Benutzer:Methodios/PEN-Gruppe Leipzig (Anliegen ostdeutscher Autoren)
PEN - Pressemitteilung, Darmstadt, 9. Dezember 2024
BearbeitenGRUPPE LEIPZIG: Neuer Impuls für Literaturförderung und Meinungsfreiheit
9. Dezember 2024
Pressemitteilung, Darmstadt, 9. Dezember 2024. 21 Mitglieder des PEN aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin haben sich am 7. Dezember 2024 im Leipziger „Haus der Selbstständigen“ unter dem Namen GRUPPE LEIPZIG als Bestandteil des PEN-Zentrums Deutschland konstituiert und den Schriftsteller Benedikt Dyrlich (Dresden) als 1. Sprecher sowie die Schriftstellerin Kathrin Aehnlich (Leipzig) als 2. Sprecherin gewählt. Die Gruppe, bei deren Gründung auch PEN-Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter Najem Wali zugegen war, will das literarische Leben und vor allem die Literaturförderung in den Bildungseinrichtungen der östlichen Bundesländer und Berlin unterstützen. Sie wird um sich greifenden Bestrebungen zur Einschränkung der literarischen und diskursiven Freiheit ebenso entgegnen wie der Tendenz, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk literaturfrei zu machen. Auch hofft sie, öffentliche Aufmerksamkeit für die soziale Notlage vieler älterer Autoren mobilisieren zu können.
Die GRUPPE LEIPZIG bekennt sich zu einem beständigen Austausch unter allen Mitgliedern des PEN und deren Vereinigungen in Deutschland und will den Dialog insbesondere auch mit den Kollegen des PEN in den östlichen und südlichen Nachbarländern aktivieren.
Michael Landgraf, der derzeit dem PEN-Zentrum Deutschland vorsteht, betont: „Seit Beginn meiner Amtszeit im Oktober 2022 stehe ich für die regionale Ausrichtung des deutschen PEN, daher bin ich sehr froh über den Zusammenschluss der Schriftstellerinnen und Schriftsteller in den östlichen Bundesländern. Der Vorstand des PEN beglückwünscht Benedikt Dyrlich und Kathrin Aehnlich zur Wahl als Sprecher.“
Pressekontakt:
Felix Hille
PEN-Zentrum Deutschland e.V., Fiedlerweg 20, 64287 Darmstadt
Tel.: 06151/627 08 23; Mobil: 0157/31382637
E-Mail: f.hille@pen-deutschland.de
DLF: Ostdeutsche Autoren gründen PEN-Gruppe Leipzig
Bearbeiten21 Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Ostdeutschland haben innerhalb des in Darmstadt ansässigen PEN-Zentrums Deutschland eine „Gruppe Leipzig“ gegründet. Die Gruppe wolle nach dem Vorbild regionaler westdeutscher PEN-Gruppen Mitglieder aus den ostdeutschen Bundesländern sammeln, sagte der erste Sprecher Benedikt Dyrlich dem Evangelischen Pressedienst. Damit wollten ostdeutsche Mitglieder ihr Gewicht gegenüber einem Vorstand stärken, in dem es derzeit kein Mitglied aus dem Osten gebe. Die „Gruppe Leipzig“ wolle verstärkt Impulse für das „freie Wort“ in den Bildungsbereich setzen, sagte Dyrlich. Die derzeitige politische Situation erscheine bedrohlich für die Freiheit von Literatur und Kultur. Auch wollen die Leipziger Kontakte des PEN-Zentrums zu den Schriftstellerverbänden in den östlichen Nachbarländern, die eingeschlafen seien, wiederbeleben.
Diese Nachricht wurde am 10.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ostdeutsche-autoren-gruenden-pen-gruppe-leipzig-108.html
https://www.deutschlandfunk.de/ostdeutsche-autoren-gruenden-pen-gruppe-leipzig-106.html
Börsenblatt: PEN-Zentrum Deutschland. Gruppe Leipzig will Literatur in Ostdeutschland fördern
BearbeitenPEN-Zentrum Deutschland
Gruppe Leipzig will Literatur in Ostdeutschland fördern
9. Dezember 2024 Redaktion Börsenblatt
Innerhalb des PEN-Zentrums Deutschland hat sich am Wochenende die Gruppe Leipzig gegründet. 21 Mitglieder des PEN wollen neue Impulse für die Literaturförderung in den Bildungseinrichtungen der östlichen Bundesländer und Berlin unterstützen.
Bei der Gründung der Gruppe Leipzig als Bestandteil des PEN-Zentrums Deutschland waren 21 Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin dabei. Sie haben Schriftsteller Benedikt Dyrlich als 1. Sprecher sowie Schriftstellerin Kathrin Aehnlich als 2. Sprecherin gewählt.
Die Gruppe, bei deren Gründung auch PEN-Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter Najem Wali zugegen war, will nach Angaben in der Pressemitteilung das literarische Leben und vor allem die Literaturförderung in den Bildungseinrichtungen der östlichen Bundesländer und Berlin unterstützen.
"Sie wird um sich greifenden Bestrebungen zur Einschränkung der literarischen und diskursiven Freiheit ebenso entgegnen wie der Tendenz, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk literaturfrei zu machen. Auch hofft sie, öffentliche Aufmerksamkeit für die soziale Notlage vieler älterer Autoren mobilisieren zu können", heißt es in der Pressemitteilung des PEN-Zentrums.
Die Gruppe bekenne sich darüber hinaus zu einem beständigen Austausch unter allen Mitgliedern des PEN und deren Vereinigungen in Deutschland und wolle den Dialog insbesondere auch mit den Kollegen des PEN in den östlichen und südlichen Nachbarländern aktivieren.
Michael Landgraf, der derzeit dem PEN-Zentrum Deutschland vorsteht: "Seit Beginn meiner Amtszeit im Oktober 2022 stehe ich für die regionale Ausrichtung des deutschen PEN, daher bin ich sehr froh über den Zusammenschluss der Schriftstellerinnen und Schriftsteller in den östlichen Bundesländern. Der Vorstand des PEN beglückwünscht Benedikt Dyrlich und Kathrin Aehnlich zur Wahl als Sprecher."
https://www.boersenblatt.net/news/gruppe-leipzig-will-literatur-ostdeutschland-foerdern-355009
FAZ: PEN Berlin zerlegt sich wegen Nahost-Resolution
BearbeitenUnüberbrückbare Gräben.
PEN Berlin zerlegt sich wegen Nahost-Resolution
Von Andreas Platthaus
10.12.2024, 18:07
Das ist PEN Berlin in seinen guten Momenten: Aus der Frankfurter Buchmesse ließ die Vereinigung über das Thema „Hoffnung für Russland“ debattieren.
Vor zwei Jahren wurde er gegründet, jetzt steht PEN Berlin vor der Spaltung: Das Führungsverhalten des Sprecherduos und eine gerade mit knapper Mehrheit verabschiedete Resolution stehen im Mittelpunkt des Streits.
Dreiundachtzig zu zweiundachtzig Stimmen ist zwar eine Mehrheit bei einer Abstimmung, aber das Ergebnis dokumentiert eine tiefe Spaltung. Erzielt wurde es am vergangenen Sonntag auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung von PEN Berlin, die allein der Frage gewidmet war, welchen Resolutionsantrag die Autorenvereinigung annehmen sollte: einen von 28 ihrer Mitglieder formulierten namens „Zur Tötung von Journalist:Innen und Autor:Innen sowie zur Zerstörung des kulturellen Leben in Gaza und im Libanon“, einen von acht Mitgliedern eingebrachten mit dem Titel „Schutz von Journalist:Innen und Pressefreiheit in Bezug auf den Krieg in Gaza“ oder einen dritten: „Für den Schutz von Schriftsteller:Innen und Journalist:Innen im aktuellen Nahostkonflikt“.
Der erste ging kritisch mit der Kriegsführung Israels um, der zweite nahm eher die israelische Position ein, der dritte bemühte sich um Vermittlung, indem er Formulierungen aus den beiden anderen übernahm, unter anderem aus dem ersten eine namentliche Aufzählung von vierzehn Toten „aus den Reihen derer, die Prosa oder Lyrik schreiben“.
Durchgesetzt hat sich nach dreistündiger Debatte der dritte Antrag (am Schluss gegen den ersten). Dass der Kompromiss die Polarisierung innerhalb von PEN Berlin nicht vermindert, zeigt neben dem knappen Abstimmungsergebnis auch die Tatsache, dass sieben von den acht Antragstellern, die den zweiten Entwurf eingebracht hatten, nun eine „öffentliche Distanzierung“ vom beschlossenen Text unterschrieben haben. Insgesamt taten das 24 Mitglieder von PEN Berlin, darunter Yevgeniy Breyger, Alexander Estis, Anne Lepper, Marko Martin, Ronya Othmann und Stephan Wackwitz. Die Resolution lege „eine Solidarisierung auch mit Autor:Innen nahe, die gegen Jüd:innen gehetzt haben und/oder als Propagandist:innen des Terrors von Hamas und Hisbollah tätig waren“. Solche Menschen, „die sich lautstark an der Dehumanisierung der anderen Seite beteiligten, waren nie unsere Kolleg:innen, sie genießen nicht den Schutz der PEN Charta“.
Vorwurf der „rasenden Orientierungslosigkeit“
Zu den Unterstützern des gescheiterten israelkritischen Antrags zählte einiges an Prominenz: darunter Omri Boehm, Deborah Feldman, Daniel Kehlmann, Eva Menasse und Mithu Sanyal. Unter den Befürwortern dieses Antrags kursiert mittlerweile ein von dem dabei federführenden Schriftsteller Per Leo mitverfasster Entwurf eines Austrittsschreibens. Darin wird PEN Berlin vorgeworfen, der Verein werde „derzeit so geführt wie eine politische Partei“, was sich vor allem gegen das aus der Publizistin Thea Dorn und dem Journalisten Deniz Yücel gebildete Sprecherduo richtet: Es verbinde „rasende Orientierungslosigkeit mit einem höchst vitalen Willen zur Macht“. Man kann sich angesichts des rhetorischen Furors des Entwurfs gut vorstellen, dass einige Adressaten des Rundbriefs PEN Berlin verlassen werden - wegen solch eskalierender Debatten.
Damit steht die erst vor zwei Jahren als Alternative zum Deutschen PEN-Zentrum gegründete Vereinigung nun selbst vor der Spaltung. In dem vorformulierten Austrittsschreiben wird der Kreis der Antragsteller des gescheiterten Resolutionsentwurfs als „Gruppe“ bezeichnet – eine Betitelung, die jetzt auch 21 Mitglieder des alten PEN-Zentrums gewählt haben, um sich im Rahmen ihrer Organisation zu konstituieren: als „Gruppe Leipzig“. Das solle aber keineswegs in partikularistischem Sinne verstanden werden.
Die Gruppenangehörige beklagen jedoch mangelnde Repräsentation von Ostdeutschen und damit auch von deren Anliegen im Vorstand des in Darmstadt angesiedelten PEN-Zentrums. Gruppe Leipzig hat bereits zwei eigene Sprecher gewählt, Benedikt Dyrlich und Kathrin Aehnlich, und will den „ständigen Austausch unter allen Mitgliedern des PEN und deren Vereinigungen in Deutschland“ pflegen – also auch mit PEN Berlin, der mit seiner vor den diesjährigen Landtagswahlen in den drei betroffenen ostdeutschen Bundesländern durchgeführten Gesprächsreihe „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ viel Aufmerksamkeit und Sympathie gefunden hatte.
PEN Berlin tagt und streitet
Wo endet die Toleranz?
Demokratiediskussion in Döbeln
Ost-West-Diskurs ohne Keule
Wegen der Haltung zu Israel
Ernst Piper verlässt aus Protest gegen Menasse und Neiman den PEN Berlin
Umso bedauerlicher ist die absehbare Selbstzerfleischung im jeweiligen Richtungsstreit. Der Ost-West-Konflikt im PEN-Zentrum ist nicht neu, hatte aber noch nie solche Folgen. Und bei PEN Berlin scheinen die Gräben mittlerweile unüberbrückbar. In beiden Fällen wird die vorbildlich geleistete eigentliche Arbeit – die Unterstützung wegen ihrer Tätigkeit gefährdeter Autoren weltweit durch den PEN – mehr als bloß behindert. Zu viel Energie fließt in die Grabenkämpfe.
Andreas Platthaus
Verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Literatur" und „Literarisches Leben“.
Für das literarische Leben im Osten: Gruppe Leipzig im PEN Deutschland gegründet
BearbeitenFür das literarische Leben im Osten: Gruppe Leipzig im PEN Deutschland gegründet
Von Ralf Julke
12. Dezember 2024 - Leipziger Zeitung
Der PEN ist, auch wenn er Autorinnen und Autoren vorbehalten ist, ein zutiefst politisches Gremium. Und ein Ort, an dem sich die Schreibenden genauso gründlich zerstreiten können wie die Politiker in den Parlamenten. Und das vielleicht sogar unerbittlicher, weil es auf die richtigen Worte ankommt. Und damit auch auf Welt-Sichten. Nun hat sich im PEN Deutschland eine eigene Gruppe Leipzig gegründet.
Die sich aber nicht auf Leipzig beschränkt. Leipzig steht da eher stellvertretend für die ganze Region, aus der die Mitglieder der Gruppe kommen: 21 Mitglieder des PEN aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin haben sich am 7. Dezember 2024 im Leipziger „Haus der Selbstständigen“ unter dem Namen GRUPPE LEIPZIG als Bestandteil des PEN-Zentrums Deutschland konstituiert und den Schriftsteller Benedikt Dyrlich (Dresden) als 1. Sprecher sowie die Schriftstellerin Kathrin Aehnlich (Leipzig) als 2. Sprecherin gewählt.
Die Ziele, die sich die Gruppe gesetzt hat, haben direkt mit den Erfahrungen aus dem ostdeutschen Alltag zu tun: „Die Gruppe will das literarische Leben und vor allem die Literaturförderung in den Bildungseinrichtungen der östlichen Bundesländer und Berlin unterstützen. Sie wird um sich greifenden Bestrebungen zur Einschränkung der literarischen und diskursiven Freiheit ebenso entgegnen wie der Tendenz, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk literaturfrei zu machen. Auch hofft sie, öffentliche Aufmerksamkeit für die soziale Notlage vieler älterer Autoren mobilisieren zu können.“
Gehör verschaffen
Aber noch zentraler ist ein Anliegen, das die Gruppe so in Worte fasst: „Die GRUPPE LEIPZIG bekennt sich zu einem beständigen Austausch unter allen Mitgliedern des PEN und deren Vereinigungen in Deutschland und will den Dialog insbesondere auch mit den Kollegen des PEN in den östlichen und südlichen Nachbarländern aktivieren.“
Denn was funktioniert, muss man ja nicht aktivieren. Doch im gesamtdeutschen PEN funktioniert eben das augenscheinlich nicht. Der Sitz des deutschen PEN-Zentrums ist in Darmstadt und im dortigen Vorstand ist kein einziges Mitglied aus den ostdeutschen Bundesländern. Was ja übrigens schon ein Grund dafür war, dass sich vor zwei Jahren der PEN Berlin vom PEN Deutschland abspaltete.
Was eben nicht bedeutet, dass sich das Gefühl des Nichtgehörtwerdens damit in Luft auflöst. Im Gegenteil. Der PEN Berlin hat mittlerweile seinen eigenen internen Streit über eine Resolution zum Krieg in Gaza, bei dem es – obwohl es doch eher um das Schicksal der vom Krieg betroffenen Autorinnen und Autoren in Gaza gehen sollte – am Ende um die Schuldfrage ging. „Die Unzufriedenheit entzündet sich unter anderem an der Frage, ob es statthaft ist, auch jene palästinensischen Journalisten als ‚Kolleg:innen‘ zu bezeichnen, die sich in den Dienst antiisraelischer Propaganda gestellt haben“, schreibt die „Zeit“.
Aber das ist wohl eher ein Zeichen der eh schon völlig überhitzten (und oft genug mitleidlosen) politischen Debatte im Land, nicht das von literarischer Genauigkeit. Oder Vorsicht. Die man eigentlich beim literarischen Schreiben lernt: Beim Schreiben geht es nicht um Schuldfragen, sondern um Aufmerksamkeit und das Aushalten (und Gestalten) von Widersprüchen, Abgründen, Menschlichkeiten. Die wirklich guten Autorinnen und Autoren wissen das und halten sich mit Schuldzuweisungen lieber zurück.
Hochpolitische Anliegen
Auch dann, wenn sie ein politisches Anliegen von Herzen teilen. Denn das war ja einst Anlass der Gründung des ersten PEN 1921, kurz nach den grausamen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, als es darum ging, „Frieden und Völkerverständigung zu fördern und dabei möglichst viele Nationen einzubinden. Angesichts von Verfolgung, Unterdrückung und Zensur von Schriftstellern in aller Welt setzte sich der PEN zunehmend für deren Rechte und die Durchsetzung freier Meinungsäußerung ein.“
Diese Anliegen haben bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren. Wobei neue Herausforderungen dazukommen, die Autorinnen und Autoren durchaus Angst machen dürfen, wie Kathrin Aehnlich aus eigenen Erfahrungen aus Lesereisen im Osten zu berichten weiß, wo engagierte Bibliothekarinnen und Bibliothekare oft „die letzte kulturelle Bastion in ihren Orten verteidigen“. Und das ist genau so gemeint, denn selbst die Schulen fallen als Ort anregender Begegnung mit Gegenwartsliteratur zunehmend aus.
Kathrin Aehnlich: „Ein Drittel aller Eltern lesen ihren Kindern nicht mehr vor. Im Deutschunterricht werden seit Jahrzehnten dieselben Bücher behandelt, oft weil es einen Klassensatz Bücher gibt und für neue Bücher kein Geld da ist. Die Schüler lernen keine lebenden Autoren kennen.“
Die Verdrängung von Literatursendungen aus dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk verschärft die Lage noch. Und sorgt eben auch mit dafür, dass das Buch als Kulturgut verschwindet, während die Kinder mit den chaotischen, unstrukturierten und oft genug verlogenen „News“ aus den von ihnen genutzten Online-Plattformen aufwachsen. Und das geht nun einmal an den Kern von Gesellschaft und Demokratie.
Genug Arbeit also für den PEN in allen seinen Gliederungen.
Ostdeutsche Autoren gründen PEN-Gruppe Leipzig
BearbeitenLeipziger Volkszeitung
Schriftstellervereinigung
Ostdeutsche Autoren gründen PEN-Gruppe Leipzig
Das PEN-Zentrum auf der Mathildenhöhe in Darmstadt.
21 PEN-Mitglieder aus dem Osten wollen das literarische Leben und vor allem die Literaturförderung in den Bildungseinrichtungen der östlichen Bundesländer und Berlin unterstützen.
09.12.2024, 15:34 Uhr
Leipzig. 21 Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Ostdeutschland haben innerhalb des in Darmstadt ansässigen PEN-Zentrums Deutschland eine „Gruppe Leipzig“ gegründet. Sie kommen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin und haben sich am Samstag in Leipzig konstituiert – als Bestandteil des PEN-Zentrums Deutschland. Erster Sprecher ist Benedikt Dyrlich (Dresden), zweite Sprecherin Kathrin Aehnlich (Leipzig). Unter den Mitgliedern sind Kerstin Hensel, Angela Krauß und Kathrin Schmidt, Friedrich Dieckmann, Manfred Jendryschik und Jens Wonneberger.
Die Gruppe wolle nach dem Vorbild regionaler westdeutscher PEN-Gruppen Mitglieder aus den ostdeutschen Bundesländern sammeln, sagte Dyrlich am Montag dem Evangelischen Pressedienst. Damit wollten ostdeutsche Mitglieder ihr Gewicht gegenüber einem Vorstand stärken, in dem es derzeit kein Mitglied aus dem Osten gebe. Die Gruppe will, wie es beim PEN heißt, „das literarische Leben und vor allem die Literaturförderung in den Bildungseinrichtungen der östlichen Bundesländer und Berlin unterstützen“. Sie werde Bestrebungen zur Einschränkung der literarischen und diskursiven Freiheit „ebenso entgegnen wie der Tendenz, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk literaturfrei zu machen“. Auch hofft sie, öffentliche Aufmerksamkeit für die soziale Notlage vieler älterer Autoren mobilisieren zu können.
An Schulen über Meinungsfreiheit diskutieren.
Autorinnen und Autoren vor Ort könnten etwa mit verfolgten ausländischen Kollegen, die ein Stipendium zur Zuflucht in Deutschland haben, in Schulen über die Meinungsfreiheit diskutieren. Auch wolle die „Gruppe Leipzig“ Kontakte des PEN-Zentrums zu den Schriftstellerverbänden in den östlichen Nachbarländern, sagte Dyrlich.
Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine von derzeit weltweit 150 Schriftstellervereinigungen. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists, die Zentren setzen sich nach eigenen Angaben für die Literatur und die Meinungsfreiheit in ihren jeweiligen Ländern ein und gelten als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.
LVZ
Ostdeutsche Autoren gründen eigene PEN-Gruppe
BearbeitenDi 10.12.2024 | 08:20
"Gruppe Leipzig"
Ostdeutsche Autoren gründen eigene PEN-Gruppe
Ein Gespräch mit der Schriftsstellerin Kathrin Aehnlich
Der PEN Deutschland, das ist eine Schriftstellervereinigung, die sich für den Schutz und die Freiheit des geschriebenen Wortes einsetzt. So zumindest lautete das erklärte Ziel des PEN Deutschland bei seiner Gründung vor 100 Jahren. In letzter Zeit allerdings ist der PEN auch immer wieder durch interne Streitigkeiten aufgefallen. So kam es vor zwei Jahren zur Abspaltung des PEN Berlin, der seitdem unabhängig vom PEN Deutschland agiert.
Am Wochenende nun hat sich in Leipzig eine weitere Gruppierung gegründet, die sogenannte "Gruppe Leipzig". Dort haben sich 21 Mitglieder des PEN aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin zusammengetan, um, wie es in der Gründungserklärung heißt, "das literarische Leben und die Literaturförderung in den Bildungseinrichtungen der östlichen Bundesländer und Berlin zu unterstützen"
Wir sprechen mit der Leipziger Schriftstellerin Kathrin Aehnlich. Sie ist - gemeinsam mit Benedikt Dyrlich - zur Sprecherin der Gruppe Leipzig gewählt worden.
Prominente Mitglieder verlassen den PEN Berlin im Streit über eine Nahostresolution
BearbeitenAus: Ausgabe vom 12.12.2024, Seite 10 / Feuilleton
Literatur
Ciao, PEN
Prominente Mitglieder verlassen den PEN Berlin im Streit über eine Nahostresolution
Von Peter Merg
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Andreas Arnold/dpa
Ziel heftiger Anwürfe: PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel
Lange hat man es nicht miteinander ausgehalten. Der PEN Berlin, vor zwei Jahren auf Betreiben des Welt-Journalisten Deniz Yücel unter Beteiligung von viel Prominenz aus Medien- und Literaturlandschaft gegründet, muss den Austritt einer Reihe namhafter Mitglieder verkraften. Grund ist die Haltung des Schriftstellerverbandes zum Nahostkonflikt. Konkret: Die durch die israelische Armee in Gaza und Libanon getöteten Journalisten und Autoren. Erst am Wochenende hatte die Internationale Journalistenföderation (IFJ) gemeldet, dass in diesem Jahr 104 Journalisten während ihrer Arbeit getötet wurden – die Hälfte davon in Gaza.
Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des PEN Berlin am Sonntag wurde ein Resolutionsentwurf, der deutliche Kritik an der Tötung von Autoren sowie der Zerstörung kultureller Infrastruktur übt, mit 82:83 Stimmen abgelehnt. Statt dessen wurde ein »Kompromissantrag« verabschiedet, dessen Kritik milder ausfällt. Ein weiteres, israelfreundliches Papier hatte keine Chance. Nun haben am Montag 25 Mitglieder ihren Austritt erklärt und dies mit einem offenbar maßgeblich vom Historiker Per Leo verfassten gemeinsamen Schreiben begründet, das die Frankfurter Rundschau am Montag veröffentlichte. Dazu zählen u. a. Dima Al-Bitar Kalaji, Yassin Al-Haj Saleh, Diederich Diederichsen, Deborah Feldman und Susan Neiman. In dem Text heißt es, der Verband habe strukturelle Probleme: »Eine PEN-Sektion, die nur noch den Regeln der Machtpolitik und der Logik der Selbsterhaltung folgt, hat ihre Daseinsberechtigung verloren.« Der Verein habe sich »in die Geiselhaft einer kleinen Gruppe begeben, deren Daseinszweck im Erschnüffeln antisemitischer Verdachtsmomente besteht«.
Scharfe Kritik wird an den beiden Vereinssprechern geübt – Yücel und der erst Anfang November neu gewählten Schriftstellerin Thea Dorn: »Das Führungsduo des PEN Berlin verbindet Orientierungslosigkeit mit einem höchst vitalen Willen zur Macht. (…) Intellektuell überfordert, historisch uninformiert, von einem strategischen Bewusstsein, das an der Vereinstür endet, hat diese Führung der Politisierung des PEN Berlin alle Schleusen geöffnet.« Deshalb sage man nun »Ciao, PEN Berlin«. Der Verband hat sich bislang nicht dazu geäußert.
Die Sektion der internationalen Schriftstellervereinigung PEN (Poets, Essayists, Novelists) war 2022 mit dem Anspruch formiert worden, sich mit zeitgemäßen Methoden und mit weniger Vereinsmeierei für die Belange verfolgter Autoren und die Meinungsfreiheit einzusetzen, als es das deutsche PEN-Zentrum mit Sitz in Darmstadt bislang vermocht hatte. Dessen Präsident war Yücel 2021/22, trat aber nach heftigem Streit über seine Amtsführung und insbesondere seine Forderung nach Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine durch die NATO aus dem Verband aus. Auch das deutsche PEN-Zentrum plagen derzeit wieder interne Auseinandersetzungen. Ebenfalls am Wochenende hatten 21 Mitglieder unter dem Dach des Verbandes eine »Gruppe Leipzig« mit eigenen Sprechern formiert, um die Anliegen ostdeutscher Autoren besser zur Geltung zu bringen. Im aktuellen Vorstand sei kein ostdeutsches Mitglied vertreten.
https://www.jungewelt.de/artikel/489751.literatur-ciao-pen.html