Benutzer:Psychonaut01/Philosophie
Sinn und Zweck der Philosophie ist, daß derjenige, der philosophiert, mehr Fragen aufwirft als Antworten auf diese und andere Fragen parat hat.
Philosophie ist alles andere als enzyklopädisch, denn das "Wissen", das man Enzyklopädien entnimmt – auch dann, wenn sie Unzyklopädien sind, helfen keinem Menschen, sein Denken zu schulen und zu pflegen.
Das Eigentümliche an Fragen ist, daß sie beantwortet werden wollen. Sie wollen nicht einfach im Raum stehen. Anders gesagt: sie wollen nicht dumm dastehen. Um sie zu beantworten, muß Wissen gesammelt werden. Dann fragt man sich, ob das angeeignete Wissen tauglich für die Erledigung einer bestimmten geistigen Aufgabe ist oder nicht. Woher weiß man dies oder jenes? Steht man auf einem guten bzw. soliden Fundament – oder nicht? Wenn nicht, was muß getan werden, um dieses Fundament unter die Füße zu kriegen?
Selbstverständlich müssen die Fragen von Gewicht sein. Sie müssen klärungsfähig sein. Wenn nicht, dann kann man sich fragen, warum eine bestimmte Frage nicht geklärt werden kann.
Nachdem das Wissen gesammelt wird, möchte es auch richtig gestaltet, richtig in Form gebracht werden. Dafür sind Systeme geeignet. Aber was für ein System soll in Frage kommen?
Durch die Anonymisierung und soziale Militarisierung der Menschen wird zu viel auf den Aspekt der strukturellen Elemente eines Systems betont. Wenig bleibt bei einer forschenden und auswertenden Aufmerksamkeit die Berücksichtigung von Einzelphänomenen übrig.
Es gibt Leute, die gerne alles miteinander verflechten wollen. Wer Verfechter dieser Tendenz im menschlichen Entwerfen ist, war Georg Wilhelm Friedrich Hegel. An dieser Stelle kann man von kartellmäßigen Konstruktionen in der Erkenntnistheorie sprechen. "Das Wahre ist das Ganze" ist eine Losung aus seinem philosophischen Werk. Hegel war allerdings Opfer seines eigenen Gedankengebäudes, indem er mit seiner Kohärenztheorie der Wahrheit den Versuch wagte, dort "Kohärenz" zu erblicken, wo vielleicht gar keine vorhanden war. Um Hegelianer zu sein, muß man wohl viel halluzinieren. Denn seine Einbildungen müssen nicht unbedingt mit der Wahrheit übereinstimmen. Es ist nämlich bei Hegel sehr leicht, die Wahrheit und die Wirklichkeit mit den genialen und zweifellos geistreichen Einbildungen des Philosophen zu verwechseln. Denn schließlich kann die Unwahrheit genau so kohärent sein wie die Wahrheit. Hegels Sachen sind manchmal eher für die Nervenklinik als für die ernsthafte Suche nach der Wahrheit und der Wirklichkeit geeignet. Oft muß man sich bei Hegel fragen, ob seine Entwürfe mit den Tatsachen übereinstimmen und wie man diese Prüfungen vornehmen kann, welche die Stimmigkeit oder die Unstimmigkeit seiner Entwürfe herausfinden sollen. Wie kommt er auf die Idee, daß das menschliche Denken nach dem "These-Antithese-Synthese"-Modell abläuft? Oder hat er diesen Befund gemacht, als er besonders schwere Kopfschmerzen hatte oder besonders innerlich unausgeglichen war?
Erschrocken von diesen Tendenzen, wodurch man u.U. geistesgestört werden kann, gibt es diejenigen Philosophen, die alles entflechten wollen. Hier verfahren die Philosophen so, als würden sie ein Kartellamt führen. Ein kartellamtsmäßiges Vorgehen in Wissensfragen läßt sich an dieser Stelle deutlich erkennen. Das sind die Verfechter der sogenannten "analytischen Philosophie"[1]. Aber doch alles zu zersetzen, was irgendwann mal zusammengehört hat, das scheint auch nicht ganz das Wahre zu sein. Muß man alles zerlegen, um die Wahrheit über eine Sache herauszufinden? Das dürfte wohl nicht für alles klappen, oder?
Sicherlich ist es wichtig, Sachen sowie Sachverhalte voneinander zu trennen. Man gewinnt dadurch mehr Erkenntnisse, aber das allein scheint nicht der Weg der Wahrheit zu sein.
Dadurch hat man den Eindruck, daß es den modernen Philosophen mehr um die Verfolgung einer Taktik geht als um die Suche nach der Wahrheit sowie nach der Wirklichkeit. Wer alles zusammenschweißt, ist der bessere Architekt als derjenige, der alles auseinanderlegt – und auch umgekehrt.
Dieser argumentative Streit um dogmatische Extremen kann einem den Eindruck vermitteln, daß in der Philosophie der Stellungkrieg beliebt ist, die Einigung und das Entgegenkommen nicht. Denn es kann sein, daß nach Abschluß aller dieser Streitereien nur ein leeres Gerüst übrigbleibt, mit dem die Menschen nicht viel anfangen können.
die einzelnen Disziplinen in der Philosophie und wofür sie gut sind
BearbeitenErkenntnistheorie[2] kann uns bei der Entfaltung unserer geistigen Fähigkeiten unterstützen. Sie kann uns bei der Einschätzung unserer jeweiligen Urteilskraft einen guten Halt geben.
In dieser Welt ist es schwierig, Gutes vom Bösen zu unterscheiden. Dafür brauchen wir Ethik[3]. Eigentlich soll uns Ethik unser Gewissen schulen, anstatt irgendwelche Dogmen in den Raum zu stellen, woraus akademische Stellungkriege hervorgehen. Bisher haben sich die Philosophen mit der Aufgabe nicht befaßt, das Gewissen als geistiges Organ und Fakultät zugleich zu schärfen und auszubilden. Denn sie waren bisher zu sehr mit der Bemühung beschäftigt, bei der Aufstellung ihrer jeweiligen Thesen Recht zu bekommen. Das soll sich m.E. ändern. Ethik muß etwas Transkonfessionelles und sogar auch Transkonstitutionelles sein. Das sogenannte "Sittengesetz", das in Art. 2(1) GG erwähnt wird, soll sich nicht an eine bestimmte Verfassung oder verfassungsmäßige Ordnung binden bzw. binden lassen.
Logik[4] kann uns helfen, besser zu denken, aber was kann uns helfen, besser wahrzunehmen und bessere Entscheidungen zu treffen? Logik ist allerdings nur eine Form des Denkens. Sie umfaßt das ganze menschliche Denken nicht.
Woraus besteht die Welt? Damit befaßt sich die Metaphysik[5]. Metaphysische Systementwürfe behandeln in ihren klassischen Formen die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie in bezug auf die Wirklichkeit und wie sie erkannt werden kann: die Beschreibung der Fundamente oder der „ersten Gründe“ sowie die Prinzipien der gesamten Wirklichkeit bzw. allen Seins.
Führen viele Wege nach "Rom" – oder nur einen einzigen, nämlich meinen eigenen? Das ist Sache der Methodologie[6].
Die heutige Philosophie ist – wie früher bei der Antike – voller Fragen, die nach Auswegen aus der Unwissenheit und der Verblendung suchen.