Benutzer:O.tacke/2019/Flipped-Classroom-TUBS/Flipped Classroom

In der Regel werden an Hochschulen gerade Vorlesungen dazu genutzt, um allen Anwesenden Inhalte zu präsentieren (Inputphase), mit denen im Nachgang in Übungen oder allein zu Hause gearbeitet werden soll (Arbeitsphase). Die Grundidee hinter dem Konzept des Flipped Classroom (oder Inverted Classroom) besteht darin, das Prinzip umzudrehen. Inhalte werden vor einer Veranstaltung zu Hause erarbeitet, so dass in der Präsenzsituation gemeinsam Probleme besprochen werden können oder mit dem Stoff weitergearbeitet wird. Die Präsenzphasen können dafür methodisch sehr verschieden gestaltet werden. Genutzt werden (inzwischen) für die Inputphase auch Videos, die ganz unterschiedlich gestaltet werden können. Je nach Ausgestaltung können weitere Phasen zwischengeschaltet werden, beispielsweise ein Self-Assessment; das Format nähert sich dann dem Just-in-Time Teaching.

Argumente

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Für den Einsatz des Flipped Classroom sprechen verschiedene Argumente, etwa:

  • Besteht eine Präsenzveranstaltung zu großen Teilen aus Phasen, in denen Lernenden Inhalte vortragsartig präsentiert werden, ist sie "unökonomisch" -- Lernende kommen zu einem bestimmten, ihnen vorgegebenen Zeitpunkt zusammen, um gemeinsam zuzuhören. Dem Thema entsprechende Videos erlauben es hier, sich Inhalte räumlich und zeitlich flexibler anzueignen.
  • Gerade in Grundlagenveranstaltungen kann es für Lehrende langweilig werden, immer wieder dieselben Inhalte vorzustellen. Durch den Einsatz von vorgelagerten Videos können sie sich diese Wiederholungen sparen.
  • Während der Präsenzzeit gibt es mehr Freiraum, um individuell auf Studierende einzugehen. Die Expertise der Lehrenden kann besser genutzt werden als für einen Vortrag.
  • Zum Studium gehört Eigenverantwortung der Studierenden. Diese ist essentieller Bestandteil des Flipped Classroom und wird gefordert und gefördert.

Stolpersteine

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Bei der praktischen Umsetzung des Flipped Classroom gibt es immer wieder Stolpersteine. Dazu zählen beispielsweise:

  • Fehlende Arbeitsaufträge: Es genügt nicht zu sagen: "Schauen Sie bis nächste Woche dieses Video." Lehrende sollten vorab klarmachen, worauf es ankommt und worauf die Studierenden besonders achten sollen. Unterstützen können zusätzlich Begleitmaterialien, die beim Schauen Videos bearbeitet werden können um sich selbst zu überprüfen und ggf. vor der Veranstaltung den Lehrenden bei Problemen darauf hinzuweisen.
  • Fehlende Konsequenz bei den Lehrenden: Bei der Einführung des Flipped Classroom sollte klar gemacht werden, warum diese Arbeitsweise gewählt wurde und wie sie genau aussieht; es sollte von Lehrenden klar gemacht werden, dass sie die wertvolle Präsenzzeit gerne sinnvoller als für Vorträge nutzen möchten und daher die Inhalte der Videos nicht wiederholen werden. Tun sie das doch, haben sie "verloren". Es gehört zum "Pakt", dass Lehrende gerne unterstützen, aber es gleichzeitig Aufgabe der Studierenden ist, sich entsprechend vorzubereiten, um mitarbeiten zu können.
  • Zeitbedarf für die Studierenden: Der Flipped Classroom ist nicht dafür gedacht, um mehr Stoff im Semester unterzubringen! Es geht darum, die sowieso für eine Veranstaltung vorgesehene Präsenz- und Selbstlernzeit anders zu nutzen.
  • Zeitbedarf für die Lehrenden: Die Produktion von Videos kann sehr aufwändig sein -- obwohl das für den Flipped Classroom gar nicht zwingend notwendig ist. Es kann sich daher anbieten, schrittweise vorzugehen oder auf Videos anderer Lehrender auszuweichen, die sich mit denselben Themen auseinandersetzen.
  • Umgewöhnung: Die Funktion der Lehrenden in der Präsenzveranstaltung kann sich deutlich weg von einer Präsentatorenrolle entwickeln. Sowohl für Lehrende kann dies schwierig sein, aber auch für Studierende, die eine stärkere Beteiligung nicht unbedingt gewohnt sind.

Beispiele

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Die Videos können sehr unterschiedlich gestaltet sein. Nutzt man keine fremden Inhalte, sondern setzt auf Eigenproduktion, könnten die Ergebnisse beispielsweise eine der folgenden Formen annehmen:

  • Christian Spannagel (Mathematik) hat pragmatisch ein Semester lang eine "normale" Vorlesung gehalten und diese von einer studentischen Hilfskraft filmen lassen. Die entstandenen, in Sinneinheiten geschnittenen Videos nutzt er seither. Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=gjkhpT4U2eY
  • Jörn Loviscach (Mathematik, Informatik) nutzt ein Tablet, entwickelt darauf live den "üblichen Tafelanschrieb" und zeichnet diesen inklusive seiner Erklärungen auf. Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=ikRKux656Xo
  • Jürgen Handke (Anglistik) erstellt seine Videos nicht im Hörsaal, sondern im "Studio" und nutzt eine Mischung aus Schaubildern und Aufzeichnung seiner Person. Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=jF9qTJD25Ig

Forschung zur "Wirksamkeit"

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