Benutzer:Stepri2005/Kurs:Optimierung II/Quasi-Newton-Verfahren

7.1 Einleitung

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Wir beschäftigen wir uns weiterhin mit der Lösung des unrestringierten Optimierungsproblems

 

In Kapitel 6 hatten wir unter geeigneten Voraussetzungen die superlineare und quadratische Konvergenz für das lokale und das globalisierte Newton-Verfahren nachgewiesen. In Abschnitt 6.3 hatten wir aber auch Nachteile des Newton-Verfahrens zumindest für größere Probleme erwähnt, wie insbesondere die, dass in jeder Iteration des Verfahrens die Hesse-Matrix bestimmt und ein lineares Gleichungssystem gelöst werden müssen.

Diese Nachteile versucht man mit den Quasi-Newton-Verfahren zu vermeiden, ohne dabei die superlineare Konvergenzrate des Newton-Verfahrens zu verlieren. Das Newton-Verfahren konvergiert zwar unter gewissen Voraussetzungen sogar quadratisch, aber für die meisten praktischen Probleme ist eine superlineare, nicht notwendig quadratische Konvergenzrate ausreichend. Überdies ist der numerische Aufwand pro Iteration für Quasi-Newton-Verfahren erheblich geringer als der für das Newton-Verfahren.

Wir definieren hier wiederum

 

und setzen in unserer Diskussion der Einfachheit halber voraus, dass   ist. (In den Lemmata und Sätzen geben wir jeweils, wie zuvor, die genauen Voraussetzungen an.) Die Quasi-Newton-Verfahren, mit denen wir uns beschäftigen werden, haben dann die folgende allgemeine Form.

Modellalgorithmus 7.1 (Quasi-Newton-Modellalgorithmus)

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(0) Wähle  , eine symmetrische, positiv definite Matrix   und eine semieffiziente Schrittweitenregel. Setze  .
(1) Falls   ist, stop! (  ist kritische Lösung von Problem  .)
(2) Berechne
(7.1)  
eine Schrittweite   und setze
 
(3) Setze
 
und bestimme aus   und   mittels einer Aufdatierungsformel eine symmetrische, positiv definite Matrix  .
(4) Setze   und gehe nach (1).

Da   im Modellalgorithmus 7.1 symmetrisch und positiv definit ist und in Schritt (2)   gilt, folgt

(7.2)  

Somit ist   eine Abstiegsrichtung von   in   und gilt damit  , da eine semieffiziente Schrittweite verwendet wird. Bei Algorithmen dieses Typs versucht man offenbar das Newton-Verfahren zu simulieren, indem man   durch eine geeignete Matrix   ersetzt (normalerweise schreibt man   und nicht  ). Daher bezeichnet man solche Verfahren als Quasi-Newton-Verfahren.

Bemerkung 7.2

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Gelegentlich werden Verfahren vom Typ des Modellalgorithmus 7.1 auch als Variable-Metrik-Verfahren bezeichnet. Dies ist dadurch begründet, dass man die Richtung   gemäß Bemerkung 2.4 als Richtung des steilsten Abstiegs für   in   bezüglich der Norm   interpretieren kann. In dem Modellalgorithmus 7.1 wählt man demnach in jeder Iteration die Richtungsteilsten Abstiegs bezüglich einer von   abhängenden Metrik. Wird   gewählt, so ist   gerade die Richtung steilsten Abstiegs in   bezüglich der Euklidischen Norm.

Die zentrale Frage ist nun, wie man aus den in der  -ten Iteration vorliegenden Daten   und   eine geeignete Matrix   berechnet. Man stellt diesbezüglich die folgenden drei Forderungen an   auf:

(F1) Es gilt
 
für eine Konstante   und eine Matrix   mit
 
(F2) Es gilt die Quasi-Newton-Gleichung
(7.3)  
(F3) Mit   ist auch   eine symmetrische, positiv definite Matrix.

Eine Formel wie in (F1), gemäß der man aus Größen, die in der  -ten Iteration bekannt sind, eine Größe für die  -te Iteration eines Verfahrens bestimmt, bezeichnet man als Update-Formel. (Das englische „Update“ hat sich allgemein gegenüber der deutschen „Aufdatierung“ durchgesetzt, so dass wir es hier auch verwenden wollen.) Je nachdem, ob   in (F1) normalerweise den Rang 1 oder den Rang 2 hat, spricht man von einem Rang-1- oder Rang-2-Verfahren. Die Berechnung einer Rang-1-Matrix erfordert weniger Rechenoperationen als die einer Rang-2-Matrix. Auf der anderen Seite kann man aber erwarten, dass man mittels einer Rang-2-Matrix in einem Verfahren vom Typ des Modellalgorithmus 7.1 mit wachsendem   schneller eine Annäherung an das Newton-Verfahren erreichen kann.

Die Forderung (F2) lässt sich dabei auf folgende Weisen motivieren, sofern   eine reguläre Matrix ist. Für jede quadratische Funktion

 

mit symmetrischer, positiv definiter Matrix   hat man

 

und somit

 

Demnach genügt   der Quasi-Newton-Gleichung. Außerdem folgt für eine beliebige Funktion   mit der quadratischen Näherung

 

im Fall, dass die Quasi-Newton-Gleichung erfüllt und   eine reguläre Matrix ist:

 
 

Diese Beziehungen deuten darauf hin, dass unter den genannten Bedingungen   eine gute quadratische Approximation für   und folglich   eine gute Näherung für   ist.

Bemerkung 7.3

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Im Fall   besagt die Quasi-Newton-Gleichung:

 

In diesem Fall entspricht also   gerade der Steigung der Sekante für   durch die Punkte   und   und ist somit  . Wählt man im Modellalgorithmus 7.1 für jedes   die Schrittweite  , so stimmt dieser also für   mit dem aus der Numerischen Mathematik bekannten Sekanten-Verfahren zur Bestimmung einer Nullstelle der Gleichung   überein. Quasi-Newton-Verfahren verallgemeinern demnach in gewisser Weise das Sekantenverfahren für Funktionen in einer Veränderlichen auf solche in n Veränderlichen, weswegen sie gelegentlich auch als Sekanten-Verfahren bezeichnet werden. Entsprechend spricht man bei (F2) auch manchmal von der Sekanten-Gleichung.

In Abschnitt 7.2 werden wir allgemein Rang-1-Update-Formeln für Quasi-Newton-Verfahren aus den Forderungen (F1) - (F3) ableiten. Im Fall von Rang-2-Update-Formeln werden wir nicht so axiomatisch vorgehen, sondern in Abschnitt 7.3 gleich die wichtige Klasse der Broyden-Update-Formeln angeben und genauer betrachten. Die Formel aus dieser Klasse, die sich im Laufe der Zeit als die vom numerischen Verhalten her in den meisten Situationen beste Formel herausgestellt hat, ist die sog. BFGS-Update-Formel. Die Konvergenz des dadurch definierten BFGS-Verfahrens sowie Aussagen über dessen Konvergenzgeschwindigkeit werden wir in Abschnitt 7.4 beweisen. Mit einigen Bemerkungen zur Numerik werden wir in Abschnitt 7.5 dieses Kapitel abschließen.

7.2 Rang-1-Update-Formeln

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Als erstes wollen wir nun untersuchen, inwieweit die drei Forderungen (F1) - (F3) im Fall   eine Update-Formel für   festlegen. Dazu leiten wir zunächst Gestalt und Eigenschaften von Rang-1-Matrizen her.

Lemma 7.4

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Sei   eine Matrix mit  .
(i) Dann gilt   für gewisse  .
(ii) Ist  , dann gilt   für ein   und  .

Nach Voraussetzung hat der Bildraum von   die Dimension 1. Demnach gibt es einen Vektor  , so dass für jedes   mit einem   gilt:  . Ist   der  -te Standardeinheitsvektor, so folgt insbesondere für   mit gewissen  

(7.4)  

wobei   die  -te Spalte von   ist. Also hat man mit  

 

Offenbar ist  , da anderenfalls nach (7.4)   und nicht   wäre.

Im Fall   folgt somit   und mit   daher

 

Also ergibt sich für  

 

q.e.d.

Man beachte, dass eine symmetrische Matrix maximal   unterschiedliche Elemente enthält, so dass das Aufstellen einer Rang-1-Matrix

 

die Berechnung von höchstens   reellen Produkten erfordert. Wir benötigen weiter folgende Aussagen für Rang-1-Matrizen, wobei die Spur einer Matrix die Summe ihrer Diagonalelemente ist:

Lemma 7.5

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Es seien  . Dann gilt:
(i) Die Matrix   hat im Fall   den  -fachen Eigenwert 0 und im Fall   den  -fachen Eigenwert 0 und den 1-fachen Eigenwert  .
(ii)  
(iii)  

Nach Voraussetzung hat man   und  . Sei nun   ein Eigenwert von   mit zugehörigem Eigenvektor  , d. h., es sei

(7.5)  

Dann kann also nur   orthogonal zu   und damit   sein oder (nicht im ausschließenden Sinne) es sind   und   parallel zueinander, wobei dann   oder   möglich ist.

Ist   orthogonal zu  , so ist   und die Menge

 

der zugehörige Eigenraum. Wegen   hat dieser die Dimension  . Da die geometrische Vielfachheit eines Eigenwertes kleiner oder gleich seiner algebraischen Vielfachheit ist, besitzt der Eigenwert   von   somit mindestens die Vielfachheit  . Sind andererseits   und   parallel zueinander, d. h. gilt   für ein  , so folgt aus (7.5) die Beziehung

 

Wegen   schließt man daraus, dass   ist (wobei   möglich ist).

Aussage (ii) folgt wegen

 

Schließlich hat die Matrix   im Fall   den  -fachen Eigenwert 1 und im Fall   den  -fachen Eigenwert 1 und den 1-fachen Eigenwert  . Da die Determinante einer reellen  -Matrix gleich dem Produkt ihrer   Eigenwerte ist, folgt damit das gewünschte Ergebnis in (iii).

q.e.d.

Ist die Bedingung (F1) für eine Matrix   mit   erfüllt und soll  , wie es in (F3) gefordert wird, symmetrisch sein, so muss auch   symmetrisch sein und muss gemäß Lemma 7.4 mit   und einem Vektor   gelten:

(7.6)  

Die Quasi-Newton-Gleichung (F2) hat demnach in diesem Fall die Gestalt

 

Unter der Voraussetzung

(7.7)  

impliziert die letztere Beziehung

(7.8)  

womit man erhält:

(7.9)  

Mit (7.8) und (7.9) bekommt man schließlich

 

Also ergibt sich aus (7.6) die Formel

(7.10)  

Für   erhält man aus (7.10) gerade die Broyden-Rang-1- bzw. SR1-Formel („symmetric-rank-1 formula“)

(7.10)  

Diese Formel hat den Vorteil, eine recht einfache Update-Formel zu sein. Für Algorithmen mit Schrittweitenstrategien, wie wir sie hier untersuchen, hat sie jedoch den schwerwiegenden Nachteil, dass nicht auszuschließen ist, dass der Nenner darin verschwindet und dass die Forderung (F3) der positiven Definitheit von B_{k+1} nicht erfüllt ist. (Insbesondere ist offenbar der Nenner in (7.11) identisch Null und dann diese Update-Formel nicht definiert, wenn die Voraussetzung (7.7) für den hier gewählten Weg ihrer Herleitung nicht erfüllt ist.)

Trotz einiger attraktiver Eigenschaften, wie z. B. der endlichen Konvergenz bei quadratischer Zielfunktion auch bei inexakten Schrittweiten, wenn das Verfahren durchführbar ist, wollen wir daher das Quasi-Newton-Verfahren mit der SR1-Formel nicht weiter untersuchen. Wir verweisen aber darauf, dass sich herausgestellt hat, dass die (modifizierte) SR1-Formel in manchen Zusammenhängen, insbesondere im Zusammenhang mit Trust-Region-Verfahren, die wir in Kapitel 8 diskutieren werden, hervorragende und oft bessere Ergebnisse als die unten untersuchte BFGS-Formel liefert (siehe [NoWri06] und die Literaturverweise in [GeiKa99]).

Wir wollen nun als nächstes der Frage nachgehen, ob nicht für   eine Rang-1-Update-Formel vom Typ (7.11) existiert, für die auch (F3) erfüllt ist. Dazu führen wir zunächst für eine symmetrische, positiv definite Matrix   auf folgende Weise eine ebenfalls symmetrische, positiv definite Matrix   ein: es sei   das durch   definierte Skalarprodukt

(7.12)  

und

 

die durch dieses Skalarprodukt induzierte elliptische Norm (vgl. Bemerkung 2.4). Weiter seien   mit   und   die zu   existierende Diagonalmatrix und orthogonale Matrix, so dass   gilt. Dann definieren wir

 

und

 

Die Matrix   ist wegen   ebenfalls symmetrisch und, da sie die Eigenwerte   hat, ebenfalls positiv definit. Ferner folgt für sie

 

sowie

 

Für die durch den Modellalgorithmus 7.1 erzeugten Größen gilt nun

 

und mit  

(7.13)  

Wegen   hat man folglich

 

Also impliziert (7.10) unter Verwendung der Beziehung  

(7.14)  
 

mit

(7.15)  

Im Fall   ist   offenbar genau dann positiv definit, wenn   dies ist.

Also stellt sich die Frage, wann   positiv definit ist. Die Matrix   hat gemäß Lemma 7.5  -mal den Eigenwert 1 sowie den Eigenwert

(7.16)  

Also ist   genau dann positiv definit, wenn   gilt. Insbesondere ist dies unter den Voraussetzungen des folgenden Lemmas der Fall.

Lemma 7.6

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Es seien   sowie   und es sei   eine exakte Schrittweite. Dann folgt   (vgl. (7.7)) sowie  .

Gemäß Lemma 5.9 hat man

 

Unter Verwendung von (7.2) und (7.13) ergibt sicht somit für  

 

Da   positiv definit ist, gilt   und folgt demnach in diesem Fall  . Da   ist und der Nenner in (7.16), wie die Herleitung von (7.15) zeigt, gerade dem Produkt

 

entspricht, ist demnach in diesem Fall auch (7.7) erfüllt.

q.e.d.

Die durch (7.14) gegebene Rang-1-Update-Formel

  mit  

und mit einem frei wählbaren   wurde 1981 von Kleinmichel angegeben, wobei Kleinmichel aufgrund seiner numerischen Experimente die Wahl   für alle   vorschlägt. Das dadurch bestimmte Kleinmichel-Verfahren funktioniert im Allgemeinen gut (s. [GeiKa99]). Für eine Restart-Version konnte Kleinmichel die  -Schritt quadratische Konvergenz beweisen.

7.3 Rang-2-Update-Formeln

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Nach ca. 1970 wurden zahlreiche Rang-2-Update-Formeln für Quasi-Newton-Verfahren vorgeschlagen. Die wenigsten dieser Formeln haben sich in der Praxis durchgesetzt. Wir wollen hier nur die ein-parametrische Broyden-Klasse von Update-Formeln untersuchen. Sie ist die für die Praxis wichtigste Unterklasse der zwei-parametrischen Oren-Luenberger-Klasse von Update-Formeln und enthält die sog. BFGS-Formel, die sich unter den Rang-2-Formeln als die im Allgemeinen numerisch effizienteste herausgestellt hat.

Für die Rang-2-Update-Formeln wollen wir nicht so axiomatisch vorgehen wie im Fall der Rang-1-Formeln, obwohl das möglich wäre, sondern wir geben hier direkt die durch einen Parameter   bestimmte Broyden-Klasse von Update-Formeln an, welche durch

(7.17)  

definiert ist, wobei

 

und

(7.18)  

seien. Eine spezielle Update-Formel der Broyden-Klasse erhält man also durch Festlegung von  , wobei   typischerweise für alle   konstant gewählt wird. (Auch andere Schreibweisen der Formel in (7.17) sind gebräuchlich.)

Ein Quasi-Newton-Verfahren vom Typ des Modellalgorithmus 7.1 mit einer Update-Formel (7.17) für   bezeichnen wir als Quasi-Newton-Verfahren der Broyden-Klasse. Damit ein solches Verfahren überhaupt durchführbar ist, ist sicherzustellen, dass   für alle   gilt. Da mit   auch   ist, folgt mit der positiven Definitheit von   dann auch   für alle  .

Wir wollen nun zunächst diskutieren, unter welchen Voraussetzungen die Forderungen (F1) - (F3) für die Formel in (7.17) erfüllt sind. Dazu setzen wir insbesondere voraus:

(7.19)     ist eine symmetrische, positiv definite Matrix,

wobei dies für   bereits im Modellalgorithmus 7.1 vorausgesetzt wurde. Somit ist     eine Abstiegsrichtung für   in   und damit insbesondere  .

Sind die Vektoren   und   linear unabhängig und gilt  , so handelt es sich bei (7.17) offenbar um eine Rang-2-Update-Formel mit   und ist somit (F1) erfüllt; im anderen Fall reduziert sich die Formel auf eine Rang-1-Update-Formel. (Übung!) Ferner gilt für   aus (7.17) die Quasi-Newton-Gleichung, wie das folgende Lemma besagt.

Lemma 7.7

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Es sei   sowie   und es sei (7.19) erfüllt. Dann genügt   aus (7.17) der Quasi-Newton-Gleichung (7.3).

Da nach Voraussetzung   und   positiv definit ist, ist auch  . Somit ist die Update-Formel in (7.17) wohldefiniert. Weiter ist   identisch mit

 

Verwendung der Definitionen von   und   aus (7.18) liefert

 

q.e.d.

Bleibt noch neben   zu garantieren, dass unter der Voraussetzung in (7.19) für   in (7.17) auch die Bedingung (F3) gesichert ist. Weil Matrizen vom Typ   und   mit   symmetrisch sind, ist mit   offenbar auch   symmetrisch. Im Fall, dass   positiv definit ist, ist dies auch die Matrix  . Da weiter   nach Lemma 7.7 der Quasi-Newton-Gleichung (7.3) genügt und da   und somit   gilt, folgt dann

 

Das folgende Lemma sagt nun aus, dass die Bedingung   auch hinreichend dafür ist, dass   in (7.17) positiv definit ist, wobei wir den Beweis dafür hier nur skizzieren wollen. (Für das genauer diskutierte BFGS-Verfahren werden wir die positive Definitheit von   weiter unten direkt nachweisen.)

Lemma 7.8

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Es sei   und es gelte (7.19). Ist  , so ist   in (7.17) symmetrisch und positiv definit.

Dass   symmetrisch ist, hatten wir schon erwähnt. Für den Nachweis der positiven Definitheit setze man

 

Dann gilt   für

 

Die Matrix   ist demnach genau dann positiv definit, wenn   dies ist. Letzteres ist der Fall, wenn alle Eigenwerte von   positiv sind.

Sind   und   linear unabhängig, so besitzt  , wie man zeigen kann, den  -fachen Eigenwert 1 und zwei Eigenwerte mit Eigenvektoren aus dem von   und   erzeugten Teilraum des  . Für diese Eigenvektoren mache man den Ansatz   und rechne man die beiden unbekannten Eigenwerte aus. Die gemachten Voraussetzungen garantieren dann, dass diese Eigenwerte positiv sind. Abschließend diskutiere man den einfacheren Fall, dass   und   linear abhängig sind.

q.e.d.

Insofern sind Voraussetzungen von Interesse, unter denen die Bedingung   erfüllt ist.

Lemma 7.9

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Es seien (V1) - (V4) sowie die Voraussetzung in (7.19) erfüllt und es sei  . Dann folgt  .

Wie wir oben festgestellt haben, ist unter der Voraussetzung in (7.19)     eine Abstiegsrichtung für   in  , so dass gemäß Lemma 2.13     für die Menge   aus (2.9) folgt. Wegen   und   kann man daher insbesondere mit Lemma 2.9 (ii) schließen:

 

q.e.d.

Für gleichmäßig konvexe Funktionen ist also für alle   die Bedingung   und damit die Durchführbarkeit eines Quasi-Newton-Verfahrens der Broyden-Klasse gesichert. Ist jedoch   keine gleichmäßig konvexe Funktion, so kann die Bedingung   für alle Verfahren der Broyden-Klasse gemeinsam nur im Fall der Verwendung bestimmter Schrittweitenregeln garantiert werden. Und zwar gilt (Übung!):

Lemma 7.10

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Es sei   und es gelte (7.19). Ist   eine exakte Schrittweite, eine Wolfe-Powell- oder eine strenge Wolfe-Powell-Schrittweite, so folgt  .

Im Fall, dass die Matrix   in (7.17) für das gewählte   positiv definit ist, kann ihre Inverse mit

 

explizit angegeben werden in der Form

 
(7.20)  

Man prüft leicht, aber mit einiger Schreibarbeit nach, dass tatsächlich   gilt. Diese Formel ist offenbar eine Update-Formel für  . Ist   positiv definit, so ist auch   positiv definit.

Bemerkung 7.11

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In unserer Formulierung von Quasi-Newton-Verfahren (siehe den Modellalgorithmus 7.1) wird   als das Matrix-Vektor-Produkt „ “ bestimmt. Die Berechnung dieses Produktes erfordert   arithmetische Rechenoperationen. (Der Ausdruck   steht für  , wobei   eine von   unabhängige Konstante ist.) Im Hinblick auf das Newton-Verfahren kann man   mit   auch durch   definieren und   aus   gemäß (7.20) berechnen. Ähnlich wie beim Newton-Verfahren wird   bei einer solchen Vorgehensweise dann auch durch Lösung des linearen Gleichungssystems   gewonnen.

Ein derartiges Vorgehen wäre nicht sinnvoll, wenn man dann in jeder Iteration eine vollständige Cholesky-Zerlegung der Matrix   mit dem aus der Numerischen Mathematik bekannten Verfahren vornehmen würde, da eine solche Zerlegung   arithmetische Rechenoperationen erfordert. Es ist jedoch möglich, aus einer gegebenen Cholesky-Zerlegung   (die Startmatrix   wird oft als Diagonalmatrix gewählt) durch ein Rang-1-Update von   in   Rechenoperationen zu einer Cholesky-Zerlegung für   zu gelangen (z. B. [Wer92], [GeiKa99]).

Der Gewinn dabei ist, dass man dann anders als bei der zuerst beschriebenen Vorgehensweise quasi umsonst feststellen kann, ob   tatsächlich positiv definit und   damit eine Abstiegsrichtung für   in   ist (vgl. (7.2)). Denn in der Praxis kann man ja z. B. exakte Schrittweiten nicht genau berechnen oder kann man im Allgemeinen nicht verifizieren, ob man sich tatsächlich in einem Bereich von   befindet, in dem   gleichmäßig konvex ist (s. die Voraussetzungen von Lemma 7.9 und Satz 7.14).

In der nachfolgenden Bemerkung fassen wir außerdem ohne Beweis einige verblüffende Ergebnisse zu Quasi-Newton-Verfahren der Broyden-Klasse zusammen. Beweise dafür sind z.B. in [Fle91] und zum Teil auch in [Wer92] und [JaSt04] zu finden.

Bemerkung 7.12

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Der Modellalgorithmus 7.1 sei mit einer exakten Schrittweitenregel (!) und einer Update-Formel der Broyden-Klasse in (7.17) versehen. (Mit den Lemmata 7.10 und 7.8 schließt man induktiv, dass dann   für alle   symmetrisch und positiv definit ist.)

(i) Ist   eine quadratische Funktion, d. h. ist
 
und ist   positiv definit, so bricht jedes solche (durch die Wahl der   bestimmte) Quasi-Newton-Verfahren nach   Schritten ab und sind die von ihm erzeugten Richtungen    -konjugiert. Wird insbesondere   gewählt, so erzeugt jedes derartige Verfahren unabhängig von der Wahl der   bei gleichem Startwert   dieselben Iterierten wie das Fletcher-Reeves-Verfahren bzw. wie das im quadratischen Fall ja damit identische Polak-Ribière-Verfahren.
(ii) Für jede, also auch jede nichtquadratische Funktion   erzeugen Quasi-Newton-Verfahren des oben spezifizierten Typs bei gleichen Startwerten für alle   dieselben Iterierten  .

Aus der allgemeinen Update-Formel der Broyden-Klasse in (7.17) erhält man insbesondere auch die Broyden-Rang-1- bzw. SR1-Formel (7.11), wenn man

 

setzt, wobei   nicht gesichert ist. Weiter leitet man für   aus (7.17) die sog. DFP-Formel

(7.21)  

ab, welche nach Davidon (1959) und Fletcher und Powell (1963) benannt wird, die diese Formel unabhängig voneinander angegeben hatten.

Schließlich gewinnt man aus (7.17) für   die wichtigste Update-Formel für Quasi-Newton-Verfahren, die BFGS-Formel

(7.22)  

Diese Formel bezieht ihren Namen aus den Anfangsbuchstaben der Namen von Broyden, Fletcher, Goldfarb und Shanno, die sie im Jahre 1970 unabhängig voneinander und nahezu zeitgleich mit unterschiedlichen Begründungen vorgeschlagen hatten. Die Quasi-Newton-Verfahren vom Typ des Modellalgorithmus 7.1 mit der DFP- und der BFGS-Formel heißen DFP- bzw. BFGS-Verfahren. Man kann leicht nachprüfen, dass die gesamte Broyden-Klasse von Update-Formeln in (7.17) in der Form

 

beschrieben werden kann, wobei   und   die Matrizen   in (7.21) und (7.22) bezeichnen mögen.

In der Praxis hat sich das BFGS-Verfahren als das verlässlichste und effizienteste unter den Rang-2-Quasi-Newton-Verfahren durchgesetzt. Im nächsten Abschnitt wollen wir daher die Konvergenz des BFGS-Verfahrens für gleichmäßig konvexe Funktionen beweisen, was sogar für beliebige semieffiziente Schrittweitenregeln gelingt. Man beachte, dass damit nach Bemerkung 7.12 bei Verwendung einer exakten Schrittweitenregel für gleichmäßig konvexe Funktionen auch die Konvergenz jedes anderen Verfahrens der Broyden-Klasse, also insbesondere die des DFP-Verfahrens bewiesen ist.

Es hat sich jedoch herausgestellt und numerische Beispiele in der angegebenen Literatur veranschaulichen dies, dass das DFP-Verfahren sehr viel empfindlicher auf die Wahl der Schrittweiten als das BFGS-Verfahren reagiert (z.B. [Fle91], [GeiKa99]). So konnte für das DFP-Verfahren im Hinblick auf die Schrittweitenregel auch kein so allgemeines Ergebnis wie das aus dem nächsten Abschnitt für das BFGS-Verfahren bewiesen werden. Hinweise darauf, warum das BFGS-Verfahren insgesamt bessere numerische Ergebnisse als z. B. das DFP-Verfahren liefert, findet man in der neueren Literatur (z. B. [NoWri06], [JaSt04, S. 180]).

7.4 Das BFGS-Verfahren

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Das BFGS-Verfahren, versehen mit einer semieffizienten Schrittweitenregel, lautet:

Algorithmus 7.13 (BFGS-Verfahren)

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(0) Wähle  , eine symmetrische, positiv definite Matrix   und eine semieffiziente Schrittweitenregel. Setze  .
(1) Falls   ist, stop! (  ist kritische Lösung von Problem  .)
(2) Berechne
 
eine Schrittweite   und setze
 
(3) Berechne
 
und
(7.23)  
(4) Setze   und gehe nach (1).

Wir wollen zunächst beweisen, dass die Matrix   im Fall der BFGS-Formel für eine gleichmäßig konvexe Zielfunktion   für jedes   positiv definit ist. (Den Beweis der positiven Definitheit von   für die ganze Broyden-Klasse hatten wir ja nicht vollständig ausgeführt.) Unter den entsprechenden Voraussetzungen fällt Algorithmus 7.13 also in das Schema des Modellalgorithmus 2.5.

Satz 7.14

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Es seien (V1) - (V4) erfüllt, und es sei     symmetrisch und positiv definit. In der  -ten Iteration von Algorithmus 7.13 hat man dann   und   und ist auch   in (7.23) positiv definit. Mit   folgt ferner
(7.24)  

Lemma 7.9 impliziert unter den gegebenen Voraussetzungen  . Damit hat man   und demnach  .

Die Matrix   und Vektoren   die Gestalt

 

Somit folgt die Symmetrie von   wegen

 

Bleibt zu zeigen, dass   für alle   gilt.

Mit

 

erhalten wir wegen   und  

 
(7.25)  

Ist  , so folgt weiter   für   bzw.  , so dass in diesem Fall alles gezeigt ist. Gilt andererseits   und damit insbesondere  , so kann man folgendermaßen abschätzen:

 
 

Also ist   positiv definit. Dass die in (7.24) angegebene Matrix die Inverse von   ist, zeigt man durch Verifizierung der Gleichung  , was etwas aufwändig, aber nicht schwierig ist.

q.e.d.

Der erste Nachweis der Konvergenz des BFGS-Verfahrens wurde von Powell erbracht und stellt eine der großen Leistungen in der Optimierung dar. Da das BFGS-Verfahren eines der wichtigsten Optimierungsverfahren ist, wollen wir hier auch einen Konvergenzbeweis, der auf Werner zurückgeht, für gleichmäßig konvexe Funktionen und eine beliebige semieffiziente Schrittweitenregel führen. Dieser Beweis ist aber recht lang und technisch, so dass der eher numerisch orientierte Leser ihn überspringen mag. Wir benötigen dazu:

Lemma 7.15

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(i) Es seien  . Dann gilt
 
(ii) Es sei   eine symmetrische Matrix und     seien ihre Eigenwerte. Dann gilt
 

Damit können wir nun die Konvergenz des BFGS-Verfahrens für gleichmäßig konvexe Funktionen beweisen.

Satz 7.16

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Es seien (V1) - (V4) erfüllt. Algorithmus 7.13 bricht entweder nach endlich vielen Schritten mit der Lösung   von   ab oder er liefert eine Folge  , die gegen   konvergiert. Genauer gilt sogar
 

Wir nehmen an, dass Algorithmus 7.13 nicht nach endlich vielen Schritten abbricht. Aus Satz 7.14 schließt man dann induktiv für alle  , dass   und   gilt und dass   positiv definit ist. Für alle   ist damit ferner   eine Abstiegsrichtung (vgl. (7.2)) und gemäß Definition 2.12 einer semieffizienten Schrittweitenregel mit   auch   für die Menge   aus (2.9). Sei nun   beliebig.

Es wird eine semieffiziente Schrittweitenregel verwendet, so dass gemäß Definition 2.12 eine Konstante   existiert mit

(7.26)  

für

 

Nach Aussage (v) von Lemma 2.9 hat man

 

Folglich gilt mit (7.26)

 

Unter Verwendung der Beziehung   für   gewinnt man daraus

 
 

Wenn wir nun zeigen können, dass ein   existiert mit

(7.27)  

so folgte aus Letzterem

 

Da nach Lemma 2.9 (iii)

 

gilt, hätte man dann weiter

 

Summation über alle k lieferte schließlich

(7.28)  

wobei die Konvergenz der rechten Reihe wegen   und   leicht mit dem Quotientenkriterium erschlossen werden kann. Da die Konvergenz einer Reihe nach sich zieht, dass ihre Glieder gegen 0 streben, folgte aus (7.28) auch die gewünschte Konvergenz    .

Wir wollen also (7.27) für ein   nachweisen. Dazu zeigen wir, dass für Konstanten   die Ungleichungen

(7.29)  

und

(7.30)  

gelten. Denn hat man dies, so kann man folgenden, auf Powell zurückgehenden „Trick“ anwenden (  bezeichnet dabei die Anzahl der Elemente von  ).

Es gilt: Sind   und   Zahlen mit  , dann hat man für

 

die Abschätzung  .

Setzt man  , so folgt dies für   sofort und für   aus

 

Ferner gilt: Sind   und   Zahlen mit  , dann hat man für

 

die Abschätzung  .

Letztere Aussage folgt offenbar aus der ersteren durch Logarithmisierung mit   und  .

Gibt es nun von einer  -elementigen Menge eine Teilmenge   mit   und einer „Eigenschaft 1“ sowie eine Teilmenge   mit   und einer „Eigenschaft 2“, so existiert offenbar eine Teilmenge   der Menge mit  , welche beide Eigenschaften besitzt. Aus (7.29) und (7.30) folgert man daher bei festem   die Existenz einer Teilmenge   mit  , d. h. insbesondere   und

 

Damit bekommt man weiter

 
 

so dass man für   die Ungleichung (7.27) erschließt. Folglich müssen wir noch (7.29) und (7.30) beweisen.

Zunächst wollen wir die Gültigkeit von (7.29) nachweisen. Mit   ist

 

und daher unter Verwendung der Lemmata (7.5) und (7.15)

(7.31)  

Nach Aussage (ii) von Lemma 2.9 hat man

(7.32)  

so dass mit (V3) folgt:

(7.33)  

Ferner gilt

(7.34)  
(7.35)  

Somit kann man mit

 

aus (7.31) schließen:

 
(7.36)  

Also gilt (7.29) und haben wir nur noch (7.30) zu zeigen. In diesem Zusammenhang halten wir aber noch die folgende Abschätzung fest, die sich aus (7.31) mit (7.33), (7.36) und der Definition von   ergibt:

(7.37)  

Offenbar ist   mit

 

Für   gilt nun, wie man leicht überprüft (siehe auch Aufgabenblatt 5):

 

so dass speziell für   folgt:   und somit

 

Demnach kann man schreiben

 
 

Berücksichtigt man nun Lemma 7.5, so bekommt man

 

Damit erreicht man:

 
(7.38)  

Sind  , so schließt man außerdem mit der Ungleichung vom geometrisch-arithmetischen Mittel, mit Lemma 7.15 sowie mit der Abschätzung in (7.37)

 
(7.39)  

Die Ungleichung vom geometrisch-arithmetischen Mittel besagt, dass für Zahlen   und   gilt:

 

Zusammen implizieren (7.38) und (7.39)

(7.40)  

Aus einer weiteren Anwendung der Ungleichung vom geometrisch-arithmetischen Mittel erhält man ferner mit (7.36)

(7.41)  

Unter Ausnutzung von (7.34), (7.35), (7.32), (7.41) und (7.40) gelangt man schließlich zu

 
 

wobei   eine gewisse Konstante ist. Damit ist auch die Gültigkeit von (7.30) bewiesen.

q.e.d.

Damit haben wir die globale Konvergenz des BFGS-Verfahrens für gleichmäßig konvexe Funktionen bewiesen. Obwohl das BFGS-Verfahren in der Praxis auch für andere nichtlineare Funktionen sehr robust ist, ist bisher nicht bekannt, ob es für beliebige Funktionen   und zumindest für einige Schrittweitenregeln in dem Sinne global konvergent ist, dass jeder Häufungspunkt einer durch das Verfahren erzeugten Folge ein stationärer Punkt von   ist. Letzteres kann man z. B. für das globalisierte Newton-Verfahren mit der Armijo-Schrittweitenregel zeigen (s. [GeiKa99]). Es sei aber bemerkt, dass jede Funktion in der Umgebung eines lokalen Minimalpunktes, in dem die hinreichenden Optimalitätsbedingungen zweiter Ordnung aus Satz 1.14 erfüllt sind, gleichmäßig konvex ist. Denn es gilt (Beweis: Übung!):

Lemma 7.17

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Es sei  . Man zeige, dass die Bedingung
(7.42)  
genau dann für ein   und ein   erfüllt ist, wenn   positiv definit ist.

Der Nachweis der superlinearen Konvergenz des BFGS-Verfahrens ist noch aufwändiger als der seiner Konvergenz. Es werden dazu auch stärkere Glattheitsvoraussetzungen benötigt.

Satz 7.18

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Es seien (V1) - (V4) erfüllt und für die dann existierende eindeutige Lösung   von   gebe es Konstanten   und  , für die   gilt sowie
(7.43)  
Weiter gelte
(7.44)  
und
(7.45)  
Dann konvergiert die durch Algorithmus 7.13 erzeugte Folge   superlinear gegen die eindeutige Lösung   von  .

Wir wollen zeigen, dass

(7.46)  

gilt. Nach Lemma 2.9 (iv) hat man nämlich

 

so dass wegen

 

aus (7.46) folgt:

 

Daraus erschließt man die superlineare Konvergenz von  , da

 

genau dann für eine Folge von Zahlen   gilt, wenn     ist.

Wegen

 

erhalten wir nun im Hinblick auf den Zähler in (7.46)

(7.47)  

Für alle hinreichend großen   gilt weiter gemäß Satz 7.16   und liefern daher eine Taylor-Entwicklung von   mit einem   und die Anwendung von (7.43)

 
(7.48) Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „http://localhost:6011/de.wikiversity.org/v1/“:): {\displaystyle \le L \left\| x^k + \vartheta_k(x^{k+1} - x^k) - x^* \right\| \left\| x^{k+1} - x^k \right\| \right\| \le L \left\{ \left\|x^k - x^*\right\| + \left\| x^{k+1} - x^k \right\| \right\} \left\| x^{k+1} - x^k \right\|.}

Außerdem hat man

 
(7.49)  

Der zweite Summand in (7.49) konvergiert gemäß der Voraussetzung (7.44) gegen 0 für   und der erste tut dies aufgrund der Voraussetzung (7.45) und aufgrund der Beschränktheit der Folge  , welche sich wegen

 

aus (7.44) ergibt. Den Grenzwert in (7.46) gewinnt man nun mit den Abschätzungen (7.47), (7.48) und (7.49) und wegen der aus Satz 7.16 hervorgehenden Konvergenz    .

q.e.d.

Der folgende Satz zeigt, dass es für den Nachweis der superlinearen Konvergenz des BFGS-Verfahrens genügt, die Bedingung (7.44) nachzuweisen, wenn das Verfahren mit einer der Schrittweitenregeln aus Kapitel 3 verknüpft wird. Wir verwenden in diesem Zusammenhang wieder die Voraussetzung (V5), die gemäß Bemerkung 6.8 das Erfülltsein der Bedingungen (V1) - (V4) nach sich zieht (siehe auch Lemma 7.17):

(V5) Es ist  , die Menge   aus (2.9) ist konvex und es existieren Konstanten   mit
(7.50)  

Satz 7.19

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Es sei (V5) erfüllt und es sei
(7.51)  
Dann gilt bei Verwendung der Minimum-, Curry-, Armijo-, Wolfe-Powell- oder strengen Wolfe-Powell-Schrittweitenregel im Algorithmus 7.13:
(i)  
(ii)   für alle hinreichend großen  .
(iii) Für alle hinreichend großen   ist die Wahl
 
möglich.

Sei für jedes   zunächst   oder  . Bekanntlich gilt dann die Beziehung

 

Für alle   liegen nun offenbar   und   und damit auch alle Punkte auf der Verbindungsstrecke zwischen diesen Vektoren in der gemäß (V5) konvexen Menge  . Für ein   zwischen   und   gewinnt man daher mittels einer Taylor-Entwicklung

 

Also bekommt man

 

und damit unter Verwendung von (V5)

 
 

Aus (7.51) und aus der mit Satz 7.16 gesicherten Konvergenz     erschließt man somit den Grenzwert in Aussage (i).

Sei nun   für alle  . Im Hinblick auf Aussage (ii) beachte man zunächst, dass wegen  , Voraussetzung (V5) und (7.51) für alle   mit einem   gilt:

 
(7.52)  

Demzufolge hat man

(7.53)  

bzw.

 

Da die Konvergenz     (vgl. Satz 7.16) impliziert, dass

 

gilt, folgt daraus  .

Mittels einer Taylor-Entwicklung schließen wir weiter für ein   und für alle  

 
(7.54)  

mit

 

Dieses   können wir mit (7.53) nach oben abschätzen durch

 
 
 

Da   gegen   und   gegen 0 konvergieren, strebt der erste Ausdruck auf der rechten Seite der letzten Ungleichung gegen 0, so dass in Verbindung mit (7.51)   folgt. Aus (7.54) ergibt sich somit für jedes   und alle hinreichend großen   die Abschätzung

 

Gemäß der Definition 3.10 der Armijo-Schrittweitenregel ist für diese   daher  .

Die erste Ungleichung der Wolfe-Powell- bzw. strengen Wolfe-Powell-Schrittweitenregel ist gemäß Aussage (ii) für alle hinreichend großen   für   erfüllt. Weiter sind auch hier die Abschätzungen (7.52) und (7.53) gültig, so dass man ebenfalls   hat. Unter Verwendung von (7.53) und der Identität   schließt man nun mit einem  

 
 
 

Grenzwertbildung für   liefert wegen der Konvergenz     und wegen (7.51) das gewünschte Ergebnis (siehe den letzten Teil des Beweises von Satz 6.10).

q.e.d.

Der Beweis dafür, dass die Bedingung (7.51) für das BFGS-Verfahren erfüllt ist, ist der schwierigste und aufwändigste Teil des Nachweises der superlinearen Konvergenz des BFGS-Verfahrens (siehe [Wer92] für einen solchen Beweis). Die Bedingung (7.51) geht auf Dennis und Moré zurück und ist zentral für die superlineare Konvergenz von Quasi-Newton-Verfahren. Zusammen mit der Forderung an die Schrittweiten, dass   für alle hinreichend großen   gewählt wird, ist sie nicht nur hinreichend, sondern auch notwendig für die superlineare Konvergenz von Quasi-Newton-Verfahren (z. B. [GeiKa99, S. 55ff.], [SuYu06, S. 241ff.]).

Da

 

gilt, bedeutet die Bedingung (7.51) nicht, dass die Matrizen   für   gegen   konvergieren müssen, sondern nur, dass sie die Matrix   entlang der Richtungen   immer genauer anzunähern haben. Allerdings kann man für einige Funktionenklassen tatsächlich auch zeigen, dass   für   gilt (siehe die Hinweise in [GeiKa99]).

7.5 Bemerkungen zur Numerik

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Als Startmatrix   für das BFGS-Verfahren wählt man häufig ein skalares Vielfaches der Einheitsmatrix, wobei der Skalar dazu dient, die Variablen geeignet zu skalieren, oder man wählt eine Näherung der Hesse-Matrix von   in  , indem man z. B. die partiellen Ableitungen mittels sog. finiter Differenzen approximiert. Als Schrittweitenregel für das BFGS-Verfahren wird in der Praxis häufig die Wolfe-Powell- oder die strenge Wolfe-Powell-Regel verwendet. Denn z. B. bei Verwendung der Armijo-Schrittweitenregel kann für Funktionen, die nicht gleichmäßig konvex sind, nicht garantiert werden, dass   ist (vgl. Lemma 7.8). Für Details und weitere Hinweise zur Implementation des Verfahrens verweisen wir z. B. auf [NoWri06, S. 142ff.].

Das BFGS-Verfahren zeigt in der Praxis meist sehr viel schnellere Konvergenz als das Gradientenverfahren. Für nichtquadratische Funktionen ist es auch schneller als die CG-Verfahren, wobei es aber im Vergleich mit diesen erheblich mehr Speicherplatz benötigt. Letzteres ist ein Nachteil bei sehr großen Problemen.

Überdies ist das BFGS-Verfahren häufig auch numerisch effizienter als das Newton-Verfahren, obwohl dieses unter geeigneten Voraussetzungen eine höhere Konvergenzrate aufweist. Dies liegt daran, dass für die Berechnung der Matrix   und der Richtung   nur jeweils (und damit auch zusammen nur)   arithmetische Rechenoperationen erforderlich sind, während beim Newton-Verfahren in jeder Iteration ein lineares Gleichungssystem gelöst werden muss, wofür   Rechenoperationen benötigt werden. Überdies muss beim Newton-Verfahren in jeder Iteration die Hesse-Matrix von   in der aktuellen Näherung exakt oder auf numerischem Wege ermittelt werden. Für Hinweise zum numerischen Verhalten anderer Quasi-Newton-Verfahren wie dem des Kleinmichel- und des DFP-Verfahrens verweisen wir auf die angegebene Literatur (z.B. [GeiKa99], [NoWri06]).

Ein Nachteil von Quasi-Newton-Verfahren insbesondere im Hinblick auf die Lösung großer Optimierungsprobleme ist es, dass die Update-Matrizen häufig nicht die Struktur der Hesse-Matrizen widerspiegeln, also (fast) vollbesetzt sein können, auch wenn die Hesse-Matrizen selbst nur dünn besetzt sind. Daher sollte man Quasi-Newton-Verfahren nur für Optimierungsprobleme kleiner und mittlerer Größe mit maximal wenigen Hundert Variablen verwenden.

Im Hinblick auf die Lösung großer und sehr großer unrestringierter Optimierungsprobleme sind Quasi-Newton-Methoden auf verschiedene Weisen modifiziert worden (z. B. [SuYu06], [NoWri06]). Eine bekannte Klasse von Verfahren ist die der Limited-Memory-Quasi-Newton-Verfahren. Wir verweisen für solche Modifikationen von Quasi-Newton-Verfahren wieder auf die Literatur (z. B. [GeiKa99], [NoWri06]).