Das Klima-Buch[1] von Greta Thunberg stellt eine Gemeinschaftsleistung von vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten dar, die durch eine übergreifende Gliederung und Einleitungen von Thunberg[2] zu jedem größeren Abschnitt zusammengehalten werden.

Gliederung

Bearbeiten

Das Klimabuch ist in fünf Teile gegliedert: 1: Wie das Klima funktioniert 2: Wie sich unser Planet verändert 3: Wie es uns betrifft 4: Was wir dagegen unternommen haben 5: Was wir jetzt tun müssen[3] .

Zu Inhalt und Intention

Bearbeiten

Mit diesem Buch wird der Versuch gemacht, weltweit die Grundlagen für ein komplexes Verständnis der Klimakrise und der möglichen Antwort darauf zu legen. Das soll ermöglichen, in Schulen und Medien Klimabildung voranzutreiben, die die Voraussetzung für jedes sinnvolle Handeln sei. Insbesondere strebt Thunberg an, eine aus ihrer Sicht falsche Ausgewogenheit[4] in der Berichterstattung zu überwinden, die Manipulation von Umweltstatistiken zu unterbinden, die durch "Herausverhandeln" von Emissionen und falsche Etikettierungen wie "grüner" Wasserstoff entstünden, und die Stimmen der vom Klimawandel schon jetzt am meisten Betroffenen aus dem globalen Süden zu Gehör zu bringen.[5]

Detailiertere Darstellung anhand von Zitaten

Bearbeiten

Wie das Klima funktioniert

Bearbeiten

1.1 "Um dieses Problem zu lösen, müssen wir es zunächst verstehen", 2

Bearbeiten

Thunberg: "[...] Ich bin fest überzeugt, dass wir die schlimmsten Folgen dieser aufkommenden Existenzkrise nur abwenden können, wenn wir eine kritische Masse von Menschen zusammenbringen, die die notwendigen Veränderungen fordern. Damit das geschieht, müssen wir schnell Bewusstsein schaffen, denn noch immer fehlt es in der breiten Öffentlichkeit an grundlegendem Wissen, das notwendig ist um die Notlage zu begreifen, in der wir uns befinden. [...Dies] Buch enthüllt das Handeln der Verantwortlichen und das Versagen derer, die den Bürgerinnen und Bürgern der Welt diese Informationen schon längst hätten vermitteln müssen. [...]" (S.2/3)

"Selbstverständlich gibt es Fortschritte, hören wir. Manche Länder und Regionen melden eine recht erstaunliche Reduzierung der CO2-Emissionen – zumindest in den Jahren, seit die Welt erstmals die Rahmenwerke zur Handhabung unserer Statistiken ausgehandelt hat. Aber wie steht es um all diese Reduzierungen, wenn wir statt der sorgfältig manipulierten Landesstatistiken unsere Gesamtemissionen einbeziehen? Also all die Emissionen, die wir so erfolgreich aus diesen Zahlen herausgerechnet haben. Zum Beispiel durch die Verlagerung von Fabriken in ferne Erdteile und das Auslassen der Emissionen von internationalen Flug- und Schiffsverkehr in unseren Statistiken [...]" (S.4)

1.2 Die umfassende Geschichte des Kohlendioxids

Bearbeiten

Peter Brannen: "Wegen seiner erstaunlichen Bedeutung für alle Teile des Erdsystems ist Kohlendioxid nicht bloß einer von vielen abträglichen industriellen Schadstoffen wie Fluorkohlenwasserstoff oder Blei. Vielmehr ist es [...] 'der wichtigste Stoff in der Biosphäre'. (S. 6/7)

"Angesichts der zentralen Bedeutung des Kohlendioxids für die Biosphäre sollten wir vielleicht nicht überrascht sein, dass es derart zuverlässig zu Verwüstungen planetaren Ausmaßes führen kann, wenn dieses System so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht wird." (S. 8)

1.3 Unser Einfluss auf die Evolution

Bearbeiten

1.4 Zivilisation und Aussterben

Bearbeiten

1.5 "Die Wissenschaft ist so zuverlässig wie sie nur sein kann", 18

Bearbeiten

Thunberg: "Die bemerkenswerte klimatische Stabilität des Holozäns ermöglichte es unserer Spezies – dem Homo sapiens –, von der Lebensweise der Jäger und Sammler zu der von Bauern überzugehen, die Land kultivierten. [...] Würden wir die Weltgeschichte in die Zeitspanne von einem Jahr übersetzen, hätte die Industrielle Revolution am Silvesterabend etwa eineinhalb Sekunden vor Mitternacht stattgefunden. Seit der Entstehung der menschlichen Zivilisation haben wir die Hälfte der Bäume auf der Erde gefällt, mehr als zwei Drittel der Wildtiere und Wildpflanzen ausgerottet, die Meere mit Plastik gefüllt und ein potentielles massenhaftes Artensterben und eine Klimakatastrophe in Gang gesetzt. Wir haben angefangen, die Systeme zu destabilisieren, auf denen das Leben basiert und auf die wir alle angewiesen sind. Mit anderen Worten: wir sägen den Ast ab, auf dem wir leben.

Aber die meisten von uns sind sich immer noch nicht darüber im Klaren, was vorgeht, und viele kümmert es offenbar auch gar nicht. Das liegt an diversen Faktoren, von denen dieses Buch viele behandelt. Einer dieser Faktoren, das so genannte 'Shifting-Baseline-SyndromWikipedia-logo.png' oder die GenerationenamnesieWikipedia-logo.png, bezeichnet den Umstand, dass wir uns an Neues gewöhnen und anfangen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Für meine Urgroßeltern wäre ein achtspuriges Autobahnkreuz vermutlich unvorstellbar gewesen, aber für meine Generation ist es etwas völlig Normales. Manchen von uns erscheint es sogar als etwas Natürliches, Sicheres und Beruhigendes, je nach den Umständen." (S.18/19)

"Die schnell eskalierende Klima- und Ökologiekrise ist eine globale Krise: Sie betrifft alle Pflanzen und Lebewesen. Zu behaupten, die gesamte Menschheit sei dafür verantwortlich, ist jedoch sehr weit von der Wahrheit entfernt. Die meisten Menschen leben gegenwärtig durchaus innerhalb der von der Erde gesetzten Grenzen. Lediglich eine Minderheit von uns hat diese Krise verursacht und treibt sie weiter voran. Aus diesem Grunde ist die gängige Behauptung: 'Es gibt zu viele Menschen', äußerst irreführend. Die Weltbevölkerung spielt zwar eine Rolle, aber nicht alle Menschen verursachen Emissionen und verbrauchen die Ressourcen der Erde, sondern nur manche Menschen – es sind die Gewohnheiten und das Verhalten mancher Menschen in Verbindung mit unseren Wirtschaftsstrukturen, die diese Katastrophe verursachen.

Die Industrielle Revolution, angetrieben von Sklaverei und Kolonialisierung, brachte dem globalen Norden unvorstellbaren Reichtum, besonders einer kleinen Minderheit der dort lebenden Menschen. Diese extreme Ungerechtigkeit ist die Grundlage, auf der unsere modernen Gesellschaften aufgebaut sind. Das ist der Kern des Problems: das Leiden vieler, die zum Nutzen weniger bezahlen. Der Reichtum dieser wenigen hatte einen Preis: Unterdrückung, Völkermord, ökologische Zerstörung und klimatische Instabilität. Die Rechnung für all diese Zerstörung ist noch nicht beglichen. Tatsächlich ist sie noch nicht einmal zusammengerechnet worden und wartet noch darauf, gestellt zu werden.

[...] Warum sollten wir in einer solchen Notlage nicht Vergangenes vergangen sein lassen und lieber nach Lösungen für unsere gegenwärtigen Probleme suchen? [...] Die Antwort lautet, dass diese Krise nicht nur hier und jetzt stattfindet. Vielmehr hat sich die Klima- und Ökologiekrise kumulativ entwickelt und reicht letztlich zurück bis in die Kolonialisierung und noch darüber hinaus. Es ist eine Krise, die auf der Vorstellung beruht, manche seien mehr wert als andere und hätten daher das Recht, anderen Menschen Land, Ressourcen, zukünftige Lebensbedingungen und sogar das Leben zu nehmen. Und das geschieht weiterhin. [...] Es gibt eindeutige Belege, dass große Erdölkonzerne wie Shell und ExxonMobil seit mindestens vier Jahrzehnten über die Folgen ihres Handelns Bescheid wussten. Das gilt auch für die Nationen der Welt [...] Die Welt wusste Bescheid. Es läuft auf die Schwarz-Weiß-Fragen hinaus. [...] Es gibt viele Sachverhalte, die sind schwarz oder weiß. Entweder man stürzt von einer Klippe oder nicht. [...] Entweder alle Bürger dürfen wählen oder nicht." (S.19-21)

"Das Problem ist, das sich die derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse nach sämtlichen Belegen auf einem Kollisionskurs zu unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem und der Lebensweise befinden, auf die viele Menschen im globalen Norden einen Anspruch zu haben glauben. [...]

Was bleibt, ist weitgehend Taktik. Wie soll man die Informationen verpacken, formulieren und vermitteln? Wie störend wagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufzutreten? [...] Eine zutiefst spaltende Frage ist heutzutage, ob man Gleichheit und historische Emissionen in die Diskussionen über die erforderlichen Maßnahmen gegen die Umweltkrise einbeziehen sollte. Da solche Zahlen aus unseren internationalen Rahmenwerken herausverhandelt wurden, ist es sicher verlockend, sie zu ignorieren, weil sie eine düstere Botschaft noch trostloser erscheinen lassen. Allerdings lässt es diejenigen, die einen ganzheitlichen Ansatz vertreten und sie einzubeziehen versuchen, nach alarmistischer erscheinen als ihre Kolleginnen und Kollegen, und das ist ein großes Problem." (Seite 21/22)

"Eine amerikanische Wissenschaftlerin, die ein breites heimisches Publikum ansprechen will, dürfte aber kein sonderliches Interesse daran haben, die ganze Netto-Null-Idee bis 2050 als völlig unzureichend abzutun. In der Debatte in den USA gilt die Vorstellung, innerhalb von drei Jahrzehnten auf Netto-Null- Emissionen zu kommen, schon als extrem radikal. Und diese Taktik ergibt durchaus einen Sinn. Das Problem ist jedoch, dass wir Gleichheit und historische Emissionen einbeziehen müssen, wenn das Pariser Abkommen in globalem Maßstab funktionieren soll. Daran geht kein Weg vorbei. [...]

Wir haben es seit unserem Jäger und Sammler-Vorfahren weit gebracht. Aber unsere Instinkte hatten nicht genügend Zeit, Schritt zu halten. Sie funktionieren immer noch weitgehend so wie vor fünfzigtausend Jahren, in einer anderen Welt, lange bevor wir Landwirtschaft, Häuser, Netflix und Supermärkte entwickelt haben. Wir sind für eine völlig andere Wirklichkeit gemacht, und unserem Gehirn fällt es schwer, auf Bedrohungen zu reagieren, die für viele von uns nicht unmittelbar und plötzlich auftauchen, Gefahren wie die Klima– und Ökologiekrise. Gefahren, die wir nicht klar erkennen, weil sie zu komplex, zu langsam und zu weit entfernt sind.

[...] Sind wir imstande, unser Können, unser Wissen und unsere Technologie für einen Kulturwandel einzusetzen, der uns dazu bewegt, uns rechtzeitig zu verändern, um eine Klima- und Umweltkatastrophe abzuwenden? Dazu sind wir eindeutig in der Lage. Ob wir es auch tun, liegt ganz an uns." (S.22)


1.6 Die Entdeckung des Klimawandels, 23

Bearbeiten

Michael Oppenheimer:

1.7 Warum haben sie nicht gehandelt?

Bearbeiten

Naomi Oreskes:

1.8 Kipppunkte und Rückkopplungsschleifen

Bearbeiten

Johan Rockström:

1.9 "Dies ist die größte Geschichte der Welt", 42

Bearbeiten

"Unsere Ursprünge lassen sich wie die aller anderen Lebewesen durch die Tiefen der Zeit bis zu den Quellen des Lebens zurückverfolgen, und daher sind wir untrennbar mit der Natur verbunden, soweit wir uns auch von ihr entfernen mögen. [...] Wer ist dafür verantwortlich, diese umfassende, ganzheitliche Geschichte zusammenzufügen? [...] Die Antwort ist: niemand – oder vielmehr wir alle. [...] Der Wandel, den wir brauchen, um diese sichere Zukunft zu gewährleisten, wird nicht aus dem Nichts kommen. Er wird aus einem Wandel der öffentlichen Meinung erwachsen, und dieser Wandel muss von uns mit allen effektiven Mitteln herbeigeführt werden, die wir aufbieten können. Er wird davon getrieben, wie wir entscheiden, diese Geschichte zu vermitteln. Es gibt keine Einheitsbotschaft, die für alle funktioniert. Es sind Tausende – sogar Millionen – unterschiedliche Herangehensweisen notwendig, aber im Augenblick sind unsere Ressourcen, gelinde gesagt, beschränkt. Wir müssen koka soppa pa en spik, wie wir in Schweden sagen, 'aus einem Nagel eine Suppe kochen', also mit dem auskommen, was wir haben. Und was wir haben ist Moral, Empathie, wissenschaftliche Erkenntnisse, Medien und – in einigen glücklichen Teilen der Welt – Demokratie. Das sind einige der besten Instrumente, über die wir gegenwärtig verfügen, und wir alle müssen anfangen, sie zu nutzen." (S.42/43)

Wie unser Planet verändert wird

Bearbeiten

2.1 "Das Wetter scheint auf Steroiden zu sein", 50

Bearbeiten

Thunberg:

2.2 Wärme

Bearbeiten

Katharine Hayhoe:

2.3 Methan und kurzlebige Treiber des Klimawandels

Bearbeiten

Zeke Hausfather:

2.4 Luftverschmutzung und Aerosole

Bearbeiten

Björn H. Samset:

2.5 Wolken

Bearbeiten

Paulo Ceppi: "Wir wissen zwar schon seit langem, dass die Konzentration von Treibhausgasen zu einer Erwärmung der Erde führt, doch das genaue Ausmaß der Erwärmung hängt weitgehend von den Wolken ab. [...] So gilt etwa: je höher die Wolke, desto größer die Wirkung nach Art einer isolierenden Decke. Im globalen Durchschnitt jedoch und unter Berücksichtigung sämtlicher Wolkenarten ist der kühlende Sonnenschirmeffekt etwa doppelt so groß wie die Wirkung nach Art einer isolierenden Decke. Unser Planet wäre erheblich wärmer, wenn es keine Wolken gäbe.

Wenn es gar keine Wolken gäbe, wäre die Wirkung auf das Klima etwa fünf mal so groß wie die einer Verdopplung der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre. Daraus folgt, dass selbst geringfügige Veränderungen in der Wolkenbedeckung die zukünftige globale Erwärmung beträchtlich vergrößern oder verkleinern könnten. [...] Das Wolkenfeedback war lange Zeit ein großer Unsicherheitsfaktor bei der Prognose des Klimawandels. [...] Neuere wissenschaftliche Fortschritte veranlassen indessen Klimawissenschaftler zu dem Schluss, dass Wolken die globale Erwärmung insgesamt verstärken. Beobachtungen und Modelle zeigen, dass dies auf zweierlei Weise geschieht. Ein Anstieg der Anzahl niedriger Wolken über den Weltmeeren im Bereich der Tropen verringert den Sonnenschirmeffekt und vergrößert entsprechend die Absorption von Sonnenlicht an der Meeresoberfläche. Ein weltweiter Anstieg in der Höhe der Wolken verstärkt zugleich deren Wirkung als isolierende Decke." (S.62/63)

2.6 Die rasche Erwärmung der Arktis und der Jetstream

Bearbeiten

Jennifer Francis:

2.7 Gefährliches Wetter

Bearbeiten

Friederike Otto:


2.8 "Der Schneeball ist ins Rollen gebracht", 74

Bearbeiten

Thunberg: Vielleicht ist die Bezeichnung das Problem. Klimawandel. Das klingt nicht sonderlich schlimm. [...] Menschen, die in einem der zahlreichen Länder des globalen Nordens mit hohen Emissionen leben, könnten die Vorstellung eines Klimawandels durchaus für alles andere als beunruhigend und gefährlich halten. Eine sich ändernde Welt. Ein wärmer werdender Planet. Was sollte man daran nicht mögen?

[...] Aber das Klima verändert sich nicht einfach nur, es destabilisiert sich. Es bricht zusammen. (S. 74)

2.9 Dürren und Überschwemmungen

Bearbeiten

Kate Marvel:

2.10 Eisschilde, Schelfeis und Gletscher

Bearbeiten

Ricarda Winkelmann:

2.11 Die Erwärmung der Meere und der Anstieg des Meeresspiegels

Bearbeiten

Stefan Rahmstorf:

2.12 Versauerung der Ozeane und Meeresökosysteme

Bearbeiten

Hans-Otto Pörtner:

2.13 Mikroplastik

Bearbeiten

Karin Kvale:

2.14 Süßwasser

Bearbeiten

Peter H. Gleick:

2.15 "Es ist viel näher als wir glauben", 96

Bearbeiten

2.16 Waldbrände

Bearbeiten

Joëlle Gergis:

2.17 Das Amazonasgebiet

Bearbeiten

Carlos Nobre/Julia Arieira/Natália Nascimento:

2.18 Boreale und gemäßigte älder

Bearbeiten

Berverly E. Law:

2.19 Terrestrische Biodiversität

Bearbeiten

Adriana de Palma / Andy Purvis:: [...] Die erste menschengemachte Veränderung liegt weit zurück in der Vorgeschichte, als wir erstmals mit zahlreichen Arten in aller Welt in Berührung kamen. Unsere Jagd trug zur Ausrottung vieler große Säugetiere – und Vogelarten (das 'Aussterben der Megafauna) bei, während Ratten und Katzen, für deren Ausbreitung wie auf vielen isolierten Inseln sorgten, diverse Vogelarten vernichteten, die inzwischen flugunfähig waren, weil sie sich in einer von räuberfreien Umwelt entwickelt hatten.

Vor etwa 10.000 Jahren begann die sesshafte Landwirtschaft das Nomadendasein zu ersetzen und löste damit die zweite Veränderungswelle aus. [...]

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts führten miteinander verbundene Revolutionen in Landwirtschaft und produzierenden Gewerbe zur dritten Welle. Aus der Bewirtschaftung der Ökosysteme wurde deren Beherrschung. Das daraus resultierende Bevölkerungswachstum erhöhte den Bedarf an Ackerland und Holz als Bau- und Brennstoff, was zu einer weiteren Entwaldung führte. Heute benutzen wir in fast allen Bereichen der Wirtschaft fossile Brennstoffe und produzieren CO2 weitaus schneller, als die Ökosysteme aufnehmen können. [...] In Regionen mit weit verbreiteter Subsistenzlandwirtschaft ähneln die Auswirkungen eher denen in der zweiten Welle. Dort kommt es lokal zu einem verstärkten Verlust an Biodiversität, wenn komplexe natürliche in weniger komplexe agrarische Ökosysteme umgewandelt werden, doch die so entstehenden Landschaften – ein komplizierter häufig wechselnder, aber von Agrochemie freigehaltener Flickenteppich - vermag die Biodiversität auf einem mittleren Niveau zu halten.

In Regionen, in denen die dritte Welle in vollem Gange ist, ist das Gewebe des Lebens inzwischen so dünn, dass es zerreißen kann. Intensiv bewirtschaftetes Ackerland ist derart einfach strukturiert, dass es dort nur wenig Vegetation für wildlebende Arten gibt. Da man dem Ökosystemen so viel Biomasse entnimmt, bleibt nur wenig zurück, das als Grundlage für komplexe Nahrungsnetzwerke dienen könnte. Die globale Vegetationsbiomasse und die Baumbedeckung sind heute nur etwa halb so groß, wie sie es unter natürlichen Bedingungen wären. Und der Viehbestand der Erde ist deutlich größer als der Gesamtbestand der mehr als 5000 Arten wildlebender Säugetiere. [...] Ironischerweise sind die an Schädlingsbekämpfungsmittel am besten angepassten Arten ausgerechnet die Schädlinge selbst, während oft Tausende von Arten, die zur natürlichen Schädlingsbekämpfung, zur Bestäubung und zur Bodenverbesserung hätten beitragen können, vernichtet werden. Dazu gehören zahlreiche Wespenarten, deren Larven Schädlinge [...] auffressen; außerdem Bienen, Fliegen, Käfer, Nachtfalter und Schmetterlinge, die von den meisten Nutzpflanzen für die Bestäubung benötigt werden; Und schließlich Regenwürmer und zahlreiche Insekten wie Springschwänze, die Nährstoffe aus toten Pflanzen recyceln und den Boden düngen. Die intensive Landwirtschaft hat die Agrarproduktion zwar beträchtlich gesteigert, doch fast alle übrigen Vorzüge der Natur für den Menschen sind in den letzten 50 Jahren weltweit zurückgegangen. Die jüngste Bedrohung für die Natur ist der von Menschen gemachte Klimawandel. [...] Der Klimawandel hat zwar bisher längst nicht zu solchen Biodiversitätsverlusten geführt wie die Landnutzung durch die Menschen, doch die Alarmglocken läuten. Eine große regionale Artenvielfalt entstand nur, wenn das Klima stabil war. [...] Wenn Ökosysteme an Biodiversität verlieren, speichern Sie auch [weniger] Kohlenstoff und können schlechter mit Extremwetterereignissen und anderen Aspekten des Klimawandels fertig werden. Eine nachhaltige Zukunft ist dennoch möglich, wenn wir der Natur mehr Raum geben und weniger von ihr verlangen. Wenn wir die Zahl der aussterbenden Arten in den kommenden Jahrzehnten möglichst gering halten und die schlimmsten Auswirkungen der Erwärmung vermeiden wollen, müssen wir uns um die Regionen mit einem reichen Bestand an einzigartigen Arten kümmern, indem wir Ökosysteme wiederherstellen und schützen. Die Wiederherstellung von Ökosystemen mit hoher Kohlenstoffeinlagerung und hoher Biodiversität ist eine wahrhaft auf der Natur basierende – und dringliche Lösung." (S.115/17)

2.20 Insekten

Bearbeiten

Dave Goulson:

2.21 Der Naturkalender

Bearbeiten

Keith W. Larson: "[...] Sowohl das Verbreitungsgebiet als auch die Phänologie sind unglaublich empfindliche Indikatoren des Klimawandels. Sie werden inzwischen intensiv erforscht, um früher Anzeichen des Wandels in den Ökosystemen der ganzen Welt zu erkennen. Wenn unser Planet wärmer wird, bleiben den Pflanzen und Tieren nur wenige Möglichkeiten. Sie können den für ihr Leben notwendigen Bedingungen folgen, das heißt in der Regel, in größerer Höhe oder höhere Breiten auszuweichen. Oder sie verändern das Timing ihre phänologischen Ereignisse, das heißt etwa für Pflanzen, dass sie im Frühling früher austreiben und blühen. Wenn sie nicht in der Lage sind, räumlich auszuweichen oder ihre phänoogische Uhr an rasche Veränderungen des Klimas oder der Umwelt anzupassen, besteht die Gefahr, dass sie lokal, regional oder weltweit aussterben. Entscheidend ist hier die Geschwindigkeit des Wandels. [...] Im gemäßigten Nordamerika hat mehr als die Hälfte aller Pflanzen- und Tierarten ihr Verbreitungsgebiet in die Höhe oder nordwärts verlagert. Besonders dramatisch ist die Lage in der Kryosphäre (den ganzjährig vom Winter beherrschten Gebieten), wo zahlreiche arktische und antarktische Spezialisten wie Eisbären und Pinguine leben. Diese Region schrumpft jährlich um 87.000 Quadratkilometer.

Faszinierend ist auch, dass manche Arten sich an eine wärmere Welt nicht durch eine geographische Verlagerung, sondern durch eine verringerte Körpergröße anpassen. [...]

Im gemäßigten borealen und arktischen Klima kann ein durch extrem warme Winter ausgelöster Scheinfrühling verheerende Folgen für Pflanzen und deren Bestäuber haben, denen warme Frühlingstemperaturen als auslösende Reiz dienen. [...] Nicht nur Arten verlagern ihr Verbreitungsgebiet, ganze Biome verschieben sich. Für das arktische Biom, die Tundra, ist es nicht möglich, nach Norden auszuweichen. (S. 123/124)

2.22 Boden

Bearbeiten

Jennifer L. Soong:

2.23 Permafrost

Bearbeiten

Örjan Gustavsson:

2.24 Was geschieht bei einer Erwärmung um 1,5 oder 2 oder 4°C?

Bearbeiten

Tamsin Edwards:

Die Folgen für uns

Bearbeiten

3.1 "Die Welt hat Fieber", 142

Bearbeiten

Thunberg: "[...] Der Exekutivdirektor des Health Emergencies Programme der Weltgesundheitsorganisation erklärte im Februar 2021 in einer Rede:

"Wir schaffen die Bedingungen, in denen Epidemien gedeihen, wir zwingen und drängen Menschen, wegen Klimabelastungen ihre Heimat zu verlassen. Wir tun so viel, und wir tun es im Namen der Globalisierung und einem gewissen Gefühl, jenem wunderbaren Ding nachzujagen, das man Wirtschaftswachstum nennt. Nun ja, meiner Ansicht nach ist das ein bösartiger Tumor; kein Wachstum, denn was es bewirkt; ist, dass es unhaltbare Praktiken antreibt in Bezug darauf, wie wir Gemeinden verwalten, Entwicklung verwalten, Wohlstand verwalten; wir stellen Schecks aus, die wir als Zivilisation in der Zukunft nicht einlösen können, und sie werden platzen. Meine Sorge ist, dass unsere Kinder diesen Preis bezahlen werden. Eines Tages, wenn wir nicht mehr da sind, werden unsere Kinder in einer Welt mit einer Pandemie aufwachen, die eine wesentlich höhere fallbezogene Fatalitätsrate hat, und das könnte unsere Zivilisation in die Knie zwingen. Wir brauchen eine Welt, die nachhaltiger ist, in der Profit nicht vor Gemeinschaften geht. Wo das nicht der Kernpunkt ist, wo das sklavische Festhalten an Wirtschaftswachstum aus der Gleichung herausgenommen wird."

Menschen, die dieses Buch in einigen Jahren, vielleicht auch in Jahrzehnten lesen, könnten meinen, solche Äußerungen hätten eine gewisse Wirkung erzielt. [...] Aber lassen Sie mich versichern, im Grunde hat niemand darauf reagiert. Wenn es um unsere Gesundheit geht, 'bewerfen wir uns selbst mit Steinen', wie Ana Maria Vicedo-Cabrera sagt. Gegenwärtig sind 37 Prozent der Hitzetode durch den Klimawandel verursacht, alljährlich sterben etwa zehn Millionen Menschen aufgrund von Luftverschmutzung, und da die Erde sich weiter erwärmt, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts Milliarden Menschen von Malaria und Denguefieber bedroht sein. Und all das wegen einer Krise, die sich wohl am besten als Preis für das Streben nach kurzsichtigem Wirtschaftswachstum oder schlicht als Ergebnis einer Welt bezeichnen lässt, in der Gier, Selbstsucht und Ungleichheit alles aus dem Gleichgewicht gebracht haben." (S.143)

3.5 Vektorübertragene Krankheiten, 154

Bearbeiten

Felipe J. Colón-Gonzáles: "Vektorübertragene Krankheiten – die auf den Menschen und zwischen ihnen von diversen Lebewesen die Mücken, Sandfliegen und anderen Arthropoden übertragen werden – sind für mehr als 17 Prozent der Todesfälle, Krankheiten und Behinderungen in aller Welt verantwortlich [...] Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung leben derzeit in Gebieten, in denen die Menschen von mindestens einer dieser Krankheiten bedroht sind,[...] diese Krankheiten [...] stehen in überproportionalem Maße in einem Zusammenhang mit Armut und Ungleichheit und bilden ein großes Hindernis für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung. [...]

Bei einem Anstieg der globalen Temperaturen breiten sich die vektorübertragenen Krankheiten nach und nach auch in Gebieten aus, in denen sie bislang nicht auftraten, und kehren in Regionen zurück, in denen sie schon vor Jahrzehnten ausgerottet wurden.[...] Ganz allgemein kann man sagen, dass wärmere Temperaturen besser für die Ausbreitung vektorübertragener Krankheiten sind. Die Übertragung erreicht ihre Höhepunkte bei mittleren Temperaturen von etwa 25 °C. Wird es zu heiß oder zu kalt, verringert sich das Übertragungsrisiko. [...] Auch die Niederschläge sind von großer Bedeutung, vor allem für Insekten wie die Mücken, deren Entwicklung teilweise im Wasser erfolgt. [...] Selbst Dürren könnten indirekt die Entstehung solcher Brutstätten begünstigen, da die Menschen dann für Dürreperioden Wasser sammeln und speichern.[...] Bislang ist die Übertragung [in Hochlandgebieten Afrikas, im östlichen Mittelmeerraum und in Südamerika noch relativ selten,] so dass die Menschen immunologisch vulnerabel sein dürfen, und die öffentlichen Gesundheitssystem sind auf solch einen Anstieg nicht vorbereitet. [...] Zur Vorbereitung auf diese Gefahren wird es notwendig sein, in diesen potentiellen Hotspots epidemiologische Überwachung –, Kontroll- und Frühwarnsysteme einzurichten." (S.154-157)

3.8 "Wir sitzen nicht alle im selben Boot", 166

Bearbeiten

"Wir sollten unser rasch schwindendes Kohlenstoffbudget als genau das sehen, was es ist: eine begrenzte natürliche Ressource, die allen Lebewesen gleichermaßen gehört. Die Tatsache, dass 90 Prozent des verbliebenen Budgets, damit wir eine 67-prozentige Chance haben, die Erderwärmung unter 1,5° C zu halten, bereits überwiegend vom globalen Norden – verbraucht sind, ist gar nicht zu übersehen. Ebenso wenig die Tatsache, dass die reichen Länder - wie meines – den Rest dieses Budgets derzeit mit erheblich größerer Geschwindigkeit verbrauchen als diejenigen, die historisch von eben diesen Staaten ausgebeutet worden.

[...] Die Tatsache, dass drei Milliarden Menschen pro Kopf und Jahr weniger Energie verbrauchen als ein amerikanischer Standardkühlschrank, vermittelt eine Vorstellung davon, wie weit wir derzeit von globaler Gleichheit und Klimagerechtigkeit entfernt sind.

Die Klimakrise ist nichts, was wir hervorgebracht haben. [...] Die Menschen in den Teilen der Welt, die für diese Krise am meisten Verantwortung tragen, müssen sich klar machen, dass es auch andere Sichtweisen gibt und sie anfangen müssen, sich damit auseinanderzusetzen. [...] Sie mögen viele Kolonien sich selbst regieren lassen, aber stattdessen kolonialisieren sie nun die Atmosphäre [...]

Indem der globale Norden die Reste unseres Kohlenstoffbudgets verbraucht, stiehlt er nicht nur seinen eigenen Kindern die Gegenwart und die Zukunft, sondern vor allen den Menschen, die in den am schlimmsten betroffenen Teilen der Welt leben [...]." (S.166/67)

3.9 Leben bei 1,1° C

Bearbeiten

Saleemul Huq: "[...] Unser weltweites Bemühen, den Temperaturanstieg unter 1,5 °C zu halten ist eine langfristige Strategie – die ist für die Zukunft. Doch wir haben die Schwelle von 1,1 °C bereits überschritten, und diese 1,1 °C richten heute schon Schäden an. Deshalb ist die Frage, wie wir mit 1,1 °C Erwärmung umgehen, in meinen Augen weitaus wichtiger als die Frage, wie wir einen Anstieg um 1,5 °C verhindern, aber damit haben wir uns noch gar nicht befasst.

Die führenden Politiker die am im November 2021 zur 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) zusammenkamen, begriffen das einfach nicht. Sie verhielten sich so, als könnten wir die Folgen des Klimawandels noch verhindern. Aber sie lassen sich nicht mehr verhindern. Wir leben bereits in einem Zeitalter 'des Verlusts und der Schäden'. 'Verlust' meint hier etwas, das vollständig verloren ist wie beim Verlust eines Menschenlebens. Wenn es erst einmal verloren ist, kommt es niemals zurück. Ganz gleich, wieviel Geld sie haben, es ist verloren. Dasselbe gilt für den Arten Verlust oder den Verlust eines Ökosystems. [...] 'Schäden' bezieht sich dagegen auf Dinge, die repariert werden können, falls man über das nötige Geld oder die nötigen Ressourcen verfügt. [...]

'Verlust und Schäden' ist außerdem eine schön malerische diplomatische Umschreibung für das, über das wir nicht reden dürfen: 'Verantwortung und Schadensersatz'. Diese Worte sind tabu vor allem für Diplomaten aus den USA und anderen reichen Ländern. [...]

Wir müssen heute über die globale Ungerechtigkeit nachdenken. Über die eindeutige Ungerechtigkeit, dass Verschmutzer – weitgehend reiche Menschen in aller Welt, die für den größten Teil der Kohlenstoffemissionen und Umweltschäden verantwortlich sind – armen Menschen Schaden zufügen. [...]

Die Geschichte Bangladeschs ist jedoch nicht die Geschichte von Opfern, sondern von Helden, eine Geschichte von der Zukunft unseres Planeten. Der Rest des Planeten wird morgen mit dem konfrontiert sein, was wir heute erleben, und der Rest der Planeten wird zu uns kommen, um von uns zu lernen, wie man mit diesem Problem umgehen kann. [...] ich kann einige der Lektionen weitergeben, die wir gelernt haben die erste Lektion lautet, dass sie alles Geld und alle Technologie der Welt haben mögen, aber das wird ihn trotzdem nicht helfen. [...] Man kann zum Schutz einer Stadt ein Sperrwerk bauen wie in London, aber man kann solche Sperrwerke nicht für ein ganzes Land bauen. [...]

Wirklich wichtig in Krisenzeiten ist der soziale Zusammenhalt – Menschen helfen einander [...] Als Gemeinschaft zusammenzustehen, wie wir es in Bangladesch tun, trägt zur Stärkung der Widerstandskraft und der Fähigkeit bei, mit Krisen fertig zu werden, wenn sie auftreten.

Die zweite Lektion, die wir zu bieten haben, lautet, dass es vor allem auf die jungen Menschen ankommt. Wenn sie organisiert werden, wenn sie Unterstützung und Anleitung erhalten, können Sie eine äußerst starke Kraft sein. Die Bewältigung der Klimakrise erfordert ein Umdenken, das älteren Menschen möglicherweise schwer fällt. Das ist einer der Gründe, weshalb unsere politischen Führer den notwendigen Paradigmenwechsel nicht verstehen. [...] Unsere Kinder und jungen Leute protestieren nicht nur jeden Freitag, sie gehen die ganze Woche hinaus, um anderen Menschen zu helfen, und bereiten unsere Gesellschaft auf die Auswirkungen des Klimawandels vor. [...]

Wir müssen erkennen dass wir Teil des Problem sind – wir alle sind aufgrund unserer Ernährung und Lebensweise Umweltverschmutzer. Das heißt, wir können etwas an diesem Problem ändern und müssen unsere Emissionen verringern, wo immer das möglich ist. Es gibt jedoch Grenzen für die Möglichkeit eines einzelnen Menschen. [...] Sie müssen sich in solch einer großen Ordnung organisieren, dass Sie politisch tatsächlich etwas verändern können. Sie können Einfluss auf ihre Politiker nehmen, und ganz gleich, wie demokratisch Ihr Land ist oder welche Staatsform ihre Gesellschaft besitzt, es gibt immer Möglichkeiten, etwas zu bewirken und Druck auf politische Führer auszuüben. [...] Sie können auf globaler Ebene etwas bewirken. Beginnen Sie lokal, aber zielen sie auf das Globale!" (S.171-174)

3.10 Umweltrassismus, 175

Bearbeiten

Jacqueline Patterson: "Anfang der 1990er Jahre arbeitete ich als Freiwillige des US–amerikanischen Peace Corps in Jamaika, dort kam mir erstmals die brutale Wirklichkeit der globalen Ungerechtigkeit voll zu Bewusstsein. Ich lebte in Habous View, einem Ort außerhalb der Hauptstadt, in dem große internationale Konzerne die Wasserversorgung verschmutzen, aber fast keine Entschädigung dafür gezahlt hatten. Als Freiwillige des Peace Corps arbeitete ich mit schwerhörigen Kleinkindern, die mit den Folgen eines Rötelnausbruchs zu kämpfen hatten, der durch eine Impfung hätte verhindert werden können. [...]

Jamaika teilt einige historische Grundlagen mit dem Land, in dem ich lebe und arbeite und das heute die Vereinigten Staaten von Amerika genannt wird. In den Gründungsmythen beider Länder spielen hygienisch gereinigten Phantasien eine entscheidende Rolle: [...] Diese Phantasien blenden jedoch die Realität des Mordens und Raubens, der Krankheiten und der Vertreibung aus. Kurz nach Ankunft in den geraubten Ländern überall in Amerika erklärten weiße Eroberer die ursprünglich indigene Bevölkerung für minderwertig und vogelfrei. Sie machten sich daran, die dort angetroffenen indigenen Gemeinschaften zu ermorden, zu versklaven und von ihrem Land zu vertreiben. Zugleich raubte man im südlich der Sahara gelegenen Afrika Menschen, verfrachtete sie als Ladung auf Schiffe und brachte sie in die westliche Hemisphäre, damit sie dort mit ihrer Sklavenarbeit die Infrastruktur aufbauten, das Land bestellten und so die Grundlage für die Industrielle Revolution und die moderne kapitalistische Ökonomie legten. Während diese Kolonisten die Herrschaft über Menschen festigten, institutionalisierten sie eine Beziehung zum Land und dessen Schätzen, die auf einer skrupellosen Ausbeutung der Bodenschätze basierte. [...] ganzen Land als frei verfügbar im Dienste wirtschaftlicher Interessen. Opferzonen – Gebiete mit hoher Umweltbelastung oder starker Verschmutzung – werden in der übergroßen Mehrzahl von Menschen mit geringem Einkommen und People of Color bewohnt. Solche gefährlichen Zonen haben sich in Crosset (Arkansas), East Chicago (Indiana), Wilmington (Delaware) und anderswo entwickelt. Eine dieser Opferzonen, Reserve in Louisiana, eine afroamerikanische Gemeinde, wird auch 'Cancer Town' (Krebsstadt) genannt. Da die Emissionen von Chloropren (einem bekannten Karzinogen) in diesem Gebiet 755-Mal über dem von der Environmental Protection Agency festgelegten Richtwert befindet, ist das Krebsrisiko da das höchste des ganzen Landes und entspricht dem Fünfzigfachen des nationalen Durchschnitts. Die für diese nahezu beispiellosem Vergiftung der Luft verantwortliche Chemiefabrik wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Plantage errichtet, die einst auf Sklaven zurückgegriffen hatte. [...]

Die gute Nachricht lautet, dass einige der lebendigsten und anregendsten Alternativen zu diesem ausbeuterischen, rassistischen System in BIPOC–Gemeinden erprobt werden. Verbrennungsanlagen und Kohlekraftwerke werden geschlossen, die Dakota Accesss und die Atlantic Coast Pipeline haben ihre Betriebserlaubnis verloren, während der Kampf um Linie drei (über die doppelt so viel Erdöl von den Alberta Tar Sands nach Nordwisconsin transportiert werden könnte) weiter tobt. Von Brooklyn in New York bis Boise in Idaho und Laredo in Texas setzen Aktionen von Menschen in besonders gefährdeten Gemeinden hoffnungsvolle Zeichen. [...]

Das Jenesse Center for the Domestic Violence Prevention and Intervention stellt seine Dienste vorwiegend afroamerikanischen Überlebenden häuslicher Gewalt zur Verfügung Jahrelang betrafen die größten Ausgaben des Zentrums die Kosten der Stromversorgung für Übergangswohnungen. Deshalb entschloss man sich zu einer Umstellung auf Solarenergie. Die sieben damaligen Bewohnerinnen der Übergangswohnungen wurden für die Installation von Solaranlagen ausgebildet und beteiligten sich am Einbau der neuen Solaranlage. Heute, drei Jahre später, haben diese früheren Bewohnerinnen einträgliche Jobs in der Solarindustrie und führen mit ihren Kindern ein unabhängiges Leben. [...]" (S.175-177)

3.12 Der Anstieg des Meeresspiegels und kleine Inseln, 183

Bearbeiten

Michael Taylor:

3.13 Regen in der Sahelzone, 186

Bearbeiten

Hindou Oumarou Ibrahim: "In der Sahelzone bedeutet Regen alles. [...] Seit langer Zeit schon kümmern wir uns um die Natur nicht allein um unserer selbst willen, sondern auch für die kommenden sieben Generationen. [...] Die Artenvielfalt ist unser bester Partner. denn wir halten die Natur nicht für ein bloßes Werkzeug, das man besitzt, benutzt und zerstört. Die Natur ist unser Supermarkt, unsere Apotheke, unser Krankenhaus, unsere Schule. [...] Vor jeder wichtigen Entscheidung sollte man sich fragen, was die sieben letzten Generationen in dieser Situation getan hätten und welche Auswirkungen die Entscheidung auf die nächsten sieben Generationen haben wird." (Seite 186 bis 188)

3.14 Winter in Sápmi, 189

Bearbeiten

Alien Anna Labba: [...] [[w:Sápmi|Sápmi}} erstreckt sich über vier Länder, den nördlichen Teil Schwedens, Norwegens, Finnlands und der Halbinsel Kola in Russland. Die Samen, Europas einziges indigene Volk, haben eine lange Tradition in der Rentierhaltung und in der Tierpflege. [...] Selbst kleine Kinder lernen zu heilen. Aber vor allem lernen sie, für den Wald und die Berge zu kämpfen, als wären sie die letzten, denn genau das lehrt sie das Leben, wenn sie sich neben dem sterbenden Kalb niederkauern. Für alles kämpfen, als wäre es das letzte – und das ist es ja auch. Als Kinder der Sonne müssen die Menschen das Land schützen, denn sonst wären wir nicht hier.

In Ländern, die ihre eigene Geschichte noch nicht aufgearbeitet haben, sehen die Menschen nicht, dass sie sich wiederholt und dass der Kolonialismus seine Gestalt ändert und neue Argumente, neue Formen findet. (S.189-191)

3.15 Kampf für den Wald, 192

Bearbeiten

Sônja Guajajara:

3.16 "Es warten enorme Herausforderungen", 196

Bearbeiten

Thunberg: "Bei den gegenwärtigen Trends der Erderwärmung könnten bis 2050 insgesamt 1,2 Milliarden Menschen zur Migration gezwungen sein schreibt Taikan Oki in seinem Beitrag zu diesem Buch. [...] Allerdings glaube ich nicht, dass viele, die wir als Klimaflüchtlinge einstufen, sich selbst so bezeichnen würden. Es mag eine Überschwemmung, eine Dürre, ein bewaffneter Konflikt oder eine klimabedingte Hungersnot sein, die sie endgültig vertreiben, aber es dürfte auch eine Kombination anderer Faktoren mitspielen wie Armut, Krankheit, Gewalt, Terror oder Unterdrückung. Alles ist miteinander verknüpft [...]

Auf Dauer werden keine Mauer und kein Stacheldraht für Sicherheit sorgen. Unsere Häfen zu schließen und Menschen im Mittelmeer oder im Ärmelkanal ertrinken zu lassen, wird diese Probleme nicht aus der Welt schaffen. Sie werden die Menschheit verfolgen, bis wir anfangen, uns um die Überwindung unserer Spaltung zu bemühen und unsere Ressourcen vernünftig und nachhaltig zu teilen.

Demokratie ist das wertvollste Instrument, dass wir haben, und es steht außer Zweifel, dass wir ohne sie keine Chance haben, die vor uns liegenden Probleme zu bewältigen. [...] Wenn wir all die tief greifenden Probleme nicht angehen, die letztlich diese um uns herum entstehende Nachhaltigkeitskrise ausmachen, wird es ohne Zweifel die Demokratie weiter aushöhlen. Schon jetzt erleben wir das auf der ganzen Welt. Und statt etwas zu unternehmen, um unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffe zu überwinden, verstärken wir sie. Damit finanzieren wir geopolitische Mächte, die eindeutig gegen Menschenrechte arbeiten. [... Kurz gesagt: Wir brauchen starke demokratische Bewegungen, die niemanden zurücklassen]

Wir brauchen Milliarden Klimaaktivistinnen und -aktivisten. Gewaltlose friedliche Demonstrationen und zivilen Ungehorsam, der die Sicherheit anderer nicht gefährdet; Streiks, Boykotts Protestmärsche und sofort. Der Menschheit ist es schon viele Male gelungen, unsere Gesellschaften zu verändern, und das können wir definitiv erneut schaffen [...] Die Nachhaltigkeitskrise, die Krise der Ungleichheit, der Demokratie – sie lassen sich nicht von einzelnen Menschen oder einzelnen Staaten bewältigen. Wir alle müssen zusammenarbeiten und müssen dies solidarisch tun." (S.196-198)

3.18 Wasserknappheit

Bearbeiten

Taikan Oki: "Auf der Stockholmer Weltwasserwoche im August 2019 fragte ich Johan Rockström, ob Stockholm eine eine zivilisierte Stadt bleiben könnte, wenn sich die Durchschnittstemperatur innerhalb eines Jahrhunderts von 7 auf 15 °C und die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge von 500 auf 1500 Millimeter erhöhte. Er antwortete, wie ich es erwartet hatte, dass dies unmöglich wäre.

[...] Tokio ist nicht weit entfernt von 15 °C Jahres Durchschnittstemperatur und 1500 mm durchschnittlichem jährlichen Niederschlag. Aber die Menschen in Tokio führen ein modernes, sicheres komfortables Leben [...] Anders ausgedrückt, es geht nicht um absolute Temperaturen, nicht um die Frage, mit welchen Temperaturen oder Niederschlagsmengen unsere Gesellschaften fertig werden könnten. Vielmehr geht es darum, wie stark der Klimawandel ausfällt und wie viel Zeit wir haben, um uns daran anzupassen. [...Oki hat vor Jahren geschrieben, er Klimawandel dürfte die Wasserkreisläufe beschleunigen. Daraus könnte man schließen, dass es mehr Trinkwasserreserven geben werde....] Unsere Forschungen machten jedoch auch deutlich, dass die Veränderung der saisonalen Niederschlagsmuster und die wachsende Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen diesen Effekt konterkarieren könnten, und zwar dort, wo die Niederschläge eine größere Unregelmäßigkeit zeigten. Wie warnten damals: 'Wenn die Gesellschaft nicht auf diese Veränderungen im Wasserkreislauf vorbereitet ist und ihn nicht sorgfältig beobachtet, laufen zahlreiche Menschen Gefahr, unter Wassermangel zu leiden und zu erleben, dass ihre Lebensgrundlagen durch Bedrohungen wie Überschwemmungen zerstört werden.' [...]

Die Zahl der Dürren hat sich in den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts gegenüber den beiden letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auf das 1,29-fache erhöht, die der Stürme auf das 1,4–fache, die der Überschwemmungen auf das 2,34–fache und die der Hitzewellen auf das 3,32–fache. Man erwartet, dass diese Auswirkungen sich mit dem weiteren Fortgang des Klimawandels noch beträchtlich verstärken und dadurch nicht nur vulnerable Gemeinschaften in Schwierigkeiten geraten werden. [...] In der Migrationskrise von 2015 erlebte Europa einen Zustrom von Migranten, der lediglich 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Europas entsprach, aber dennoch zu politischen Spannungen und sozialen Unruhen führte. Bei den gegenwärtigen Trends der Erderwärmung könnten bis 2050 insgesamt 1,2 Milliarden Menschen zur Migration gezwungen sein. Nach Schätzungen des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen werden etwa 20 Prozent dieser Menschen ihr Land oder ihre Region vollkommen verlassen. [...]

Wenn mehr Menschen versucht hätten, das Klima durch eine Änderung ihres Verhaltens stabil zu halten, statt es durch Beharren auf diesem [Verhalten] zu verändern, wären entschiedene Maßnahmen für einen gerechten Übergang schon sehr viel früher getroffen worden. [...] Das heißt, obwohl die Trinkwasserressourcen sich in den kommenden Jahren in einigen Teilen der Welt vergrößern dürften, werden viele von uns unter den Folgen von Dürren und Überschwemmungen zu leiden haben, und besonders bedroht sind davon die 733 Millionen Menschen, die heute in Ländern mit hohem und kritischem Wassermangel Leben." (S.203-204)

Was wir dagegen unternommen haben

Bearbeiten

4.1 "Wie können wir unser Versagen ungeschehen machen, wenn wir nicht einmal zugeben können, dass wir versagt haben?", 218

Bearbeiten

4.4 "Wir gehen nicht in die richtige Richtung", 236

Bearbeiten

Thunberg zu dem Gedanken, man könne mit neuen Technologien wichtige Erfolge erzielen: "weltweit sind bislang nur etwa 20 Anlagen zur Kohlenstoffabscheidung und –speicherung in Betrieb, von denen einige nachweislich mehr CO2 freisetzen, als sie abscheiden.

Wir können uns den Ausweg aus der Klima– und Ökologiekrise nicht einfach mit Geld, Investitionen und Anlagenbau erkaufen. Dennoch steht Geld stark im Zentrum des Problems. Investitionen sind überaus wichtig. [...] Das häufig vorgebrachte Argument: 'Wir haben nicht genug Geld', wurde schon oft widerlegt. Laut dem Internationalen Währungsfond wurde die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas allein 2020 mit 5,9 Billionen US-Dollar subventioniert. Das sind in jeder Minute über 11 Millionen Dollar für die Zerstörung unseres Planeten. [...] Im Juni 2021 kam die internationale Energieagentur zu dem Schluss, dass von dem historischen globalen Rettungsplan gerade einmal triste 2 Prozent in grüne Energie investiert wurden – was immer 'grün' in diesem Fall heißen mag so konnten die 2 % in der EU durchaus für den Kauf von Erdgas aus Putins Russland oder für die Verbrennung von Biomasse aus Waldrodungen [!] ausgegeben werden, da diese – und viele andere – Aktivitäten nach der neuen EU-Taxonomie im Augenblick als grün gelten.

Unsere Regierenden haben also nicht nur 'etwas falsch gemacht' – sie haben völlig versagt. Und das tun sie auch weiterhin; [...]" (S.237)

4.5 Die Hartnäckigkeit der fossilen Brennstoffe, 239

Bearbeiten

Bill McKibben: "Energie bildet den rot glühenden Kern der Klimakrise. [...] Bis zum 18. Jahrhundert verbrannten die Menschen nur geringe Menden fossiler Brennstoffe. Damals: "Energie bildet den rot glühenden Kern der Klimakrise. [...] Bis zum 18. Jahrhundert verbrannten die Menschen nur geringe Menden fossiler Brennstoffe. Damals stand Holz im Zentrum unserer Energiewirtschaft. [...]

Wir haben genügend fossile Brennstoffe verbrannt um die CO2-Konzentration in unserer Atmosphäre auf 275 ppm (parts per million) vor der industriellen Revolution auf etwa 420 ppm heute zu erhöhen – und d.h., dass wir damit jeden Tag das Wärmeäquivalent von 500.000 Atombomben des über Hiroshima abgeworfenen Typs einfangen. Da sollte es uns nicht überraschen, dass die Eisschilde abschmelzen, der Meeresspiegel ansteigt und die Wirbelstürme an Stärke gewinnen.

Wenn wir den Klimawandel verlangsamen oder stoppen wollen, müssen wir aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen, doch aus drei Gründen ist das gar nicht so einfach.

Ein Grund liegt in der Tatsache, dass fossile Brennstoffe ein wunderbares Zeug sind. Letztlich sind sie konzentrierter Sonnenschein. [...] Ein einziges Barrel Erdöl (159 l) vermag eben so viel Arbeit zu leisten wie ein Mensch in 25 000 Arbeitsstunden. [...]

Zum Glück fanden Wissenschaftler und Ingenieurinnen zur rechten Zeit Ersatz. [...] Die ersten Modelle waren unglaublich teuer [...] mit der Zeit sanken die Preise jedoch stetig, und im letzten Jahrzehnt stürzten die Preise für Solarkraft geradezu. Dasselbe geschah bei der Windkraft [...] Dieselbe Abwärtsspirale erleben wir inzwischen auch bei den Kosten für Batterien zur Speicherung der Energie [...]

Ökonomen sagen, mit jeder Verdopplung der Solarkraft auf der Erde würden die Kosten allein schon wegen der erhöhten Effizienz um weitere 30 Prozent sinken. Für fossile Brennstoffe gilt das Gegenteil [...] Inzwischen sind erneuerbare Energien fast überall auf der Erde die billigste Energiequelle – und das selbst dann, wenn man die gewaltigen ökonomischen Kosten der Überhitzung des Planeten unberücksichtigt lässt. [...]

[Warum stellen wir dann nicht rasch auf erneuerbare Energien um?]

Schuld daran ist zum Teil schlichte Trägheit – und das ist der zweite Grund, weshalb wir nicht so schnell vorankommen, wie es eigentlich nötig wäre [...] Die Trägheit ist indessen nicht das größte Problem. Das größere sind die Kapitalinteressen – der dritte Grund, weshalb wir nicht schnell genug vorankommen. Die erneuerbaren Energien sind ganz offensichtlich sinnvoller als die fossilen Brennstoffe: Sie sind billiger, sie sind sauberer, und sie sind überall verfügbar. Doch für eine Gruppe von Leuten zählen diese Argumente nicht, nämlich für die Besitzer von Ölquellen oder Kohlebergwerken.[...] Bis vor kurzem war Exxon das größte Unternehmen der Welt. Ganze Staaten – wie etwa Russland oder Saudi-Arabien – sind letztlich Petrostaaten, die den größten Teil ihrer Einnahmen und Energie aus Kohlenwasserstoffen beziehen. Die größten politischen Geldgeber in der US-amerikanischen Geschichte, die Brüder Koch waren zugleich auch die größten Erdöl- und Erdgasbarone des Landes. Der US-Senator Joe Manchin, der mehr politische Spenden von der Öl-, Kohle- und Erdgasindustrie als irgendjemand sonst in Washington erhalten und selbst Millionen in Kohle investiert hat, war als Einzelner in der Lage, 2021 die Klimagesetzgebung umzuschreiben. In reichen Ländern mit hohem Bildungsgrad wie Kanada oder Australien gibt es politisch einflussreiche Bundesstaaten wie Alberta und Queensland, die vollständig von Kohle- und Ölgesellschaften beherrscht werden.

Diese Industrie setzt ihre Macht entschlossen ein, um Klimaschutzmaßnahmen zu verzögern. [...]

Wenn wir sehen, woher unsere Energie kommt, könnte uns das auch dazu ermahnen, nicht so verschwenderisch damit umzugehen. Elektroautos sind in gewissen Sinne eine Übergangslösung, bis wir ein ordentliches (elektrisch angetriebenes) öffentliches Verkehrssystem aufgebaut haben. Denn wenn wir billige erneuerbare Energie nutzen, um immer größere Häuser zu bauen und sie mit immer mehr Krempel zu füllen, werden wir auch weiterhin die Ackerflächen und Wälder der Welt verbrauchen und die dort lebenden Tiere töten. Eine Energiewende mag unsere dringlichste Krise darstellen, aber sie markiert keineswegs die einzige Gefahr, die uns droht. [...] Wir haben den Punkt erreicht, wo wir aufhören müssen, Dinge an der Erdoberfläche zu verbrennen. Wir sollten nicht weiterhin Kohle [...] verfeuern. [...] Stattdessen sollten wir uns auf die brennende Gaskugel in 150 Millionen Kilometern Entfernung von unserer Erde verlassen. Auf Energie vom Himmel statt aus der Hölle." (S.239-243)

4.6 Der Aufstieg der Erneuerbaren, 244

Bearbeiten

Glen Peters: [...] Ein rasches Wachstum bei der Solar- und Windenergie reicht nicht aus, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, weshalb der Verbrauch fossiler Energie und die CO2-Emissionen weiter hinzunehmen. Die Länder mit mittlerem oder niedrigem Einkommen tun durchaus viel, um ihre Emissionen zu stabilisieren und schließlich zu reduzieren. Vielfach sind sie sogar weltweit führend in der Nutzung sauberer Technologien. [... Technologie, Verhaltensänderungen und Politik werden das Problem nicht je alleine lösen können ...]. Der Fortschritt liegt im Schnittbereich der Einflussfaktoren. Mit einer sich wechselseitig ergänzenden Mischung aus Technologie, Verhaltensänderungen und politischen Wandel werden wir einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen, durch den wir die größten Gefahren der Klimakrise abwenden können. Die fortschreitende Klimakrise erlaubt es uns nicht, dem langsamen Übergang weg von fossilen Brennstoffe zuzuschauen. (S.245-248)

4.10 "Eine ganz neue Art zu denken", 263

Bearbeiten

" 'Der American way of life ist nicht verhandelbar. Punkt.'

Das sagte US-Präsident George H. W. Busch 1992 vor dem UN-Erdgipfel in Rio de Janeiro. Rückblickend stellt sich heraus, dass er im Namen des gesamten globalen Norden sprach. Und bis heute ist das unsere Position. [...] Was wir tun müssen, ist, die Emission von Treibhausgasen einzustellen, was theoretisch ziemlich einfach ist oder zumindest früher einfach gewesen wäre – wenn wir das Problem nicht hätten außer Kontrolle geraten lassen. [...]

Seit Präsident George H. W. Busch diese Äußerung tat, sind unsere CO2-Emotionen um über 60 Prozent gestiegen und haben das, was damals eine 'große Herausforderung' war, in eine existenzielle Notlage verwandelt. [...] Dennoch hat uns das Wirtschaftswachstum seit dem Erdgipfel in Rio 19 92 zumindest einen großen Vorteil gebracht – es hat zweifelsfrei bewiesen, dass wir nie den Ehrgeiz hatten, das Klima zu retten, sondern dass es uns immer nur darum ging, unsere Lebensweise zu retten. Und das gilt immer noch

[...] Wenn wir eine Chance haben sollen, die weiteren irreparablen Schäden möglichst gering zu halten, müssen wir uns jetzt entscheiden. Entweder wir retten die Lebensbedingungen für alle zukünftigen Generationen oder wir lassen einige wenige Reiche ihr ständiges destruktives Streben nach unmittelbarer Profitmaximierung fortsetzen. Wenn wir uns für die erste Möglichkeiten entscheiden und beschließen, als Zivilisation fortzubestehen, müssen wir anfangen Prioritäten zu setzen. [...]

Jenseits der einfachsten Grundlagen muss unsere Priorität sein, unsere verbliebenen Kohlenstoffbudgets gerecht und ganzheitlich in der Welt zu verteilen, um unsere enormen historischen Schulden zu begleichen. [...]

Wir Klima Aktivistinnen und -aktivisten werden immer wieder gefragt, was wir tun sollten, um das Klima zu retten. Aber vielleicht ist diese Frage an sich schon falsch. Vielleicht sollten wir stattdessen anfangen zu fragen, was wir nicht mehr tun sollten? [...] Ich bin der festen Überzeugung, wenn wir es schaffen, es richtig anzugehen, wird unser Leben mehr Sinn bekommen. [...] Auf keinen Fall sollte das als Rückschritt in unserer Entwicklung gelten. Im Gegenteil wäre es menschliche Evolution – menschliche Revolution."

4.18 "Ständig sagen sie das eine und tun das andere", 308

Bearbeiten

4.23 "Hier ziehen wir die Grenze", 331

Bearbeiten

"Das ist die Seite 331. Markiert sie euch. [...] Dieses Buch enthält manche krasse Botschaft, die ein bisschen schwer zu begreifen sein mag. Wann immer ihr Zweifel habt oder diese Fakten und Ideen infrage stellt, schlagt diese Seite auf und lest sie noch einmal. [...] Es geht nicht um eine Meinung oder einen beliebigen Bericht. Es geht um das, worauf die derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Ergebnisse mehr oder weniger hinauslaufen. Und wie man wahrscheinlich beim Lesen dieses Buches festgestellt hat, entspricht es dem Wesen der Wissenschaft, alles andere als aller mystisch oder übertrieben vorzugehen. Sie ist vorsichtig und sorgfältig.

Die Medien und unsere politischen Führungskräfte haben die Chance, drastische, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, aber sie entscheiden sich, es nicht zu tun. [...] Vielleicht sind sie sich der Lage nicht bewusst. Vielleicht haben Sie vor den Lösungen mehr Angst als vor dem Problem. Vielleicht befürchten Sie, soziale Unruhen auszulösen. [...]

Im heutigen Wirtschaftssystem können wir nicht nachhaltig leben. Aber man sagt uns ständig, wir könnten genau das tun. [...] Wie soll das möglich sein, wenn wir noch keine technischen Lösungen haben, die diese Krise allein bewältigen können, und die Option, bestimmte Dinge nicht mehr zu tun, von unserem gegenwärtigen wirtschaftlichen Standpunkt aus inakzeptabel ist? Was werden wir tun? Nun ja, die Antwort ist dieselbe wie immer: Wir betrügen. Wir nutzen sämtliche Schlupflöcher und die Mittel kreativer Buchführung [...] Wir verbrennen Bäume, Wälder und Biomasse, da sie aus den offiziellen Statistiken entfernt worden. Wir speichern Jahrzehnte an Emissionen in der Infrastruktur für fossiles Gas und nenne es grünes Gas. [...]

Bei unserem gegenwärtigen Kurs wird die Welt am Ende dieses Jahrhunderts um 3,2 °C wärmer sein – und das gilt, wenn die Länder sämtliche beschlossenen Maßnahmen umsetzen, Maßnahmen die häufig auf mangelhaften und lückenhaften Zahlen basieren. In vielen fällen tun Sie das aber noch nicht einmal annähernd. [...] Hinzukommt unsere bisherige Bilanz des Versagens, wenn es um die Einhaltung all der unverbindlichen Zusagen und Versprechungen geht." (Seite 331-333)

--

Was wir jetzt tun müssen S.356 ff.

Bearbeiten

5.1 "Der effektivste Weg aus dieser verfahrenen Lage ist, uns weiterzubilden, 356

Bearbeiten

5.7 Renaturierung

Bearbeiten

Es gibt eine Möglichkeit, wie wir beginnen können, den lebendigen Planeten und unsere Beziehung zu ihm zu reparieren. Eine bestimmte Form des Umweltschutzes bietet die Hoffnung auf eine Erholung, auf eine erneute Verzauberung durch eine Welt, die so oft die oft so niederschmetternd und trostlos erscheint. Es handelt sich um die 'Renaturierung'.

5.8 "Wir müssen jetzt das scheinbar Unmögliche tun", 390

Bearbeiten

5.15 "Ehrlichkeit, Solidarität, Integrität und Klimagerechtigkeit", 426

Bearbeiten

5.16 Ein gerechter Wandel

Bearbeiten

Naomi Klein: "[...] Wenn wir unsere Wirtschaften und Gesellschaften verändern, um von fossilen Brennstoffe wegzukommen, haben wir eine Verantwortung und eine historische Chance, viele Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten wieder gutzumachen, die gegenwärtig ein Makel unserer Welt sind. Die große Stärke eines Rahmens für gerechten Wandel liegt darin, dass er gewichtige gesellschaftliche Bildbewegungen nicht gegeneinander ausspielt und von Menschen, die im Hier und Jetzt und der Ungerechtigkeit leiden, nicht verlangt, dass sie warten, bis sie an die Reihe kommen. Stattdessen bietet er integrierte und sich überschneidende Lösungen, die in einer klaren, überzeugenden Vision für unsere Zukunft verankert sind - , einer Zukunft, die ökologisch sicher, ökonomisch fair und sozial gerecht ist."

5.20 Klima-Reparationen, 450

Bearbeiten

Olúfemi O. Táíwò:

5.21 Unser Verhältnis zur Erde in Ordnung bringen, 455

Bearbeiten

Robin Wall Kimmerer: "[...] 2020 wurden schätzungsweise 30 Millionen Menschen durch Düren, Überschwemmungen Waldbrände und Hitzewellen vertrieben, die aufgrund des Klimawandels an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Was ist mit den Vogelpopulationen und den Waldtieren? Was ist mit ihrer Vertreibung und ihrem ungezählten Leid?

Meine Pirole fliegen zwischen dem nördlichen Bundesstaat New York und Mittelamerika hin und her. Hier bei mir sind sie sicher, aber auf dem Weg in ihre Winterquartiere überqueren Sie zerstörte Landschaften. In meiner Lebenszeit sind sechzig Prozent aller Singvögel verloren gegangen. [...]

Oft werde ich gefragt, woher ich in diesen finsteren Zeiten die Hoffnung nehme. [...] Mit Hoffnung kenne ich mich nicht aus, wohl aber mit Liebe. Ich glaube, wir befinden uns in einem gefährlichen Moment, weil wir die Erde nicht genug geliebt haben, und Liebe ist das, was uns in Sicherheit bringen wird. [...]"(S.455-460)

5.22 "Hoffnung muss man sich verdienen", S. 462 ff.

Bearbeiten

Thunberg: "[...] Für mich ist Hoffnung nichts, was einem geschenkt wird, sie ist etwas, was man sich verdienen, was man schaffen muss. Sie ist nicht passiv zu bekommen, in dem man dasteht und darauf wartet, dass jemand anderes etwas unternimmt. Hoffnung heißt, etwas zu tun. Es heißt, aus seiner Komfortzone herauszutreten. [...] Wir leben derzeit auf einem Planeten, auf dem Technologie es möglich gemacht hat, dass wir fast alle miteinander in Verbindung stehen. In manchen Ländern lässt das politische Regime dies nicht zu. Wenn irgendwo auf dem Globus etwas ausreichend wichtiges passiert, werden es trotzdem nahezu alle sofort erfahren. [...] Ich bin überzeugt, dass es gesellschaftliche Kipppunkte gibt, die sich zu unseren Gunsten auswirken, sobald genügend von uns sich entschließen, etwas zu unternehmen. Daraus erwachsen unendliche Möglichkeiten. Die Zerstörung der Biosphäre, die Destabilisierung des Klimas und die Vernichtung unserer gemeinsamen zukünftigen Lebensbedingungen sind keineswegs vorherbestimmt und unausweichlich. Sie liegen auch nicht in der Natur des Menschen – wir sind nicht das Problem. Das alles passiert, weil man uns, dem Volk, unsere Lage und die Konsequenzen dessen, was gerade geschieht, noch nicht völlig bewusst gemacht hat. Wir wurden belogen. [...] Wenn wir erst einmal die ganze Geschichte kennen – und nicht nur etwas, was wieder einmal zum Nutzen bestimmter kurzfristiger Wirtschaftsinteressen erfunden wurde –, werden wir wissen, was zu tun ist." (S.462-463)

Was nun? S.465

Bearbeiten

"Wir brauchen Leuten nicht ständig zu sagen, sie sollten ihre Glühlampen austauschen, zur Wahl gehen oder aufhören, Lebensmittel weg zu werfen. Nicht etwa, weil solche Dinge nicht wichtig wären – das sind sie –, sondern weil wir sicher annehmen dürfen, dass die Leute, die über die Klimakrise Bücher lesen, Fernsehdokumentationen ansehen oder Seminare besuchen, sich der Bedeutung des demokratischen Prozesses und der Tatsache schon bewusst sind, dass Menschen im globalen Norden weniger Ressourcen verbrauchen sollten.

Solche Narrative könnten sogar die Gefahr bergen, mehr zu schaden als zu nützen, da sie die Botschaft vermitteln, wir könnten diese Probleme im Rahmen unserer bestehenden Systeme lösen – aber das können wir nicht mehr. Wählen ist die wichtigste Pflicht aller demokratischen Bürgerinnen und Bürger. Aber wen sollen sie wählen, wenn die notwendige Politik nirgendwo in Sicht ist? Und was tun wir als demokratische Bürgerinnen und Bürger, wenn nicht einmal der universelle Kompromiss, die beste verfügbare Kandidatin zu wählen, uns einer Lösung für unsere größten Probleme näherbringt?

Im Jahr 2021 lief das Containerschiff Ever Given im Suezkanal auf Grund, ein Fest für Ersteller von Social Media–Memes. Da steckte ein gigantisches dunkelgrünes Schiff in der Wüste fest, auf dem Rumpf in großen weißen Lettern das Wort 'Evergreen', während ein einsamer Bagger am ausgedehnten Ufer vor sich hin baggerte. Es war das perfekte Bild für unsere moderne Welt: das 400 Meter lange Schiff, aus Steuergründen in Panama registriert und von einer taiwanesischen Reederei geleast, brachte ganz allein die globalen Lieferketten und weite Teile des Welthandels eine Woche zum Stillstand. Die Ever Given war auf dem Weg von China und Malaysia in die Niederlande und transportierte gut 18 000 Container voller Waren, die eben in Containern verschifft werden [...]. Heutzutage sind über 5000 solcher Schiffe auf den Meeren unterwegs. Viele werden mit Bunkeröl betrieben, einem extrem schmutzigen Restprodukt der Ölraffinerierung, das extrem billig ist. So billig, dass nur wenige Reedereien es sich leisten können, es nicht zu verwenden. [...] Die Vorstellung, dass diese gigantischen Containerschiffe all unseren wiederverwertbaren Kunststoffmüll transportieren, ist, gelinde gesagt, brisant und provozierend. Aber vielleicht nicht so bestürzend wie die Tatsache, dass diese gigantischen Schiffe häufig leer um die halbe Welt zurück fahren, um erneut mit unserem Müll beladen zu werden. Und so geht der Konsum Kreislauf immer weiter.

Jedes Jahr werden schätzungsweise 8 Millionen t Plastikmüll ins Meer gekippt.

Jeden Tag verbrauchen wir etwa 100 Millionen Barrel (15,9 Milliarden Liter) Öl.

Jede Minute subventionieren wir die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Gas mit 11 Millionen US-Dollar.

Jede Sekunde wird eine Waldfläche von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt.

Auch noch so viele individuelle Verhaltensänderungen können das nicht wett machen. [...] Außerdem gibt es Kipppunkte. [...] Ich sage niemandem, was zu tun ist, aber aufgrund der Informationen, die Wissenschaftler:innen und Expert:innen in diesem Buch geben, ist im Folgenden eine Liste von Maßnahmen zusammengestellt, die manche von uns ergreifen können, wenn Sie wollen.

Die Klimakrise lässt sich nicht im Rahmen der heutigen Systeme bewältigen. Das darf uns aber nicht daran hindern, Jetzt alles zu tun was wir können." (S.465-469)

Was zu tun ist S.470
Bearbeiten

Anfangen, die Krise als Krise zu behandeln [...]

Sich der Notlage stellen [...]

Scheitern zugeben [...]

Alle Zahlen einbeziehen [...]

Die Punkte verbinden [...]

Für Gerechtigkeit und historische Reparationen eintreten [...]

Was können wir als Gesellschaft tun? S.471
Bearbeiten

Uns weiterbilden [...]

Niemanden zurücklassen [...]

Verbindliche Verpflichtungen schaffen [...]

Die Natur sich selbst überlassen [...]

Renaturierung [...]

Bäume pflanzen [...]

alle möglichen Kohlenstoff senken maximieren [...]

[...] [...]

Falsche Ausgewogenheit (both-sideism) vermeiden

Falsche Ausgewogenheit bedeutet, dass man beide Seiten eines Problems als gleich wichtig behandelt. In den vergangenen Jahrzehnten war dieses Phänomen insofern zu beobachten, als die Medien Leugnern des Klimawandels und Verzögerern von Maßnahmen ebenso viel Aufmerksamkeit widmeten wie Klimaschützern, um unparteiisch zu wirken,[...]. Das hat dazu beigetragen, eine Existenzkrise zu schüren und an massenhaftes Artensterben einzuleiten. Nun haben sich die Medien darauf verlegt, Wirtschaftsinteressen – bestenfalls – den gleichen Stellenwert einzuräumen wie den ökologischen Interessen wie etwa in der Aussage: 'Ja dieses Bergwerk wird das Trinkwasser und die Luft der gesamten Region kontaminierten, es schafft aber auch 250 Arbeitsplätze.' Überleben ist keine Geschichte, die zwei Seiten hätte. Ein Aussterben ist nichts, was zur Debatte stehen sollte. [...]

[...] [...]


Was kannst du als Individuum tun? S.475
Bearbeiten

Dich weiterbilden [...]

Aktiv werden [...]

Demokratie verteidigen[...]

Politisch aktiv werden [...]

Darüber sprechen [...]

Die Stimmen der Menschen an den Frontlinien verstärken

Die am stärksten Betroffenen in den am stärksten betroffenen Regionen [...] stehen an der Front der Klimakrise. Aber sie stehen nicht auf den Titelseiten unserer Zeitungen. Ihre Stimmen müssen gehört werden, und dabei können wir alle helfen. Verbreitete ihre Geschichten und ihren Namen.[6]

Kulturkämpfe vermeiden [...]

Zu einem pflanzenbasierten Ernährung übergehen [...]

Skeptisch sein [...]

Am Boden bleiben [...]

Weniger kaufen und weniger verbrauchen [...]


Manche von uns können mehr tun als andere S.477
Bearbeiten

Politikerinnen und Politiker [...]

Medien und Fernsehproduzenten [...]

Journalistinnen und Journalisten [...]

Prominente und Influencer [...]

Die am stärksten betroffenen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen

[...] Die Wahrheit ist auf Seiten derjenigen von euch, die von dieser Krise am stärksten betroffen sind. Die Moral ist auf eurer Seite. Die Gerechtigkeit ist auf eurer Seite. Ich fordere euch auf, eure Stimme zu erheben und zu fordern, was euch zusteht.[7]

Abbildungsnachweis S.480 [...] Register S.484 [...]

Über das Buch

Bearbeiten

Verlagsmitteilung

Bearbeiten

Das Klima-Buch von Greta Thunberg S. Fischer Verlage 2022

»Hört auf die Wissenschaft, bevor es zu spät ist!«

Greta Thunberg hat die Welt aufgerüttelt und tief bewegt. Mit dem Klima-Buch schafft sie nun ein unverzichtbares Werkzeug – für alle, die sich für die Rettung unseres Planeten einsetzen wollen.

Die Aufgabe scheint geradezu unmöglich: eine Zukunft für das Leben auf unserem Planeten zu sichern. So schnell und umfassend zu handeln wie noch nie zuvor. Und sich dabei gegen scheinbar übermächtige Gegner durchzusetzen – nicht nur gegen Ölmultis und Regierungen, sondern auch gegen das im Wandel befindliche Klimasystem selbst. Unsere Chancen stehen nicht besonders gut, und die Zeit läuft uns davon – aber es könnte alles auch ganz anders kommen.

Weltweit haben Expertinnen und Experten aus Geophysik, Mathematik, Ozeanographie, Meteorologie, Ökonomie, Psychologie und Philosophie ihr Fachwissen eingesetzt, um ein tieferes Verständnis der Krisen zu entwickeln, mit denen wir konfrontiert sind. Greta Thunberg hat ihr Klima-Buch in Zusammenarbeit mit über hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengestellt. Außerdem erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen, die sie sammeln konnte. Davon, wie sie das weltweit praktizierte Greenwashing aufgedeckt und somit gezeigt hat, wie sehr wir alle hinters Licht geführt wurden. Dies ist eines der größten Probleme unserer Zeit, aber – wie Greta sagt – zugleich auch unsere größte Hoffnung. Erst wenn wir alle das Gesamtbild kennen, werden wir auch handeln können. Wenn ein einzelnes streikendes Schulkind einen weltweiten Protest lostreten kann, was könnten wir dann gemeinsam alles erreichen?

In der heutigen Zeit zu leben – der entscheidendsten Zeit der Menschheitsgeschichte –, bedeutet, eine große Verantwortung zu tragen. Das Klima-Buch zeigt, dass wir gemeinsam das scheinbar Unmögliche schaffen können. Aber wir müssen es tun – und zwar jetzt!

Rezensionen

Bearbeiten

Perlentaucher:Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2022: Rezensent Joachim Müller-Jung ist fast ein bisschen überrascht, wie zahm Greta Thunberg in diesem Buch daherkommt - auch vor dem Hintergrund der weit medienwirksameren "Verzweiflungstaten" anderer Aktivisten zurzeit. Weniger "How dare you", dafür mehr "Aufklärungsprosa" begegnet dem Kritiker auf den rund 500 Seiten, von denen ca. 50 von Thunberg selbst, der Rest von Expert*innen verfasst wurde. Schlecht findet Müller-Jung den ruhigen Tonfall aber nicht: Gerade den internationalen Verhandlungen fehle es oftmals an der sprachlichen "Klarheit und Direktheit", die Thunberg und ihre Mitautor*innen hier beweisen, unterstützt auch durch ein gutes Lektorat, lobt der Kritiker. Auch bleibe der jungen Aktivistin so immerhin der übliche Shitstorm erspart, überlegt er. Ein informatives Krisenhandbuch vor dem siebenundzwanzigsten Weltklimagipfel, das wieder einmal "entschlossenes" Handeln fordert, dabei aber leider nicht allzu viel mediale Aufmerksamkeit erlangt, so Müller-Jung.

Auf ZUM Unterrichten wird dieser Artikel weiter verbessert.

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Das Klima-Buch. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike und Michael Bischoff. S. Fischer, Frankfurt am Main 2022
  2. Thunberg: "[...] Ich bin fest überzeugt, dass wir die schlimmsten Folgen dieser aufkommenden Existenzkrise nur abwenden können, wenn wir eine kritische Masse von Menschen zusammenbringen, die die notwendigen Veränderungen fordern. Damit das geschieht, müssen wir schnell Bewusstsein schaffen, denn noch immer fehlt es in der breiten Öffentlichkeit an grundlegendem Wissen, das notwendig ist um die Notlage zu begreifen, in der wir uns befinden. [...Dies] Buch enthüllt das Handeln der Verantwortlichen und das Versagen derer, die den Bürgerinnen und Bürgern der Welt diese Informationen schon längst hätten vermitteln müssen. [...]" (S.2/3) "Selbstverständlich gibt es Fortschritte, hören wir. Manche Länder und Regionen melden eine recht erstaunliche Reduzierung der CO2-Emissionen – zumindest in den Jahren, seit die Welt erstmals die Rahmenwerke zur Handhabung unserer Statistiken ausgehandelt hat. Aber wie steht es um all diese Reduzierungen, wenn wir statt der sorgfältig manipulierten Landesstatistiken unsere Gesamtemissionen einbeziehen? Also all die Emissionen, die wir so erfolgreich aus diesen Zahlen herausgerechnet haben. Zum Beispiel durch die Verlagerung von Fabriken in ferne Erdteile und das Auslassen der Emissionen von internationalen Flug- und Schiffsverkehr in unseren Statistiken [...]" (S.4)
  3. Diese Gliederung ist im Artikel nachgebildet und wird durch das Inhaltsverzeichnis deutlich. Vgl. auch die Fassung bei ZUM Unterrichten, die anders als dieser Artikel fortlaufend aktualisiert wird.
  4. "Falsche Ausgewogenheit bedeutet, dass man beide Seiten eines Problems als gleich wichtig behandelt. In den vergangenen Jahrzehnten war dieses Phänomen insofern zu beobachten, als die Medien Leugnern des Klimawandels und Verzögerern von Maßnahmen ebenso viel Aufmerksamkeit widmeten wie Klimaschützern, um unparteiisch zu wirken,[...]. Das hat dazu beigetragen, eine Existenzkrise zu schüren und an massenhaftes Artensterben einzuleiten. Nun haben sich die Medien darauf verlegt, Wirtschaftsinteressen – bestenfalls – den gleichen Stellenwert einzuräumen wie den ökologischen Interessen wie etwa in der Aussage: 'Ja dieses Bergwerk wird das Trinkwasser und die Luft der gesamten Region kontaminierten, es schafft aber auch 250 Arbeitsplätze.' Überleben ist keine Geschichte, die zwei Seiten hätte. Ein Aussterben ist nichts, was zur Debatte stehen sollte."(S.473/74)
  5. "Die am stärksten Betroffenen in den am stärksten betroffenen Regionen [...] stehen an der Front der Klimakrise. Aber sie stehen nicht auf den Titelseiten unserer Zeitungen. Ihre Stimmen müssen gehört werden, und dabei können wir alle helfen. Verbreitete ihre Geschichten und ihren Namen." (S.475)
  6. Vanessa Nakate: Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss. 2021
  7. Vanessa Nakate: Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss. 2021