Benutzer:O.tacke/2015/Videos in der Hochschullehre/Tuesday Night Movie Club
Seminare können für Studierende langweilig sein, wenn vornehmlich spröde Theorien diskutiert werden, die nicht sonderlich anschaulich sind. Ohne reine "Shows abzuziehen", können die Inhalte schmackhafter präsentiert werden ohne den Lernerfolg aus den Augen zu verlieren.
In Buchform gibt es beispielsweise Physik der Superhelden, Geschüttelt, nicht gerührt: James Bond und die Physik oder Der Mathematikverführer. Dort wird der theoretische Stoff auf unterhaltsame Weise präsentiert, und der Leser kann direkte Bezüge zur Praxis erkennen.
Dieser Ansatz könnte in abgewandelter Form auch in Seminaren genutzt werden, wenn auf Filme/Fernsehserien zurückgegriffen wird, die an einem "Exklusivtermin" (also nicht regelmäßig über das ganze Semester) gemeinsam geschaut werden -- tatsächlich nutzen einige Lehrende bereits solches Filmmaterial in ihren Veranstaltungen (http://www.zeit.de/campus/2015/01/tv-serien-seminare-wissenschaftler-empfehlen/komplettansicht). Als didaktischer Rahmen kann das Konzept Lernen durch Lehren (speziell die Unterform LdL) zum Einsatz kommen. Jeweils ein oder zwei Seminarteilnehmer würden im Vorfeld erfahren, welcher Film gezeigt wird und um welches Thema es geht. Sie hätten dann die Aufgabe, den Stoff mit geeigneten Mitteln und Methoden selbst zu lehren. Sie sollen also nicht bloß ein Referat halten! Diskussionen mit allen Teilnehmern könnte man direkt einbetten. Die "eigentlich Lehrenden" sind hier aber nicht überflüssig, sondern steuern das Geschehen bei Bedarf (!) durch Interventionen.
Der Titel "Tuesday Night Movie Club" wurde dem Album "Tuesday Night Music Club" von Sheryl Crow entlehnt -- sinnigerweise müsste man die Veranstaltungen dann jeweils abends abhalten.
Argumente
Bearbeiten- Edutainment: Lernen wird mit Unterhaltung (und damit Spaß) verbunden.
- Soziales Gefüge: Die Vorgehensweise hätte über die fachliche Komponente hinaus eine soziale Seite: mit einem "Filmabend" kann besser als in einer konventionellen Veranstaltung ein Gruppengefühl erzeugt werden, welches das gemeinsame Lernen erleichtern kann. Darüber hinaus wird die sonst strenge Hierarchie zwischen Lernenden und Lehrenden etwas aufgeweicht.
Stolpersteine
Bearbeiten- Lernen durch Lehren (LdL): Der Ansatz LdL ist nicht trivial und erfordert von Lehrenden wie Lernenden ein Umdenken.
- Verzerrung der Inhalte: Kinofilme stellen Sachverhalte meist stark vereinfacht oder verfälscht dar. Andererseits bietet sich hier ein kognitiver Anker, den man in der gemeinsamen Bearbeitung des Themas wieder aufgreifen kann.
Beispiele
BearbeitenFilm/Serie | Fach | Thema |
Cast Away | Unternehmensführung, Psychologie | Motivationspyramide nach Abraham Maslow und ERG-Theorie nach Clayton Alderfer |
Gung Ho | Unternehmensführung | Gung-Ho-Methode nach Kenneth Blanchard |
Das Experiment | Unternehmensführung, Psychologie | Stanford-Prison-Experiment von Philip Zimbardo |
A Beautiful Mind | Unternehmensführung, Mathematik, Medizin | Spieltheorie und Schizophrenie |
Fight Club | Psychologie | Dissoziative Identitätsstörung |
Iron Man | Unternehmensführung, Maschinenbau | Entrepreneurship und künstliche Exoskelette |
Dr. House | Personalführung, Medizin, Psychologie | Diverses |
The Social Network | Wirtschaftsinformatik, Unternehmensführung | Plattformen für soziale Netze, Social Software |
Wall Street | Unternehmensführung | Ethik des Managements |
Rogue Trader | Unternehmensführung | Ethik des Managements, Kontrollsysteme |
Hotel Ruanda | Völkerrecht | Völkermord |
Shattered Glass | Personalführung, wissenschaftliches Arbeiten | Ethik des Managements, Teambildung |
Wag the Dog | Medienwissenschaften | Ethik, Medienpropaganda |
Up in the Air | Unternehmensführung | Personalführung, Personalwirtschaft, Personalentlassung |
Casino Jack | Politik | Lobbyismus, Jack Abramoff |
Der große Crash | Politik/Wirtschaft | Wirtschaft, Wirtschaftskrise, Banken |
The Walking Dead | Mathematik | Statistik, Modellierung |
Breaking Bad | Chemie | Chemie |
Big Band Theory | Philosophie | Semantik, Pragmatik |
The Wire | Soziologie | Stadtsoziologie, Segregation |
Links und Literatur
Bearbeiten- Boldt, Klaus (2011): Die Feindbilder - Manager im Film, in: manager magazin, 41. Jg., Nr. 2, S. 132-138.
- Drösser, Christoph (2008): Der Mathematikverführer, 10. Aufl., Reinbek.
- Kakalios, James (2008): Physik der Superhelden, 2. Aufl., Reinbek.
- Schörnig, Niklas (2015): Bildungsfernsehen, URL: http://www.zeit.de/campus/2015/01/tv-serien-seminare-wissenschaftler-empfehlen/komplettansicht
- Tolan, Metin; Stolze, Joachim (2009): Geschüttelt, nicht gerührt: James Bond und die Physik, 4. Aufl., München.