"Willensfreiheit" und "Willensschwäche" aus neurowissenschaftlicher und psychologischer Perspektive

Bearbeiten

Die Philosophie hat zu den Themen Willensfreiheit und Willensschwäche ("Akrasia") elaborierte Konzeptionen erarbeitet. In diesem Projekt sollen die betreffenden Gedankengänge und Argumentationen aus neurowissenschaftlicher und psychologischer Perspektive kritisch analysiert werden.

Der Problemaufriss der Philosophie zur Thematik der Willensfunktion (Volition) und Willensschwäche ist aus dieser Perspektive zurückzuweisen. Dazu zählt auch die einflußreiche Theorie von Davidson zur Willensschwäche mit dessen Prinzipien P1 und P2 (s. w:Volition (Psychologie)); w:Volitionspsychologie). Psychologie und Neurowissenschaften gehen davon aus, dass Willensstärke und Willensschwäche Pole einer mentalen Funktion bzw. Leistung sind, die mehr oder weniger gut ausgeprägt sein kann. Diese Funktion wird vom Gehirn realisiert und ist neurobiologisch relativ gut untersucht (s. w:Frontallappen, w:Exekutive Funktionen, w:Frontalhirnsyndrom).

Einschränkungen der Willensfunktion haben zur Folge, dass Gründe praktischer Vernunft für das Individuum nicht handlungsleitend werden, sondern dieses verstärkt dem motivierenden Einfluß aktuell wirksamer Wünsche und Impulse erliegt. "Willensschwäche" findet sich - neben den jedermann aus dem Alltag bekannten Formen - besonders ausgeprägt u.a. bei w:Depressionen, Impulskontrollstörungen, Süchten, beim w:Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sowie bei der w:Borderline-Persönlichkeitsstörung. In all diesen Fällen ist das Frontalhirn in die kognitiven Steuerungsprozesse nur ungenügend einbezogen, was - anders als bei w:Demenzen oder Hirnläsionen - meistens auf einer unphysiologischen Imbalance bestimmter neuronaler Regelkreise und der beteiligten Neurotransmitter beruht und somit grundsätzlich reversibel ist, und auf akuten emotionalen Konflikten oder strukturellen Persönlichkeitsstörungen beruht.

Der Entgegnung von Seiten der Philosophie, diese Arten von "krankhaft" eingeschränkter Willensfunktion seien in der philosophischen Analyse gar nicht gemeint, wird entgegengehalten...

Literatur

Bearbeiten
  • MPI-Tagungsband "Disorders of Volition"
  • Roth / Grün (Hg.), Das Gehirn und seine Freiheit (2006) ISBN 3-525-49085-2

Siehe auch

Bearbeiten
  • Frontalhirn (Exekutive Funktionen)
  • Volitionspsychologie
Bearbeiten