Benutzer:Stepri2005/Kurs:Optimierung II/Schrittweitenregeln

Die Konstruktion von konkreten Verfahren zur Lösung des unrestringierten Optimierungsproblems

welche vom Typ des Modellalgorithmus 2.5 sind, erfordert die Festlegung einer Regel zur Bestimmung einer Abstiegsrichtung in der aktuellen Iterierten und einer Regel zur Berechnung der Schrittweite für diese Richtung. Da nun bekannt ist, welche Bedingung die von einer bestimmten Regel erzeugten Schrittweiten im Hinblick auf die Konvergenz eines Verfahrens erfüllen sollten (Definition 2.12), ist es möglich, diese beiden Schritte zur Spezifikation eines Verfahrens voneinander zu trennen.

Wir setzen hier generell die Bedingungen (V1) - (V3) voraus und betrachten wieder einen Punkt und eine Abstiegsrichtung in , für welche eine Schrittweite bestimmt werden muss, d. h., wir betrachten ein Paar von Vektoren

(3.1)

Insbesondere ist also und somit kein kritischer Punkt.

3.1 Exakte Schrittweiten

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3.1.1 Existenz und Effizienz

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Eine naheliegende Schrittweitenregel ist die, einen globalen Minimalpunkt des eindimensionalen Optimierungsproblems

 

als Schrittweite zu wählen. Denn ein globaler Minimalpunkt von   liefert den größten Fortschritt bei der Reduzierung des Zielfunktionswertes von   bei   in Richtung  . Wir definieren also:

Definition 3.1

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Jedes  , für welches
 
gilt, heißt Minimumschrittweite.

Es ist jedoch nur für einfache Funktionen wie z. B. konvexe Funktionen und dann zumeist auch nur näherungsweise möglich, eine Minimumschrittweite zu berechnen. Für alle anderen Funktionen ist es daher praxisnäher, den kleinsten, positiven, kritischen Punkt der Funktion   als Schrittweite zu akzeptieren. Diese Überlegung motiviert die folgende Definition.

Definition 3.2

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Die Curry-Schrittweite   ist definiert durch
 

Minimumschrittweiten und die Curry-Schrittweite bezeichnet man auch als exakte Schrittweiten. Für diese können wir zeigen:

Satz 3.3

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Es seien (V1) - (V3) erfüllt. Für alle Paare   und   mit (3.1) existieren eine Minimumschrittweite und die Curry-Schrittweite und diese sind positive Zahlen. Ferner sind die Curry- und jede Minimumschrittweite effiziente Schrittweiten mit der Konstanten
 

Wir weisen zunächst die Existenz von beiden Schrittweiten nach. Dazu sei  . Nach Lemma 2.8 ist   auf   für ein   positiv und folglich

 

Ferner existiert nach diesem Lemma ein  , so dass

 

gilt. Zusammen erschließt man die Existenz eines   mit

 

Die Menge aller kritischen Punkte von   in  , d. h. die Menge

 

enthält   und ist somit nichtleer. Ferner ist   kompakt, so dass ein kleinster kritischer Punkt   in   existiert. Wegen   gilt  .

Als nächstes wollen wir für jede Minimumschrittweite   und für die Curry-Schrittweite   eine Ungleichung des Typs (2.23) nachweisen. Mit (V3) erhalten wir

 

Mit   aus Lemma 2.11 impliziert dies

(3.2)  

Wegen   und weil   die kleinste positive Nullstelle von   ist, gilt weiter   für alle  . Somit folgt aus (3.2), dass   ist und demnach

 

Dies impliziert schließlich mit (3.2) und mit Lemma 2.11 (ii) wegen  

(3.3)  
 
 

q.e.d.

Wie man leicht verifiziert, ist die Funktion   konvex, wenn   konvex ist. Mit Korollar 1.17 und Satz 1.6 schließt man daher:

Bemerkung 3.4

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Ist   konvex und sind die Voraussetzungen von Satz 3.3 erfüllt, so ist   auch eine Minimumschrittweite und zwar unter allen Minimumschrittweiten die kleinste. Ist   strikt konvex, so existiert genau eine Minimumschrittweite   und ist  .

Für eine gleichmäßig konvexe, quadratische Funktion, für welche ja die Voraussetzungen (V1) - (V3) erfüllt sind (vgl. Beispiel 2.7), ist also die Minimumschrittweite eindeutig. Man kann sie in diesem Fall explizit angeben:

Beispiel 3.5

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Für die quadratische Funktion

 

mit beliebiger Matrix   hat man   und demnach

 
(3.4)  

Ist   positiv definit, so folgt für   und   wie in (3.1)

(3.5)  

Wir bemerken noch:

Bemerkung 3.6

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Für die quadratische Funktion

 

mit positiv definiter Matrix   ist   berechenbar und durch (3.5) gegeben. Ist   ein zu dem größten Eigenwert   gehörender Eigenvektor von   (vgl. (2.12)), für den das Vorzeichen so gewählt wird, dass   ist, dann folgt

 

und damit

 

Demnach ist die Konstante   in Satz 3.3 optimal.

3.1.2 Die Methode vom Goldenen Schnitt

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Numerisch ist die (näherungsweise) Berechnung einer Minimumschrittweite nur für konvexe bzw. für andere einfache Funktionen wie unimodale Funktionen realistisch möglich.

Definition 3.7

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Eine Funktion   heißt unimodal (auf   existiert mit
 

und falls   auf   streng monoton fallend und auf   streng monoton wachsend ist.

Eine unimodale Funktion kann Sattelpunkte besitzen und muss somit nicht eine konvexe Funktion sein. Umgekehrt gilt zumindest:

Beispiel 3.8

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Jede gleichmäßig konvexe Funktion   ist unimodal auf   (vgl. Korollar 1.18).


Wir wollen im Folgenden ein ableitungsfreies Verfahren zur Berechnung des Minimalpunktes   einer auf   unimodalen Funktion   beschreiben. Ist   ein Teilintervall von   und  , dann folgt gemäß Definition 3.7 für Punkte   und   mit  

 
 

Demnach muss der Minimalpunkt   von   im Fall   in   und im Fall   in   liegen. Es bietet sich also an, das folgende Intervall als neues Suchintervall zu wählen

Fehler beim Parsen (Konvertierungsfehler. Der Server („https://wikimedia.org/api/rest_“) hat berichtet: „Cannot get mml. TeX parse error: Bracket argument to \\ must be a dimension“): {\displaystyle [a_{k+1},b_{k+1}]:={\begin{cases}[s_{k},b_{k}],&{\text{falls }}\varphi (s_{k})>\varphi (t_{k}),\\[a_{k},t_{k}],&{\text{falls }}\varphi (s_{k})\leq \varphi (t_{k}).\end{cases}}}

Dabei ist es erstrebenswert,   mit   für jedes   so festzulegen, dass

  •  , d. h. die Länge des Intervalls   unabhängig vom Ausgang der Abfrage " " ist und
  • beim Übergang von   zu   nur eine neue Funktionsauswertung erforderlich ist.

Die beiden an   und   gestellten Forderungen können in der Tat erfüllt werden (Übung!), indem man jedes Intervall   mittels eines Goldenen Schnittes in zwei Intervalle teilt. Und zwar sagt man, dass ein Intervall   durch einen Goldenen Schnitt in zwei Intervalle   und   zerlegt wird, falls gilt:

(3.6)  

Der Punkt  , der eine solche Zerlegung liefert, lässt sich berechnen (Übung!). Und zwar erhält man, wenn   das längere Teilintervall ist,

(3.7)  

und, wenn   das kürzere Teilintervall ist,

(3.8)  

Demnach wählt man für jedes   insbesondere

 

Damit haben wir die folgende Methode zur Minimierung einer unimodalen Funktion   beschrieben (siehe die Aufgabe dazu).

Algorithmus 3.9 (Methode vom Goldenen Schnitt)

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(0) Wähle   und setze   sowie
 
Berechne   und   und setze  .
(1) Falls   ist, stop! (Es gilt  .)
(2) (i) Falls   ist, setze
 
und berechne  .
(ii) Falls   ist, setze
 
und berechne  .
(3) Setze   und gehe nach (1).

3.1.3 Anmerkungen

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Das Verfahren vom Goldenen Schnitt oder andere ableitungsfreie Verfahren wie solche Verfahren, die   in jedem Schritt durch eine Funktion approximieren, welche   in bestimmten Punkten interpoliert und die damit eine Näherung für den gesuchten Minimalpunkt berechnen ([Bre73]), benötigen nur Funktionswerte von   und konvergieren zum Teil unter schwachen Voraussetzungen superlinear. Allerdings ist z. B. die Voraussetzung der Unimodalität einer Funktion für die Konvergenz eines Verfahrens eine sehr gravierende Voraussetzung.

Zur Lösung des eindimensionalen Optimierungsproblems

 

mit einer konvexen oder unimodalen Funktion   kann man auch eine Nullstelle von   z. B. mit einem der aus der Numerischen Mathematik bekannten Verfahren, wie z. B. der Regula Falsi oder dem Sekanten-Verfahren, bestimmen, welche nur Funktionswerte von   und damit nur den Gradienten von   verwenden. Das Newton-Verfahren benötigt dagegen   und damit im Hinblick darauf, dass   nur eine Funktion in einer Veränderlichen ist, numerisch häufig zu teuere Auswertungen der Hesse-Matrix von  . Im nichtkonvexen Fall muss man aber bei solchen Vorgehensweisen noch sicherstellen, dass es sich bei der gefundenen Nullstelle tatsächlich um einen globalen Minimierer von   handelt.

Für die Berechnung der Curry-Schrittweite, also der kleinsten positiven Nullstelle von  , müssen keine speziellen Forderungen an   gestellt werden. Man beginnt normalerweise mit einer Einschachtelungsprozedur, bei der man mittels eines Vergleichs von Funktionswerten von   versucht, ein hinreichend kleines Intervall zu finden, in dem sich die gesuchte Nullstelle befindet. Anschließend kann man jedes Verfahren zur Bestimmung einer Nullstelle einer Funktion in einer Veränderlichen auf einem Intervall anwenden, wie z. B. eines der oben genannten.

Die Berechnung exakter Schrittweiten für eine allgemeine nichtlineare Funktion bedingt, dass zunächst die richtige Lösung des eindimensionalen Optimierungsproblems eingeschachtelt wird und dass das zu deren Bestimmung eingesetzte Verfahren mit ausreichender Geschwindigkeit konvergiert. Überdies können exakte Schrittweiten im Allgemeinen nur näherungsweise berechnet werden und muss darauf vertraut werden, dass das entsprechende Verfahren zur Lösung von Problem   auch mit diesen Näherungen konvergent ist. Aus all diesen Gründen verwendet man zumeist andere, leichter umzusetzende Schrittweitenregeln, für die auch Theorie und Praxis konsistent sind. Einige solcher Regeln werden wir im Folgenden beschreiben.

3.2 Die Armijo-Schrittweite

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Eine sehr populäre, da sehr leicht berechenbare Schrittweite ist die folgende.

Definition 3.10

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Seien   und   gegebene Zahlen. Ferner sei   die kleinste Zahl aus   derart, dass die Ungleichung
(3.9)  
erfüllt ist. Dann heißt   Armijo-Schrittweite.

Die Armijo-Schrittweite ist also die größte Zahl aus der Menge

(3.10)  

für welche die Ungleichung in (3.9) erfüllt ist. Da   gilt, muss man mit 1 beginnend und abnehmender Größe nur rechnerisch überprüfen, für welche Zahl   die Ungleichung (3.9) zum ersten Mal erfüllt ist. Die Berechnung der Armijo-Schrittweite ist also trivial.

Beispiel 3.11

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Sei   die quadratische Funktion

 

mit positiv definiter Matrix   und seien   und   Punkte wie in (3.1) gegeben. Im Hinblick auf die Ungleichung (3.9) stellen wir fest, dass

 

genau dann gilt, wenn

 

ist, wobei die Identität   und die Curry-Schrittweite   für   aus (3.5) verwendet wurden. Die Armijo-Schrittweite   ist also die größte Zahl aus der Menge (3.10), welche der Ungleichung

(3.11)  

genügt. Für   ist sie kleiner als  .


Der leichten Berechenbarkeit der Armijo-Schrittweite steht entgegen, dass sie nur semieffizient ist.

Satz 3.12

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Es seien (V1) - (V3) erfüllt und Zahlen   und   gegeben. Für alle Paare   und   mit (3.1) existiert genau eine Armijo-Schrittweite, und diese ist eine semieffiziente Schrittweite mit der Konstanten
 

Aus der Definition der Richtungsableitung erhält man für  

 

Folglich gilt für alle genügend kleinen  

 

Wegen   kann demzufolge Ungleichung (3.9) für genügend großes   erfüllt werden, wobei   offenbar eindeutig ist. Also existiert die Armijo-Schrittweite. (Dies kann man sogar für   schließen, aber z. B. für Satz 6.10 muss   vorausgesetzt werden.)

Als nächstes zeigen wir, dass die Armijo-Schrittweitenregel eine semieffiziente Schrittweitenregel ist. Ist  , also  , so folgt aus (3.9)

(3.12)  

Ist  , so gilt zum einen natürlich für   die Ungleichung (3.9) und zum anderen weiß man, dass dann die Ungleichung (3.9) für   noch nicht erfüllt und daher Folgendes richtig ist:

(3.13)  

Für   aus Lemma 2.8 betrachten wir jetzt zuerst den Fall  . Für diesen folgt mit (3.13) und Lemma 2.11

 

Division durch   und anschließendes Auflösen nach   liefert damit

 

Unter Verwendung von (3.9) erhalten wir also

(3.14)  

Ist andererseits  , so ergibt sich mit Lemma 2.11 und   von dort

 

Mit (3.9) erhält man daher

(3.15)  

Aus (3.12), (3.14) und (3.15) zusammen folgt das gewünschte Ergebnis.

q.e.d.

3.3 Wolfe-Powell-Schrittweiten

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3.3.1 Definition und Effizienz

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Im Fall der Schrittweitenregel von Wolfe und Powell muss neben einer Ungleichung vom Armijo-Typ wie in (3.9) eine weitere Ungleichung erfüllt werden. (Wir folgen hier der Namensgebung z. B. in [Fle91] und [GeiKa99]. Man findet auch die Bezeichnungen Powell-Wolfe- ([Kos89]) und Powell-Schrittweitenregel ([Wer92], [Alt02]).)

Definition 3.13

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Es seien Zahlen �  und   gegeben. Dann heißt jedes Element der Menge
 
Wolfe-Powell-Schrittweite.

Wir betrachten auch für diese Schrittweitenregel zuerst wieder das Beispiel einer gleichmäßig konvexen, quadratischen Funktion.

Beispiel 3.14

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Es sei   die quadratische Funktion

(3.16)  

wobei   positiv definit sei. Weiter mögen   und   die Bedingungen in (3.1) erfüllen. Ähnlich wie in Beispiel 3.11 zeigt man unter Verwendung der Curry-Schrittweite   für   (Übung!):

(3.17)  

Aufgrund der Forderungen   und   ist die Menge der Wolfe-Powell-Schrittweiten in diesem Fall ein ganzes Intervall, welches   in seinem Inneren enthält. (Deshalb wählt man  , der Beweis des folgenden Satzes ist auch für   richtig.)


Wir verwenden wieder die Funktion   mit

(3.18)  

Damit entspricht die Menge   der Wolfe-Powell-Schrittweiten der Menge aller  , welche den beiden Ungleichungen

(3.19)  

genügen. Wir zeigen als nächstes unter den Standardvoraussetzungen, dass die Wolfe-Powell-Schrittweitenregel effizient ist und für jedes   die Wahl einer Schrittweite aus einem ganzen Intervall erlaubt.

Satz 3.15

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Es seien (V1) - (V3) erfüllt. Für alle Paare   und   mit (3.1) und jedes   und   enthält die Menge   mindestens ein nichtleeres abgeschlossenes Intervall. Ferner ist jede Wolfe-Powell-Schrittweite   eine effiziente Schrittweite mit der Konstanten
(3.20)  

Seien   und   gegeben wie angenommen und sei

 

Dann ist   und mit der Curry-Schrittweite  

 

Also besitzt   in   einen lokalen Maximalpunkt   mit  . Weiter existiert ein  , so dass für   folgt:

(3.21)  

Wie man am Vergleich mit (3.19) erkennt, implizieren diese letzten beiden Ungleichungen die Inklusion  , da aus der zweiten Ungleichung für alle   folgt:

(3.22)  

Für den Nachweis, dass die Wolfe-Powell-Schrittweitenregel   effizient ist, untersuchen wir zunächst den Fall

(3.23)  

Nach der Definition von   gilt

 

Unter Anwendung von Voraussetzung (V3) können wir daraus schließen:

 

Daher erhalten wir mit (3.23) und   aus Lemma 2.11

 

Nun verwenden wir, dass eine nach unten geöffnete Parabel wie die Parabel   aus Lemma 2.11 ihr Minimum auf dem Intervall   in   oder   annimmt. Folglich liefert Anwendung von Lemma 2.11

 
 

Ist andererseits

 

dann folgt direkt mit der Definition von  

 

Fassen wir die in beiden Fällen gewonnenen Ungleichungen zusammen, so erhalten wir eine Ungleichung des Typs (2.23) mit der Konstante aus (3.20).

q.e.d.

3.3.2 Numerische Berechnung

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Die Wolfe-Powell-Schrittweitenregel ist auch numerisch realisierbar, da in ihrem Fall nicht wie bei den exakten Schrittweitenregeln ein einzelner Punkt, sondern gemäß Satz 3.15 nur ein   aus einem Intervall gefunden werden muss. Insbesondere kann eine Wolfe-Powell-Schrittweite in endlich vielen Schritten mit folgendem Algorithmus berechnet werden, wie der daran anschließende Satz beweist.

Die Idee dabei ist es, zunächst ein Intervall zu bestimmen, dessen linker Randpunkt die Armijo-Ungleichung, also die erste Ungleichung in   erfüllt und dessen rechter dies nicht tut. Wenn der linke Randpunkt des Intervalls auch der zweiten Ungleichung in   genügt, ist man fertig. Anderenfalls wird die Länge des Intervalls, ähnlich wie beim Bisektionsverfahren zur Bestimmung einer Nullstelle einer reellwertigen Funktion, so lange unter Beibehaltung der mit dem Intervall verbundenen Eigenschaften halbiert, bis der linke Randpunkt auch die zweite Ungleichung erfüllt.

Algorithmus 3.16

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(0) Gib   und   mit   und   und setze  . (Achtung: im Hinblick auf den Beweis von Satz 3.17 wird hier anders als in Definition 3.13 der Fall   ausgeschlossen.)
(1) (i) Falls für   die Armijo-Ungleichung
(3.24)  
erfüllt ist, bestimme die größte Zahl  , so dass (3.24) für   verletzt ist, und setze  .
(ii) Anderenfalls bestimme die größte Zahl  , so dass (3.24) für   erfüllt ist, und setze  .
(2) Falls für   die Ungleichung
(3.25)  
gilt, setze  . Stop!
(3) Berechne
 
Falls   die Bedingung (3.24) erfüllt, setze
 
Anderenfalls setze
 
(4) Setze   und gehe nach (2).

Satz 3.17

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Es seien (V1) - (V3) erfüllt. Dann bricht Algorithmus 3.16 nach endlich vielen Iterationen mit einer Wolfe-Powell-Schrittweite   ab.

Nach Lemma 2.8 ist   für ein  . Somit wird in Schritt (1) (i) nach endlich vielen Schritten ein  , wie angegeben, gefunden. Gemäß Satz 3.12 für   und   kann weiter in (ii) nach endlich vielen Schritten die Armijo-Schrittweite   bestimmt werden. Am Ende von Schritt (1) hat man somit in beiden Fällen für  

(3.26)   erfüllt (3.24),   erfüllt (3.24) nicht.

Ist auch (3.25) für   richtig, so ist offenbar   und bricht das Verfahren in (2) erfolgreich ab. Anderenfalls hat man zu Beginn von Schritt (3) die Situation in (3.26) und wird nun die Länge des Intervalls   in jedem Durchlauf von Schritt (3) halbiert, wobei entweder   vergrößert oder   verkleinert wird und   und   die Eigenschaften in (3.26) bewahren.

Würde Schritt (3) unendlich oft durchlaufen, so konvergierten die Folgen   und   aufgrund ihrer sich aus

 

ergebenden Monotonie und der Tatsache, dass die Länge der Intervalle   gegen 0 geht, gegen dieselbe Zahl  . Aufgrund von (3.26) wäre dann weiter die Armijo-Ungleichung in (3.24) für   gleichzeitig erfüllt und "verletzt", d. h., es wäre   für

 

Es folgte außerdem  , da anderenfalls

 

und damit   für alle hinreichend großen   gelten würde, was aber im Widerspruch dazu stünde, dass   die Bedingung (3.24) verletzt. Wegen   und   hätte man dann jedoch

 

und damit für alle hinreichend großen  

 

Also wäre die Ungleichung (3.25) für   mit hinreichend großem   erfüllt, was aber der Annahme widerspricht, dass (3) unendlich oft durchlaufen wird. Demzufolge bricht der Algorithmus nach endlich vielen Durchgängen von Schritt (3) ab.

3.4 Strenge Wolfe-Powell-Schrittweiten

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In einigen Zusammenhängen hat sich die folgende Modifikation der Wolfe-Powell-Schrittweitenregel in der Praxis bewährt.

Definition 3.18

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Es seien Zahlen   und   gegeben. Dann heißt jedes Element der Menge
(3.27)  
(3.28)  
strenge Wolfe-Powell-Schrittweite.

Zunächst betrachten wir auch hier wieder quadratische Funktionen:

Beispiel 3.19

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Es sei   die quadratische Funktion

 

mit positiv definiter Matrix   und   sowie   mögen die Bedingungen in (3.1) erfüllen. Mit einer einfachen Rechnung ähnlich wie in Beispiel 3.11 zeigt man

(3.29)  

wobei   wieder die Curry-Schrittweite für   ist. Für   und   folgt also  .


Mit der Funktion   aus (3.18) ist die Menge   der strengen Wolfe-Powell-Schrittweiten gerade die Menge aller  , welche gleichzeitig die Ungleichungen

(3.30)  

erfüllen. Gegenüber der Wolfe-Powell-Schrittweitenregel werden bei der strengen Wolfe-Powell-Schrittweitenregel solche Schrittweiten ausgeschlossen, für welche die Steigung von   einen zu großen negativen Wert hat.

Für die strenge Wolfe-Powell-Schrittweitenregel gilt ähnlich wie für die einfache:

Satz 3.20

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Es seien (V1) - (V3) erfüllt. Für alle Paare   und   mit (3.1) und Zahlen   und   enthält die Menge   mindestens ein nichtleeres abgeschlossenes Intervall. Ferner ist jede strenge Wolfe-Powell-Schrittweite   eine effiziente Schrittweite mit der Konstanten
 

Für den Nachweis der Existenz eines Intervalls   kann man dem Beweis von Satz 3.15 folgen. Wählt man   und damit   so, dass

 

gilt, wobei Letzteres wegen   und   möglich ist, so folgt zusätzlich zu (3.22) noch

 

Damit ist  . Wegen   folgt der zweite Teil der Behauptung aus Satz 3.15.

q.e.d.

Ein Algorithmus zur Berechnung einer strengen Wolfe-Powell-Schrittweite ist in [GeiKa99] zu finden.

Die Ungleichungen in (3.30) zeigen, dass man für festes   und   durch die Wahl von hinreichend kleinen Zahlen   und   eine beliebig kleine Umgebung eines isolierten kritischen Punktes von   bzw.   erzeugen kann. Startet man also den Algorithmus zur Berechnung einer strengen Wolfe-Powell-Schrittweite nahe genug bei der Curry-Schrittweite   (man verwende dazu ein Einschachtelungsverfahren), so erlaubt die strenge Wolfe-Powell-Schrittweitenregel die Wahl einer Schrittweite, welche der Curry-Schrittweite beliebig nahe kommt. Beispielsweise liefert (3.29) im gleichmäßig konvexen, quadratischen Fall für   das Intervall  , während man für die Wolfe-Powell-Schrittweitenregel gemäß (3.17) das viel größere Intervall   erhält. Es liegt somit nahe, die strenge Wolfe-Powell-Schrittweitenregel zu verwenden, wenn ein Verfahren relativ empfindlich auf starke Abweichungen von den exakten Schrittweiten reagiert. Wir verweisen diesbezüglich z. B. auf die Bemerkungen zu CG-Verfahren in Abschnitt 5.5.