Erlesnis

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1. Erlesnis: was bei Literaturlektüre dem eigenen Empfinden nach an nicht-propositionalem Wissen erworben wurde

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"Erlesnis ist definiert als: was bei Literaturlektüre dem eigenen Empfinden nach an nicht-propositionalem Wissen erworben wurde."

"Benjamin Gittel referiert aus der Erkenntnistheorie drei Arten nicht-propositionalen Wissens, die sich dadurch auszeichnen, dass dieses Wissen nicht in Form von beweisbaren Aussagen seinen Wert erhält: „knowledge by acquaintance (etwas oder jemanden kennen), knowing how und knowing what it is like“. Ebenso wie die Intuition, aus Literatur gelernt zu haben, scheine es den anderen drei Arten eigen zu sein, so Gittel, dass das erworbene Wissen als schwer formulierbar empfunden wird. Als weitere Beispiele gibt er an: „Man kann etwa die Musik von Chopin kennen, wissen, wie man Tango tanzt oder wie es sich anfühlt, nach langer Zeit wieder verliebt zu sein, ohne dass man in der Lage sein muss, dieses Wissen propositional auszudrücken“ (Gittel 2013:281-282)."

2. Mein Interesse ist, Erlesnisse als neue Inhalte für Leseberichte hervorgebracht zu sehen

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"Mein Interesse ist, Erlesnisse als neue Inhalte für Leseberichte hervorgebracht zu sehen."

3. Erlesnisse in namhaft veröffentlichter Form allem Anschein nach kaum zu finden

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"Nicht hingegen befasse ich mich mit der Frage nach den Ursachen dafür, dass Erlesnisse in namhaft veröffentlichter Form allem Anschein nach kaum zu finden sind. Pierre Bourdieu thematisiert den zeitgenössischen wissenschaftssoziologischen Kontext mit seinen Wertschätzungsbedingungen bzw. – unter Bezugnahme auf Bateson – die evokative Macht des gewählten sprachlichen Stils für die Sozialforschung bzw. historische Sozialforschung[3] und – bezogen auf das Feld der Literaturforschung – formuliert Peter Lamarque zudem die Vermutung einer Sensibilitätsabnahme durch Verlauf und Dauer interpretatorischer Arbeit als einen weiteren möglichen Grund dafür, warum in der Literaturforschung kaum Äußerungen über eigene Gefühlsreaktionen zu lesen sind.[4]"

4. Durch Literaturlektüre kann nicht-propositionales Wissen erworben werden

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"Ebenso richtet sich mein Erkenntnisinteresse nicht auf die Frage, ob Texte Wissen enthalten können oder nur Personen Wissen haben. Es geht mir also nicht um die Klärung erkenntnistheoretischer Fragen, sondern ich lege zugrunde, was Personen an Erlebnissen bzw. Erlesnissen in Worte fassen und überlasse es der eigenen Einschätzung der Verfasser*, welches die Quelle des nicht-propositionalen Wissens ist, über das sie schreiben. Allerdings gehe ich davon aus, dass im Lese- und/oder Zuhörkontakt mit literarischen Texten Empfindungen entstehen und ich lege meinem Konzept Erlesnis die Annahme zugrunde, dass während der Literaturlektüre nicht-propositionales Wissen erworben werden kann. Ob die Lektüre in diesem Fall der einzige Faktor ist, interessiert mich nur in dem Maße wie die Erlesnis-Autoren* es schildern: Geht aus ihrem Text zum Beispiel hervor, dass sie der Auffassung sind, dass der Text, den sie gelesen haben, Eigenschaften hat, die zu ihrem Erlesnis geführt haben, kann darüber in einem Wikipedia-Eintrag berichtet werden, ohne dass ich entscheiden muss, ob ich das Zuschreiben von Eigenschaften angemessen finde oder nicht."

5. Für Erlesnisse eine Form suchen, die publizierbar wäre

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"In der gegenseitigen Bespiegelung von Literatur und Wikipedia wird doppelgleisig verfahren. Zum einen interpretiere ich vier sprachkünstlerische Werke aus Sicht von Wikipedia-Konzepten und stelle – inspiriert durch parrhesia – neue Lesarten vor, die Erlesnisse enthalten. Ich suche für Erlesnisse eine Form, die publizierbar wäre."

6. Fließende Übergänge

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"Nachdem ich zu dem Eindruck gelangt war, dass Erlesnisse in Leseberichten anderer nicht in einer Explizitheit formuliert wurden wie sie aus Wikipedia-Perspektive gedacht am besten geeignet wären, habe ich in eigenen Interpretationen erprobt, Erlesnisse im Rahmen publizierbarer Essays zu formulieren." "Es wird mit den folgenden Konzepten gearbeitet: Erlesnis, definiert als dasjenige, was bei Literaturlektüre dem eigenen Empfinden nach an nicht-propositionalem Wissen erworben wurde, Literatur**, womit das Entstehen von Empfindungen im Lese- und/oder Zuhörkontakt mit literarischen Texten gemeint ist, und drittens, demzufolge, mit Literatur**lektüre, was das Nachsinnen über einen Prozess bezeichnet, dem ein Leser* das Entstehen bestimmter Empfindungen zuschreibt. Den Übergang von einem Lektüreprozess zum eigenen Schreiben über Erlesnisse erachte ich als fließend, die Grenzen zwischen Wissensarten ebenso wie zwischen Schreibweisen."

7. Manchen ist das Äußern eines Erlesnisses eventuell nur mit einem „parrhesiatischen“ Schritt möglich

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"Konzept und Begriff Erlesnis nutze ich als mein Formalobjekt (Meyen et al. 2011:55-59). Ich habe es entwickelt, indem ich in vorhandenem Material nach einem größeren Zusammenhang gesucht habe, der über das konkret fassbare Materialobjekt hinauswies. Mit Erlesnis kann ich nunmehr auf ein dahinterliegendes Problem in Form einer Hypothese aufmerksam machen, nämlich, dass aufseiten Literaturbewanderter im deutschsprachigen Raum eine gewisse Scheu besteht, sich über eigene Erlesnisse schriftlich zu äußern. Mit der vorliegenden Arbeit können ansatzweise die nachteiligen Folgen dieser Zurückhaltung für die gemeinnützige Literaturvermittlung aufgezeigt werden.
Wie bei der Erfindung des Wiki übernehme auch ich aus der Architektur zusätzlich das Konzept „Entwurfsmuster“. Im objektorierten Programmieren wurde mithilfe von Entwurfsmustern die Wiederverwertbarkeit von Softwaretechnologien verbessert (Stigler 2009:203-212). Das Konzept findet im Rahmen meiner Arbeit da Anwendung, wo ich eine aus meiner Sicht literaturvermittelnde Abfolge zu denken versuche: von Entwurfsmuster 1 (publizierte literarische Texte) zu Handlung 1 (Lesen) zu Entwurfsmuster 2 (Erlesnis) zu Handlung 2 (Leseberichte publizieren) zu Entwurfsmuster 3 (Wikipedia-Einträge) und Handlung 3 (Erlesnisse in „Leseerlebnis“-Abschnitten zusammenfassend darstellen), in schematischer Ansicht, als Flowchart zu lesen:

Entwurfsmuster 1 = publizierte literarische Texte
Handlung 1 = Lesen
Entwurfsmuster 2 = Erlesnis
Handlung 2 = als Leseberichte publizieren
Entwurfsmuster 3 = Wikipedia-Einträge
Handlung 3 = Erlesnisse in „Leseerlebnis“-Abschnitten zusammenfassend darstellen; Zitate möglich

In diesem Modell wird keine Aussage darüber getroffen, welche Akteure* sich an den jeweiligen Schritten beteiligen. Letztlich könnte ein Autor* publizierter literarischer Texte von Entwurfsmuster 1 bis zu Handlung 3 alle Schritte vornehmen – was selten der Fall sein wird, aber nicht undenkbar ist. Wesentlich häufiger wird zum Beispiel mein Fall sein, in dem ab Handlung 1 (Lesen) zwei Schritte übersprungen werden und erst bei Entwurfsmuster 3 (Wikipedia-Einträge) der Prozess vom literarischen Text zum Sichtbarmachen eines Erlesnisses in einem Leseerlebnis-Abschnitt wieder aufgenommen wird.
Für die Literatur-seitigen Bedingungen der Darstellbarkeit nicht-propositionalen Wissens ist in dieser Hinsicht die Abfolge zwischen Handlung 1 (Lesen), Entwurfsmuster 2 (Erlesnis) und Handlung 2 (als Leseberichte publizieren) entscheidend. Gibt es hier nicht genügend zitierbare Quellen, kommt der Prozess ins Stocken. Literatur**lektüre allein wird also für gemeinnützige Literaturvermittlung wie sie in dieser Arbeit in den Blick gerückt wird nicht ausreichen. Werden Leseberichte, die Erlesnisse enthalten, namhaft publiziert, gelangen aus meiner Sicht sehr wertvolle Aussagen in den öffentlichen Raum. Manchen ist dies eventuell nur mit einem „parrhesiatischen“ Schritt möglich, denn je nach Empfinden in Bezug auf das Äußern von Erlesnissen jenseits von Freund*eskreisen kann der Schritt, Erlesnisse unter eigenem Namen Fremden gegenüber zu berichten, als eine Preisgabe mit großen „Freimütigkeitsanteilen“ empfunden werden, so meine Vermutung, wenn ich von mir selbst ausgehe und insofern ich die Kapitelüberschrift „Vom Heldenmut des Lesers“ zum Erlesnis-Beitrag von Ulrike Draesner richtig interpretiere (Draesner 2013:339-353)."

8. Erlesnis bei Wikipedia als einem Programm der Breitenaufklärung

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"richte ich mein Augenmerk anhand des neuen Konzepts Erlesnis am Beispiel von Gegenwartsliteratur auf das Problem der Vermittelbarkeit persönlicher Erkenntnisse und erforsche, wie ein Erlesnis in einem anderen Programm der Breitenaufklärung im weböffentlichen Umfeld der Gegenwart (Wikipedia) Wirkung entfalten könnte."

9. Plausibilität einer Schilderung, Vermittelbarkeit von nicht-propositionalem Wissen

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"Das jeweilige Maß an Plausibilität oder Begründbarkeit bestimmter Zuschreibungen soll im Rahmen dieser Arbeit allerdings nicht weiter erörtert werden, da es vom gewählten Ansatz her lediglich um dasjenige geht, was als Effekt von Lektüreprozessen geschildert wird. Die jeweilige Einschätzung der Autoren* selbst soll für die Erkenntnisziele dieser Arbeit eine ausreichende Grundlage für die Plausibilität einer Schilderung sein. Inwiefern und in welcher Form anderen ein Eindruck davon vermittelt werden kann, muss an dieser Stelle offenbleiben. Ebenso, ob, und falls ja, mit welchen Mitteln es erforschbar wäre. Für die pragmatische Ausrichtung der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, dass nicht-propositionales Wissen aus Literaturlektüre mindestens in Berichten über Erlebnisse aufgrund von oder aus Anlass von Literaturlektüre (genauer gesagt: in Erlesnissen) vermittelbar ist."

10. Zwischenrufe können eingespielte Diskurse unterbrechen und die Situation transformieren, der sie entspringen

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"Andreas Hetzel untersucht Geltungsansprüche von Gegenentwürfen zur jeweiligen hegemonialen Ordnung des Sagbaren unter anderem anhand von Jacques Rancière, in dessen Denken Wortergreifung – auf politische Repräsentationsregime bezogen – „für die Erfindung einer Sprache von Anteilslosen [steht], die sich Gehör verschaffen, ohne sich den Regeln eines etablierten Diskurses zu unterwerfen“ (Hetzel 2012:244). Redeereignisse, die unmögliche Forderungen artikulieren, können dabei subversiv und unvernehmbar sein und sich dennoch Gehör verschaffen. Zwischenrufe können eingespielte Diskurse unterbrechen und die Situation transformieren, der sie entspringen. Hetzels Ausführungen sind insofern erkenntnisreich, als die offene Verhandelbarkeit der Ordnung des Sagbaren bei Wikipedia auf Schreibweisen zu beziehen wäre, mit denen das Berichten über nicht-propositionales Wissen aus Literaturlektüre möglich würde. Allein schon Leseerlebnisse in Einträgen als solche zu deklarieren, erschien mir als Gegenentwurf, und erst recht, wenn tatsächlich von Erlesnissen berichtet würde, die als subjektives Wissen nicht vereinbar wären mit enzyklopädischen Vorstellungen im Kontext von Wikipedia – wie im folgenden Kapitel bezüglich der dort weitgehend anerkannten Neutralitätsdoktrin darzulegen ist."

11. (Hypothese) Aufseiten Literaturbewanderter im deutschsprachigen Raum besteht eine gewisse Scheu, sich über eigene Erlesnisse schriftlich zu äußern

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"Bei Erlesnis handelt es sich um eine Wortschöpfung, die dasjenige bezeichnet, was bei Literaturlektüre dem eigenen Empfinden nach an nicht-propositionalem Wissen erworben wurde. Dem Konzept und dem Begriff Erlesnis kommt in meiner Argumentation also besonderes Gewicht zu. Erlesnis ist mein Formalobjekt, das ich entwickelt habe, indem ich in vorhandenem Material nach einem größeren Zusammenhang gesucht habe, der über das konkret fassbare Materialobjekt hinausweist. Erlesnis macht auf ein dahinterliegendes Problem aufmerksam, das ich in Form einer Hypothese vorbringen möchte, nämlich, dass aufseiten Literaturbewanderter im deutschsprachigen Raum eine gewisse Scheu besteht, sich über eigene Erlesnisse schriftlich zu äußern. Mit der vorliegenden Arbeit werden ansatzweise die nachteiligen Folgen dieser Zurückhaltung für gemeinnützige Literaturvermittlung aufgezeigt.
Zwar gehe ich davon aus, dass im Lese- und/oder Zuhörkontakt mit literarischen Texten Empfindungen entstehen und ich lege meinem Konzept Erlesnis die Annahme zugrunde, dass während der Literaturlektüre nicht-propositionales Wissen erworben werden kann. Ob allerdings nicht-propositionales Wissen im Augenblick der Literaturlektüre oder erst im Zuge des Nachsinnens darüber (also bei Literatur**lektüre) entsteht, ist hier nicht erheblich, denn es kommt für die vorliegende Fragestellung allein darauf an, was andere über ihre Erlesnisse schreiben (und nicht, was sie darüber denken, wie, warum oder wann es entstanden ist)."

12. Andeutungen von Erlesnis-Chancen in Teasern bei "Schon gewusst?"

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"In 10 von 61 Fällen wurde in [Schon gewust?-]Teasern, die auf der Hauptseite landeten, mehr oder weniger stark eine Erlesnis-Chance angedeutet – mit etwa 15% immerhin keine geringe Menge, aber es handelt sich um keine direkten Erlesnis-Schilderungen, sondern nach meinem Empfinden nur um Andeutungen einer Chance. Zwar wissen erfahrene Leser*, was man bei der Lektüre erleben kann, aber mir ging es darum, anhand eines Kriteriums aufzuzeigen, in welchem Maß und wie (un)deutlich in einem Teaser auf der Wikipedia-Hauptseite der deutschsprachigen Version Erlebnisse formuliert werden, die unter anderem für eine Tätigkeit wie das Lesen von Literatur spezifisch sind. In vier weiteren Fällen wurde diese Chance verpasst, denn obwohl es entsprechende Teaser-Vorschläge gegeben hat, wurde ein anderer Aspekt aus dem Artikel bevorzugt. Das heißt aus meiner Sicht: selbst wenn es in einem Werkartikel schon Informationen gibt, aus denen Erlesnisse zu schließen wären, und diese tatsächlich in Teaservorschlägen zur Sprache kommen, kann es sein, dass andere Aspekte bevorzugt werden – aus welchen Gründen auch immer. Eine der am deutlichsten formulierten Erlesnis-Chancen bezieht sich: auf ein Sachbuch [23]. Ob es sich hierbei um einen Zufall oder eher um einen systemisch bedingten Treffer handelt, der für die Haltung von Usern, die sich an Arbeiten in diesem adhoc-Team beteiligen, erwartbar ist, könnte in einer größer angelegten Studie herauszufinden sein"

13. Das Vieldeutige literarischer Texte in Erlesnissen weiter bearbeiten

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"Ich bin optimistisch bezüglich der Nutzung von Wiki-Software für Debatten, in denen es um dasjenige geht, was künstlerische Werke ausmacht: das Vieldeutige, das wir im Lektüreprozess vor unseren Augen in Szene setzen und in Erlesnissen weiter bearbeiten. Indem wir uns darüber austauschen wollen, feiern wir ihre Existenz gewissermaßen, die Werke ebenso wie unsere Lektüreerfahrungen."

14. Wie sähe ein angemessener Eintrag zu einem Sprachkunstwerk aus?

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ganzer Abschnitt: Wie sähe ein angemessener Eintrag zu einem Sprachkunstwerk aus?

15. (Beschreibung der Rolle von Erlesnissen in den vier eigenen Interpretationen)

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"Zu Save the Reaper verknüpfe ich in meiner Interpretation ein doppeltes Erlesnis mit einer aktuellen Zusammenschau zu gängigen Versionierungsverfahren, um einen bestimmten Aspekt von Alice Munros Erzählkunst anhand von Textstellen interpretierend darzulegen.
In meinem Beitrag zu Alfred and Emily interpretiere ich die inhaltliche Signifikanz des intertexuellen Bezugs zur London Encyclopaedia 1983, und speziell zu dessen Eintrag „Royal Free Hospital“, den Lessing 25 Jahre später wortwörtlich an zentraler Stelle von Alfred and Emily übernimmt, womit mein Erlesnis zusammenhängt.
Meine Interpretation von Reisende auf einem Bein fußt auf einem Erlesnis, das mich um eine besondere Sorte von „Wissen wie“ bereichert hat. Ich gehe einer bestimmten Spur nach, über deren Bedeutsamkeit für das Thema des Textes ich in der mir bekannten Forschungsliteratur zu Reisende auf einem Bein bisher nirgends eine Erwähnung gefunden habe.
Über meine Lektüre von rein GOLD berichte ich anhand einer kulturgeschichtlichen Reise, in der Jelineks Variante von Gezanke mit Aushandlungen und Streitgesprächen an anderen Orten und zu anderen Zeiten verglichen wird. Mein Erlesnis formuliere ich zu Beginn."

16. Erlesnis-Darstellungen in den eigenen Interpretationen

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ganzer Abschnitt: Erlesnis-Darstellungen in den eigenen Interpretationen

17. aus dem Abschnitt "Fazit" (nicht-propositionales Wissen als Quelle des Erlebens)

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"Zu den Bedingungen der Darstellbarkeit nicht-propositionalen Wissens aus Literaturlektüre bei Wikipedia zählt, dass genügend Personen der Literaturszene an publizistisch namhaften Orten Erlesnisse verfassen, die in enzyklopädischen Einträgen als Beleg verwendet werden können. An Schreibweisen für Leseberichte, die Erlesnisse zur Sprache bringen, gibt es im Deutschen eine große Bandbreite. Aufseiten der deutschsprachigen Wikipedia-Community ist mit Akzeptanz für dezidierte Leseerlebnis-Abschnitte zu rechnen, da deren Inhalte nicht als Gegenentwürfe zur bestehenden Ordnung des Sagbaren aufgefasst werden. Nicht-propositionales Wissen war bisher in Literaturartikeln bei Wikipedia keine spürbare Größe und sein Anteil für die Aussagekraft eines Eintrags unerprobt. Durch Ergebnisse der vorliegenden Arbeit konnte aufgezeigt werden, dass die Spielräume, in denen Erlesnisse in Wikipedia-Einträgen zur Spache gebracht werden können, zumindest in der aktuellen Phase des Projekts bezogen auf die deutschsprachige Version recht groß sind, so dass die Ordnung des Sagbaren nunmehr die Artikulation von nicht-propositionalem Wissen aus Literaturlektüre zu beinhalten scheint. Subversiv bleibt dabei allein der Aspekt, dass das Eigentliche, die Erlesnisse, in Leseerlebnis-Abschnitten eher nebenbei untergemischt werden. Dies kann sich ändern, sobald auf Literaturseite mehr Zitierbares zur Verfügung steht. Es wäre ein Beitrag zur Förderung der Wahrnehmung der spezifischen Stärken von Literatur.
Literarische Texte treffen in der Öffentlichkeit stets auf ein Umfeld, in dem außerliterarische Diskurse dominant sind und nicht-propositionales Wissen als Quelle des Erlebens daher kaum wahrgenommen wird. Mit Erlesnis als Formalobjekt konnte in dieser Arbeit ein größerer Zusammenhang sichtbar gemacht werden. Es zeigt sich ein Problem, dass zunächst nur in Form einer Hypothese formulierbar ist, nämlich, dass aufseiten Literaturbewanderter im deutschsprachigen Raum eine gewisse Scheu besteht, sich über eigene Erlesnisse im öffentlichen Raum in direkter Ausdrucksweise schriftlich zu äußern. Ansatzweise konnten für den multidisziplinären Aushandlungsraum Wikipedia nachteilige Folgen einer solchen angenommenen Zurückhaltung aufgezeigt werden. Allerdings ist vermutbar, dass nicht allein gemeinnützige Literaturvermittlung davon betroffen ist, sondern dass auch erwerbsorientierte Vermittlungsinitiativen in einer medial geprägten Erlebnisgesellschaft einen Gewinn daran hätten, Erlesnisse bei der Vermittlung von Literatur ins Rampenlicht zu holen. Die Literaturvermittlungsforschung ist gefordert, sich eingehender und auch auf theoretischer Ebene mit weböffentlichen Inhalten sowie gemeinnützigen Aspekten auseinanderzusetzen."