-2.
  • Christoph Kühberger: Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (Österreichische Beträge zur Geschichtsdidaktik. Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung 2). Studienverlag, Innsbruck­–Wien­–Bozen 2009, ISBN 105.3706547023.
  • Heiner Meulemann: Werte und Wertewandel. Zur Identität einer geteilten und wieder vereinten Nation. Weinheim, München 1996, ISBN 3779903946.
  • Georg W. Oesterdiekhoff, Norbert Jegelka (Hrsg.): Werte und Wertewandel in westlichen Gesellschaften. Resultate und Perspektiven der Sozialwissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Hemsbach 2001, ISBN 978-3-8100-3012-2.
  • Karl- Dieter Opp: Die Entstehung sozialer Normen. Ein Integrationsversuch soziologischer, sozialpsychologischer und ökonomischer Erklärungen. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1983, ISBN 3169446703.
  • Jürgen Wertheimer: Normen, Standards, Werte. In: Heinz-Dieter Assmann/Frank Baasner/ Jürgen Wertheimer (Hrsg.): Normen, Standards, Werte. Was die Welt zusammenhält. (=Band 3). Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-7019-2.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 1,0 1,1 Ernst E.Boesch: Normen und Werte der Körperlichkeit. In: Friedrich Hiller (Hrsg.): Normen und Werte. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1982, ISBN 3533031624, S.69
  2. Karl- Dieter Opp: Die Entstehung sozialer Normen. Ein Integrationsversuch soziologischer, sozialpsychologischer und ökonomischer Erklärungen. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1983, ISBN 3169446703, S.3ff.
  3. Jürgen Wertheimer: Normen, Standards, Werte. In: Heinz-Dieter Assmann/Frank Baasner/ Jürgen Wertheimer (Hrsg.): Normen, Standards, Werte. Was die Welt zusammenhält. (=Band 3). Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-7019-2, S.9.
  4. Heiner Meulemann: Werte und Wertewandel. Zur Identität einer geteilten und wieder vereinten Nation. Weinheim, München 1996, ISBN 3779903946, S. 33.
  5. Georg W. Oesterdiekhoff, Norbert Jegelka (Hrsg.): Werte und Wertewandel in westlichen Gesellschaften. Resultate und Perspektiven der Sozialwissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Hemsbach 2001, 978-3-8100-3012-2, S.47.
  6. Christoph Kühberger: Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (Österreichische Beträge zur Geschichtsdidaktik. Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung 2). Studienverlag, Innsbruck­–Wien­–Bozen 2009, ISBN 105.3706547023, S.105.