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Öffentliche Seminare in Wikis

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Grundlage dieser Sitzung sind öffentliche Seminare in Wikis, wie sie an der TU Braunschweig stattgefunden haben:

Ziel ist es, das Thema selbst zu durchdenken und im Anschluss zu diskutieren und Anregungen aus der Praxis zu erhalten.

Geplanter Ablauf

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Ziel des Abschnitts Inhalt (Was?) Arbeitsform und Anleitung/Aktivierung (Wie?) Material/Medien (Womit?) Dauer (Wie lange?)
Die grundsätzliche Idee hinter öffentlichen Seminaren ganz grob kennenlernen, ohne zu viele Informationen zu erhalten Grundidee hinter öffentlichen Seminaren Video zeigen + kurze mündliche Ergänzung Video, entweder lokal gespeichert oder per Online-Zugriff ca. 10 Minuten
Die Idee im durchdenken und mögliche Vor- und Nachteile identifizieren Mögliche Stärken und Chancen sowie Schwächen und Risiken von öffentlichen Seminaren Die vier Teilnehmer in zwei Zweiergruppen aufteilen und als "Zwei-Fronten-Spiel" die möglichen positiven und negativen Aspekte ausarbeiten und als Gedächtnisstütze festhalten in jeweils einer Hälfte einer SWOT-Matrix (BWL-Bezug zu den Teilnehmern!) Flipcharts, Stifte ca. 25 Minuten
Eigene Ausarbeitung vorstellen und verteidigen und darüber diskutieren. Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen Jede Gruppe trägt abwechselnd ein Argument vor bekommt Gegenwind und muss sich verteidigen. --- ca. 20 Minuten
Informationen zur tatsächlichen Praxis erhalten und so Vor- und Nachteile bestätigen oder widerlegen Praxisbericht zu öffentlichen Seminaren mündliche Vorstellung, tags zuvor per Twitter & Co. bitten, auch die SWOT-Fragen zu beantworten und (hoffentlich) zeigen, dass das Ideen sammeln schon einmal funktioniert Prezi mit Informationen, Link zu den Antworten von außen ca. 25 Minuten
Nach Praxisinput noch einmal diskutieren, um Inhalte zu festigen und Fragen zu klären, ggf. gar aus der Matrix Strategien ableiten Tauglichkeit von öffentlichen Seminaren Fragenbeantwortung Diskussion Material zum Abschluss ausgeben ca. 10 Minuten (evtl. Puffer benutzen)


Denkt bitte einmal über die Inhalte des kurzen Videos zum Thema Öffentliche Seminare im Web 2.0 nach. Euch fallen bestimmt Vor- und Nachteile ein, die sich aus der Nutzung eines frei zugänglichen Wikis für Hausarbeiten (hier: Seminararbeiten gruppenweise zu einem bestimmten Thema angefertigt) ergeben können. Am Freitag (29.07.2011) wird euer Input dann direkt in unserem Workshop verwendet und ihr erhaltet natürlich Rückmeldung über Twitter (#ce11) und an dieser Stelle!

Hier könnt ihr eure Einfälle eintragen, vielleicht mit Namen? Einfach auf Bearbeiten klicken und loslegen.


Fragen für die Pro-Gruppe

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  • Was für hilfreiche Aspekte gibt es durch die Wiki-Nutzung für das Seminar, die von innen heraus kommen und noch nichts mit der Öffnung zu tun haben? (Stärken)
    • Möglichkeit zur Wissensteilung unter den Seminarteilnehmern
    • dadurch hoffentlich intensivere Diskussion in der LV
    • Umgang mit Wikis lernen
    • Beobachtung des Arbeitsfortschritts durch Betreuer
    • Möglichkeit zur (pro)aktiven Hilfe
    • Gegenseitiges Zitieren betont in Seminargruppe einen Aspekt wiss. Arbeitens (evtl. Erfahrung: Ich finde, xy hat z von mir übernommen - warum zitiert er mich nicht?)
    • Ideen für Themen können im Wiki gesammelt werden - nicht jeder muss seine eigene Idee bearbeiten, andere können Themen vertiefen die man selbst interessant fand, die man aber nicht bearbeiten kann/will
    • ...
  • Was für hilfreiche Aspekte gibt es durch die Wiki-Nutzung für das Seminar, die durch die Öffnung nach außen entstehen können? (Chancen)
    • Anregungen von Außenstehenden
    • Weiterführung der Themen nach Ende der LV
    • öffentliche Darstellung der eigenen (und in Kooperation) entstandenen Leistungen z.B. für spätere Bewerbungen
    • Aufbauen von (thematischen) Netzwerken - evtl. in Verbindung mit anderen Tools
    • Verknüpfung der bestehenden Portale (studIP, tugether, ...). Ähnlich wie bei der Chat/Forumsfunktion könnte man sich im StudIP anmelden und dadurch das Wiki nutzen und bearbeiten (mit Nutzernamen im Klartext).
    • ...

Fragen für die Contra-Gruppe

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  • Was für problematische Aspekte gibt es durch die Wiki-Nutzung für das Seminar, die von innen heraus kommen und noch nichts mit der Öffnung zu tun haben? (Schwächen)
    • ungewohnt für die Studies, Einführung notwendig; auch dann Nutzung wegen Mangel an Wysiwyg für manche nicht attraktiv?
    • "Werkzeugverdruss": heute müssen Studis teilweise bereits unterschiedliche Plattformen nutzen, um ihr Studium zu verwalten. Evtl. ist die Bereitschaft zur Nutzung eines weiteren Werkzeuges, mit nocheinem Nutzernamen und noch einem Passwort, nicht gegeben.
    • dadurch mehr (Zeit-)Aufwand in der Vorbereitung
    • U.U. verleiten Wikis zum Plagiieren
    • Austausch findet oft nicht statt, z.B. da Teilnehmerzahl zu gering
    • ...
  • Was für problematische Aspekte gibt es durch die Wiki-Nutzung für das Seminar, die durch die Öffnung nach außen entstehen können? (Risiken)
    • Bei einigen beliebt: Themen wiederverwerten, durch Öffnung nicht mehr möglich (könnte auch als Pro gesehen werden)
    • Lernen heißt Fehler machen, öffentlich lernen heißt öffentlich Fehler machen - potenziell "face threatening"
    • Was soll der Dozent denn bewerten und WEN bewertet er bei offen entstandenen Arbeiten? Was ist die Eigenleistung der zu bewertenden Studierenden?
    • Hausarbeiten für Austauch mit größerer Öffentlichkeit evtl. thematisch zu speziell
    • Vandalismusgefahr
    • ...

übergreifende Fragen

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Es gibt Fragen, die je nach Einstellung, Kontext, Zielen als Pro oder Contra-Argumente weiterentwickelt werden können. Manche sind auch unabhängig davon, ob von innen heraus gearbeitet wird oder durch die Öffnung nach außen

  • Möchte ich, dass mein/unser Prozess des Erstellens bewertet wird (also bspw. dass Fehler auffallen und korrigiert werden, wie auf Kritik reagiert wird?) oder möchte ich dass nur das Endergebnis bewertet wird.
  • Wie bette ich das in die Lehre ein? Präsenzphasen im Sinne von Blended Learning, etwa für Zwischenergebnisse oder flankierend zum Thema wissenschaftliches Arbeiten?
  • Welche Plattform eignet sich am besten? Etabliertes Wiki? Selbst aufgesetzt? Nur etwas wikiartiges wie beispielsweise GoogleDocs?

Resultierende Matrix

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Ergebnisse aus dem Workshop
SWOT-MATRIX hilfreich problematisch
seminar-intern Stärken
  • ...
  • ...
Schwächen
  • ...
  • ...
seminar-extern Chancen
  • ...
  • ...
Risiken
  • ...
  • ...

Kurze Schilderung der praktischen Erfahrung

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Es ist wichtig festzuhalten, dass öffentliche Seminare nicht per se besser funktionieren als klassische, dass das Arbeiten in Wikis nicht automatisch besser abläuft als mit einem Textverarbeitungsprogramm, einer Schreibmaschine oder Papier und Bleistift. Immerhin, so zeigt die Erfahrung aus zwei Semestern, scheinen sie zumindest nicht schlechter zu funktionieren als normale Seminare und bieten darüber hinaus jedoch Potenzial für Verbesserung. Folgend dazu ein paar Erfahrungen aus der Praxis, abgesichert durch Befragung der Teilnehmer.

Mögliche Probleme durch Wikis (ohne Öffentlichkeit)

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Auch wenn man mitunter hört, Studierende seien alle Digital Natives und wüssten mit sozialen Diensten im Internet umzugehen, als ob es das Natürlichste auf der Welt wäre, stimmt das so nicht ganz. So wird beispielsweise viel in Wikis gelesen (besonders in der Wikipedia), aber sehr selten selbst etwas zu den Texten beigetragen - obwohl bekannt ist, dass man das einfach machen kann. Ein Dozent sollte also nicht davon ausgehen, dass alle Studierenden problemlos mit Wikis umgehen können. Aus diesem Grund gibt es bei uns neben dem im Wiki ablaufenden Seminar stets auch ein normales. Beide Varianten werden zu Beginn des Semesters in einer Informationsveranstaltung vorgestellt und zur Wahl gestellt. Niemand wird zur Teilnahme am öffentlichen Seminar gezwungen.

Zu Beginn des Seminars wird ganz kurz in die Funktionsweise von Wikis eingeführt, allerdings dann mit der Bitte, einfach mal auszuprobieren. Das funktioniert. Die Studierenden erhalten eine Vorlage, in der die wesentlichen Dinge schon beispielhaft angelegt sind, die man für eine typische Seminararbeit benötigt: Überschriften, Bilder, Fußnoten, usw. Wie das im Detail funktioniert, konnten sich alle selbst erschließen und fragten wirklich selten nach (Tabellen sind etwas hakelig, aber auch machbar). Nach eigenem Bekunden finden die Studierenden übrigens, dass die Bedienung von Wikis einfach zu erlernen ist (sonst hätten diese ja auch ihren Zweck verfehlt), dass Wikis ein praktisches Werkzeug sind, um gemeinsam Texte zu erstellen und auch in anderen Seminaren brauchbar sein könnten. Einzig ein WYSIWYG-Editor wäre bei einigen auf der Wunschliste. Den bringt die Media-Foundation hoffentlich irgendwann optional, wer Mediawiki auf eigenem eigenen Server betreibt, kann ihn selbst einbinden; es gibt einige Varianten als PlugIn.

Problematisch könnte die Verfügbarkeit des Wikis sein: Man benötigt eine Online-Verbindung, um die Texte auf den Server zu laden, und die ist nicht immer gegeben. Es ist aber kein Problem, die Texte zunächst offline mit einem Instrument seiner Wahl zu verfassen und dann regelmäßig ins Wiki zu kopieren, wenn man Gelegenheit dazu hat. Hier scheint aber kein wirklicher Nachteil gegenüber Textverarbeitungsprogrammen zu bestehen, bei denen man die Textänderungen seinen Gruppenpartnern auch irgendwie zugänglich machen muss. Theoretisch wäre es denkbar, dass das verwendete öffentliche Wiki irgendwann abgeschaltet wird oder nicht erreichbar ist. Da es sich in unserem Falle aber beim Betreiber um die Wikimedia Foundation handelt, scheint das unwahrscheinlich zu sein. Unsichere Naturen sollten dann ihre Texte ab und an sichern (lässt sich auch automatisieren) oder auf einen eigenen Server ausweichen, über den man mehr Kontrolle hat.

Vor lauter Technik haben wir aber das Persönliche nicht vergessen: Es handelte sich um ein Blended-Learning-Szenario, bei dem es mehrere Präsenztreffen gab, und die Gruppen haben sich selbst auch getroffen - jeweils nach Bedarf. Der Austausch könnte wegen geringer Teilnehmerzahl im Wiki gering ausfallen, korrekt, aber was hätte man dann gegenüber einem normalen Seminar verloren?

Zur Qualitätsfrage sei noch hinzugefügt, dass die Güte der Arbeiten ebenso schwankte wie bei normalen Seminararbeiten. Hier könnten wir keine Unterschiede feststellen; es gab gute wie weniger gute. Und ergänzend sei hier zum Thema Plagiarismusgefahr in Wikis ganz unverblümt angemerkt, dass uns das ein bisschen wie Paranoia anmutet. Copy&Paste funktioniert in Textverarbeitungen ebenso einfach. Hier liegt der Inhalt aber zum einen automatisch digital vor und könnte einfach zur Prüfung weiterverwendet werden. Zum anderen - ein Vorgriff auf die Öffentlichkeit - können hier Außenstehende sogar Plagiarismus aufdecken und ein Täter würde sich selbst öffentlich bloßstellen. Da gibt es also eine abschreckende Wirkung. Die Gefahr von Plagiarismus könnte man daher in öffentlichen Wikis eher geringer einschätzen als bei Papierarbeiten, keinesfalls jedoch höher. Unabhängig davon finden wir es aber viel sinnvoller, das Thema Plagiate im Vorfeld anzusprechen und dafür zu sensibilisieren statt möglichst effektive Aufdeckungsmechanismen auszutüfteln; dazu gibt es einen sehr interessanten Artikel:

Schiefner, Mandy (2010): Wissenschaftliche Redlichkeit im Zeichen der Zeit - Hochschuldidaktische Perspektiven im Umgang mit Plagiaten, in: Behrend, Brigitte; Voss, Hans-Peter; Wildt, Johannes; Tremp, Peter (Hrsg.): Neues Handbuch Hochschullehre, Berlin, S. 1-22.

Mögliche Probleme durch Wikis (durch Öffentlichkeit)

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Das erste, was einem Dozenten möglicherweise durch den Kopf geht, wenn er an Seminararbeiten in öffentlichen Wikis denkt, könnte sein: "Was machen die Studierenden denn dann selbst? Was oder wen beurteile ich da eigentlich?" Wenn Beteiligung von außen erwünscht ist und auch kommt, was dann? Das ist eine berechtigte und wichtige Frage, da man oft gezwungen ist, solche Seminararbeiten zu beurteilen. In unserem speziellen Fall sei vorweg geschoben, dass es lediglich eine Note für die gesamte Gruppe vergeben wurde. Alles andere wäre unsinnig, denn dann könnte man sich die Gruppenarbeit auch gleich sparen. In diesem Fall würde die Arbeit vermutlich in Häppchen eingeteilt und jeder würde wohl nur an seinem eigenen werkeln - eine Verantwortung für die gesamte Arbeit würde niemand bei sich sehen.

Nun könnten also andere Anregungen für die Seminararbeit geben und womöglich sogar den Text verfassen, quasi als Ghostwriter. Vergleichen wir an dieser Stelle mal mit einer normalen Papierarbeit: Kann dort ebenso passieren! Und dort haben wir sogar weniger Chancen, das aufzudecken. Im Wiki können wir anhand der Bearbeitungshistorie wenigstens nachvollziehen, wer wann was eingetragen hat. Natürlich könnte immer noch jemand seine Zugangsdaten einem anderen offenlegen, aber auch dann gälte, dass man nicht schlechter gestellt wäre als im klassischen Fall.

Soweit die Theorie, was passierte wirklich? Trotz Werbens in Fachforen usw. blieb die Beteiligung von Außenstehenden minimal, die oben geäußerte Sorge vollkommen unberechtigt. Es gab vereinzelt Literaturhinweise von außen, es entstand bei einer Gruppe ein Austausch mit einem Praktiker und eine andere knüpfte einen Kontakt und traf sich mit einem Experten im echten Leben außerhalb des Wikis. Nicht viel, aber mehr dazu später. Der Negativfall von Vandalismus trat übrigens kein einziges Mal auf und ist im wohl größten Wiki, der Wikipedia, auch bloß eine Randerscheinung, die (themenabhängig) weit weniger häufig in Erscheinung tritt als man vermuten könnte. Setzt man selbst ein eigenes Wiki auf, sollte man allerdings sicherstellen, dass Spambots keine Chance haben.

Nehmen wir aber als Gedankenspiel den worst case an, die Arbeit würde komplett von anderen geschrieben werden - für diesen unwahrscheinlichen Fall haben wir tatsächlich keine Lösung parat. Man könnte argumentieren, die Studierenden hätten dann immer noch die Verantwortung für die gesamte Arbeit, sie müssten prüfen, was da geschrieben wurde, ob die Fußnoten korrekt gesetzt sind, ob ihnen kein Plagiat untergeschoben wurde, usw. Hinterher müssten sie sich dann noch die Inhalte nachträglich aneignen, da sie ihr Thema schließlich den anderen Gruppen vorstellen müssen. Kostet dann zusätzlich Zeit, wenn man sich die Inhalte nicht selbst erarbeitet hat. Wäre aber tatsächlich eher eine Ausflucht - Arbeit wäre immer noch zu tun, allerdings eine andere (eher Projektmanagement als wissenschaftliches Arbeiten).

Bleibt das Argument, öffentlich gemachte Fehler könnten die Reputation negativ beeinflussen.st Ja, das kann sein. Ist aber eigentlich ganz normal, wussten schon die alten Römer ("Errare humanum est."), und besonders für die Wissenschaft hat Popper festgehalten, dann man immer damit rechnen sollte, dass man sich geirrt hat. Das Problem ist eher ein gesellschaftliches (oder wissenschaftsbetriebliches?), trauriges: Wer Fehler macht, gilt als schlecht. Dabei sind sie eine Chance zum Lernen (und lest mal aktuelle Literatur zum Thema Innovationen, dann seht ihr Parallelen)! Und wenn öffentlich Fehler gemacht werden, dann können sogar mehrere davon profitieren. Nun gut, viele könnten Angst davor haben, einen Fehler zu begehen und fürchten als dumm zu erscheinen - und dann auch noch weltweit sichtbar. Dann trifft dies jedenfalls mehrheitlich nicht auf die Teilnehmer des Seminars zu. Die Befragung ergab nämlich deutlich, dass ihnen nur ganz leicht unwohl dabei war, dass jeder jederzeit Einblicke in den Fortgang der Arbeit nehmen konnte. Das ist nun kein repräsentativer Wert für die gesamte Studierendenschaft, denn auf der Informationsveranstaltung wurde auf die Problematik hingewiesen, und möglicherweise haben einige daher das normale Seminar gewählt. Aber zum einen kann der Kritikpunkt wenigstens abgeschwächt werden, und zum anderen fänden wir es traurig, auch noch zu fördern, dass Fehler zu begehen weiterhin als etwas Versteckenswertes gilt.

Mögliche Vorteile durch Wikis (ohne Öffentlichkeit)

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Ein Nebeneffekt des Nutzung von Wikis ist unmittelbar der, dass der Umgang damit erprobt wird. Die Bedeutung dieses Nebeneffekts kann man etwa den beiden folgenden Quellen entnehmen:

Giesswein, M.-H. (2010): Studienergebnis: Web 2.0 hat unsere Wirtschaft bereits verändert!, URL: http://somain.wordpress.com/2010/06/30/studienergebnis-web-2-0-hat-unsere-wirtschaft-bereits-verandert/ (zuletzt abgerufen am 04.08.2011).
Roebers, F.; Leisenberg, M. (2010): Web 2.0 im Unternehmen, Hamburg.

Die Studie der Society for Management und Internet zu dem Ergebnis, die in ihrem Rahmen interviewten 227 Führungskräfte bewerteten das Web 2.0 mehrheitlich als Chance. Es sei mehr als eine Modeerscheinung, es verändere die Wirtschaft fundamental. Roebers und Leisenberg fordern, Mitarbeiter und besonders Führungskräfte müssten sich mit dem Web 2.0 auskennen. Speziell für betriebswirtschaftliche Fächer also vielleicht kein Muss, sicher aber auch nicht schädlich.

Durch die Nutzung des Wikis entfällt das sonst in Gruppen notwendige Verteilen von Dokumenten, bei denen es gerade bei größeren Gruppen zu Problemen kommen kann: Wer hat die aktuelle Fassung des Dokuments? Gibt es Parallelarbeiten, die wir nun zusammenführen müssen? Hat noch jemand die Version vom TT.MM.JJJJ? Jeder hat stets (ortsunabhängig) Zugriff auf die aktuelle Version und kann über die Versionshistorie auf alle bisherigen Versionen zugreifen und verfolgen, wer wann welche Änderung vorgenommen hat.

Gruppenarbeit kann soziale Kompetenzen verbessern - und die Studierenden äußerten sich leicht zustimmend zu ihrem selbst wahrgenommenen Kompetenzgewinn. Dass speziell das Wiki dafür verantwortlich wäre, wird tendenziell verneint.

Für den Betreuer ergeben sich einige Vorteile, die man bei Papierarbeiten nicht hat: Es lässt sich nicht nur das fertige Produkt begutachten, sondern auch Teile des Entstehungsprozesses. Die Fortschritte bei der Texterstellung lassen sich jederzeit verfolgen und Probleme dadurch schneller erkennen und gegebenenfalls umschiffen. Es ist möglich zu sehen, wer welchen Teil bearbeitet hat - nicht um notwendigerweise zu prüfen, ob jeder gleich viel Arbeit investiert, sondern um zu schauen, ob wirklich zusammengearbeitet wird oder bloß einzelne Blöcke aneinandergefügt werden. Das Volumen der Texte lässt sich sogar ohne viel Aufwand grafisch im Zeitverlauf festhalten und liefert so womöglich Hinweise, wo es haken könnte. Ja, natürlich kann das sehr viel Aufwand bedeuten, aber das kann der Betreuer selbst steuern (am besten vorher bekanntgeben). Im schlimmsten Fall macht er von der Unterstützungsmöglichkeit keinen Gebrauch, dann steht er nicht schlechter da als bei einer klassischen Seminararbeit.

Mögliche Vorteile durch Wikis (durch Öffentlichkeit)

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Das, was durch die Öffnung der Seminare nach außen erreicht werden soll, kennen Betriebswirte vermutlich aus dem Konzept der Open Innivation. Die Systemgrenzen zwischen Universität, Wirtschaft/Politik und Bevölkerung werden durchlässiger - in beide Richtungen. Außenstehende erhalten nicht nur Transparenz darüber, was in den Hochschulen vor sich geht (sie zahlen ja auch dafür), sondern können sogar teilhaben. Den erstgenannten Aspekt könnte man unter Governance fassen, den zweiten unter Transdisziplinarität.

Ziel ist es, möglichst viele Anspruchsgruppen einzubinden und auf diese Weise den Graben Theorie und Praxis etwas zuzuschütten. Denkbar ist, dass Praktiker oder Betroffene mit den Studierenden diskutieren und so verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden können. Das hat beispielsweise in einem Didaktikseminar ganz hervorragend funktioniert; die Studierenden haben zu einem Lehrkonzept Theorie erarbeitet, Lehrer haben das direkt ausprobiert und Rückmeldung gegeben. Siehe dazu:

Spannagel, Christian, Schimpf, Florian (2009): Öffentliche Seminare im Web 2.0, in: Apostolopoulos, Nicolas et al. (Hrsg.): Lernen im Digitalen Zeitalter, Berlin, S. 13-20.

Was die eigene Erfahrung zeigt: Niemand schreibt den Seminarteilnehmern die Arbeit selbst. Es ist in der Tat eher so, dass es sich als sehr schwierig erwies, überhaupt Beteiligung von außen anzuregen. Das kann verschiedene Ursachen haben, angefangen bei zu abstrakten Themen über mangelnde Bereitschaft oder fehlendes Verständnis bis hin zu ungeschickter Ansprache - und es kann erforscht werden, ob es nicht doch auch in der BWL klappen kann wie im obigen Beispiel. Einige Anregungen von außen kamen immerhin, und auch die Studierenden sehen es positiv, dass grundsätzlich Außenstehende unterstützen können. Selbst dafür geworben haben sie allerdings nicht (möglicherweise auch ein Grund für den geringen Input).

Ausbaufähiges Potenzial besteht über die Lehrveranstaltung hinaus auch für den weiteren beruflichen Weg. Studierende können in Kontakt mit der Praxis kommen, Ansprechpartner für Praktika oder gar eine Stelle finden, und auch die Lehrenden können so möglicherweise Partner für spätere Projekte finden. Außerdem wird es notwendig, sein eigenes Wissen anderen mitzuteilen, die einen anderen Hintergrund haben. Man lernt also gleich, sich verständlich auszudrücken oder Missverständnisse auszuräumen und erhält sofort Rückmeldung, wenn das nicht gelingt. Diese Erfahrung kann sich in der Praxis als überaus wertvoll erweisen und kann in klassischen Seminaren in dieser Form nicht vermittelt werden.

Last but not least soll der Gedanke der öffentlichen Wissenschaft genannt werden. Einerseits soll die Öffentlichkeit ein besseres Verständnis für die Wissenschaft bekommen, das oftmals fehlt. Das Bild der Forschung im Elfenbeinturm entstand ja nicht zufällig und wie die jüngste Vergangenheit zeigte, war vielen gar nicht klar, wo das Problem bei der Schummelei des Herrn Guttenberg gewesen sein soll. Andererseits kann eine Öffnung aber auch dazu beitragen, die Bildung auf breiter Front zu fördern. Umfassend geht darauf der folgende Sammelband ein:

Faulstich, Peter (Hrsg.) (2006): Öffentliche Wissenschaft, Bielefeld.

Dabei wird allerdings zumeist von einem fertigen Produkt ausgegangen: Artikel, Fernsehbeiträge, Science Centers, usw. Mit den öffentlichen Seminaren hat man nun darüber hinaus die Möglichkeit, den Entstehungsprozess ebenso transparent und partizipativ zu gestalten und dadurch andere profitieren zu lassen - und einen selbst übrigens auch, einerseits durch wertvollen Input, andererseits durch unerwartete Kontakte und Einladungen, die sich durch einen erhöhten Bekanntheitsgrad ergeben haben.

Ganz kurz: Die Erfahrungen zeigen, dass die denkbaren Potenziale bisher nur bedingt ausgeschöpft wurden. Andererseits haben sich die möglichen problematischen Aspekte nicht gezeigt, weil ihnen mit einfachen Mitteln begegnet werden kann. Summa summarum ergeben sich keine spürbaren Nachteile gegenüber klassischen Seminaren, dafür aber Chancen, auf die wir nicht würden verzichten wollen.