Ideler, Karl Wilhelm: Biographieen Geisteskranker in ihrer psychologischen Entwicklung. Berlin: H. Schroeder 1841, XVI + 222 Seiten + 10 lithographische Tafeln + 1 gefaltete lithographische Tafel, Erstdruck.
[Die 11 Porträts psychiatrischer Patienten wurden von dem Bildnismaler, anatomischen Zeichner und Lithographen Carl Resener (THIEME-BECKER XXVIII, S. 182) gefertigt.]
Nur gelegentlich verwendet Ideler bereits den Begriff Psychiatrie. (S. 41). Wie Heinroth (1773 - 1843) eine Generation vor ihm, bezieht auch Ideler (1795 - 1860) die Biographie in die Pathogenese der Geisteskrankheiten ein. In der hier vorgestellten Abhandlung schildert er elf Krankengeschichten unter lebensgeschichtlichem Aspekt, wobei er auch die soziale Anamnese ausführlich wiedergibt. In der Mehrzahl der Fälle erkennt er einen Zusammenhang zwischen fehlender Selbstkontrolle und psychischer Erkrankung:
Ungestümes Begehren bei fehlender Selbstbeherrschung muß entweder die Phantasie zum Erdichten einer ihr entsprechenden Weltvorstellung bestimmen, um in ihr eine erträumte Befriedigung zu erfinden (fixer Wahn); oder sie treibt das empörte Gemüth zum wilden Kampf gegen die verhaßte Wirklichkeit an (Tobsucht); oder sie erfüllt dasselbe mit tiefster Traurigkeit aus dem Gefühl einer unmöglichen Befriedigung (Melancholie); oder sie zerrüttet endlich die Seelenkräfte durch ein allzu naturwidriges Verhältnis, und bringt dadurch die Verwirrtheit hervor.(S. X)
Trotz psychologischer Entwicklung der Geisteskrankheiten hält Ideler eine Anlage für gegeben: Die Seele ist aber insofern Entwicklungsgesetzen wie das organische Leben untergeordnet, als jede ihrer Erscheinungen vorbereitet, d. h. in einer Anlage begründet ist, welche nur des äußeren Impulses bedarf, um hervorzutreten. (S. 154)

Zu den Krankengeschichten und Patientenporträts
Idelers Ätiologie-Konzept aus psychodynamischer Sicht

22,5 x 32,5 cm
 Wikisource: Karl Wilhelm Ideler – Quellen und Volltexte



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