Fachbereich:Philosophie/Strukturalismuskritik
Viele Menschen lieben es, in einer Welt ohne Menschen zu leben, obwohl sie eigentlich die ganze Zeit von Menschen umgeben werden, daß sie sich es eigentlich nicht leisten können, sie zu übersehen.
Der Strukturalismus ist ein sehr gewagter, aber aus der Sicht vieler auch ein sehr gelungener Versuch, so zu tun, als ob es keine Menschen, keine Ereignisse, keine Bewegung sowie keine anderen Einzelheiten in der Welt geben würde.
Nicht überraschend ist die Tatsache, daß diese Weltanschauung vor allem in die Politik sowie bei den Theoretikern auf dem Gebiet der sogenannten "Politikwissenschaft" Fuß gefaßt hat.
Der Strukturalismus ist besonders bei linken Politikern sowie bei linken politischen Theoretikern beliebt, weil er diesen Anhängern eine geordnete Welt nahelegt, die entweder mit den Tatsachen übereinstimmt – oder nicht. Es ändert sich in dieser Welt nicht, bis vielleicht ein Bilderstürmer kommt und alles durcheinanderbringt. Diese Änderungen werden sprunghaft, niemals steig vollbracht. Ein solches Szenario ist besonders beliebt bei vielen, die von Revolution träumen, aber in der Regel keine durchzuführen in der Lage sind.
Der Strukturalismus ist ebenfalls besonders bei denjenigen beliebt, die meinen, daß alles seinen Platz hat. Dahinter steht eine sogenannte "Struktur". Ob dies eine Illusion oder das Ergebnis von Wunschdenken ist, oder ob es die Realität wiedergibt, danach fragt keiner. Hauptsache man hat ein gutes Gefühl dabei, während man solche Thesen postuliert.
Der Strukturalismus liefert den Protagonisten dieser These einen anderen, nicht zu unterschätzenden Vorteil, der darin besteht, daß keiner für sein Handeln die Verantwortung zu übernehmen hat. Wenn irgendjemand die Schuld für etwas hat, dann sind das "die Strukturen". Diesen ethischen, deontologischen Aspekt darf man nicht herunterspielen, sondern vielmehr stets vor Augen halten. Durch den Strukturalismus entlasten sich die Protagonisten moralisch, die sonst zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie nicht hinter ihren Strukturen als Schutzschild stehen würden. Denn durch diese Anonymisierung entledigen sie sich ethischer Verantwortung. Die Akteure fallen weg, also ist es unmöglich zu erfahren, wer für was zu verantworten ist.
Der Strukturalismus dient ebenso dazu, die eigene Wahrnehmungsfähigkeit zu beeinträchtigen und sie nicht ausbauend zu erschließen. Diese Weltanschauung hat eher die Zusammenfaltung der Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Folge.
Das Gewissen verschwindet, die Wahrnehmungsfähigkeit ist nicht mehr einsetzbar, da bleibt nur das Denken übrig, und dann sind wir wieder bei den Altgriechen, die ebenfalls nicht wahrnehmen konnten, sondern versuchten vielmehr, mit Gedanken und vorgefaßten Vorstellungen "wahrzunehmen" und die "Realität" so zu "erfassen". Das kann allerdings niemandem gelingen, deswegen ist es so beim Strukturalismus, daß seine Protagonisten wenig aussagen können, was aussagefähig ist. Sie bleiben bei Tautologien, bei abstrakten Beteuerungen sowie bei Thesen, die kaum nachgewiesen werden können, aber die dennoch schön und sogar "genial" klingen. Ob sie die Wirklichkeit wiedergibt, ist eine Sache, die auf einem anderen Blatt steht.
Was dem Strukturalismus fast immer entgeht, sind dynamische Prozesse, aber auch ganz einfache Phänomene, wo Detail beim Anschauen geboten ist. Die strukturalistische Weltanschauung ist stets bemüht, die Welt zu "verbeamten", sie zu verlangsamen, bis sie träge wird.
"Ich muß die Welt auf 'Halt' stellen, damit ich sie begreifen kann. Also hat sich die Welt gefälligst meinem Verlangen anzupassen," wird wohl der ehrliche Schrei eines Strukturalisten sein. Leider kann man die Welt nicht auf Halt stellen, und in der Tat macht die Welt keinen Halt aufgrund einer möglichen paranoiden Art oder Befindlichkeit eines Strukturalisten, der nach Sicherheit, Ordnung und dem Bedürfnis trachtet, alles, was beweglich ist, lahmzulegen.
Insofern kann es durchaus der Fall sein, daß nicht die Phänomene an sich Strukturen enthalten, sondern vielmehr daß wir ohne Strukturen nicht auskommen können, die Phänomene zu verstehen und irgendwie in unserem kognitiven Wissenssystem einzuordnen. Dabei übertragen wir unser menschliches geistiges Verarbeitungssystem auf die Sachen und letzten Endes auf die Realität.
Der Strukturalismus, wenn er zu weit und zu radikal betrieben wird, führt zu einer erkenntnistheoretischen Gleichschaltung nicht nur der Sinnesorgane, sondern auch des Denkvermögens selbst in seiner Fähigkeit, Bewegliches zu erfassen.
Die Bemühung, sich der Mittel des Strukturalismus zu bedienen, um die Welt besser begreifen zu können, geht mit einer Anthropomorphisierung der Welt einher. Die Welt hat sich uns und unserem einfältigen Verstand anzupassen, wir müssen uns nicht über die Welt so sachkundig machen, wie sie sich tatsächlich uns entfaltet. Dahinter steht nicht wenig Arroganz.
Sind Strukturen sichtbar?
BearbeitenNein, und das ist nämlich der Grund, warum viele die Auffassung vertreten, Strukturen entbehren einem metaphysischen Fundament. Niemand kann behaupten: "Ich habe gestern eine Struktur gesehen, die die Straße entlang ging." Was aber für viele nicht sichtbar ist, ist nicht wirklich. Man kann aber ebensowenig behaupten, daß Strukturen die "tiefere Realität" bilden.
Allerdings so ganz unwirklich sind Strukturen wiederum nicht. Sie helfen Menschen, Sachverhalte nachzuvollziehen. Demzufolge haben sie einen heuristischen Wert. Es ist jedoch nicht möglich, aus einem heuristischen Nutzen eine metaphysische Gegebenheit abzuleiten. Was Strukturen nicht tun, ist die Wirklichkeit durch sie selbst zu ersetzen.
Menschen klammern an Säulen usw. fest. Gedanklich und geistig geschieht nichts anderes. Strukturen sind die Treppengeländer des Geistes. Ohne Vorhandensein dieser Strukturen hätten wir die Welt nicht so gut erfassen können, wie wir es gegenwärtig tun. Für die Pädagogik ist der Strukturalismus ein wertvolles Hilfsmittel. Aber die Welt – also ebensowenig die Realität – dreht sich leider nicht um die Frage, wie wir am besten etwas begreifen können.
Dennoch – da Strukturen von zweifelhafter Wirklichkeit sind – sollen wir hinter den Kulissen der Strukturen schauen. Die Welt besteht auch aus Bewegung, und Strukturen helfen uns wenig, jene Phänomene ausreichend zu erfassen. Ferner unterstützt der Strukturalismus die Wahrnehmungsfähigkeit nicht sonderlich. In der Tat fördert er manchmal sogar die Wahrnehmungsstörung.
"Wenn heuristisch, dann metaphysisch," ist ein ungültiges Argument. Als solches ist es nicht haltbar. Strukturen strahlen auch einen ästhetischen Wert aus. Sogar die Künstler bedienen sich optischer Strukturen, um ihr Werk zur Schau zu stellen. "Diese Struktur sieht schön aus," ist eine Behauptung, die man ruhig aufstellen kann und die auch den Tatsachen entsprechen kann. Aber aus dem Schönen kann das Wirkliche ebensowenig abgeleitet werden.
Der Mißbrauch des Strukturalismus in der Politik sowie beim Regieren
BearbeitenDie Staatslehre sowie die praktische Staats- und Menschenführung gebieten den Zugriff auf den Strukturalismus. Gerechtigkeit ist beispielsweise weitgehend ein abstrakter Begriff, der versucht, jemanden mit einem anderen zu vergleichen und dabei festzustellen, ob das Gleichgewicht zwischen den beiden das richtige ist. Oder er versucht, etwas mit einem bestimmten, freilich a priori vorhandenen sowie auch vorgefaßten Maßstab zu vergleichen, um festzustellen zu können, ob die Sache dem "richtigen" Maßstab entspricht oder nicht.
Demzufolge ist Gerechtigkeit ein strukturalistisch geprägter Begriff. Vergleiche, Gleichsetzung, Gleichgewicht, Ungleichgewichte bilden Strukturen. Oder besser formuliert: Sie geben Anlaß für die Strukturbildung.
Hinzu kommt der Ausdruck, der ein geläufiger juristischer Begriff ist, des Rechtsstaatsprinzips. Dies ist ebenfalls ein durch und durch strukturalistischer Begriff.
Denn ein Element des Rechtsstaatsprinzips ist die Umsetzung des allgemeinen Gleichheitssatzes nach Art. 3(1) GG.
Sowohl die ganze Politik als auch die Staatsführung bewegen sich in einem strukturalistischen Raum, weswegen sowohl die Politik als auch die Staatsführung so, wie sie heute betrieben werden, als "menschenverachtend" betrachtet werden können.
Gleichbehandlung und Gleichberechtigung sind Elemente des Rechtsstaatsprinzips. Das Rechtsstaatsprinzip besteht aus einer Reihe von Elementen, die vielzählig und umfangreich sind[1][2][3]. Sie in angemessene Worte zu fassen, ist nicht gerade leicht. Eines davon ist, daß man angeblich vor dem Gesetz gleich sei. Das wird als Prinzip der Rechtsgleichheit bezeichnet. Dieses Prinzip wird in vielen Ländern hochgehalten. Die USA meißeln dieses Prinzip in Stein der Fassade ihres Obersten Gerichtshofs. Dort steht: "Equal protection under the laws" [auf Deutsch: Gleicher Schutz unter dem "Gesetz", das gleichmäßig angewandt werden muß]. Dieses Prinzip wird sogar zum Ordnungsprinzip emporgehoben, damit keiner auf die Idee kommt, daß er – bei Vorliegen entsprechender Umstände – den Schutz der Gesetze für sich selbst nicht in Anspruch nehmen darf oder daß ihm dieser Schutz "willkürlich" entzogen wird.
Denn das Gegenteil zu meinen, würde das Vertrauen der Bürger – oder wenigstens mancher Bürger – in die Funktionsfähigkeit sowie in die Gerechtigkeit der gesamten Rechtsordnung erheblich erschüttern. Das hat dann die Destabilisierung des ganzen Systems zur Folge – ein Zustand, der sich keine Regierung leisten darf, wenn sie weiter regieren möchte.
Aber wenn man näher auf das Prinzip hinschaut, dann müßte man erkennen können, daß es sich bei ihm eigentlich um eine abstrakte, strukturalistische Behauptung handelt, die als solche solange inhaltsleer ist, bis die Beispiele kommen, um es erläutern zu können. Diese Behauptung braucht unbedingt konkrete Beispiele, um sich zu legitimieren, geschweige denn verwirklichen zu können.
Die Politik sowie die Staatstheorie hantieren ständig mit solchen inhaltlosen sowie mit wenig aussagefähigen Abstraktionen, deren Veranschaulichung selten gelingt. Die fehlende Veranschaulichung ist meisten Folge davon, daß man keine konkreten Beispiele findet, welche die in Frage kommende Abstraktion erläutern könnte. Das hat den unglücklichen Umstand zur Folge, daß niemand sicher feststellen kann, ob er beispielsweise gleichbehandelt oder gerecht behandelt wird oder nicht.
Die hirnrissigsten Ergebnisse kommen aus derartigen Überlegungen heraus. Da kommt ein Politiker z.B. auf die Idee, daß die gebrechliche alte Frau im Heim mit dem Sprinter im olympischen Wettbewerb gleichzuhandeln sei – oder umgekehrt. Denn der menschliche Wahn kennt kaum Grenzen. Das liegt aber auch daran, daß der Strukturalismus die Wahrnehmungsfähigkeit der Menschen nicht fördert, sondern sie vielmehr zu verstümmeln sucht. Die Sinnesorgane verstummen, wenn der Strukturalismus die Regie übernimmt.
Aber der Strukturalismus meint, so eine Erklärungskraft auszustrahlen, daß er sogar politische Erhebungen erklären kann. Vielleicht nimmt man dafür einen Vulkanausbrusch, stellt seine "Struktur" fest und dann schließt man auf Menschen und ihre Bewegungen. Es wäre wohl ein Versuch wert.
Kein politisches System auf der Welt, d.h. keine Staats-, Rechts-, Gesellschafts- oder Wirtschaftsordnung beruht auf den individuellen Rechten, d.h. auf den klassischen liberalen Grundrechten wie Eigentum, Freizügigkeit, Leben, dem Genuß der geistigen Rechte, der mit der Meinungsfreiheit beginnt und beim Recht auf Forschung, Kunst, Wissenschaft und Philosophieren gipfelt. Vielmehr beruht die Staatsordnung auf den sozialen Rechten, die in Art. 3 GG angegeben werden und welche mit dem Rechtsstaatsprinzip in Verbindung gesetzt wird.
Aus der Befassung mit den vorgenannten Beispielen ist ersichtlich, daß der Strukturalismus das staatstheoretische Denken sowie Handeln in sehr hohem Maße beherrscht. Deswegen kommt vom Staat nichts Vernünftiges dabei heraus. Denn der Staat befaßt sich selten mit Fragen der Gerechtigkeit auf mikrokosmischer Ebene. Alles muß makrokosmisch betrachtet und schließlich behandelt und gelöst werden.
Das einzige Staatsprinzip, das dem entgegensteht, ist der Grundsatz der materiellen Gerechtigkeit, einem Prinzip, das der Staat bisher selten in sein Handlungsrepertoire aufnehmen konnte. Zu dieser Art von Gerechtigkeit gehört das Recht, angemessen gemäß der Sachlage behandelt zu werden. Sie ist Gerechtigkeit im "eigentlichen" Sinne, denn sie bewertet das Individuum nach den hierfür geeigneten Maßstäben, mit denen nur er – und nicht er in Verbindung mit anderen oder verglichen mit anderen, wie dies bei der sozialen Gerechtigkeit der Fall ist – ausgewertet wird.
Strukturalismus bei der Erklärung wirtschaftlicher Ereignisse
BearbeitenEs fällt den Menschen schwer besonders, wirtschaftliche Verhältnisse sowie wirtschaftliche Ereignisse zu erklären, obwohl sie unser Leben stark beeinflussen.
Die Oberflächlichkeit, die man woanders gesehen hat, ist in der Bemühung, wirtschaftliche Ereignisse treffend zu erfassen, ebenfalls vorhanden. Wirtschaftslexikon Gabler beschreibt den Strukturalismus in bezug auf die Wirtschaft wie folgt:
- "Die Ergebnisse der klassischen Außenwirtschaftstheorie unterstellen durch die internationale Arbeitsteilung eine Wohlfahrtsverbesserung[4] aller. Nach dem Ansatz des Strukturalismus wird die Welt dagegen in Zentrum und Peripherie aufgeteilt, deren Produktionsstrukturen erheblich voneinander abweichen. Die Verteilung der Handelsgewinne begünstigt nur das Zentrum.
- Gefordert wird eine strukturelle Transformation (Industrialisierung), die einkommenselastische Industriegüterimporte durch heimische Produktion ersetzt (Importsubstitution) und schließlich zu internationaler Wettbewerbsfähigkeit führt. In der Übergangsphase werden protektionistische Maßnahmen, Devisenkontrollen, Subventionierung[5] heimischer Investitionen und Attrahierung[6] ausländischen Kapitals für die noch jungen Industriesektoren vorgeschlagen."[7]
So eine Konstellation verleitet die Menschen – insbesondere die Gelehrten unter uns – dazu, Sätze wie folgenden Satz auszusprechen:
- "Die Armut der Welt ist auf die gegenwärtig waltenden wirtschaftlichen Strukturen zurückzuführen."
Der Satz sieht so aus, als wäre er von einer gutgläubigen Autorität ausgesprochen, doch leider fehlt ihm die Aussagekraft. Dadurch meinen viele, über etwas zu wissen, während sich das Gefühl, etwas wirklich zu wissen, als illusorisch erweisen kann. Man braucht solche Fragen wie:
- Was meinen Sie damit? Welche Strukturen? Wie sehen sie aus? usw.
zu stellen, um feststellen zu können, daß an dieser Stelle Betrug am Werk ist.
Wenn wir uns mit dem Beispiel aus dem Wirtschaftslexikon Gabler befassen, dann stellen wir fest, daß der strukturalistische Ansatz an dieser Stelle wahrsagerische Kompetenzen an sich reißen möchte, was eigentlich die Grenze der menschlichen Wissensmöglichkeiten überschreiten dürfte. Woher weiß das Lexikon, daß die Welt aus Zentrum und Peripherie besteht? Wenn ja, wo liegt das Zentrum, wie liegt die Peripherie? Könnte die Welt nicht eher aus mehreren Zentren bestehen? Denn in dieser Zeit müßten es "mehrere Epizentren" geben.
Das macht alles sehr einfach und könnte sogar nebenbei einen ästhetischen Reiz auslösen, aber stimmt dieses Modell mit der Realität überein?
Ferner redet das Wirtscharftslexikon Gabler von "struktureller Transformation" und meint dabei Industrialisierung. Wer würde auf so eine Idee kommen, Transformation mit Industrialisierung gleichzusetzen? Dabei muß berücksichtigt werden, daß Transformationen, da sie Bewegung zum Ausdruck bringen, kaum "strukturalistisch gestaltet" oder sonst gedanklich aufgenommen werden können. Der Strukturalismus kommt schließlich mit Bewegung nicht klar und kann sie schlecht erklären.
Es kann sich also bei dieser Sache um Zustand A und Zustand B handeln, wobei der strukturalistische Ansatz den Wandel von A bis B nicht verfolgen kann, dennoch die zwei verschiedenen Zustände abzubilden imstande ist.
Ähnliches ergibt sich aus Erklärungen der Gewerkschaften. Sie meinen, mit dem Strukturalismus etwas "erfaßt" zu haben, was angeblich "wirklich" ist, aber was in der Tat so chimärisch erscheint wie jede andere Erklärung, die sich nicht auf tatsächliche Phänomene bezieht. Wer sich dennoch einbildet, etwas über die Welt erfahren zu haben, bildet sich was ganz schön ein. Hier sind Beispiele von diesem angeblichen "Wissen" aus einer höchst strukturalistisch beeinflußten Welt:
- "Auffallend ist, daß sich die Erwerbstätigenquote seit Beginn des letzten Konjunkturaufschwungs (nach 2004) im Osten etwas stärker erhöhte, als im Westen. Erstmals seit der Vereinigung konnte der ostdeutsche Arbeitsmarkt vom konjunturellen Aufschwung profitieren. Längerfristig betrachtet, liegt die ostdeutsche Erwerbstätigenquote aber immer noch deutlich unter den westdeutschen."[8]
Was soll hier auffallen? Denn einem Strukturalisten fällt nichts auf, da er die Sinnesorgane nicht einsetzt, um Kenntnisse über die Welt zu gewinnen. Wird hier ein qualititativer Unterschied angesprochen? Ebensowenig. Der Leser weiß mit dieser "Information" – sofern sie überhaupt eine ist – nichts anzufangen.
Ebensowenig wird es dem Verfasser gelingen, den Leser auf das aufmerksam zu machen, worauf er andere hinweisen möchte.
Nach alledam darf man sich fragen, ob man mit dieser "Information" überhaupt etwas gelernt hat, oder ob dadurch nur Scheinwissen vermittelt wird.
In diesem Bericht wird nichts mitgeteilt, warum die derzeitigen Verhältnisse schlecht sind, wie sie verbessert werden können, und was Staat, Unternehmer und Arbeiter tun können, um die Sachlage zu optimieren.
Und so wie dieser Bericht aussieht, so sehen fast alle Berichte über das Wirtschaftswissen aus: egal ob sie vom Wall Street Journal, Handelsblatt und der Frankfurter Allgemeine Zeitung herkommen oder von sozialistischen Wirtschaftsanalytikern. Von Analyse ist wenig zu erkennen. Aber vor lauter Postulierungen grandioser Thesen platzen die Artikel aus den Nähten.
Es ist gut und schön, über Gerechtigkeit zu reden, aber Wissen und was ein Mensch wissen kann sind Sachen, welche der Gerechtigkeit und der Befassung mit ihr vorgehen sollten.
Strukturalismus und die Verzerrung der Wirklichkeit
BearbeitenDer Strukturalismus neigt – wenn er radikal und fundamentalistisch betrieben wird – zur Verzerrung der Wirklichkeit, obwohl dieser Kurs nicht beabsichtigt wird. Die Welt sowohl in uns sowie draußen ist nicht so geordnet, wie sie uns lieb ist. Das können viele Menschen nicht ertragen, also verzerren sie die Wirklichkeit, indem sie ihm geordnete und für unseren schwachen Geist maßgeschneiderte Strukturen verleihen, die nicht das wiedergeben können, wie die Realität wirklich aussieht. Das hat zur Folge, daß die Strukturen einen eigenständigen, oft von den Phänomenen losgelösten Wirklichkeitswert erhalten, während sich die Phänomene, die hinter den Strukturen stehen, uns entziehen und an uns vorbeigehen. Allmählich werden sie nicht wahrgenommen und verlieren demnach an demjenigen Wirklichkeitswert, den sie eigentlich bei der Betrachtung der Sachverhalte verdienen. Das führt allerdings dazu, daß die Mittel, mit denen wir die Welt betrachten und einordnen, wirklicher sind als die Phänomene, die Gegenstand der Betrachtung und der geistigen Aufnahme sind. Eigentlich müßte es umgekehrt sein, aber der Strukturalismus dreht ja alles um und verdreht uns auf diesem Wege den Kopf.
Eine derartige Sachlage zieht unzählige Absurditäten nach sich. Man betritt eine Welt der geistigen und seelischen Störungen. Schließlich stehen die Strukturalisten auf dem Standpunkt vom früheren umstrittenen Kirchenvater vom II. Jahrhundert Tertullian, der in der Geschichte für den inzwischen allgegenwärtig bekannten Spruch "credo quia absurdum est" [d.h. auf Deutsch, ich glaube es, weil es absurd und widersinnig ist][9] berühmt wurde.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Universität Trier zu Rechtsstaatspinzip
- ↑ Universität Greifswald zu Rechtsstaatsprinzip
- ↑ Mainzer Allerlei zu Rechtsstaatsprinzip
- ↑ auf Deutsch: Verbesserung der wirtschäftlichen Verhältnisse
- ↑ auf Deutsch: Förderung
- ↑ auf Deutsch: Anziehung
- ↑ Wirtschaftslexikon Gabler zu Strukturalismus
- ↑ Bericht des DGB Bundesvorstand – Der Arbeitsmarkt im Osten – 20 Jahre nach dem Mauerfall [Teil I: Beschäftigung und Einkommen] vom Oktober 2009, S. 2
- ↑ uni-protokolle.de zu Credo, quia absurdum est