Benutzer:Stepri2005/Kurs:Stochastische Prozesse/Allgemeine Stochastische Prozesse

3.1 Mehrdimensionale Normalverteilung

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Definition 3.1

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Sei   ein Wahrscheinlichkeitsraum. Eine zufällige Größe   auf diesem Raum heißt normalverteilt mit den Parametern   und  , wobei   und   sind, falls   die folgende Dichtefunktion besitzt:
(3.1)  
Symbolisch schreiben wir  . Falls  , so heißt   standardnormalverteilt. Die Normalverteilung nennt man auch Gauß-Verteilung.

Wir setzen als aus der Analysis bekannt voraus

(3.2)  

Aus (3.2) folgt, dass   eine Dichtefunktion ist. Für   erhalten wir nach Substitution  

 

Theorem 3.1

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Sei  . Dann gilt   und  .

Aufgabe 3.1

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Sei  . Beweise, dass gilt
(3.3)  
wobei für ungerade natürliche Zahlen   die Doppelfakultät   als das Produkt aller ungeraden natürlichen Zahlen bis   definiert ist, also  .

Definition 3.2

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Sei   ein Wahrscheinlichkeitsraum,  . Ein zufälliger Spaltenvektor   auf diesem Raum heißt  -dimensional normalverteilt mit Erwartungswertvektor   und Kovarianzmatrix  , wobei   eine symmetrische positiv definite  -Matrix ist, falls   die folgende Dichtefunktion besitzt:
(3.4)  
Symbolisch schreiben wir  .

Anmerkung:

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Es ist noch zu zeigen, dass Definition 3.2 korrekt ist, dass also   der Erwartungswertvektor und   die Kovarianzmatrix ist. In finanzmathematischen Anwendungen nennt man   auch Volatilitätsmatrix.

Definition 3.3

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Die Verteilung  , wobei   der Nullvektor in   und   die  -Einheitsmatrix ist, heißt  -dimensionale Standardnormalverteilung.

Anmerkung:

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Die Dichte eines  -verteilten Zufallsvektors   hat die Form

(3.5)  

Man beachte, dass   genau dann gilt, wenn   unabhängige standardnormalverteilte Zufallsgrößen sind. Damit ist es in diesem Spezialfall offensichtlich, dass   der Erwartungswertvektor und   die Kovarianzmatrix ist.

Der in Definition 3.2 beschriebene allgemeine normalverteilte Zufallsvektor lässt sich aus einem standardnormalverteilten Zufallsvektor durch eine affine Abbildung gewinnen. Den folgenden Satz setzen wir als aus der Analysis bekannt voraus.

Theorem 3.2

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Sei   ein zufälliger Spaltenvektor mit Dichtefunktion   und   eine affine Abbildung,   mit   und  . Der Zufallsvektor   hat die Dichte
(3.6)  

Theorem 3.3

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Seien   unabhängige standardnormalverteilte Zufallsgrößen,  . Weiter sei   eine reguläre  -Matrix,   ein gegebener Spaltenvektor und  . Es gilt   mit  .

Anmerkung:

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Jeder normalverteilte Vektor lässt sich durch eine affine Transformation aus einem standardnormalverteilten erzeugen. Dies folgt daraus, dass sich jede symmetrische positv definite  -Matrix   in der Form   darstellen lässt, wobei   eine reguläre  -Matrix ist. Somit erhält man für beliebig gegebenes positiv definites und symmetrisches   und jeden Vektor   einen  -verteilten zufälliger Vektor   aus einem standardnormalverteilten Vektor   durch die Transformation  .

Nach Theorem 3.2 gilt für  

 
 
 
 
 

wobei wir die Beziehung   verwendet haben.

q.e.d.

Theorem 3.4

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Sei  . Für alle   gilt
 

Zu   existiert eine reguläre Matrix   mit  . Es gilt   mit  . Für   gilt

 

Mit   bezeichnen wir die Elemente der Matrix  . Da   als unabhängig und standardnormalverteilt vorausgesetzt wurden, gilt für alle   die Beziehung  , woraus folgt

 
 
 

was zu beweisen war.

q.e.d.

Ein Charakteristikum für normalverteilte Zufallsvektoren ist, dass Unabhängigkeit und Unkorreliertheit äquivalent sind.

Theorem 3.5

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Sei  . Die zufälligen Größen   sind genau dann unabhängig, wenn sie unkorreliert sind.

Da   die Kovarianzmatrix ist, ist Unkorreliertheit äquivalent zu   für   (d. h.   ist eine Diagonalmatrix). Weiterhin gilt  . Die zur Diagonalmatrix   inverse Matrix   ist wiederum diagonal mit den Einträgen   auf der Diagonalen. Folglich ist   genau dann unkorreliert, wenn die Dichtefunktion   die Form

 

hat.

q.e.d.

Im folgenden identifizieren wir die lineare Abbildung mit der sie beschreibenden Matrix. Eine Abbildung (Matrix)   heißt orthogonal, falls  . Folglich gilt auch  . Orthogonale Abbildungen im   sind Drehspiegelungen.

Theorem 3.6

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Sei    -dimensional standardnormalverteilt und   eine orthogonale Transformation. Dann ist   wiederum standardnormalverteilt.

Aus Theorem 3.3 folgt unmittelbar  , denn  .

q.e.d.

Wir geben noch an, wie sich  -dimensional normalverteilte Zufallsvektoren bei allgemeinen affinen Transformationen verhalten.

Theorem 3.7

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Es sei   eine beliebige affine Abbildung,   für  , wobei   eine  -Matrix mit Rang   ist und  . Weiter sei    -dimensional normalverteilt,  . Dann ist    -dimensional normalverteilt und zwar gilt
(3.7)  

Wir verzichten hier auf den Beweis.

Als Spezialfall erhalten wir das folgende Ergebnis:

Theorem 3.8

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Sei  . Dann gilt  . Sind die Zufallsgrößen   unkorreliert (unabhängig), so ist  .

Gegeben sei die  -Matrix  . Dann gilt  . Aus Theorem 3.7 schlussfolgern wir  . Es gilt   sowie  , womit der Beweis beendet ist.

q.e.d.

Für normalverteilte Zufallsgrößen kann man also mühelos die Verteilung der Summe ermitteln. Im allgemeinen kann man meist nur unter der zusätzlichen Annahme der Unabhängigkeit die Verteilung der Summe explizit ermitteln.

3.2 Grundbegriffe

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Definition 3.4

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Eine Familie von Zufallsgrößen   über einem Wahrscheinlichkeitsraum   heißt stochastischer Prozess.   oder   heißt dabei die Zeitparametermenge. Falls   höchstens abzählbar ist, so heißt   zeitlich diskreter stochastischer Prozeß, sonst zeitlich stetig.

Anmerkung 3.5

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  kann auch als Funktion mit

  mit  

beschrieben werden. Dann ist   eine Zufallsgröße   und   heißt   Trajektorie (oder Pfad) von  .

Definition 3.6

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Sei   ein Wahrscheinlichkeitsraum. Eine Familie von  -Algebren   mit
 
heißt Filtration in  .

Definition 3.7

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Ein Wahrscheinlichkeitsraum   heißt vollständig, falls   alle Nullmengen   enthält. Dabei ist
(3.8)  
Eine Filtration   heißt vollständig, falls     vollständig ist.

Definition 3.8

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Sei   Filtration in  ,   stochastischer Prozess über  .
  1.   heißt stochastischer Prozess mit Filtration, falls    -messbar ist  .
  2.   heißt dann an die Filtration   adaptiert.
  3. Die Filtration mit   heißt die kanonische Filtration von  .

Definition 3.9

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  und   seien stochastische Prozesse mit Filtrationen über  .
  1.   heißt Modifikation von  , falls    -f. s.  .
  2.   und   heißen ununterscheidbar, falls  .

Anmerkung 3.10

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Falls   und   ununterscheidbar sind, so ist   Modifikation von  .

Satz 3.11

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Sei   Modifikation von   und beide haben  -f. s. stetige Trajektorien. Dann sind sie ununterscheidbar.

Definition 3.12

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Sei   stochastischer Prozess über  . Die Verteilungen aller möglichen Zufallsvektoren   heißen die endlich-dimensionalen Verteilungen von  .

Der Funktionenraum   enthält alle Trajektorien eines stochastischen Prozesses  . Demzufolge läßt sich   als zufälliges Element von   auffassen. Dazu betrachten wir

(3.9)  

die  -Algebra der Zylindermengen im  .

Gegeben sei ein stochastischer Prozess  .   sei   das Verteilungsgesetz des zufälligen Vektors  , also das Wahrscheinlichkeitsmaß auf   mit

(3.10)  

Falls ein Prozess gegeben ist, so existieren die endlich-dimensionalen Verteilungen.

Sei   eine Familie von Wahrscheinlichkeitsmaßen mit

 

Definition 3.13

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  heißt konsistent, falls
  1.   und für alle Permutationen  
(3.11)  
und
  1.   und  
(3.12)  
gilt.

Satz 3.14 (Existenzsatz von Kolmogoroff)

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Sei   eine konsistente Familie von Wahrscheinlichkeitsmaßen. Dann existiert ein Wahrscheinlichkeitsmaß   auf   und ein stochastischer Prozess   auf  , so dass   und   gilt:
(3.13)  
Hierbei ist  .

Definition 3.15

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Ein stochastischer Prozess heißt Gauß-Prozess, falls alle endlich-dimensionalen Verteilungen (mehrdimensional) normalverteilt sind.

Definition 3.16

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  sei stochastischer Prozess.
  1.   mit    ,
  2.   mit     und
  3.   mit    
heißen Erwartungswert-, Kovarianz- und Varianzfunktion von  .

Beispiel 3.1

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Seien   i. i. d. Dann ist   Gauß-Prozess mit:

(3.14)   und  

Dieser Prozess hat allerdings höchst irreguläre Trajektorien.

Definition 3.17

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Ein stochastischer Prozess   heißt streng stationär oder stationär im engeren Sinne, falls die endlich-dimensionalen Verteilungen invariant sind gegenüber Indexverschiebung, d. h.   und   mit   gilt:
(3.15)  
Speziell gilt:  .

Definition 3.18

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  heißt stationär (im weiteren Sinne), falls     und   mit   und   gilt:
(3.16)  

Definition 3.19

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  heißt Prozess mit stationären Zuwächsen, falls   mit   und   gilt:
(3.17)  

Definition 3.20

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  heißt Prozess mit unabhängigen Zuwächsen, falls   die Zuwächse
 
unabhängig sind.

Beispiel 3.2

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  sei Prozess mit unabhängigen Zuwächsen. Wir setzen

  und  .

Dann sind die   unabhängig und

 

Auch die Umkehrung gilt.   hat unabhängige Zuwächse genau dann, wenn   Summe unabhängiger Zufallsgrößen ist.

3.3 Wiener-Prozess

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Definition 3.21

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Ein stochastischer Prozess   heißt Wiener-Prozess oder Brownsche Bewegung, falls die folgenden Bedingungen erfüllt sind:
  •  ,
  •   ist ein Prozess mit unabhängigen und stationären Zuwächsen,
  • für alle   gilt  ,
  •  -fast alle Trajektorien sind stetig.

Aufgabe 3.2

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Zeige, dass für die Zuwächse   eines Wiener-Prozesses gilt  .

Anmerkung:

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 , also je größer  , um so größer die Fluktuationen um den Erwartungswert  .

Theorem 3.9

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Für einen Wiener-Prozess gilt  .

Theorem 3.10

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Ein Wiener-Prozess ist ein Gauß-Prozess.

Definition 3.22

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Die kanonische Filtration eines Wiener-Prozesses   ist die Filtration
(3.18)  
die Filtration
(3.19)  
heißt Brownsche Filtration, wobei   die Familie der Nullmengen (s. (3.8)) bezeichnet.

Anmerkung:

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Die Brownsche Filtration ist vollständig. Das hat u. a. folgenden Vorteil: Ist   ein Wiener-Prozess mit Brownscher Filtration und ist   eine Modifikation von  , so ist   auch  -messbar, also es ist auch eine Filtration für  . Die Brownsche Filtration ist also in gewisser Weise universell.

Definition 3.23

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Ein stochastischer Prozess   heißt  -selbstähnlich,  , falls für alle  , für alle   und für beliebiges   gilt
(3.20)  

Anmerkung:

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Selbstähnlich heißt, dass eine andere Skalierung (Ausschnitt, Vergrößerung) wieder eine ähnliche Form hat wie das Original. Aber das gilt natürlich nicht trajektorienweise, sondern in Verteilung.

Theorem 3.11

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Der Wiener-Prozess ist 1/2-selbstähnlich, also falls für alle  , für alle   und für beliebiges   gilt
(3.21)  

Selbstähnliche Prozesse (und damit auch der Wiener-Prozess) haben ziemlich verrückte Trajektorien. Man beachte, dass die Trajektorien stetig sind, aber sie sind nicht differenzierbar.

Theorem 3.12 (Nichtdifferenzierbarkeit selbstähnlicher Prozesse)

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Sei   ein  -selbstähnlicher Prozess mit   und   habe stationäre Zuwächse. Für alle   gilt
(3.22)  
d. h.  -fast alle Trajektorien sind in keinem Punkt differenzierbar.

Karl Weierstrass entdeckte als erster stetige nirgends differenzierbare Funktionen.

Theorem 3.13 (Unbeschränkte Variation der Brownschen Bewegung)

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Für  -f. a. Trajektorien   eines Wiener-Prozesses   und alle   ist die Variation von   auf   unendlich, d. h. bezeichnen wir mit   die Menge aller endlichen Zerlegungen  , so gilt für  -f. a.  
(3.23)  

Anmerkung:

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Die unbeschränkte Variation ist (neben der Nichtdifferenzierbarkeit) der Hauptgrund dafür, dass die herkömmliche Integrationstheorie nicht anwendbar ist und neue Methoden - nämlich die stochastische Analysis - entwickelt werden mussten. Man beachte aber auch Satz 4.1.

Aufgabe 3.3 (Brownsche Brücke)

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Sei   ein Wiener-Prozess. Der Prozess   mit
(3.24)  
heißt Brownsche Brücke.

Zeige, dass   ein Gauß-Prozess ist und dass gilt

  sowie  .

Aufgabe 3.4 (Brownsche Bewegung mit Drift)

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Sei   ein Wiener-Prozess,   und   Konstanten. Der Prozess   mit
(3.25)  
heißt Brownsche Bewegung mit Drift.

Zeige, dass   ein Gauß-Prozess ist mit

  sowie  .

L. Bachelier beschrieb als erster die Preise von risikoreichen Anlagen durch eine Brownsche Bewegung. Die Brownsche Bewegung kann aber - wie jeder Gauß-Prozess - auch negative Werte annehmen, was für die Modellierung von Preisen nicht wünschenswert ist. In den mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten von Black, Scholes und Merton wird vorgeschlagen, nicht mit der Brownschen Bewegung selbst, sondern mit einer Funktion davon die Modellierung vorzunehmen.

Aufgabe 3.5 (Geometrische Brownsche Bewegung)

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Sei   ein Wiener-Prozess,   und   Konstanten. Der stochastische Prozess   mit
(3.26)  
heißt geometrische Brownsche Bewegung mit Drift.

Zeige, dass   kein Gauß-Prozess ist und dass gilt

 

In der Physik bezeichnet man eine gewisse "Ableitung" der Trajektorien des Wiener Prozesses als weißes Rauschen. Da die Trajektorien nirgends differenzierbar sind, ist dies nur im Sinne einer gewissen Konvergenz zu verstehen. Eine gewisse Approximation dieses weißen Rauschens ist das sog. farbige Rauschen.

Aufgabe 3.6 (Gaußsches farbiges Rauschen)

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Sei   ein Wiener-Prozess und   eine Konstante. Der Prozess   mit
(3.27)  
heißt Gaußsches farbiges Rauschen.

Zeige, dass   ein Gauß-Prozess ist und dass gilt

  und  .

Anmerkung:

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Für   gilt  , d. h. (die Zufallsgrößen sind normalverteilt!) zu weiter als   voneinander entfernten Zeitpunkten sind die Zufallsgrößen unabhängig. Wäre   differenzierbar, so würde für   in (3.27) im Limes die Ableitung des Wiener-Prozesses stehen. In diesem Sinne ist das farbige Rauschen eine Approximation des weißen Rauschens. Beachte auch, dass   gilt. Je kleiner  , um so größer die Varianz der Zufallsgrößen.

Aufgabe 3.7

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a) Sei   differenzierbar in  . Berechne
 
b) Sei   ein Wiener-Prozess,  . Berechne
 
c) Wie erklären Sie sich die unterschiedlichen Ergebnisse?

3.4 Martingale

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In Definition 3.8 wurde der Begriff eines adaptierten stochastischen Prozesses eingeführt. Ein stochastischer Prozess   ist adaptiert an die Filtration  , falls für alle   gilt  , die   besitzen also nicht mehr Information als  . Ist   (  ist zeitlich diskret), so heißt das speziell   für alle  .

Definition 3.24

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Ein stochastischer Prozess   heißt Martingal in stetiger Zeit bezüglich der Filtration  , falls folgendes gilt:
    •   für alle  ,
    •   adaptiert ist an   sowie
(3.28)   für alle  .

Definition 3.25

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Ein stochastischer Prozess   heißt Martingal in diskreter Zeit bezüglich der Filtration  , falls folgendes gilt:
    •   für alle  ,
    •   adaptiert ist an   sowie
(3.29)   für alle  .

Aufgabe 3.8

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Sei   ein Martingal in diskreter Zeit bezüglich der Filtration  . Zeige, dass für alle   gilt

(3.30)  

Aufgabe 3.9

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Sei   ein Martingal in diskreter Zeit bezüglich der Filtration   und   die Folge der Martingaldifferenzen:  . Zeige, dass für alle   gilt  .

Aufgabe 3.10

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Beweise, dass die Erwartungswertfunktion eines Martingals konstant ist, also dass für alle   gilt  .

Aufgabe 3.11

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Sei   ein Wiener Prozess mit der kanonischen Filtration  . Zeige, dass   kein Martingal bezüglich der Filtration   ist.

Aufgabe 3.12

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Sei   ein Wiener Prozess mit der kanonischen Filtration  . Welche der folgenden stochastischen Prozesse sind bezüglich   ein Martingal:

(3.31) a)  ,
(3.32) b)  ,
(3.33) c)  ?

Aufgabe 3.13

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Sei   ein Wiener Prozess mit der kanonischen Filtration  . Finde einen Prozess  , so dass   bezüglich   ein Martingal ist.

Aufgabe 3.14

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Sei   eine Folge von unabhängigen Zufallsgrößen über einem Wahrscheinlichkeitsraum  , und es gelte   für alle   sowie  . Wir setzen

 

Weiter sei   die kanonische Filtration zu  , also  .

a) Zeige, dass gilt  .
b) Beweise, dass   bezüglich der kanonischen Filtration ein Martingal ist.

Aufgabe 3.15

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Sei   eine Zufallsgröße über einem Wahrscheinlichkeitsraum   mit   und   eine beliebige Filtration in  . Beweise, dass

 

bezüglich der Filtration   ein Martingal ist.

Aufgabe 3.16 (Martingaltransformation)

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Sei   eine Folge von Martingaldifferenzen (s. Aufgabe 3.9) bezüglich einer Filtration   und es sei   ein stochastischer Prozess mit der Eigenschaft

(3.34)  

Ein solcher Prozess heißt vorhersagbar bezüglich der Filtration  . Wir definieren einen neuen stochastischen Prozess   vermöge

(3.35)  

Symbolisch schreiben wir   und nennen   die Martingaltransformierte von   mit  . Beweise, dass   ein Martingal und   eine Folge von Martingaldifferenzen bezüglich der Filtration   ist.

Aufgabe 3.17 (Brownsche Martingaltransformation)

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Sei   ein Wiener Prozess mit der kanonischen Filtration   und   eine Zerlegung von  ,

 
a) Beweise, dass die Folge  ,
 
eine Folge von Martingaldifferenzen bezüglich der Filtration   mit
 
darstellt.
b) Zeige, dass   vorhersagbar ist bezüglich   und dass die Martingaltransformierte   ein Martingal bezüglich der Filtration   ist, wobei gilt