Benutzer:Paul Sutermeister/Kohärenz
Kohärenz und Kohäsion
BearbeitenKohärenz
BearbeitenIch habe gestern den Bericht geschrieben. Der Kaffee war stark. Der Drucker hat wieder nicht funktioniert. Morgen gibt es eine Präsentation.
Hier springen die Ideen wild hin und her: Bericht, Kaffee, Drucker und Präsentation haben keinen erkennbaren Zusammenhang. Es fehlt ein logischer roter Faden.
Kohärenter Text:
Gestern habe ich den Bericht für die morgige Präsentation fertiggestellt. Dabei hat mir ein starker Kaffee geholfen, denn der Drucker funktionierte leider nicht, und ich musste alles digital vorbereiten. Morgen werde ich die Ergebnisse dann vorstellen.
In diesem kohärenten Text ist der Zusammenhang klar: Die Person erzählt von den Vorbereitungen für eine Präsentation, und alle Informationen passen logisch zueinander.
Kohäsion
BearbeitenOhne Kohäsion:
Frau Müller hat die E-Mail gesendet. Die E-Mail war wichtig. Der Kunde war unzufrieden. Müller hat den Termin verschoben. Sie hat sich entschuldigt.
Dieser Text hat zwar eine Geschichte, aber die Sätze wirken abgehackt, und es gibt keine flüssigen Übergänge. Die Wiederholung von „Frau Müller“ und „die E-Mail“ lässt den Text unnötig steif wirken.
Mit Kohäsion:
Frau Müller hat eine wichtige E-Mail an den unzufriedenen Kunden gesendet. Darin entschuldigte sie sich und verschob den geplanten Termin.
In diesem kohäsiven Text sind die Sätze durch den Einsatz von Pronomen („sie“) und die Verbindung von Informationen („wichtige E-Mail“, „unzufriedener Kunde“) besser miteinander verknüpft. Die Geschichte wirkt flüssiger und verständlicher.
Zusammengefasst
BearbeitenKohärenz: Im ersten Beispiel wirkt der nicht kohärente Text wie eine Ansammlung von Fakten, die keinen Sinn als Ganzes ergeben. Der kohärente Text hat hingegen eine klare, logische Struktur und erzählt von der Vorbereitung einer Präsentation.
Kohäsion: Im zweiten Beispiel fehlt es ohne Kohäsion an sprachlicher Verknüpfung. Mit Kohäsion wird der Text durch den Einsatz von Pronomen und Verbindungswörtern flüssiger und verständlicher.
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Weitere Beispiele
BearbeitenKohärenz ohne Kohäsion
BearbeitenDu schreibst eine E-Mail, in der du erklärst, warum ein bestimmtes Projekt verschoben werden muss. Inhaltlich ist alles logisch, die Gründe machen Sinn, aber die Sätze sind schlecht miteinander verbunden. Du springst von einem Punkt zum anderen, ohne Übergänge oder Verknüpfungen zu verwenden. Zum Beispiel:
Das Projekt verzögert sich. Budgetprobleme. Noch keine Rückmeldung vom Kunden. Urlaub von Teammitgliedern.
Inhaltlich ist das nachvollziehbar (es gibt eine sinnvolle Erklärung), aber die E-Mail liest sich holprig, weil sie keine Verbindungen zwischen den Sätzen hat.
Kohäsion ohne Kohärenz
BearbeitenDu verfasst eine sehr gut formulierte E-Mail mit perfekten Übergängen und Verknüpfungen zwischen den Sätzen. Alles klingt flüssig und ist gut miteinander verbunden. Aber der Inhalt macht keinen wirklichen Sinn oder bringt nichts Neues. Zum Beispiel:
Das Projekt läuft gut, und obwohl wir einige Herausforderungen hatten, ist das Team motiviert. Außerdem wird die nächste Phase des Projekts rechtzeitig starten, und die bisherigen Ergebnisse sind positiv. Allerdings könnte es einige Verzögerungen geben, falls weitere Rückmeldungen eintreffen, aber das Team ist gut vorbereitet.
Hier kleben die Sätze gut zusammen (Kohäsion), aber die E-Mail ist unklar und widersprüchlich, sodass der Leser nicht wirklich versteht, was du sagen willst. Es fehlt eine klare, sinnvolle Botschaft (Kohärenz).
Kohärenz ohne Kohäsion
BearbeitenDu bereitest eine Präsentation für ein Meeting vor. Du hast klare und wichtige Punkte, warum die Verkaufszahlen gesunken sind. Aber du springst von einem Thema zum nächsten, ohne sinnvolle Übergänge oder Verbindungen zu schaffen:
Die Verkaufszahlen sind gesunken. Unsere Marketingstrategie war nicht effektiv. Es gab Lieferprobleme. Die Konkurrenz ist gewachsen. Zudem hat das Wetter eine Rolle gespielt.
Die Gründe sind logisch (Kohärenz), aber die Präsentation wirkt chaotisch, weil die Punkte nicht miteinander verknüpft sind (fehlende Kohäsion). Das Publikum kann schwer folgen.
Kohäsion ohne Kohärenz
BearbeitenDu hältst eine gut strukturierte Präsentation. Alle Folien und Punkte sind schön miteinander verbunden, und du verwendest viele Übergangssätze wie «Zum nächsten Punkt», «Wie Sie sehen» oder «In Anknüpfung daran». Allerdings macht der Inhalt keinen richtigen Sinn, weil die Daten und Argumente nicht zu einem klaren Fazit führen:
Unsere Verkaufszahlen sind stabil, obwohl wir einige Rückschläge hatten. Im nächsten Quartal erwarten wir ähnliche Trends, aber wir müssen vorsichtig sein. Die Konkurrenz entwickelt sich weiter, und wir müssen uns darauf einstellen. Daher sollten wir sowohl vorsichtig als auch optimistisch bleiben.
Alles klingt gut und die Sätze sind schön verknüpft (Kohäsion), aber am Ende weiß keiner wirklich, was die Lösung ist oder worauf du hinauswillst (fehlende Kohärenz).
Mit klarer Struktur und einer eindeutigen Botschaft wird der Text kohärent:
Unsere Verkaufszahlen sind im letzten Quartal leicht zurückgegangen, hauptsächlich aufgrund von verstärktem Wettbewerb und Lieferproblemen. Um dem entgegenzuwirken, planen wir, unsere Marketingstrategie anzupassen und verstärkt auf digitale Kanäle zu setzen. Zusätzlich arbeiten wir an der Optimierung unserer Lieferketten, um künftige Engpässe zu vermeiden. Für das nächste Quartal erwarten wir, durch diese Maßnahmen die Verkaufszahlen zu stabilisieren und wieder zu steigern. Die Konkurrenz bleibt zwar stark, aber wir sind gut aufgestellt, um schnell zu reagieren. Unser Ziel ist es, nicht nur die aktuellen Herausforderungen zu meistern, sondern langfristig Wachstum zu sichern."
Was hat sich verbessert?
Kohärenz: Der Inhalt hat jetzt eine klare Linie. Zuerst wird das Problem (Rückgang der Verkaufszahlen) beschrieben, dann werden konkrete Maßnahmen genannt, und schließlich gibt es eine Prognose mit einer klaren Zielsetzung. Kohäsion: Die Sätze sind weiterhin gut miteinander verknüpft, aber jetzt passt auch der Inhalt zusammen und führt zu einem sinnvollen Abschluss.
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Literatur
Bearbeiten- Martin Haspelmath, Ekkehard König, Wulf Oesterreicher, Wolfgang Raible (Hrsg.): 47. Textkohäsion und Textkohärenz In: Sprachtypologie und sprachliche Universalien. Band 1. Berlin: Walter de Gruyter, 2001, S. 634-656.