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Die Welt
BearbeitenWofür das „Generalshotel“ in Schönefeld gebaut wurde
Die Welt
Trotz aller Proteste will der Bund den Abriss eines historischen Bauwerks mitten auf dem Hauptstadtflughafen BER durchziehen. Dabei gewährt der Bau historische Einsichten über die frühe Nachkriegszeit. Und steht unter Denkmalschutz.
Veröffentlicht am 21.09.2023
Von Antonia Kleikamp
Das ehemalige „Generalshotel“
Eigentlich gibt es keinen Grund mehr für den Abriss. Denn das Regierungsterminal, dessentwegen das „Generalshotels“ mitten auf Areal des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) am Südostrande der Bundeshauptstadt ab dem 14. September 2023 abgerissen werden soll, ist längst gestrichen. Trotzdem hält die Verwaltung an dem Vorhaben fest, das Fachleute wie Politiker aus Berlin-Brandenburg ausdrücklich ablehnen.
Warum der Beschluss dennoch durchgezogen werden soll, bleibt rätselhaft – der Bau steht auch sonst keiner Nutzung im Wege. Aber was geht durch den wohl nicht mehr aufzuhaltenden Zerstörung eigentlich verloren?
Das „Generalshotel“ auf dem Vorfeld des alten Flughafens Schönefeld. Südlich davon liegt heute der Flughafen BER
Errichtet wurde das Gebäude 1948/49 nach einem grundlegenden Entwurf des Architekten Max Schmidt. Es war der erste Neubau auf dem Flughafen Schönefeld, der Teil des hier 1934 errichteten Werks des Flugzeugproduzenten Henschel war. Ost-Berlin brauchte nach 1945 einen eigenen Flughafen, weil der eigentliche Airport Tempelhof im US-Sektor der geteilten Stadt lag. Der zunächst stattdessen von den Sowjets genutzte alte Flugplatz Johannisthal war einerseits zu klein für die absehbar kommenden künftigen Düsenflugzeuge und lag andererseits nahe an der innerstädtischen Sektorengrenze. Die Start- und Landebahnen in Schönefeld dagegen wurden in Richtung Ostnordost nach Westsüdwest angelegt, sodass bei Starts wie bei Landungen West-Berliner Gebiet nicht überflogen werden musste.
Der Bau des Flugplatzes wurde mit allen Mitteln forciert und kostete damals horrend viel Geld – etwa 60 Millionen Reichsmark. Anfang August 1948 arbeiteten 3000 Arbeiter, davon etwa tausend dienstverpflichtet, am Ausbau: „Dieser Flugplatz soll bereits im September in Dienst genommen werden und der SMA als Hauptluftstützpunkt in Deutschland dienen“, berichtete WELT seinerzeit.
Schönefeld spielte für die Politik der Sowjetischen Besatzung eine wesentliche Rolle – der neue Flughafen sollte die schnelle und sichere Verbindung nach Moskau garantieren. Die Wahl des Standortes hatte auch mit der Nähe zu Karlshorst, dem Sitz der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), und Zossen, dem Oberkommando der sowjetischen Streitkräfte in der Sowjetischen Besatzungszone, zu tun.
Der Bau hatte keinen anderen Zweck als eine repräsentative Kulisse zu bieten
Auftraggeber des „Generalshotels“ war die SMAD, die einen repräsentativen Empfangs- und Wartebereich für hochrangige Besucher brauchte. In Betrieb ging der Bau kurz nach Gründung der DDR. Hier kam zum Beispiel am 2. November 1949 Georgi Maximowitsch Puschkin an, der erste diplomatische Vertreter der UdSSR in Ost-Berlin. Nur sechs Wochen später folgte der sowjetische Außenminister Andrej Wyschinski, besser bekannt als Chefankläger im stalinistischen „Großen Terror“ 1936 bis 1939. Nur zwanzig Personen waren bei seiner Ankunft anwesend, darunter natürlich der faktische SED-Chef Walter Ulbricht und der DDR-Außenminister Georg Dertinger.
Für solche Staatsbesuche war der Neubau entworfen – normale Flugpassagiere konnten ihn auch nach der Eröffnung von Schönefeld für den zivilen Flugverkehr nie benutzen. Das „Generalshotels“ sollte möglichst repräsentativ sein und den stalinistischen Stil möglichst gut treffen. Die Fassade war aufwendig gestaltet mit Details in Rochlitzer Porphyr, das Innere betont qualitätsvoll ausgestattet. Fast alle diese Details sind bis heute erhalten; nicht zuletzt ihretwegen steht der Bau, der innerhalb des Sicherheitsbereichs des Flughafens steht, seit 1995 unter Denkmalschutz.
Der Bau sei ein „herausragendes und einzigartiges Zeugnis aus der frühen Zeit des Kalten Krieges“, das die politische Macht der Sowjetischen Militäradministration repräsentiere, betonte der Vorstand des Deutschen Nationalkomitees der internationalen Denkmalpflege-Vereinigung Icomos. Damit gehe seine Bedeutung weit über die innerdeutschen Grenzen hinaus, liege vielmehr auf europäischer und internationaler Ebene. Das „Generalshotel“ weise als Kulturerbe aus der Zeit der frühen Teilung Deutschlands einen „außerordentlichen geschichtlichen, baukulturellen und künstlerischen Wert“ auf und sollte daher vor dem Abriss bewahrt bleiben.
Damit ist allerdings kaum mehr zu rechnen.
rbb 2. September 2023
BearbeitenSXF stirbt leise
Sa 02.09.23 | 08:05 Uhr | Von Sebastian Schöbel
Archivbild: Terminal A des Flughafens Schönefeld am 14.08.2018
Das Ende des alten Flughafens Schönefeld hat etwas Unwürdiges: Jahrelang gehörte er zum Reiseerlebnis von Millionen von Menschen, doch der Abschied fällt weitgehend emotionslos aus. Wie zuvor auch bei anderen Vermächtnissen des Ostens, kommentiert Sebastian Schöbel.
Als für "THF" und "TXL" das Ende kam, holte Berlin alles aus sich heraus: Von pathetischer Nostalgie über Airport-Möbel mit Sammlerwert bis zu politischem Widerstand mit Volksentscheiden und Wahlkampf-Slogans wurde für die beiden Alt-Flughäfen das komplette Arsenal der gesellschaftlichen Aufgeregtheit geleert. Tempelhof wurde zur liebgewonnenen Ikone stilisiert, Tegel zur unverzichtbaren Notwendigkeit erklärt. Genützt hat es zwar nichts, aber beide Flughäfen bekamen wenigstens das Abschiedsspektakel, das sie verdient hatten.
Für "SXF" gibt es nichts davon: Der alte Flughafen Schönefeld tritt leise ab. Aus der temporären "Pause", die Anfang 2021 pandemiebedingt verhängt wurde, kam Terminal 5 nie mehr zurück. Zum Abschied laden die Gemeinde und die Flughafengesellschaft zwar nochmal auf den Parkplatz zum Familienfest, es gibt einen DJ, eine Coverband spielt auf, Foodtrucks stehen bereit und man kann ein letztes Mal durchs alte Hauptterminal laufen. Doch eine große Debatte über den wirtschaftlichen, historischen oder emotionalen Wert von "SXF" gibt es nicht.
Symbolbild:Der Schriftzug "BER Terminal 5" auf dem Flughafengebäude.
Zukunft des Ex-Flughafens Schönefeld
Wie das Terminal 5 zum "Quartier SXF 2.0" werden soll
Auf dem Schrotthaufen der Ost-Gebäude
Rational lässt sich das sicherlich rechtfertigen. Eine große Abschlussparty zum endgültigen Ende 2022 wäre wegen der Corona-Pandemie schwierig geworden. Am BER, in direkter Nachbarschaft, wird zudem weitergeflogen, anders als damals in Tegel oder Tempelhof. Schön war Schönefeld auch nie, während die anderen beiden Flughäfen architektonische Schätze sind. Und natürlich neigen die Brandenburger so gar nicht zur Hysterie, während in Berlin schon ein paar Meter Radweg einen Bürgerkrieg auslösen könnten.
Es drängt sich aber trotzdem der Verdacht auf, dass man sich heute vom Ex-DDR-Flughafen Schönefeld sehr viel leichter trennen kann als damals von den beiden West-Berliner Airports. Genauso wie Berlin jedes Jahr viel Geld ausgibt, um das ICC im Wachkoma zu halten, während man beim Palast der Republik, beim Stadion der Weltjugend, bei der Seelenbinder-Halle, beim Palasthotel oder beim Ahornblatt an der Fischerinsel ziemlich zügig den baupolitischen Stecker zog.
Entladen, ausgecheckt und die Gates geschlossen - Terminal 5 winkt
Zunächst ab 1947 Militärflughafen der sowjetischen Streitkräfte, dann Ostberlins Zivil- und Regierungsflughafen: International flog man im Osten von Schönefeld - auch die Regierung und ihre Gäste. Am 28. Juni 1963 empfing auf dem Flugfeld in Schönefeld der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht den Regierungschef der UdSSR, Nikita Chruschtschow. "International" und "groß" war der Flughafen schon auch deshalb, weil trotz Mauer auch Westberliner gut und günstig von hier flogen - in alle Welt.
Archivbild: Chruschtschow Ulbricht Berlin 1963 Khrushchev Ulbricht Berlin 1963 Historisches Bild und Foto vom Besuch des Regierungschef der UdSSR Nikita Sergejewitsch Chruschtschow am 28. Juni 1963 in Berlin zwei Tage nachdem John F. Kennedy seine Ich bin ein Berliner Rede hielt. Hier eine Aufnahme mit Walter Ulbricht Vorsitzender des Staatsrats der DDR.
Archivbild: Passagiere im Raum der Passabfertigung auf dem Zentralflughafen Berlin-Schönefeld in Ost-Berlin im Juni 1964 vor ihrem Abflug nach Sofia in Bulgarien.
Archivbild: Werbeaufnahme fuer den Radiorecorder anett IS des VEB RFT Sternradio Berlin am Flughafen Berlin-Schoenefeld.
Archivbild: 1970, Außenaufnahme Flughafen Schönefeld.
Archivbild: Deutsche Demokratische Republik, Flugzeuge der Interflug und Bulgarian Air 1972, auf dem Vorfeld des Flughafen Berlin-Schoenefeld.
Archivbild: Ein Flugzeug der DDR-Fluggesellschaft Interflug vom Typ Iljuschin IL-62 auf dem Zentralflughafen Berlin-Schönefeld.
Archivbild: Ein Busbahnsteig ausschließlich für den Transitverkehr nach Westberlin ist am 10.11.1980 vor dem neuen Abfertigungsgebäude des Ostberliner Flughafens Schönefeld zu sehen. Wegen geringerer Kosten nutzen auch immer mehr westliche Fluggäste und Airlines den DDR-Flughafen.
Archivbild: Auf der Aussichtsterrasse des Zentralflughafens Berlin-Schönefeld stehen Besucher und schauen auf Flugzeuge vor dem Terminal, aufgenommen im Sommer 1983. Von Berlin-Schönefeld aus konnten Reisende mit der DDR-Airline Interflug die knapp vergebenen Urlaubsplätze z.B. am Schwarzen Meer erreichen. Den meisten Besuchern auf der Terrasse blieb allerdings nur der sehnsüchtige Blick auf die Flugzeuge.
Archivbild: Der sowjetische Partei- und Staatschef Michail Gorbatschow (2.v.r.) und dessen Frau Raissa (r) werden am 06.10.1989 auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld nach ihrer Ankunft von Jungpionieren begrüßt. Die Gäste waren zu den offiziellen Feierlichkeiten des 40. Jahrestages der DDR in Berlin angekommen. Im Hintergrund SED-Generalsekretär Erich Honecker (2.v.l.) und seine Frau, Volksbildungsministerin Margot Honecker (l).
Archivbild:Am 10.07.2015 befinden sich viele Fluggäste am S-Bahnhof Schönefeld.
Archivbild: Fluggäste gehen am 10.07.2015 vom S-Bahnhof zum Flughafen über den überdachten Fussgängerweg.
Archivbild: Bahnhof Flughafen Schönefeld, ca. 1996.
Nicht schön, aber billig
Manche mögen bei diesen Beispielen genervt mit den Augen rollen. Aber direkt in Schönefeld, auf dem ehemaligen Rollfeld, spielt sich das gleiche Drama gerade wieder ab: Obwohl das neue Regierungsterminal nun doch nicht gebaut wird, soll das Generalshotel aus den 50er Jahren abgerissen werden. Weil man den Raum als Parkplatz für Ministerflieger brauche, heißt es, der Kasten stehe in der sicherheitsrelevanten Zone. Stand er zuvor allerdings auch, trotzdem lief der Flugbetrieb reibungslos. Dass Denkmalschützer und Landespolitik nun lautstark protestieren und auf die historische Bedeutung des Hauses verweisen, kümmert den Bund aber nicht.
Dabei bräuchte es für Schönefeld nicht mal Ostalgie, um jetzt Wehmut zu empfinden. Für Millionen von Menschen war Schönefeld als "Billigflieger-Airport" jahrelang der Startpunkt für bezahlbare Reisen. Der Weg dorthin konnte zur ÖPNV-Odyssee werden, und die überfüllten Gänge hatten den Charme eines Busbahnhofes. Aber SXF war das Alpha und Omega etlicher Urlaube: Das Letzte, was man von der Heimat sah, bevor es in die Ferne ging, und das Erste, was einen daheim wieder in Empfang nahm. Zugegeben, das konnte sich in Schönefeld schon mal wie ein fester Schlag ins Gesicht anfühlen, der einen unsanft aus einem wunderschönen Traum riss. Aber dieser urige, chaotische Flughafen passte auch irgendwie zu Berlin und Brandenburg: nicht glatt und glänzend, aber auch nicht austauschbar.
Interview | Schönefelder Bürgermeister
"Terminal 5 ist ein Teil des Lebens hier"
Hoffnung: "SXF 2.0"
Verreist wird im Anzug: Die Passagierabfertigungshalle auf dem "Zentralflughafen Berlin-Schönefeld" - wie er ab Anfang der 60er hieß - ähnelte denen anderer Flughäfen in Europa. Hier warten im Juni 1964 Passagiere vor ihrem Abflug nach Sofia in der damals modern gestalteten Abflughalle vor den Schaltern des damaligen Abfertigungsgebäudes - im schicken Zwirn.
Weil dann aber schon ein paar Jahre später, 1967, Schwarz-Weiß nur noch wenig hermachte, kleideten die DDR-Werbefachleute eine Modelfamilie in den besten 60er-Schick, umgaben sie mit möglichst verschiedenen und reichlich bunten Ostautos und drückten ihnen einen Anett-Radiorecorder in den Arm, bevor sie sie auf Farbfilm bannten: Von Schönefeld aus ging es bunt, motorisiert, musikalisch modern begleitet und gut gekleidet mit Kind und Kegel in die weite Welt - so die Botschaft.
Frau mit roter Lederoljacke, Blue Jeans, gelbem pfiffigen Kopftuch mit Schwänzen, großer getönter Sonnenbrille
Auch 1970 stand das neue und bis heute genutzte Hauptabfertigungsgebäude noch nicht: Der Flughafen wuchs allerdings unaufhörlich, viele DDR-Bürger kamen zu kleinem Wohlstand und reisten in die Länder des Ostblocks - manche von ihnen gar noch ein bisschen weiter.
Gemächlich zum Flugzeug schlendern und dann auf die Gangway: Schönefeld hatte keine Flugsteige mit Brücke und lange auch keine Shuttles am Flugfeld. Die Flugzeuge der Interflug und der Bulgarian Air warteten im Jahr 1972 auf dem Vorfeld auf die schlendernden Passagiere, die damals noch im alten Flughafengebäude abgefertigt wurden.
1976 aber dann war es fertig - das neue Abfertigungsgebäude. Für die Passagiere war von dort dann der Panoramafensterblick auf das Flugfeld möglich.
der Blick auf die Ankunfts- und Ausstiegsseite der neuen Halle bot dagegen andere Erkenntnisse. Hier war der Fokus auf die kleine, geteilte Welt gerichtet, wo es gesonderte Haltepunkte für die Busse mit den Passagieren nach Westberlin gab. Das Fachwort der DDR-Behörden für den Billigreiseverkehr von und nach Westberlin lautete Transit.
Die Aussichtsterrasse am neuen Terminal-Gebäude in Schönefeld war Winkplattform für Angehörige und Freunde, für viele aber auch ein bisschen Sehnsucht. Fliegen war hoher Luxus - für die meisten unerschwinglich - das bisschen Gucken war umsonst.
Für den Bürger, also die meisten Reisenden und für deren Angehörige, die sie verabschiedeten oder empfingen, war der S-Bahnhof Schönefeld der Angelpunkt. Früher gings dann reichlich holprig über Fußwege entlang der Parkplätze zum Terminal, später aber dann..
...wurde eine überdachte und halbverglaste Fußgängerallee geschaffen. Die hier nun nach der Schließung von Terminal 5 geplanten neuen Terminals des künftigen Regierungsflughafens werden wohl nur selten und in Ausnahmefällen von den Regierungsgästen zu Fuß erreicht. Die Zukunft der Flughafenallee also ist ungewiss. Übrig bleibt vorerst auch der einstige Reiseknotenpunkt...
Anders als beim Palast der Republik, beim Ahornblatt oder dem Generalshotel gibt es für Schönefeld aber noch Hoffnung: Im geplanten neuen Stadtquartier "SXF 2.0" soll das Hauptterminal nicht moderner Architektur weichen, sondern erhalten bleiben und weiter genutzt werden. Als altes Herz eines neuen Stadtteils – der am besten eröffnet wird, bevor Tempelhof saniert und die "Urban Tech Republic" in Tegel fertiggestellt ist.
Der alte Flughafen Schönefeld hätte es verdient.
Sendung: rbb24 Inforadio, 02.09.2023, 10 Uhr
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/09/kommentar-abschied-vom-flughafen-schoenefeld-sxf.html
rbb 14 September 2023
BearbeitenVorbereitungen für Abriss
Entkernung des Generalshotels am BER hat begonnen
Do 14.09.23
Eine Person wirft Teile des Interieurs von der Terrasse des Generalshotels. Der Abriss des historischen Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens BER soll am Donnerstag beginnen.
Am historischen Generalshotel auf dem Gelände des Flughafens BER laufen die Vorbereitungen zum bevorstehenden Abriss des Gebäudes. "Derzeit laufen die Entkernung und Schadstoffsanierung innerhalb des Gebäudes", sagte ein Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) am Donnerstag.
Die Schadstoffuntersuchungen und die Sicherung von erhaltenswerten Ausstattungsgegenständen im Gebäude seien inzwischen abgeschlossen. Die Rückbaumaßnahmen sollen laut der Bundesanstalt Anfang 2024 abgeschlossen werden.
Der eigentliche Abriss war vor Wochen von der Bima für den 14. September angekündigt worden.
Kommentar | Abschied vom Flughafen Schönefeld
SXF stirbt leise
Alle Brandenburger Fraktionen gegen Abriss
Im Jahr 2011 wurde entschieden, das Gebäude abzureißen, weil in dem Bereich ein neues Regierungsterminal entstehen sollte. Nun plant der Bund, dass auf der dann freiwerdenden Fläche zukünftig Flugzeuge der Flugbereitschaft parken beziehungsweise rollen.
Seit langer Zeit gibt es Widerstand gegen die Pläne. Alle sechs Fraktionen des Brandenburger Landtags setzen sich für den Erhalt des historischen Gebäudes ein. Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte zuletzt, er halte den Abriss für "falsch und vermeidbar. Hier wird meines Erachtens ohne Not ein historisches Gebäude, ein Stück deutscher Geschichte plattgemacht." Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen und Mitinitiatorin von "Generalshotel retten", Sahra Damus, hat trotz des Beginns der Arbeiten noch Hoffnung, dass der Abriss verhindert werden kann. Es gebe offenbar Gespräche im Hintergrund, sagte sie dem rbb.
In der zwischen 1947 und 1950 gebauten Villa wurden früher Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR empfangen.
Vor dem geplanten Abriss des Generalshotels auf dem Flughafengelände des BER fordern Linke und Grüne im brandenburgischen Landtag ein Moratorium. Am 21.06.2023 fand ein Treffen von Vertretern der Initiative «Generalshotel retten», der Presse, Behörden und der Bundespolizei am Generalshotel statt.
Brandenburg und Berlin, Schönefeld: Die Aufnahmen des Satelliten Sentinel 2 vom 31.07.2017 vom Flughafen Schönefeld.
Symbolbild: Der neue Airbus A350 "Konrad Adenauer" der Flugbereitschaft steht auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER).
Archivbild: Das ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER) am 21.06.2023.
Räume im ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER).
Archivbild:Das ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER) am 21.06.2023.
Teilweise mit Marmor sind die Wände im ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER), verkleidet.
Das ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER).
Am 14. September soll nach Angaben der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) der Abriss des Generalshotels beginnen.
Vor dem geplanten Abriss des Generalshotels auf dem Flughafengelände des BER fordern Linke und Grüne im brandenburgischen Landtag ein Moratorium. Am 21.06.2023 fand ein Treffen von Vertretern der Initiative «Generalshotel retten», der Presse, Behörden und der Bundespolizei am Generalshotel statt.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 14.09.2023, 19:30 Uhr
Die repräsentative Villa auf dem Gelände des BER wurde zwischen 1947 und 1950 von der sowjetischen Militäradministration erbaut. Das "Haus der Spezialpassagiere" diente einst als Empfangsgebäude für Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR.
Der Abriss war im Jahr 2011 entschieden worden, weil an gleicher Stelle ein neues Regierungsterminal entstehen sollte - diese Pläne wurden aber mittlerweile verworfen. Nun wird die Fläche laut Bima für die Regierungsflugstaffel benötigt
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sah Ende Juni keine Handhabe, das denkmalgeschützte Gebäude zu retten. Sie verwies darauf, dass die Pläne für den Abriss sehr alt seien. "Die Stelle wird für die Flugbereitschaft benötigt", sagte sie.
Märkische Allgemeine
BearbeitenFlughafen Schönefeld
Das unter Denkmalschutz stehende Generalshotel am Berliner Flughafen Schönefeld soll abgerissen werden. Bis vor Kurzem tagte noch die Bundespolizei im ehemaligen DDR-Hotel.
Der Abriss des denkmalgeschützten Generalshotels am Flughafen in Schönefeld soll am 14. September beginnen. Fachleute und Landespolitik wollen das einzigartige und immer noch denkmalgeschützte DDR-Gebäude erhalten, selbst ein Flughafenplaner hält den Abriss nicht für notwendig. Die Bundespolitik schweigt.
Karen Grunow
14.09.2023, 10:00 Uhr
Schönefeld. Noch wenige Tage, dann soll der Abriss des nach wie vor denkmalgeschützten und komplett intakten Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens in Schönefeld beginnen, um damit Platz zu schaffen für die Regierungsstaffel, die dieses Areal künftig nutzen soll. Bundesweit sind Denkmalschützer und Fachleute entsetzt über diese Abrisspläne, am Dienstagabend gab es nochmal eine kurzfristig durch die Initiative „Generalshotel retten!“ anberaumte Podiumsdiskussion im DDR-Museum in Berlin-Mitte.
Mittlerweile haben mehr als 1000 Leute – darunter Experten, Fachleute und Vertreter wichtiger Verbände und auch Politiker fast aller Parteien – außerdem einen offenen Brief unterzeichnet. Große Verbände wie das Deutsche Nationalkomitee von ICOMOS – International Council on Monuments and Sites, eine Beraterorganisation der Unesco gemäß der Welterbekonventionen –, die Architektenkammern Brandenburgs und Berlins, der deutsche Verband für Kunstgeschichte oder die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sind ihrerseits selbst an die Öffentlichkeit getreten und kämpfen für den Erhalt.
Bund will weiter an Abriss des Generalshotels in Schönefeld festhalten
So sieht das Schönefelder Generalshotel von innen aus
Woidke zum Generalshotel: „Hier wird ein Stück deutscher Geschichte platt gemacht“
Am Dienstagabend nun sprachen die anwesenden Experten von einem „Behörden-Pingpong“: „Wir haben kein richtiges Gegenüber“, so Ayhan Ayrilmaz, Vorstandsmitglied ICOMOS Deutschland und Vizepräsident der Architektenkammer Berlin und im Berufsleben Architektur-Chef der Schlösserstiftung. Auch bei der Podiumsdiskussion ließ sich trotz breit gestreuter Einladung niemand von einem der zuständigen Bundesministerien oder Behörden blicken.
Seit Monaten versuchen die Fachleute ebenso wie Landes- und Bundespolitiker, klare Antworten oder zumindest Gesprächsbereitschaft signalisiert zu bekommen. „Reaktion war nur, dass Verantwortlichkeiten hin- und hergeschoben wurden“, sagt Ayrilmaz. „Fragwürdig ist, dass noch nicht einmal eine Debatte stattfindet.“ Der Abriss sei ein „historischer Fehler“, betont er. Erst ab 2034 soll das Areal, ursprünglich angedacht für das Regierungsterminal, nun für die Regierungsstaffel, in Nutzung gehen.
Abrissplan für Generalshotel in Schönefeld ist von 2011
Der Abrissplan für das 1948/49 entstandene Gebäude ist von 2011. Seitdem hat sich die Situation des Flughafens entscheidend geändert; einige Flächen, die damals für den Flughafen vorgehalten wurden, werden gar nicht genutzt, die Flughafen Berlin-Brandenburg GmbH benötige diese auch nicht mehr, legte der online zur Diskussion zugeschaltete Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa schlüssig dar.
Podiumsdiskussion zum geplanten Abriss des Generalshotels: Moderator Stefan Wolle vom gastgebenden DDR-Museum, TU-Professorin Stephanie Herold, Grünen-Landtagsabgeordnete Sarha Damus, Landeskonservator Thomas Drachenberg und ICOMOS-Vorstandsmitglied Ayhan Ayrilmaz (v.l.).
Aus seiner Sicht sei eine Neuplanung nicht nur wegen des Generalshotels sehr sinnvoll. Damals, verweist er auf das Planfeststellungsverfahren von 2011, sei eine nicht so saubere Trennung zwischen ziviler und militärischer Nutzung mit Bauchschmerzen geplant worden, weil es nicht anders ging.
Heute aber sehe die Situation anders aus, es ließe sich viel klarer eine gute Trennung bewerkstelligen. Er denkt dabei auch an Abschirmung zum Ort und Lärmentwicklung. Sein Fazit: „Das ist die Sturheit einer Behörde, die offensichtlich nicht in der Lage ist, den funktionalen Vorteil einer Neuplanung zu erkennen.“
Der nach wie vor bestehende Denkmalschutz wird durch Abriss des Generalshotels ausgehebelt
Das unter Denkmal stehende Generalshotel am Berliner Flughafen Schönefeld soll abgerissen werden. Bis vor einem Monat tagte die Bundespolizei im ehemaligen DDR- Hotel.
Mit dem ab 14. September geplanten Abriss des Generalshotels wird die Entscheidung der obersten Denkmalbehörde des Landes ausgehebelt. Seit 1995 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Allein dieser Aspekt ist skandalös – dass die Kompetenzen des Denkmalschutzes trotz der geänderten Nutzungspläne, die eine neue Planung sinnvoll machen würden, komplett übergangen werden. Dass ein mittlerweile zwölf Jahre altes Vorhaben durchgeboxt werden soll, ohne zu hinterfragen, ob das heute noch sinnvoll und der Abriss eines funktionsfähigen Gebäudes zeitgemäß ist.
Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg erinnerte daran, dass schon die Unterschutzstellung Mitte der 1990er ein Akt war; die oberste Denkmalbehörde musste damals den zuständigen Landrat anweisen, es unter Schutz zu stellen.
„Der Bund hatte immer Schwierigkeiten mit dem Bau“, so Drachenberg. 2000 zog der Bund vor das Verwaltungsgericht Cottbus, zog dann aber doch noch die Klage zurück. Beim Planfeststellungsverfahren hatte das Denkmalamt damals Veto eingelegt, bei den Abwägungen der Einwände der Träger öffentlicher Belange wurde dann aber zugunsten des Flugverkehrs entschieden – seitdem, so Drachenberg, sei das Landesdenkmalamt bürokratisch gesehen raus. „Denkmalfachlich anständig wäre es, ein Moratorium einzuführen“, betonte Drachenberg. Die Hoffnung ist, einen Aufschub zu erreichen.
Innenansichten Generalshotel Flughafen Schönefeld, BER. Gebäude soll abgerissen werden.
„Ich kenne kein anderes Gebäude, dass in dieser Zeit so repräsentativ gebaut wurde“, sagte Stephanie Herold, Professorin für städtebauliche Denkmalpflege und urbanes Kulturerbe an der Technischen Universität Berlin, in Bezug auf Deutschland direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch sie kritisierte in Richtung Bundesregierung scharf, dass es noch nicht einmal möglich gewesen sei, „in einen Gesprächsprozess zu gelangen“.
Und Sahra Damus, kulturpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Brandenburger Landtag, erzählte, dass ihre Fraktion anderthalb Jahre lang hartnäckig sein musste, um überhaupt endlich in das Gebäude hineingelangen zu können. Sie verwies auch noch einmal auf die besondere Ausstattung mit Kunstwerken unter anderem von Fritz Kühn, dessen Nachlassverwalterin Helgard Kühn im Publikum saß und auf Urheberrechtsbelange hinwies.
Von besonderem Interesse beim Blick von der Besucherterrasse des BER-Terminals 5, der am 2. September mit einem Fest der Gemeinde Schönefeld „verabschiedet“ worden war, war das Generalshotel.
Aus dem Publikum meldete sich unter anderem Pilot Ulrich Unger, Vorstandsmitglied der Gesellschaft zur Bewahrung deutscher Luftstätten. „Zu Interflug-Zeiten habe ich immer eine innere Verbeugung gemacht, wenn ich ins Gebäude gekommen bin.“
BER-Terminal 5 ist Geschichte – großes Abschiednehmen von einem „Tor zur Welt“
Von der Gemeindevertretung Schönefelds ergriff Renate Detsch (Freie Wähler) kurz das Wort; sendete noch einmal Hilferufe aus, dass das Gebäude erhalten bleiben soll. Auch Reinhold Dellmann, früherer SPD-Minister für Infrastruktur und Raumordnung in Brandenburg, erinnerte sich an das damalige langwierige Planfeststellungsverfahren und befand Faulenbach da Costas aktuelle Ausführungen für denkbar. „Das Moratorium können wir uns zeitlich leisten“, hob Sahra Damus noch einmal klar hervor.
Offener Brief
Bearbeiten++ Gesamtzahl der Unterzeichner*innen: 1426, Stand 22.09.2023 ++
Frühes Zeugnis der Ostmoderne in Brandenburg retten – Abriss des denkmalgeschützten Generalhotels verhindern!
Das denkmalgeschützte Generalshotel auf dem Gelände des Flughafens BER ist akut vom Abriss bedroht. Im Planfeststellungsbeschluss zur Errichtung des BER war ein neues Regierungsterminal geplant. 2022 bestätigte das Bundesfinanzministerium den Verzicht auf einen Neubau. Stattdessen soll das Interimsgebäude am BER weitergenutzt werden. Damit ist der Grund für den Abriss des Generalshotels entfallen und der Weg frei für den Erhalt des Denkmals.
Errichtet zwischen 1947 und 1950 auf dem Areal der ehemaligen Henschel-Flugzeugwerke nach dem Entwurf des Architekten Georg Hell (1906-1986) schrieb das auch als Generalsvilla bezeichnete Gebäude Zeitgeschichte und ist bis heute authentisches Zeugnis der Historie des Flughafens Schönefeld. Es diente als Sonderabfertigung für hochrangige Persönlichkeiten der DDR und internationale Gäste. Später wurde es auch von der Bundesregierung genutzt, die hier Staatsgäste aus aller Welt empfing . Es war bis ins Jahr 2022 durch die Bundespolizei in Nutzung. Inzwischen steht es leer.
1996 wurde das Generalshotel als Denkmal unter Schutz gestellt und in die Landesdenkmalliste Brandenburgs eingetragen. Der Denkmalstatus besteht bis heute. Das Gebäude gilt als bedeutendes Zeugnis der frühen Ostmoderne in Brandenburg und ganz Ostdeutschland. Die Deutsche Bauzeitung beschrieb es im Mai 2011 als „das perfekte Denkmal. Historisch und architektonisch bedeutend, hochkarätig ausgestattet, kontinuierlich genutzt und ausgezeichnet erhalten.“ Neben hochwertiger Fassaden- und Eingangsgestaltung sind baugebundene Kunstwerke und aufwändig gearbeitetes Originalinventar erhalten, darunter Metallgestaltungen von Fritz Kühn.
Im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses für die Errichtung des Flughafens BER wurde das Generalshotel 2011 gegen das Votum der Landesdenkmalpflege zum Abriss freigegeben. Um das Gebäude erhalten zu können, ist keine Änderung des Beschlusses nötig. Lediglich der Abriss ist nicht zu vollziehen.
Das Gebäude ist im Besitz des Bundes und wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung verwaltet, welche auch den Abriss planen.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben im Bausektor inzwischen hohe Priorität. Intakte Gebäude sollten erhalten werden. Denkmal- und Klimaschutz gehen hier Hand in Hand.
Wir fordern ein Moratorium, um den unmittelbar bevorstehenden Abriss zu verhindern und über neue Konzepte für den Erhalt und die Nutzung ins Gespräch zu kommen.
Die Bundesregierung mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sowie das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sind aufgefordert, den kurzfristig geplanten Abriss zu stoppen. Die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg sowie die Flughafengesellschaft sind aufgefordert, sich für den Erhalt einzusetzen.
Erstunterzeichner*innen
Andreas Rieger, Präsident der Brandenburgische Architektenkammer
Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin
Philipp Jamme, Vorsitzender des Bundes der Architekten, Landesverband Brandenburg
Fritz-Kühn-Gesellschaft e.V. Vorstand
Achim Kühn, Metallbildhauer
Nina Hell, Architektin und Hans-Jörg Hell, Architekt, Enkelin und Sohn des Architekten des Generalshotels Georg Hell
Reinhold Dellmann, Vorsitzender Landesdenkmalbeirat Brandenburg, Minister a.D.
Sahra Damus, MdL, kulturpolitische Sprecherin, Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Brandenburg
Isabelle Vandre, MdL, kulturpolitische Sprecherin der LINKEN Landtagsfraktion Brandenburg
Matthias Stefke, MdL, kulturpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion BVB/ Freie Wähler Brandenburg
Katalin Gennburg, MdA, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
Andreas Otto , MdA, Sprecher für Berlin-Brandenburg, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus
Daniela Billig, MdA, Sprecherin für Denkmalschutz, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus
Erhard Grundl, MdB, kulturpolitischer Sprecher, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Simona Koß, MdB, stellv. kulturpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion
Dr. Gregor Gysi, MdB, Bundestagsfraktion DIE LINKE
Michael Kellner, MdB, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Mathias Papendieck, MdB, SPD-Bundestagsfraktion
Hannah Neumann, MdEP, Bündnis 90/Die Grünen
Alexander King, MdA, Fraktion DIE LINKE
Dr. Maria Nooke, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
Wolfgang Kil, Architekturkritiker und Publizist, Berlin
Thomas Flierl, Bauhistoriker, Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung 2007-2022
Martin Maleschka, Architekt und Fotograf, Eisenhüttenstadt
Netzwerk ostmodern
Dr. Karin Berkemann, freie Bauforscherin, Herausgeberin moderneREGIONAL
Berufsverband Bildender Künstler:innen Brandenburg e.V., Vorstand
Daniel Bartetzko, Journalist, Herausgeber moderneREGIONAL
Peter Sägesser, dipl. Architekt ETH Zürich, Herausgeber ostarchitektur.com
Prof. Dr. Paul Zalewski, Professur für Denkmalkunde, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Prof. Dr.-Ing. Alexandra Druzynski v. Boetticher, Professur für Baugeschichte, BTU Cottbus-Senftenberg
Prof. Dr. Stephanie Herold, Professur für Städtebauliche Denkmalpflege und urbanes Kulturerbe, Technische Universität Berlin
Dr. Andreas Butter, Leibniz Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS), Erkner
Matthias Hahndorf, TU Dresden
- Science Communication
- E-Mail: matthias.hahndorf@tu-dresden.de
- Phone: +49 (0)351 463 42847
- PR page: https://cfaed.tu-dresden.de/media-communication
- Helmholtzstr. 18, Barkhausen Building Room BAR I79
Norbert John, Architekt, Technischer Geschäftsführer des Brandenburgischen Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen a.D.
Dr. Achim Krekeler, Architekt, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Baukultur Brandenburg e.V.
Marco Dziallas, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen
Wolfgang Katzer, Mitglied der Linksfraktion in der Gemeindevertretung Schönefeld und 30 Jahre bei Interflug beschäftigt
Weitere
Thomas Kernert, Dresden
Toralf Dittrich, Dresden
Christopher Theel, Dresden
https://generalshotelretten.blog/
Tagesspiegel 22. Juni 2023
Bearbeiten„Die Schlinge zieht sich leider zu“: Letzter Blick ins Generalshotel am BER?
Der Villa am Schönefelder Flughafen, in der die DDR ihre Staatsgäste, Künstler und Promis empfing, droht der Abriss. Die Rettungsinitiative lud zum Vor-Ort-Termin.
Von Thorsten Metzner
22.06.2023, 13:08 Uhr
Die Initiative „Generalshotel retten!“ appelliert an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Bundesregierung, ein Abriss-Moratorium für das intakte, aber akut bedrohte Baudenkmal im künftigen Regierungsflughafen am BER in Schönefeld zu ermöglichen – bis zur Klärung möglicher Alternativen zum Erhalt. „Ich bin fassungslos, dass es wegsoll. Es ist wie eine Zeitkapsel erhalten“, sagte etwa Ayhan Ayrilmaz, Vizepräsident der Berliner Architektenkammer, dem Tagesspiegel bei einem Vor-Ort-Termin.
Er sei selbst Architekt und wisse, wie schwierig es sei, langjährig erarbeitete Planungen noch einmal aufzuschnüren: „Das Gebäude ist aber keine Last, sondern eine Chance.“ In seiner architektonischen Qualität erinnere es an Schloss Schönhausen, den Amtssitz von Wilhelm Pieck, des ersten DDR-Präsidenten.
Ayhan Ayrilmaz, Vizechef Architektenkammer Berlin, bedauert den geplanten Abriss der Generalsvilla.
Thorsten Metzner
Ein einmaliges Zeugnis
Der Bau habe 1947 begonnen, als Deutschland in Trümmern gelegen habe, „es ist ein einmaliges Zeugnis für diese Zeitschicht“, sagte Stephanie Herold, Professorin für städtebaulichen Denkmalschutz und Urbanes Kulturerbe an der TU Berlin. Im Auftrag der Sowjetischen Administration (SMAD) sei es als Empfangsgebäude errichtet worden, für den Flughafen im eigenen Sektor, da Tempelhof im Westen gelegen habe.
Herold wies auf Unwuchten im Umgang mit dem Kulturerbe hin. „In Berlin ist gerade der Weltkulturerbe-Antrag für die Karl-Marx-Allee und das Hansa-Viertel eingereicht“, sagte Herold. „Es geht um das Bauen im geteilten Berlin. Natürlich lässt sich auch dieses Gebäude da einordnen. Und wir haben zwei Westberliner Flughäfen, die unter Denkmalschutz stehen.“ Das Generalshotel im Osten aus der Frühzeit des Schönefelder Flughafens gehöre jedoch auch in diesen Kontext. „Es sagt auch etwas über unsere Perspektive auf die deutsch-deutsche Geschichte aus, wie wir mit diesem Gebäude umgehen.“
Der Kronleuchter im Foyer der Villa ist noch im Originalzustand.
Wie berichtet soll die zwischen 1947 und 1950 errichtete repräsentative Villa abgerissen werden. Es hatte nach Bau im Auftrag und der Nutzung durch die Sowjets seit 1961 als Empfangsgebäude für Staatsgäste der DDR, aber auch Promis, Künstler und Sportler wie Juri Gagarin, Marlene Dietrich oder Louis Armstrong gedient. Mit den Planungen für den Regierungsairport am BER sind dort Abstellplätze für Flugzeuge der Bundesregierung vorgesehen.
Bei Abriss Platz für Flieger
Da die Generalsvilla nur 50 Meter lang und 20 Meter breit ist, wäre auf der Grundfläche etwa Platz für einen Flieger. In der Nähe, in Sichtweite, steht das leer stehende alte Schönefelder SXF-Terminal aus DDR-Zeiten (zuletzt T5), das die Flughafengesellschaft jüngst ausgemustert hat. Die Zukunft dieses Gebäudes, das nicht unter Denkmalschutz steht, und der Flächen ist völlig offen.
Die Generalsvilla steht seit den 90er Jahren unter Denkmalsschutz. Auch jetzt noch. Gegen den Abriss, der 2011 mit einer Änderung des Planfeststellungsbeschlusses für den BER ermöglicht wurde, hatte das Landesdenkmalamt eine fast tausend Seiten umfassende ablehnende Stellungnahme vorgelegt – vergeblich. „Es blutet uns das Herz. Es ist ein Bau der Superlative aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und der frühen DDR“, sagte Haiko Türk vom Landesdenkmalamt. „Es hat sich in einer unglaublichen Ursprünglichkeit überliefert. Der Bau ist einmalig, so etwas haben wir in der brandenburgischen Denkmalliste mit 14.000 Objekten nicht noch einmal.“
Beim Rundgang offenbart sich viel Originalsubstanz – außer dem noblen Foyer mit Marmorwänden und dem Kronleuchter etwa auch Holzvertäfelungen und Stofftapeten in Räumen, Original-Leuchter oder Heizungsabdeckungen mit Sowjetsternen, Dreh-Lichtschalter oder Telefonzellen. Manches ist schon markiert für die Sicherung und Verwahrung, um es nach dem Abriss irgendwo museal zu präsentieren.
Blick in vergangene Zeiten: die sogenannte „Generalswohnung“.
Den Vor-Ort-Termin mit Medien, Politikern, Gemeindevertretern und Behörden hatte die Initiative „Generalshotel retten“ organisiert, um über die Öffentlichkeit noch einmal Druck für den Erhalt zu machen. Der Aufruf hat inzwischen fast 300 Unterzeichner. Schon im August sollen wohl die Abrissarbeiten beginnen. Zuletzt war es von der Bundespolizei genutzt worden, die vor einigen Monaten auszog. Bundespolizei und BIMA hatten, wie es von dieser Seite hieß, ermöglicht, die Generalsvilla „noch mal anzusehen“.
Die dem Bundesfinanzministerium unterstehende BIMA argumentiert, dass die Fläche gebraucht, dass am Regierungsflughafen mehr Platz benötigt wird, weil nach einer neueren Entscheidung der Bundesregierung die Flugbereitschaft der Bundeswehr vollständig von Köln/Bonn nach Schönefeld umziehen soll. Allerdings erst bis 2034.
Das Generalshotel wurde zwischen 1947 und 1950 erbaut.
Da müsse man nicht jetzt in zwei Monaten die Villa dem Erdboden gleich machen, wirbt Sahra Damus, Grünen-Landtagsabgeordnete in Brandenburg und in der Rettungsinitiative aktiv, für ein Moratorium. „Das ist unser Appell, damit nicht im Juli ausgeräumt wird und im August die Bagger anrollen.“ Allerdings gebe es bisher von den beteiligten Bundesministerien für Finanzen, Verteidigung und Bauen nur Pingpong, keine Bereitschaft zum Dialog.
Nach Angaben eines BIMA-Vertreters wird diese „Flugbetriebsfläche“ am Standort nicht erst 2034, sondern früher gebraucht, in der Umgebung würden auch Altlasten eines alten Tanklagers beseitigt, um das Areal 2027 zu übergeben. Die Baustelle ist bereits eingerichtet, die Generalsvilla ist weiträumig mit einem neuen Stacheldraht-Bauzaun eingezäunt. Ein Bauschuttcontainer steht bereits neben dem Haupteingang.
„Es sieht alles nach Abrissvorbereitungen aus“, sagt Martin Maleschka, Architekt und Fotograf, der sich für den Erhalt der „Ostmoderne“ engagiert. „Die Schlinge zieht sich leider zu.“ Für ein Moratorium durch die Bundesregierung sprachen sich am Donnerstag auch Erhard Gundl, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, und die beiden Brandenburger SPD-Bundestagsabgeordneten Simona Koß und Matthias Papendieck aus.
Tagesspiegel 13. Juni 2023
BearbeitenGeneralshotel auf BER-Gelände vor Abriss: Denkmal der Ostmoderne akut bedroht
Auf dem Gelände des Hauptstadtflughafens steht das „Generalshotel“. Einst wurden hier DDR-Staatsgäste, Prominente wie Marlene Dietrich oder Juri Gagarin empfangen. Kann der Abriss noch verhindert werden?
Von Thorsten Metzner
13.06.2023, 16:45 Uhr
Es ist ein herausragendes Baudenkmal der Ostmoderne, das in der Sperrzone auf dem Willy-Brandt-Airport der Hauptstadtregion steht: Das „Generalshotel“. Doch nun droht dem Bauwerk auf dem Schönefelder Flughafen in Kürze der Abriss. Errichtet von 1945 bis 1947 nach Entwürfen von Georg Hell, hatte es einst als Empfangsgebäude für Repräsentanten der Sowjetunion und später für DDR-Staatsgäste gedient, aber auch Prominente wie Marlene Dietrich, Juri Gagarin oder den Jazztrompeter Louis Armstrong. Da, wo es jetzt steht, soll ein profaner Parkplatz hin – für Regierungsflieger.
Der Abriss wird durchgezogen, obwohl der Regierungsflughafen umgeplant wird. Das bekräftigte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) auf Anfrage des Tagesspiegels: „Nach Beendigung der Nutzung durch die Bundespolizei ist der Rückbau des Generalshotels im Laufe dieses Jahres vorgesehen.“ Und zwar bald. Bereits im Juli sollen, wie die BIMA der Initiative „Generalshotel retten!“ aus Architekten, Künstlern, Denkmalschützern und Politikern mitteilte, denkmalgeschützte Objekte aus dem Gebäude geborgen und ausgelagert werden. Ende August/Anfang September ist demnach der Beginn der Abbrucharbeiten vorgesehen.
Es ist festzuhalten, dass es sich beim Generalshotel um einen bedeutsamen Träger historischer Identität handelt.
Aus der aktuellen Dokumentation zur Geschichte des Denkmals
Welcher Verlust droht, belegt auch die dem Tagesspiegel vorliegende neue und offizielle „Historische Dokumentation“ zur Bau- und Nutzungsgeschichte, die laut BIMA in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) erarbeitet wurde. „Exponiert auf dem Gelände des Flughafens Schönefeld gelegen, ist das Generalshotel ein wichtiger Zeuge der deutschen Nachkriegsgeschichte, der die großen Umbrüche des 20. Jahrhunderts spiegelt“, lautet ein Fazit in dem Abschlussbericht. „Es ist festzuhalten, dass es sich beim Generalshotel um einen bedeutsamen Träger historischer Identität handelt.“
DDR ließ Sowjetsterne entfernen
Die Dokumentation offenbart Unbekanntes und Unerwartetes – zum Beispiel, wie die DDR 1961 von den Sowjets den Flughafen Schönefeld und damit auch das vorherige „Haus für Spezialgäste“ in eigene Regie übernahm. „Eine wesentliche Veränderung, die den Souveränitätsanspruch der DDR ausdrückte, war die Entfernung der in die Ausstattung integrierten Hoheitszeichen der UdSSR“, heißt es. So seien der Kronleuchter und die Wandleuchten in der Empfangshalle und in der Galerie, alle mit dem fünfzackigen Sowjetstern verziert, ausgetauscht worden. Auch die Sowjetsterne aus den Balkongittern seien entfernt worden.
Die Generalsvilla auf dem Flughafen Schönefeld.
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Sahra Damus ist empört, wie schnell jetzt alles gehen soll: „Die Sommerzeit soll offenbar genutzt werden, um das geräuscharm über die Bühne zu bringen.“ Tatsächlich wächst gerade der Widerstand, mitten in der neu entfachten Ostdebatte. Einen offenen Brief für den Erhalt des Baudenkmals der Ostmoderne haben etwa Gregor Gysi oder auch die Brandenburger Bundestagsabgeordneten Michael Kellner (Grüne) und Simona Koß (SPD) unterzeichnet. Am Mittwoch findet eine Expertenanhörung im Kulturausschuss des Potsdamer Landtages statt.
„Die Erfordernis zum Rückbau des Generalshotels besteht fort“, argumentiert hingegen die BIMA. „Das Gebäude befindet sich auf planfestgestellten Flugbetriebsflächen.“ Zudem habe sich mit dem Beschluss zum Umzug der gesamten Flugbereitschaft von Köln nach Schönefeld der Bedarf an Abstellpositionen für Luftfahrzeuge weiter erhöht.
Doch der soll der erst bis 2034 vollzogen werden. Und die Planungen für den Regierungsflughafen werden ohnehin gerade verändert: Der Neubau eines Regierungsterminals wurde verworfen, das 2018 errichtete Interimsgebäude soll nun dauerhaft genutzt werden.
Die sogenannte Generalsvilla auf dem Flughafen Schönefeld vor den Bauten des künftigen Hauptstadtflughafens BER. Die DDR-Regierung nutzte das Haus für Staatsgäste, die mit dem Flugzeug kamen oder auf den Abflug warteten.
„Die Hochbauzone wird derzeit überarbeitet. Es sind Hangars, Stabs- und Dienstgebäude vorgesehen“, bestätigt die BIMA. Nach BIMA-Angaben vom Oktober 2022 sollen zwölf neue Gebäude errichtet werden. Eine Integration der „Generalsvilla“ und eine Verlegung der Abstellpositionen soll angeblich nicht möglich sein: „Für die planfestgestellte Flugbetriebsfläche, auf der sich das Generalshotel befindet, sind weiterhin Abstellpositionen für Luftfahrzeuge vorgesehen.“
Inzwischen wird laut BIMA nach Möglichkeiten gesucht, Ausstattungselemente aus der Generalsvilla in Museen oder an anderen Ausstellungsorten unterzubringen und zu präsentieren. Und virtuell. „Die Ergebnisse der denkmalpflegerischen Dokumentation und der zeithistorischen Forschung werden außerdem in Form einer interaktiven Computeranwendung (Panoramabilder für die interaktive Präsentation des Gebäudes, Kurzfilmdokumentation der Bestandsnutzung, Zeitzeugeninterviews) medial aufbereitet“, erklärt die BIMA.
„Die geplante interaktive Computeranwendung wird in Abstimmung mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und den noch auszuwählenden Museen und Institutionen erarbeitet“, heißt es weiter. Das „Generalshotel“ wird das alles nicht ersetzen.
Tagesspiegel 14. September 2010
BearbeitenDas Generalshotel: Schönefelder Bruchlandung Denkmalpflege?
Das historische "Generalshotel" soll dem neuen Flughafen weichen.
14.09.2010, 12:28 Uhr
Stalin war wohl niemals hier. Dafür kam der spätere sowjetische Außenminister Molotow bereits 1951 in der „Sonderabfertigung für Generale und Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft“ auf dem Flughafen Schönefeld an. Seinen Spitznamen als „Generalshotel“ erhielt das repräsentative Empfangs- und Abfertigungsgebäude allerdings wegen seiner militärischen Gäste, die dort auch übernachten konnten. Jetzt droht dem Baudenkmal, das inzwischen von der Bundespolizei genutzt wird, der Abriss. Es steht dem Ausbau des neuen Regierungsflughafens in Schönefeld im Weg, mit dem nächstes Jahr begonnen werden soll. Eine Bürgerbewegung gegen die Denkmalzerstörung, wie es sie zurzeit an vielen Orten in Deutschland gibt, ist allerdings kaum zu erwarten: Wegen seiner isolierten Lage im Sicherheitsbereich des Flughafens hat das Gebäude heute nur wenig Besucher.
Zu den Prominenten, die bei ihrem Ost-Berlin-Besuch in dem „Haus für spezielle Passagiere“ abgefertigt wurden, gehörten unter anderem Juri Gagarin, der erste Mann im All, Leonid Breschnew und Fidel Castro, aber auch Künstler wie Miriam Makeba oder Claudia Cardinale. Wer heute vom Flughafen Schönefeld abfliegt, der sieht das Generalshotel auf dem Vorfeld stehen: Dicht eingewuchert von einer Gartenanlage, will es nicht so richtig ins Bild eines modernen Flughafens passen.
Ein Kuriosum mit Geschichtswert. Zwischen 1947 und 1950 auf Befehl der Sowjets errichtet, gehört das Gebäude zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen aus der Frühzeit der DDR-Architektur, die „die politische Stärke und das Selbstbewusstsein der sowjetischen Siegermacht zum Ausdruck bringen“, wie es in der Denkmalbegründung des Brandenburger Denkmalamts heißt. Nach dem Krieg benötigten die Sowjets für die Anbindung Ost-Berlins an Moskau dringend einen Flughafen. Sie entschieden sich für Schönefeld, nicht zuletzt weil sie hier auf die Start- und Landebahn der ehemaligen HenschelFlugzeugwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus zurückgreifen konnten.
Architekt des Generalhotels war Georg Hell, der seinen Entwurf in monatelanger Abstimmung mit der russischen Bauaufsicht erarbeitete. Das Ergebnis war ein hochwertig ausgestattetes Gebäude, das seine Gäste mit einer repräsentativen Vorfahrt aus rotem Sandstein empfing. Auch im Inneren zeigt es sich nobel. So schließt sich dem Eingang eine doppelgeschossige Halle mit glänzender Marmorverkleidung an – eine Kriegsbeute, die aus dem Eingangsbereich der Maschinenbaufirma Hasse & Wrede in Marzahn stammt.
Während eine alte Gepäckwaage gleich neben dem Eingang an die ursprüngliche Nutzung des Hauses erinnert, sind auch die heute als Büros genutzten Gästezimmer hochwertig ausgestattet, sie verfügen über Wandpaneele und furnierte Einbauschränke, hinter denen sich Waschbecken verbergen. Vom geschwungenen Türgriff über die ehemalige Telefonzelle mit Bullaugenfenstern bis zum Sowjetstern auf der Heizungsverkleidung aus Messing erweist sich das Generalshotel als herausragendes architektonisches Zeitdokument, das die Jahrzehnte in bemerkenswert gutem Zustand überdauert hat. Doch nach 60 Jahren droht dieser historischen Keimzelle des Flughafens Schönefeld nun ein jähes Ende.
Derzeit läuft beim Brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft ein Planänderungsverfahren; weder das Land noch das Bundesbauministerium wollen sich offiziell zur Zukunft des Denkmals äußern. Doch nach den aktuellen Planungen ist klar, dass es verschwinden wird. Mit seinem Abriss würde ein vorzüglich erhaltenes Stück der Flughafengeschichte von Berlin-Brandenburg sowie der deutschen Nachkriegsgeschichte entsorgt. Und zwar ohne Not.
https://www.tagesspiegel.de/kultur/schonefelder-bruchlandung-denkmalpflege-7058251.html
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
BearbeitenFür einen Flugzeugparkplatz: Bund vernichtet ein Monument deutsch-deutscher Geschichte
Das Generalshotel in Berlin wird abgerissen
Gerade Berlin ist Sinnbild für die Teilung und die Wiedervereinigung Deutschlands, für das Schaffen und das Überwinden von Grenzen. Eines der baulichen Zeugnisse der geteilten Geschichte Deutschlands ist das Generalshotel in Berlin, das sich auf dem Areal des Flughafens BER befindet. Hier trafen sich einst Helmut Schmidt und Erich Honecker; Fidel Castro, Olof Palme, Pierre Trudeau oder Juri Gagarin kannten es auch. Gebaut wurde es ab 1947 als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sogenanntes Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration. Der Bau war noch vor Gründung der DDR fertig, und steht seit Mitte der 1990er Jahre unter Denkmalschutz. Das Gebäude war in einem Top-Zustand und ein echtes Gesamtkunstwerk – von der historischen Bedeutung ganz zu Schweigen.
Nun wird das Denkmal und die Geschichte des Ortes zerstört – allen Initiativen, Bitten und Expertenmeinungen zum Trotz. Und dies, um Platz zu machen für einen Flugzeugparkplatz der Flugbereitschaft deutscher Politiker.
Statt Vorbildfunktion wird Geschichte mit Füßen getreten
Wie wichtig Erinnerungskultur ist, sollte auch in der Politik inzwischen angekommen sein. Mit diesem Abriss tritt die Bundespolitik Geschichte und Kultur des Landes mit Füßen. Anstatt ein Vorbild zu sein im Einsatz für das Bewahren unserer gebauten Geschichte, beharrten die politischen Entscheider auf der Zerstörung dieses bedeutenden Denkmals der deutsch-deutschen Geschichte. Dies ist umso inakzeptabler, da private Denkmaleigentümer – zurecht – vom Gesetzgeber im öffentlichen Interesse zum Erhalt geschützter Denkmale verpflichtet sind. Im Fall Generalshotel Schönefeld kam die Regierung ihrer eigenen Verantwortung für das kulturelle Erbe nicht nach. Im Gegenteil.
Abriss als Dogma?
Vor allem das aktuelle Vorgehen beim Abriss dieses historischen Kulturdenkmals entsetzt – denn immerhin war das Bauwerk in einem einwandfreien Zustand. Da das geplante Regierungs-Flugterminal inzwischen verworfen wurde, ist eine Neuplanung des Areals nötig und möglich – und damit eine neue Chance für den Erhalt des Denkmals. Dazu wäre auch Zeit: denn der Umzug der Flugbereitschaft ist nicht vor 2034 geplant. Doch der Bund, in dessen Eigentum sich das Generalshotel befand, blieb dogmatisch bei dem Abriss.
Zu einem Überdenken der Flughafen-Pläne waren die Entscheider nicht bereit: alle Vorschläge, Initiativen und Kritiker stießen auf taube Ohren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wandte sich mehrfach an die Verantwortlichen mit dem Ersuchen, den Abriss zumindest aufzuschieben, um die gewonnene Zeit für eine Diskussion und Neubewertung der Pläne zu nutzen.
Das Foyer ist mit Marmor- und anderen Natursteinen ausgekleidet
Die schmiedeeisernen Geländer und Gitter im Hotel stammen von Fritz Kühn
Mit dem Abriss des Generalshotel geht ein bedeutendes historisches Denkmal verloren
Die repräsentative Villa auf dem Gelände des Flughafens BER in Berlin-Schönefeld
https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erhalten/generalshotel.html
4. August 2023
Gegen den Abriss des Generalshotels in Schönefeld
Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich für den Erhalt des Denkmals ein
Einen Stopp der Abrissvorbereitungen und eine Revision des Abrissbeschlusses zum denkmalgeschützten Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens Schönefeld fordert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD).
In einem Schreiben an die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bezeichnet die private Stiftung den Abrissbeschluss von 2011 für das 1949 fertig gestellte Empfangs- und Gästehaus als „historische Fehlentscheidung“.
Inzwischen wurde die Neubauplanung des Geländes für ein Regierungsterminal aufgegeben. Dass trotzdem an den Abrissplänen des seit 1996 geschützten Denkmals festgehalten wird, sei nicht nachvollziehbar, empören sich Dr. Steffen Skudelny als Vorstand und Prof. Dr. Gerd Weiß als Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission der DSD. „Ein vorbildlicher Umgang des Bundes mit unserer Baukultur wäre nicht zuletzt von hoher Bedeutung für das Rechtsempfinden der Bürger“, formulieren die Stiftungsrepräsentanten. Sie sehen durch die Aufgabe der Neubebauung eine Chance für ein grundlegendes Überdenken der Pläne. Für das außergewöhnliche Zeitdokument und bedeutende Zeugnis der deutschen Geschichte mit einem hohem bauhistorische Wert sollten vielmehr neue Konzepte für eine Erhaltung und zukünftige Nutzung erarbeitet werden. Dies Forderungen unterstützen auch weitere Initiativen vor Ort. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz appelliert daher an alle beteiligten Institutionen und ihre Leitungen, sich für eine Revision der Entscheidung für den Abriss des Generalshotels, wenigstens aber für ein Moratorium einzusetzen.
Zum Denkmal:
Bereits 1947 wurde mit der Planung des repräsentativen Bauwerks als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sog. Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration begonnen.1949, noch vor Gründung der DDR, war der Bau fertiggestellt. Es handelt sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Erst sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich 1961 die sowjetische Militäradministration von ihrem Generalshotel. Nach einigen Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR dem Empfang von politischen und zivilen Staatsgästen. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz.
Zeitstellung und Nutzungsgeschichte des ehemaligen Generalshotels verleihen dem Bauwerk Einzigartigkeit. Einen eigenen Stellenwert besitzt die Architektur, die für einen Repräsentationsbau der Besatzungsmacht an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft, unmittelbar bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Nicht weniger ungewöhnlich ist die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn lassen noch heute den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber erkennen. Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zum Jahr 2023 blieb das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand erhalten – ein außergewöhnliches Zeitdokument und eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte.
https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erhalten/generalshotel.html
15. August 2023
Vor dem Abriss mutig neu denken
Deutsche Stiftung Denkmalschutz fordert Aussetzen der Abrisspläne für das Generalshotel in Schönefeld
„Es ist völlig unverständlich, dass einerseits ein Ideenwettbewerb für das Areal von Terminal 5 des BER erfolgt, andererseits am Abriss des Generalshotels im direkten Vorfeld festgehalten wird“, so Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Chance für eine Neubewertung der Erhaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten eines außergewöhnlichen Denkmals deutscher Geschichte werde bewusst vertan. Nach der Entscheidung, den provisorischen Standort des Regierungsflughafens beizubehalten und auszubauen, erfolgen in den nächsten Jahren Neuplanungen für die notwendigen Bauten und Flächen der Flugbereitschaft. Dabei könnten und müssten auch alternative und ebenso funktionale Standorte für die Flugzeugparkplätze in der Abwägung der Belange des Denkmalschutzes neu erwogen werden. Bereits im Planfeststellungsbeschluss von 2011 wurde den Denkmalschutzbelangen von der Planfeststellungsbehörde „erhebliches Gewicht“ beigemessen. Die Abrisspläne zeugen nicht von gelerntem nachhaltigem Umgang mit Ressourcen. Die strikte Verweigerung des geforderten Abriss-Moratoriums für ein völlig intaktes Baudenkmal trotz der erfolgten und noch anstehenden Planungsänderungen mache ihn fassungslos, so Skudelny. Man solle den Mut für einen neuen Ansatz aufbringen und die vorhandene Zeit bis zum Umzug der Flugbereitschaft 2034 (!) nutzen, statt Fehlentwicklungen einfach weiter zu verfolgen. Antworten auf entsprechende Anschreiben der größten privaten Denkmalschutz-Stiftung in Deutschland an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) und alle beteiligten Bundesminister waren noch nicht erfolgt, als der Sprecher der BIMA den Beginn des beschönigend „Rückbau“ titulierten Abrisses noch im September verkündete. Ministerpräsident Dietmar Woidke hat bereits darauf hingewiesen, der geplante Abriss „bewegt nicht nur Historiker und Denkmalschützer, er bewegt vor allem die Menschen in Brandenburg“. Die bundesweit tätige Deutsche Stiftung Denkmalschutz ergänzt hierzu: ... und weit darüber hinaus!
https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erhalten/generalshotel.html
31. August 2023
Bund vernichtet mit dem Generalshotel in Schönefeld die eigene Geschichte
Wo bleibt hier die Vorbildfunktion des Staates?
In einem offenen, inzwischen zweiten Brief an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zeigt sich Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), enttäuscht über die abwiegelnde Antwort des Vorstandssprechers der Bundesbehörde, Dr. Christoph Krupp. Dessen Schreiben zur geplanten Zerstörung des Generalshotels am Flughafen in Schönefeld, von Krupp „euphemistisch als „Rückbau“ tituliert“, beantworte die gestellten Fragen leider nicht, so Skudelny in seinem Schreiben. Den Brief mit dem dringenden Appell für ein Moratorium erhielten auch Claudia Roth als die für den Denkmalschutz auf Bundesebene zuständige Kulturstaatsministerin und Bundesfinanzminister Christian Lindner, dem die Bundesanstalt zugeordnet ist.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, als private Stiftung die größte bundesweit tätige Initiative für den Denkmalschutz in Deutschland, „fragt nach nachvollziehbaren Gründen des hastigen Abrisses eines Kulturdenkmals.“ Das Schreiben der DSD versteht sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass der Erhalt geschützter Denkmale vom Gesetzgeber im öffentlichen Interesse jedem privaten Denkmaleigentümer abverlangt und zugemutet wird. Wenn der Bund und die verantwortlichen Bundesbehörden sich selbst dieser Verantwortung für das kulturelle Erbe entziehen, stelle sich die Frage nach der Vorbildfunktion der Regierung. Es brauche „niemand mehr Staatsverdrossenheit selbst in der Mitte der Gesellschaft zu beklagen, wenn Bundesregierung und Bundesbehörden derart rüde mit einem hochkarätigen Denkmal der deutschen Geschichte umgehen.“
Durch die Veröffentlichung des Abrissbeginns am 14. September 2023, unmittelbar nach dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals, an dem jedes Jahr Millionen Bürger ihr Interesse für den Denkmalschutz demonstrieren, werde unnötigerweise Termindruck aufgebaut. Dagegen setzt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf ein Moratorium der endgültigen Zerstörung des Generalshotels.
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Herrn
Dr. Christoph Krupp
Ellerstr. 56
53119 Bonn
Christoph.krupp@bundesimmobilien.de
29. August 2023
Sehr geehrter Herr Dr. Krupp,
Ihre Antwort auf unser Schreiben vom 31. Juli zur geplanten Zerstörung des Generalshotels am Flughafen in Schönefeld – euphemistisch als „Rückbau“ tituliert - haben wir dankend erhalten. Unsere Fragen beatwortet sie aber leider nicht.
Während inzwischen nicht nur ein Ideenwettbewerb für die Entwicklung des Quartiers SXF 2.0 am BER gestartet ist, die Verstetigung und Anpassung des Provisoriums des Regierungsterminals aus Gründen der Nachhaltigkeit beschlossen wurde und eine Änderung des Planfeststellungsbeschluss BER offen diskutiert wird, hält man einzig und allein am schnellen Abriss des sog. Generalshotels, eines eingetragenen Denkmals fest. Dies, obwohl die Belange des Denkschutzes bereits 2011 von der Planfeststellungsbehörde als „von erheblichem Gewicht“ eingeschätzt wurden.
Vor der nun an den Tag gelegten Eile bei der Vernichtung des Denkmals für die Verlegung der Flugbereitschaft, die frühestes 2034 erfolgen soll, ist nicht nachvollziehbar. Es sei denn, es besteht die Sorge, dass ein Überdenken der Situation heute zu einem anderen Ergebnis führen würde. Umso mehr spräche damit das Festhalten an einer 12 Jahre alten Entscheidung dem Vertrauen vieler Bürger in die staatlichen Einrichtungen und deren Ersthaftigkeit in der Verfolgung des propagierten gesellschaftlichen und klimapolitischen Wandels Hohn. Wo Bürgern „Mehr Fortschritt wagen“ versprochen wurde, braucht niemand mehr Staatsverdrossenheit selbst in der Mitte der Gesellschaft zu beklagen, wenn Bundesregierung und Bundesbehörden derart rüde mit einem hochkarätigen Denkmal der deutschen Geschichte umgehen. Wo liegt hier die Vorbildfunktion des Bundes?
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz appelliert daher nochmals für ein Moratorium und fragt nach nachvollziehbaren Gründen des hastigen Abrisses eines Kulturdenkmals.
Durch die Veröffentlichung des Abrissbeginns am 14. September – zufällig (?) kurz nach dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals – wurde der terminliche Druck von Ihnen erhöht. Wir erlauben uns daher, diesen Brief zeitgleich sowohl Frau Staatsministerin Claudia Roth als der für den Denkmalschutz auf Bundesebene zuständige Kulturstaatsministerin und auch Herrn Bundesfinanzminister Christian Lindner als Ihrem Obersten Dienstherrn zukommen zu lassen und ihn auch öffentlich zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Steffen Skudelny
CC:
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Frau Staatsministerin Claudia Roth
Bundeskanzleramt
Willy-Brandt-Str. 1
10557 Berlin
bkm@bk.bund.de
Bundesminister der Finanzen
Herrn Minister Christian Lindner
Wilhelmstraße 97
10117 Berlin
Poststelle@bmf.bund.de
Pressemitteilung 13. 9. 2023
Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich für den Erhalt des Generalshotels ein
Millionen Menschen feierten am vergangenen Sonntag den Tag des offenen Denkmals, an zahlreichen Orten mit politischer Prominenz. Für kurz danach, den 14. September, ist der Abriss eines besonderen Denkmals, eines Zeugnisses der deutschen Geschichte angekündigt: des Generalshotels auf dem Flughafen Berlin- Schönefeld. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) möchte dies verhindern.
Mit seiner Sorge um das Generalshotel wandte sich DSD-Vorstand Dr. Steffen Skudelny daher bereits sowohl an Kulturstaatsministerin Claudia Roth als auch an Finanzminister Christian Lindner. Nun schreibt er erneut, diesmal einen offenen Brief, an die beiden an der Vernichtung eines eingetragenen Denkmals besonders beteiligten Minister.
Skudelny schilderte der „quasi obersten Denkmalschützerin auf Bundesebene“ und dem „obersten Dienstherrn der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben“ in „großer Not“ seine Sorge, dass es die Bundesregierung selbst sei, „die gerade die Akzeptanz der Denkmalschutzgesetzgebung demontiert“. Es gebe keine zeitliche Not, das Generalshotel noch in dieser Woche abzureißen, da derzeit „sowohl die Planungen für den alten Terminal als auch die für den nun nicht mehr geforderten Neubau eines Regierungsterminals neu durchdacht werden“. Ohne Not zerstört also die derzeitige Bundesregierung ihre eigene Geschichte, sie vernichtet Erinnerungskultur, ignoriert Bürgermeinung und übersieht die Expertise von Fachleuten. Es wird versucht, vor einer Neuplanung Fakten zu schaffen.
Skudelny argumentierte mit dem vorgestrigen Tag des offenen Denkmals, an dem „Millionen Besucher ihre Wertschätzung für unsere gebauten Kultur- und Geschichtszeugen bewiesen“ hätten. Das Interesse an den Zeugnissen auch der jüngeren deutschen Geschichte sei immens – „der Abriss des Generalshotels in der Folgewoche entweder gedankenlos oder zynisch”. Schon früher hatte Skudelny empört festgestellt, dass „ein vorbildlicher Umgang des Bundes mit unserer Baukultur nicht zuletzt von hoher Bedeutung für das Rechtsempfinden der Bürger“ wäre. Die Forderungen unterstützen auch weitere Initiativen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz appelliert daher an die beiden Regierungsvertreter, sich für ein Moratorium einzusetzen, damit eine die Entscheidung für den Abriss des Generalshotels neu durchdacht werden kann.
Beim Generalshotel handelt sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Bereits 1947 wurde mit der Planung des repräsentativen Bauwerks als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sogenanntes Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration begonnen.1949 wurde der Bau fertiggestellt. Erst sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich 1961 die sowjetische Militäradministration von ihrem Generalshotel. Nach einigen Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR dem Empfang von politischen und zivilen Staatsgästen. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz. Zeitstellung und Nutzungsgeschichte des ehemaligen Generalshotels verleihen dem Bauwerk Einzigartigkeit. Einen eigenen Stellenwert besitzt die Architektur, die für einen Repräsentationsbau der Besatzungsmacht an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft, unmittelbar bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Nicht weniger ungewöhnlich ist die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn lassen noch heute den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber erkennen. Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zum Jahr 2023 blieb das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand erhalten – ein außergewöhnliches Zeitdokument und eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte.
https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erhalten/generalshotel.html
15. September 2023
Bund agiert kulturlos
Ist der Abriss des Generalshotels Zeichen einer neuen Kulturpolitik?
Mit dem Abriss des Generalshotels, der am gestrigen Tag begonnen hat, zerstört die Bundesregierung ohne Not ein Stück deutscher Geschichte. Sie vernichtet Erinnerungskultur und nimmt weder die Expertise von Fachleuten noch die dringlichen Appelle vieler Bürger zur Kenntnis. Sie ignoriert den brandenburgischen Landtag, das sich gegen den Abriss erklärt hat. Das Vorgehen aller beteiligten Ministerien ist kein gutes Beispiel für die ansonsten von der Ampel beschworene moderne Politik der Partizipation, Dialogbereitschaft und Transparenz.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) steht fassungslos vor der Empathielosigkeit von Politik und Verwaltung gegenüber dem weithin vernehmlichen Bürgerwillen. Im Umgang mit dem historischen Erbe kommt die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion nicht nach. Der DSD-Vorstand Dr. Steffen Skudelny gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken: „Ein vorbildlicher und sensibler Umgang des Bundes mit den Denkmalen der jüngeren deutschen Geschichte wäre gerade derzeit ein wichtiges Signal, das in die Zukunft trägt. Warum verweigert man so hartleibig das Gespräch über mögliche Neuplanungen?“
Der Beginn der Vernichtung eines Kulturdenkmals heute in Berlin bedeutet den Sieg unbeweglicher Bürokraten über den Partizipationswunsch der Bürger, den sich ein demokratisches Gemeinwesen ansonsten wünscht.
https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erhalten/generalshotel.html