Benutzer Diskussion:Methodios/Buch 4/Schloss

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Schloss Chronik

Schloss Bilder


Stadtplan 1862/1870


Gardesaal (Trabantensaal, Gardereiterwachtsaal oder Reiterwachtsaal)

  • entstand 1761 mit dem Ausbau des Ostflügels
  • Funktion eines Wachtsaals (den königlichen öffentlichen und Privaträumen vorgelagert)
  • ließ sich über die Englische Treppe erreichen
  • auf repräsentative Wirkung angelegte Raumfolge
  • für die stimmige Abfolge beauftragte Kurfürst Friedrich August II. seinen Oberlandbaumeister Julius Heinrich Schwarze mit dem Umbau des Ostflügels, des Georgenbaus und des östlichen Teils des Nordflügels
  • im ersten Obergeschoss des Ostflügels stellte Schwarze dem Gardesaal drei

Vorzimmer als Enfilade voran

  • daran schlossen sich die Audienzräume von Friedrich August II. innerhalb

der königlichen Appartements im östlichen Teil des Nordflügels an und die königlichen Wohnräume im Georgenbau


  • gotisches Portal zwischen Ostflügel und Georgenbau aus dem 15. Jahrhundert
  • um 1500 erstes Kurschwert (von drei)
  • Moritz’ blutdurchtränkte Feldbinde und die Kugel, die ihn getötet hat
  • Räumlichkeiten der Kurfürstlichen Garderobe im östlichen Nordflügel vom Ende des 15. Jahrhunderts mit Garderobe von Kurfürst August
  • Schlosskapelle löste die Georgskapelle im ersten Geschoss des

Westflügels ab, den Kurfürst Moritz 1548 abbrechen ließ, um das Schloss zu erweitern

  • als Hofkapelle eines lutherischen Kurfürsten war sie entscheidender

Fixpunkt im Religionsgefüge des 16. Jahrhunderts

  • Heinrich Schütz (1585–1672) probte hier als Hofkapellmeister von Kurfürst Johann Georg I. seine Kompositionen und und brachte sie zur Uraufführung
    • verschlungenes Kreuzrippengewölbe: Grundlage - der Kupferstich von David Conrad im Frontispiz eines Gesangsbuchs von 1676 – die einzige Quelle, die das Schlingrippengewölbe der Schlosskapelle im Original zeigt - Geometrie der Schlingrippen, die sich im Grundriss auf gleichmäßige Kreisformen reduziert
  • sächsische Elle von 56,64 Zentimetern
  • Ziegel: originale Maße 28 mal 13 mal 6,5 Zentimeter (im Vergleich zu normalen Ziegeln dünner und länger)
    • in Verbindung mit einem historisch üblichen Kalkspatzenmörtel zeigt sich

der Vorteil der Materialkombination: Beim Mauern waren keine Schalungen notwendig und der Ziegel konnte ohne Hilfsmittel horizontal vermauert werden

  • Gewölbe in einer spätgotischen Wölbtechnik


  • Schlosskapellenportal mit seinen sieben Metern Höhe und sechs

Metern Breite

  • im Vergleich zum Gewölbe waren der Cottaer Sandstein des Portals und das Eichenholz des Türblattes gut erhalten
  • vom Schloss ließ es Kurfürst Friedrich August II.

bereits 1738 entfernen - im selben Jahr wurde auch die Schlosskapelle entwidmet, weil ihre protestantische Ausrichtung nicht mehr zum neuen katholischen Glaubensbekenntnis der Kurfürsten seit August dem Starken passte

  • es folgten Stationen in der Sophienkirche, im Palais im Großen Garten und am Jüdenhof

https://www.sib.sachsen.de/download/2020_NL_Dresden_I_Der_Wiederaufbau_Dresdner_Schloss_Teil_2.pdf



https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/1929/440

Hasche, S. 246:

"Am Taschenberge ist die Hofkonditorey, vor

welcher, als einem Churfuͤrstlichen Hause, zum Schlos=

se gehoͤrig, Tag und Nacht eine Schildwache steht.

Im ersten Stock wohnen katholische Paters."

Hasche, Bd. 1, S. 246.


Hasche, Bd. 1, S. 258:

Taschenberg.

Wer mir angeben kann, woher dieser Platz -

denn Gasse kann ichs kaum nennen - seinen Na=

men habe, erit mihi magnus Apollo. Ich habe

vergebens nachgedacht, nachgesucht und nachgefragt.

Ueberall tiefes Schweigen. Alt ist der Name, so

viel ich weiß. Aber woher er komme? und warum?

- da weiß ich nichts anzugeben. Mit leeren Muth=

maßungen ist meinen Lesern nicht gedient. Der Ehr=

liche Dresdener, der den Ursprung der Gassen

untersucht, erzaͤhlt S. 8, statt den Namen zu er=

klaͤren, Weckens Nachricht vom Ursprung die=

ser Gasse, und gibt also ein quid pro quo. Sonst

wars, im 13. Jahrhunderte, der Burgplatz, den

gewisse Ritter zur Vertheidigung des altmarkgraͤfli=

chen Schlosses, was an der Ecke lag, besetzt hielten.

Sein Anfang ist auf der Schloßgasse, und endigt sich

auf einem freyen Platze des so genannten Ita=

liaͤnischen Doͤrfchens; er fuͤhret rechts bey der

Hinterfassade des Churfuͤrstlichen Schlosses und der

Hofapotheke, und links vor dem Hauptportal

des Churprinzlichen Schlosses vorbey. Bey diesem

Pallais war sonst ein Reuthaus, auf der andern

Seite ein Garten, von 1737 an, sie sind aber beyde

1700 etliche 50 weggerissen worden.

Diese Taschenberggasse, wie sie nun einmal

heißen muß, hat, außer dem Hintergebaͤude der

Hofkonditorey, die hier einen Eingang von Glas=

thuͤren hat; dem Hintergebaͤude des Schlosses

eines Theils, vor welchem eine Soldatenpost steht;


S. 259:

der Hofapotheke, die eine sehr ansehnliche steiner=

ne Treppe hat, welche, da sie im ersten Stocke

liegt, (unten im Erdgeschoß ist das Hofbackhaus)

von der Gasse hinauffuͤhrt, und auf einer steinern

dorischen Saͤule ruhet, (s. oͤffentliche Gebaͤude,) nur

zwey Haͤuser linker Hand; neben dem Prinzlichen

Pallais eins, das weiter hinter die Linie eingeruͤckte;

und dann, das am Eckhause der Schloßgasse, ein

Durchhaus.


erit mihi magnus Apollo = Apollo wird großartig für mich sein

quid pro quo = etwas für etwas

w:de:Durchhaus - Haus mit einem Durchgang, der zwei Straßen verbindet


 
Dresden einst und jetzt. 36. Das Königliche Schloss. Links an der Taschenberg-Ecke Wohnhäuser (beim Schlossumbau 1894 abgebrochen). Rechts die Arnoldische Kunsthandlung. editiert 1905

Großer Schlossumbau (Ende des 19. Jahrhunderts)

Prof. Magirius: „Die späthistoristische Bekleidung des Residenzschlosses 1889 bis 1901“; in „Das Dresdner Schloss – Monument sächsischer Geschichte und Kultur“.

Durch die im 19. Jhd. realisierten Bauten im Bereich des Theaterplatzes

  • die Sempergalerie als elbseitiger Abschluss des Zwingers
  • die aus der Front der Galerie herausgerückte zweite Semperoper
  • die Schinkelwache

war hier eine städtebaulich grandiose Platzanlage entstanden, die allerdings an ihrer Ostseite einen architektonischen Negativkontrast bot

  • das Residenzschloss.

Prof. Magirius

"Die abgenutzte, kasernenartige und inhomogene Erscheinung des Schlosskomplexes in unmittelbarer Umgebung von Zwinger, Museum und Theater wurde von den „gehobenen“ Schichten der sächsischen Bevölkerung mehr und mehr als unpassend und unwürdig empfunden."

Die Initiative zum Schlossumbau ging keinesfalls vom Königshaus aus, sondern von der Bürgerschaft. Seit der sächsischen Verfassung von 1831 hatte der König für seine eigenen finanziellen Ausgaben nur die so genannte „Zivilliste“ zur Verfügung, die aber wohl nicht sehr üppig dimensioniert war. Die enormen Geldmittel für den allgemein als überfällig eingestuften Schlossumbau wurden – nicht zuletzt aus Anlass des 800-jährigen Jubiläums der Wettiner - zusätzlich von den Landständen bewilligt.

Der Schlossumbau stieß nicht auf Widerstände in der Bevölkerung – das Gegenteil war der Fall.

Illustration zu kasernenartig, abgenutzt, inhomogen (Nr. 1 bis 4):

Abbildung 1 - Schloss und Hofkirche von Westen, um 1886 (Zustand kurz vor dem Umbau):

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0150001/df_0154396.jpg

Der in Foto Nr. 1 erkennbare Eckturm an der Nordwestecke des Schlosses stammt in seinem Grundbestand aus der großen Erweiterung des Schlosskörpers unter Kurfürst Moritz (Mitte 16. Jhd.). Der Turm hatte als oberen Abschluss einen Austritt und erinnerte durchaus noch an die Wehrfunktion aus seiner Entstehungszeit.

Die folgende Zeichnung bildet die bauliche Form der alten Westfassade ab, wie sie auch noch unmittelbar vor dem Umbau bestand:

Abbildung 2 - Straßenseitige Fassade des alten Westflügels mit Ballhaus:

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

 
Hubert Ermisch: Das alte Archivgebäude am Taschenberge in Dresden. Ein Erinnerungsblatt. 1888.

Das so genannte Ballhaus war ein eigenständiges Gebäude, das dem Schloss an der Südwestecke des Westflügels vorgelagert war. Es wurde im frühen 19. Jahrhundert zum Staatsarchiv umfunktioniert (daher die beiden Bezeichnungen *Ballhaus* bzw. *Archivgebäude*).

Wie kam es zu diesem konglomeratartigen Aussehen insbesondere der Westfassade (Abb. 2)?

Baugeschichte nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763).

Sachsen hatte wirtschaftlich enorm unter den Folgen des Krieges zu leiden, die Kassen waren leer. Die Quellen berichten, dass 1767 die Dächer des Nordflügels und des nördlichen Westflügels in einem so schlechten Bauzustand waren, dass dringende Baumaßnahmen erforderlich wurden. Das Geld reichte aber offenbar nicht für eine ästhetische Gesamtlösung.

Im Rahmen dieser Maßnahme – die sich auf die oben benannten Schlossteile beschränkte - trug man dort auch mehrere Renaissancegiebel ab, darunter den nördlichen der Westfassade (siehe Abb. 2).

Auf der Straßenseite erhielten die betreffenden Schlossteile ein zusätzliches niedriges drittes Obergeschoss – die Dachtraufe lag danach höher als im Ausgangszustand – im Vergleich des nördlichen Abschnittes der Westfassade mit dem südlich anschließenden Teil gut zu erkennen (Abb. 2).

An der Hofseite baute man allerdings Mansarddächer, wie die nachstehenden Abbildungen 3 und 4 verdeutlichen:

Abbildung 3 - Nördliche Hofseite, um 1870: http://fotothek.slub-dresden.d…df_0080001/df_0081423.jpg

Abbildung 4 - Nördliche und westliche Hofseite, um 1885:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0150001/df_0154392.jpg

Magirius legt in seinem Aufsatz ausführlich dar, wie im Verlauf der bauvorbereitenden Planungsphase zunächst mehrere Varianten speziell für die Straßenfassade des Westflügels betrachtet wurden (mit dem als besonders störend empfundenen Westflügel begann der Umbau – die Planung erfolgte offenbar gleitend unter Entscheidungsobhut eines speziell für den Umbau eingesetzten Fachgremiums, der so genannten Schlossbaukommision). Ziel war dabei u. a. die Vereinheitlichung der Traufhöhe des Daches und die Herstellung einer symmetrischen Fassadengliederung. Letztere Prämisse veranlasste die Anordnung eines Turmzwillings an der Südwestecke des Westflügels – als Pendant für den schon bestehenden Eckturm an der Nordwestecke. Die neue Traufhöhe wurde schließlich auf das „alte“ Niveau“ heruntergezogen (nachdem andere Entwurfs-Varianten verworfen worden waren), eine Maßnahme, die dem angestrebten Renaissancecharakter verpflichtet war. Eine weitere gestalterische Maßnahme für die Westfassade beinhaltete die Dekoration mit diversen plastischen Schmuckelementen, zum Beispiel mit einem von Atlanten getragenen Altan (Abb. 5, eigenes Foto vom Juni 2006):

Abbildung 5 - Westfassade im rekonstruierten Zustand des Umbaus von 1889/91:

Der eigentliche Bau – wie gesagt mit dem Bereich Westflügel - begann 1889. Als bauvorbereitende Maßnahme erfolgte ab 1888 der Abriss des alten Archivgebäudes, der auf diesem Foto hier festgehalten worden ist (Ansicht von Südosten; Fotograf: Donadini, Ermenegildo Antonio):

Abbildung 6 - Archivgebäude während der Bauarbeiten:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041516.jpg


vgl. Dresden-Altstadt, ehemaliges Ballhaus, späteres Staatsarchiv,

Sophienstraße (Abbruch 1888), Ansicht von Südosten

Hersteller: Ermenegildo Antonio Donadini

Datierung:um 1888

Dresden & Schloß

Link zu dieser Seite: https://www.bildindex.de/document/obj32025424

Zur Orientierung: Das Gebäude, das im Bild rechts neben dem im Abriss befindlichen Bauwerk erscheint, ist die Altstädter Wache.

modernes Vergleichsbild

Abbildung 7

Die Lage des Archivgebäudes geht auch gut aus diesem auf der GHND-Seite enthaltenen Grundriss hervor (Abb. 8). Übrigens, dieser Stadtplan (Stand: 1837) ist als separat beigelegter Druck (2 Blätter) auch im „Löffler“ enthalten.

Abbildung 8 - Ausschnitt Stadtplan, Stand 1837:

http://www.neumarkt-dresden.de…adtplan-Altstadt-1838.gif

immer nur die Information, dass *der Abriss des Archivgebäudes 1888“ erfolgte, mitunter noch, dass dies eine Maßnahme in Vorbereitung des großen Schlossumbaus war.

Beschaffenheit dieses in Abb. 6 schon als bauliches Fragment erscheinenden Gebäudes

Seltsamer Abriss. Man hat doch wohl nicht während des laufenden Abbruchs diese Bretterbuden dran gesetzt. Und Flachdächer, falls man für deren Existenz eine voran gegangene Umbaumaßnahme des Archivhauses als Erklärung heranziehen würde, waren damals auch nicht in.

als ob man zunächst nur einen Teilabriss getätigt hat (der das ursprüngliche Dach sowie den Gebäudeteil umfasste, der an das Schloss angrenzte – letzteren natürlich notwendigerweise wegen der Baufreiheit an der Schlossfassade).

Das Restgebäude (Abb. 6) hätte man erst einmal stehen gelassen und für Zwecke während des Bauens genutzt („Baustelleneinrichtung“) – es steht ja, wie man sieht, innerhalb des mit Brettern eingezäunten Baugeländes. Der weitere Abriss wäre dann erst nach Fertigstellung des West- und eventuell des Bärengartenflügels vorgenommen worden.

Abbildung 9. Es zeigt die Westfassade offenbar kurz nachdem die Gerüste gefallen waren – im Erdgeschossbereich laufen die Arbeiten noch.

Abbildung 9 - Westfassade im umgebauten Zustand, Ansicht von Süden:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041521.jpg

Nun ist zwar der betreffende Bildsektor sehr dunkel, aber bei entsprechender Nachbearbeitung (bitte etwas Aufhellen) sieht man ganz klar, dass das Gebäudefragment des Ballhauses entsprechend dem Zustand in Abb. 6 noch existiert. Vielleicht sind ja beide Fotos (Abb. 6 und 9) zeitgleich entstanden. Fazit: Das Ballhaus ist 1888 tatsächlich nur zum Teil abgerissen worden, der Rest folgte erst später.

Eine Bemerkung noch zum nordwestlichen Eckturm. Im Vorher-Nachher-Vergleich (Abb. 1+2 gegenüber Abb. 9) sieht man deutlich, dass der Turm erheblich aufgestockt worden ist und als neuen Abschluss eine Haube erhielt.

Das nächste Foto in Abbildung 10 ist definitiv sehr zeitnah zu Foto Nr. 9 aufgenommen worden (man vergleiche das „Restgerüst“ – oder was immer das ist - in der Mitte der Westfassade):

Abbildung 10 - Blick von Süden auf den fast fertig gestellten Westflügel: http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041520.jpg

Und in Bezug auf den neuen Westflügel noch dieses Foto in Abbildung 11 für die umgestaltete Hofseite. Im Vergleich mit dem Ausgangszustand (Abb. 4) bitte die veränderte Dachform (rechts des Giebels) beachten:

Abbildung 11 - Westliche Hofseite nach dem Umbau:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041528.jpg

Der 1889 begonnene Umbau des Westflügels war bereits 1891 abgeschlossen. Danach begann die Umgestaltung im Schlossbereich des späteren Bärengartenflügels sowie die völlige Neugestaltung eines Südtraktes. Mit diesem als Vorschau für Teil 2 gedachten Foto in Abbildung 12 möchte ich für heute erst einmal schließen.

Abbildung 12 - Südbereich mit Übergang zum Taschenbergpalais von Osten (Zustand vor dem Umbau):

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041525.jpg

Begonnen hatten die Arbeiten 1889 bis 1891 mit der Neugestaltung des Westflügels. Bis 1892 erfolgte anschließend (vielleicht zum Teil zeitlich parallel) der Umbau des Bereiches Bärengartenflügel.

Den ältesten Bauteil des Bärengartenflügels stellt das so genannte Badehaus dar (im obigen Grundrissschema pink markiert). Dieses (zunächst nur zweigeschossige) Gebäude entstand mit dem Bau des Kleinen Schlosshofes unter Christian I. (Ende des 16. Jhd., erste Erweiterung des Moritzbaus). In späteren Bauphasen erfolgte – in Etappen - eine Erweiterung dieses Baukörpers (also dem des Badehauses) nach Westen (Richtung angedeutet durch den pinkfarbenen Pfeil) und eine Aufstockung.

Die folgende Abbildung (Kupferstich von etwa 1680) zeigt einen Zwischenstand dieser Erweiterungen. Zwischenstand heißt – das ist noch nicht der Bebauungszustand (in Bezug auf die bebaute Fläche), wie er unmittelbar vor dem Dunger-Umbau bestand.

Bildquelle: bildindex der Kunst und Architektur

Beschreibung der Kupferstich-Darstellung:

Man blickt auf die Südfront des Westflügels und den westlichen Teil des Südflügels vom großen Schlosshof (letzterer ist der sgraffitto-verzierte Teil mit dem etwas niedrigerem Dach). Die im Kupferstich insgesamt erfasste Sgraffito-Fassade war der westliche Abschnitt der Südfront des Moritzbaues, dieser Abschnitt ist im Grundrissschema grün markiert. Die heutige Westfassade des Bärengartenflügels verläuft etwa dort, wo in der Kupferstich-Abbildung der kleine Pavillon im “Neuen churfürstlichen Garten“ steht. (Die ungefähre Lage dieses Pavillons im Grundrissschema durch den gelben Punkt veranschaulicht.) Bei dem links angeschnittenen Gebäude handelt es sich um das 1667 von Klengel erbaute Komödienhaus (zweiter mitteleuropäischer Theaterbau nach dem Wiener Hoftheater). Dieses wurde später zur katholischen Hofkapelle umfunktioniert, 1757 (die Hofkirche war fertig) dann zum Ballhaus umgebaut, bis es im 19. Jhd. bis zum Abriss schließlich als Archivgebäude diente.

Das rechts angeschnitten erkennbare Gebäude wurde etwa zeitgleich wie der Neubau des Komödienhauses (Gebäude links) und vermutlich ebenfalls von Klengel errichtet. Die genaue Funktion ist unbekannt.

Im nächsten Foto hat man ungefähr die gleiche Blickperspektive auf die Südfront des Westflügels wie im obigen Kupferstich:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041520.jpg

Das Archivgebäude (früheres Komödienhaus) ist bereits abgebrochen, an dieser Ecke steht der neue Turm. Aus der Bauzeit von Klengel hat die in beiden Bildern erkennbare Kolonnade mit den markanten Doppelsäulen überlebt (im Grundriss mit K gekennzeichnet), allerdings aufgrund der genannten Bauerweiterungen (in Richtung Westen) nicht in voller Länge. Wenn man sich jetzt noch einmal die Kupferstichabbildung anschaut, wird auch die Funktion dieses „Läuferganges“ augenscheinlich klar: Von den im westlichen Bereich des Kleinen Schlosshofes gelegenen Wohnbereichen konnte die Hofgesellschaft bequem ins „Theater“ gehen.

Noch eine abschließende Bemerkung zum Begriff Bärengartenflügel. Das Wort „Garten“ ist jetzt wohl verständlich – Der betreffende Schlosstrakt steht auf dem Gelände des ehemaligen „Neuen churfürstlichen Gartens“, Bären wurden dort allerdings nie gehalten (Dirk Syndram) – diese Wortschöpfung verstehe wer will.

[Beeren]

Kommen wir nun zu den südlichen Trakten des Schlosses. Hier erfolgte der Umbau bis 1893. Zunächst zwei Fotos vom Beginn der Arbeiten:


http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041523.jpg

Aufgrund des teilweise abgebrochenen Daches im obigen Foto wird sichtbar, dass dort offenbar ein Flachdach bestand – an der gleichen Stelle übrigens heute auch.

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041524.jpg

Das letzte Foto s. o. Das rechts angeschnittene Gebäude ist der östliche Flügel des Taschenbergpalais. Man erkennt – zumindest in den Komturen – den Vorgängerbau der heutigen Brücke, die vom Taschenbergpalais ins Schloss führt. Das nächste Foto zeigt diese zweigeschossige Brücke, die zusammen mit dem betreffenden Palaisflügel Mitte des 18. Jhd. gebaut worden ist, von der anderen Seite (aus Richtung Osten):

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041525.jpg

Das Bürgerhaus, in das die Vorgängerbrücke schlossseitig mündet, wird in den Bildtiteln als Gerv’sches Haus bezeichnet. Hier noch ein weiteres Foto des markanten Erkers in Frontalansicht, oberhalb des Erkers erkennt man einen Gerüstgang – zum Zeitpunkt der Aufnahme liefen also schon die Abbrucharbeiten im Bereich des Daches:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0040001/df_0041526.jpg

Spätestens jetzt dürfte die Frage auftauchen, wieso im 18. Jhd. eine Brücke vom Taschenbergpalais in ein südlich des eigentlichen Schlosskomplexes befindliches Bürgerhaus („Gerv’sches Haus“) gebaut wurde. Dazu muss man wissen, dass entlang der Gasse „Am Taschenberg“ unmittelbar südlich der Gebäudegruppe um den Kleinen Schlosshof 5 Bürgerhäuser standen, die seit Ende des 16. Jhd. nach und nach in den Besitz des Hofes gelangt waren. Auf der Grundfläche dieser 5 Bürgerhäuser befindet sich der „heutige“ Südflügel des Schlosses – das ist der Trakt zwischen den beiden südlichsten Schlosstürmen. Der „frühere=erste“ Südflügel, der des Moritzbaues – heißt daher richtigerweise „Zwischenflügel Nord“ (als „Zwischenflügel Süd“ bezeichnet man übrigens den Südflügel des Kleinen Schlosshofes.

In den diversen Quellen wird in Bezug auf den „heutigen“ Südfügel stets sinngemäß formuliert, dass diese 5 Bürgerhäuser im Rahmen des großen Schlossumbaus abgerissen worden sind und auf deren Grundfläche der Südtrakt mit den beiden flankierenden Türmen „neu erbaut“ wurde. Laut Dirk Syndram / Peter Ufer („Die Rückkehr des Dresdner Schlosses“) haben sich aber

  • "im Erdgeschoss historische Räume der Bürgerhäuser erhalten".

2 Fotos vom Bereich Südflügel. Das erste zeigt die Ruine mit Trümmerbahn:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0100001/df_0106870.jpg

Auf dem zweiten sieht man in Detailansicht die Brücke im restaurierten Zustand (Juni 2006):


Unmittelbar vor dem Umbau standen auf der Grundfläche des heutigen Südflügels 5 Bürgerhäuser, die aber offenbar nicht vollständig abgebrochen worden sind. Zumindest Teile des Erdgeschosses müssen stehen geblieben sein, da sich – wie schon zitiert – im

  • "Erdgeschoss des Südflügels historische Räume der Bürgerhäuser erhalten haben".

Im Zuge des Wiederaufbaus in den 1990er Jahren machten sich im Bereich des Südflügels zudem umfangreiche Maßnahmen zur Stabilisierung und baulichen Ertüchtigung der Gründung erforderlich, was indirekt ebenfalls belegt, dass man 1892/93 die „Basiszonen“ belassen und hier den neuen Baukörper einfach draufgesetzt hat. Vollständige Neubauten stellen allerdings die beiden, die Südfront flankierenden Türme dar.

Die grundlegende Rekonstruktion der Kriegsruine des Südflügels begann übrigens im Jahr 1995. Und da erlebte man eine böse Überraschung. Syndram/Ufer schreiben in Bezug auf diesen Trakt:

Zitat Dirk Syndram / Peter Ufer: „Die Rückkehr des Dresdner Schlosses“:

…Mauerwerk, das auf den ersten Blick brauchbar aussah, erwies sich als morsch und bröcklig…Das hatten die Bauleute so nicht erwartet…Da war mehr Güte und Solidität erwartet worden. Offenbar hatten die Baumeister von einst bei der Schlosserweiterung zur Jahrhundertwende unter großem Zeitdruck gestanden (Anm.: 1892/93 ist ja tatsächlich ein bemerkenswert kurzer Zeitraum, zumal wenn man die damalige Bautechnik bedenkt).

In einem Artikel der Sächsischen Zeitung vom 3. Januar 1996, der in einem Rückblick über die im Verlauf des vorangegangenen Jahres (1995) realisierten Arbeiten am Schloss berichtete, konnte man zum gleichen Sachverhalt Folgendes lesen:

SZ, 3. Januar 1996 „Morsche Bausubstanz und leise Töne im Dresdner Schloss“, von Reinhard Delau

…Am meisten (Anm.: bezogen auf die Bauarbeiten des Jahres 1995) hat den Bauleuten der Südflügel zugesetzt. „Dieser verdammte Südflügel.“ Mehr als einmal fluchten die Maurer. Sie hockten, kauerten vor den morschen, brüchigen Mauern, Meißel und Fäustel in der Hand, die Bohrmaschine gegen Stein gestemmt. Ausspitzen mussten sie die brüchigen Mauerstücke. Und es verging kaum eine Woche ohne böse Überraschungen. Schnell wurde es zur Gewissheit, dass es um die Standfestigkeit dieses Flügels schlecht bestellt war. Mit diesen Schwierigkeiten hatte keiner gerechnet. Der Südflügel ist der jüngste Teil des Schlosses. Er entstand zwischen 1889 und 1901 (Anm.: genauer: 1892/93, der Zeitraum 1889 – 1901 beziffert den Zeitraum der Gesamtmaßnahme). Damals erhielt das Schloss anlässlich der 800-Jahrfeier der Wettin-Dynastie seine Neorenaissancebekleidung. Die Bauleute und Statiker hatten solide gefügte Mauern erwartet. Der Südflügel hat die Schlosserbauer lange aufgehalten. „Da kannst du nicht einfach eine Kompanie Maurer dransetzen, das ging oft nur Meter für Meter vorwärts. Wurde ein Stück ausgespitzt, musste die Lücke mit Beton verpresst werden.“ Ja, sie hatten zum Ende des Jahres weiter sein wollen, viel weiter. Zumindest das Dach zur Stadtseite, zum Taschenbergpalais wollten sie gedeckt haben….Daraus ist nichts geworden. Aber der Grund für zügiges Bauen ist nun endgültig gelegt. Der Bau steht auf festen Fundamenten, eingezogen sind die Etagendecken. …(Anm.: Im Ausblick auf die nachfolgenden Arbeiten u. a.): Der vierte Eckturm an der Schlossstraße ist statisch gesichert. Im Frühjahr (Anm.: also Frühjahr 1996) wird die Haube auf den Schaft gesetzt, die Fassade des Südflügels soll saniert sein.

Aber zurück zum großen Schlossumbau. Die 1892 begonnenen Arbeiten am neuen Südflügel waren bereits 1893 beendet. Bis 1895 folgte dann die bauliche Umgestaltung entlang der Schlossstraße. Das folgende Foto, entsprechend Bildtitel aufgenommen um 1870, verdeutlicht die Ausgangssituation. Der Fotograf stand mit dem Rücken zum Georgenbau und blickte in Richtung Süden:

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

Hier noch mal die gleiche Aufnahme in vergrößerter Ansicht:

http://www.bildindex.de/bilder/MI09539c04a.jpg

Anhand des Fotos kann man sich anschaulich die einzelnen, sehr unterschiedlich entstandenen Trakte entlang der Schlossstraße klarmachen.

Der Bereich „vor“ dem Torhaus (=nördlich davon) bildet den Ostflügel des so genannten Moritzbaues (Mitte 16. Jhd.), geht aber in seinem Grundbestand auf noch ältere Bauphasen des Schlosses zurück. Der Baukörper unmittelbar nördlich des Torhauses gehört bekanntlich zum Treppenhaus der „Englischen Treppe“. Hier kann man mal gut sehen, wie das Problem der (heute zugemauerten) Fenster damals „gelöst“ war: Offenbar durch permanent geschlossene Fensterläden.

Der Bereich „hinter“ dem Torhaus (=südlich davon) beinhaltete über Jahrhunderte Bürgerhäuser, und bis zum großen Schlossumbau war das durch die Baustruktur (siehe obiges Foto) auch evident ersichtlich. Das Torhaus, das die beiden genannten Bereiche miteinander verzahnt, entstand Ende des 16. Jahrhunderts auf dem „Vorplatz“ zwischen dem Kernbau des Schlosses (Moritzbau) und den südlich davon befindlichen Bürgerhäusern.

Im Zuge dieser Baumaßnahme (erste Erweiterung des Moritzbaues, spätes 16. Jhd.) wurde das so genannte Schreyersche Haus vom Hof erworben und als Wohntrakt für die Söhne des Kurfürsten Christian I. umgebaut. Dabei entstand die noch original erhaltene, doppelgeschossige Loggia (Renaissancearchitektur) im Kleinen Schlosshof. Das Schreyersche Haus ist das unmittelbar südlich an das Torhaus angrenzende Gebäude (im obigen Foto gut auszumachen, weil es die anschließenden Bürgerhäuser etwas überragt).

Südlich des Schreyerschen Hauses folgten – bis zur Gasse „Am Taschenberg“ – noch 2 (?) weitere Bürgerhäuser (2 oder sogar 3).

Vgl. Fotoaufnahme von 1870 (erstes Foto im vorliegenden Beitrag) betreffender Straßenabschnitt.

nicht eindeutig erkennbar, ob der markante längliche Erker zu einem sehr schmalen eigenständigen Haus gehört (dann wären es 3 Häuser) oder außermittig an einem deutlich breiteren Haus angeordnet war (dann wären es 2 Häuser). Die zugehörigen Fassaden sind in der nächsten Detailaufnahme erfasst (auch diese Aussage beinhaltet eine kleine „Unsicherheit“ ):

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

Und hier noch in vergrößerter Ansicht:

http://www.bildindex.de/bilder/MI09539d09a.jpg

Wie man sieht, wurde gerade damit begonnen, die Fensterrahmen herauszunehmen.

Die Bildunterschrift lautet: Residenzschloss, Teil der Ostseite, Eberhardtsches und Kühnsches Haus, Beginn des Umbaus;

So wie auch auf dieser Karteikarte der Fotothek:

http://fotothek.slub-dresden.de/bildkarten/df_0041518_k.jpg

Im Vergleich mit dem ersten Foto in diesem Beitrag müsste das Gebäude mit dem Renaissanceportal (links am Bildrand) das Haus an der Ecke Schlossstraße / Gasse „Am Taschenberg sein. Dieses Portal, ein für die sächsische Renaissance typisches „Sitznischenportal“, sieht man hier in Detailansicht:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0100001/df_0107080.jpg

Und hier, am südöstlichen Eckturm des Schlosses, können wir es heute noch bewundern (ich vermisse den Türklopfer, aber auch die Türklinke; das ist vermutlich zwischenzeitlich ergänzt – wäre mal eine Rechercheaufgabe für unsere Fotografen):

Dresdner Schlo - Tr im Neorenaissancestil des Historismus

Dirk Syndram schreibt dazu:

Zitat („Das Dresdner Schloss – Von der Residenz zum Museum“)

In den südöstlichen Rundturm des neu erbauten Südflügels wurde das Renaissanceportal des Kühnschen Hauses aus der Zeit um 1580 einbezogen, das sich einst an der Ecke zur Gasse Am Taschenberg und zur Schlossstraße erhob.

Es handelt sich um diesen Turm hier, das Portal ist leider durch den Baum verdeckt.

So weit wäre die Sache eigentlich klar und rundum stimmig gewesen, wenn ich nicht noch diese Information hier auf einer gut bekannten und fachlich sehr geschätzten HP gefunden hätte (siehe Erläuterungen unter dem Foto):

Dresdner Schlo - originale Renaissancefigur

Falls das ursprüngliche Haus mit besagtem Portal wirklich einem Geschäftshaus gewichen ist, dann wäre die Detailabbildung der Fassade (die, die mit Kühn'schem und Eberhardt'schem Haus bezeichnet ist und in der dieses Portal eindeutig auszumachen ist), logischerweise nicht Teil des Schlosskomplexes gewesen. Diese Frage muss ich erst mal im Raum stehen lassen.

Das nächste Foto zeigt den nördlichen Teil der Schlossstraße (Blickrichtung von Süden) und die Südfront des Georgenbaus, jeweils vor dem Umbau:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0080001/df_0081424.jpg

Dass die Schlossfassade im Bereich der Schlossstraße nicht immer so kasernenartig / streng / schmucklos ausgesehen hat, verdeutlicht die nachstehende Abbildung:

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

Offensichtlich war der Fassadenschmuck aus der Barockzeit nach und nach verloren gegangen.

Beim Umbau Ende des 19. Jhd. wurde dem Schloss allerdings nicht das Stil-kleid des Barock, sondern eine Neorenaissancefassade verpasst – dies letztlich eine Hommage an die Entstehungszeit des „eigentlichen“ Schlosses (und die große Zeit Sachsens). Eins lässt mich an dieser Stelle immer ratlos mit den Schultern zucken: Der gesamte Schlossumbau unter Dunger / Fröhlich war eine gigantische „Architektur-Neuinszenierung“ mit ungezählten Phantasieelementen, die so vorher nie existiert hatten. Das wird heute mit größter Selbstverständlichkeit rekonstruiert – ohne einen einzigen Einspruch der Dogmatiker. Die analoge Verfahrungsweise bei heutiger Realisierung (obwohl die wesentlich näher am Original liegt; Stichwort zum Beispiel Sgraffito) gilt den gleichen Leuten als größter denkmalpflegerischer Frevel. Aber man sollte wohl gar nicht erst versuchen, Dogmatiker verstehen zu wollen.

Dieses schöne Foto von Hyade (Februar 2007) zeigt die aktuelle Ansicht der Ostseite des Schlosses (wie schon angedeutet – das ist der 1 : 1 – Zustand, wie er durch Dunger und Fröhlich geschaffen wurde):

http://img377.imageshack.us/img377/4390/schlosscp9.jpg

Man sieht, dass die Front durchaus ansehnlich in Einzelfassaden aufgegliedert wurde. Die beiden Erker einschließlich des plastischen Schmucks sind völlige Neukreationen. Neu gebaut wurden auch die für die Renaissance typischen Zwerchhäuser und Giebel. Am Torhaus wurden die beiden Löwen neu geschaffen.

Ab 1896 begann dann der Umbau des Nordflügels, ab 1899 der Umbau des Georgenbaus. Zu letzterem im Vorblick auf Teil 4 noch dieses Foto (offenbar wird hier gerade begonnen, das Gerüst aufzustellen):

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0190001/df_0196971.jpg


Mit geänderten Prämissen hatte das ganze nichts zu tun, sondern mit Geldfragen. Die Abrißfrage schwebte nach 1945 lange im Raum, man bedenke allein die Pläne von Hans Hoop und Mart Stam.

Von den Fünfziger Jahren bis in die Siebziger beabsichtigte man die Wiederherstellung des "originalen" barocken Zustandes; was in Teilen einem völligen Neuaufbau gleichgekommen wäre. Wer hätte so etwas in finstersten Ostzeiten bezahlt ?

Dafür fehlte den Stadtoberen schlicht das Geld; gestalterische oder ideologische Fragen wären bei der Sache kaum das Problem gewesen. Die allgemeingültige Wahrheit konnte sich binnen einer Politbürositzung ändern, Ideologien(vermeintlich aus härtestem Beton) auch zurechtgebogen werden, wenns das Reprästativbedürfnis oder eine Laune der Obersten mal verlangte.

Aber dennoch kann Dresden froh sein, daß 40 Jahre nichts unternommen wurde. Die Dungerfassade stellt in Proportion und kulturhistorischer "Aussage"(Das Schloß ist nicht nur Herz Dresdens, sondern des ganzen alten Kursachsens gewesen - dessen Hauptepoche des bürgerlichen und höfischen Bauens die Renaissance war) eine der besten Architekturen Dresdens und ein Positivbeispiel des Historismus dar. Geschwärzt, wie der Sandstein nach Industrierauch, Feuersturm und Verfall sich heute darbietet, ist es die beste denkbare Lösung für einen derartig geschichtsträchtigen Bau. Laßt den Sandstein auch in Zukunft schwarz.


Südseite

Zitat

Leider habe ich kein Foto gefunden, dass diesen Teil des Schlosskomplexes unmittelbar vor dem Umbau zeigt


Auch ich habe lange gesucht, und ebenfalls keines gefunden. Wenn es überhaupt eines gibt, dann vielleicht in einem Schloßbauamt, als unbeachtete Dokumentation des Vorzustandes. Durch die Hofapotheke war die Sicht auf den Bärengartenflügel doch ziemlich verbaut, und schien zumindest den Quellen für Bildindex nicht photogen genug (oder vielleicht technisch als Weitwinkelaufnahme zu schwierig).

Im Stadtplan

http://www.neumarkt-dresden.de…adtplan-Altstadt-1838.gif

erkennt man die Hofapotheke als langen Bau zwischen Schloß und Taschenbergpalais.

Am besten läßt sich die bauliche Situation im Dachflächenplan

http://www.bildindex.de/bilder/MI09547e04a.jpg erkennen.

Auf

http://www.bildindex.de/bilder/MI09466e07a.jpg

und http://www.bildindex.de/bilder/MI09466e08a.jpg

schauen wir um 1840 vom Hausmannturm nach Süden. Links unten auf dem zweiten Bild erkennt man oberhalb der Zwerchgiebel des Schloßflügels vor dem Taschenbergpalais das Apothekendach mit Gauben.

Gönnt Euch einmal das Vergnügen und öffnet jedes Bild in einem eigenen Fenster, schiebt sie dann so nebeneinander, daß sich unten drei gleich große Giebel ergeben, dann habt Ihr eine Panoramasicht vom Zwinger bis zur Schloßstraße, einschließlich Baublock südlich vom Zwischenflügel Nord.


Ostseite

http://www.bildindex.de/bilder/MI09539d09b.jpg

zeigt tatsächlich, wie die Bildunterschrift angibt, einen Teil der Ostfassade des Schlosses.

Die beste Orientierung bieten der Aufriß

http://www.bildindex.de/bilder/MI09776g02a.jpg

und die Ansicht in die Schloßstraße nach Norden

http://www.bildindex.de/bilder/MI10122f12b.jpg (um 1800).

Damit ordnen sich die anderen Bilder von selbst ein:

Es sind drei Häuser südlich des Schreyerschen Hauses (Weißenfeldacher, Erhardtsches, und Kühnsches Haus), und der Erker befand sich am mittleren.

http://www.bildindex.de/bilder/MI09539c04a.jpg

zeigt die Schloßstraße nach Süden. Hinter dem Torhaus folgt das erhöhte Schreyersche Haus (von dem sich zumindest Erdgeschoßräume erhalten haben).

Vom folgenden Weißenfeldacher Haus sind die drei unteren Gauben sichtbar.

Die vorstehenden Segmentbogenverdachungen im Erdgeschoß kann man schon auf

http://www.bildindex.de/bilder/MI09538f06b.jpg

links hinter dem Sänftenträger deutlich ausmachen. Irgendwann wurden die Fassaden des Weißenfeldacher und des anschließenden Erhardtschen Hauses einander angeglichen, so daß sich diese Bögen auch am Erhardtschen Haus finden, wo man sie auf

http://www.bildindex.de/bilder/MI09539d09b.jpg

sieht. Auf

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0080001/df_0081424.jpg

sind sie ganz links noch scharf angeschnitten.


Den Abschluß bildet der Giebel des Kühnschen Hauses. Drei unterschiedliche Fenster im Erdgeschoß machen das Haus unverkennbar.

Offensichtlich wurden diese drei Hauser pausenlos verändert, sie sehen auf jedem Bild anders aus (Bemalung, Geschoßhöhe im Erdgeschoß, Fassadenangleichung).

Es gibt einen Stich von 1680 - aus dem gleichen Werk „Die durchlauchtigste Zusammenkunft ...“ wie die Ansicht des Bärengartenflügels - da haben Kühnsches und Weißenfeldacher Haus Erker, dafür das Erhardtsche keinen. Den Stich habe ich leider nicht online gefunden, er findet sich bei Dirk Syndram „Das Schloß zu Dresden - Von der Residenz zum Museum“ auf S. 36.

Wie wäre es mit folgender Theorie zum Portal: Es wurde für ein Wohnhaus in der Schloßstraße geschaffen, als dieses Haus während der Gründerzeit (1871 - 1873) einem Geschäftshaus weicht, kommt es zum Einbau in das Kühnsche Haus (Donadinibild), dann im Rahmen des Umbaus zur Versetzung in den Südostturm.


Ich gehe allerdings davon aus, daß Architektur klassisch: Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. sich irrt, auch wenn man in Dresden gerne Portale umgesetzt hat, so auch dieses

http://www.bildindex.de/bilder/MI09540f04b.jpg .

Da unsere Photographen ohnehin schon hingehen, um nach Türklopfer und Klinke zu schauen, könnte vielleicht bitte jemand die Kartusche im Schlußstein so ablichten, daß man die Schrift lesen kann?


Großer Schlossumbau Fortsetzung.

Aufnahme, die den Zustand des Moritzbaues von etwa 1556 verdeutlicht (Stich aus der Weck’schen Chronik).

Südlich des Moritzschlosses (bezogen auf die Abbildung wäre das am unteren Bildrand) befanden sich Bürgerhäuser.

Die erste Erweiterung des Moritzbaues (=Schaffung des Kleinen Schlosshofes), die im späten 16. Jhd. erfolgte, beinhaltete nur an 2 Seiten Neubauten:

  • als westliche Einfassung dieses Hofes das Badehaus (siehe dazu Grundriss) und * als östliche Einfassung das Torhaus in Weiterführung der Ostfront des Kernbaues.

Die südliche Hofeinfassung war mit dem Schreyerschen Haus bereits gegeben. Heute nicht mehr existent sind der Schössereiturm (am rechten Bildrand) und das gotische Torhaus, das Ende des 17. Jhd. abgebrochen und durch das STARCKE-Portal ersetzt worden ist (Ort des Torhauses im Kupferstich: Bereich der „eingeschnürten“ Zone im damaligen Südflügel, heute Zwischenflügel Nord).

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

Dieses Bild wollte ich unbedingt noch nachreichen, weil man damit die folgende, schon in Teil 2 enthaltene Darstellung (eines späteren Zustandes als in der obigen Abbildung) räumlich besser zuordnen kann. Dazu muss man sich nur anhand des Schlossgartens orientieren, in der früheren Zeitaufnahme (der aus der Weck’schen Chronik) scheint allerdings der kleine Pavillon im Rundling des Gartens noch nicht zu existieren.

bildindex der Kunst und Architektur


Die zuletzt aufgeworfene Frage, ob das Haus mit dem umgesetzten Renaissanceportal im Abschnitt südlich des Torhauses stand oder doch irgendwo anders auf der Schlossstraße (Stichwort: Neubau eines Geschäftshauses), ist zwischenzeitlich geklärt:

Dresdner Schlo - originale Renaissancefigur

Das Portal stammt also tatsächlich vom Kühnschen Haus, dem Eckhaus an der Einmündung der Gasse „Am Taschenberg“ in die Schlossstraße. Damit bleibt festzuhalten, dass der neue Ort für dieses Portal, den man damals ausgesucht hatte (am südöstlichen Eckturm) sehr nahe der ursprünglichen Position liegt. Zu diesen Bürgerhäusern (im Abschnitt südlich des Torhauses bis zur Gasse „Am Taschenberg“) habe ich noch einige Informationen gefunden. Unmittelbar südlich des Torhauses befand sich das so genannte „Schreyersche Haus“. Im Anschluss daran folgten noch 3 Häuser folgten

Zitat

Offensichtlich wurden diese drei Hauser pausenlos verändert, sie sehen auf jedem Bild anders aus (Bemalung, Geschoßhöhe im Erdgeschoß, Fassadenangleichung). Es gibt einen Stich von 1680 - aus dem gleichen Werk „Die durchlauchtigste Zusammenkunft ...“ wie die Ansicht des Bärengartenflügels - da haben Kühnsches und Weißenfeldacher Haus Erker, dafür das Erhardtsche keinen. Den Stich habe ich leider nicht online gefunden, er findet sich bei Dirk Syndram „Das Schloß zu Dresden - Von der Residenz zum Museum“ auf S. 36.

Diesen Stich gibt es online, aber leider nur ziemlich unscharf; in der nachstehenden Aufnahme im oberen Bild (man orientiere sich dort am gut erkennbaren Torhaus, das liegt relativ weit rechts in der insgesamt abgebildeten Schlossstraßenfront).

http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/bidok/df_0280052.jpg

Der bauliche Zustand der betreffenden Hausfassaden unmittelbar vor dem Abbruch / Teilabbruch ist auf dieser Plandarstellung der Denkmalpflege dokumentiert:

http://fotothek.slub-dresden.d…df_0140001/df_0142945.jpg

Der Bildtitel lautet:

Dresden, Schloßstraße: Fassaden der 1892 zugunsten der Schloßerweiterung abgebrochenen Häuser (Aufnahmezeichnung), um 1890

Verwalter: Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Planarchiv

Anhand dieses Fassadenaufrisses kann man jetzt das Donadini - Foto räumlich eindeutig zuordnen (es zeigt den unteren Teil der beiden linken Häuser in der obigen Zeichnung). Hier ist es noch einmal zum Vergleichen:

bildindex der Kunst und Architektur

In Bezug auf den Ostflügel gibt es ein interessantes Detail nachzutragen. An der Hofwand zum Großen Schlosshof befand sich hier ein schöner Brunnen aus dem späten 17. Jhd:

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

Die folgende Aufnahme verdeutlicht die Position des Brunnens etwa in der Mitte der Ostwand:

http://www.bildindex.de/bilder/MI09540c06a.jpg

Ich habe noch eine irgendwo gelesene Passage in dunkler Erinnerung, in der es um einen Brunnen im Schlosshof ging. Ich kann jetzt nicht sagen, ob der Brunnenstandort beim großen Umbau verändert worden ist. Aber wie auch immer, das wertvolle alte Bauteil ist im Zuge der Maßnahmen Ende des 19. Jhd. erhalten und durchaus gelungen integriert worden.

Wie man hier sehen kann, hatte der Brunnen die Bombennacht leidlich überstanden:

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

Ich glaube sicher, dass die Wiederherstellung des Brunnens zu den noch ausstehenden Feinarbeiten an den Fassaden gehört. Es ist mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass man den Brunnen schon seit vielen Jahren abgebaut und erst mal eingelagert hat. Den ersten Grund für diese Annahme seht ihr hier auf diesem leider etwas dunkel geratenem Foto (er war der Kranschneise im Weg):

Vermutlich hat man das das gute Stück aber schon eher geborgen, nämlich vor der ersten großen Grabungskampagne, die ab 1982 lief. In der Folge sah der Große Schlosshof so aus (das sind freigelegte Mauern aus den ganz frühen Bauphasen):

Bildquelle:

Filmische Dokumentation: Das Dresdner Schloss – von der Ruine zum Richtfest Herausgegeben vom Sächsischen Finanzministerium

Der gesamte Hof war umgewühlt. Es ist zu bedenken, dass sich der Brunnenstandort sehr, sehr nahe der Kemenate befindet. Und die Kemenate ist auf jeden Fall „großzügig“ freigelegt worden, auch da hätte der Brunnen im Weg gestanden.

Der Umbau des langgestreckten Ostflügels war 1895 beendet. Ab 1896 folgte danach die bauliche Umgestaltung des Nordflügels. Das nächste Foto zeigt den nordwestlichen Teil des Schlosses während des Umbaus. Ihr erinnert euch, dass man mit dem Westflügel begonnen hatte. Zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme sind die Bauarbeiten – wie man sieht - am Westflügel bereits weitgehend abgeschlossen (am unteren Turmbereich scheint noch ein kleines Gerüst zu stehen). Die Nordfassade weist demgegenüber noch ihren „kasernenartigen“ Look auf. Man beachte die höher liegende Dachtraufe und das hier vollausgebaute Mansardgeschoss – genauso sah der nördliche Teil der Westfassade vor dem Umbau ebenfalls aus.

http://fotothek.slub-dresden.d…dini_800px/df_0356324.jpg

Der Bildtitel lautet:

Dresden-Altstadt. Theaterplatz, Blick gegen Katholische Hofkirche und Residenzschloss während des Umbaus. Aufnahme: E. A. Donadini, um 1891


Das nächste Donadini-Foto ist mit der Jahreszahl 1901 datiert, da war der Nordflügel fertiggestellt:

http://fotothek.slub-dresden.d…dini_800px/df_0041531.jpg

Der Bildtitel lautet:

Dresden-Altstadt. Theaterplatz, Blick gegen das Residenzschloss von W. Aufnahme: E. A. Donadini, um 1901

Zu den einzelnen Baumaßnahmen im Bereich Nordflügel schreiben Syndram/Ufer:

Zitat

Quelle: „Die Rückkehr des Dresdner Schlosses“

Beim elbseitigen Nordflügel wurde vor allem eine Wiederherstellung der historischen Form des Daches und der Fassade angestrebt. Die Arbeiten zogen sich über drei Jahre bis 1899 hin. Gleichzeitig mit der Elbfassade wurde auch (Anm.: in Bezug auf den Nordflügel) diejenige zum Großen Schlosshof verändert. Die originale Loggia der Renaissance wurde zu diesem Zweck abgetragen und, leicht nach Süden versetzt, wieder neu errichtet. Dadurch erhielt sie eine größere Tiefe. Zugleich wurde ihr im zweiten Geschoss, nach Osten und Westen, anschließend ein verglaster Gang, der Läufergang, angefügt.

Das nächste Foto zeigt die nördliche Hoffassade vor dem Umbau:

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

Und hier der Zustand nach den Bauarbeiten:

Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

Abschließend noch eine Empfehlung betreffs der Donadini-Fotos. Eine schöne Zusammenstellung mit vielen interessanten Informationen findet man hier:

http://www.deutschefotothek.de


Dort im linken Menübereich wie folgt durchklicken:

  • Bestäende, Projekte, Services
  • Fotografen
  • Donadini
  • Architektur


https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.php?thread/97-das-dresdner-schloss/&pageNo=16

Bin auch noch immer gespannt ob und wenn man mit der Brüstung und mit der Pelikane am Portalgebäude anfängt.

Auf der GHND-HP sind Fotos des aktuellen Schlossmodells veröffentlicht (Fotograf: Thomas Kantschew). Dieses Modell veranschaulicht den gültigen Planungsstand– das zeigt nicht zuletzt die gegenüber den früheren Planungen der 1980-er Jahre veränderte Ostfassade. Man sieht also die Bauversion, die schon realisiert bzw. tatsächlich zu erwarten ist. Mit dieser Prämisse, schau Dir bitte mal das Torhaus an:

http://www.neumarkt-dresden.de…schloss/schlossmodell.jpg

Die Balustrade ist unschwer zu erkennen. Es war ja schon berichtet worden, dass die wertvollen Teile (wertvoll, weil zum Originalbestand des Torhauses aus dem späten 16. Jhd. stammend) vermutlich in der Nachkriegszeit geborgen worden sind. Ich hoffe, dass man die wieder einbauen wird. Aber wie auch immer – die Balustrade kommt wieder. Hier sind weitere Fotos von Thomas Kantschew vom Schlossmodell zu sehen. Eines (Ansicht von Westen) zeigt übrigens sehr gut die Ostwand des Großen Schlosshofes – einen Brunnen kann ich dort allerdings nicht entdecken. Aber vielleicht ist ja nicht jedes Detail dargestellt worden.

http://www.neumarkt-dresden.de/Presse/16-11-06-schloss.html Methodios (Diskussion) 12:06, 9. Feb. 2024 (CET)Beantworten

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