Benutzer:O.tacke/Expertenbefragung TUBS 2011
Hintergrund
BearbeitenIch bin dazu eingeladen worden, als "Experte" an einer Art Delphi-Befragung teilzunehmen. Ausgangspunkt ist folgender:
- Viele Studenten und Mitarbeiter wissen nicht, welche Informationen an der TU Braunschweig wie und wo angeboten werden (z. B. Auslandsaufenthalte, spezielle Seminare, Angebote des Studierendenservicecenters, Presseberichte, usw.).
Davon ausgehend sollen zur folgenden Frage drei Vorschläge entwickelt werden:
- Welche Informationen sollte man Studierenden und Universitätsmitarbeitern wie, wann und wo zur Verfügung stellen?
Vorschlag 1: Buntes Potpourri an Faktoren zum Selberkombinieren
BearbeitenInformationsinhalte
Bearbeitenstudiumsbezogen vs. nicht-studiumsbezogen
- Auslandsaufenthalt
- Informationen Studierendenservicecenter
- Presseberichte
- Veranstaltungsunterlagen
- Prüfungsregularien
- Raumpläne
- Raumbelegung
- Exkursionen
- Termine aller Art
- Worauf lassen sich wissenschaftliche Mitarbeiter überhaupt ein, wenn sie an die Uni gehen?
- Alte Klausuren
- Wer studiert noch was?
- ...
Informationsquellen und -senken bzw. Anspruchsgruppen
Bearbeiten- Studierende
- Wissenschaftliches Personal
- Verwaltung
- Sekretariate
- Prüfungsämter
- Dekanate
- ...
- Zusatzdienstleister
- Rechenzentrum
- Sportzentrum
- Asta
- Mensa
- ...
- Öffentlichkeit
Kommunikationsform
Bearbeitenverschiedentlich gliederbar, etwa nach: Digitalisierbarkeit, Reichhaltigkeit, Schutzfähigkeit bei vertraulichen Inhalten, usw...
- persönlich
- Post
- Chat
- Wikis
- Blogs
- Videos
- Podcasts
- ...
- Mischformen
weitere Faktoren
Bearbeiten- Umfang des Informationsbedarfs
- Zeitpunkt der Bereitstellung
- Organisation des Informationsflusses
- Kontext der Information
- Situation
- Umfeld
- ...
- vermutete Realisierbarkeit
- Umsetzung und Einführung
Strategien
Bearbeiten- Initiative
- Push: Aktive Versorgung durch die Quelle
- Pull: Senke holt sich Informationen bei Bedarf
- Mischform
- Kanalbreite
- Einkanalvorgehen
- Mehrkanalvorgehen
- Zentralität
- zentrale Pflege
- dezentrale Pflege
Vorschlag 2: Megalomania
BearbeitenStatt zu erheben, wer welche Information, in welchem Umfang, in welcher Darstellungsform, zu welchem Zeitpunkt benötigt und dann zum größten gemeinsamem Nenner eine Lösung zu entwerfen, die letztlich nicht alle zufrieden stellt, könnte man in Anlehnung an ein Data-Warehouse nach dessen Prinzipien Informationen aus verschiedenen Quellen extrahieren, je nach Informationstyp in ein standardisiertes Format umformen und kennzeichnen und schließlich in einer Art Informationssee zur Verfügung stellen. Dieser See könnte dann über verschiedene Abflüsse angezapft werden, das heißt je nach individuellem Bedarf von Einzelnen genutzt.
Quellen könnten beispielsweise alle RSS-Feeds der universitären Internetseiten sein, die das Content-Management-System der TU Braunschweig bereits zur Verfügung stellt. Auch Stud.IP-Meldungen zu Veranstaltungen kämen in Betracht, usw. Die darin enthaltenen Informationen könnten mittels geeigneter Schemata automatisch in ein Standardformat überführt und zentral abgelegt werden. Dem potenziellen Empfänger von Informationen könnten verschiedene Optionen angeboten werden, wie er die Daten erhält. Ein unspezifisches Browsen (Schwimmen) im Informationssee sollte möglich sein, ebenso eine gezielte Abfrage, etwa nach Schlagworten. Es könnten verschiedene Kanäle angeboten werden, etwa ein persönlich anhand verschiedener Einstellungen zusammengestellter RSS-Feed oder E-Mail-Benachrichtigungen (vgl. Google Alerts). Ähnliches wäre mit einem zentralen Kalender möglich. Sollten weitere Abflussmöglichkeiten gewünscht sein, etwa weil es technische Neuentwicklungen gibt, könnten diese per Plug-In hinzugefügt werden.
Statt aktiv zu wählen, ich möchte beispielweise alle Informationen mit Schlagwort XY erhalten, könnte auch ein automatischer Filter auf Grundlage eines neuronalen Netzes benutzt werden: Der Endanwender erhält zunächst alle Informationen und gibt für eine gewisse Zeit an, ob sie für ihn relevant sind oder nicht. Durch diese Trainingsphase lernt das System, ob Informationen für den jeweiligen Nutzer relevant sind oder nicht (eine Information ist meiner Ansicht nach zunächst weder relevant noch irrelevant, sondern wird dies erst durch Rezeption eines bestimmten Menschen - etwas weit hergeholt vielleicht vergleichbar mit dem Prinzip von Schrödingers Katze). Werden zusätzlich Kontextinformationen erhoben (möglichst automatisch, etwa die Uhrzeit, die Position, usw.), kann das Ergebnis noch verfeinert werden.
Liegen die Informationen in strukturierter Form vor, könnte auch über ein System vergleichbar zu Wolfram|Alpha nachgedacht werden: Statt vorgefertigt durch Kategorien zu surfen oder eine Suchmaschine zu bemühen, die nur unzureichend filtert, werden explizite, sprachlich formulierte Fragen konkret beantwortet; etwa "Wann beginnt das Wintersemester 2011?" - "Am 01.10.2011"
Dieser Vorschlag ist bewusst mit Megalomania betitelt.
Vorschlag 3: Komplexitätsreduktion
BearbeitenViel Verwirrung entsteht allerorten dadurch, dass versucht wird, jeden erdenklichen Sonderfall zu berücksichtigen und dadurch vermeintliche Gerechtigkeit zu schaffen - man kennt das beispielsweise vom deutschen Steuerrecht mit dieser Ausnahme für X und jener Ausnahme für Y.
Ähnlich sieht es beispielsweise bei den Prüfungsordnungen aus. Weder Studierende noch Mitarbeiter blicken noch durch, wer wann welche Prüfung abzulegen hat und welche Sonderregularien es gibt. Besonderes Kuriosum ist etwa, dass einige Studiengänge für ein und dieselbe Prüfung bei ein und derselben Veranstaltung doppelt so viel Zeit haben wie andere. Leider hat man bei der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge versäumt, dem Wildwuchs aus den Diplomstudiengängen Einhalt zu gebieten: In §1 der Allgemeinen Prüfungsordnung hat der Passus
- In gesonderten Ordnungen regeln die einzelnen Fakultäten für die jeweiligen Studiengänge die fachspezifischen Bestimmungen und Abweichungen vom Allgemeinen Teil der Prüfungsordnung; insofern haben die Regelungen in der gesonderten Ordnung Vorrang gegenüber den Bestimmungen im Allgemeinen Teil.
der Komplexität das Tor weit geöffnet. Zu allem Überfluss sind die Regeln dynamisch und ändern sich ständig, so dass es an ein Ding der Unmöglichkeit grenzt, auf dem Laufenden zu bleiben. Und Prüfungsordnungen sind nicht das einzige Spielfeld.
Es finden sich zahlreiche weitere Beispiele, die für erhöhten (und sicher unnötigen) Informationsaufwand und Potenzial für Verwirrung sorgen, etwa Regelungen zur Lehrverpflichtungsverordnung. Warum etwa für ein und dieselbe Aufgabenstellung von Abschlussarbeiten mit identischen Anforderungen der Anrechnungsfaktor vom Studiengang des Schreibenden abhängt (beispielsweise 0,45 für Ingenieure, aber 0,1 für Sozialwissenschaftler und 0,6 für Informatiker), ist bisher ein großes Rätsel. Sind Informatiker um den Faktor 6 betreuungsintensiver als Sozialwissenschaftler? Und so weiter und so fort...
Also, kurzum: Nicht Informationsbedarfe ermitteln und Konzepte und Prozesse stricken, sondern einfach die Komplexität der universitären Systeme (organisatorisch wie technisch) reduzieren. Dann dürften sich viele Informationsprobleme von alleine erledigen. Ja, es entstehen dadurch gefühlte Ungerechtigkeiten, aber das sonst durch gut gemeinte Regelungen entstehende Chaos erzeugt mindestens genauso viele, wenn nicht mehr.