Fachbereich:Philosophie/Erkenntnistheorie

Erkenntnistheorie befaßt sich mit den Fragen: "Wie kann ich etwas wissen?" "Kann ich etwas überhaupt wissen?" "Welche sind die Methoden?"

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Muß man ein "Mann von Welt" sein, um etwas erkennen oder feststellen zu können?
Sieht Philosophie sowie das Philosophieren wirklich so aus?

Wir fangen mit alltäglichen Erfahrungen an.

der absolutistische Normensetzer, der meint, alles zu wissen und keine Fehler zu machen

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"Die Weisheit bin ich." [Parodie des berühmten Satzes von Ludwig XIV.: "Der Staat bin ich." d.h. "L'état c'est moi."]

Sind Sie einmal Menschen begegnet, die meinten, sie bräuchten nur etwas zu behaupten, damit das Behauptete als wahr gilt? Diese Menschen scheinen sich niemals die Frage gestellt zu haben, wie sie erkennen, daß etwas wahr und nicht falsch ist.

Wer laut anbrüllt und irgendetwas von sich in einem majestätischen Gehabe geben läßt, sucht die Wahrheit nicht, sondern verschleiert und unterdrückt sie vielmehr.

Gerade solche Menschen sind sich der Tatsache nicht bewußt, wie leicht es ist, zu irren und falsche Eindrücke zu bekommen. Wie sehr wir irren, dessen sind wir uns gar nicht bewußt.

Dieses laute Anbrüllen, das vielen eigen ist, die weltliche Autoritätspositionen innehaben, verdeckt die eigene minderwertige Erkenntnisfähigkeit. Wer weniger erkennen kann, kann weniger richtig einschätzen und denken. Mit apodiktischen Erklärungen, womit sich der Normensetzer ausstattet, verschleiert er seine geringen geistigen Fähigkeiten und überschreitet anmaßend die Grenzen der menschlichen Wissensmöglichkeiten, denen auch er unterworfen ist – ob es ihm paßt oder nicht.

Wer sich mit päpstlicher Unfehlbarkeit umrahmt und beweihraucht, der gibt damit zu, daß er nicht so viel weiß und demzufolge wesentlich weniger erkennen kann, wie er anderen vormacht. Schließlich konnte die spanische Inquisition und ihre Überbleibsel keine zuverlässigen Erkenntnismethoden entwickeln. Das haben aber leider unwissende und verblendete Richter in sich, daß sie sich kraft ihrer geistigen Schwäche in die Unanfechtbarkeit versetzen. "Der Beschluß ist unanfechtbar" heißt nichts anderes als "Ich bin unanfechtbar, und das hast du zu respektieren".

im Traum erkennen

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Denkst du oder grübelst du nur nach?

Vor allem im Traum kann leicht festgestellt werden, wie sehr wir Gefangene von uns selbst sind. Man hat einen Traum von etwas und erkennt auch im Traum, d.h. während des Träumens, daß das, wovon man träumt, gar nicht wahr und u.U. gar nicht wahr sein kann. Aber der Träumer träumt unentwegt weiter. Er hat dich gefesselt. Du kannst dich davon nicht befreien und du bleibst an ihm und an diesem absurden Traum hängen.

Wenn du dich nur in einen anderen Raum begeben kannst. Aber nein, das geht nicht. Du bist ein Gefangener von dir selbst. Und wer im Traum irrt, irrt auch im Wachzustand.

Solche geistige Räumlichkeiten prägen unser Vermögen, etwas zu erkennen oder nicht. Und Erkenntnis setzt in der Regel Wahrnehmen voraus. Sind alle unsere Sinnesorgane gleich? Da gibt es einige Anhaltspunkte, deren wir uns gewahr sein sollten, die uns belegen können, daß sie nicht alle gleich sind.

optimale Zustände, um Sachverhalte richtig zu erkennen

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Der Erkenntnisaugenblick kommt optimal zustande, wenn wir innerlich ruhig und gelassen sind. Auf einmal sprechen sich Wahrheiten und Weisheiten aus, die wir möglicherweise die ganze Zeit – aufgrund der seelischen Belastung, die manche "Streß" nennen, aufgrund der anderweitigen Beschäftigung usw. – unterdrückt oder – milder gesagt – übersehen haben.

Diesen Zustand, der für das Wahrnehmen, das Beurteilen, das Einschätzen und letzten Endes auch das Denken optimal ist, nennt man buddhistischen Gleichmut. Sein Walten führt zu optimalen Ergebnisse bei der Feststellung von Sachverhalten. Buddhistischer Gleichmut geht mit der Aufrechterhaltung des inneren seelischen Gleichgewichts einher. Nicht die Gedanken, sondern die Gedanken- und die Gemütszustände, die sich im Inneren eines Menschen einsetzt, sind ausschlaggebend für die richtige Entfaltung und Erschließung der vorgenannten geistigen Fähigkeiten. Gleichmut schafft Leben, während Aufwiegelung gegen sich selbst den geistigen Tod zur Folge hat.

Allerdings kann das Auftreten des "falschen Gleichmuts" zu falschen Ergebnissen auf dem geistigen Gebiet führen.

Gleichmut soll nicht einen permanenten Autistismus und Solipsismus herstellen, wo der Mensch zur Monade wird, sondern er soll durch Mitgefühl, Anteilnahme und Barmherzigkeit ergänzt werden. Wenn man von diesen Tugenden spricht, denkt der durchschnittliche Mensch, daß man an dieser Stelle von ethischen Werten spricht. Das stimmt allerdings nur zum Teil.

In Wirklichkeit wird hier ein Element angesprochen, das die bessere Wahrnehmung sowie das bessere Einschätzen zur Folge hat. Denn diese Tugenden – auf die Erkenntnisfähigkeit eines Menschen angewandt – führen dazu, daß der Mensch besser erkennen, einschätzen und auch denken kann. Wer nicht in der Lage ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen, der verfügt über minderwertige Erkenntnisfähigkeiten.

Bei einer verzerrten Wahrnehmung haben die Menschen weder Wahrnehmungs- noch Erkenntnisfähigkeiten.

Erkennen und die Sinnesorgane

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mit welchem Sinnesorgan kann ich am besten Sachverhalte erkennen?

Während das optisch Wahrzunehmende uns so oft aus dem Takt bringt, stabilisieren uns die akustischen Eindrücke. Auch Mißtöne können uns besser stabilisieren als der Blick auf eine Mordtat.

Ein guter Ratgeber beim Wahrnehmen sind auch die taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten. Wer z.B. geschubst wird, erkennt gleichzeitig, daß ihm der Raum, indem er sich gegenwärtig aufhält, zu eng wird. Das ist eine gute Feststellung, die praktische Konsequenzen nach sich ziehen sollte. Beim Erkennen und Feststellen soll es nicht bleiben. Man muß auch orthopraktisch zu handeln wissen.

Auch das olfaktorische Wahrnehmen, also das Riechen, bringt keinen Menschen aus dem seelischen Gleichgewicht, es sei denn, daß das Gerochene in krassem Widerspruch zum Optischen steht. Tritt eine solche Opposition auf – wie z.B. beim Riechen von Rauch, ohne dabei Feuer oder sonstige Entzündungserscheinungen optisch wahrnehmen zu können, so kann das zu inneren Beunruhigungen führen.

Erkennen und das Denken

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Die Altgriechen legten den Schwerpunkt ihrer Betrachtung auf das Denken – sozusagen das "reine Denken"

Die Frage, die wir an dieser Stelle aufwerfen möchten, ist keineswegs doof: Hindert uns das Denken die Entfaltung der Wahrnehmungsfähigkeit und der Urteilskraft? Oder fördert es diese geistigen Fähigkeiten?

Diese Frage haben sich nicht einmal die Rationalisten und auch nicht die Phänomenologen gestellt. Nach Auffassung von Edmund Husserl, dem Vater der Phänomenologie, heißt Denken "Entwerfen". Aber dabei hat er nur einen Aspekt des Denkens berücksichtigt. Denken heißt auch "Kaputtmachen". Der Ikonoklasmus [d.h. auf Deutsch der Bildersturm] wird tagtäglich in unserem Leben sowie in unserem Milieu praktiziert, ohne daß es jemandem auffällt, daß so was im Leben sowie gerade in einem bestimmten Augenblick vorkommt, der uns brennend konfrontiert.

Das Denken kann auch deine Wahrnehmungsfähigkeit und deine Urteilskraft kaputt machen, ohne daß dir das auffällt. Neben dem Wahrnehmen muß man an dieser Stelle auf die eigene Intuition zugreifen, um sich dieser Tatsache gewahr zu sein. Es gilt als praktische Folge aus diesem Mißstand, die eigene Intuition zu verschärfen und aktiv zu erschließen.

 
Dazu gehörte eine beträchtliche Menge "Brüten"

Insofern sollte das Denken als "zusätzliche Fakultät" betrachtet werden, welche das Wahrnehmen, das Feststellen und das Urteilen nach dem Wahrgenommenen und Festgestellten begleitet – entweder in positiver [d.h. unterstützend] oder in negativer Hinsicht [d.h. kaputtmachend]. Daß es diese Kraft gibt, haben z.B. die Hindus in ihre Religion mit aufgenommen, und zwar wurde diese Einsicht in der Gottheit von Vishnu vergegenständlicht, der Schöpfer, Zerstörer und Erhalter zugleich ist. Von allen drei sich widerstreitenden Fakultäten darf er Gebrauch machen, denn er ist vielfältig kompetent.

Das Denken kann insofern hilfreich sein, wenn es sich bietet, daß derjenige, der etwas feststellen und erkennen möchte, sich ständig fragt: "Stimmt das – oder nicht?"

Freilich gibt es Leute, die bestimmen, ob etwas wahr ist oder nicht, indem sie sich überlegen, ob der in Frage kommende und zur Prüfung abzuwägende Tatbestand ehrenhaft oder unehrenhaft ist. Aber diese "Denker" sind nicht in erster Linie daran interessiert, die Wahrheit hinsichtlich eines Sachverhaltes zu ermitteln. Schließlich kann etwas den Tatsachen entsprechen, wenn die Annahme des Auftretens eines gewissen Phänomens für irgendeine Person unehrenhaft ist und diese Person auch entehrt. Dennoch vertreten jene Menschen die Auffassung, daß bestimmte Gedanken, Feststellungen oder Beobachtungen "Ehrenmord" begehen können, was ein bißchen weit hergeholt ist.

Demzufolge ist Denken etwas mehr als nur Grübeln oder Nachgrübeln.

Denken und die Altgriechen als Philosophen

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Griechenland ist die Wiege der Philosophie und wird immer so bleiben.

Die Altgriechen, insbesondere Platon und vermutlich auch Sokrates, haben das Denken nicht nur als Tätigkeit, sondern darüberhinaus als Zustand an sich, auf ein hohes Podest gestellt. Inzwischen macht sich die Erkenntnis breit, daß die Griechen der Antike das Denken auf ein allzu hohes Podest gestellt haben.

Sie meinten, daß erst die Gedanken von Menschen geradegebogen werden müssen, ehe man "richig" wahrnimmt und "richtig" Erkenntnisse sammeln kann. Deswegen redeten sie von "reinen Ideen", die sich nicht in der Biosphäre, d.h. in der Welt, wo wir Sterbliche das Leben verbringen, sondern in der Welt der Gedanken, also in der Noosphäre aufhalten, welche als eine Art "Himmel" dasteht. Alles, was auf Erden zu finden ist, bildet eine Art "Korruption" derjenigen "Ideen", die sich nicht auf Erden befinden, sondern im Himmel aufenthältig sind.

So wie es "saubere Ideen" gibt, so sollte es auch dann "reine Vernunft" geben. Der Katholizismus spricht vom "unbefleckten Empfängnis" von Maria. Denn diese Geburt war deswegen "rein" und "makellos", weil sie aus einer Hierogamie hervorgegangen ist. Der "Vater" war nämlich der "Heilige Geist".

So lassen sich Christen- und Heidentum harmonisch und geistig ergänzend miteinander verbinden.

Wahrnehmen und Erkennen lösen seelische Krisen in uns aus

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Um die Gefahr von Psychosen zu verringern, gab es in Griechenland philosophische Schulen.
 
Psychosen beeinträchtigen die Fähigkeit, Philosophie zu betreiben.

Es ist illusorisch, an der Auffassung festzuhalten, daß Wahrnehmen und Erkennen keine schädlichen Nebenwirkungen nach sich ziehen. Das absolute Gegenteil ist der Fall.

Menschen sterben, wählen den Freitod oder werden – auch im schulmedizinischen Sinne – krank, wenn sie etwas zu Ohren bekommen, etwas erkennen oder auch wahrnehmen. Die Entfaltung derartiger Fakultäten ist nicht unproblematisch und bleibt manchmal nicht ohne schädliche oder gar tödliche Folgen.

Wenn man das weiß und sich auch wirklich dessen bewußt ist, dann soll man seine Kommunikation denjenigen Menschen gegenüber so gestalten, daß er unangenehme Wahrheiten verkraften und verdauen, ohne in eine konvulsive Psychoepilepsie zu geraten.

Schließlich soll man sich selbst gut behandeln, indem man das Gleiche mit sich selbst praktiziert. Solche Ankündigungen wie: "Der Polizeibeamte ist nicht dein Freund und Helfer, sondern ... etwas anders." können Menschen in Schockzustand versetzen, also muß man aufgrund der Wahrung einer "seelischen Hygiene" vorsichtig mit dem explosiven Inhalt gewisser Phänomene umgehen.

Wie Buddha mal sagte: "Schütze dich, um andere zu schützen."

die eigene Wahrnehmung beobachten, sich selbst beobachten, Selbstbegleitung

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Deswegen ist es gut, der eigene Therapeut von sich selbst zu sein und beim Nichtvorhandensein langsam einer zu werden. Die Anwendung einer Selbsttherapie kann nicht allein und ohne fremde Hilfe erfolgen.

 
Zeno war ein guter Stabilitätsfaktor damals.

Es ist eine Sache, der Frage nachzugehen, ob man mit anderen oder mit einer einzigen Person einer Meinung ist, d.h. ob es zwischen Ihnen und anderen – sei es in der Einzahl oder in der Mehrzahl – Konsens oder Dissens.

Es ist allerdings eine ganz andere Sache, wenn man seine Beobachtungen mit der Beobachtung anderer abschätzen will. An dieser Stelle geht es nicht um Eintracht oder Zwietracht, sondern in der Auswertung der eigenen geistigen Fähigkeiten in bezug auf die Wahrnehmung, die Beobachtung und die Erstattung von Berichten über Sachlagen.

Deswegen ist es wichtig, Freunde zu haben und sie auch effektiv in Anspruch zu nehmen, die einen in der Erschließung der eigenen geistigen Fähigkeiten unterstützen.

Philosophie ist mehr als nur grübeln oder nachgrübeln

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Um Philosoph zu sein, muß man mehr tun als nur vor sich grübeln. Man muß einen guten Gegenstand finden, worüber man grübeln und sogar nachgrübeln kann. Und irgendwann mit dem Grübeln muß es auch langsam aufhören. Danach kommt die Analyse sowie die Fragestellungen, die einen unterstützen, die Welt in sich, um sich, über und unter sich besser zu verstehen. Philosophie erfordert einerseits gutes Wahrnehmen, andererseits gute architektonische Fähigkeiten hinsichtlich der Gestaltung von "Gedankengebäuden". Die Philosophin oder der Philosoph muß u.a. bemüht sein, so weit wie es geht der Wahrheit treu zu sein und die Wirklichkeit so wiederzugeben, wie er/sie sie erlebt, ohne sich dabei vorher zu fragen, ob das Wahrgenommene mit der Wirklichkeit tatsächlich übereinstimmt. Dafür hat er oder sie reichlich viel Zeit hinterher.

wie schütze ich mich vor Täuschung?

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Lassen Sie sich nicht täuschen, aber wie sollen Sie das machen?

Es gibt Unmengen von Täuschungen in dieser Welt. Man kann ihnen leider nicht ausweichen. Gegen sie ist niemand gefeit. Denn viele Umstände können zu einer Verzerrung der Tatsachen führen. Ein Bild kann sich in ein Zerrbild verwandeln. Ohne daß uns etwas bewußt ist, können wir uns im Bereich der Fälschung, der Verfälschung und der Täuschung bewegen. Systematische Fehler treten bei der Betrachtung eines Phänomens auf, und kognitive Verzerrungen machen sich seitens derjenigen breit, welche das Phänomen zu erfassen suchen.

 
Dahinter steckt eine Illusion !!

Solche Sachen werden wir wohl auf Anhieb nicht erkennen können, aber wenn wir vor Augen halten, daß wir nicht unfehlbar sind und daß uns so vieles täuschen kann, können wir besser mit diesem erkenntnistheorischen Risiko umgehen und vielleicht sogar auch schneller die Umtriebe derjenigen erkennen, die uns austricksen wollen.

Es gibt also keine Versicherung gegen die vielfältige Erscheinung der Täuschung. Für Illusionen sowie für die Unfähigkeit, Illusionen als solche sofort zu erkennen, sind wir alle anfällig. Die Tatsache, daß wir Illusionen verfallen sind, wovor wir uns nicht geistig wehren können, nivelliert uns alle. Sowohl der gebildeteste Mensch als auch der Rüpel auf der untersten Ebene ist in gleichem Maße für Illusionen anfällig.