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SCHWERPUNKT 365 JAHRE QUÄKER… S. 9-12

S. 9

EINBLICKE IN DIE GESCHICHTE DER QUÄKER

»Lasst Euer Leben sprechen«


Foto: Das Quäkerhaus in Bad Pyrmont (Eingang)


Die Anfänge des Quäkertums regten sich Mitte des 17. Jahrhunderts. Es war eine Zeit heftiger politischer und religiöser Unruhen in England. Viele Menschen spürten, dass die Kirche sich vom wahren Christentum entfernt hatte, sich in starren Regelwerken und eigennützigen Interessen festgefahren hatte.

JANET KREYSA, SWISTTAL

Unabhängige Prediger wie der Schuster George Fox (1624-1691) fanden bei den »Suchenden« Gehör. Fox, der sich gut in der Bibel auskannte, war im Alter von 19 Jahren von zu Hause weggegangen, um Antworten auf geistliche Fragen zu suchen. Nachdem er in tiefer Verzweiflung über die Scheinheiligkeit der etablierten Kirche, in der ihm niemand eine Antwort auf seine Fragen geben konnte, durch England gewandert war, kam er zu der Überzeugung, dass Gott direkt zu ihm sprechen konnte, ganz ohne Priester oder Rituale. Inspiriert von dieser Offenbarung wurde er zu einem wortgewaltigen Redner. Er hinterließ einen bleibenden Eindruck bei seinen Zuhörern, zunächst unter »einfachen« Landleuten. Aber bald waren auch so einflussreiche und gebildete Menschen wie Margaret Fell (»die Mutter des Quäkertums«) und William Penn (nach ihm ist Pennsylvania benannt) von seiner Botschaft überzeugt. Fox wollte keine neue »Sekte« gründen. Er glaubte, das Christentum neu entdeckt zu haben und Männer und Frauen zu befreien, damit sie sich über die institutionellen Grenzen einer Kirche hinaus bewegen konnten. Seine Botschaft wurde jedoch von den Autoritäten mit größtem Misstrauen betrachtet. Er und seine Freunde wurden verprügelt, inhaftiert und in einigen Fällen sogar getötet, weil sie entschlossen waren, ihre Meinung deutlich zu äußern. Diese Erfahrungen führten zum Bedürfnis nach einer stärkeren Organisation, vor allem zur Unterstützung der Familien der Verfolgten, und so wurde die »Religiöse Gesellschaft der Freunde« gegründet. Quäker bezeichnen sich heute oft gegenseitig als »Freund«. Der Begriff »Quäker« (vom englischen »Quaker«, dtsch. »Zitterer«) wurde zunächst spöttisch verwendet, und zwar gegenüber Fox und seinen Freunden während eines Prozesses wegen Gotteslästerung. Aber viele Quäker kennen das Gefühl, wenn sie zum Sprechen bewegt werden: Die wartende Selbstprüfung, ob man wirklich etwas sagen muss, oder eine innere Erschütterung führen manchmal dazu, dass die Stimme zittert.

Dem Frieden dienen

Um 1660 befürchtete König Karl II. angesichts des raschen Wachstums der Bewegung, dass die Quäker eine gewaltsame Revolution planten. Die Quäker teilten ihm mit, dass ihre Mission allein in der geistigen Erneuerung bestehe und dass sie niemals Waffen einsetzen würden, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Erklärung bildet die Grundlage für das Friedenszeugnis der Quäker, das auch heute noch zitiert wird und die Entschlossenheit der Quäker bekräftigt, dem Frieden zu dienen. Ab 1662 wurden Versammlungen von mehr als fünf Quäkern verboten. Doch die Bewegung wuchs weiter. Da sie in den Kirchen unerwünscht waren, errichteten die Quäker »Meeting Houses«. Viele werden auch heute noch genutzt. 1689 beendete der Toleration Act in England die Verfolgung und erlaubte den Quäkern, sich frei zu versammeln. In einem solchen Meeting versammeln sich die Freunde in Stille, um offen für das Licht zu sein und, wenn sie sich dazu berufen fühlen, ihre Erfahrungen mit diesem Licht zu teilen. Der Schlüssel zur Entwicklung des Quäkertums ist ein Verständnis für gemeinsame Führung, die die individuelle Eingebung prüft und ihre Form gibt. Für Quäker sind von Anfang an Begriffe wie Wahrheit, Gleichheit, Einfachheit und Friede keine abstrakten Werte, sondern wesentliche Lebensgrundsätze, die sie Zeugnisse nennen. »Lasst euer Leben sprechen«, sagte George Fox. Bis 1700 war die britische Jahresversammlung der Freunde eine Organisation, die eine bestimmte Lebensweise von ihren Mitgliedern erwartete. Freunde durften Andachten halten, obwohl ihnen der Zugang zu englischen Universitäten und dem politischen Leben immer noch versperrt blieb. Sie wurden zu »einem eigentümlichen Volk«; doch der Umstand, dass sie sich von der umgebenden Kultur absonderten, mag ihnen geholfen haben, ihre Zeugnisse zu erhalten, wie etwa die Gleichbehandlung von Frau und Mann.

Kampagne gegen die Sklaverei

Es folgte eine pietistische Periode des Quäkertums. Ihr Fokus wurde nun mehr nach innen gerichtet. Quäker waren an ihrer schlichten Kleidung und Sprache sowie an ihrer Ablehnung von Musik und Tanz zu erkennen. Wer sich nicht an die Konventionen hielt, wurde oft angeschwärzt. Dennoch traten einige bemerkenswerte Persönlichkeiten und soziale Anliegen hervor. Am wichtigsten war die langwährende Kampagne gegen die Sklaverei. Angesichts ihres Bekenntnisses zur Gleichberechtigung überrascht es, wie viele Quäker ursprünglich von der Sklaverei profitiert haben. Der erste schriftliche Protest kam von Quäkern und Mennoniten, die 1683 aus der Gegend von Krefeld nach Germantown in William Penns Staat Pennsylvania ausgewandert waren. Sie waren schockiert, dass andere Quäker, sogar Penn, Sklaven besitzen und mit ihnen handeln konnten, und forderten 1688 ein Ende dieser Praktiken. Doch viele Jahrzehnte lang hielten Quäker, wie viele andere auch, weiterhin Sklaven. John Woolman (1720-1772) bemühte sich, die Welt von den Übeln der Sklaverei zu überzeugen. Er war ein begnadeter Prediger, dessen Lebensstil sein Engagement widerspiegelte. Seine Kleidung bestand aus ungefärbten Stoffen, da die Herstellung dunkler Kleidung, die die Quäker normalerweise trugen, Sklavenarbeit erforderte. Woolman plädierte auch für eine nachhaltige Landwirtschaft, die Notwendigkeit eines einfachen Lebensstils und den Respekt vor allem Lebendigen. Seine Überzeugungen brauchten Zeit, um Akzeptanz zu finden. Erst 1727 in Großbritannien und 1783 in Nordamerika verboten die »Freunde« ihren Mitgliedern den Besitz oder Handel mit Sklaven. Sobald sie jedoch überzeugt waren, setzten sich die Freunde in Zusammenarbeit mit anderen aktiv für die Abschaffung der Sklaverei ein, was dazu führte, dass die Sklaverei in Großbritannien 1807 und in den USA 1865 verboten wurde. In der Zwischenzeit waren viele Quäker in Handel und Industrie tätig geworden, und dank ihrem Ruf der Integrität genossen sie allgemeines Vertrauen. Sie waren unter anderem im Bankwesen, in der Schokoladenherstellung, in der Pharmazie, in der Schuhindustrie und in der Eisenverhüttung tätig. Sie waren finanziell erfolgreich, obwohl – oder gerade weil – sie für Wohnraum und humane Arbeitsbedingungen sorgten. Und da die Quäker unnötigen Luxus vermeiden sollten, konnten sie ihren Reichtum für weitere »gute Werke« einsetzen. Viele Quäkerinnen und Quäker waren Wissenschaftler*innen, inspiriert von der Idee, dass sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch im religiösen Leben die Erfahrung und die Suche nach der Wahrheit mehr zählen als Dogmen. Im Gegensatz dazu wurde das Quäkertum des 19. Jahrhunderts immer dogmatischer und verließ sich mehr auf biblische Texte als auf die von Fox betonte individuelle Suche nach der Wahrheit. Auf der Konferenz von Manchester 1895 trugen progressive Freunde dazu bei, diesen Trend umzukehren, was zu einem liberaleren Ansatz führte.

Quäkertum in Deutschland

Im 17. Jahrhundert hatten viele Deutsche die Botschaft der Quäker aufgegriffen und Gruppen in Emden, der Pfalz, Hamburg, Friedrichstadt, Danzig und anderen Orten gegründet. Doch die Gegnerschaft gegen das Quäkertum war so heftig, dass viele Quäker auswandern mussten. Und so ging die Zahl der deutschen Quäker zurück. Im Jahr 1790 stellten Quäker, die aus England zu Besuch kamen, fest, dass die Mindener Quäker ernste Schwierigkeiten hatten, denn Minden gehörte damals zum preußischen Staat, und in Preußen war man entschlossen, Kriegsdienstverweigerern keinerlei Zugeständnisse zu machen. Im Gegensatz dazu hatte der Fürst von Waldeck die Quäker bei Bad Pyrmont als Religionsgesellschaft anerkannt, die das Recht hatte, den Kriegsdienst zu verweigern. Britische und amerikanische Freunde halfen dort beim Bau des Quäkerhauses, das noch heute genutzt wird. Über 1.000 Menschen besuchten 1800 die erste Quäkerandacht in Bad Pyrmont. Doch die Napoleonischen Kriege und grassierende Armut führten zu weiterer Emigration. 1914 waren in Deutschland nur noch wenige Quäker übrig. In den 1920er Jahren brachte die »Quäkerspeisung« Deutsche und Österreicher erneut in Kontakt mit dem Quäkertum. Obwohl diese Freunde aus Übersee nicht predigten, machten sie deutlich, dass ihre Arbeit für Wiederaufbau und Versöhnung auf religiösen Überzeugungen beruhte. Diese Idee fand Anklang und 1925 wurde die deutsche Jahresversammlung der »Religiösen Gesellschaft der Freunde« gegründet. 1933 umfasste sie 196 Mitglieder. In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft war es schwer, ein deutscher Quäker zu sein. Obwohl das Quäkertum nicht verboten war, war es schwierig, das Bekenntnis zu Frieden, Integrität, Gleichheit und Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Einige arbeiteten offen mit den in Berlin ansässigen internationalen »Freunden« zusammen, die Juden zur Emigration verhalfen. Die meisten Aktionen fanden jedoch im Stillen statt und boten sowohl denjenigen, die nicht fliehen konnten, als auch den politischen Gefangenen während und nach ihren Haftstrafen Unterstützung und Zuflucht. Mehrere »Freunde« wurden verhört und inhaftiert. Elisabeth Heims, die eine Gruppe junger Menschen, die sie betreute, nicht im Stich lassen wollte, begleitete sie freiwillig bei der Deportation und wurde zusammen mit ihnen ermordet. Bereits im Juni 1945 leisteten internationale Quäker Hilfsarbeit in Deutschland, zunächst für die unmittelbaren Opfer des Nationalsozialismus, später für die notleidende Bevölkerung. Wo immer es möglich war, arbeiteten deutsche Quäker mit ihnen zusammen, zum Beispiel bei der Quäkerspeisung und der Gründung von Quäkernachbarschaftsheimen – sozialen Zentren, die alle herzlich willkommen hießen, die sich an Aktivitäten zur Selbsthilfe und Demokratie beteiligen wollten.

Quäkertum weltweit

Durch internationale Hilfsprogramme und Missionsarbeit gibt es heute überall auf der Welt Quäkergruppen, die in Sprache, Glauben und Praxis sehr unterschiedlich sind. Von den 375.000 Quäkern weltweit leben 49 Prozent in Afrika, 22 Prozent in Nordamerika, 14 Prozent in der Karibik und in Lateinamerika, neun Prozent in Asien und im Westpazifik und sechs Prozent in Europa und im Nahen Osten. Im Jahr 1937 schlossen sich diese verschiedenen Stränge des Quäkertums im »Friends World Committee for Consultation« zusammen. Das FWCC hat bei den Vereinten Nationen den Status einer Nichtregierungsorganisation (NGO).

Deutsche Literatur über die Quäker:

Und was kannst du sagen? Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) Deutsche Jahresversammlung, Bad Pyrmont, 1. Auflage 2015

Quäker Glauben und Wirken: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) Deutsche Jahresversammlung , Bad Pyrmont, 2010

Deutsches Historisches Museum, Heft 15, Winter 1995-6, Stille Helfer – 350 Jähre Quäker (Achim von Borries) Bild © Mike Fouque - stock.adobe.com

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S. 10


QUÄKER-AKTIVITÄTEN NACH 1945

Projekte für mehr Frieden

Foto: Warten auf die Quäkerandacht Foto: Kerstin Mangels

Bernhard Klinghammer schildert, wie die deutschen Quäker nach 1945 und bis heute versuchen, ihren Glauben nicht nur im täglichen Leben in »Tun« umzusetzen.

BERNHARD KLINGHAMMER, RONNENBERG (NIEDERSACHSEN)

Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beteiligte sich die Frankfurter Quäkergruppe an der Gründung der NGO »Nothelfergemeinschaft der Freunde«. Sie will – entsprechend den Zielen des 1918 von Schweizer und englischen Quäkern gegründeten »Internationalen Zivildienstes« – mit jungen Leuten aus vielen Ländern dazu beitragen, ein friedlicheres Europa zu schaffen. In zahlreichen Workcamps halfen von 1946 bis ca. 1970 bis zu 500 Volontär*innen jährlich beim Bau von Wohnungen für kinderreiche Kriegerwitwen, beim Aufbau und Unterhalt von Kinder- und Waisenheimen sowie zahlreichen sozialen Projekten in Norwegen, Finnland, Dänemark, Holland und Österreich. Mit zwanzig Volontär*innen in Israel begann 1960 eine bis heute bestehende Entsendung von zahlreichen Helfern*innen in viele Länder Afrikas, Südamerikas und Asiens. Das Vermächtnis der Jüdin Olga Herz und ihrer beiden Quäker-Freundinnen Auguste Krüger und Bertha Schärff ermöglichte es einer Hamburger Quäkergruppe, im Januar 1950 das Kinderheim Holm-Seppensen für kurzzeitige Begleitung von Kindern aus dem Raum Hamburg zu eröffnen. 1968 erfolgte die Umwandlung in ein vollstationäres Kinderheim, um Kindern einen stabilen Lebensort anzubieten. Das Angebot richtete sich vorrangig an die Hamburger Sozialbehörde. Es folgte die Weiterentwicklung zu einem stationären und ambulanten Jugendhilfezentrum. Inzwischen gehört die GmbH der Quäker-Stiftung, in deren Stiftungsrat engagierte Quäker, Mitarbeiter*innen und ehemalige Vereinsmitglieder vertreten sind und der Anteil nimmt an den Entwicklungen, Sorgen und Freuden der konkreten Arbeit; er gibt Anregungen und vermittelt Sichtweisen, die über das Konkrete hinausgehen und er stellt die Verbindung zu der Haltung und dem Menschenbild der Quäker her. 1958 haben deutsche Quäker ein Entwicklungsprojekt der norwegischen Quäker mit einem Einsatz in der Kabylei in Algerien unterstützt. Dies führte zur Gründung der »Quäkerhilfe e.V.«, die seither zahlreiche Projekte in Europa, Afrika und Vorderasien vor allem finanziell und organisatorisch begleitet, vergleichbar mit den Zielen von »Brot für die Welt«, aber entsprechend der geringen Zahl von Mitgliedern natürlich in viel kleinerem Maßstab. 1960 haben Quäker die Idee der Ostermärsche gegen Atomwaffen jeder Nation von England übernommen und in Deutschland populär gemacht. Auf ihrem Höhepunkt in den frühen 1980er Jahren beteiligten sich Hunderttausende an den Märschen. Die Selbstverpflichtung der Ostermarschierenden lautet bis heute: »Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin deshalb entschlossen, keine Art von Krieg weder direkt noch indirekt zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.« 1961 wurde für die »Jungfreund*innen« und andere Quäker die »Begegnungsstätte der Freun de e.V.« gegründet. Jungfreunde und Mitglieder bauten ein Low-Standard-Haus mit Selbstversorgung für Freizeiten von Quäkern, Studentengruppen und Konfirmandengruppen in Udenhausen/ Hunsrück. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden der Quäkergemeinschaft. Nach 40 Jahren wurde diese Aktivität jedoch wegen mangelnder Nachfrage beendet. 1994 haben deutsche Quäker die Idee »Alternatives to Violence Project« aus den USA von amerikanischen Quäkern aufgegriffen. Es ist ein von Freiwilligen durchgeführtes Konflikttransformationsprogramm. Teams geschulter AVP-Moderatoren führen Erfahrungsworkshops durch, um die Fähigkeiten der Teilnehmer*innen zur Lösung von Konflikten zu entwickeln, ohne auf Manipulation, Zwang oder Gewalt zurückgreifen zu müssen. Entsprechende Kurse werden inzwischen in über 50 Ländern auf sehr unterschiedliche Weise durchgeführt. Es wurde ein deutscher Zweig »Projekt Alternativen zur Gewalt« (PAG.e.V.) aufgebaut. Hier wurden mit den (übersetzten) amerikanischen Handbüchern im Schneeballsystem Begleiter*innen für Workshops ausgebildet, und inzwischen wurden mehr als 400 Wochenend-Workshops ehrenamtlich vor allem in norddeutschen Justizvollzugsanstalten durchgeführt, für die die JVAs im Wesentlichen die Kosten für Reisen, Übernachtungen und Verpflegung übernehmen. In den JVAs werden auch Begleiter*innen ausgebildet, die in den Begleiter-Teams mitwirken und zuweilen auch nach der Entlassung bei PAG aktiv bleiben. Bei all diesen Aktivitäten sind Quäker in der Minderheit tätig mit vielen anderen Gleichgesinnten aus anderen Glaubensgemeinschaften oder auch Atheisten, die oft gar nicht wissen, welche Rolle Quäker beim Zustandekommen der Initiativen spielten, weil stets das Prinzip »Ethik ist wichtiger als Religion« das Tun bestimmt. Dem Leitbild »Weltethos« (nach dem Schweizer Theologen und Kirchenkritiker Hans Küng) mit dem Streben nach Gerechtigkeit, Gewaltfreiheit, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Gleichheit aller Menschen fühlen sich eben auch viele Quäker verpflichtet.

Bernhard Klinghammer war ein Berufsleben lang als Anästhesist in einem Krankenhaus in Hannover tätig und begleitet seit 2013 mit seiner Frau Karin nach Bedarf sechs Familien von Flüchtlingen und Zuwanderern aus vier Ländern.


EINE »JUNGFREUNDIN« ERZÄHLT

Wertschätzung ist das Allerwichtigste

Jungfreund*innen sind am Quäkertum interessierte Menschen zwischen 16 Jahren und Anfang 30, »Suchende und Findende«. Lea Klinghammer ist 25 Jahre alt, Physiotherapeutin, und erzählt aus ihrer Sicht, was diese besondere Quäker-Gruppe tut.

LEA KLINGHAMMER, BOCHUM

Wir sind die Jungfreund*innen. Wir sind eine Gruppe in Deutschland. Oder in Europa und dem Nahen Osten (Emeyf). Und wir sind auch Einzelne. Wir sind Teil einer »normalen« Quäkerandachtsgruppe. Oder auch nicht. Wir tauschen uns über unsere Spiritualität aus. Oder wir mögen einfach die Leute. Wir genießen die Gemeinschaft. Wir fühlen uns geborgen. Wir probieren das Quäkerleben aus. Wir nehmen Anregungen von Treffen mit in unseren Alltag. Wir halten »Geschäftsandachten« und Andachten. Und wir spielen bis spät in die Nacht. Wir singen Lieder und basteln Gemeinschaftsprojekte. Wir haben kleine Kinder dabei. Wir kochen zusammen. Wir sehen uns selten. Wir sind wenige und wir wohnen weit voneinander entfernt. Wir halten persönlichen Kontakt in der Zeit zwischen den Treffen. Oder auch nicht. Aber wenn wir uns wiedersehen ist es, als wären wir gestern erst auseinander gegangen. Auch wenn wir die Anderen gar nicht alle kennen. Eigentlich ist das gar kein so fester Begriff, die Jungfreund*innen. Es gibt keine Mitgliedschaft bei den Jungfreunden. Manche sind Mitglied in einer Jahresversammlung, andere nicht. Die Gruppe wandelt sich rasch, wird größer und wieder kleiner. Es kommen Neue dazu und Andere bleiben weg. Manche sieht man nur einmal und Andere bleiben für Jahre dabei. In Nicht-Corona Zeiten treffen wir uns zwei bis drei Mal im Jahr. Einmal im Rahmen der Deutschen Jahresversammlung und einmal im Frühling zu einem Jahrestreffen unter Jungfreunden allein. Wenn das nicht ausreicht, kann man auch zu den zwei weiteren Treffen von emeyf (europe and middle east young friends) gehen. Während der Geschäftsandachten beschließen wir, wer die Treffen organisiert. Und natürlich auch alles, was sonst so ansteht. Organisatorisches zwischen den Treffen läuft meist über E-Mail-Verteiler. Was gemacht wird, bestimmt die Gruppe. Mit welchem Thema beschäftigen wir uns (das kann wirklich alles Mögliche sein von den Quäkerzeugnissen im Allgemeinen über den eigenen Glauben bis hin zu sehr praktischen Dingen wie Ernährung), wollen wir abenteuerliche Dinge ausprobieren (zum Beispiel nachts einen Hügel hochkraxeln, um zu Silvester das Feuerwerk von oben zu sehen), was machen wir in der Zeit, die dazwischen liegt? Und natürlich auch: Wann bin ich mit Abwaschen dran... obwohl das auch seeehr lustig werden kann! Für mich war es ganz selbstverständlich, irgendwann Jungfreundin zu sein, denn ich bin mit den Quäkern aufgewachsen. Meine Mutter hat uns mit zu Treffen genommen und für Jugendliche gibt es auch Freizeiten. Also habe ich mich riesig gefreut, als ich endlich auch zu den Jungfreund*innen gehören durfte und mal an einer »Geschäftsversammlung« teilnehmen durfte (das klingt zwar ziemlich trocken und verstaubt, aber ich finde es immer sehr faszinierend). Die meisten kannte ich ja schon von den anderen Treffen, also hat sich das alles ganz normal angefühlt. Es gibt aber auch junge Menschen, die zu unseren Treffen kommen, weil jemand sie mitgebracht hat oder weil sie irgendwie sonst davon erfahren haben. Die vielleicht vorher noch nicht viel von Quäkern gehört haben. Meistens fällt das aber gar nicht so auf. Sie sind genauso sehr Teil der Gruppe, wie alle anderen. Aber es ist immer schön, wenn so noch ein neuer Austausch entsteht. Manchmal frage ich mich, wie »unser« Verhalten auf Leute wirkt, die das so nicht kennen. Vor dem Essen eine Stille und immer warten bis alle wirklich da sind... (wobei, beim Frühstück wird da schon mal eine Ausnahme gemacht, wenn die Langschläfer wieder nicht aus den Federn kommen). Auch eine sehr schöne Sache ist emeyf, also die Jungfreunde aus Europa und dem Nahen Osten. Geografisch also noch weiter auseinandergezogen. Emeyf hat ein online-Magazin, »Willy and Penn« – benannt nach William Penn, dem Gründer des US-Staats Pennsylvania –,wo inhaltlicher Austausch auch zwischen Treffen gut möglich ist. Leider war ich erst einmal bei einem echten Treffen. Aber das war sehr schön und noch mal anders als die Treffen hier. Es wird viel Englisch gesprochen, was schon herausfordernd sein kann, auch wenn man denkt, man könnte es eigentlich ganz gut, aber wenn jemand eine Übersetzung braucht, stehen sofort andere Jungfreund*innen bereit. So funktionieren auch Treffen in Russland oder in Südosteuropa. Und wo die gesprochene Sprache ihre Grenzen hat, wird man eben kreativ. Natürlich kann so etwas auch zu Missverständnissen führen. Aber die gibt es ja sogar, wenn man dieselbe Sprache spricht. Zum Glück habe ich den Umgang in schwierigen Situationen bisher immer sehr vorsichtig und liebevoll erlebt. Ich glaube, die Wertschätzung des Gegenübers ist da das Allerwichtigste. Vielleicht auch, um das nicht zu vergessen, nennen wir uns schließlich die Jung-FREUND*INNEN.

Links:

https://willyandpenn.com/


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GESPRÄCH MIT EINER LANGZEIT-QUÄKERIN

»Ein unglaubliches Kraftpotential«

Wichtig im Quäkerleben: inneres Licht Foto: Kerstin Mangels

Christine Bechtel stammt aus einer Quäkerfamilie und arbeitet als Familienbegleiterin. Im Gespräch mit CONTRASTE-Redakteurin Ariane Dettloff erzählt sie von ihrem Quäkerinnen-Leben in Porta Westfalica in der Gruppe Nordwest der deutschen Quäker.

CONTRASTE: Seit wann engagierst du dich bei den Quäkern, Christine?

Christine Bechtel: Ich bin schon bei den Quäkern, seit ich 19 Jahre alt war. Für mich ist es nicht primär ein Engagement wie eine Friedensgruppe oder ein örtlicher Bioladen, sondern für mich sind die Quäker hauptsächlich eine spirituelle Gemeinschaft. Da geht es mir darum, zu hören, was »das Göttliche« will, das ich tue, und das kann zu einem Engagement führen und das tut es auch, aber der Kern ist nicht das Tun hinterher, sondern eigentlich die Grundlage dessen.

Du bist in eine Quäkerfamilie geboren...

Ja, meine Mutter war schon Quäkerin, als ich geboren wurde. Sie hat die englischen Quäker nach dem Zweiten Weltkrieg durch deren Hilfsarbeit für »die Feinde« kennengelernt. Mein Vater ist erst durch meine Mutter zu den Quäkern gekommen und erst Mitglied geworden, als ich 14 Jahre alt war. Da habe ich miterlebt, wie der Aufnahmeprozess bei den Quäkern funktioniert. Das ist ja nicht wie in einer Kirche ein Ritual, das über einen hinweg zelebriert wird, sondern man entscheidet das selbst. Das fand ich schon von Anfang an bei den Quäkern ansprechend: Jedes Mitglied hat sich selbst dafür entschieden. Auch wenn man »hineingeboren« ist, ist man nicht automatisch Mitglied. Man wird auch nicht getauft, sondern begründet seinen Aufnahmeantrag, und die Gemeinschaft entscheidet daraufhin und aufgrund der bisherigen Tätigkeit, ob man aufgenommen wird. Das ist eine ganz schlichte Zeremonie. Überhaupt sind die Quäker sehr zurückhaltend mit Riten und Regeln.

Nach der Aufnahme kann man damit rechnen, dass einem »Ämter« oder Aufgaben angetragen werden – welche hast du denn schon ausgeübt?

Eine ganze Menge! Im Moment bin ich im »Hausausschuss« – das ist die Gruppe, die sich um das Quäkerhaus in Bad Pyrmont kümmert. Das historische Gemäuer braucht immer wieder Reparaturen und Auffrischungen. Ich bin da auch die sogenannte »Schreiberin« noch bis zum Herbst – hoffentlich findet sich dann jemand anderes für den Posten!

Ist Schreiberin oder Schreiber so ein Wort, um den Begriff Chef zu vermeiden?

Ja und Nein – Chefs versuchen wir insgesamt zu vermeiden, und zwar nicht nur das Wort, sondern die Funktion, dass einer oder eine etwas über die anderen zu sagen hat. Wir versuchen, Entscheidungen so zu treffen, dass das Göttliche durch uns spricht. »Das Göttliche« ist der Chef von´s Janze sozusagen, nicht einer der Menschen. Wenn es also darum geht, den »göttlichen Funken« zu erspüren, dann braucht man halt keinen Chef. Aber man braucht jemanden, der oder die das Ganze etwas moderiert und vielleicht auch hinterher zu Papier bringt, daher kommt dieser Begriff »Schreiber«. Das ist eher eine dienende als eine bestimmende Funktion. In vielen Prozessen ist es so, dass der Schreiber oder die Schreiberin sich aus der Entscheidungsfindung heraushält und lediglich moderierend der Gruppe dient.

Rotieren die Ämter?

Die Ämter wechseln regelmäßig. In der Regel hat man ein Amt für drei Jahre, manchmal können drei Jahre drangehängt werden, und nur im absoluten Ausnahmefall bleibt es länger an einem hängen. Finanzen der Gruppe etwa – das ist so eine kleine rein technische Geschichte, die habe ich mal fast 20 Jahre lang verwaltet. Da macht es nicht so viel Sinn, immer wieder zu wechseln. Aber im allgemeinen ist es gut, immer wieder zu wechseln, damit sich kein Herrschaftswissen anhäuft und so vielleicht Macht ausgeübt wird.

Wie wird denn bei Quäkern entschieden?

Es wird grundsätzlich im Konsens entschieden, und zwar schon immer. Wenn jemand sagt: Das geht für mich gar nicht, das kann ich so nicht mittragen, dann kann die Entscheidung nicht gefällt werden. Es könnte ja sein, dass die »göttliche Stimme« genau durch diese Person spricht und nicht durch die anderen. Das können wir nicht wissen. Wenn wir aber einmütig sind, können wir relativ sicher sein, dass so eine Entscheidung wirklich trägt und das repräsentiert, was wirklich gewollt ist im »Sense of the Meeting«, im Sinn der Versammlung.

Sind die Quäker die ersten gewesen, die das Konsensprinzip angewendet haben?

Das weiß ich nicht. Allerdings glaube ich, man muss auch ein bisschen vorsichtig sein – ja, es ist ein Konsensprinzip; aber dadurch dass wir dahinter einen »göttlichen Funken« sehen, ist es nicht dasselbe wie ein systematischer Konsensprozess. Der ist auch nicht verkehrt und allemal besser als eine Abstimmung oder gar eine autokratische Bestimmung von jemandem über die anderen, aber es hat noch eine andere Dimension, eben noch eine spirituelle Dimension.

Hat das auch etwas von »gewaltfreier Kommunikation«?

Das fließt da mit rein. »Gewaltfreie Kommunikation« ist jünger als das Quäkertum, aber die Idee, gewaltfrei und mit Respekt miteinander umzugehen, weil man weiß, dass in jedem Menschen »etwas Göttliches« ist und deswegen kann ich den anderen ja nicht als irgendwie minderwertig ansehen und respektlos behandeln, sondern ich muss ihn mir gleichgestellt und gleichwürdig behandeln – das ist ja auch eins der »Zeugnisse« der Quäker.

Die »Zeugnisse« sind so etwas wie Grundsätze der Quäker, oder?

Sie drücken die Haltung aus. Es sind keine Gesetze, an die man sich zu halten hat, sondern Ausdruck unserer gemeinsamen Haltung dem Leben gegenüber.

Die Quäker sind ja dogmenfrei…

Genau, es gibt keine Vorschriften: »Das hast du zu denken und zu glauben«, aber es gibt eine grundlegende Quäker-Haltung, die in den »Zeugnissen« ausgedrückt wird.

Das sind vier oder fünf?

Auch das ist nicht dogmatisch festgelegt. Eines der ersten war das Friedenszeugnis – dass wir keine Waffen tragen, dass wir versuchen, Konflikte gewaltfrei zu lösen…

– und dafür oft ins Gefängnis wanderten…

Ja, dafür hatten wir dann mit der Gewalt der Gesellschaft um uns herum zu tun, und das ist ja teilweise noch heute so. Dann kam so etwas wie ein soziales »Zeugnis« dazu, eben diese Gleichwürdigkeit. Wahrhaftigkeit war auch immer ein wichtiger Grundwert. Man soll immer ehrlich sein zu sich selbst und auch zu den anderen Menschen. Es gibt kein Schwören.

Und Wahrhaftigkeit auch im Sinne von: »den Mächtigen die Wahrheit sagen«?

Das ist ein alter Quäker-Ausspruch, im Englischen »speak truth to power«, und das gehört auch dazu, denn wenn ich die Wahrheit für mich erkannt habe, muss ich sie auch ausdrücken. Wenn ich davon überzeugt bin, dass etwas richtig ist, muss ich das auch leben. Deswegen haben wir auch keine Sachen wie Taufe, keine Sakramente. Das, was wir als wahrhaftig und grundlegend erfahren, müssen wir durch unser Leben ausdrücken. Es gibt noch einen Punkt, der im Rahmen des Friedenszeugnisses wichtig ist: Einige Quäker engagieren sich gegen die Atomwaffen, die in Büchel in der Eifel immer noch stationiert sind – in der Gruppe bin ich auch aktiv. Wir halten mindestens einmal im Jahr dort eine Mahnwache am Bundeswehr-Fliegerhorst. Und je nach Möglichkeit kommt es auch zu einer Blockade des Eingangstors. Es geht darum, den Übungsbetrieb für einen Atomkrieg – wenn auch nur kurz – zu stoppen und zu sagen: Wir wollen nicht, dass Atombomben von hier aus eingesetzt werden. Sie sollten überhaupt nicht jemals aus welchem Grund auch immer auf Menschen abgeworfen werden!

Wie lauten die weiteren »Zeugnisse« des Quäkertums?

»Einfachheit« ist auch eines der »Zeugnisse«, wobei Einfachheit nicht immer klar definiert ist. Es gibt da keine Regel wie etwa »du darfst kein Auto haben, weil das nicht einfach ist«. Für mich gilt: Ich kaufe nicht mehr als das, was ich wirklich brauche. Es geht auch darum, zu erkennen: Es tut unseren Mitmenschen nicht gut, wenn einer übermäßig viel will und hat, und es tut dem Planeten überhaupt nicht gut, wenn wir immer alles haben wollen. Wichtig ist natürlich in neuerer Zeit auch noch das ökologische Zeugnis: Wir müssen den kompletten Lebenszusammenhang mitdenken. Das ist eine Erkenntnis, die man im 17. Jahrhundert, als die Quäker gegründet wurden, so noch nicht hatte. Heute wird es aber in allen Quäkergemeinschaften auch als »Zeugnis« anerkannt.

Gibt es eins von den Zeugnissen, das zu beherzigen dir vielleicht schwer fällt?

Mal ist das eine, mal das andere schwierig. Mit Einfachheit habe ich wenig Schwierigkeiten – das liegt mir, glaube ich, einfach. Mit der Friedfertigkeit sieht es schon etwas anders aus. Gut, ich war noch nie in der Situation, Waffen in die Hand zu nehmen. Von daher könnte ich dieses »Zeugnis« abhaken und sagen: Das habe ich immer eingehalten! Aber ich bin manchmal auch eine Zankliese. Dann ist es nicht immer einfach, friedfertig zu sein. Das Friedenszeugnis spricht zwar historisch von Waffen, meint aber darüber hinaus das friedfertige Leben in allen Zusammenhängen. Und das ist nicht immer einfach, da gibt es Konflikte mit Partnern, mit Kindern, am Arbeitsplatz, mit Nachbarn – damit habe ich tatsächlich manchmal meine Schwierigkeiten, in manchen Menschen diesen »göttlichen Funken« zu finden und darauf zu antworten. Aber das, was mich dann immer wieder trägt, das ist, dass wir bei den Quäkern nicht welche sind, die die Lösung schon gefunden haben; sondern eine Gemeinschaft von Suchenden. Dann muss man vielleicht mal suchen: Wie könnte es denn weitergehen und vielleicht mal andere, vielleicht mal meine Gruppe fragen: Habt ihr eine Idee, die ihr mir mitgeben könnt?

Eine wichtige Rolle spielt ja bei den Quäkern neben den »Zeugnissen« auch die »Stille Andacht«, bei der man gemeinsam eine ganze Stunde schweigt.

Oh ja, die Stille, die kann man nicht außen vor lassen, wenn man über das Quäkertum spricht. Unser Gottesdienst ist nun mal die Stille in der Andacht und das Hören auf das Göttliche oder wie immer man das nennen will. Das ist mir persönlich ganz wichtig. Das gibt ganz viel Kraft, mit anderen zusammen eine Stunde zu schweigen und dabei die Gedanken laufen zu lassen und zu gucken: Was steigt da auf? Sei es im Hinblick auf ein bestimmtes Thema, eine brennende Frage oder einfach so – das ist ein unglaubliches Kraftpotenzial, das ich auf keinen Fall missen möchte.

Was wünschst du dir für die Quäker in Zukunft?

Ich fände es schön, wenn die Quäkergemeinschaft weiter existiert und ich fände es auch schön, wenn sie wächst. Aber für die Welt ist es vielleicht nicht so wichtig, ob es welche gibt, die sich Quäker nennen – das Wichtige ist, glaube ich, dass die Werte, die wir leben, die Haltung in die Welt ausstrahlt. Ob ich das in einer Quäkergruppe tue oder zum Beispiel in einer Friedensgruppe, wo sich durchaus ähnliche Haltungen und Werte finden, das ist am Ende egal.

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DIE QUÄKER-HILFE

Gießkannen vor dem Quäkerhaus Foto: Kerstin Mangels


Die Quäker-Hilfe e. V. ist die Hilfsorganisation der deutschen Quäker. Sie fördert Projekte, die Voraussetzungen für Frieden schaffen, die menschliche Grundbedürfnisse befriedigen und die mehr Gerechtigkeit im Welthandel zum Ziel haben.

DIETER MÜLLER, FRANKFURT

Während ich diese Zeilen schreibe, trifft der Hurricane Ida auf New Orleans und am Flughafen von Kabul kam es zu weiteren Bombenanschlägen gegen Menschen, die versuchen, sich vor den Taliban in Sicherheit zu bringen – wenige Tage bevor die letzten Militärs der »Koalition der Willigen« den afghanischen Boden räumen. Weltweit sind Menschen auf der Flucht, vor Naturkatastrophen, Hunger, Krieg und Terror und nicht zuletzt auch vor den Folgen der Covid-Pandemie und der sich immer stärker auswirkenden Klimakrise. Und überall wird Hilfe gebraucht – dringend, schnell und langfristig Welchen Sinn hat heute die Arbeit einer vergleichsweise kleinen Hilfsorganisation mit begrenzten Mitteln, wie es die Quäker-Hilfe ist, angesichts der schier unermesslichen Herausforderungen? Auf diese Frage möchte ich im Folgenden eine persönliche Antwort geben, die durch die Kontakte mit verschiedenen Projektpartnern der Quäker-Hilfe, insbesondere dem Quäker Peace Center (Capetown, Republik Südafrika), dem Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Asyl (FATRA) in Frankfurt/Main und AVP Western Cape (Capetown, Republik Südafrika) geprägt ist. Als Projektpartner – im Rahmen unserer Förderschwerpunkte und -kriterien – kommen für uns nur relativ kleine lokale Projekte infrage. Sie sind meist aus einer Initiative vor Ort entstanden, mit klarem Fokus und Zielen, und sie wissen, mit wem/für wen sie tätig sein wollen. Was fehlt, sind finanzielle Mittel. Oftmals sind die benötigten Summen für die großen Hilfsorganisationen zu gering oder das Thema passt nicht zu deren aktuellen Arbeitsschwerpunkten. Hier kann eine kleine Organisation daran mitwirken, dass wichtige kleine Projekte überhaupt starten oder weitergeführt werden können.

So fördern wir seit kurzem das Projekt AVP Western Cape, das Trainings nach dem Konzept »Alternatives to Violence« (AVP) für ehemalige Insassen des Pollsmoor-Gefängnisses und deren Freund*innen und Angehörige anbietet – mit dem Ziel, einen Beitrag zur Deeskalation der Gewalt in den Townships um Capetown zu leisten und die ehemaligen Gefangenen dabei zu unterstützen, einen Ausweg aus dem Teufelskreis von Gewalt/Kriminalität und Gefängnis zu finden.

Der Erfolg der Zusammenarbeit mit den Projektpartnern hängt ab von der persönlichen Beziehung zwischen der Projektbetreuung und den Ansprechpartnern vor Ort. Durch regelmäßige Kontakte – sei es durch Telefonate, Videokonferenzen oder auch Besuche (zumindest bei Projekten im Inland) – kann sich eine vertrauensvolle Beziehung entwickeln, unterstützt durch regelmäßige Erfahrungs- und Finanzberichte aus dem Projekt. Viele der geförderten Projekte beschäftigen sich mit Themen, für die es keine kurzfristige Lösung gibt, da die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Strukturen fortbestehen, die zu Gewalt, Armut und Flucht führen. Wir sind deshalb bereit, Projekte langfristig zu unterstützen. So sind wir seit 23 Jahren eine der Förderinnen von FATRA, die sich seit 1994 für die psychotherapheutische Unterstützung von traumatisierten Menschen einsetzt, die Folter und Krieg erlebten und in unser Land flüchten konnten. Leider gibt es keine Bereitschaft der kommunalen und staatlichen Verantwortlichen die Arbeit durch eine Regelfinanzierung auf eine stabile Grundlage zu stellen.

Quäker-Zeugnisse

Hilfsarbeit, so verstanden wie hier skizziert, ist für mich ein wichtiger Teil der eigenen spirituellen Praxis als Quäker. Durch die Beschäftigung mit den Anliegen und Themen, mit denen die Projektpartner konfrontiert sind, lerne ich Krisen, Konflikte und Notlagen kennen, mit denen ich in meinem Alltag meist nicht in Berührung komme. Durch die Förderung der Projekte leisten wir einen kleinen praktischen Beitrag dazu, dass sich das Leben der Menschen zum Besseren verändern kann, indem sie zum Beispiel Alternativen zur Gewalt in ihrem Alltag kennen- und praktizieren lernen, indem ihr Asylantrag durch ein qualifiziertes Gutachten zu erlittener Folter/ Verfolgung gestützt wird oder Menschen durch Traumatheraphie wieder in die Lage kommen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das Quäker-Friedenszeugnis und das Zeugnis der Gleichheit/Gleichwürdigkeit – so wie ich sie verstehe – laden mich dazu ein, die Hilfsarbeit als Teil des Einsatzes für eine bessere Welt zu verstehen. Ein weiterer Antwort-Versuch: Die Arbeit ist unverzichtbar, weil sie auf ein besseres, würde volleres Leben für die von den Projekten erreichten Menschen zielt. In ihrer Begrenztheit weist sie über sich hinaus und lädt dazu ein, sich für eine bessere Welt zu engagieren – gemeinsam mit den globalen Bewegungen, die sich für Abrüstung, gegen Krieg, für Klimagerechtigkeit und für gerechte wirtschaftliche, soziale und politische Strukturen engagieren. SCHWERPUNKT 365 JAHRE QUÄKER… Grenztreffen in Zeiten von Covid-19 könnten als »grenzenlose Treffen« bezeichnet werden, bei denen die Teilnahme nur online möglich ist und keine Grenze überschritten werden muss, um teilzunehmen. Was motiviert vielbeschäftigte Menschen dazu, die recht mühsamen organisatorischen Aufgaben zu übernehmen? JANET KREYSA, SWISTTAL Jahr für Jahr findet in Belgien, Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich ein Grenztreffen von Quäkern statt. Wie ein deutsches Mitglied sagte, als es sich freiwillig meldete, um bei der Organisation zu helfen: »Dieses Grenztreffen ist für mich so wichtig, weil es alle Länder ›einbezieht‹, in denen ich mich zu Hause fühle. Geburtsland: Deutschland, Land der geistigen Befreiung: Großbritannien, Land des Studiums und der inneren Freiheit: die Niederlande, Land der Verbindung von Glaube und politischer Aktion (über QCEA): Belgien, Land, dessen Sprache meine Ohren erfreut: Frankreich.« Wesentliche Bestandteile sind die Quäker-Andacht, ein Thema, ein/e Redner*in, die/der aus dem In- oder Ausland kommen kann, und Diskussionsgruppen in verschiedenen Sprachen. Es ist eine Gelegenheit, Freundschaften über Grenzen und Sprachbarrieren hinweg zu schließen und zu erneuern und mehr über das Leben der anderen Quäker zu erfahren. Außerdem kann man sich bei den Mahlzeiten, auf Spaziergängen, bei einem Drink am späten Abend oder beim Musizieren entspannen. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Grenztreffen stammen aus dem Jahr 1956, einer Zeit der Erholung von den Kriegsfolgen und der Wiederherstellung der Kommunikation zwischen den Ländern. Es trafen sich zehn Quäker in der Nähe von Lüttich, um über eine »Interpénétration Quaker des Allemands, Belges, Hollandais et Francais« nachzudenken. Dabei fassten die Mitglieder einen Beschluss: »Lasst uns überall und unter allen Umständen versuchen, Frieden zu schaffen, auch in unserer eigenen Nachbarschaft.« Das erste dieser Grenztreffen fand 1957 in Dortmund statt, ein Jahr später folgte eines in den Niederlanden. In den vergangenen 64 Jahren wurden insgesamt 63 Grenztreffen abgehalten: 14 in Belgien, neun in Frankreich, 20 in Deutschland, 19 in den Niederlanden und eines in Luxemburg. Die Zahl der Teilnehmenden schwankte zwischen 26 und 84, im Durchschnitt waren es etwa 40. Vor allem in den ersten 25 Jahren (und gelegentlich auch in den letzten) haben sich »Jungfreund*innen« und Kinder beteiligt, letztere oft mit einem eigenen Programm unter der Obhut von Helfer*innen. Zunächst hingen die Sprache und die Atmosphäre immer vom jeweiligen Gastland ab. Doch im Laufe der Jahre hat sich dies geändert. Mit der zunehmenden Bedeutung des Europarats, der EU und der Zahl der internationalen Organisationen in der Region haben ausländische Freunde vieler Nationalitäten, die alle auf dem europäischen Kontinent leben, eine aktive Rolle bei den Grenztreffen übernommen. Das bedeutete eine allmähliche Verlagerung der Sprache der Treffen, von der Sprache des Gastlandes (mit Übersetzungen nach Bedarf) hin zur Verwendung von Englisch als gemeinsamer Sprache. Dies stellt eine Abkehr vom ursprünglichen Konzept der Grenztreffen dar. Die besten Border Meetings sind diejenigen, bei denen man sich wirklich bemüht, die Sprache des anderen zu sprechen. Aber was für ein Vorteil ist es für uns als Quäker, dass wir gemeinsam Andacht halten können, ohne immer das gesprochene Wort verstehen zu müssen! Es wird versucht, einfache, preiswerte und integrative Unterkünfte zu finden, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind und in der Nähe einer gemeinsamen Grenze liegen. In der Regel handelt es sich dabei um Klöster oder Ausbildungszentren, aber auch Naturfreundehäuser und Jugendherbergen wurden schon genutzt. Die Liste der im Laufe der Jahre behandelten Themen gibt einen Einblick in das, was Quäker für wichtig halten: Wie leben wir als Nachbarn in Europa?, Wie kann ich als Quäker zum interkulturellen Dialog beitragen?, Der Untergang des Konsums, Gleichwertigkeit, Grenzen. Das Treffen 2001 in Frankreich war ein denkwürdiges Ereignis, als wir, immer noch fassungslos von den Ereignissen des 11. September, über ein »Plädoyer für die Konfliktintelligenz« nachdachten. Dies war eines der wenigen Treffen, bei denen wir uns veranlasst sahen, einen Brief an unsere jeweiligen Regierungen zu schreiben. In anderen Jahren haben wir uns mit unserem Quäkerglauben und unserer spirituellen Entwicklung befasst, unter anderem »Spinoza und die Quäker«, »Quäker und der Islam«, »Wie die jüngsten Entdeckungen über das Universum unser Denken über uns selbst, unsere Welt und unsere Religion beeinflussen«, »Quäker und die Kunst«. Ein beherrschendes Thema in den letzten Jahren waren die Veränderungen, die der Brexit mit sich brachte. Erfreulicherweise ziehen wir nach wie vor eine große Zahl von Teilnehmenden auch aus Großbritannien an. Und die Enthusiast*innen sagen, dass sie unabhängig vom Thema an einem Grenztreffen teilnehmen würden, selbst wenn es kein bestimmtes Thema oder keine/n Redner*in gäbe. Wussten die Pioniere von 1956, dass sie eine Bewegung ins Leben riefen, die ungeachtet der äußeren Umstände Quäker weiterhin ermutigt, über Grenzen hinweg zusammenzukommen, »um einander in dem zu erkennen, was ewig ist«?

Link: www.fwcc-emes.org

Fakten zur Quäker-Hilfe

Die deutsche Quäker-Hilfe e. V. wurde 1963 gegründet. Die Projekte sollen einen Quäker-Bezug haben, etwa indem sie durch Quäker initiiert oder mitgetragen werden. Die Tätigkeit der Quäker-Hilfe wird ausschließlich durch private Spenden und Vermächtnisse finanziert. Im Jahr 2019 kamen dadurch Einnahmen von rund 144.000 Euro zusammen.

Detaillierte Informationen zur Geschichte der Quäker-Hilfe, zur laufenden Arbeit und mit Berichten aus den einzelnen Projekten finden sich auf der Webseite des Vereins.

Link:

www.quaeker.org/quaeker-sein/wirken/quaekerhilfe/



GRENZTREFFEN

Entwicklung eines interkulturellen Konzepts

Grenztreffen in Zeiten von Covid-19 könnten als »grenzenlose Treffen« bezeichnet werden, bei denen die Teilnahme nur online möglich ist und keine Grenze überschritten werden muss, um teilzunehmen. Was motiviert vielbeschäftigte Menschen dazu, die recht mühsamen organisatorischen Aufgaben zu übernehmen?

JANET KREYSA, SWISTTAL

Jahr für Jahr findet in Belgien, Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich ein Grenztreffen von Quäkern statt. Wie ein deutsches Mitglied sagte, als es sich freiwillig meldete, um bei der Organisation zu helfen: »Dieses Grenztreffen ist für mich so wichtig, weil es alle Länder ›einbezieht‹, in denen ich mich zu Hause fühle. Geburtsland: Deutschland, Land der geistigen Befreiung: Großbritannien, Land des Studiums und der inneren Freiheit: die Niederlande, Land der Verbindung von Glaube und politischer Aktion (über QCEA): Belgien, Land, dessen Sprache meine Ohren erfreut: Frankreich.« Wesentliche Bestandteile sind die Quäker-Andacht, ein Thema, ein/e Redner*in, die/der aus dem In- oder Ausland kommen kann, und Diskussionsgruppen in verschiedenen Sprachen. Es ist eine Gelegenheit, Freundschaften über Grenzen und Sprachbarrieren hinweg zu schließen und zu erneuern und mehr über das Leben der anderen Quäker zu erfahren. Außerdem kann man sich bei den Mahlzeiten, auf Spaziergängen, bei einem Drink am späten Abend oder beim Musizieren entspannen. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Grenztreffen stammen aus dem Jahr 1956, einer Zeit der Erholung von den Kriegsfolgen und der Wiederherstellung der Kommunikation zwischen den Ländern. Es trafen sich zehn Quäker in der Nähe von Lüttich, um über eine »Interpénétration Quaker des Allemands, Belges, Hollandais et Francais« nachzudenken. Dabei fassten die Mitglieder einen Beschluss: »Lasst uns überall und unter allen Umständen versuchen, Frieden zu schaffen, auch in unserer eigenen Nachbarschaft.« Das erste dieser Grenztreffen fand 1957 in Dortmund statt, ein Jahr später folgte eines in den Niederlanden. In den vergangenen 64 Jahren wurden insgesamt 63 Grenztreffen abgehalten: 14 in Belgien, neun in Frankreich, 20 in Deutschland, 19 in den Niederlanden und eines in Luxemburg. Die Zahl der Teilnehmenden schwankte zwischen 26 und 84, im Durchschnitt waren es etwa 40. Vor allem in den ersten 25 Jahren (und gelegentlich auch in den letzten) haben sich »Jungfreund*innen« und Kinder beteiligt, letztere oft mit einem eigenen Programm unter der Obhut von Helfer*innen. Zunächst hingen die Sprache und die Atmosphäre immer vom jeweiligen Gastland ab. Doch im Laufe der Jahre hat sich dies geändert. Mit der zunehmenden Bedeutung des Europarats, der EU und der Zahl der internationalen Organisationen in der Region haben ausländische Freunde vieler Nationalitäten, die alle auf dem europäischen Kontinent leben, eine aktive Rolle bei den Grenztreffen übernommen. Das bedeutete eine allmähliche Verlagerung der Sprache der Treffen, von der Sprache des Gastlandes (mit Übersetzungen nach Bedarf) hin zur Verwendung von Englisch als gemeinsamer Sprache. Dies stellt eine Abkehr vom ursprünglichen Konzept der Grenztreffen dar. Die besten Border Meetings sind diejenigen, bei denen man sich wirklich bemüht, die Sprache des anderen zu sprechen. Aber was für ein Vorteil ist es für uns als Quäker, dass wir gemeinsam Andacht halten können, ohne immer das gesprochene Wort verstehen zu müssen! Es wird versucht, einfache, preiswerte und integrative Unterkünfte zu finden, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind und in der Nähe einer gemeinsamen Grenze liegen. In der Regel handelt es sich dabei um Klöster oder Ausbildungszentren, aber auch Naturfreundehäuser und Jugendherbergen wurden schon genutzt. Die Liste der im Laufe der Jahre behandelten Themen gibt einen Einblick in das, was Quäker für wichtig halten: Wie leben wir als Nachbarn in Europa?, Wie kann ich als Quäker zum interkulturellen Dialog beitragen?, Der Untergang des Konsums, Gleichwertigkeit, Grenzen. Das Treffen 2001 in Frankreich war ein denkwürdiges Ereignis, als wir, immer noch fassungslos von den Ereignissen des 11. September, über ein »Plädoyer für die Konfliktintelligenz« nachdachten. Dies war eines der wenigen Treffen, bei denen wir uns veranlasst sahen, einen Brief an unsere jeweiligen Regierungen zu schreiben. In anderen Jahren haben wir uns mit unserem Quäkerglauben und unserer spirituellen Entwicklung befasst, unter anderem »Spinoza und die Quäker«, »Quäker und der Islam«, »Wie die jüngsten Entdeckungen über das Universum unser Denken über uns selbst, unsere Welt und unsere Religion beeinflussen«, »Quäker und die Kunst«. Ein beherrschendes Thema in den letzten Jahren waren die Veränderungen, die der Brexit mit sich brachte. Erfreulicherweise ziehen wir nach wie vor eine große Zahl von Teilnehmenden auch aus Großbritannien an. Und die Enthusiast*innen sagen, dass sie unabhängig vom Thema an einem Grenztreffen teilnehmen würden, selbst wenn es kein bestimmtes Thema oder keine/n Redner*in gäbe. Wussten die Pioniere von 1956, dass sie eine Bewegung ins Leben riefen, die ungeachtet der äußeren Umstände Quäker weiterhin ermutigt, über Grenzen hinweg zusammenzukommen, »um einander in dem zu erkennen, was ewig ist«?

Link:

www.fwcc-emes.org