Fachbereich Religionswissenschaften und Theologie/Blog

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Rudolf Bultmann & Alfred Rosenberg (NSDAP Chefideologe)

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Ich habe ein Problem mit Rudolf Bultmann bezüglich seiner Schriften aus der Zeit des Nationalsozialismus, z. B. 1941: Neues Testament und Mythologie (Programm der Entmythologisierung der Bibel).

Das Problem ist, ich weiß nicht, wie ich die Zitate von Rudolf Bultmann (laut www.bautz.de/bbkl/b/bultmann_r.shtml: bedeutendster Exeget des 20. Jahrhunderts) zu verstehen haben. Einige Zitate weisen meiner Meinung nach eine auffallende Ähnlichkeit mit den Schriften von Alfred Rosenberg (Reichsminister, NSDAP Chefideologe) auf.

Aus dem Textzusammenhang kann sich bisweilen die Schlussfolgerung ergeben, dass manche Passagen Bultmanns ironisch (damit auch kritisch) gemeint sein könnten (siehe 2. Beispiel unten), oder Textpassagen von nationalsozialistischen Schriften (Alfred Rosenberg, Der Mythos des 20. Jahrhunderts, 1933) aufgegriffen und kritisch beleuchtet werden (siehe 1. Beispiel).

Leider liegen mir keine Informationen vor, welche Textabschnitte von Rudolf Bultmann im Wortsinn gemeint sind und welche gegen den Wortsinn verstanden werden sollten. Ich weiß von keiner Schrift (während oder nach dem 3. Reich) in der Rudolf Bultmann (1884 - 1976) die Situation aufgeklärt hätte.

Falls dennoch Quellen existieren, die hier für Klarheit sorgen könnten, wären ich für Hinweise darauf außerordentlich dankbar .


Hier ein Beispiel für Aussagen von Rudolf Bultmann, die so gedeutet werden könnten, dass nationalsozialistische Schriften aufgegriffen und kritisch beleuchtet werden (im Kontext des Gesamttextes):


[1930, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, Dr. Rosenberg]


"Christlichen Legenden, die allen Ernstes noch heute den Europäern verkündet werden: "Jungfrauengeburt", stoffliche" Auferstehung" Christi, "Himmel- und Höllenfahrt [...]

Noch immer aber haben es Millionen nicht begriffen, dass Kopernikus ... die gesamte Höllenfahrts- und Auferstehungsmythologie restlos überwunden, ein für allemal erledigt hat."

Dr. Alfred Ernst Rosenberg (1930, 1941 Reichsminister Ostministerium, führender Ideologe der NSDAP, Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Hoheneichen - Verlag München 34. Aufl. 1934, S. 132-133)


[1941, Neues Testament und Mythologie, Dr. Bultmann]


"So kann sich das Weltbild ändern etwa infolge der kopernikanischen Entdeckung [...] Welterfahrung und Weltbemächtigung sind in Wissenschaft und Technik so weit entwickelt, dass kein Mensch im Ernst am neutestamentlichen Weltbild festhalten kann und festhält. [...]

Erledigt sind damit die Geschichten von der Himmel- und Höllenfahrt Christi [...] Die Wunder des Neuen Testaments sind damit als Wunder erledigt [...]

Neben dem historischen Ereignis des Kreuzes steht die Auferstehung, die kein geschichtliches Ereignis ist. ... Neben der Behauptung der Präexistenz (Paulus, Johannes) steht ja die Legende von der Jungfrauengeburt (Matthäus, Lukas) ... stehen die Legenden vom leeren Grab und von der Himmelfahrt."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1941, Ev. Theologe, Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung, München: Kaiser 3. Aufl. 1988, S. 14-16,53)


Hier ein Beispiel für Aussagen von Rudolf Bultmann, die als ironisch (kritisch) gedeutet werden könnten (im Kontext des Gesamttextes):


"Im kirchlichen Christentum ist nach Alfred Rosenberg* die „große Persönlichkeit Jesu" „missbraucht worden". [...]

*[Alfred Rosenberg, 1941 Reichsminister Ostministerium, führender Ideologe der NSDAP sowohl in der Weimarer Republik als auch in der Zeit des Nationalsozialismus, 1934 Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP, Als Leiter des Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) verfolgte er die systematische Ermordung der Juden]

Der Mythos des 20. Jahrhunderts*, 1933, S. 74. Nach S. 76, Anm. liegt nicht der geringste zwingende Grund zu der Annahme vor, dass Jesus jüdischer Herkunft gewesen ist. [...]

Noch scharfer hat Johannes, der nach Rosenberg* noch aristokratischen Geist atmet, und der sich gegen die Verbastardierung, Verorientalisierung und Verjudung des Christentums gewehrt haben soll, das ausgedrückt, dass Jesu Kommen die Wende der Zeit war, dass Gottes Gericht sich eben damit schon vollzogen hat"

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1936, Jesus und Paulus: Jesus Christus im Zeugnis der Heiligen Schrift und der Kirche. Beihefte 2 zur Evangelischen Theologie, 1936, Seite 68 - 70 u. 85; Vgl. Jesus und Paulus, Exegetica: Aufsätze zur Erforschung des Neuen Testaments, Tübingen, 1967, Seite 210 - 212 u. 224)


Für Gefestigte

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Und so muesste die Theorie der Fraglichkeit aussehen, nach einem ganzen Tag im Stadtpark, lesend und schreibend, nach einem langen Frühstück mit dem Regens des Priesterseminars von Sarajevo, in dem ich wie ein König residiere, wie eine Antwort, warum ich nicht als Priester erkenntlich bin und dermaßen willkürlich reise : sie muesste an mehreren Bibelabschnitten entzuendet werden und ontologisch verortet und sodann, das waere die Hauptsache, an Erscheinungen des heutigen Lebens dargestellt werden und somit erwiesen - und daraus ergaeben sich die Schwierigkeiten, sowohl zwischen den Erscheinungen und den Bedeutungen, zwischen Fakten und Sinn zu unterscheiden, wie zugleich diese Unterscheidung selbst wieder fraglich zu machen, wie sich das fuer eine einigermassen ordentliche Theorie der Fraglichkeit gehoeren wuerde. Und all das wuerde mit der Tatsache, dass ich an einem Sommertag in Sarajevo im Kaffeehaus sitze an der Ferhardija, und den vorbeischlendernden Menschen zusehe und ihrer freundlichen Ruhe, und auch von ihnen am Rande wahrgenommen werde wie von dem kleinen Maedchen, das lauernd beobachtet, wie seine Eltern die Speisekarte ueberfliegen und dann doch weitergehen, und mir einen enttaeuschten Blick zuwirft und meine Erwiederung mit einem Laecheln beantwortet, wodurch blitzartig ein Einverstaendnis entstanden ist, also gar nichts zu tun haben und zugleich ganz damit uebereinstimmen, denn wenn eine Theorie nicht der Wirklichkeit abgeschaut ist, was soll sie dann/

Diese Theorie koennte bei Abraham anheben, der voellig unvermittelt Gottes Stimme hoert, und der Midrasch fuegt immerhin eine Geschichte ein zur Bezeugung seines strikten, nirgendwo ableitbaren Monotheismus, der dem Denken Koenig Nimruts und seiner Zeit doch voellig entgegenstand, und fuer den sein Auftrag jedenfalls ein ploetzlich ueber ihn hereinbrechendes Ereignis ist, dem er sich stellt, obwohl es ganz und gar unabsehbar ist/

Sie wuerde aufweisen, wie fuer ihn immer wieder alles auf der Kippe steht, angefangen beim Aufbruch, bei der Hungersnot in Kanaan, in Aegypten, beim Besuch der Gottesmaenner (deren Existenz zwischen Einheit und Differenz oszilliert), und von da an immer deutlicher gerade die Wahrheit seiner Verheissung, von Sara angezweifelt und eigenmaechtig interpretiert, und, was am Spiel steht fuer ihn und alle Spaeteren, immer weiter auf die Spitze getrieben wird, bis zuletzt, am Moria, ihm selbst mit dem Messer in der Hand die Wahrheit herauszustellen in die Hand gegeben ist:/

wie also, bereits in diesem ersten Durchgang, das ploetzliche Gewahrwerden des Offenen des Abgrunds dessen entschiedene Beantwortung erfordert, und wie das ganze glaeubige Menschenleben als schrittweises Zugehen gerade auf diese Begegnung verstanden werden kann, mithin als Vorgang der Aussetzung des Menschen an die immer weiter um sich greifende Fraglichkeit der Welt../

Die Eroerterung wuerde fortfahren mit den Etappen der Wahrnehmung steigender Fraglichkeit des Volkes der Hebraeer, die in dem Gastland von Bevorzugten zu Slkaven werden und nach und nach dazu gezwungen werden, Stellung zu nehmen in ihrem Stolz und Selbstverstaendnis als Glaeubige, und noch deutlicher im Geschick des Mose, dessen blosse Existenz von Anfang an auf der Kippe steht (welch hervorragende Metapher fuer die Fraglichkeit/das auch Nichtseinkoennen des Seienden) und sich bald in den Zwiespalt zwischen dem koeniglichen Adoptivsohn und der Verwandtschaft mit Sklaven, spaeter in den zwischen einem freien Wuestensohn und den Wirrnissen in Aegypten, und zuletzt noch viel staerker in den zwischen der Wahrheit seines Auftrags und der voelligen Widrigkeit seiner gesamten Wuestenumgebung und deren Deutung durch seine Bezugsgroesse, des gerade auserwaehlten Volkes verwandelt, eine Zwiespaeltigkeit, die solcherart den Gottesglaeubigen ueberhaupt, und besonders ihren Propheten als zutiefst zueigen nachhaltig bezeugt waere./

Es waere in der Folge ein leichtes, an weiteren biblischen Zeugnissen die Theorie der Fraglichkeit weiter auszubreiten und sie nicht nur in der Fraglichkeit der eigenen Existenz des Glaeubigen, seines Angesprochenseins durch Gott und der Wahrheit des goettlichen Wortes darzustellen, sondern sie etwa in der Frage nach der Vernunft von Sinn bei Hiob oder auch in der Frage nach der Moeglichkeit von Gebet und Lobpreis Gottes am Psalm 145 weiter zu veraesteln und spaeter wieder zu systematisieren./

Am Christusereignis des NT wuerden sich alle Spielarten der sich am Glaubensweg immer weiterentfaltenden Fraglichkeit in den Erfahrungen der Aposteln wieder finden lassen, die ihr Zuhause und ihren alten Glauben zuruecklassen und mit Jesus einen neuen Weg betreten, der sie alle Sicherheiten und Vorverstaendnisse kosten wird bis dorthin, wo er selbst ihnen genommen wird und darauf, als sie im Zustand aeusserster Irritation, auf der Kippe schlechthin, beginnen wollten, aufzugeben und sich abzufinden,/ wiedergeschenkt wird als derselbe und ein Anderer, sodass ihnen sozusagen Hoeren und Sehen vergeht und erneuert wird als eine neue Taufe ein fuer allemal./

Solches liegt uns in der Wiege, und wen sollte wundern, wie Paulus zu ringen hat um Sinn und Logik von Wort, Gesetz und Auftrag, um Glauben fuer alle und fuer einzelne, und wie spaeter die Theologen kaempfen um den Sinn dieses Weges der Fraglichkeit in der griechisch/philosophischen Welt/ wie dabei in gaenzlich unerwarteter Steigerung zuerst die Person Christi selbst fraglich wird, sodann der Geist und schliesslich die Einheit und Freiheit Gottes selbst, und schliesslich gar seine Bezeugung durch heilige Bilder und seine Verehrung durch ein geeintes Volk./

Von den Volksmissionen bis zu den Kreuzzuegen und den Wirrnissen der beginnenden Neuzeit, und erst recht von den tiefen Spaltungen in der Kirche selbst fuehrte der Aufweis der sich vertiefenden Fraglichkeit bis zur Vollendung der Entfremdung zwischen einem gottgemaessen Leben und der Selbstgewissheit einer aufgeklaerten Welt geradewegs in die heutigen Fragestellungen, wie denn ueberhaupt Gott sein koenne angesichts einer auch ohne ihn bestens orientierten Welt./

Somit haette sich im 1. Abschnitt der Theorie die Beweislast umgekehrt, und Welt und moderne Wissenschaft wuerden durchsichtiger werden in ihren Anstrengungen um Unfraglichkeit, also um Gewissheit und Evidenz, die bei Descartes erstaunliche selbstmaechtiger Selbstsetzung des Cogito anhuebe, sich in den philosophischen Systemen des 18. und 19. Jhts veraestele und in der heutigen weitgehend unreflektierten Selbstgenuegsamkeit wissenschaftlichen Forschens wie auch unter dem Stichwort Demokratie zusammengefassten Art abendlaendischer gesellschaftlicher Verfasstheit verfestigt haetten./ Wollte man nun das Angedeutete ontologisch betrachten, so wuerde die wichtigste Aufgabe in der Darstellung der in sich selbst bestehenden Unfraglichkeit des Grundes liegen, in dessen Mitteilung an das Seiende und dessen Antwort als Teilhabe und Frage nach dem Grund sich schliesslich das ganze nun beschrittene Feld der Fraglichkeit oeffnen wuerde, sodass eben dieser Grund zumal als Seinsgrund wie auch als Erkenntnisgrund auftraete, wie seinerseits das Seiende zugleich durch seine Existenz darin verankert und durch seine zunehmende Fraglichkeit davon entfernt wird, wenn man so sagen kann./

Und so wuerde zuletzt das von der Geschichte so teuer erkaufte Andersseinkoennen des Menschen und seiner Welt folgerichtig immer schwanken zwischen der ganz diesseitig verorteten Fraglosigkeit und dem im eigenen Vollzug stattfindenden Zuruecksinken in ausweglose tiefe Fraglichkeit/

und darum bereitwillig sofort wieder preisgegeben werden, als koennte man in einem Strom der stetigen Steigerung und Entfaltung des Immer-Selben leben wie die am Ferhardija-Boulevard defilierenden modernen Menschen, als gaebe es die vielleicht von Minen verunstalteten Menschen nicht, die dann und wann an unseren Tischen erscheinen und ihren Anteil wollen am Selben, all dies gerade in der Mitte zwischen dem grossen Park mit seinen Grabmaelern und dem gelben Gras und der B., die von den Osmanen hinterlassen wurde wie der nur halb vollzogene Glaube, der diese Menschen von ihren Nachbarn unterscheidet, sodass sie sich seit wenigen Jahrzehnten als Nation bezeichnen und uns erst richtig fremd geworden sind,/

obgleich sie derart natuerlich und unaufgeregt durch den Samstagnachmittag schlendern und einander ungekuenstelt studentisch begruessen mit Wangenkuesschen, an Buecherverkaufsstaenden am Marktplatz, die doch damals, als Krieg war und 3 Jahre lang taeglich Feuer und Salven waren in der Stadt, als Schulkinder sich morgens von der Mutter verabschiedet haben, als wuerden sie einander niemals lebend wiedersehen, tagtaeglich, als sie nur Wasser holen gingen ins naechste Stadtviertel: auf der Kippe also/

und fremd schon waren als Bogumilen, die in keiner Kirche Heimat hatten finden koennen und so dem Islam erst richtig ausgeliefert waren, als die Osmanen kamen, und heute muehen sich die Mullahs um sie, und auch die, scheints, grossteils vergeblich./

Natuerlich handelt es sich dabei nur um die Theorie einer Theorie, aber das wird jeder bemerkt haben/

Liebe Grüße Weichensteller

(Vorstehender nicht signierter Beitrag stammt von 88.117.15.253 (DiskussionBeiträge) 23:04, 22. Jan. 2008 --Exxu 23:07, 22. Jan. 2008 (CET))

Glaube schlägt Wissen - eine andere Religionspathologie

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Dass das Erkennen dem Glauben übergeordnet sein sollte, diese entscheidende Einsicht wurde uns Europäern im Zeitalter der Aufklärung im 18. Jahrhundert vermittelt. Sapere aude - Habe Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen - auf diesen kurzen Nenner brachte es der große Kant. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff, ehemalige Religionslehrerin, ist da nicht mehr so sicher. Nach einem Spiegel-Bericht findet sie es völlig in Ordnung, wenn an zwei Gießener Schulen die biblische Schöpfungslehre unterrichtet wird - im Biologieunterricht wohlgemerkt, und mit Hilfe eines Kreationisten-Lehrbuchs.

Kreationisten, das sind jene Zeitgenossen, die die biblische Schöpfungsgeschichte wörtlich nehmen und sie überzeugender finden als Darwins Evolutionstheorie. In den USA, wo der christliche Fundamentalismus weit verbreitet ist, tobt "der Kulturkampf zwischen Forschern und Gottesfürchtigen", wie der Spiegel es ausdrückt, an vielen Schulen. Gekämpft wird um die Definitionsmacht darüber, wie wir Menschen entstanden sind: in einem langen Evolutionsprozess als eine der vielen Arten von Lebewesen, die sich aufgrund des von Darwin entdeckten Selektionsprinzips im Kampf ums Dasein behaupten konnten (bisher jedenfalls - wie die Geschichte ausgeht, wissen wir ja nicht). Oder zunächst Adam aus einem Klumpen Lehm (sogar der liebe Gott hätte sich dazu ausnahmsweise die Hände schmutzig gemacht), dann Eva aus einer seiner Rippen.

In den USA setzen sich die Kreationisten im Schutz der Glaubensfreiheit oft durch und erreichen, dass die Schöpfungsgeschichte nicht bloß als Mythos gilt, sondern auch im Biologieunterricht gelehrt wird. Die verschärfte Kreationisten-Variante, die sogenannten "flat earther", sind zudem überzeugt, dass die Erde eine Scheibe ist. Das hat im Geographieunterricht bisher gottlob nicht Fuß gefasst. (Präsident Bush, der aus seinen Sympathien für den christlichen Fundamentalismus nie ein Hehl gemacht hat und politische Entscheidungen nach eigenem Bekunden manchmal in direkter Zwiesprache mit Gott fällt, gehört übrigens nicht zu den Scheibengläubigen. Die zahlreichen Flüge mit der Air Force One rund um den Erdball dürften in dieser Frage seinen Horizont erweitert haben ^_~).

Was die hessische Kultusministerin angeht, so sollte sie sich eindeutig positionieren: Darwin im Biologieunterricht - oder Adam und Eva und der liebe Gott. "Survival of the fittest" - oder das Paradies. Beides geht nicht. Auch im Paradies stand schließlich schon ein "Baum der Erkenntnis".

Ach so - das war ja das Problem: davon hätten die beiden nicht essen dürfen! Wenn die Schlange, dies alte Giftvieh, nicht gewesen wäre, und Adam mit Evas Hilfe den süßen Apfel nicht so schmackhaft gemacht hätte (Stichwort Versuchung), dann würden wir da heute noch leben! So sieht's nämlich aus... --Almeida 09:32, 2. Nov. 2006 (CET)

Kommentare

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Die Beziehung der Sündenfallgeschichte zum Mufti-Problem, im allgemeineren Sinn zur Frage der Bedeckung weiblicher, erotischer Reize in der islamischen Kultur, springt natürlich ins Auge. Was im Katzen-Beispiel des islamischen Geistlichen das unbedeckte Fleisch, dem weder Tier noch Mann widerstehen können, weshalb man es eben verhüllen muss, ist im 1. Buch Mose, Kap. 3 - der süße Apfel.

Aber es gibt auch Unterschiede: Der Sündenfallmythos ist ja die Geschichte des menschlichen Entwicklungsweges aus dem Paradies der frühen Kindheit, also aus einem von Geborgenheit und Unwissenheit geprägten, vormoralischen Entwicklungsstadium, hin zur Autonomie des Erwachsenen, mindestens aber zur Gemeinschaftsfähigkeit. Leben in einer Gemeinschaft benötigt Regeln - Standards, Normen, Konventionen, die den Verkehr, den Umgang miteinander regeln. Gäbe es sie nicht, würde unser Zusammenleben chaotisch, wie man an all jenen sozialen Gebilden erkennt, in denen Anomie (Gesetzlosigkeit) herrscht. Gebote und Verbote schaffen Orientierung; die damit verbundenen Sanktionen bewirken die Motivation, sich danach zu richten. Sie sind das Mittel, um die Verkehrsregeln durchzusetzen.

Unseren biblischen Urahnen wurden durch die Übertretung des Verbots "die Augen aufgetan". Sie wußten nun, "was gut und böse ist". Die verbotene Frucht lockte im Alten Testament deshalb nicht nur "als eine Lust für die Augen", sondern auch, weil sie "klug machte"! (Übrigens durchschaute dies alles zunächst "das Weib": Eva war es, die zunächst zugriff und zubiss - dann gab sie "ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß".)

Als erstes trat daraufhin die Scham in das Leben der beiden ("sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze") - die Emotion, die uns immer dann befällt, wenn es uns nicht gelingt, die Standards zu erfüllen, die wir selbst von uns erwarten, weil wir wissen, dass "man" sie von uns erwartet. Das Kleinkind schämt sich seiner Nackheit nicht - es hat noch kein Gefühl für Normen und Konventionen. Ab einem gewissen Alter ändert sich das. Scham als emotionale Reaktion darauf, bei einem Versagen gesehen zu werden, ist eine der wesentlichen Emotionen, die uns moralfähig machen.

Dann folgte die bekannte göttliche Strafaktion: die Schlange hatte fortan auf dem Bauche zu kriechen und Erde zu fressen, das Weib wurde zur Mühsal der Schwangerschaft und des Kindergebärens verurteilt, und der Mann, weil er der Stimme des Weibes gehorcht hatte, musste sich von Stund an vom dornigen Acker nähren und sein Brot essen im Schweiße seines Angesichts.

Das Weib bekam übrigens noch eine Zusatzstrafe aufgebrummt: "Dein Verlangen soll nach Deinem Manne sein, aber er soll Dein Herr sein" (Zitate aus 1. Mose, 3). Na ja - alles lange her... --Almeida 15:16, 2. Nov. 2006 (CET)

Mehr zum Thema Glauben und Vernunft [1] --Georg 21:38, 15. Mär. 2007 (CET)

Glaubensfreiheit, Religionspathologien und der Schutz der Vernunft

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Heute erreicht uns eine neue Pressemeldung (Der Stern, Die Zeit), die noch erheblich bedenklicher stimmt als die Entgleisung des australischen Obermuftis, die ja einer gewissen Komik nicht entbehrte. Diemals geht es um eine Bundestagsabgeordnete der Grünen, die in Deutschland lebende muslimische Frauen aufgefordert hat, freiwillig ihr Kopftuch abzulegen. Die zahlreichen Anfeindungen, die sie daraufhin erreichten, enthielten Gewalt- und Morddrohungen. Die Abgeordnete, die es für "naiv" hält, das Kopftuch als Modeaccessoire anzusehen, will trotzdem bei ihrem Appell bleiben. Es zeige sich, dass dieser als "Angriff auf das Patriarchat und ein überkommendes Rollenverständnis der Frau gewertet werde" (Die Zeit).

Meiner Überzeugung nach handelt es sich bei dem dahinterstehenden Gedankengut um eine Religionspathologie. Ein Glaubensinhalt wird dazu verwendet, um ein psychisch unreifes und unter humanistischen, ja fast schon humanitären Gesichtspunkten abzulehnendes Verhaltensmuster zu rechtfertigen. Unter dem Schutz der Glaubensfreiheit darf so etwas stattfinden. Ich meine, wir sollten da umdenken und diese Dinge unter den Schutz der Vernunft stellen. So könnten die Betroffenen an dem Kulturfortschritt teilhaben, den wir Europäer der Bewegung der Aufklärung im 18. Jahrhundert zu verdanken haben. --Almeida 20:20, 30. Okt. 2006 (CET) kopiert aus der Cafeteria von --Almeida 22:39, 1. Nov. 2006 (CET)

Kein Fettnäpfchen ausgelassen

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Nicht nur die islamischen Männer hat er beleidigt, sondern auch die Frauen. Er hat sie mit unverdecktem, herumliegenden, nackten Fleisch verglichen. (Vielleicht ist das ja aus seiner Sicht eine Ehre, aus westeuropäischer Sicht aber nicht.) --Schüler 19:44, 30. Okt. 2006 (CET) kopiert aus der Cafeteria von --Almeida 22:39, 1. Nov. 2006 (CET)

"No Tempations!" oder "No Risk, No Fun!"

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Tjaaa - soo weit wollte ich mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen. Auf jeden Fall ist zu konstatieren, dass dieser Ansatz ("Versuchungsverhinderung: um Gottes Willen erst gar nicht in Versuchung geführt werden" anstatt "Versuchungsselbstkontrolle") hinsichtlich der sexuellen Thematik im Islam eine sehr große Rolle spielt. Wie dieser Unterschied zu erklären ist, weiß ich auch nicht. Überhaupt ist ja die Rolle der Frau im Islam problematisch. --Almeida 18:54, 29. Okt. 2006 (CET) Nachtrag: Ein Denkfehler ist es, weil man "selbst" islamische Männer hinsichtlich der Instinkthandlungsanfälligkeit wohl kaum mit Katzen vergleichen sollte. Das hat der Mufti sich, glaube ich, nicht richtig überlegt. Alle zur Spezies des Homo Sapiens gehörenden Individuen verfügen über einen präfrontalen Cortex und somit über ein gewisses Maß an Selbstkontrolle. Der Mufti-Vergleich enthält einfach eine verborgene Beleidigung - des islamischen Mannes. Das war im Prinzip die "Rätselfrage" --Almeida 18:58, 29. Okt. 2006 (CET) kopiert aus der Cafeteria von --Almeida 22:39, 1. Nov. 2006 (CET)

Exxus Zuspitzung

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Hm, Du vergleichst jetzt aber das Verhalten der Angehörigen der einen Religion (des Islam) mit dem Verhalten der Angehörigen einer anderen Religion (des Christentums). Du bewertest auch das Verhalten der männlichen Angehörigen der östlichen Religion aus der hiesigen westeuropäischen Sicht. Meinst Du, dass das funktioniert? --Exxu 17:07, 29. Okt. 2006 (CET)

Verstehe ich nicht - ich kommentiere doch im wesentlichen, was der Mufti gesagt hat. Worauf beziehst Du Dich?--Almeida 17:45, 29. Okt. 2006 (CET)
Die von Dir vergebene Überschrift lautet doch: "Denkfehler gesucht". Und die von Dir gestellte Aufgabe lautete, dass wir den Denkfehler des Muftis finden sollten? Das bedeutet aber, dass Du ja nicht nur einen Kommentar abgibst, sondern die Aussage des Muftis wertest - nämlich als Denkfehler. Und diese Wertung begründest Du ja auch, um das Rätsel, bzw. die Aufgabenstellung aufzulösen, stimmts?
Ich stimme Dir ja zu, dass aus westeuropäischer Sicht die Argumentation des Muftis einen Denkfehler annehmen lässt. Aber könnte es nicht ebenso sein, dass der Mufti genau das sagen wollte, was Du in Deiner Schlussfolgerung als "Schuss ins Knie" bezeichnest? Nämlich, dass die männlichen Mitglieder der vom Mufti vertretenen Religionsgemeinschaft eben auf die besagte Weise mit "herumliegendem Fleisch" umgehen? --Exxu 18:24, 29. Okt. 2006 kopiert aus der Cafeteria von --Almeida 21:33, 1. Nov. 2006 (CET)

Männer, Katzen und "unverhülltes Fleisch": Vorsicht, Kontrollverlust!

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Bevor das kleine Rätsel ungelöst bleibt, hier die Auflösung durch den Fachbereich. Schauen wir, was der Mufti gesagt hat – der Stern gibt es am ausführlichsten wieder:

"Wenn man Fleisch draußen auf die Straße, in den Garten oder den Park stellt, ohne es zuzudecken, dann kommen die Katzen und fressen es. Wer ist nun Schuld - die Katzen oder das unverhüllte Fleisch?" fragte Sheik Tadj Din al-Hilali (66) in einer Predigt. Und er fand auch gleich die Antwort: "Das unverhüllte Fleisch ist das Problem" (...) In der Predigt (...) hatte der Mufti ferner angedeutet, dass Frauen, die ihr Gesicht nicht verhüllen, sexuelle Übergriffe regelrecht provozierten. Al-Hilali bezog sich dabei auf einen Fall, bei dem vier Frauen von einer Libanesen-Gang vergewaltigt worden waren. Er predigte weiter, dass Frauen, die sich "einladend wiegen" und Make-up tragen würden, "nacktes Fleisch" wären - und deshalb Mitschuld an der Vergewaltigung hätten. Frauen, die zu Hause bleiben und den Schleier anlegten seien jedoch vor sexuellen Übergriffen sicher.

Der Mufti vergleicht also das unverhüllte Fleisch, das die Katzen fressen, mit Frauen, die ihr Gesicht nicht verhüllen, sich „einladend wiegen“, Make up tragen. So wie das unbedeckte Fleisch im Garten die Katzen lockt und zum Fressen animiert, lockt es bei Frauen die Männer und provoziert diese zu sexuellen Übergriffen. In beiden Fällen ist das unbedeckte Fleisch angeblich „Schuld“ bzw. das Problem.

Bei allem hat der Mufti ganz vergessen, dass Männer sich nicht wie Katzen verhalten sollten. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch die Fähigkeit zu einer gewissen Selbstkontrolle, Selbstdisziplin und Impulskontrolle etc. Während das Tier instinktgeleitet auf Schlüsselreize reagiert, hat der Mensch aufgrund seines viel entwickelteren präfrontalen Cortex die Fähigkeit, einer Versuchung zu widerstehen. Auch Christen beten zwar, in eine solche möglichst nicht geführt zu werden, sehen die Selbstkontrolle, das Widerstehen aber schon als ihre Aufgabe an.

Philosophen wie Harry Frankfurt sprechen davon, dass Menschen im Unterschied zu Tieren „Wünsche zweiter Ordnung“ oder höherstufige Wünsche bilden können, mit denen wir unsere primären Wünsche beurteilen, bewerten und kontrollieren können. Das macht uns zu moralfähigen Wesen – wir können Gebote und Verbote verinnerlichen und uns nach einem „sollte“ richten. Diese Fähigkeit spricht der Mufti sich und seinen Glaubensgenossen tendenziell ab: als wären sie wie die Katzen - unfähig, sich zu kontrollieren. Auch, wenn im Islam dem "Nicht-in-Versuchung-Führen" in sexueller Hinsicht traditionell eine große Bedeutung zukommt (s. die bekannte Kleiderordnung für Frauen), denke ich, er übertreibt. --Almeida 16:47, 29. Okt. 2006 (CET) kopiert aus der Cafeteria von --Almeida 21:33, 1. Nov. 2006 (CET)

Der Mufti im Tier-Mensch-Übergangsfeld: Denkfehler gesucht

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Die Presse (Der Stern, Die Zeit) berichtete gestern über eine Predigt des obersten muslimischen Geistlichen von Australien, Obermufti Sheik Taj Aldin A-Hilali, die weltweit Empörung ausgelöst hat (der Scheich wurde daraufhin erstmal krank - die harsche Kritik habe sein Asthma-Leiden verschlimmert). Über das allgemeine Kopfschütteln hinausgehend fand der Fachbereich Religionswissenschaften und Theologie in dem "Katzen-Vergleich" des Muftis einen schwerwiegenden Denkfehler, mit dem der Geistliche sich und seinen Glaubensgenossen gewaltig ins Knie schießt. Welcher ist es? --Almeida 11:35, 27. Okt. 2006 (CEST) PS. Kleiner Beitrag zum Studium generale... kopiert aus der Cafeteria von --Almeida 21:33, 1. Nov. 2006 (CET)