Glück und Politik (work in progress)

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Universelles Modell: Das Modell wird als kulturübergreifend verstanden und soll zur weltweiten Verständigung dienen. Es eignet sich besonders als Unterlage für Gesprächskreise mit Flüchtlingen.

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Gedankenfolge

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Zeitlebens hat sich der Verfasser, wie viele anderen Menschen auch, mit der Frage des guten Lebens (des "Glücks") zunächst implizit, dann zunehmend explizit befasst. Recht früh kam er als Didaktiker und Pädagoge zur Erkenntnis, dass man sich zwar stets auf "den Menschen" bezieht, dass jeder damit aber etwas ganz anderes meint. Bis heute hat sich noch kein konsensfähiges und operationalisierbares "Menschenbild" etabliert. Entsprechend werden in allen Bereichen Massnahmen getroffen, die zwar die Menschen direkt betreffen, die aber je nach Menschenbild unterschiedliche Ziele verfolgen. Die gilt besonders im Schul- und Hochschulwesen, in der Politik und in den Unternehmen. Gegenwärtig herrscht immer noch das Bild, das die Wirtschaftswissenschaften geprägt haben, das des homo oeconomicus. Als Didaktiker hat sich der Verfasser bald bemüht, um seine didaktisch-pädagogischen Massnahmen kohärent zu gestalten, ein "Lernerkonstrukt" zu erstellen. Dieses Konstrukt, das bedürfnistheoretisch, glückstheoretisch und neurowissenschaftlich fundiert ist, hat er 1994 in seiner Habilitationsschrift publiziert. Schließlich fiel dem Verfasser im Rahmen einer intensiven Beschäftigung mit philosophischen und politischen Fragen auf, dass die Erklärung der Menschenrechte von 1948 noch im geisteswissenschaftlichen Paradigma verhaftet bleibt. Dies gilt in abgeschwächter Weise für das deutsche Grundgesetz. Daher bleiben die Begriffe religiös-philosophisch und unscharf und kaum operationalisierbar. Auf dem Hintergrund der Naturwissenschaften lässt sich heute ein universalistisches Konstrukt aufstellen, das handlungsfähig macht. Damit hofft der Verfasser, ein Instrument zu liefern, das im Alltag beim Einklagen von Rechten wirksam eingesetzt werden kann.

Zusammengefasst:

1. Politiker sind damit beauftragt, "glückgenerierende Strukturen" zu schaffen.

2. Vorschlag eines anthropologischen konsensfähigen, universellen "Menschenbildes". Gründend auf Bedürfnisforschung, Glücksforschung und Gehirnforschung.

3. Vorschlag für davon abgeleitete "Neue Menschenrechte".

Unterlagen to go

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Es werden zunächst drei kleinere Blöcke vorgeschaltet, die als Unterlagen für Veranstaltungen dienen:

Gebrauchsanweisung

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Die 6 Artikel der Neuen Menschenrechte, abgeleitet von der Maslowschen Bedürfnispyramide und den Ergänzungen von Martin, sollen als Entscheidungskriterien dienen bei der Beurteilung von politischen Massnahmen.

Alle Untersuchungen zeigen, dass bei politischen Entscheidungen das Primat des Ökonomischen herrscht ("homo ökonomikus"), auf Kosten der anderen menschlichen Grundbedürfnisse, wie z.B. des Bedürfnisses nach sozialer Einbindung oder nach Schutz der Gesundheit. Die 6 Artikel der Neuen Menschenrechte liefern einen Überblick über alle menschlichen Bedürfnisse und sorgen dafür, dass keine übersehen werden. Beispielsweise bei der Frage ob es für die Bürger sinnvoll ist, eine Fabrik zu erhalten, obwohl sie umweltschädlich ist. Hier muss abgewogen werden zwischen Art.2: Gesundheit und Umwelt und Art.3: Sicherheit des Einkommens.

Block 1: Flugblatt: Neue Menschenrechte (2 Seiten, benötigte Zeit 30 bis 90 Minuten, je nach Situation)

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Kopiervorlage

Neue Menschenrechte

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Diese „Neuen Menschenrechte“ sind im Gegensatz zu den existierenden nicht religiös oder philosophisch begründet, sondern sie knüpfen an Erkenntnisse der Glücksforschung, der Bedürfnisheorie, sowie der Neurowissenschaften. Die unter den einzelnen Artikeln aufgeführten Nummern weisen auf Texte aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die sich zu den jeweiligen Abschnitten einfügen lassen.

Präambel:Glück

Ziel aller Maßnahmen weltweit ist die Schaffung von Strukturen (wirtschaftlichen, politischen, ethischen), die für ein Mehr an Entfaltung für die Natur und an Glück für alle Lebewesen sorgen. Die nachfolgenden Artikel bilden dazu Voraussetzungen.

Allg. Erklärung: entfällt

Artikel 1: Denken

Zentrales Grundbedürfnis des Menschen ist das Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung). Es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit alle Menschen Zugang zu Informationen und zur Möglichkeit der Konzeptualisierung erhalten. Denken setzt die Realisierung der Artikel 2 bis 6 voraus.

Allg. Erklärung: Artikel 18, 19, 26, 27

Artikel 2: Gesundheit

Alle Maßnahmen werden weltweit getroffen, damit Lebewesen ihre physiologischen Bedürfnisse befriedigen können (z.B. Schlaf, Nahrung, Sexualität). Mit der Natur als Reservoir wird sorgfältig und schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 24, 25

Artikel 3: Sicherheit (Einkommen und Wohnung)

Es wird weltweit angestrebt, Strukturen zu schaffen, die ein Maximum an Sicherheit für alle Lebewesen sorgen. Mit der Natur wird auch in diesem Zusammenhang schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 22, 28

Artikel 4: Soziale Einbindung

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen sich in einem sozial stützenden Umfeld bewegen können. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die Selbstverwirklichung sozial unterstützen.

Allg. Erklärung: Artikel 1, 16, 20, 22, 25, 26, 27

Artikel 5: Selbstverwirklichung und Partizipation

Es ist weltweit dafür zu sorgen, dass Lebewesen alle ihre Potenziale zur Entfaltung bringen können. Dabei ist schonend mit der Natur umzugehen. Die Entfaltung des Einzelnen kann nur im Rahmen der ihn umgebenden Strukturen erfolgen. Es muss die Möglichkeit bestehen, Einfluss auf diese Strukturen zu nehmen, also teilzunehmen. Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass möglichst viele ihre intellektuellen, emotionalen und materiellen Ressourcen dafür zur Verfügung stellen können.

Allg. Erklärung: Artikel 12, 13, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27

Artikel 6: Sinn

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen ihr Leben als sinnvoll und befriedigend empfinden.

Allg. Erklärung: entfällt

Begriffe aus dem alten Paradigma (Übersetzung):

Gerechtigkeit = Allgemeiner Zugang zu Ressourcen der Bedürfnisbefriedigung

Freiheit = Keine Behinderung beim Zugang zu Ressourcen der Bedürfnisbefriedigung

Würde = Entsteht wenn die Bedürfnisse befriedigt sind

Gleichheit = Element der Gerechtigkeit

Literatur

Martin, J.-P. (2002). Weltverbesserungskompetenz als Lernziel? In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog. 6. Jahrgang, Heft 01/2002, S. 71–76.

Martin, J.-P. (2009): Lernziel Partizipation und Netzsensibilität. In: Oebel G. (2009) (Hrsg.): LdL – Lernen durch Lehren goes global: Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik und kulturspezifische Lerntraditionen. Hamburg: Verlag Dr. Kovac. S.115-127

Martin, J.-P. (2018): Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: O.-A. Burow, S. Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag. Im Druck.

Block 2: "Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein?" - Unterlagen zum Memorieren (4 Seiten, 90 Minuten)

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1.Maslow: Bedürfnispyramide

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Sinn/Transzendenz

Selbstverwirklichung

Soziale Anerkennung

Soziale Beziehungen

Sicherheit

Physiologische Bedürfnisse

2. Erweiterungen durch Martin

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– Bedürfnis nach Kontrolle:

Kontrolle bedeutet, „die Situation im Griff haben“. Genau betrachtet ist Kontrolle existentiell im Sinne der Lebenserhaltung. Dauerhafter Verlust von Kontrolle führt zum Tod. Das Kontrollgefühl signalisiert, dass man in der Lage ist, das eigene Leben zu erhalten. Und das Leben zu erhalten ist das Ziel jeder Aktivität und jeder Handlung. Auf diesem Hintergrund fällt auf, dass alle von Maslow aufgelisteten Grundbedürfnisse sich dem alles einschließenden Bedürfnis nach Kontrolle unterordnen lassen.

– Informationsverarbeitung und Kontrolle

Ohne die permanente Verarbeitung der aus dem Umfeld strömenden Informationen wäre der Organismus sehr schnell von der Umwelt abgekoppelt und nicht mehr lebensfähig. Es muss für permanente kognitive Kontrolle des Umfeldes gesorgt werden. Deshalb muss Informationsverarbeitung auch mit Freude verbunden werden.

-Konzeptualisierung (Denken)

Auf der mentalen Ebene ist zwar Informationsverarbeitung mit positiven Gefühlen verbunden. Mit Flow belohnt wird allerdings vor allem die Konzeptualisierung. Unter Konzeptualisierung ist die Erstellung von kognitiven Schemata zu verstehen, die umfangreiche Informationen zu kompakten, handlungsmotivierenden Modellen bündeln.

-Exploratives Verhalten und Flow

Es besteht der Drang, die kognitive Kontrolle zur Lebensgestaltung nicht nur zu erhalten sondern auch auszudehnen. Es werden weitere Handlungsfelder gesucht und kognitiv durchdrungen. Unter explorativer Haltung versteht man die Bereitschaft von Menschen, sich in Situationen zu begeben, die ein hohes Maß an Unbestimmtheiten enthalten. Exploratives Verhalten muss belohnt werden. Das mit explorativem Verhalten erreichte Kontrollgefühl findet seinen Höhepunkt in dem Flow-Effekt (Gefühl des Fließens, des Aufgehens in einer Handlung).

Die Voraussetzung sind folgende:

  • Unbekannte Felder betreten, Neues entdecken;
  • Situationen mit offenem Ausgang, für die man die Verantwortung trägt;
  • Probleme lösen, hohe Anforderungen bewältigen;
  • Ausschöpfen der eigenen Ressourcen;
  • Gefühl der Selbstentgrenzung;
  • Kontrolle über das eigene Handeln und das Umfeld.

- Spannungsfeld von Gegensätzen: Menschen bewegen sich im Spannungsverhältnis zwischen antinomischen Bedürfnissen.

Kontrolle/ Unbestimmtheit

Ordnung/ Chaos

Klarheit/ Unschärfe

Einfachheit/ Komplexität

Integration/ Differenzierung

Gesellschaft/ Individuum

Zwang/ Freiheit

Konkretion/ Abstraktion

Linearität/ Nicht-Linearität

Zentralisierung/ Dezentralisierung Menschen sehnen sich bewusst nach Ordnung, Klarheit, Einfachheit… Aber sehr schnell werden ihnen solche Strukturen langweilig. Der Bauplan der Natur sieht vor, dass Lebewesen permanent trainieren, Unbestimmtheit, Chaos, Komplexität und Unklarheit zu reduzieren. Menschen sind so konstruiert, dass sie Chaos, Unbestimmtheit und Komplexität aufsuchen, um daraus Ordnung, Klarheit und Einfachheit zu schaffen. Den Zustand, den sie zur Lebenserhaltung immer wieder herstellen müssen, ist das Gleichgewicht zwischen beiden Bedürfnistendenzen. Die Belohnung für diese Anstrengungen sind Flow-Gefühle.

-Dialektisches Denken

Jeder Gedanke, jede Handlung führt zu einem Gegengedanken bzw. einer Gegenhandlung. Dieser Gegengendanke ist zu begrüßen, denn er löst eine Reflexion aus, die, wenn eine effektive Strategie eingesetzt wird, in einer Synthese aufgehoben wird. Dialektisches Denken führt permanent zu einer Integration scheinbar widersprüchlicher Positionen, die sich auf einer (höheren) Ausgleichlinie vereinen und weiterentwickeln. Gerade für politisch Handelnde kann diese Erkenntnis sehr fruchtbar sein, denn sie ermöglicht ein gemeinsames Angehen von Problemen über Parteien hinweg.

-Projekt als glückgenerierende Struktur

Auf der Suche nach Aufgabenprofilen, die permanent Konzeptualisierung verlangen, hohe Potenziale zur Befriedigung der Grundbedürfnisse enthalten und gleichzeitig Flow-Gefühle dauerhaft induzieren stößt man rasch auf die Projektstruktur. Im Projekt sind alle Bedingungen erfüllt, die förderlich für die Befriedigung der Grundbedürfnisse sind: soziale Einbindung, soziale Anerkennung, Selbstverwirklichung und Sinn.

3.Gehirnforschung

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(Aus: Tobias Esch, Die Neurobiologie des Glücks – Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert, 2012, S.54f.)

„(…) Soziales Engagement und ein offener, inniglicher zwischenmenschlicher Kontakt werden belohnt und im Körper glückbringend und selbstversichernd, beruhigend sowie angstlösend „übersetzt“. Die beschriebenen Eigenschaften des sozialen Gehirns lassen es schon vermuten: Neurobiologisch finden wir eine Beteiligung von Oxytocin, Serotonin, aber auch (…) von endogenem Morphium. Dieses neurochemische Potpourri wirkt wie ein Glückscocktail: Prosoziales, gar liebevolles Verhalten und Kommunizieren, Sicherheitsempfinden und Selbstvertrauen, Offenheit und einlassende Akzeptanz, Präsenz, Verbundenheit und Berührung ohne zu werten, kurzum, eine sichere und positive Beziehung zum Selbst und dem Anderen. (…) Mitnehmen wollen wir aus diesem Abstecher, dass die Fähigkeit zur inneren Einstimmung und sicheren Einlassung auf andere Menschen grundsätzlich in uns angelegt ist. Damit steht uns die Möglichkeit eines stabilisierenden Gefühls von Verbundenheit mit anderen und mit der Erfahrung von Moment zu Moment sowie mit unserem authentischen Selbst prinzipiell zur Verfügung. Das mehrt Glück und lindert Leid. Auch weil der endogene Belohnungskreislauf eine offene und rezeptive Aufmerksamkeit belohnt. Authentizität einerseits und Resonanz andererseits führen auch zu dem Gefühl der Freiheit, des Ankommens, ja sogar zu einer Form der Selbstempathie, die nichts mit egoistischer Selbstliebe oder Selbstmitleid zu tun hat.“

4.Glücksforschung

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Die Glücksforschung zeigt, dass zwei Quellen des Glückes immer wieder an erster Stelle genannt werden:

-die Einbindung in einem sozialen Verband (Familie, Freunde)

-die Sinnhaftigkeit und die Selbstwirksamkeit

5.Davon abgeleitet: Die Neuen Menschenrechte:

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Diese „Neuen Menschenrechte“ sind im Gegensatz zu den existierenden nicht religiös oder philosophisch begründet, sondern sie knüpfen an Erkenntnisse der Glücksforschung, der Bedürfnisheorie, sowie der Neurowissenschaften. Die unter den einzelnen Artikeln aufgeführten Nummern weisen auf Texte aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die sich zu den jeweiligen Abschnitten einfügen lassen.

Präambel:Glück Ziel aller Maßnahmen weltweit ist die Schaffung von Strukturen (wirtschaftlichen, politischen, ethischen), die für ein Mehr an Entfaltung für die Natur und an Glück für alle Lebewesen sorgen. Die nachfolgenden Artikel bilden dazu Voraussetzungen.

Allg. Erklärung: entfällt

Artikel 1: Denken

Zentrales Grundbedürfnis des Menschen ist das Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung). Es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit alle Menschen Zugang zu Informationen und zur Möglichkeit der Konzeptualisierung erhalten. Denken setzt die Realisierung der Artikel 2 bis 6 voraus.

Allg. Erklärung: Artikel 18, 19, 26, 27

Artikel 2: Gesundheit

Alle Maßnahmen werden weltweit getroffen, damit Lebewesen ihre physiologischen Bedürfnisse befriedigen können (z.B. Schlaf, Nahrung, Sexualität). Mit der Natur als Reservoir wird sorgfältig und schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 24, 25

Artikel 3: Sicherheit (Einkommen und Wohnung)

Es wird weltweit angestrebt, Strukturen zu schaffen, die ein Maximum an Sicherheit für alle Lebewesen sorgen. Mit der Natur wird auch in diesem Zusammenhang schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 22, 28

Artikel 4: Soziale Einbindung

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen sich in einem sozial stützenden Umfeld bewegen können. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die Selbstverwirklichung sozial unterstützen.

Allg. Erklärung: Artikel 1, 16, 20, 22, 25, 26, 27

Artikel 5: Selbstverwirklichung und Partizipation

Es ist weltweit dafür zu sorgen, dass Lebewesen alle ihre Potenziale zur Entfaltung bringen können. Dabei ist schonend mit der Natur umzugehen. Die Entfaltung des Einzelnen kann nur im Rahmen der ihn umgebenden Strukturen erfolgen. Es muss die Möglichkeit bestehen, Einfluss auf diese Strukturen zu nehmen, also teilzunehmen. Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass möglichst viele ihre intellektuellen, emotionalen und materiellen Ressourcen dafür zur Verfügung stellen können.

Allg. Erklärung: Artikel 12, 13, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27

Artikel 6: Sinn

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen ihr Leben als sinnvoll und befriedigend empfinden.

Allg. Erklärung: entfällt

Block 3: Wozu neue Menschenrechte? (8 Seiten, 90 bis 120 Minuten)

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1. Glück schaffen ist Aufgabe der Politik

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Petra Pinzler 2012, Journalistin und Autorin, Werte und Politik, ein Beitrag für den Kongress der Friedrich-Ebert-Stiftung

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Glück

Glück hat hierzulande Hochkonjunktur. Reporter recherchieren weltweit nach den geheimen Rezepten glücklicher Gesellschaften (und enden dann meist in Buthan). Talkshows lassen Hirnforscher erklären, was Menschen wirklich zufrieden macht. Nur in der Politik interessiert Glück niemanden. So oder so ähnlich hätte dieser Beitrag vor einem guten Jahr begonnen. Denn damals erntete man bestenfalls ein mitleidiges Lächeln, wollte man irgendwo rund um den Reichstag über Glück und Politik reden. Schließlich steht „Wähler beglücken“ auf der Liste der politischen Todsünden ganz weit oben und das aus verständlichen Gründen. Es gab nun mal im vergangenen Jahrhundert zu viele vermeintliche Volksbeglücker, mit den bekannten unseligen Folgen. Also galt Glück im Berliner Regierungs-viertel bislang als Privatvergnügen, das sich dem öffentlichen Diskurs entzieht und von dem Regierung, Parlament und Parteien am besten die Hände lassen. Doch es hat sich etwas geändert im Land. Zwar ist das reine Glück der Bürger auch heute in der Politik noch kein Thema, dem man großen Stellenwert zumessen würde. Deutschland soll auch heute vor allem wachsen, wettbewerbsfähiger werden und vielleicht auch weniger ungleich – aber nicht glücklicher. Zumindest wird das nie als Ziel der Politik genannt. Doch immerhin wird immer häufiger auch in politischen Runden über die Schwester des Glücks, die Lebensqualität, diskutiert. Auch die galt ja lange als hübsch, aber irrelevant für die Politik, weil auch ihre Maße umstritten sind, subjektive Elemente enthalten können und im politischen Raum folglich noch um die Definitionsmacht gekämpft werden muss: Wie gerecht, wie grün, wie solidarisch und gebildet sollte ein Land sein, damit es eine hohe Lebensqualität hat? Die Glücksforschung, die in den vergangenen Jahren weltweit immer wichtiger geworden ist, sich in Deutschland allerdings erst sehr langsam durchsetzt, bietet da interessante Ergebnisse. Denn sie kann inzwischen mit zahlreichen Studien belegen: In den vergangenen 30 Jahren sind die Menschen im Westen zwar wohlhabender aber nicht glücklicher geworden. Ein gutes Leben hängt ab einem gewissen Lebensstandard aber nicht mehr davon, wie reich die Gesellschaft insgesamt ist. Wichtiger ist die Frage der gerechten Verteilung. Und des Zugangs. Zwei britische Forscher haben diese Erkenntnis auf folgenden Nenner gebracht: Gleiche Gesellschaften sind glücklicher. Wichtig für ein gutes Leben sind Faktoren wie Gesundheit, Bildungschancen und das Gefühl, dazuzugehören, mitbestimmen zu kön-nen. Das klingt banal, doch in Deutschland haben sich diese Faktoren in den vergangenen Jahren nicht verbessert, manche weisen sogar deutlich nach unten. So ist unser Land heute viel ungleicher als vor einem Jahrzehnt. Der jüngste Armutsbericht der Bundesregierung belegt das eindeutig: Nicht nur ist der Reichtum ungerechter verteilt. Er hat auch immer weniger mit Leistung zu tun. Wer oben ist, der bleibt oben. Wer unten geboren ist, schafft den Aufstieg selten. Denn die Chance etwas aus sich zu machen, ist hierzulande massiv an die Herkunft geknüpft. Einmal Unterschicht immer Unterschicht. Würden die OECD und der Internationale Währungsfonds den Erfolg eines Landes also nicht am BIP, sondern an der Zahl der Kranken, an der Chancengleichheit oder auch am Umgang mit den Ressourcen messen, dann lägen wir nicht ganz oben. Immerhin, im Bundestag trifft sich seit über einem Jahr eine Enquetekommission, die nach Indikatoren und Bedingungen für Lebensqualität suchen soll. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat im Fortschrittsforum Experten aus ganz Deutschland zusammengerufen. Und die Grünen sind sowieso der Meinung, dass sie die Partei für eine intakte Umwelt und damit automatisch auch für mehr Lebensqualität sind. Offensichtlich ist jedenfalls: Auch politische Strategen interessieren sich zunehmend dafür, was das Land seinen Menschen bieten muss, damit die gut leben können. Die Gründe sind offensichtlich. Erstens kann in Zeiten enger Kassen kein Politiker mehr ernsthaft seinen Erfolg vor allem ans Wirtschaftswachstum und das Versprechen von immer mehr Wohltaten für die Bürger koppeln. Zweitens glauben immer weniger Menschen, dass ihr Wohlbefinden schon automatisch und parallel mit der Wirtschaft wächst, zumal das in Zeiten zunehmender, ökologischer Krisen sowieso ein problematisches Thema ist. Und drittens bietet die Debatte über mehr Lebensqualität den Politikern ganz neue Zugänge zum Wähler. Als die SPD jüngst in Berlin einen Zukunftskongress veranstaltete, diskutierten auf einem Podium über „Gerechtigkeit“ nicht die Experten für Wirtschaft, sondern die für Bildung. Das mag ein vorsichtiger Versuch gewesen sein. Aber er zeigt, dass es ganz neue Zugänge zu den Kernthemen der Sozialdemokratie geben kann: Zur Gerechtigkeit, zur Freiheit und zur Solidarität.

2. Vorschlag eines universellen, konsensfähigen Menschenbildes

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2.1. Bedürfnisforschung

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Man kann davon ausgehen, dass die Befriedigung von Grundbedürfnissen von großer Bedeutung für das Glück ist.

2.1.1.Maslow
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Bedürfnispyramide

Sinn/Transzendenz

Selbstverwirklichung

Soziale Anerkennung

Soziale Beziehungen

Sicherheit

Physiologische Bedürfnisse

2.1.2 Erweiterungen durch Martin

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- Bedürfnis nach Kontrolle:

Kontrolle bedeutet, „die Situation im Griff haben“. Genau betrachtet ist Kontrolle existentiell im Sinne der Lebenserhaltung. Dauerhafter Verlust von Kontrolle führt zum Tod. Das Kontrollgefühl signalisiert, dass man in der Lage ist, das eigene Leben zu erhalten. Und das Leben zu erhalten ist das Ziel jeder Aktivität und jeder Handlung. Auf diesem Hintergrund fällt auf, dass alle von Maslow aufgelisteten Grundbedürfnisse sich dem alles einschließenden Bedürfnis nach Kontrolle unterordnen lassen.

– Informationsverarbeitung und Kontrolle

Ohne die permanente Verarbeitung der aus dem Umfeld strömenden Informationen wäre der Organismus sehr schnell von der Umwelt abgekoppelt und nicht mehr lebensfähig. Es muss für permanente kognitive Kontrolle des Umfeldes gesorgt werden. Deshalb muss Informationsverarbeitung auch mit Freude verbunden werden.

-Konzeptualisierung (Denken)

Auf der mentalen Ebene ist zwar Informationsverarbeitung mit positiven Gefühlen verbunden. Mit Flow belohnt wird allerdings vor allem die Konzeptualisierung. Unter Konzeptualisierung ist die Erstellung von kognitiven Schemata zu verstehen, die umfangreiche Informationen zu kompakten, handlungsmotivierenden Modellen bündeln.

-Exploratives Verhalten und Flow

Es besteht der Drang, die kognitive Kontrolle zur Lebensgestaltung nicht nur zu erhalten sondern auch auszudehnen. Es werden weitere Handlungsfelder gesucht und kognitiv durchdrungen. Unter explorativer Haltung versteht man die Bereitschaft von Menschen, sich in Situationen zu begeben, die ein hohes Maß an Unbestimmtheiten enthalten. Exploratives Verhalten muss belohnt werden. Das mit explorativem Verhalten erreichte Kontrollgefühl findet seinen Höhepunkt in dem Flow-Effekt (Gefühl des Fließens, des Aufgehens in einer Handlung).

Die Voraussetzung sind folgende:

  • Unbekannte Felder betreten, Neues entdecken;
  • Situationen mit offenem Ausgang, für die man die Verantwortung trägt;
  • Probleme lösen, hohe Anforderungen bewältigen;
  • Ausschöpfen der eigenen Ressourcen;
  • Gefühl der Selbstentgrenzung;
  • Kontrolle über das eigene Handeln und das Umfeld.


-Spannungsfeld von Gegensätzen

Menschen bewegen sich im Spannungsverhältnis zwischen antinomischen Bedürfnissen.

Antinomische Bedürfnisstruktur

Kontrolle Unbestimmtheit

Ordnung Chaos

Klarheit Unschärfe

Einfachheit Komplexität

Integration Differenzierung

Gesellschaft Individuum

Zwang Freiheit

Konkretion Abstraktion

Linearität Nicht-Linearität

Zentralisierung Dezentralisierung


Menschen sehnen sich bewusst nach Ordnung, Klarheit, Einfachheit… Aber sehr schnell werden ihnen solche Strukturen langweilig. Der Bauplan der Natur sieht vor, dass Lebewesen permanent trainieren, Unbestimmtheit, Chaos, Komplexität und Unklarheit zu reduzieren. Menschen sind so konstruiert, dass sie Chaos, Unbestimmtheit und Komplexität aufsuchen, um daraus Ordnung, Klarheit und Einfachheit zu schaffen. Den Zustand, den sie zur Lebenserhaltung immer wieder herstellen müssen, ist das Gleichgewicht zwischen beiden Bedürfnistendenzen. Die Belohnung für diese Anstrengungen sind Flow-Gefühle.

-Dialektisches Denken

Jeder Gedanke, jede Handlung führt zu einem Gegengedanken bzw. einer Gegenhandlung. Dieser Gegengendanke ist zu begrüßen, denn er löst eine Reflexion aus, die, wenn eine effektive Strategie eingesetzt wird, in einer Synthese aufgehoben wird. Dialektisches Denken führt permanent zu einer Integration scheinbar widersprüchlicher Positionen, die sich auf einer (höheren) Ausgleichlinie vereinen und weiterentwickeln. Gerade für politisch Handelnde kann diese Erkenntnis sehr fruchtbar sein, denn sie ermöglicht ein gemeinsames Angehen von Problemen über Parteien hinweg.

-Denken und Glück

Auch in der griechischen Antike werden die wertvolleren Freuden dem Bereich des Denkens zugeordnet.

-Projekt als glückgenerierende Struktur

Auf der Suche nach Aufgabenprofilen, die permanent Konzeptualisierung verlangen, hohe Potenziale zur Befriedigung der Grundbedürfnisse enthalten und gleichzeitig Flow-Gefühle dauerhaft induzieren stößt man rasch auf die Projektstruktur. Im Projekt sind alle Bedingungen erfüllt, die förderlich für die Befriedigung der Grundbedürfnisse sind: soziale Einbindung, soziale Anerkennung, Selbstverwirklichung und Sinn.

-Ressourcenorientierung und Neuronenverhalten

Um anfallende Probleme zu lösen, braucht man alle Denkressourcen, auch im Stadtrat. Dadurch wird dialektisches Denken wirklich fruchtbar. Allerdings verlangt es von den Teilnehmern Neuronenverhalten, damit die Gruppe alle Ressourcen mobilisieren kann. Man orientiert sich dabei am Gehirn.

So sollte man sich als Neuron verhalten

  • Neuronen sind offen und transparent
  • Neuronen geben ihr Wissen sofort weiter. Sie wollen nicht als Person bekannt werden und nehmen sich nicht wichtig
  • Da Neuronen keine Angst haben, Fehler zu machen und sich zu blamieren, feuern sie sehr schnell ab
  • Wenn Neuronen angedockt werden, reagieren sie sofort
  • Neuronen versuchen ständig Kontakt zu anderen Neuronen herzustellen; sie haben keine Angst, penetrant zu wirken
  • Neuronen sind nicht beleidigt
  • Neuronen machen keine Pause; sie nehmen erst dann Urlaub, wenn ihr Projekt abgeschlossen ist
  • Neuronale Netze gehen mit Unschärfen spielerisch um
  • Neuronale Netze haben eine basisdemokratische Einstellung

2. Gehirnforschung

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(Aus: Tobias Esch, Die Neurobiologie des Glücks – Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert, 2012, S.54f.)

„(…) In diesem Konstrukt des sozialen Gehirns spielen die limbischen ZNS-Anteile eine große Rolle, gerade auch die obere Ebene mit dem anterioren Cingulum und den orbitoftrontalen Anteilen, denn hier wird das sozial Vernünftige oder moralisch Richtige mit einem positiven Gefühl gekoppelt – und schließlich auch belohnt. (…) Raphe, Zentrales Höhlengrau, aber auch die zentralen Vaguskerne im Hirnstamm (…) sorgen so für subjektiv positive Erfahrungen und eine soziale Beziehungs- und Bindungsqualität, die man vielleicht mit dem Satz von der Liebe ohne Angst beschreiben könnte. Wenn alles funktioniert wie vorgesehen. Soziales Engagement und ein offener, inniglicher zwischenmenschlicher Kontakt werden belohnt und im Körper glückbringend und selbstversichernd, beruhigend sowie angstlösend „übersetzt“. Die beschriebenen Eigenschaften des sozialen Gehirns lassen es schon vermuten: Neurobiologisch finden wir eine Beteiligung von Oxytocin, Serotonin, aber auch – zwar noch eher spekulativ bzw. experimentell – von endogenem Morphium. Dieses neurochemische Potpourri wirkt wie ein Glückscocktail: Prosoziales, gar liebevolles Verhalten und Kommunizieren, Sicherheitsempfinden und Selbstvertrauen, Offenheit und einlassende Akzeptanz, Präsenz, Verbundenheit und Berührung ohne zu werten, kurzum, eine sichere und positive Beziehung zum Selbst und dem Anderen. (…) Mitnehmen wollen wir aus diesem Abstecher, dass die Fähigkeit zur inneren Einstimmung und sicheren Einlassung auf andere Menschen grundsätzlich in uns angelegt ist. Damit steht uns die Möglichkeit eines stabilisierenden Gefühls von Verbundenheit mit anderen und mit der Erfahrung von Moment zu Moment sowie mit unserem authentischen Selbst prinzipiell zur Verfügung. Das mehrt Glück und lindert Leid. Auch weil der endogene Belohnungskreislauf eine offene und rezeptive Aufmerksamkeit belohnt. Authentizität einerseits und Resonanz andererseits führen auch zu dem Gefühl der Freiheit, des Ankommens, ja sogar zu einer Form der Selbstempathie, die nichts mit egoistischer Selbstliebe oder Selbstmitleid zu tun hat.“

3. Glücksforschung

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Die Glücksforschung zeigt, dass zwei Quellen des Glückes immer wieder an erster Stelle genannt werden:

-die Einbindung in einem sozialen Verband (Familie, Freunde)

-die Sinnhaftigkeit und die Selbstwirksamkeit

4. Ein neues Menschenbild führt zu neuen Menschenrechten

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Neue Menschenrechte

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Diese „Neuen Menschenrechte“ sind im Gegensatz zu den existierenden nicht religiös oder philosophisch begründet, sondern sie knüpfen an Erkenntnisse der Glücksforschung, der Bedürfnisheorie, sowie der Neurowissenschaften. Die unter den einzelnen Artikeln aufgeführten Nummern weisen auf Texte aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die sich zu den jeweiligen Abschnitten einfügen lassen.

Präambel:Glück

Ziel aller Maßnahmen weltweit ist die Schaffung von Strukturen (wirtschaftlichen, politischen, ethischen), die für ein Mehr an Entfaltung für die Natur und an Glück für alle Lebewesen sorgen. Die nachfolgenden Artikel bilden dazu Voraussetzungen.

Allg. Erklärung: entfällt

Artikel 1: Denken

Zentrales Grundbedürfnis des Menschen ist das Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung). Es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit alle Menschen Zugang zu Informationen und zur Möglichkeit der Konzeptualisierung erhalten. Denken setzt die Realisierung der Artikel 2 bis 6 voraus.

Allg. Erklärung: Artikel 18, 19, 26, 27

Artikel 2: Gesundheit

Alle Maßnahmen werden weltweit getroffen, damit Lebewesen ihre physiologischen Bedürfnisse befriedigen können (z.B. Schlaf, Nahrung, Sexualität). Mit der Natur als Reservoir wird sorgfältig und schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 24, 25

Artikel 3: Sicherheit (Einkommen und Wohnung)

Es wird weltweit angestrebt, Strukturen zu schaffen, die ein Maximum an Sicherheit für alle Lebewesen sorgen. Mit der Natur wird auch in diesem Zusammenhang schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 22, 28

Artikel 4: Soziale Einbindung

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen sich in einem sozial stützenden Umfeld bewegen können. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die Selbstverwirklichung sozial unterstützen.

Allg. Erklärung: Artikel 1, 16, 20, 22, 25, 26, 27

Artikel 5: Selbstverwirklichung und Partizipation

Es ist weltweit dafür zu sorgen, dass Lebewesen alle ihre Potenziale zur Entfaltung bringen können. Dabei ist schonend mit der Natur umzugehen. Die Entfaltung des Einzelnen kann nur im Rahmen der ihn umgebenden Strukturen erfolgen. Es muss die Möglichkeit bestehen, Einfluss auf diese Strukturen zu nehmen, also teilzunehmen. Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass möglichst viele ihre intellektuellen, emotionalen und materiellen Ressourcen dafür zur Verfügung stellen können.

Allg. Erklärung: Artikel 12, 13, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27

Artikel 6: Sinn

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen ihr Leben als sinnvoll und befriedigend empfinden.

Allg. Erklärung: entfällt

Begriffe aus dem alten Paradigma (Übersetzung):

Gerechtigkeit = Allgemeiner Zugang zu Ressourcen der Bedürfnisbefriedigung

Freiheit = Keine Behinderung beim Zugang zu Ressourcen der Bedürfnisbefriedigung

Würde = Entsteht wenn die Bedürfnisse befriedigt sind

Gleichheit = Element der Gerechtigkeit

Literatur

Martin, J.-P. (2002). Weltverbesserungskompetenz als Lernziel? In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog. 6. Jahrgang, Heft 01/2002, S. 71–76.

Martin, J.-P. (2009): Lernziel Partizipation und Netzsensibilität. In: Oebel G. (2009) (Hrsg.): LdL – Lernen durch Lehren goes global: Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik und kulturspezifische Lerntraditionen. Hamburg: Verlag Dr. Kovac. S.115-127

Martin, J.-P. (2018): Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: O.-A. Burow, S. Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag. Im Druck.

Block 4: Entscheidungshilfen für Politiker (8 Seiten, zwei bis drei sessions a 90 Minuten)

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1.Glück der Bürger als Ziel

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Immer schon war das Glück der Bürger Aufgabe und Ziel der Politik. Bereits Aristoteles beschreibt ausführlich und präzise, dass das Ziel jeder menschlichen Tätigkeit das Glück ist und die politischen Strukturen diesem Ziel dienen müssen.

2.Was ist Glück?

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Viele Menschen sind der Meinung, dass man „Glück“ nicht definieren kann, und dass jeder sein eigenes Glück empfindet, das sich vom Glück anderer unterscheidet. Sowohl die Bedürfnisforschung als auch die Glücksforschung und die Gehirnforschung zeigen das Gegenteil.

2.1. Bedürfnisforschung

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Man kann davon ausgehen, dass die Befriedigung von Grundbedürfnissen von großer Bedeutung für das Glück ist.

2.1.1.Maslow

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Bedürfnispyramide

Sinn/Transzendenz

Selbstverwirklichung

Soziale Anerkennung

Soziale Beziehungen

Sicherheit

Physiologische Bedürfnisse

2.1.2 Erweiterungen durch Martin

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- Bedürfnis nach Kontrolle:

Kontrolle bedeutet, „die Situation im Griff haben“. Genau betrachtet ist Kontrolle existentiell im Sinne der Lebenserhaltung. Dauerhafter Verlust von Kontrolle führt zum Tod. Das Kontrollgefühl signalisiert, dass man in der Lage ist, das eigene Leben zu erhalten. Und das Leben zu erhalten ist das Ziel jeder Aktivität und jeder Handlung. Auf diesem Hintergrund fällt auf, dass alle von Maslow aufgelisteten Grundbedürfnisse sich dem alles einschließenden Bedürfnis nach Kontrolle unterordnen lassen.

– Informationsverarbeitung und Kontrolle

Ohne die permanente Verarbeitung der aus dem Umfeld strömenden Informationen wäre der Organismus sehr schnell von der Umwelt abgekoppelt und nicht mehr lebensfähig. Es muss für permanente kognitive Kontrolle des Umfeldes gesorgt werden. Deshalb muss Informationsverarbeitung auch mit Freude verbunden werden.

-Konzeptualisierung (Denken)

Auf der mentalen Ebene ist zwar Informationsverarbeitung mit positiven Gefühlen verbunden. Mit Flow belohnt wird allerdings vor allem die Konzeptualisierung. Unter Konzeptualisierung ist die Erstellung von kognitiven Schemata zu verstehen, die umfangreiche Informationen zu kompakten, handlungsmotivierenden Modellen bündeln.

-Exploratives Verhalten und Flow

Es besteht der Drang, die kognitive Kontrolle zur Lebensgestaltung nicht nur zu erhalten sondern auch auszudehnen. Es werden weitere Handlungsfelder gesucht und kognitiv durchdrungen. Unter explorativer Haltung versteht man die Bereitschaft von Menschen, sich in Situationen zu begeben, die ein hohes Maß an Unbestimmtheiten enthalten. Exploratives Verhalten muss belohnt werden. Das mit explorativem Verhalten erreichte Kontrollgefühl findet seinen Höhepunkt in dem Flow-Effekt (Gefühl des Fließens, des Aufgehens in einer Handlung).

Die Voraussetzung sind folgende:

  • Unbekannte Felder betreten, Neues entdecken;
  • Situationen mit offenem Ausgang, für die man die Verantwortung trägt;
  • Probleme lösen, hohe Anforderungen bewältigen;
  • Ausschöpfen der eigenen Ressourcen;
  • Gefühl der Selbstentgrenzung;
  • Kontrolle über das eigene Handeln und das Umfeld.


-Spannungsfeld von Gegensätzen

Menschen bewegen sich im Spannungsverhältnis zwischen antinomischen Bedürfnissen.

Antinomische Bedürfnisstruktur

Kontrolle Unbestimmtheit

Ordnung Chaos

Klarheit Unschärfe

Einfachheit Komplexität

Integration Differenzierung

Gesellschaft Individuum

Zwang Freiheit

Konkretion Abstraktion

Linearität Nicht-Linearität

Zentralisierung Dezentralisierung


Menschen sehnen sich bewusst nach Ordnung, Klarheit, Einfachheit… Aber sehr schnell werden ihnen solche Strukturen langweilig. Der Bauplan der Natur sieht vor, dass Lebewesen permanent trainieren, Unbestimmtheit, Chaos, Komplexität und Unklarheit zu reduzieren. Menschen sind so konstruiert, dass sie Chaos, Unbestimmtheit und Komplexität aufsuchen, um daraus Ordnung, Klarheit und Einfachheit zu schaffen. Den Zustand, den sie zur Lebenserhaltung immer wieder herstellen müssen, ist das Gleichgewicht zwischen beiden Bedürfnistendenzen. Die Belohnung für diese Anstrengungen sind Flow-Gefühle.

-Dialektisches Denken

Jeder Gedanke, jede Handlung führt zu einem Gegengedanken bzw. einer Gegenhandlung. Dieser Gegengendanke ist zu begrüßen, denn er löst eine Reflexion aus, die, wenn eine effektive Strategie eingesetzt wird, in einer Synthese aufgehoben wird. Dialektisches Denken führt permanent zu einer Integration scheinbar widersprüchlicher Positionen, die sich auf einer (höheren) Ausgleichlinie vereinen und weiterentwickeln. Gerade für politisch Handelnde kann diese Erkenntnis sehr fruchtbar sein, denn sie ermöglicht ein gemeinsames Angehen von Problemen über Parteien hinweg.

-Denken und Glück

Auch in der griechischen Antike werden die wertvolleren Freuden dem Bereich des Denkens zugeordnet.

-Projekt als glückgenerierende Struktur

Auf der Suche nach Aufgabenprofilen, die permanent Konzeptualisierung verlangen, hohe Potenziale zur Befriedigung der Grundbedürfnisse enthalten und gleichzeitig Flow-Gefühle dauerhaft induzieren stößt man rasch auf die Projektstruktur. Im Projekt sind alle Bedingungen erfüllt, die förderlich für die Befriedigung der Grundbedürfnisse sind: soziale Einbindung, soziale Anerkennung, Selbstverwirklichung und Sinn.

-Ressourcenorientierung und Neuronenverhalten

Um anfallende Probleme zu lösen, braucht man alle Denkressourcen, auch im Stadtrat. Dadurch wird dialektisches Denken wirklich fruchtbar. Allerdings verlangt es von den Teilnehmern Neuronenverhalten, damit die Gruppe alle Ressourcen mobilisieren kann. Man orientiert sich dabei am Gehirn.

So sollte man sich als Neuron verhalten

  • Neuronen sind offen und transparent
  • Neuronen geben ihr Wissen sofort weiter. Sie wollen nicht als Person bekannt werden und nehmen sich nicht wichtig
  • Da Neuronen keine Angst haben, Fehler zu machen und sich zu blamieren, feuern sie sehr schnell ab
  • Wenn Neuronen angedockt werden, reagieren sie sofort
  • Neuronen versuchen ständig Kontakt zu anderen Neuronen herzustellen; sie haben keine Angst, penetrant zu wirken
  • Neuronen sind nicht beleidigt
  • Neuronen machen keine Pause; sie nehmen erst dann Urlaub, wenn ihr Projekt abgeschlossen ist
  • Neuronale Netze gehen mit Unschärfen spielerisch um
  • Neuronale Netze haben eine basisdemokratische Einstellung

2.2. Gehirnforschung

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(Aus: Tobias Esch, Die Neurobiologie des Glücks – Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert, 2012, S.54f.)

„(…) In diesem Konstrukt des sozialen Gehirns spielen die limbischen ZNS-Anteile eine große Rolle, gerade auch die obere Ebene mit dem anterioren Cingulum und den orbitoftrontalen Anteilen, denn hier wird das sozial Vernünftige oder moralisch Richtige mit einem positiven Gefühl gekoppelt – und schließlich auch belohnt. (…) Raphe, Zentrales Höhlengrau, aber auch die zentralen Vaguskerne im Hirnstamm (…) sorgen so für subjektiv positive Erfahrungen und eine soziale Beziehungs- und Bindungsqualität, die man vielleicht mit dem Satz von der Liebe ohne Angst beschreiben könnte. Wenn alles funktioniert wie vorgesehen. Soziales Engagement und ein offener, inniglicher zwischenmenschlicher Kontakt werden belohnt und im Körper glückbringend und selbstversichernd, beruhigend sowie angstlösend „übersetzt“. Die beschriebenen Eigenschaften des sozialen Gehirns lassen es schon vermuten: Neurobiologisch finden wir eine Beteiligung von Oxytocin, Serotonin, aber auch – zwar noch eher spekulativ bzw. experimentell – von endogenem Morphium. Dieses neurochemische Potpourri wirkt wie ein Glückscocktail: Prosoziales, gar liebevolles Verhalten und Kommunizieren, Sicherheitsempfinden und Selbstvertrauen, Offenheit und einlassende Akzeptanz, Präsenz, Verbundenheit und Berührung ohne zu werten, kurzum, eine sichere und positive Beziehung zum Selbst und dem Anderen. (…) Mitnehmen wollen wir aus diesem Abstecher, dass die Fähigkeit zur inneren Einstimmung und sicheren Einlassung auf andere Menschen grundsätzlich in uns angelegt ist. Damit steht uns die Möglichkeit eines stabilisierenden Gefühls von Verbundenheit mit anderen und mit der Erfahrung von Moment zu Moment sowie mit unserem authentischen Selbst prinzipiell zur Verfügung. Das mehrt Glück und lindert Leid. Auch weil der endogene Belohnungskreislauf eine offene und rezeptive Aufmerksamkeit belohnt. Authentizität einerseits und Resonanz andererseits führen auch zu dem Gefühl der Freiheit, des Ankommens, ja sogar zu einer Form der Selbstempathie, die nichts mit egoistischer Selbstliebe oder Selbstmitleid zu tun hat.“

2.3 Glücksforschung

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Die Glücksforschung zeigt, dass zwei Quellen des Glückes immer wieder an erster Stelle genannt werden:

-die Einbindung in einem sozialen Verband (Familie, Freunde)

-die Sinnhaftigkeit und die Selbstwirksamkeit

3.Neue Menschenrechte

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Die Erklärung der Menschenrechte wurde 1948 verfasst und unterlag anderen Prämissen als sie heute vorherrschen. Die Terminologie bleibt philosophisch und religiös geprägt, was an den unscharfen Begriffen zu erkennen ist. So ist das zentrale Konzept der Würde unbestimmt, eröffnet für unzählige Deutungen Raum und ist kaum operationalisierbar. Dies trifft auch zu für andere Kernbegriffe der aktuellen Menschenrechte wie Brüderlichkeit, Gleichheit, Gerechtigkeit.

In Anlehnung an die Bedürfnisforschung und die Glücksforschung schlägt Martin 6 Menschenrechte vor, die bei politischen Entscheidungen als Kriterien herangezogen werden können.

Unter jedem Abschnitt stehen die Nummern der Artikel aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die sich inhaltlich an den jeweiligen Text anbinden lassen:

Präambel:Glück Ziel aller Maßnahmen weltweit ist die Schaffung von Strukturen (wirtschaftlichen, politischen, ethischen), die für ein Mehr an Entfaltung für die Natur und an Glück für alle Lebewesen sorgen. Die nachfolgenden Artikel bilden dazu Voraussetzungen.

Allg. Erklärung der Menschenrecht: entfällt

Artikel 1: Denken

Zentrales Grundbedürfnis des Menschen ist das Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung). Es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit alle Menschen Zugang zu Informationen und zur Möglichkeit der Konzeptualisierung erhalten. Denken setzt die Realisierung der Artikel 2 bis 6 voraus.

Allg. Erklärung: Artikel 18, 19, 26, 27

Artikel 2: Gesundheit

Alle Maßnahmen werden weltweit getroffen, damit Lebewesen ihre physiologischen Bedürfnisse (z.B. Schlaf, Hunger, Sexualität) befriedigen können. Mit der Natur als Reservoir wird sorgfältig und schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 24, 25

Artikel 3: Sicherheit

Es wird weltweit angestrebt, Strukturen zu schaffen, die ein Maximum an Sicherheit für alle Lebewesen sorgen. Mit der Natur wird auch in diesem Zusammenhang schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 22, 28

Artikel 4: Soziale Einbindung

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen sich in einem sozial stützenden Umfeld bewegen können. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die Selbstverwirklichung sozial unterstützen.

Allg. Erklärung: Artikel 1, 16, 20, 22, 25, 26, 27

Artikel 5: Selbstverwirklichung und Partizipation

Es ist weltweit dafür zu sorgen, dass Lebewesen alle ihre Potenziale zur Entfaltung bringen können. Dabei ist schonend mit der Natur umzugehen. Die Entfaltung des Einzelnen kann nur im Rahmen der ihn umgebenden Strukturen erfolgen. Es muss die Möglichkeit bestehen, Einfluss auf diese Strukturen zu nehmen, also teilzunehmen. Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass möglichst viele ihre intellektuellen, emotionalen und materiellen Ressourcen dafür zur Verfügung stellen.

Allg. Erklärung: Artikel 12, 13, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27

Artikel 6: Sinn

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen ihr Leben als sinnvoll und befriedigend empfinden können.

Allg. Erklärung: entfällt

Begriffe aus dem alten Paradigma:

Gerechtigkeit: Allgemeiner Zugang zu Ressourcen der Bedürfnisbefriedigung

Freiheit: Keine Behinderung beim Zugang zu Ressourcen der Bedürfnisbefriedigung

Würde: Menschen werden mit Würde behandelt, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Bedürfnisse zu befriedigen

Gleichheit: Element der Gerechtigkeit

Beispiel für die Anwendung der „Neuen Menschenrechte“ als Entscheidungshilfe (aus der Ingolstädter Kommunalpolitik)

Frage: soll der Platz vor dem Kavalier Dalwigk in Ingolstadt „Isabeau-Platz“ oder „Gießereiplatz“ benannt werden?

Jean-Pol Martin

Art.1 Recht auf Konzeptualisierung/Denken

– Isabeau: kennt niemand. Regt also nicht zum Denken an, sondern induziert Hilflosigkeit („Issaboh“, was soll das sein?)

– Gießerei: „Klar, da hat doch mein Opa dort gearbeitet…“ Weckt Erinnerungen, Assoziationen, Zugehörigkeitsgefühl, und und und

Art.2: Recht auf Gesundheit, Natur

– Isabeau: verwirrt mich. Fördert nicht meine seelische Gesundheit

– Gießerei: ich weiß sofort worum es geht. Ich fühle mich sicher und mental fitt

Art.3: Recht auf Sicherheit

– Isabeau. verunsichert mich: warum sollen wir fremde Namen heranziehen, womöglich arabisch oder afghanisch?

-Gießerei: Beruhigt mich, weil ich mich auf vertrautem Terrain fühle „Gießerei“ klingt wohlig und heimatverbunden („ie“ und „ei“, vertraute Laute)

Art 4: Recht auf soziale Einbindung

– Isabeau: den Typ kenne ich nicht und den will ich auch nicht kennenlernen

– Gießerei: wann steigt die nächste Party auf dem schönen Areal? Wir treffen ganz Ingolstadt!

Art 5: Recht auf Selbstverwirklichung und Partizipation

– Isabeau: wie soll ich an etwas partizipieren, das ich gar nicht kenne und das mir fremd ist?

– Gießerei: ich freue mich an dem Ort wieder aktiv zu sein, den schon meine Großeltern belebt haben!

Art 6: Recht auf Sinn

– Isabeau: verstehe ich nicht. Kein Sinn

– Gießerei: wir werden wieder gießen. Und gießen macht Spaß

Ben Mayer

Ben Mayer: Ich habe mir eben unabhängig Gedanken genau dazu gemacht (Achtung, viel Text!):

Art. 1 – Konzeptualisierung / Denken

Isabeau: lässt sich schwerer den bestehenden Konzepten beiordnen; schafft dadurch jedoch Anreize zur weiteren Information und Grundbedingungen zur Reflexion

Gießerei: ist kognitiv unproblematisch zuordenbar; entbehrt damit gleichzeitig aber auch jedes Anreizes für erweitertes gedankliches Befassen mit dem Konstrukt

(das Grundrecht auf Denken steht in keinem der Fälle in Gefahr; „Isabeau“ nutzt die Potentiale dieses „Rechts“ jedoch mit höherer Effizienz)

Art- 2 – Gesundheit, Natur

Isabeau: aktiviert durch das Angebot neuer Aufgaben, die Herausforderung der Auseinandersetzung mit unbekanntem Terrain

Gießerei: fördert durch durchweg Bekanntes eher die gedankliche Trägheit; trägt gerade gegenüber den Aspekten Gesundheit und Natur außerdem durch den industriellen Kontext ein außerordentlich negatives Konnotat.

Art. 3 – Sicherheit

Stimme Ihrer Argumentation, Herr Martin, zu. Allerdings weiß ich nicht, inwiefern der Aspekt „Sicherheit“ überhaupt als Menschenrecht anerkannt werden sollte, zumal Sicherheit letztlich immer im Widerspruch zur Freiheit steht. (gerade die bei „Isabeau“ entstehende Verunsicherung ist zugleich die Grundbedingung für jeden historischen Arbeitsprozess)

Art. 4 – soziale Einbindung

Isabeau: sozial selektiv, da erhöhte Bildungsvoraussetzungen

Gießerei: invers, da Bildungshürden deutlich geringer

Art. 5 – Selbstverwirklichung und Partizipation

– bei dieser Frage gerade ohne direkte Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger schwer zu beantworten –

Art. 6 – Sinn

Isabeau: Sinnstiftungsmuster über langen, historischen Rahmen, der Bedeutung und Genese der Stadtgeschichte unterstreicht

Gießerei: unmittelbarere Sinnstiftung durch zeitlich / räumlich DEUTLICH relevanteren Kontext

Nach Vermittlung mit Ihren Ergebnissen stimmen wir auf Basis Ihres Menschenrechtsmodell denke ich tatsächlich in Vielem überein, die Ergebnisse scheinen damit triftig zu sein.

Es bleibt also, wie Sie auch schon implizieren, eine Frage der Gewichtung einzelner Zielsetzungen


Literatur

Martin, J.-P. (2002). Weltverbesserungskompetenz als Lernziel? In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog. 6. Jahrgang, Heft 01/2002, S. 71–76.

Martin, J.-P. (2009): Lernziel Partizipation und Netzsensibilität. In: Oebel G. (2009) (Hrsg.): LdL – Lernen durch Lehren goes global: Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik und kulturspezifische Lerntraditionen. Hamburg: Verlag Dr. Kovac. S.115-127

Martin, J.-P. (2018): Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: O.-A. Burow, S. Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag. Im Druck.

Unterlagen to work

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Einleitung

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Als Lehrer an einem Gymnasium und einer Hochschule war ich von Anfang an bestrebt, den Lernenden Strukturen anzubieten, in denen sie sich wohl fühlten. Meine Absicht war nicht so sehr eine altruistische, sondern eine disziplinäre. Ich wollte die Gruppen „im Griff“, also unter Kontrolle behalten. Wenn sie sinnvoll beschäftigt waren, wenn sie eine Leistung zu erbringen hatten und unter einem gewissen Druck standen, waren ihre Bedürfnisse befriedigt und sie fügten sich in die von mir vorgegebenen Strukturen. Bei dieser Zielsetzung kam ich auf die Idee, die Schüler sich selbst gegenseitig unterrichten zu lassen. Auch unter diesen Vorgaben war noch eine gewisse Strenge notwendig, um eine kontinuierlich zufriedenstellende Arbeitsatmosphäre aufrechtzuerhalten, aber der Aufwand war für mich vertretbar. Die Schüler waren zufrieden und teilten es mir auch mit. Als Didaktiker war es meine Aufgabe, genau zu analysieren, welche Merkmale der von mir gestalteten Unterrichtssituationen bewirkten, dass Glück entstand. Auf der Suche nach Erklärungen griff ich zunächst auf die Bedürfnisforschung und die Motivationsforschung; diese führte mich zu den Kognitionswissenschaften bzw. den Neurowissenschaften, insbesondere zur Gehirnforschung. Und, da als übergreifendes Ziel Zufriedenheit und Glück standen, vertiefte ich mich auch in die Glücksforschung. Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Das erste Werk, das mir begegnete, war „Motivation und Persönlichkeit“ von Abraham Maslow. Maslow listet die Bedürfnisse auf, die Menschen befriedigen müssen, um am Leben zu bleiben und, wenn möglich, ein zufriedenstellendes Leben zu führen. Ich stellte fest, dass die Strukturen, die ich im Unterricht mit der von mir entwickelten didaktischen Innovation bot, die von Maslow beschriebenen Bedürfnisse befriedigten. Das musste zunächst genau untersucht und nachgewiesen werden. Dass bestimmte Strukturen förderlich für das Glück der in ihnen lebenden Menschen sind, war meine Überzeugung, die sich auch auf politische Strukturen anwenden lässt. Es scheint beispielsweise, dass aus bedürfnistheoretischer Sicht die Demokratie mehr geeignet ist, das Glück der Bürger zu fördern als die Diktatur oder die Anarchie. Nach der Frage, „Welche Unterrichtsformen machen den Schüler glücklich?“ stellt sich also die Frage, „Welche politische Strukturen machen den Bürger glücklich?“ Natürlich wurde dieses Thema bereits seit der Antike intensiv angegangen, zunächst mit den Gesetzen von Hamurabi dann mit Solon und in der Philosophie mit Sokrates, Platon und besonders Aristoteles. Im Judentum, im Christentum und in den abgeleiteten Religionen stand nicht mehr das Glück der Menschen im Vordergrund sondern ihr Heil. Mit der Aufklärung rückte wieder das diesseitige Glück in den Vordergrund und die Überlegungen mündeten in die Erklärung der Menschenrechte im Rahmen der Französischen Revolution, später, nach dem Zweiten Weltkrieg, in die Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und in die verschiedenen Grundgesetze und Verfassungen der einzelnen Länder. Die Grundlage für die Erschaffung von Strukturen, in denen Menschen glücklich sein sollten, lieferten die vielfältigen Religionen und die Philosophie. Der Entwicklungsstand der Bedürfnis- und der Glücksforschung sowie der Neurowissenschaften konnte zu diesem Zeitpunkt noch keinen Beitrag liefern für eine wissenschaftlich abgesicherte Antwort auf die Frage: „Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein?“. Es gibt weltweit kein konsensfähiges "Menschenbild". Daher bleiben die Forderungen an politischen Strukturen ungeordnet, abhängig von historischen Augenblicken und basierend auf unterschiedlichen Menschenbildern, die nicht konsensfähig sind.

In dem nachfolgenden Text wird auf dem Hintergrund der dargestellten Situation versucht, eine Basis zur Aufstellung neuer, operationalisierbarer Menschenrechte, gestützt auf die neueren Erkenntnisse der Neurowissenschaften sowie der Glücks- und Bedürfnisforschung.

Teil I: Glück und Politik: Stand der Dinge

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Die Aufgabe der Politik ist es, glückgenerierende Strukturen zu schaffen

1. Texte aus Institutionen und Presse

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1.1.Petra Pinzler 2012, Journalistin und Autorin, Werte und Politik, ein Beitrag für den Kongress der Friedrich-Ebert-Stiftung

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Glück

Glück hat hierzulande Hochkonjunktur. Reporter recherchieren weltweit nach den geheimen Rezepten glücklicher Gesellschaften (und enden dann meist in Buthan). Talkshows lassen Hirnforscher erklären, was Menschen wirklich zufrieden macht. Nur in der Politik interessiert Glück niemanden. So oder so ähnlich hätte dieser Beitrag vor einem guten Jahr begonnen. Denn damals erntete man bestenfalls ein mitleidiges Lächeln, wollte man irgendwo rund um den Reichstag über Glück und Politik reden. Schließlich steht „Wähler beglücken“ auf der Liste der politischen Todsünden ganz weit oben und das aus verständlichen Gründen. Es gab nun mal im vergangenen Jahrhundert zu viele vermeintliche Volksbeglücker, mit den bekannten unseligen Folgen. Also galt Glück im Berliner Regierungs-viertel bislang als Privatvergnügen, das sich dem öffentlichen Diskurs entzieht und von dem Regierung, Parlament und Parteien am besten die Hände lassen. Doch es hat sich etwas geändert im Land. Zwar ist das reine Glück der Bürger auch heute in der Politik noch kein Thema, dem man großen Stellenwert zumessen würde. Deutschland soll auch heute vor allem wachsen, wettbewerbsfähiger werden und vielleicht auch weniger ungleich – aber nicht glücklicher. Zumindest wird das nie als Ziel der Politik genannt. Doch immerhin wird immer häufiger auch in politischen Runden über die Schwester des Glücks, die Lebensqualität, diskutiert. Auch die galt ja lange als hübsch, aber irrelevant für die Politik, weil auch ihre Maße umstritten sind, subjektive Elemente enthalten können und im politischen Raum folglich noch um die Definitionsmacht gekämpft werden muss: Wie gerecht, wie grün, wie solidarisch und gebildet sollte ein Land sein, damit es eine hohe Lebensqualität hat? Die Glücksforschung, die in den vergangenen Jahren weltweit immer wichtiger geworden ist, sich in Deutschland allerdings erst sehr langsam durchsetzt, bietet da interessante Ergebnisse. Denn sie kann inzwischen mit zahlreichen Studien belegen: In den vergangenen 30 Jahren sind die Menschen im Westen zwar wohlhabender aber nicht glücklicher geworden. Ein gutes Leben hängt ab einem gewissen Lebensstandard aber nicht mehr davon, wie reich die Gesellschaft insgesamt ist. Wichtiger ist die Frage der gerechten Verteilung. Und des Zugangs. Zwei britische Forscher haben diese Erkenntnis auf folgenden Nenner gebracht: Gleiche Gesellschaften sind glücklicher. Wichtig für ein gutes Leben sind Faktoren wie Gesundheit, Bildungschancen und das Gefühl, dazuzugehören, mitbestimmen zu kön-nen. Das klingt banal, doch in Deutschland haben sich diese Faktoren in den vergangenen Jahren nicht verbessert, manche weisen sogar deutlich nach unten. So ist unser Land heute viel ungleicher als vor einem Jahrzehnt. Der jüngste Armutsbericht der Bundesregierung belegt das eindeutig: Nicht nur ist der Reichtum ungerechter verteilt. Er hat auch immer weniger mit Leistung zu tun. Wer oben ist, der bleibt oben. Wer unten geboren ist, schafft den Aufstieg selten. Denn die Chance etwas aus sich zu machen, ist hierzulande massiv an die Herkunft geknüpft. Einmal Unterschicht immer Unterschicht. Würden die OECD und der Internationale Währungsfonds den Erfolg eines Landes also nicht am BIP, sondern an der Zahl der Kranken, an der Chancengleichheit oder auch am Umgang mit den Ressourcen messen, dann lägen wir nicht ganz oben. Immerhin, im Bundestag trifft sich seit über einem Jahr eine Enquetekommission, die nach Indikatoren und Bedingungen für Lebensqualität suchen soll. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat im Fortschrittsforum Experten aus ganz Deutschland zusammengerufen. Und die Grünen sind sowieso der Meinung, dass sie die Partei für eine intakte Umwelt und damit automatisch auch für mehr Lebensqualität sind. Offensichtlich ist jedenfalls: Auch politische Strategen interessieren sich zunehmend dafür, was das Land seinen Menschen bieten muss, damit die gut leben können. Die Gründe sind offensichtlich. Erstens kann in Zeiten enger Kassen kein Politiker mehr ernsthaft seinen Erfolg vor allem ans Wirtschaftswachstum und das Versprechen von immer mehr Wohltaten für die Bürger koppeln. Zweitens glauben immer weniger Menschen, dass ihr Wohlbefinden schon automatisch und parallel mit der Wirtschaft wächst, zumal das in Zeiten zunehmender, ökologischer Krisen sowieso ein problematisches Thema ist. Und drittens bietet die Debatte über mehr Lebensqualität den Politikern ganz neue Zugänge zum Wähler. Als die SPD jüngst in Berlin einen Zukunftskongress veranstaltete, diskutierten auf einem Podium über „Gerechtigkeit“ nicht die Experten für Wirtschaft, sondern die für Bildung. Das mag ein vorsichtiger Versuch gewesen sein. Aber er zeigt, dass es ganz neue Zugänge zu den Kernthemen der Sozialdemokratie geben kann: Zur Gerechtigkeit, zur Freiheit und zur Solidarität.

1.2. Die Welt bewegen - Von Christian Kroll, Lord Richard Layard | Veröffentlicht am 20.10.2011

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Gute Politik hat nur ein Ziel – das menschliche Glück

Faktoren wie Wohlstand, erfüllende Arbeit, umfassende Gesundheitsversorgung und gute Bildung sind immer nur Mittel zum Zweck. Sie sollen den Menschen glücklich machen. Die Messung des Glücks ist der effektivste Weg, um herauszufinden, wie gut die Politik ihre Aufgabe erfüllt. Wir brauchen einen Fortschrittsindikator jenseits des Bruttoinlandprodukts.

Jetzt, wo sich eine Grundsatzkommission des Deutschen Bundestages auf die Suche nach einem neuen Fortschrittsindikator macht, bietet sich Deutschland eine historische Chance: Das Glück der Menschen sollte zum primären Leitfaden für Politik gemacht werden. „Michelle, ma belle“, singt Paul McCartney, „these are words that go together well.“ Bis vor Kurzem hätten wenige dasselbe von den Worten „Politik“ und „Glück“ behauptet. Doch obwohl den zwei Ausdrücken die poetische Eleganz des Beatles-Klassikers fehlt, ist es unsere feste Überzeugung, dass diese Begriffe in Zukunft untrennbar miteinander verbunden sein werden. Gegner der Idee, dem Glück eine Rolle in der Politik einzugestehen, führen immer noch an, es könne „nicht darum gehen, das Bruttoinlandsprodukt (BIP ) durch einen Glücksindikator zu ersetzen, der überhaupt keinen praktischen Nutzen für Politik und Gesellschaft hat“ (wie der CDU-Obmann in der Bundestags-Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“, Georg Nüßlein, auf „Welt Online“ ). Stattdessen bleibe das langfristige, ökonomische Wachstum die „zentrale Kategorie“.

Messen des Wohlergehens

Wir sind anderer Meinung. In der Tat geht unsere eigene Beratungstätigkeit in Großbritannien zur „Vermessung des Nationalen Wohlergehens“ in eine dezidiert andere Richtung und ist somit Teil einer international wachsenden Bewegung. Der Autor der US-Unabhängigkeitserklärung, Thomas Jefferson, hat es genau richtig ausgedrückt: „Die Fürsorge für menschliches Leben und Glück ist das einzig legitime Ziel von gutem Regierungshandeln.“

Ökonomisches Wachstum, erfüllende Arbeit, umfassende Gesundheitsversorgung, gute Bildung und so weiter sind immer nur Mittel zum Zweck: dem Glück der Menschen. Politiker, Wissenschaftler und Statistiker sollten daher das Wohlergehen des Einzelnen direkt messen, seine Einflussfaktoren identifizieren und diese zum zentralen Ziel von Politik machen, anstatt nur zu mutmaßen, was den Bürgern wichtig sein könnte. Fortschritte in der neuen akademischen Glücksforschung ermöglichen es uns heute, die Lebenszufriedenheit und das Glück der Menschen valide und verlässlich zu messen.

Neue Fortschrittsindikatoren

Aus genau diesen Gründen wird Großbritannien durch die vom Premierminister ins Leben gerufene Initiative zur Vermessung des Nationalen Wohlergehens das „individual well-being“ der Menschen ins Zentrum seiner neuen Fortschrittsindikatoren stellen. Diese Maßzahlen sollen der Leitfaden für die Politik im 21. Jahrhundert werden. 200.000 Briten werden zukünftig jedes Jahr befragt, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind und inwiefern sie das Gefühl haben, die Dinge, die sie im Leben tun, seien wertvoll. Im neuen Indikatorensystem werden vier solcher Fragen zum Wohlergehen ergänzt durch dessen von der wissenschaftlichen Forschung identifizierten Haupteinflussfaktoren. Die Ergebnisse versorgen Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit mit Informationen darüber, wie wir die dringendsten sozialen Probleme unserer Zeit angehen können. Die OECD übernimmt derzeit die Federführung in der Festlegung von Fragen zum subjektiven Wohlergehen, mit denen die Mitgliedsstaaten das Glück ihrer Bürger vermessen können. Die Organisation bleibt dabei ihrer Rolle als Pionier treu, die sie einst vor 60 Jahren bei der Vermessung des BIP unter Beweis stellte. Auch die UN-Vollversammlung hat im Juli eine Resolution verabschiedet, die Regierungen auffordert, das Glück der Bürger stärker ins Zentrum des Regierungshandelns zu rücken.

Überprüfung eingefahrener Denkmuster

Eine umfangreiche Vermessung des Wohlergehens könnte in der Tat den Politikprozess revolutionieren. Sie würde uns erlauben, Politikmaßnahmen daraufhin zu bewerten, ob sie einen tatsächlichen Effekt auf die Lebenszufriedenheit der Menschen haben. Dies wiederum kann uns helfen, knappe öffentliche Ressourcen optimal zu verteilen. Wahrscheinlich führen die Ergebnisse solcher Glücksbefragungen auch zu einer Überprüfung eingefahrener ideologischer Denkmuster links wie rechts. Auf die Frage, ob er seine politischen Ansichten in Bezug auf mehr Gleichheit und höhere Steuern ändern würde, falls die Umfragen zur Lebenszufriedenheit dies nahelegen, antwortete der konservative britische Premierminister David Cameron : „Sie können Dinge zutage befördern, die die Ansichten von uns Politikern in puncto Gleichheit und Besteuerung herausfordern, aber dies ist alles zum Guten. Wir sollten nie Angst davor haben, eine Debatte zu führen.“ Deutschland muss sich also in puncto Wohlfahrtsmessung gar nicht unbedingt mit dem kleinen Himalaja-Königreich Bhutan und dessen „Bruttonationalglück“ vergleichen. Ein Blick zu den Nachbarn genügt. Auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy berief eine Expertenrunde mit zahlreichen Nobelpreisträgern zu diesem Thema ein. Deren Schlussfolgerung: Indikatoren zum Glück der Menschen enthalten unabdingbare Informationen und sollten daher von statistischen Ämtern regelmäßig erhoben werden.

Die Politik kann niemanden zu seinem Glück zwingen

Das Ziel eines solchen Ansatzes ist weit davon entfernt, uns von Indikatoren vorschreiben zu lassen, wie wir unser Leben gestalten sollen. Das Gegenteil ist der Fall, nämlich genau davon wegzukommen. Die Regierung kann niemanden zu seinem Glück zwingen, genauso wenig wie sie uns zwingen kann, produktiver zu sein oder ein Studium aufzunehmen. Die Politik kann nur versuchen, die Umstände herzustellen, in denen Menschen sich auf verschiedene Arten entfalten können. Allerdings ist die Vermessung des Wohlergehens der effektivste Weg, um herauszufinden, wie gut die Politik ihre Aufgabe erfüllt. Denn die Menschen selbst sind die wahren Experten in Bezug darauf, wie glücklich sie sind. Von Deutschland als Europas größter Volkswirtschaft wird ein wichtiges Signal ausgehen in der Frage, ob wir die richtigen Schlussfolgerungen aus der Finanzkrise ziehen und es schaffen, einen neuen Fortschrittsindikator ohne die Schwächen des BIP zu finden. Wir haben nun die historische Chance, ein Indikatorensystem aufzubauen, das uns sinnvolle Informationen über die wahre Lebensqualität der Bürger gibt, als Basis für zukünftige politische Entscheidungen. Warum sollte das Glück der Menschen dabei keine Rolle spielen? Die Autoren forschen an der London School of Economics über Happiness und beraten die britische Initiative zur „Messung des Nationalen Wohlergehens“, die von Premierminister Cameron im November 2010 eingesetzt wurde. Sie antworten auf die Beiträge „Unglücklicherweise ist Glück schwer messbar“ von Georg Nüßlein und "Glück statt Wachstum als Regierungsziel" von Peter Singer.

Glück als Leitmotiv der Politik

Nehmen wir Glück als Ziel des Menschen an, so sollte Politik diesem Ziele dienlich sein. Aber kann Glück wirklich ein Leitmotiv der Politik sein?

Glück und die Politik

Platon bezeichnete die Vollkommenheit des Lebens, worunter er das glücklichen und edle Leben (in) der Gemeinschaft verstand, als das Endziel des Staates. Heutzutage erscheint uns Glück jedoch etwas zu sein, was für die Politik nicht so recht taugt; die individuelle Lebensgestaltung, das subjektives Lebensgefühl - da sollte Politik nicht eingreifen und regeln. Dennoch ist Politik dem Glück zutiefst verpflichtet, wenn auch indirekt. So gilt die weltlichen Dreieinigkeit von Glück, Freiheit und Gerechtigkeit als die Kernidee des modernen westlichen Liberalismus, wie er in der BRD und vielen anderen Ländern vorherrscht.

Politik soll das Glück des einzelnen Menschen und somit die Entfaltung der Persönlichkeit ermöglichen, indem sie Freiheit und Sicherheit bietet, etwa in Form eines funktionierenden Rechtsstaates, einer soliden Wirtschaft und einen guten Sozialsystem. Die bekannte Losung des Utilitarismus, das größtmögliche Glück der größtmöglichen Anzahl zu ermöglichen, scheint aber inzwischen variiert oder gar umdefiniert worden zu sein. In seiner jetzigen Interpretation erscheint das Ziel eher als „der größtmögliche materielle Wohlstand der größtmöglichen Anzahl“. Dass das größtmögliche Bruttosozialprodukt das Glück der Menschen sei und somit als Leitbild von Politik zu fungieren hätte, scheint verbreitet, ist aber weder einsichtig noch zu belegen. Aktuelle Glücksforschung zeigt immer wieder die Grenzen des materiellen Glücks auf. Und weltweit entwickelt sich, in Verbindung mit der Debatte um Nachhaltigkeit und Alternativen zum ökonomischen Wachstumsmodell, die Idee Wohlbefinden/Glück als einen neuen und zentralen Wohlstandsindikator zu etablieren. Vom Bruttonationalglück in Bhutan zu Buen Vivir in Ecuador, von der UN bis zu einigen EU-Staaten.

Wessen Glück? Egoismus versus Altruismus

Eine Ursache für die Skepsis ob Glück denn für die Politik tauge, beruht auf der Annahme, dass Glück ein sehr egoistisches Konzept sei, dass daher für die Gesellschaft nicht funktionieren kann. Jeder Mensch, so wird unterstellt, würde sein Glück auf Kosten der anderen verfolgen. Diese so einfache wie eingängige These ist aber strittig. Zum einen zeigen die Ergebnisse der Glücksforschung, dass Glück/Wohlbefinden in weiten Teilen auf soziale Aspekten beruhen – auf dem guten Verhältnis zu Freunden und Familie, auf sinnvoller Tätigkeit (und Sinn entsteht durch die Anerkennung anderer), auf dem einander helfen und dem gemeinsamen erleben, kurz: dem sozialen Leben. Zum anderen gibt es in der politischen Philosophie zunehmend Ansätze, die das Konzept (soziale) Miteinander von Menschen als gegeben annehmen. Ein „aufgeklärter Eigennutz“ bezieht sich dabei auf Kantianische Prinzipien, sucht und findet das größtmögliche Wohlergehen des einzelnen im größtmöglichen Wohlergehen aller. Für Gesellschaften haben dies Wilkinson und Picket derweil mit ihrer Formel “Gleichheit ist Glück” auch auf eine empirische Basis gestellt. Wobei es zugegebener Maßen einige Anstrengung bedarf um die Horizonte entsprechend auf eine globale Ebene jenseits der Nationalstaaten zu lenken, wie es etwa in Fragen der nachhaltigen Entwicklung notwendig ist.

Glück ja, Beglückung nein.

Glück als Ziel von Politik lässt schnell Alarmglocken läuten und Bilder einer “Glücksdiktatur” entstehen, in der jedeR glücklich sein muss, ähnlich dem Szenario in Huxleys Dystopie Schöne neue Welt, wo der Bevölkerung die Beglückungsdroge Soma verordnet ist. Zwei Grundpfeiler stehen jedoch solchen Schreckgespenstern entgegen: Erstens ist Glück in seiner Ausgestaltung und Wahrnehmung eine höchst individuelle Angelegenheit, wie die Bezeichnung subjektives Wohlbefinden bereits aussagt. Solch ein Glück als Leitbild der Politik individuelles Empfinden kann per Definition nicht staatlich zu verordnet, geregelt oder gar erzeugt werden. Zweitens zeigen empirische Studien, dass Menschenrechte, Politische Freiheit und demokratische Institutionen deutlich mit dem subjektiven Wohlbefinden korrelieren. Es lässt sich daher postulieren: Freiheit macht glücklich, ergo braucht Glück auch Freiheit. Wohlbefinden/Glück und Freiheit sind inhärent miteinder verbunden. Jeder Ansatz einer imaginären Glücksdiktatur wäre ein Widerspruch in sich. Eine Glückspolitik, die das Glück der Menschen schon kennt und direkt anvisiert, ist somit ein Widerspruch in sich und nicht legitimierbar.

Eine Politik für das Glück

Wenn Politik das größtmögliche Glück der größtmöglichen Anzahl wieder neu in den Fokus nehmen will und soll, ist dabei eine globale, zukunftsfähige Perspektive zu beziehen. Die zunehmend materialistische Lebensweise unserer Gesellschaft ist zur Diskussion zu stellen und die damit verbundenen Leitbilder eines primär materiellen Wohlstands zu hinterfragen. Mir ihr sind nicht wenige der “Tretmühlen” wie Konsum und Arbeitsfokussierung verbunden und ebenso zur Disposition zu stellen. Die Verbindungen des Themas Glück reichen dabei in alle Politikfelder und Resorts: Wie lassen sich Arbeitszeiten reduzieren, damit Menschen über mehr freie Zeit und persönliche Energie verfügen können? Wie können Menschen vom ständigen Konsumdruck befreit werden? (Etwa ganz konkret und praktisch durch eine Einschränkung der Werbung.) Wie lassen sich Glück und Wohlbefinden der Bevölkerung erfassen und für die Politik zum Kriterium machen? Wie lässt sich Wohlbefinden und Wissen zum Thema fördern, z.B. in der Bildung oder in der Gesundheitspolitik? Im Rahmen der Enquetekommission “Wohlstand, Wachstum, Lebensqualität” wurden bereits einige Ansätze erörtert, aber nur ganz wenige haben es auf die weitere Agenda geschafft. Hier gilt es weiter zu denken und zu handeln... Das Thema Glück gehört in die Politik – und zwar wieder viel mehr!

1.3.Glück: Persönliche Zufriedenheit und Politik

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Was wir Deutschen zum glücklich Leben von anderen Ländern lernen können

In Sachen Glück sind die westlichen Regierungen eigentlich gescheitert: Sie zielen allesamt darauf, die Wirtschaftsleistung und damit den Lebensstandard zu steigern. Aber das subjektive Glücksgefühl der Bürger blieb im besten Falle konstant. In Sachen mentaler Lebensqualität ist unser Wirtschaftssystem erstaunlich uneffizient. Um glücklich zu leben, kommt es offenbar auf ganz andere Faktoren an als die wirtschaftlichen Kennzahlen. simplify-Fazit: Fürchten Sie sich nicht vor wirtschaftlich „schwierigen Zeiten“. Wenn eine Rezession alle gleichmäßig erfasst, muss das für das Glück der Gemeinschaft kein Schaden sein.

Beispiel Südindien: Glücksfaktor Bildung

Kerala, ein Bundesstaat im heißen Südindien, ist dicht besiedelt. Das Durchschnittseinkommen liegt unter 40 € pro Monat. Aber in keinem Teil Indiens ist die Lebenserwartung und das subjektive Glücksgefühl der Bürger höher. Das Geheimnis: In Kerala gibt es im Gegensatz zu anderen Landesteilen fast keine Analphabeten. Die Region hat eine alte Tradition von Theater, Medizin und Kampfkunst. Man ist stolz auf die eigene Kultur. Damit hängt wohl auch zusammen, dass fast alle Bauernfamilien ihr eigenes Land bewirtschaften. simplify-Fazit: Entwickeln Sie Ihren Geist, freuen Sie sich auf kunstvolle und intelligente Weise. Die „weichen“ Faktoren Bildung und Kultur sind weit mehr als nur Beiwerk des Lebens. Beispiel North Dakota: Glücksfaktor soziale Gerechtigkeit

Nimmt man höhere Lebenserwartung als Anzeichen für größere Zufriedenheit, werden innerhalb der USA eindrucksvolle Unterschiede sichtbar. In North Dakota liegt das Durchschnittsalter bei 77 Jahren, im Südstaat Louisiana bei nur 73. Armutsrate, Zigarettenkonsum und andere gesundheitliche Risiken sind in beiden Staaten praktisch gleich. In Louisiana aber sind die Einkommensunterschiede zwischen arm und reich weitaus größer. Jenseits einer gewissen Schwelle steigert Wohlstand das empfundene Glück kaum, es ist aber von hoher Bedeutung, wie gerecht sich der Reichtum in einer Gesellschaft verteilt. Das erklärt wohl auch, warum Zufriedenheit und Lebenserwartung in Osteuropa seit 1989 stark gesunken sind: Obwohl die meisten Menschen heute etwa so viel wie 1970 besitzen, leiden sie darunter, dass der Wohlstand nur einigen wenigen zugute kommt. Interessanterweise sanken Glücksgefühl und Lebenserwartung nicht nur bei den Durchschnittsverdienern, sondern auch bei den Reichen. simplify-Fazit: Bekämpfen Sie den Neid. Geben Sie von Ihrem Wohlstand ab. Es macht nicht unglücklich, wenig zu besitzen, sondern weniger als der andere. Auch mehr zu besitzen, macht ängstlich, besorgt und kostet entsprechend Glück (aber es macht zufrieden, mehr zu geben!).

Beispiel Roseto: Glücksfaktor Solidarität

Die Kleinstadt Roseto im Osten des US-Bundesstaates Pennsylvania verblüffte in den 50er-Jahren die Demoskopen. Obwohl man dort so ungesund lebte wie im Rest des Landes, waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen um mehr als die Hälfte seltener als im US-Durchschnitt. Des Rätsels Lösung: Der Ort bestand aus Nachkommen einiger weniger Familien, die zur selben Zeit aus Apulien eingewandert waren. Alle Rituale einer italienischen Kleinstadt wurden weitergeführt, man traf sich in Klubs und bei allerlei Kirchenfesten. Als nach 1970 die US-Normalität auch in Roseto einzog, man sich im eigenen Haus zurückzog und den Wohlstand genoss, näherte sich auch die Krankheitsrate dem Landesdurchschnitt an. simplify-Fazit: Familiäre Zusammengehörigkeit und das Zusammenleben der Generationen verursachen zwar manchen Ärger, bieten unterm Strich aber das größere Glückserlebnis als ein Dasein im Single- oder Kleinfamilienformat. Beispiel Schweiz: Glücksfaktor Demokratie

In der Schweiz scheint das Gesetz vom Segen der Gleichheit aufgehoben. Trotz deutlicher Einkommensunterschiede ist der Glücksquotient kaum niedriger als im seligen Holland. Das liegt vermutlich, so die Glücksforscher, an der dezentralen bürgernahen Organisation und der direkten Demokratie. Eine genauere Untersuchung bestätigte: In den Kantonen mit den meisten politischen Einflussmöglichkeiten der Bürger (Basel-Land) ist die Zufriedenheit weit höher als in denen, die ein dem deutschen ähnliches Parlaments-System haben (Genf). Statistisch gesehen bringt ein Umzug von Genf nach Basel-Land so viel wie eine Einkommenserhöhung von 800 auf 3.000 €! simplify-Fazit: Engagieren Sie sich politisch, am besten vor Ort. Ihr Glück steigert sich, je mehr Sie mitbestimmen und je weniger Sie sagen: „Die da oben machen mit mir ja doch was sie wollen.“

Mehr dazu: Stefan Klein, Die Glücksformel. Rowohlt, Hamburg 2002. 19,90 €. ISBN 3-498-03509-6.


Weitere Texte: siehe Dokumente (Teil V)

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2. Glücksindikatoren

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2.1. Happy Planet Index

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Der Happy Planet Index, HPI (deutsch: Index des glücklichen Planeten), ist ein Indikator für die ökologische Effizienz mit der eine Nation ihr Wohlbefinden generiert. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass Reichtum für eine Vielzahl von Menschen nicht vorderstes Ziel ist, sondern für sie ein glückliches und gesundes Leben an erster Stelle steht. Gleichzeitig ist es wichtig, die „ökologischen Kosten“ zu berücksichtigen, die bei der Erreichung dieses Ziels entstehen. Als Weiterentwicklung zu etablierten volkswirtschaftlichen Indizes wie dem Bruttoinlandsprodukt bezieht der HPI das Kriterium der Nachhaltigkeit mit ein. Der Index der menschlichen Entwicklung, der die klassische BIP-Messung ebenfalls um weitere Kriterien erweitert, beinhaltet genauso das Kriterium Lebenserwartung. Allerdings grenzt sich der HPI mit der Einbeziehung ökologischer Kriterien von diesem ab. Durch die Gegenüberstellung des subjektiven Wohlbefindens und der durchschnittlichen Lebenserwartung mit dem Ökologischen Fußabdruck, geht der HPI der Frage nach, welches Land das Wohlbefinden der heutigen Generation maximiert und die dabei entstehenden Umweltbelastungen gleichzeitig minimiert, um zukünftigen Generationen die Generierung von Wohlbefinden zu ermöglichen. Komponenten der Formel:

Lebenserwartung (Life Expectancy): Die durchschnittlich erwartete Zeitspanne zwischen Geburt und Tod (in Jahren), vorausgesetzt, dass sich die vorherrschende Muster der altersbedingten Sterblichkeitsraten zum Zeitpunkt der Geburt bis zum Tod nicht verändern.

Lebenszufriedenheit (Experienced Wellbeing): der Durchschnitt aller Reaktionen aus der Bevölkerung auf Fragen zur Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen sowie einer Gesamteinschätzung der Lebenszufriedenheit. Die Befragten müssen dies jeweils auf einer Skala von 0 bis 10 einordnen. Je höher die Zahl, desto größer die Lebenszufriedenheit.

Ungleichheit der Ergebnisse (Inequality of Outcomes): Maß dafür, wie ungleich die Verteilung der Lebenserwartung und subjektiv erfahrenen Lebenszufriedenheit innerhalb eines bestimmten Landes sind. (Prozentzahl)

Ökologischer Fußabdruck (Ecological Footprint): Darunter versteht man die Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter den heutigen Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt Flächen ein, die zur Produktion von Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie benötigt werden, aber z.B. auch zur Entsorgung von Müll oder zum Binden des durch menschliche Aktivitäten freigesetzten Kohlenstoffdioxids. Entscheidend ist, dass der Ökologische Fußabdruck ein Maß für den Konsum, nicht für die Produktion ist. Das bedeutet, dass zum Beispiel das CO2, das durch die Herstellung eines Mobiltelefons entsteht, welches in China hergestellt wurde, aber von jemandem, der in Chile lebt, gekauft wurde, zu Chiles Ökologischem Fußabdruck zählt und nicht zu Chinas. Der Ökologischer Fußabdruck wird mit einer standardisierten Einheit ausgedrückt: globale Hektar. Der Global-Hektar ist der Durchschnittswert der weltweiten biologischen Produktivität pro Hektar in einem Jahr.

2.2. Weitere Indikatoren

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Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung 2015 (Vereinte Nationen) 17 Ziele 1.Armut 2.Ernährung 3.Gesundes Leben 4.Bildung 5. Gleichstellung der Geschlechter 6. Wasser und Sanitärversorgung 7. Energie 8. Wirtschaftswachstum und Arbeit für alle 9.Infrastruktur 10.Ungleichheit verringern 11. Städte und Siedlungen 12. Konsum und Produktionsweise 13. Klimawandel 14. Ozeane 15. Landökosysteme 16. Frieden und starke Insitutionen 17. Globale Partnerschaft

OECD: Better life index 1. Wohnverhältnisse 2. Einkommen 3. Beschäftigung 4. Gemeinsinn 5. Bildung 6. Umwelt 7.Zivilengagement 8. Gesundheit 9. Lebenszufriedenheit 10. Sicherheit 11. Work-Life-Balance

Social Progress Index Basic human needs: 1. Nutrition and basic medical care 2. Air, Water and Sanitation 3.Shelter 4. Personal safety

Fondations of Wellbeing: 1. Access to besic knowledge 2. Access to information and communication 3. Health and Wellness 4.Ecosystem sustainability

Opportunity: 1. Personal rights 2. Access to higher education 3. Personal freedom and choice 4. Equity and inclusion

Good country index: 1. Wissenschaft und Technik 2. Kultur 3. Internationaler Frieden und Sicherheit 4. Weltordnung 5. Erde und Klima 6. Wohlstand und Gleichheit 7. Gesundheit und Wohlergehen

2.3. Analyse und Konsequenzen

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Teil II: Glück aus der Sicht der Bedürfnisforschung, der Neurobiologie und der Glücksforschung: ein neues Menschenbild

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Natürlich tragen Menschen implizite anthropologische Modelle mit sich. Sie beurteilen Verhaltensweisen, stellen Forderungen, haben Glücksvorstellungen, die von diesen Modellen abgeleitet sind. Es hat sich aber weltweit noch kein konsensfähiges Menschenbild herausgebildet. Die meisten Konstrukte bleiben diffus, religiös oder philosophisch geprägt. Martin hat im Laufe der 35 letzten Jahre ein Menschenbild erarbeitet, das er in seinem Alltag als Lehrer und Forscher erprobt und in einem permanenten Prozess theoretischer Aufarbeitung und praktischer Erprobung entwickelt hat. Seine Bezugswissenschaften waren schwerpunktmäßig die Bedürfnisforschung, die Glücksforschung und die Gehirnforschung.

1. Glück aus bedürfnistheoretischer Sicht

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Die Literatur über Glück ist nicht zu überblicken (Bormans 2011). Man kann Glück als dauerhafter Zustand emotionalen Wohlbefindens definieren, wobei Schwankungen nach unten und nach oben bestehen. Die emotionale Befindlichkeit wird durch die Befriedigung von Bedürfnissen und deren physiologischen Korrelate (z.B. Ausschüttung von Dopamin, Oxytocin, Adrenalin) gesteuert. Im positiven Bereich ragen unter bestimmten Bedingungen intensive Flow-Erlebnisse (Csikszentmihalyi 1999) heraus, die länger anhalten können. Möchte man Menschen Glücksgefühle vermitteln, so ist es günstig, wenn man sie in Situationen versetzt, die Flow induzieren.

1.1. Die Grundbedürfnisse nach Maslow

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Bedürfnispyramide

Sinn/Transzendenz

Selbstverwirklichung

Soziale Anerkennung

Soziale Beziehungen

Sicherheit

Physiologische Bedürfnisse

Das Maslowsche Modell (Maslow 1981) ist breit rezipiert und muss nicht hier diskutiert werden. Es fasst die Bedürfnisse zusammen, die Menschen zum Handeln bewegen. Gelingt es ihnen, ein akzeptables Niveau an Befriedigung zu erreichen, so stellt sich ein relativ stabiles Zufriedenheitsgefühl ein. Maslow unterscheidet mehrere Stufen von Bedürfnissen, ausgehend von den physiologisch-biologischen, deren Befriedigung zur Lebenserhaltung unerlässlich ist, über das Bedürfnis nach Sicherheit, nach sozialen Einbindung und Anerkennung, nach Selbstverwirklichung hinauf bis zum Bedürfnis nach Sinn bzw. Transzendenz.

1.2. Ergänzungen von Jean-Pol Martin

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Das Bedürfnis nach Kontrolle

Die Emotionsforschung weist auf die Bedeutung des Kontrollgefühls hin (Österreich 1981, 24ff). Dörner (1983, 433) stellt fest: „Ein wesentliches Merkmal von Emotionen scheint uns zu sein, dass sie Reaktionen auf Erfahrungen des Kontrollverlustes, des Wiedergewinns von Kontrolle, des Habens bzw. des Nichthabens von Kontrolle sind. (…) U.E. erzeugt Kontrollverlust Emotionen wie Angst, Schreck oder Furcht. Wiedergewinn der Kontrolle erzeugt Emotionen wie Stolz, Triumph, Freude.“ In der Alltagssprache bedeutet Kontrolle „die Situation im Griff haben“. Genau betrachtet ist Kontrolle existentiell im Sinne der Lebenserhaltung. Dauerhafter Verlust von Kontrolle führt zum Tod. Das Kontrollgefühl signalisiert, dass man in der Lage ist, das eigene Leben zu erhalten. Und das Leben zu erhalten ist das Ziel jeder Aktivität und jeder Handlung.

Auf diesem Hintergrund fällt auf, dass alle von Maslow aufgelisteten Grundbedürfnisse sich einem alles einschließenden Bedürfnis unterordnen lassen, dem nach Kontrolle. Tatsächlich entsprechen die physiologischen Bedürfnisse der Aufgabe, das Individuum durch Pflege und Zufuhr von Energie funktionstüchtig zu erhalten. Dies beginnt mit dem Zähneputzen, setzt sich mit dem Frühstück fort und erstreckt sich auf alle Aktivitäten, die der Gesundheit zugutekommen. Bezüglich der zu den physiologischen Bedürfnissen zählenden Sexualität, so zielt sie nicht auf die Lebenserhaltung des Individuums ab sondern um die der Art. Die physiologischen Bedürfnisse signalisieren also, dass Handlungsbedarf auf der Ebene des Organismus besteht und dass dessen Funktionstüchtigkeit unter Kontrolle behalten werden muss. Auf der nächsten Stufe, dem Bedürfnis nach Sicherheit, geht es ebenfalls um Kontrolle: das Individuum fühlt sich wohl, wenn es nicht bedroht wird und seinen Lebensraum unter Kontrolle hält. Das Bedürfnis nach sozialer Einbindung entspricht der Kontrolle auf der sozialen Ebene. Wenn der Mensch in einem sozialen Netz eingebunden ist, verfügt er über mehr Ressourcen, um sein Lebensfeld „im Griff zu behalten“. Dies gilt entsprechend für das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Wird der Mensch anerkannt, so verstärkt es sein Selbstbewusstsein und sein Gefühl der Kontrolle. Auf der nächsten Stufe wird die Ebene der Defizitbedürfnisse verlassen. Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung ist ein Expansionsbedürfnis. Hier geht es nicht mehr darum, die Kontrolle zu erhalten, sondern die Kontrolle auszudehnen: wenn man Begabungen verspürt, beispielsweise eine musikalische, dann drängt es einen, die entsprechenden Fähigkeiten auszubauen und das - umfangreiche - Feld der Musik zu erobern, „in den Griff zu bekommen“. Dasselbe gilt für sportliche Aktivitäten, für die Aneignung von Wissen, für die Entdeckung von fremden Ländern. Auf diese Weise wird die kognitive und emotionale Landkarte ausgedehnt. Man „kontrolliert“ immer mehr Bereiche der Welt. Schließlich lässt sich das Bedürfnis nach Sinn ebenfalls unter den Oberbegriff „Kontrolle“ subsumieren. Der Mensch ist bestrebt sein Leben auch kognitiv zu überschauen und zu verstehen. Er möchte wissen, was ihn antreibt, er möchte Begründungen für seine Erfolge oder Misserfolge entdecken und Kausalitäten erkennen. Religion und Philosophien halten Sinnangebote bereit, die dem Menschen ein Kontrollgefühl und damit Sicherheit vermitteln. Nicht nur für das Leben, sondern auch über den Tod hinaus.

Informationsverarbeitung und Kontrolle

Die Informationsverarbeitung ist nicht das Ziel, sondern nur Mittel. Ohne die permanente Verarbeitung der aus dem Umfeld strömenden Informationen wäre der Organismus sehr schnell von der Umwelt abgekoppelt und nicht mehr lebensfähig. Es muss für permanente kognitive Kontrolle des Umfeldes gesorgt werden. In seiner Untersuchung über Motivation (Portele 1975) konzentriert sich Portele über die positiven Gefühle, die die Verarbeitung von Informationen auf der neuronalen Ebene auslösen. Voraussetzung ist, dass das Gehirn mit adäquaten Stimuli versorgt wird:

„1. Organismen versuchen, Überaktivation zu vermeiden oder zu reduzieren. Unteraktivation versuchen sie zu erhöhen. Sie streben insofern ein Optimum an Aktivation an. (…) 8. Um das Optimum an Aktivation zu erhalten, muss der Organismus dauernd neue Stimuli aufnehmen, denn die von einem Stimulus ausgelöste Aktivation verringert sich durch Adaptation. (…) Der Dauerzustand, der angestrebt wird, ist der Verarbeitungsprozess, das dauernde Reduzieren der Abweichung, das Herstellen von immer wieder neuer Konsistenz. (…)“ (Portele 1975, 235 f.)

Es macht Spaß, Informationen zu verarbeiten. Allerdings nicht jede Information. Es bedarf einer bestimmten Beschaffenheit der Stimuli:

- Quantität : nicht zu hoch und nicht zu niedrig (um Überforderung bzw Unterforderung zu vermeiden)

- Komplexität: nicht zu komplex und nicht zu einfach

- Tempo: nicht zu schnell und nicht zu langsam

Um optimale Aktivation und somit Motivation zu erreichen, müssen die Lerner die Möglichkeit bekommen:

- sich ungesteuert und ungehindert Stimuli zuzuwenden;

- Informationen vorfinden, die zu permanenter Verarbeitung anregen.

Exploratives Verhalten und Flow

Es besteht der Drang, die kognitive Kontrolle zur Lebensgestaltung nicht nur zu erhalten sondern auch auszudehnen. Es werden weitere Handlungsfelder gesucht und kognitiv durchdrungen. Dies gilt für den Raum, aber auch für die Zeit. Man möchte andere Länder kennen aber auch andere, vergangene Epochen und auch in die Zukunft blicken. Diese Haltung sollte im Unterricht unterstützt werden. Dörner (1983, 331 ff.) untersucht die Merkmale erfolgreicher Problemlöser und hebt ihre explorative Haltung hervor. Unter explorativer Haltung versteht man die Bereitschaft von Menschen, sich in Situationen zu begeben, die ein hohes Maß an Unbestimmtheiten enthalten. Die logische Kette lässt sich folgendermaßen beschreiben: explorative Menschen suchen Felder auf, mit denen sie nicht vertraut sind, und versuchen, sich in diesen Feldern problemlösend zu behaupten. Jede auf diese Weise gewonnene Erfahrung wird zu einem abstrakten, kognitiven Schema verarbeitet. Je mehr Erfahrungen, desto mehr Schemata, desto breiter die kognitive Landkarte. Eine breite kognitive Landkarte sichert Kontrolle über mehr Bereiche, sie ermöglicht eine schnellere Verarbeitung neuer Eindrücke und schützt vor emotionalen Einbrüchen. Sie sichert, dass neue Situationen erfolgreich bewältigt werden. Das Gefühl der Kontrolle festigt sich, das Selbstbewusstsein wächst und dadurch die Bereitschaft, unbekannte Felder anzugehen, also sich erneut explorativ zu verhalten.

Exploratives Verhalten muss belohnt werden. Das mit explorativem Verhalten im Erfolgsfall erreichte Kontrollgefühl findet seinen Höhepunkt in dem von Csikszentmihalyi (1999) beschriebenen Flow-Effekt. Aus seiner Sicht ist Flow ein Gefühl des Fließens, des Aufgehens in einer Handlung. Die Voraussetzung sind folgende:

• Unbekannte Felder betreten, Neues entdecken;

• Situationen mit offenem Ausgang, für die man die Verantwortung trägt;

• Problem lösen, hohe Anforderungen bewältigen;

• Ausschöpfen der eigenen Ressourcen;

• Gefühl der Selbstentgrenzung;

• Kontrolle über das eigene Handeln und das Umfeld.

Im Prinzip kann jede anspruchsvolle explorative Aktivität zu Flow führen. Sportarten wie Segeln oder Reiten weisen die Merkmale auf, die Flow induzieren. Unterricht halten, Vorträge, Workshops sind meist mit Flow verbunden, wenn man die Kontrolle über den Prozess behält.

Instrumente zur kognitiven Kontrolle liefern

Die Bedürfnisforschung mit der Bedürfnispyramide und die Neurowissenschaften mit den Erkenntnissen über die Informationsverarbeitung stellen nützliche Denkwerkzeuge zur Verfügung. Sie liefern Erklärungsmodelle für die Funktionsweise von Menschen und Menschengruppen. Diese kognitiven Instrumente werden nicht nur den Lehrer/innen, sondern auch den Schüler/innen zur Verfügung gestellt. Zur Ergänzung werden systemtheoretische Elemente hinzugefügt.

- Systeme im Spannungsfeld von Antinomien Mit der Systemtheorie kann ein weiteres, heuristisch fruchtbares Analysemodell angeboten werden. So zeigen Beobachtungen aus der Biologie, der Physik und der Psychologie, dass Entitäten ihr innersystemisches Gleichgewicht dadurch halten, dass sie die Balance zwischen Integration und Differenzierung permanent herstellen. Systeme sind kontinuierlich zentripetalen und zentrifugalen Kräften ausgesetzt und müssen zu ihrer Erhaltung mit großem Energieaufwand dafür sorgen, dass keine von beiden Kräften die Oberhand gewinnt (siehe auch das Gesetz der Entropie). Sind die zentripetalen Kräfte stärker, implodiert das System. Im gegensätzlichen Fall löst sich das System auf. Diese Erkenntnis kann man auf Menschen und Menschengruppen anwenden. Menschen bewegen sich im Spannungsverhältnis zwischen antinomischen Bedürfnissen.

Antinomische Bedürfnisstruktur

Kontrolle Unbestimmtheit

Ordnung Chaos

Klarheit Unschärfe

Einfachheit Komplexität

Integration Differenzierung

Gesellschaft Individuum

Zwang Freiheit

Konkretion Abstraktion

Linearität Nicht-Linearität

Zentralisierung Dezentralisierung

Menschen sehnen sich bewusst nach Ordnung, Klarheit, Einfachheit… Aber sehr schnell werden ihnen solche Strukturen langweilig. Der Bauplan der Natur sieht vor, dass Lebewesen permanent trainieren, Unbestimmtheit, Chaos, Komplexität und Unklarheit zu reduzieren. Menschen sind so konstruiert, dass sie Chaos, Unbestimmtheit und Komplexität aufsuchen, um daraus Ordnung, Klarheit und Einfachheit zu schaffen. Den Zustand, den sie zur Lebenserhaltung immer wieder herstellen müssen, ist das Gleichgewicht zwischen beiden Bedürfnistendenzen. Die Belohnung für diese Anstrengungen sind Flow-Gefühle. Dass ein Gleichgewicht zwischen den beiden Bedürfnistendenzen nie definitiv erreicht wird, bewirkt dass der Mensch sich permanent bemühen muss, die Balance zu halten. Kaum sind wir in einer Gruppe integriert, schon achten wir auf unsere Individualität und möchten nicht assimiliert werden. Wir verlangen nach Freiheit. Kaum lässt man uns viel Freiheit, schon verlangen wir nach klaren Linien und etwas mehr Druck. Kaum wird dieser Druck ausgeübt, schon wünschen wir mehr Freiheit. Dies gilt für alle Dimensionen. Politische Parteien sprechen unterschiedliche Bedürfnistendenzen an. So adressieren konservative Parteien das Bedürfnis nach Ruhe und Ordnung. Progressive Parteien dagegen wenden sich an Menschengruppen, die Neuerungen und Veränderungen positiv bewerten und bereit sind, Unbestimmtheit auszuhalten. Dies zu wissen ist sehr bedeutsam, denn es gibt uns die Möglichkeit zu analysieren, aus welchem Grund wir uns in bestimmten Situationen unwohl fühlen und die vorhandene Struktur verändern wollen. Viel wichtiger noch ist es, weil wir unsere Mitmenschen besser verstehen und in Gruppen, die wir führen, auf dem Hintergrund ihrer aktuellen Bedürfnislage handeln können. Für jeden einzelnen ist der gewünschte Grad an Freiheit bzw. Führung abhängig von der aktuellen Situation. Es ist nicht möglich, in einer Gruppe von Menschen jedem Individuum den Grad an Freiheit bzw. Führung zu bieten, der es zu einem gegebenen Zeitpunkt zufriedenstellt.

-Dialektisches Denken

Das Spannungsverhältnis zwischen Ordnung und Chaos, zwischen zentripetalen und zentrifugalen Kräften, zwischen Integration und Differenzierung, zwischen Rationalismus und Empirismus, zwischen „Geist“ und Materie wird in der Philosophie erkannt. In diesem Zusammenhang besonders fruchtbar ist die von Hegel am Beispiel der Geschichte ausgeführte Dialektik. Tatsächlich scheint sich Entwicklung in der Dynamik von These, Antithese und Synthese zu entfalten. Bezogen auf die Alltagsbewältigung bedeutet es, dass jeder Gedanke, jede Handlung zu einem Gegengedanken bzw. einer Gegenhandlung führt. Dieser Gegengendanke ist zu begrüßen, denn er löst eine Reflexion aus, die, wenn eine effektive Strategie eingesetzt wird, in einer Synthese aufgehoben wird. Dialektisches Denken führt permanent zu einer Integration scheinbar widersprüchlicher Positionen, die sich auf einer (höheren) Ausgleichlinie vereinen und weiterentwickeln. Gerade für politisch Handelnde kann diese Erkenntnis sehr fruchtbar sein, denn sie ermöglicht ein gemeinsames Angehen von Problemen über Parteien hinweg.

- Konzeptualisierung

Auf der mentalen Ebene ist zwar Informationsverarbeitung mit positiven Gefühlen verbunden. Mit Flow belohnt wird allerdings vor allem die Konzeptualisierung. Unter Konzeptualisierung ist die Erstellung von kognitiven Schemata zu verstehen, die umfangreiche Informationen zu kompakten, handlungsmotivierenden Modellen bündeln. Beispielsweise Überblicke über die Geschichte der französischen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, die Geschichte Europas von den Anfängen bis zur Gegenwart usw. Solche Überblicke zu erstellen bedeutet eine intensive Arbeit der Komplexitätsreduktion. Auf dem Hintergrund großer intellektueller Anstrengung wird ein hochkomplexer Stoff so reduziert und komprimiert, dass er Adressaten ansprechend vermitteln werden kann. Dieser Komplexitätsreduktionsprozess in der Vorbereitungsphase wird mit Flow belohnt. Am Beispiel einer Vermittlung des Hegelschen Denkens werden im Folgenden die Phasen beschrieben, die von Unterrichtenden durchgegangen werden: in der Regel hat man bei der Vorbereitung des Unterrichts die Gruppe vor Augen, der man das Wissen vermitteln wird. Die positiven Reaktionen des Publikums werden im Geiste vorweggenommen. Die Konzeptualisierungsanstrengungen werden einerseits durch „Konzeptualisierungs-Flows“ motiviert, andererseits durch die Antizipation der im Plenum eintretenden Flows, wenn der Stoff den Teilnehmern attraktiv präsentiert wird.

Die Komplexitätsreduktion nimmt folgenden Ablauf: – Erste Stufe: die Fülle der Informationen, die zu memorieren und kontrollieren sind, in diesem Fall Hegels Leben und Werk, vermittelt zunächst ein Gefühl der Hilflosigkeit

– Zweite Stufe: Es werden erste kleinere Wissenseinheiten erstellt, so dass die Kontrolle in Teilbereichen wächst: man versteht, was Hegel unter An-Sich-Sein, Anders-Sein und An-und-für-Sich-Sein meint. Allerdings überwiegt noch das Gefühl der Hilflosigkeit.

– Dritte Stufe: Schrittweise werden Verständnislücken geschlossen. Auch sperrige Begriffe, z.B. „An-und-für-Sich-Sein“, werden allmählich zu ansprechenden Objekten, die man später den Teilnehmern repetitiv anbieten wird. Erst jetzt stellt sich bereits bei der Vorbereitung Flow ein.

– Vierte Stufe: Die einzelnen, zunächst getrennten Wissensbausteine, bei Hegel z.B. der „subjektiver Geist“, der „objektiver Geist“, der „absoluter Geist“, werden zusammengefügt und es entsteht ein Gesamtgebilde, das zur Präsentation drängt. Man möchte seiner Gruppe den nun verstandenen Hegel vorstellen.

– Fünfte Stufe: Die erstellten kognitiven Schemata über Hegels Gedanken drängen die Unterrichtenden zur Handlung. Da sie Hegel verstanden haben und seine Gedanken in Form von kognitiven Schemata „kontrollieren“, wollen sie ihr Wissen vermitteln und stellen sich emotional positiv auf die Unterrichtssituation ein. Sie wollen den vorweggenommenen Flow im Unterricht real erleben. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Informationsverarbeitung zwar einen Beitrag zur Kontrolle liefert, aber die umfassende, lebenserhaltende und lebensförderliche Kontrolle lässt sich stabil erst durch permanente Konzeptualisierung erreichen. LdL bietet die Möglichkeit, die Schüler/innen zur kontinuierlichen Konzeptualisierung zu führen und die entsprechenden Techniken zu habitualisieren.

Denken und Glück aus Sicht der Philosophie

Charakteristisch für die griechische Antike ist die eudämonistische Haltung, die sich später bei den Utilitaristen, insbesondere bei Stuart Mill wiederfindet. Die Befriedigung von Bedürfnissen wird als Quelle des Glücks hervorgehoben, wobei unterschieden wird zwischen niedrigeren und höheren Genüssen. Die wertvolleren Freuden werden dem Bereich des Denkens zugeordnet. Stellvertretend für diese Einstellung sei Aristoteles aus der „Nikomachischen Ethik“ zitiert (Aristoteles, 2010, S.17): „Wer aber denkend tätig ist und dies in sich pflegt, mag sich nicht nur der besten Verfassung erfreuen, sondern auch von der Gottheit am meisten geliebt werden. Denn wenn die Götter, wie man glaubt, um unsere menschlichen Dinge irgendwelche Fürsorge haben, so darf man annehmen, dass sie an dem besten und ihnen verwandtesten Freude haben – und das ist unser Geist – und dass sie denjenigen, die dies am meisten lieben und hochachten, mit Gutem vergelten, weil sie für das, was ihnen lieb ist, Sorge tragen und recht und edel handeln. Es ist aber unverkennbar, dass dies alles vorzüglich bei dem Weisen zu finden ist. Also wird er von der Gottheit am meisten geliebt; wenn aber dies, so muss er auch der Glückseligste sein. So wäre der Weise auch aus diesem Grund der Glücklichste.“

Projekt als glückgenerierende Struktur

Auf der Suche nach Aufgabenprofilen, die permanent Konzeptualisierung verlangen, hohe Potenziale zur Befriedigung der Grundbedürfnisse enthalten und gleichzeitig Flow-Gefühle dauerhaft induzieren stößt man rasch auf die Projektstruktur. In diesem Kontext sind alle Bedingungen erfüllt, die förderlich für die Befriedigung der Grundbedürfnisse sind: soziale Einbindung, soziale Anerkennung, Selbstverwirklichung und Sinn.

Die Globalisierung und die Ausdehnung der Konzeptualisierungsräume

Die Digitalisierung und die Globalisierung haben neue Räume eröffnet. Hier bietet sich an, das Internet metaphorisch als Makrohirn zu definieren und zu erkennen, dass die Menschen aufgrund der neuen Kommunikationsmöglichkeiten weltweit in raschen und stabilen Interaktionen treten können, wie dies Milliarden von Neuronen im Gehirn tun. Wie Gedanken im Gehirn auf der Grundlage von Neuronen-Interaktionen emergieren, so können Menschen in die Architektur neuronaler Netze eintreten, gemeinsam konzeptualisieren und Wissen konstruieren. Dazu müssen die Akteure sich „wie Neurone“ verhalten. Martin (2011a) hat dafür in leicht ironischer Form Gebote aufgestellt:

So sollte man sich als Neuron verhalten

1. Neuronen sind offen und transparent

2. Neuronen geben ihr Wissen sofort weiter. Sie wollen nicht als Person bekannt werden und nehmen sich nicht wichtig

3. Da Neuronen keine Angst haben, Fehler zu machen und sich zu blamieren, feuern sie sehr schnell ab

4. Wenn Neuronen angedockt werden, reagieren sie sofort

5. Neuronen versuchen ständig Kontakt zu anderen Neuronen herzustellen; sie haben keine Angst, penetrant zu wirken

6. Neuronen sind nicht beleidigt

7. Neuronen machen keine Pause; sie nehmen erst dann Urlaub, wenn ihr Projekt abgeschlossen ist

8. Neuronale Netze gehen mit Unschärfen spielerisch um

9. Neuronale Netze haben eine basisdemokratische Einstellung

10.ACHTUNG, HOHE SUCHTGEFAHR: das Neuronenverhalten muss kontrolliert und situationsabhängig eingesetzt werden!

Die empfohlenen Neuronen-Verhaltensweisen beziehen sich auf das Individuum in einfachen Interaktionen. Für die Durchführung von Internetprojekten werden umfassendere Aktivitäten und Initiativen verlangt (Martin 2011b):

Basisregeln für Internet-Projekte

Was ich im Netz suche, sind Mitstreiter, Leute, die ich andocken kann, um mit ihnen langfristige Projekte durchzuführen. Hier zählt also Nachhaltigkeit, Ausdauer und Zähigkeit. Um in der virtuellen Welt Mitstreiter für meine Projekte zu gewinnen, beachte ich folgende Regeln:

1. Mach dich transparent: liefere in deinem Profil möglichst viele, für den Benutzer spannende Informationen über dich. Je mehr Informationen du über dich gibst, desto größer die Chance, dass jemand einen Ansatzpunkt zur Zusammenarbeit entdeckt. Angst vor Missbrauch der Angaben ist meistens unbegründet. No risk, no fun!

2. Biete motivierende Projekte an: Was mich persönlich angeht, so stütze ich mich auf die Beschreibung der Grundbedürfnisse von Maslow. Meine Angebote sprechen das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit und sozialer Anerkennung, nach Selbstverwirklichung aber vor allem nach Sinn, weil nur dieses langfristig tragfähig ist: wir wollen die Welt verbessern!

3. Kontaktiere viele Leute: Wenn du Mitstreiter suchst, muss du Leute ansprechen, auch wenn du auf manche penetrant wirken kannst. Wenn du dich nicht rührst, wird dich niemand beachten. Wenn jemand dich penetrant findet, wäre er sowieso kein guter Arbeitspartner für dich.

4. Wenn jemand auf deine Angebote positiv reagiert, pflege ihn: Zeige ihm, dass du dich für ihn interessierst. Als möglicher Partner besitzt er bestimmt “Ressourcen”, die für die Zusammenarbeit wertvoll sind. Diese Fähigkeiten musst du entdecken.

5. Antworte stets zügig (Reaktionsgeschwindigkeit), sei präsent und zuverlässig: Enttäusche die Menschen nicht, die Energie und Zeit für dich investieren. Im Netz sind Menschen und Beziehungen sehr volatil, du aber willst mehr mit den Menschen tun! Du hast was mit den Leuten vor! Das müssen sie spüren!

6. Stelle deine Partner auf eine Bühne und vernetze sie: Wenn du mit Leuten langfristig zusammenarbeiten willst, solltest du sie miteinander verbinden. Zeige, was sie können, führe ihnen Aufmerksamkeitsströme zu, indem du sie in Sammelmails erwähnst und auf ihre Arbeit hinweist.

7. Überlege dir immer wieder spannende Projektziele und achte darauf, dass diese Ziele auch erreicht werden. Das ist zwar auch im RL wichtig, aber im virtuellen Raum noch viel mehr, weil – wie bereits festgestellt – die Beziehungen im Netz besonders volatil sind. Beteiligungsinitiativen verlangen, dass der Initiator immer wieder Impulse einbringt. Bis zum Schluss. Diese Verhaltensweisen bilden das, was ich Netzsensibilität nenne (Martin, 2009). Sie müssen automatisiert werden, wenn man im neuen Paradigma erfolgreich arbeiten will. Wer im traditionellen Wissenschaftssystem sozialisiert wurde, hat dies nicht gelernt.

Konzeptualisierung als Grundbedürfnis und Menschenrecht.

Die Glücksforschung (Bornmans 2011) führt zu der Erkenntnis, dass, wenn man Abstand nimmt von philosophischen und metaphysischen Spekulationen, das menschliche Glück von der Befriedigung der von Maslow aufgelisteten Grundbedürfnisse abhängt. Allerdings wird bei Maslow das Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung) nicht aufgeführt. Das liegt daran, dass die Neurowissenschaften erst in den letzten Dekaden die Funktionsweise des Gehirns ins Bewusstsein gerückt haben.

2. Glück aus der Sicht der Neurobiologie

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2.1.Aus "Gehirn und Geist": Resilienz

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Resilienz ->Exploratives Verhalten:

„Um die nötigen Abwehrkräfte zu entwickeln, muss man den Attacken erst einmal ausgesetzt sein. Statt vor der nächsten Krise zu zittern, sollte man sie besser als Gelegenheit ansehen, die eigene Resilienzfähigkeit zu testen – und zuversichtlich sein, dass einem im Ernstfall jene Kräfte zuwachsen, die man zur Bewältigung braucht. Tatsächlich erkennen wir oft erst in der Not, wie stark wir wirklich sind“

2.2.Aus: Tobias Esch, Die Neurobiologie des Glücks – Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert, 2012

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Wichtig für die Intelligenz ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit: Esch, 27 „Wichtig für die Intelligenz sind dagegen vor allem Effizienz und Vernetzungsgrad, d.h. die Speicherkapazität sowie Übertragungs- und Verarbeitungsgeschwindigkeit – ähnlich wie bei modernen Computern und Prozessoren.“

Kohärenz -> Glück

„Neuronen und Synapsen gehen z.B. über ihre Taktfrequenz zeitlich begrenzte „Koalitionen“ mit anderen Neuronen und Netzwerken ein (Synchronisierung), was auch ein größeres Ausmaß annehmen kann und über eine funktionelle Resonanz zu einem Zustand der Kohärenz führen kann: normalerweise kommen solche funktionnellen Koalitionen nur für wenige Sekunden – quasi zufällig – zustande, aber sie können sich auch gegenseitig verstärken und über die Neuroplastizität zu einer bleibenden strukturellen Veränderung führen – fire together and wire together; auch Lern- und Gedächtnisvorgänge basieren auf diesem Prinzip.“ (Esch, )

Exploratives Verhalten -> Intelligenz

„Das menschliche Gehirn will entdecken, schaffen, sich anpassen und Herausforderungen bewältigen. Im Prinzip zeitlebens. Gibt es jedoch nichts mehr zu entdecken, kein anregendes Umfeld mehr, keine Neugierde oder Phantasie, keinen Grund zum Wachsen oder Verbindungen schaffen, so kommt es zum beschleunigten Verlust an biologischen Möglichkeiten. Auch immer gleiche Aktivitäten und redundante Abläufe führen dazu, dass nicht benötigte Synapsen und Vernetzungen, letztlich Potenziale und Freiheitsgrade, über die Zeit abgebaut werden. Die benutzten Bahnen hingegen stabilisieren sich funktionell, werden zu Autobahnen, zu ritualisierten und funktionalisierten Abkürzungen im Gehirn, Eine bemerkenswerte Leistung: wir werden zu immer schnelleren und effektiveren Spezialisten.“ (Esch, )

Spiegelneurone: Verbundenheit zahlt sich aus

„Jene Einstimmung kann auch innerlich erfolgen (Selbstbeobachtung und Selbsteinstimmung: Interozeption) und wird dann Achtsamkeit genannt. Auch bei der Achtsamkeitspraxis werden Spiegelneuronenareale aktiv. Empathie, Mitgefühl (nicht Mitleid), Achtsamkeit und Resonanz in Echtzeit, d.h. in der Präsenz des Hier und Jetzt, sind wichtige Fähigkeiten, die wir im Kontakt zu uns selbst und in der Verbundenheit mit anderen benötigen. Das gilt auch für die therapeutische Beziehung. Im Hirn sind diese Zustände funktionell miteinander verbunden. Und es sorgt auch dafür, dass sich Verbundenheit auszahlt.“ „Interessant ist, dass wir nur spiegeln können, was wir schon im Kopf haben, also nur emotionelle Zustände mitfühlen, die wir bereits kennen. Wir stellen uns vor, wie es für uns selbst wäre, das zu tun und zu empfinden, was unser Gegenüber gerade tut und – vermeintlich – empfindet, wir werden resonant. Dazu wird dieses System offenbar nur aktiviert, wenn der Andere für uns bedeutsam ist. Ist es nicht eine schöne Vorstellung, dass die Bereitschaft, vertrauensvolle Beziehungen einzugehen (vlg. Frühe Bindungserfahrungen), die achtsame Wahrnehmung der Außen- und Innenwelt, die ersten Schritte im Säuglingsalter und das motorische System überhaupt in einem engen funktionellen Kontext stehen?“ (Esch, )

Den Frontalcortex muss man permanent trainieren, insbesondere die Impulskontrolle.

„Planung/Ausführung von Handlungen, Impulskontrolle; enthält Spiegleneurone (Area Broca); der vordere Teil des Großhirns ist allgemein zuständig für motorische, soziale, aufmerksamkeitsbezogene oder auf Gedanken basierenden Prozesse; schließt PFC ein.“ Esch, )

Präfrontaler Kortex

„Handlungsplanung, Antrieb, Abschätzung von Handlungsfolgen, soziale und Selbstbeobachtung, Wohlgefühl (selbstregulierend inneres Gleichgewicht), Reflexion und Vernunft sowie allgemeine Intelligenz- und Verstandesfunktionen sind hier verortet oder angeschlossen; höchste neuronale, personelle, interpersonelle und soziale Integrationsinstanz, oberstes Entscheidungs- und Kontrollzentrum.“ (Esch,44)

Gleichgewicht halten

„Emotionale Ausgeglichenheit impliziert darüber hinaus, dass die affekterzeugenden limbischen Bereiche des Gehirns genügend positive Aktivierung erfahren, um dem Leben Vitalität und Sinn zu verleihen, dieses aber nur so stark, dass das Leben noch führ- und kontrollierbar ist, d.h. nicht chaotisch oder inkohärent (…). Hierbei ist der Präfrontalkortex allerdings der Kopf, d.h. die Exekutive. Dieses feine und dynamische Gleichgewicht zwischen Über- und Unterforderung, Aktivierung und Inaktivität finden wir heute in vielen Modellen zu Glück und Gesundheit.“ (Esch, 50)

„Glück, das darf man schon jetzt resümieren, hat nichts mit einem bequemen Leben zu tun. Ohne Herausforderungen und Anstrengungen, ohne Neugierde und Aktivität auch keine Plastizität, keine Reifung, keine Belohnung einer erfolgreichen Ein- und Anpassung. Von nichts kommt eben nichts. Dabei dürfen die Herausforderungen, zumindest im Kinder- und Jugendalter, durchaus groß sein. Das ist Stress. Das ist sogar die Definition von Stress, werden wir auch noch sehen. Das ist dann nicht immer schön und vielleicht auch nicht immer gesund bzw. ohne Risiken, aber nun einmal der zu zahlende Preis für ein erfolgreiches Leben, schlicht und einfach. In der Stressforschung nennt man diesen Vorgang Allostase und bezeichnet die „Kollateralschäden“ durch ständiges Herausfordern und Anpassen auch als allostatische Ladung, bzw das Anhäufen derselben. Und bewertet das alles – im Großen und Ganzen – positiv. Soll heißen: der Prozess der Entwicklung und des Reifens erfordert einen Aufwand in der realen Welt, die niemals still steht. Für diesen Aufwand werden wir bei Erfolg belohnt – aber wir müssen Einsatz zeigen und gewissermaßen einzahlen. Auch wenn wir später die Zinsen einsammeln und das Vermögen wächst, wenngleich vielleicht nicht materiell, so ist doch der einmal geopferte Anteil, z.B. unsere Jugendlichkeit und Naivität, eines Tages verloren. In diesem dynamischen Prozess ist niemals Ruhe oder Erstarrung, und es gibt auch keinen Weg zurück. Alles ist im Fluss, kommt und vergeht. Wenn wir mitschwimmen und innerhalb unserer Möglichkeiten gestalten, kann auch später noch tiefes Glück entstehen, ja sogar eine anhaltende Zufriedenheit. Klingt vielleicht einmal langweilig, ist es aber nicht. Finden wir uns für das Hier und Jetzt damit erst einmal ab und machen wir das Beste daraus. Gehen wir einfach nach vorne und holen uns unsere Belohnungen ab. Die kommen, ganz automatisch (von innen), wenn wir die Herausforderungen tatsächlich bewältigen. (Esch, 50)

Flow

„Dopamin galt lange als Glückshormon. Heute würden wir sagen, dass es eher Glück und Belohnung in Aussicht stellt. Es deckt sich damit ganz wesentlich mit den o.g. Ausführungen zum Vorderhin bzw. den 3 limbischen Ebenen, denn es geht hier primär um die Erfahrung von Bewältigung, von Synchronität und Wiedererkennung positiver Konditionierungen, d.h. positiver Ereignisse und Emotionen. Je stärker wir jene positiven Ereignisse erwarten dürfen oder herbeisehnen (antizipieren), desto größer ist der endogene Dopaminausstoß im Gehirn. Aber nur so lange das Erreichen des ersehnten Zieles nicht zu 100% augenscheinlich und zu erwarten ist, d.h. von uns sicher vorausgesetzt werden kann. Dann wäre ja auch keine Anstrengung mehr nötig, es wäre keine Herausforderung mehr. Es muss diesen kleinen Unsicherheitsfaktor geben, das Abenteuer, die Möglichkeit des Scheiterns. Dann kommt Dopamin zur wahren Entfaltung und trägt uns gewissermaßen über die Schwelle. Und wenn das erhoffte Ereignis und die antizipierte Wirkung, d.h. der Erfolg, eintritt, dann kommen die nachgelagerten endogenen Belohnungs- und Glücksboten ins Spiel, sie lassen weiter blühen und machen zufrieden. Dann feiern wir unseren Erfolg innerllich. (Esch, 54f)

Soziales Gehirn und Glückscocktail

"(…) In diesem Konstrukt des sozialen Gehirns spielen die limbischen ZNS-Anteile eine große Rolle, gerade auch die obere Ebene mit dem anterioren Cingulum und den orbitoftrontalen Anteilen, denn hier wird das sozial Vernünftige oder moralisch Richtige mit einem positiven Gefühl gekoppelt – und schließlich auch belohnt. (…) Raphe, Zentrales Höhlengrau, aber auch die zentralen Vaguskerne im Hirnstamm (…) sorgen so für subjektiv positive Erfahrungen und eine soziale Beziehungs- und Bindungsqualität, die man vielleicht mit dem Satz von der Liebe ohne Angst beschreiben könnte. Wenn alles funktioniert wie vorgesehen. Soziales Engagement und ein offener, inniglicher zwischenmenschlicher Kontakt werden belohnt und im Körper glückbringend und selbstversichernd, beruhigend sowie angstlösend „übersetzt“. Die beschriebenen Eigenschaften des sozialen Gehirns lassen es schon vermuten: Neurobiologisch finden wir eine Beteiligung von Oxytocin, Serotonin, aber auch – zwar noch eher spekulativ bzw. experimentell – von endogenem Morphium. Dieses neurochemische Potpourri wirkt wie ein Glückscocktail: Prosoziales, gar liebevolles Verhalten und Kommunizieren, Sicherheitsempfinden und Selbstvertrauen, Offenheit und einlassende Akzeptanz, Präsenz, Verbundenheit und Berührung ohne zu werten, kurzum, eine sichere und positive Beziehung zum Selbst und dem Anderen. (…) Mitnehmen wollen wir aus diesem Abstecher, dass die Fähigkeit zur inneren Einstimmung und sicheren Einlassung auf andere Menschen grundsätzlich in uns angelegt ist. Damit steht uns die Möglichkeit eines stabilisierenden Gefühls von Verbundenheit mit anderen und mit der Erfahrung von Moment zu Moment sowie mit unserem authentischen Selbst prinzipiell zur Verfügung. Das mehrt Glück und lindert Leid. Auch weil der endogene Belohnungskreislauf eine offene und rezeptive Aufmerksamkeit belohnt. Authentizität einerseits und Resonanz andererseits führen auch zu dem Gefühl der Freiheit, des Ankommens, ja sogar zu einer Form der Selbstempathie, die nichts mit egoistischer Selbstliebe oder Selbstmitleid zu tun hat.“ (Esch, 132)

Sylva Jürgensen: Kohärenz"

"Das Kohärenzgefühl "sense of coherence" hat die drei Komponenten comprehensibility, manageability und meaningfulness die in anderen Übersetzungen Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit genannt werden . Wenn etwas für mich handhabbar geworden ist, habe ich aufgrund meiner Erfahrungen eine Zuversicht Situationen "kontrollieren" zu können, d.h. sie zu bewältigen. Kohärenzgefühl ist als Begriff nicht ganz treffend, denn sense ist mehr als ein kurzes Gefühl, eher ein übergeordneter und überdauernder Fühlsinn in Bezug auf die Bewältigung der Herausforderungen im Abenteuer unseres Lebens. Es ist auf jeden Fall lohnenswert sich mit diesem Konzept zu beschäftigen. z.B. so: www.bildung-gesundheit.de Start SalutoGenese- Institut Bildung und Gesundheit für Alle e.V. Wir fördern die Bildung und Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Richtungsweisend sind für uns die Umsetzung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in Deutschland von 2000 die Verwirklichung von Zielen de... bildung-gesundheit.de"

Langer Paragraph über Altruismus in Esch (S.147f)

3.Glück aus der Sicht der Glücksforschung

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Die Glücksforschung zeigt, dass zwei Quellen des Glückes immer wieder an erster Stelle genannt werden:

-die Einbindung in einem sozialen Verband (Familie, Freunde)

-die Sinnhaftigkeit und die Selbstwirksamkeit

Teil III Umsetzung in der Politik: Neue Menschenrechte

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Gebrauchsanweisung

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Die 6 Artikel der Neuen Menschenrechte, abgeleitet von der Maslowschen Bedürfnispyramide und den Ergänzungen von Martin, sollen als Entscheidungskriterien dienen bei der Beurteilung von politischen Massnahmen. Alle Untersuchungen zeigen, dass bei politischen Entscheidungen stets das Primat des Ökonomischen (z.B. Wachstum) herrscht. Auf Kosten der anderen menschlichen Grundbedürfnissen, wie z.B. dem Bedürfnis nach sozialer Einbindung oder nach materieller Sicherheit. Die 6 Artikel der Neuen Menschenrechte liefern einen Überblick über alle menschlichen Bedürfnisse und sorgen dafür, dass keine übersehen werden. Es wird dann abgewogen, ob es für die Bürger beispielsweise wichtiger ist, eine umweltschädliche Fabrik aufrechtzuerhalten (Artikel 2: Gesundheit) wegen der dort bestehenden Arbeitsplätze (Artikel 3: materielle Sicherheit) oder Alternativen zwingend gesucht werden müssen, die die Umweltschäden minimieren.

1.Grundbedürfnisse als Menschenrechte

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Sollte dies tatsächlich zutreffen, so müssten die Menschenrechte neu formuliert werden. Die Erklärung der Menschenrechte wurde 1948 verfasst und unterlag anderen Prämissen als sie heute vorherrschen. Die Allgemeine Erklärung ist moralisch begründet (siehe Präambel), die Terminologie bleibt philosophisch und religiös geprägt, was an den unscharfen Begriffen zu erkennen ist. So ist das zentrale Konzept der Würde unbestimmt, eröffnet für unzählige Deutungen Raum und ist kaum operationalisierbar. Dies trifft auch zu für andere Kernbegriffe der aktuellen Menschenrechte wie Brüderlichkeit, Gleichheit, Gerechtigkeit.

Ein Bezug auf die Grundbedürfnisse eröffnet andere Möglichkeiten für eine Umsetzung im Alltag und in der Gesetzgebung. Wenn eine Glücksbedingung des Menschen in der Reflexion und der Partizipation an der kollektiven Reflexion über die Zukunft der Menschheit besteht (Martin 2009), so müsste diese Tätigkeit an prominenter Stelle in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte stehen. Hier Martins Vorschlag (unter jedem Abschnitt stehen die Nummern der Artikel aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die sich inhaltlich an den jeweiligen Text anbinden lassen):

Präambel:Glück

Ziel aller Maßnahmen weltweit ist die Schaffung von Strukturen (wirtschaftlichen, politischen, ethischen), die für ein Mehr an Entfaltung für die Natur und an Glück für alle Lebewesen sorgen. Die nachfolgenden Artikel bilden dazu Voraussetzungen.

Allg. Erklärung der Menschenrecht: entfällt Artikel 1: Denken

Zentrales Grundbedürfnis des Menschen ist das Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung).

Es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit alle Menschen Zugang zu Informationen und zur Möglichkeit der Konzeptualisierung erhalten. Denken setzt die Realisierung der Artikel 2 bis 6 voraus.

Allg. Erklärung: Artikel 18, 19, 26, 27

Artikel 2: Gesundheit

Alle Maßnahmen werden weltweit getroffen, damit Lebewesen ihre physiologischen Bedürfnisse (z.B. Schlaf, Hunger, Sexualität) befriedigen können. Mit der Natur als Reservoir wird sorgfältig und schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 24, 25

Artikel 3: Sicherheit

Es wird weltweit angestrebt, Strukturen zu schaffen, die ein Maximum an Sicherheit für alle Lebewesen sorgen. Mit der Natur wird auch in diesem Zusammenhang schonend umgegangen.

Allg. Erklärung: Artikel 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 22, 28

Artikel 4: Soziale Einbindung

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen sich in einem sozial stützenden Umfeld bewegen können. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die Selbstverwirklichung sozial unterstützen.

Allg. Erklärung: Artikel 1, 16, 20, 22, 25, 26, 27

Artikel 5: Selbstverwirklichung und Partizipation

Es ist weltweit dafür zu sorgen, dass Lebewesen alle ihre Potenziale zur Entfaltung bringen können. Dabei ist schonend mit der Natur umzugehen. Die Entfaltung des Einzelnen kann nur im Rahmen der ihn umgebenden Strukturen erfolgen. Es muss die Möglichkeit bestehen, Einfluss auf diese Strukturen zu nehmen, also teilzunehmen. Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass möglichst viele ihre intellektuellen, emotionalen und materiellen Ressourcen dafür zur Verfügung stellen.

Allg. Erklärung: Artikel 12, 13, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27

Artikel 6: Sinn

Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen ihr Leben als sinnvoll und befriedigend empfinden können.

Allg. Erklärung: entfällt

Ein Vorteil dieser Neuformulierung der Menschenrechte besteht in ihrer Operationalisierbarkeit. Während „die Menschenwürde“ oder die „Freiheit“ wegen ihrer Abstraktheit schwer direkt einklagbar sind, lässt sich das „Recht auf gute Denkbedingungen“ leichter konkretisieren. So wird ein Inhaftierter, der keinen Zugang zu Informationen erhält, dem keine Arbeitsgruppe zu ihn interessierenden Themen angeboten wird, dem geistig unterfordernde Routinearbeiten abverlangt werden auf sein Recht auf Konzeptualisierung bestehen können. Dies gilt für eine große Anzahl von Berufstätigen, die keine intellektuelle Herausforderung an ihrem Arbeitsplatz erleben. Wenn die Befriedigung des Grundbedürfnisses nach Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung zum Menschenrecht erhoben wird, so verlangt es eine neue Organisation der Gesellschaft, mit dem Ziel, alle Denkkapazitäten der Menschheit weltweit zu mobilisieren, damit wir die aufkommenden Probleme lösen und eine bessere Welt schaffen.


Literatur Martin, J.-P. (2002). Weltverbesserungskompetenz als Lernziel? In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog. 6. Jahrgang, Heft 01/2002, S. 71–76. Martin, J.-P. (2009): Lernziel Partizipation und Netzsensibilität. In: Oebel G. (2009) (Hrsg.): LdL - Lernen durch Lehren goes global: Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik und kulturspezifische Lerntraditionen. Hamburg: Verlag Dr. Kovac. S.115-127 Martin, J.-P. (2018): Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: O.-A. Burow, S. Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag. Im Druck.

2. Übersetzungstabelle: Allgemeine Erklärung -> Neue Menschenrechte

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Brüderlichkeit: Art.4

Verbot der Diskriminierung: Freiheit und Gleichheit

Recht auf Leben: Art.1-6

Verbot der Sklaverei und des Sklavenhandels: Freiheit

Verbot der Folter: Freiheit

Anerkennung als Rechtsperson: Freiheit

Gleichheit vor dem Gesetz: Art.3

Anspruch auf Rechtsschutz: Art.3

Schutz vor Verhaftung und Ausweisung: Art.3

Anspruch auf faires Gerichtsverfahren: Art.3

Unschuldsvermutung: Art.3

Freiheitssphäre des Einzelnen: Art.3

Freizügigkeit und Auswanderungsfreiheit: Freiheit

Asylrecht: Art.3

Recht auf Staatsangehörigkeit: Art.3

Eheschließung, Familie: Art.4

Recht auf Eigentum: Art.3, 5

Gedanken-, Gewissens-, Religionsfreiheit: Art.1, 5, 6

Meinungs- und Informationsfreiheit: Art.1, 5, 6

Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit: Art.4, 5, 6

Allgemeines und gleiches Wahlrecht: Art.1. 5

Recht auf soziale Sicherheit: Art.3, 4

Recht auf Arbeit, gleichen Lohn: Art.3

Recht auf Erholung und Freizeit: Art.2, 3, 5

Recht auf Wohlfahrt: Art.3

Recht auf Bildung: Art.1, 5, 6

Freiheit des Kulturlebens: Art.1, 4

Soziale und internationale Ordnung: Art.3

Grundpflichten: Art.4, 5, 6

Auslegungsregel: Art.3

Weitere zentrale Begriffe: Analyse und Konsequenzen

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Gerechtigkeit/Gleicheit = Allgemeiner Zugang zu den Ressourcen der Bedürfnisbefriedigung

Würde = Menschen/Lebewesen werden mit Würde behandelt, wenn sie ihre Grundbedürfnisse befriedigen können

Freiheit : keine Behinderung bei der Befriedigung der Grundbedürfnisse

Gleichheit: alle habe Zugang zu den Ressourcen

Diese Begriffe sind philosophischer Natur und gehören nicht zu der Kategorie der Grundbedürfnisse. Einige beschreiben Bedingungen zur Befriedigung von Grundbedürfnissen (z.B. Freiheit), andere gehören in den Bereich der Metaphysik (z.B. "Würde"). Gerechtigkeit und Gleichheit sind ebenfalls keine Grundbedürfnisse sondern sie bezeichnen Auslöser für Gefühle, die sich gegen das Bedürfnis nach sozialer Einbindung richten könnten. Der Begriff "Freiheit", der in der Allgemeinen Erklärung zusammen mit dem Begriff "Demokratie" eine zentrale Rolle spielt, genießt keine Priorität in anderen Kulturen als der westlichen, weil Freiheit auf der Ebene der Grundbedürfnisse hinter den physiologischen in der Hierarchie steht, sowie hinter den Sicherheitsbedürfnissen und denen nach sozialer Einbindung sowie Selbstverwirklichung.

Strukturen zur Realisierung der Neuen Menschenrechte

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1.Einzelne Menschenrechte in diversen Bereichen der Gesellschaft

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Artikel 1:

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Zentrales Grundbedürfnis des Menschen ist das Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung). Es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit alle Menschen Zugang zu Informationen und zur Möglichkeit der Konzeptualisierung erhalten. Denken setzt die Realisierung der Artikel 2 bis 6 voraus. Allg. Erklärung: Artikel 18, 19, 26, 27

Exkurs: Arbeitsblatt

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Art.1: Recht auf Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung (Denken)

„Was ich suche sind Konzeptualisierungsanlässe. Sie führen zu intensiven Flows. Eine bedürfnis- und glücksorientierte Politik bietet Strukturen an, die der größtmöglichen Anzahl an Bürgern die größtmögliche Anzahl an Konzeptualisierungsanlässe bietet. Mit dem Effekt, dass das intellektuelle Potenzial der Bevölkerung besser ausgeschöpft wird und insgesamt steigt.“

I. Was behindert das Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung) in den gegenwärtigen Strukturen?

1. Allgemein:

- Faktor Zeit: Ruhe und Muße

• Familien mit Kindern und berufstätigen Eltern

• Deregulierungen in der Arbeitswelt

• Unsicherheit (Job, Wohnung) behindert das Denken)

- Städtebau: stressige Stadtstrukturen

2. Keine Angebote zur Konzeptualisierung:

• Arbeitsplatz

• Schule und Universität

• Unternehmen

Dazu konkrete Beispiele

• Verwaltungen

• Industrie (Audi)

• Wissenschaft: Publish or perish – Hierarchie

• Politik: Fraktionszwang: kein dialektisches Denken erlaubt

Keine Einbeziehung der Bürger (Ressourcenorientierung)

• Besondere Orte: Gefängnisse, Altersheime, Krankenhäuser, Militär, Asylantenheime (Keine Arbeitserlaubnis)

• Ideologien und Manipulationen (Radikale, Verschwörungstheorien)

II. Vorschläge

1. Schutz gegen Behinderungen beim Denken (defensiv)

Allg. Erklärung

Art.12: Schutz der Privatsphäre

Art.18: Gedanken-, Gewissen-, Religionsfreiheit

Art. 19: Meinungs- und Informationsfreiheit

Art. 26: Recht auf Bildung

Art. 27: Freiheit des Kulturlebens

2. Proaktiv: Räume bieten für

- kognitive Kontrolle

- Konzeptualisierung

- Dialektisches Denken

- Exploratives Verhalten

- Projekte (als glücksförderliche Strukturen)

3. Konkrete Vorschläge

3.1.Wissenschaft und Schule

- Abschaffung der Promotion

- Völlige Veränderung der Uni-Strukturen (Hierarchie)

- Abschaffung von publish or perrish

- Einführung von Unterrichtsmethoden, die Konzeptualisierung fördern (LdL, Projekte)


3.2 Politik

- Abschaffung der Parteien

- Dialektisches Denken und Handeln

- Bürgerbeteiligungen (Ressourcenorientierung)

Ende des Exkurses

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Zwei unterschiedliche Aspekte:

1. Zugang zu Informationen

2. Möglichkeiten der Konzeptualisierung

Defizite

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1. Allgemein: Kein konsensfähiges Menschenbild

2. Wissenschaft: Publish or perrish

3. Wissenschaft: Unihierarchie

Lösungen

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1. Neue Unterrichtsmethoden und Inhalte in den Schulen

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LdL

Siehe das Buch: Die vier Dimensionen der Bildung

Uwe Reiners berichtet über seine Arbeit mit LdL in Kassel seit Jahrzehnten als Seminarlehrer und Hochschuldozent, insbesondere hebt er die Theorie hervor:

"Hallo miteinander, eine kleine Statusmeldung in Sachen LdL aus Kassel. Sowohl an der Uni Kassel als auch in der 2. Phase der Lehrerausbildung und im Musikunterricht meiner Schule erprobe ich LdL in vielen Varianten seit Jahrzehnten. Richtig spannend wird es erst, wenn der dazugehörige anthropologische Ansatz mit vermittelt wird. Für das von Jean-Pol entwickelte Glücksmodell suche ich noch nach einer griffigen Formel, um es als unverzichtbares Element in den pädagogischen Diskurs mit einzubringen. Die momentane Technokratisierung von Bildung entbehrt jeder humanen Essenz. Es braucht endlich ein Menschenbild, das quasi transzendent, sinnstiftend und verbindend wirkt. Ansonsten kreisen die Betroffenen ziellos um die eigene Sonne und Bildung verkommt zum Steuerpult, über dessen Disfunktion die pädagogisch Verantwortlichen sich stets aufs Neue wundern. Insofern: Uns allen einen frohen Advent!"

2.Gruppen zum Gehirn gestalten Verhaltensempfehlungen

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Ausdehnung des Kontrollfeldes:

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Merkmale erfolgreicher Problemlöser (nach Dörner, 1983)

• Exploratives Verhalten

• Heuristische Kompetenz

• Reichhaltige kognitive Landkarte

• Selbstsicherheit

• Exploratives Verhalten

• usw. => Flow-Effekt als Belohnung für exploratives Verhalten und Gewinnung von Kontrolle (nach Csikszentmyhalyi, 2000)(Gefühl des Fließens, Gefühl des Aufgehens in der Handlung)

1. Unbekannte Felder betreten, Neues entdecken;

2. Situationen mit offenem Ausgang, für die man die Verantwortung trägt;

3. Problem lösen, hohe Anforderungen bewältigen;

4. Ausschöpfen der eigenen Ressourcen;

5. Gefühl der Selbstentgrenzung;

6. Kontrolle über das eigene Handeln und das Umfeld.

2. Wie man sich als Neuron verhalten soll (nach Martin, 2011)

1. Neuronen sind offen und transparent

2. Neuronen geben ihr Wissen sofort weiter. Sie wollen nicht als Person bekannt werden und nehmen sich nicht wichtig

3. Da Neuronen keine Angst haben, Fehler zu machen und sich zu blamieren, feuern sie sehr schnell ab

4. Wenn Neuronen angedockt werden, reagieren sie sofort

5. Neuronen versuchen ständig Kontakt zu anderen Neuronen herzustellen; sie haben keine Angst, penetrant zu wirken

6. Neuronen sind nicht beleidigt

7. Neuronen machen keine Pause; sie nehmen erst dann Urlaub, wenn ihr Projekt abgeschlossen ist

8. Neuronale Netze gehen mit Unschärfen spielerisch um

9. Neuronale Netze haben eine basisdemokratische Einstellung

10.ACHTUNG, HOHE SUCHTGEFAHR: das Neuronenverhalten muss kontrolliert und situationsabhängig eingesetzt werden! Zur Vertiefung: "Lernen durch Lehren im Fokus"

Basisregeln für Internetprojekte (nach Martin, 2011)

Was ich im Netz suche, sind Mitstreiter, Leute, die ich andocken kann, um mit ihnen langfristige Projekte durchzuführen. Hier zählt also Nachhaltigkeit, Ausdauer und Zähigkeit. Um in der virtuellen Welt Mitstreiter für meine Projekte zu gewinnen, beachte ich folgende Regeln:

1. Mach dich transparent: liefere in deinem Profil möglichst viele, für den Benutzer spannende Informationen über dich. Je mehr Informationen du über dich gibst, desto größer die Chance, dass jemand einen Ansatzpunkt zur Zusammenarbeit entdeckt. Angst vor Missbrauch der Angaben ist meistens unbegründet. No risk, no fun!

2. Biete motivierende Projekte an: Was mich persönlich angeht, so stütze ich mich auf die Beschreibung der Grundbedürfnisse von Maslow. Meine Angebote sprechen das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit und sozialer Anerkennung, nach Selbstverwirklichung aber vor allem nach Sinn, weil nur dieses langfristig tragfähig ist: wir wollen die Welt verbessern!

3. Kontaktiere viele Leute: Wenn du Mitstreiter suchst, muss du Leute ansprechen, auch wenn du auf manche penetrant wirken kannst. Wenn du dich nicht rührst, wird dich niemand beachten. Wenn jemand dich penetrant findet, wäre er sowieso kein guter Arbeitspartner für dich.

4. Wenn jemand auf deine Angebote positiv reagiert, pflege ihn: Zeige ihm, dass du dich für ihn interessierst. Als möglicher Partner besitzt er bestimmt “Ressourcen”, die für die Zusammenarbeit wertvoll sind. Diese Fähigkeiten musst du entdecken.

5. Antworte stets zügig (Reaktionsgeschwindigkeit), sei präsent und zuverlässig: Enttäusche die Menschen nicht, die Energie und Zeit für dich investieren. Im Netz sind Menschen und Beziehungen sehr volatil, du aber willst mehr mit den Menschen tun! Du hast was mit den Leuten vor! Das müssen sie spüren!

6. Stelle deine Partner auf eine Bühne und vernetze sie: Wenn du mit Leuten langfristig zusammenarbeiten willst, solltest du sie miteinander verbinden. Zeige, was sie können, führe ihnen Aufmerksamkeitsströme zu, indem du sie in Sammelmails erwähnst und auf ihre Arbeit hinweist.

7. Überlege dir immer wieder spannende Projektziele und achte darauf, dass diese Ziele auch erreicht werden. Das ist zwar auch im RL wichtig, aber im virtuellen Raum noch viel mehr, weil – wie bereits festgestellt – die Beziehungen im Netz besonders volatil sind. Beteiligungsinitiativen verlangen, dass der Initiator immer wieder Impulse einbringt. Bis zum Schluss. Diese Verhaltensweisen bilden das, was ich Netzsensibilität nenne. Sie müssen automatisiert werden, wenn man im neuen Paradigma erfolgreich arbeiten will. Wer im traditionellen Wissenschaftssystem sozialisiert wurde, hat dies nicht gelernt. Lehrerverhalten Der Lehrer („Frontallappen“) muss den Stoff sehr gut beherrschen, damit er jederzeit ergänzend und impulsgebend intervenieren kann, um die Qualität des Diskurses zu erhöhen. Der Lehrer sorgt für absolute Ruhe und Konzentration auf die Schüleräußerungen, sorgt dafür, dass jeder Schüler ungestört seine Gedanken zu Ende aussprechen kann und die Klasse auf seine Beiträge eingeht. Der Lehrer muss sich stets bewusst sein, dass, bevor wertvolle Gedankengänge in der Gruppe „emergieren“, eine ganze Reihe von Interaktionen zwischen den Schülern im Vorfeld notwendig ist (Inkubation), die der Lehrer nicht beschleunigen oder unterbrechen soll. Der Lehrer sorgt dafür, dass die Partner ihre Gedanken austauschen. Der Lehrer sorgt dafür, dass jeder Schüler intervenieren kann, fragt nach, wenn etwas noch nicht klar ist und von der Klasse durch Interaktionen geklärt werden soll, bis die „Emergenz“ eine entsprechende Qualität erreicht hat (vgl. Kollektive Intelligenz). Der Lehrer beobachtet die Kommunikation und interveniert, wenn Unklarheiten auftreten. Er fordert immer wieder zur Klärung undeutlicher Inhalte oder Gedanken auf. Der Lehrer bringt neue Ideen ein, sorgt dafür, dass die schauspielerischen Darstellungen ansprechend gestaltet und von allen anderen konzentriert verfolgt werden. Bei LdL versteht sich der Lehrer als Regisseur, und er scheut sich nicht, zu unterbrechen, wenn Darbietungen vor der Klasse nicht ansprechend/deutlich genug sind (Werkstattatmosphäre).

3.Wissenschaftssystem

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völlige Umgestaltung des Wissenschaftssystems (publish or perish)! (siehe SZ: Ein Doktortitel fürs Widerkäuen)

Forderungen an die Politik

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Bedürfnistheoretisch fundierte Politik. Bausteine 1 bis 5. Posted on 22. Dezember 2014 by jeanpol | Bearbeiten

1. Baustein 1: Kontrollkompetenz

Die Politik soll Bedingungen schaffen, die allen Bürgern eine Erweiterung ihrer Kontrollkompetenz ermöglichen. Das sind Voraussetzungen, um Glückschancen zu erhöhen.

2. Baustein 2: Flow

Flowerlebnisse sind Glückserlebnisse. Die Politik soll Bedingungen schaffen, die die Generierung von Flowerlebnissen begünstigen.

3. Baustein 3: Antinomische Bedürfnisstruktur

Oft werden glückbehindernde Dissonanzen durch einen Mangel an Kenntnissen über die menschliche Natur erzeugt. Die Politik soll die antinomische Bedürfnisstruktur des Menschen erkennen und die gesellschaftlichen Strukturen entsprechend gestalten.

4. Baustein 4: Konzeptualisierung

Die Lebenserhaltung verlangt vom Menschen, dass er permanent Informationen zu Konzepten umformt. Die Politik soll dafür sorgen, dass in allen Bereichen intensive Konzeptualisierung ermöglicht wird.

5. Baustein 5: Terminologie

Eine moderne Politik braucht ein auf dem Stand der Forschung stehendes anthropologisches Konstrukt. Es soll auf den jüngeren Erkenntnissen der Gehirnforschung und der Glücksforschung fußen.

Bedürfnistheoretisch fundierte Politik. Baustein 1: Kontrollkompetenz. Posted on 22. Dezember 2014 by jeanpol | Bearbeiten

Die Politik soll Bedingungen schaffen, die allen Bürgern eine Erweiterung ihrer Kontrollkompetenz ermöglichen. Das sind Voraussetzungen, um Glückschancen zu erhöhen.

4. Politisches System

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Veränderung der Struktur des Stadtrates in Richtung kollektive Reflexion und neuronales Netz.

5. Kulturelle Integration

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Ressourcenorientierung: Integration von Migranten und Asylanten. Wir brauchen alle Ressourcen!

Artikel 2

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Das Recht auf Gesundheit: Alle Maßnahmen werden weltweit getroffen, damit Lebewesen ihre physiologischen Bedürfnisse befriedigen können (z.B. Schlaf, Nahrung, Sexualität). Mit der Natur als Reservoir wird sorgfältig und schonend umgegangen. Allg. Erklärung: Artikel 24, 25

Probleme

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1. Nahrung: Natur, Tierwelt, Farmaindustrie, Agrarlobbyisten

2. Sexualität (Missbrauch): Nicht geregelt!

Lösungen

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Nudges

Artikel 3

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Das Recht auf Sicherheit Artikel 3: Sicherheit (insbesondere Einkommen und Wohnen) Es wird weltweit angestrebt, Strukturen zu schaffen, die ein Maximum an Sicherheit für alle Lebewesen sorgen. Mit der Natur wird auch in diesem Zusammenhang schonend umgegangen. Allg. Erklärung: Artikel 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 22, 28

Probleme

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Wohnen: Hohe Kosten: Boden als Goldgrube

Einkommen: Hohe Unsicherheit mit befristeten Verträgen - Rentensystem: die Delegierung an die Arbeitnehmer schafft hohe Unsicherheit

Abzocken: Verträge: Telefon, Versicherungen, Banken: permanent übers Ohr gehauen Lösungen: Nudges Texte zum Thema Wohnen SZ: „Hier wohnt die Angst – Unternehmen wie Phoenix Spree sind mit dafür verantwortlich, dass die Mieten so schnell steigen. Wer nicht zahlen kann, muss weichen, lautet das Geschäftskonzept. Hollywoodstars und Spitzensportler verdienen daran. „Der Mangel an Wohnraum in deutschen Großstädten, die Bezahlbarkeit von Mieten, gehören zu den größten Alltagssorgen der Menschen. Das Umfrageinstitut Forsa ermittelte im April, dass 47 Prozent der Mieter in Berlin Angst davor haben, sich ihre Wohnung in den kommenden Jahren nicht mehr leisten zu können. Im verhältnismäßig armen Berlin müssen die Menschen inzwischen einen größeren Anteil ihres Nettoverdienstes in die Miete stecken als etwa im reichen Stuttgart.“ „Phonix Spree Deutschland strebt von 2012 bis 2015 jährlich im Schnitt zweistellige Wachstumsraten an. Ein Schlüsselfaktor sind dabei die Mietpreissteigerungen durch weitere Inversitionen in Modernisierungen.“ „Der Wohnungsmarkt in Berlin ist ein Paradies für Anleger. Immobilienfonds kaufen Häuser, sanieren sie, erzielen hohe Mieten und Verkaufspreise und reichen die Renditen weiter an ihre Inverstoren. In der Hauptstadt sind die Folgen besonders zu spüren: Nirgendwo in Deutschland steigen die Preise für Wohnraum so schnell wie in Berlin.“ „Wenn Phoenix Spree Wohnungen modernisiert und dann neu vermietet werden, steigen die Erlöse oft extrem: Bereits 2010 berichtet das Unternehmen seinen Anteilseignern von 67 Prozent höheren Einnahmen für zehn Wohnungen, die nach einer Renovierung wieder vermietet wurden.“

„Wohnungen sind keine reine Ware, sie sind das Zuhause von Menschen“

„Dass ein Vermieter einfach zufrieden ist mit seinem Mieter, dass ein Mieter sich sicher fühlen kann bei seinem Vermieter, auch wenn sich seine finanziellen Verhältnisse mal verändern, Wohnen als Vertrauenssache eben – das spielt keine Rolle mehr.“ „Was Bewohnern Angst macht, das Geschäft mit dem knappen Wohnraum, ist für Investoren gleich doppelt lukrativ: Optimiert werden nämlich nicht nur die Wohnungen, optimiert wird – mit Hilfe von Anwaltskanzleien und Beratern – auch der Aufbau der ganzen Firmengruppe, um möglichst wenig Steuern zu zahlen. Und das ist in den meisten Fällen völlig legal.“ „Die Aussichten auf dem deutschen Wohnungsmarkt vor allem in Berlin, bleiben positiv mit weiterem Spielraum für steigende Mieten und Renditedruck.“

Artikel 4

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Das Recht auf soziale Einbindung: Soziale Einbindung Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen sich in einem sozial stützenden Umfeld bewegen können. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die Selbstverwirklichung sozial unterstützen. Allg. Erklärung: Artikel 1, 16, 20, 22, 25, 26, 27

Probleme: -Isolierung vom Kleinkind bis zur Bahre: „Mobilität“ zerstört jede Einbettung in einem festen Menschenpool: Isolierung, Kleinfamilien, Verstreuung, Freundschaften ohne stabilen Bestand

Lösung: Glocalisierung

Texte zum Verlegung des Pflegeheims in der Altstadt zum Klinikum

Artikel 5

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Das Recht auf Partizipation und Selbstverwirklichung: Es ist weltweit dafür zu sorgen, dass Lebewesen alle ihre Potenziale zur Entfaltung bringen können. Dabei ist schonend mit der Natur umzugehen. Die Entfaltung des Einzelnen kann nur im Rahmen der ihn umgebenden Strukturen erfolgen. Es muss die Möglichkeit bestehen, Einfluss auf diese Strukturen zu nehmen, also teilzunehmen. Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass möglichst viele ihre intellektuellen, emotionalen und materiellen Ressourcen dafür zur Verfügung stellen können. Allg. Erklärung: Artikel 12, 13, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27

Probleme: Partizipation: siehe meinen Aufsatz Selbstverwirklichung: Probleme: Junge Familien sind extrem gestresst, wenn sie Kleinkinder haben und beide Eltern müssen arbeiten Lösung: Glocalisierung

Artikel 6

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Das Recht auf Sinn Artikel: Es wird weltweit dafür gesorgt, dass Lebewesen ihr Leben als sinnvoll und befriedigend empfinden. Allg. Erklärung: entfällt

Probleme: Alles Durcheinander in der turbulenten Welt: Sinn, Projekte, stabile Zukunft -> Glück

Lösung: Glocalisierung

2. Prüfung der Befriedigung jeweils aller Bedürfnisse (Art.1 bis 6) in jedem einzelnen Bereich der Gesellschaft

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Also z.B. der Hochschulbereich wird nach der Befriedigung aller 6 Grundbedürfnisse analysiert.

Teil IV: Umfangreichere Dokumente zu den einzelnen Themen

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Texte zum Thema Glück in der Politik (Teil I)

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1.Bruttonationalglück: Buthan (Wikipedia)

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Das Bruttonationalglück (BNG), international bekannt als Gross National Happiness, ist der Versuch, den Lebensstandard in breit gestreuter, humanistischer und psychologischer Weise zu definieren und somit dem herkömmlichen Bruttonationaleinkommen, einem ausschließlich durch Geldflüsse bestimmten Maß, einen ganzheitlicheren Bezugsrahmen gegenüberzustellen. Anders als vergleichbare Indikatoren, wie der Happy Planet Index oder der World Happiness Report, bezieht sich das Bruttonationalglück nur auf das südasiatische Königreich Bhutan.

Geschichte Schon im Mittelalter: “If the government cannot create happiness for its people, then there is no purpose for government to exist.” Jigme Dorje Wangchuck, dritter König von Bhutan, erklärte in den 1960er Jahren, das Ziel von Entwicklung sei, sowohl Wohlstand als auch Glück für die Bevölkerung zu erreichen. Die erste Erwähnung des Begriffes Bruttonationalglück geschah 1979 durch Jigme Singye Wangchuck, den vierten König Bhutans. Als 1998 durch den Premierminister Jigmi Y. Thinley die vier Säulen des Bruttonationalglücks definiert wurden, stellt dies die erste Konkretisierung des Ansatzes dar.

Bedeutung: Während konventionelle Entwicklungsmodelle das Wirtschaftswachstum zum herausragenden Kriterium politischen Handelns machen, nimmt die Idee des Bruttonationalglücks an, dass eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft nur im Zusammenspiel von materiellen, kulturellen und spirituellen Schritten geschehen kann, die einander ergänzen und bestärken. Um diese Dimensionen im Bruttonationalglück widerzuspiegeln, wurden vier Säulen entwickelt. Folgende Aspekte bilden hierzu den Rahmen des Bruttonationalglücks:

• die Förderung einer sozial gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung. Durch eine gerechte Wirtschaftsentwicklung kann das Land unabhängiger vom Ausland werden und sich gesellschaftlich weiterentwickeln.

• Bewahrung und Förderung kultureller Werte. Sowohl die Religion als auch die Kultur besitzen bei den Bhutanern einen hohen Stellenwert.

• Schutz der Umwelt. Diese Säule impliziert eine nachhaltige Entwicklung, die für den Planeten Erde eine immer höhere Bedeutung gewinnt. Folglich sollen heutige Generationen die Umwelt so behandeln, dass auch noch zukünftige Generationen die eigenen Bedürfnisse auf der Erde befriedigen können.

• gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen. Die Politik bestimmt Bedingungen und setzt Regeln fest, die das Leben der Einwohner Bhutans beeinflussen. Ziel des Bruttonationalglücks ist es, die Lebensbedingungen der weniger glücklichen Bewohner des Landes zu verbessern. Um dies erreichen zu können, werden alle paar Jahre ausführliche Umfragen in Bhutan durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Befragungen werden analysiert, um daraus Maßnahmen zu entwickeln und diese in politische Prozesse einzubinden.

Erhebung in Bhutan

Hintergrund und Befragung 2008

Das von König Jigme Singye Wangchuck geprägte Konzept des Bruttonationalglücks sollte messbar werden, um die angestrebte volksbezogene Entwicklung als erklärtes Ziel der Regierung zu verwirklichen. Das Zentrum für Buthanstudien entwickelte im Jahr 2005 Indikatoren, die in einen Fragebogen umgewandelt wurden. Eine Pilotbefragung im Jahr 2006 mit 350 Teilnehmern sollte helfen, Probleme im Fragebogenformat zu erkennen. Die erste offiziell durchgeführte Bruttonationalglück-Befragung fand im Jahr 2008 statt. Der Fragebogen enthielt 750 Fragen, die sowohl subjektiver als auch objektiver und offener Art waren. Die Befragung umfasste 950 Teilnehmer; das Ausfüllen des Fragebogens nahm zwischen fünf und sechs Stunden in Anspruch.

Konzept

Fragebogen

Gewichtung der 33 Indikatoren. http://www.grossnationalhappiness.com/

Aus den oben genannten vier Säulen des Bruttonationalglücks ergeben sich neun Domänen, die den ganzheitlichen Ansatz des BNG repräsentieren sollen. Die neun Domänen sind wiederum in 33 Indikatoren untergliedert, um möglichst viele verschiedene Aspekte des Wohlbefindens abzudecken. Jeder dieser 33 Indikatoren erhält eine eigene Gewichtung in der zugehörigen Domäne. Insgesamt fließt jede der neun Domänen mit dem gleichen Anteil in das Endergebnis ein, somit werden alle Bereiche gleich gewichtet. Die aktuellste Version des Fragebogens (Dezember 2014) beginnt mit der Datenerhebung zu Rahmenbedingungen der Befragung wie Ort und Datum. Nach einer Auflistung aller Haushaltsmitglieder mit Verwandtschaftsstatus und Alter werden die demographischen Daten des Befragten erhoben. Die Befragung verläuft nach dem Zufallsprinzip. Jeder Bürger Bhutans, der das 15. Lebensjahr erreicht hat, kann den Fragebogen ausfüllen. Bei der Umfrage werden durch die zahlreichen Indikatoren sowohl die objektiven als auch die subjektiven Dimensionen des Lebens erfasst. Folglich wird dargestellt in welche Teilindikatoren sich die neun Domänen gliedern:

• Die erste abgefragte Domäne ist das „Psychische Wohlbefinden“ mit den Indikatoren Lebenszufriedenheit, positiven und negativen Emotionen sowie Spiritualität. Die Lebenszufriedenheit und die Spiritualität erhalten bei dieser Domäne die höchste Gewichtung mit 33 %.

• „Gesundheit“ mit dem selbstbeschriebenen Gesundheitszustand, gesunden Tagen, Langzeit-Behinderungen und mentaler Gesundheit, bildet die zweite Domäne.

• Die dritte Domäne beschäftigt sich mit der „Zeitnutzung“. Hierbei werden die Aspekte Arbeit und Schlaf untersucht, die beide jeweils mit 50 % in die Gewichtung eingehen.

• Die vierte Domäne „Bildung“ wird mit den Indikatoren Bildung an sich, Ausbildungsqualifikationen, Wissen und Werten erfragt.

• Die „kulturelle Vielfalt und Resilienz“ stellt die fünfte Domäne des Fragebogens dar. Analysiert werden dazu die Sprache, kunsthandwerkliche Fähigkeiten, soziokulturelle Partizipation und Driglam Namzha (der offizielle Kodex für Kleidung und Benehmen).

• Die sechste Domäne beschäftigt sich mit „guter Regierungsführung“ und mit politischer Partizipation, politischer Freiheit, Dienstleistungserbringung und Leistungen der Regierung. In dieser Kategorie besitzen die politische Partizipation und die Dienstleistungserbringung einen Prozentsatz von 40 %.

• Die siebte Domäne ist die „Lebendigkeit der Gemeinschaft“ mit sozialer Unterstützung, Verhältnis zur Gemeinschaft, Familie und Opfer von Kriminalität.

• Die „ökologische Vielfalt und Resilienz“ ist die achte Domäne des Fragebogens. Bei dieser Domäne wird ein Fokus auf die Umweltverschmutzung, Verantwortung für die Umwelt, Flora und Fauna sowie die städtischen Problemen gelegt. Eine hohe Gewichtung von 40 % erhalten in diesem Bereich die Indikatoren Umweltverschmutzung und städtische Probleme.

• Die neunte und letzte Domäne ist die des „Lebensstandards“ mit den Aspekten Kapital, Unterkunft und Pro-Kopf-Einkommen des Haushalts.[14]

Auswertung und Index

Die Auswertung der Befragung erfolgt durch Gewichtungen und Schwellen. Die objektiven Indikatoren der Befragung sind höher gewichtet als die subjektiven Indikatoren, welche nur 10 % des Gewichts ihrer jeweiligen Domäne ergeben. Beispiele für subjektive Indikatoren sind der selbstbeschriebene Gesundheitszustand oder Leistungen der Regierung. Zusätzlich werden zwei Schwellen angewandt: die Hinlänglichkeitsschwelle, die für jeden Indikator individuell gesetzt wird und besagt, welches Ergebnis hier mindestens benötigt wird, um als glücklich zu gelten, und die Glücklichkeitsschwelle. Letztere besagt, dass ein Mensch als glücklich beschrieben werden kann, wenn er hinlängliche Ergebnisse in sechs oder mehr Domänen hat. Diese Auswertung liefert einen Index zwischen 0 und 1, der nach der Alkire-Foster Methode errechnet wird: dazu werden Indikatoren gewählt, dann die Hinlänglichkeitsschwellen, die Gewichtungen für jeden Indikator und die Glücklichkeitsschwelle angewandt und schlussendlich zwei Gruppen identifiziert: die Gruppe glücklicher Menschen und die Gruppe noch-nicht glücklicher Menschen. Für letztere wird noch berechnet, in wie vielen Domänen es den Menschen noch an Hinlänglichkeit mangelt. Der eigentliche Index ergibt sich dann mit folgender Formel: BNG = 1 – (Hn x An) mit Hn = Prozentsatz noch-nicht glücklicher Menschen und An = Prozentsatz der Domänen, in denen es den noch-nicht glücklichen Menschen an Hinlänglichkeit mangelt. Dieser Index kann auf nationaler wie auch auf Distrikt-Ebene berechnet werden. Durch die Erhebung ist es möglich, die Bedürfnisse der Bürger Bhutans für ihr Wohlbefinden einzuschätzen und dementsprechende Programme oder Projekte zu entwickeln, um mehr Menschen glücklich zu machen und ihr Wohlbefinden zu steigern.

Befragung 2010

Die zweite offizielle Erhebung des Bruttonationalglücks fand im Jahr 2010 statt. Zwischen April und Dezember waren fünf Teams mit insgesamt 55 Beamten im ganzen Land unterwegs, um 7142 Menschen zu befragen. Eine Befragung dauerte durchschnittlich drei Stunden. Diese repräsentative Befragung ergab einen Index von 0.743 für Bhutan, mit 40,9 % glücklichen Menschen. Dabei galten 8.3 % der Bevölkerung als zutiefst glücklich (deeply happy), 32.6 % als weitestgehend glücklich (extensively happy), 48.7 % als eingeschränkt glücklich (narrowly happy) und 10.4 % als unglücklich (unhappy). Der Anteil der als allgemein glücklich bezeichneten Menschen betrug somit 40.9 %. Den größten Beitrag zum Index 2010 lieferten die Domänen Gesundheit, Lebendigkeit der Gemeinschaft, ökologische Vielfalt und Resilienz und psychisches Wohlbefinden. Alle neun Domänen trugen jedoch wesentlich zum Index bei. Am wenigsten Suffizienz erreichte die befragte Bevölkerung in den Bereichen Bildung und gute Regierungsführung. Besonders zeigte sich dies an der Bildungsdomäne, in der mehr als 50 % der Bevölkerung mindestens drei der vier Bildungsindikatoren nicht erfüllte. Mehr als die Hälfte der befragten Menschen beschrieben sich selbst als sehr spirituell und gaben an, Karma in ihrem alltäglichen Leben regelmäßig zu berücksichtigen. Aufgrund der erhobenen Daten ließ sich betrachten, wie sich das Bruttonationalglück der Bevölkerung in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren verhielt, von denen nur einige im Folgenden erwähnt werden.

Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit vom Pro-Kopf-Einkommen in Distrikten: Die westlichen Distrikte wiesen einen höheren Index auf als die östlichen. Im Diagramm 'Per Capita Income and GNH-Index 2010' ist zu sehen, dass nicht in allen Fällen ein höheres Pro-Kopf-Einkommen eines Distriktes auch mit einem höheren Index einherging. Bewohner, die mit ihrem Einkommen nicht ihre Grundbedürfnisse decken konnten, zeigten sich jedoch als weniger glücklich. Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit von der Region: Bei in der Stadt lebenden Bewohnern lag der Index bei 0.790, bei Menschen auf Land hingegen nur bei 0.726. Dies entspricht 50 % glücklichen Menschen in der Stadt und 37 % auf dem Land. Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit vom Geschlecht: Männer wiesen mit einem Index von 0.783 und somit einem Anteil von 49 % glücklichen Menschen mehr Zufriedenheit auf als Frauen, bei denen der Index bei 0.703 lag und von denen nur 33 % als glücklich galten.

Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit vom Beruf: Es zeigten sich deutliche Unterschiede des Indexes bei der Betrachtung des Arbeitsgebietes der Bevölkerung. So galten nur 31 % der Landwirte als glücklich, während Staatsbeamte mit 73 % den größten Anteil an glücklichen Menschen aufwiesen (siehe Diagramm 'Occupation and GNH-Index 2010'). Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit von der Bildung: Bezüglich des Bildungsniveaus der Bevölkerung ließ sich mit zunehmender Bildung ein stetig ansteigender Index feststellen. Befragte Menschen ohne formelle Bildung verfügten über den niedrigsten Index, Doktoranden hingegen über den höchsten.[26]

Befragung 2015 und Veränderungen

Die dritte offizielle Erhebung fand zwischen Januar und Mai 2015 statt. Die Befragung von 7153 Menschen ergab einen Index von 0.756 was einer 1,7 prozentigen Verbesserung des Indexes von 2010 entspricht. 8.4 % der Bevölkerung galten als zutiefst glücklich, 35.0 % als weitestgehend glücklich, 47.9 % als eingeschränkt glücklich und 8.8 % als unglücklich. Somit betrug der Anteil der als glücklich eingestuften Menschen 43.4 %. Den größten Beitrag zum Index leisteten die Bereiche Gesundheit, ökologische Vielfalt und Resilienz und Lebendigkeit der Gemeinschaft. Am wenigsten wurde zum Glück der befragten Menschen beigetragen durch Bildung und gute Regierungsführung.[28] Damit blieben die Domänen, die den Index am stärksten und schwächsten beeinflussten, gegenüber der Befragung von 2010 weitestgehend dieselben. Bezüglich der Spiritualität ließ sich ein Rückgang der stark spirituellen Menschen feststellen, der Männer und Frauen gleichermaßen betraf und sich sowohl in ländlichen Gegenden als auch in Städten dokumentieren ließ.

Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit vom Pro-Kopf-Einkommen in Distrikten: Die Distrikte im Nordwesten des Landes zeigten weiterhin einen höheren Index als die südöstlichen Distrikte. Den höchsten Index erreichte Gasa im Nordwesten, den niedrigsten Trongsa in der Landesmitte. Untersuchungen, inwiefern der Index mit dem Einkommen der Bewohner korreliert, wurden im Rahmen dieser Umfrage nicht durchgeführt. Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit von der Region: Bei der Befragung 2015 erlangten Bewohner in der Stadt einen Index von 0.756, entsprechend 55 % glücklichen Menschen. Im Gegensatz dazu waren auf dem Land nur 39 % der Menschen glücklich und erhielten somit einen Index von 0.731. Der Unterschied in der Zufriedenheit hat sich folglich gegenüber der Befragung von 2010 weiterhin vergrößert. Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit vom Geschlecht: Der Unterschied des Indexes zwischen Männern und Frauen verringerte sich im Vergleich zu der Studie von 2010. Mit einem Index von 0.793 und 51 % glücklichen Menschen erreichten Männer weiterhin einen höheren Wert als Frauen mit einem Index von 0.730 und 39 % glücklichen Personen. Dieser Unterschied war besonders ausgeprägt in den Domänen Bildung und gute Regierungsführung, während in den Bereichen Gesundheit und Ökologie nur ein geringer Unterschied bestand.

Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit vom Beruf: Zwischen Menschen verschiedener Arbeitsgruppen bestand weiterhin ein starker Unterschied in der Zufriedenheit. Der Anteil glücklicher Landwirte erhöhte sich leicht auf 33 %. Als glücklichste Berufsgruppe galten 2015 die Administratoren der Distrikte (GYT/DYT members) mit 72 % glücklichen Menschen.

Der Bruttonationalglück-Index in Abhängigkeit von der Bildung: Im Vergleich zu 2010 konnte ein leichter Anstieg des Indexes für Menschen ohne formelle Schulbildung festgestellt werden. Wie das Diagramm 'Educational Level and GNH-Index 2015' zeigt, war jedoch weiterhin deutlich, dass die Zufriedenheit der Bewohner mit steigender Bildung zunahm.

Veränderungen im Land

Seit einigen Jahren sind in Bhutan Veränderungen zu verzeichnen, die das Leben der Bhutaner positiv beeinflussen. Ob sich diese tatsächlich aufgrund des Bruttonationalglücks ergeben haben, ist nicht bewiesen. Jedoch spiegeln die Änderungen die vier Säulen des Bruttonationalglücks wieder.

Im Bereich Schutz der Umwelt fanden schon im Jahre 1974 Veränderungen statt. Zu dieser Zeit wurde festgelegt, dass die bewaldete Fläche des Landes nicht unter 60 % fallen darf. Dieser Grundsatz wurde auch in der neuen Verfassung Bhutans niedergeschrieben. Derzeit sind über 70 % des Landes bewaldet. Des Weiteren zählen 26 % des Landes zu Nationalparks und es herrschen strenge Regeln für die Abholzung. Zudem besitzt Bhutan das Ziel bis 2020 komplett auf die Bioproduktion umzustellen, um so die Umwelt zu schützen. Ein weiterer Erfolg war die Einführung des „Fußgängertages“, bei dem an einen Tag im Monat die Autos zu Hause stehen bleiben müssen.

Im Jahr 2001 wurde eine neue Verfassung erarbeitet, welche 2008 in Kraft trat. Durch diese Verfassung wurde das Land zu einer demokratisch konstitutionellen Monarchie. Des Weiteren besitzt die Nationalversammlung ein Misstrauensvotum gegen das Staatsoberhaupt. Seit 2011 existiert in Bhutan die Anti-Corruption Commission of Bhutan, die sich mit der Korruption des Landes auseinandersetzt.

Weitere wichtige Umbrüche sind die Verbesserung der Gesundheits- und Bildungssituation des Landes. Beide Faktoren zählen zu den Domänen des BNG und werden von den Bhutanern in den Umfragen als wichtig empfunden. Bezüglich der Gesundheitspolitik wurden neue Krankenhäuser erbaut und es wurde in medizinische Forschung investiert. Aufgrund dieser Investitionen und neuer Verfahren in der Medizin konnte die Lebenserwartung der Bhutaner gesteigert werden. Durch den Neubau von Schulen und einem kostenlosen Zugang zur Bildung strebt die Regierung Verbesserungen in der Bildungspolitik an. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Alphabetisierungsrate von 2005 bis 2015 um 12,05 % auf 63,9 % an. Auch weiterhin bleibt die Erhöhung dieser Rate ein Ziel der Bildungspolitik in Bhutan.

Vergleichbare Indikatoren

Einen ähnlichen Weg gingen Ecuador und Bolivien mit der Verankerung des indigenen Prinzips des Sumak kawsay („gutes Leben“, spanisch „buen vivir“) in der ecuadorianischen Verfassung von 2008 und der bolivianischen Verfassung von 2009. In einem vom New Economic Foundation’s Centre for Well-Being in London erstellten Happy Planet Index, der Lebenserwartung und Zufriedenheit der Bevölkerung in Relation zum ökologischen Fußabdruck (Ressourcenverbrauch) setzt, belegt Costa Rica 2012 den ersten Platz, gefolgt von Vietnam. Die Vereinigten Staaten stehen in dieser Liste auf Platz 105, noch hinter einigen Entwicklungsländern. Der Index wurde von Robert Stavins, einem Wirtschaftswissenschaftler der Harvard University, kritisiert, weil er lediglich die ideologische Voreingenommenheit seiner Autoren widerspiegele.

In Deutschland nahm im Januar 2011 die Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität des Bundestages die Arbeit auf, welche nach einer möglichen neuen Messzahl für Wohlstand und Fortschritt suchen soll jenseits der Wachstumsfixierung des bisher alles beherrschenden Maßstabs Bruttosozialprodukt sowie der bisher nicht bzw. ungenügend berücksichtigten Kosten z. B. des Naturverbrauchs oder des Artensterbens. Die Kommission setzt sich aus siebzehn Abgeordneten aller Fraktionen sowie siebzehn Fachleuten zusammen. Ein Ergebnis der Kommission sind die W3-Indikatoren, die im Gegensatz zum BIP ganzheitliche Wohlstands- und Fortschrittsindikatoren sind. Die W3-Indikatoren beinhalten neben wirtschaftlichen Faktoren auch Indikatoren über Soziales und Teilhabe sowie zur Ökologie. Es werden 10 Indikatoren zu diesen drei Gruppen bemessen. Diese beziehen sich auf das BIP pro Kopf, Einkommensverteilung, Staatsschulden, Beschäftigung, Bildung, Gesundheit, Freiheit, Treibhausgase, Stickstoff und Artenvielfalt.

Seit 2011 bemisst zudem der World Happiness Report der UNO die Lebenszufriedenheit der meisten Völker der Erde.

Kritik am BNG

Das Bruttonationalglück wird jedoch nicht nur positiv betrachtet, in einigen Aspekten wird das BNG mit dem dazugehörigen Index kritisiert.

Zum einen ist die Durchführung der Umfragen, zur Ermittlung des Indexes, sowohl kosten- als auch zeitintensiv. Es entstehen Kosten für die Mitarbeiter, die die Umfragen über einen längeren Zeitraum durchführen und Materialkosten für die Fragebögen selbst. Diese Kosten könnten ohne die körperliche Befragung gespart werden und das Geld könnte direkt in die Probleme des Landes investiert werden. Ein erster Lösungsansatz wäre die Umstellung auf den Onlinefragebogen. Dazu ist jedoch ein Internetzugang erforderlich, den viele Bewohner des Landes nicht besitzen.

Des Weiteren steht auch die Gewichtung der einzelnen Indikatoren in der Kritik. Das Center for Bhutan Studies ist sowohl für die Erstellung des Fragebogens als auch für die Erhebung des Indexes verantwortlich. Für Außenstehende wird somit nicht ersichtlich, wie die Gewichtungen der 33 Indikatoren zustande kommen. Einige der Indikatoren wie die politische Freiheit, Leistungen der Regierung oder die Verantwortung gegenüber der Umwelt gehen nur mit 10 % in das Ergebnis der Domäne ein, obwohl diese Indikatoren entsprechend der vier Säulen als sehr wichtig gelten. Falls die Bewohner Bhutans diese Aspekte in den Umfragen als „schlecht“ oder „nicht glücklich“ ansehen, würden diese somit nur mit einem geringen Prozentsatz in die Bewertung eingehen. Dies hätte zur Folge, dass der Index verschönt dargestellt werden würde und die Bhutaner dem Ergebnis nach glücklicher gelten würden, als diese es tatsächlich sind.

Fraglich ist auch, ob die Personen der Befragung den wirklichen Zustand des eigenen Glücks beschreiben oder die Antworten davon beeinflusst werden, dass die Bhutaner sich durch die Erhebung von der Regierung als wahrgenommen fühlen und somit der Hawthorne-Effekt eintritt.

Ein weiterer Aspekt, der negativ betrachtet werden kann, ist die Abweichung von Theorie und Praxis. Denn wie in Kapitel 4 erwähnt, ist nicht deutlich zu erkennen, dass die positiven Veränderungen des Landes wirklich auf das Bruttonationalglück zurückzuführen sind, da viele der Veränderungen schon vor der ersten Befragung realisiert wurden. Damit bleibt fraglich, ob tatsächlich auf die Ergebnisse, die sich aus den Umfragen ergeben, eingegangen wird. Darüber hinaus sind unter anderem Unterdrückung der Bürger oder Korruption weiterhin schwerwiegende Probleme des Landes.

Ein weiterer Nachteil des BNG ist die mangelnde Vergleichbarkeit auf internationaler Ebene. Der Index wird nur in Bhutan ermittelt, was zur Folge hat, dass kein direkter Vergleich mit anderen Ländern möglich ist.

2. Bruttonationalglück für Alle?

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Glück und Politik. Zwei Wörter, die auf den ersten Blick nicht viel gemein haben. Doch das haben sie und sollten sie auch.

Was hat Politik mit Glück zu tun?

Mehr als man denkt. Das Streben nach Glück stand schon häufiger im Fokus politischen Handelns. Man denke nur an die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika. Was Regierungen tun oder nicht hat durchaus Einfluss auf die Bürger eines Landes. Dabei geht es nicht darum, unser Glück vollends in die Hände der Politiker zu geben. Davon würde ich im höchsten Maße abraten 🙂 Aber staatliches Handeln kann die Faktoren des Glücklichseins sehr wohl beeinflussen, indem es Bedingungen schafft, unter denen Menschen leichter aufblühen können und so die Lebensqualität der Bürger verbessert.

Einige Länder haben diese Notwendigkeit bereits erkannt. Das Königreich Bhutan beispielsweise hat sich schon vor vielen Jahren dazu verpflichtet, dass nationale „Bruttoinlandsglück“ des Landes zu maximieren. Dazu wurde eine Kommission unter dem Vorsitz des Premierministers eingerichtet, die alle politischen Vorschläge der Ministerien im Hinblick darauf bewertet, ob sie mit dem Ziel der Förderung des Bruttoinlandsglücks übereinstimmen. Ohne die Zustimmung dieser Kommission kann keine Maßnahme umgesetzt werden. So wird sichergestellt, dass das gesamte politische Handeln darauf abgestimmt ist, dass Wohlergehen der Bevölkerung zu mehren. „Man benötigt nicht viel Intelligenz, um einzusehen, dass das endlose Streben nach materiellem Wohlstand in einer Welt mit begrenzten Ressourcen nicht nachhaltig ist“ (Jigme Thinley, der ehemalige bhutanische Ministerpräsident auf dem UN-Millenniumsgipfel in New York).

Was können Regierungen tun?

Die Erkenntnisse der modernen Glücksforschung zeigen den Weg an. Psychologen, Soziologen und Ökonomen ermitteln, welche Bedingungen die Lebensqualität der Menschen steigern und welche dem Wohlergehen der Menschen im Wege stehen. Die Politik kann diese Vorschläge aufgreifen und entsprechende Maßnahmen initiieren, verbessern oder abändern. Im Vordergrund stehen Faktoren wie: • Politische Stabilität und Rechtsstaatlichkeit • Ein funktionierendes und gerechtes Gesundheitssystem • Zugang zu Arbeit sowie stabile Beschäftigungsverhältnisse • Gesellschaftliche und politische Teilhabemöglichkeiten • Eine sichere und saubere Umwelt • Lebenswerte Städte

Glück als Wohlstandsindikator (Bruttonationalglück)

Es geht darum, einen neuen Fortschrittsindikator jenseits des Bruttoinlandprodukts (BIP) zu ermitteln. Das Bruttoinlandsprodukt stellt die Summe aller produzierten Güter und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft dar. Aber als alleiniger Index dafür, wie gut es einem Land geht, ist es unbrauchbar. Ein Beispiel: Wenn Autofahrer im Stau stehen steigt das BIP, weil sie mehr Sprit verbrauchten. Läuft ein Öltanker aus, fließen die Reinigungsarbeiten in das BIP ein. Das BIP steigt also, das Wohlergehen der Bürger jedoch keineswegs. In den letzten Jahren haben immer mehr Länder verstanden, dass das Bruttoinlandsprodukt allein nicht das geeignete Mittel ist, um das Wohlbefinden der Bevölkerung zu beschreiben. „Das Bruttoinlandsprodukt misst alles, nur nicht das, was das Leben lebenswert macht.“ (Robert Kennedy, 1968) Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy rief bereits 2008 eine Kommission ein, deren Ziel darin bestand, neue Indikatoren für eine sinnvolle Messung des Wohlstandes zu erörtern. Die Kommission machte zwölf Vorschläge zur Reform, sah u.a. vor, das Wohlbefinden Einzelner sowie die Umweltverträglichkeit des Wachstums mit einzubeziehen. Auch Kanada (Canadian Index of Well-Being (CIW)), Großbritannien (Measuring National Well-Being Programme (MNWB)), und die USA (Gallup-Healthways Well-Being Index) haben bereits Initiativen zur Vermessung des nationalen Wohlergehens gegründet. Sie beinhalten u.a. Informationen über den Lebensstandard, die Gesundheit der Bürger, die Qualität der Umwelt, das Bildungs- und Qualifikationsniveau, Jobzufriedenheit, Zeitnutzung, Gemeindeleben, Beteiligung am demokratischen Prozess und den Zustand von Kunst, Kultur und Erholung. Geebnet wurde dieser Prozess u.a. auch durch eine von der UN-Generalversammlung verabschiedete Resolution, die das Streben nach Glück als grundlegendes menschliches Ziel anerkennt und festhält, dass dieses Ziel nicht durch das BIP wiedergegeben wird. Sie ermutigte ihre Mitgliedsstaaten daher Messgrößen zu entwickeln, die das Ziel des Glücks besser abbilden.

Enquete-Kommission: „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“

Im Jahr 2011 hat sich schließlich auch im Deutschen Bundestag eine Enquete-Kommission gebildet um nach einem ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikator zu suchen. Ziel war neben dem Wirtschaftswachstum auch ökologische, soziale und kulturelle Kriterien darin mit einzubeziehen. Im Juni 2013 hat die Kommission mit der Bezeichnung „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ ihren Abschlussbericht vorgelegt. Die darin vorgebrachten Empfehlungen, bspw. die Entwicklung eines Jahreswohlstandsbericht, in den Indikatoren wie Umwelt, Klima und Soziales, sowie Qualität der Arbeit und Rechtstaatlichkeit einfließen, sollen nun in konkrete Gesetze umgewandelt werden.

Und was lernen wir daraus?

Immer mehr Länder haben in den letzten Jahren verstanden, dass der alleinige Fokus auf dem Wirtschaftswachstum kein geeignetes Maß darstellt, um das Wohlergehen der Bürger eines Landes zu beschreiben. Eine wachsende internationale Bewegung hat damit begonnen, das Bruttoinlandsprodukt durch andere Indikatoren zu ersetzen, die eher in der Lage sind Auskunft darüber zu geben, wie es um die Lebensqualität in einem Land beschaffen ist. Auf ihrer Suche greifen die Politiker auf die Ergebnisse der Glücksforschung zurück. Und auch wenn sich vieles noch im Aufbau befindet, lässt die Entwicklung doch hoffen, dass wir eines Tages Regierungsmaßnahmen auch im Hinblick darauf prüfen können, ob sie einen tatsächlichen Effekt auf die Lebenszufriedenheit der Menschen ausüben. Und davon können wir alle profitieren.

3. Eine Politik für Glück und Gesundheit

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So wie für das persönliche Glück die wirtschaftliche Absicherung elementare Voraussetzung ist, so ist sie dies auch für eine Nation. Bisher wird in Deutschland den Kräften, die unseren wirtschaftlichen Reichtum schaffen, nicht der notwendige Respekt gezollt. Erfolgreiche Politik hat erfolgreiche Wirtschaftspolitik zur Grundlage. Der Fokus der nationalen wie internationalen Politik liegt folglich in der Unterstützung der Wirtschaftskraft und -tätigkeit ihrer Wirtschaftssubjekte. Überholte Regeln und Gesetze sowie starre bürokratische Systeme, die die individuelle und kollektive Kreativität und Initiative behindern oder gar ersticken, sind abzuschaffen. Energie kann nur einmal eingesetzt, Geld nur einmal ausgegeben werden. Ständig entscheiden wir neu über unsere Zukunft: Liebe, Verständnis, Miteinander oder Hass, Abgrenzung, Egoismus. Dabei sind wir nicht frei; sowohl wir selbst als auch unsere Gesellschaft sind Produkt von Geschichte und Gegenwart. Die Werte, die in negative Gedanken, Produkte und Produktion fließen, bewirken Negatives. Je mehr Kriegs- und Rüstungsprodukte wir erschaffen, je mehr Kriegsfilme oder Geschichten über Mord, desto mehr Gewalt und Gefahr bewirken wir – auch hier entscheiden wir jeden Tag neu. Heute ist eine neue Politik gefordert, die Prävention und Frieden in das Zentrum gesellschaftlichen Handelns und politischer Bewegung stellt, die mit Zielen und Werten kompetent zu gesellschaftlichem Wandel führt. In Vorbereitung der Umsetzung einer solchen Politik ist deren Formulierung und Fundierung durch die Zusammenführung von Theorie und Praxis notwendig. Hierzu sollen in folgenden Bereichen Kurzprogramme formuliert werden:

1. nationale und internationale Wirtschaft (Kleingewerbe, Mittelstand, Großindustrie, Rohstoff- und Rüstungsindustrie), Umwelt, Land- und Forstwirtschaft, Sozialsystem

2. Verwaltung, Finanzen, Forschung (zentral, föderal, kommunal)

3. Bildungssystem

4. Gesundheitssystem

5. Justiz

6. Sicherheit und Außenpolitik

7. Verkehr und Energie

8. Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation.

Zur Koordination der Bereiche ist ein ganzheitliches Management nötig, welches ein eigenes Aufgabenfeld ist. Ziel: Durch verständnisvolle Kommunikation der Menschen untereinander und mit der Natur Frieden und Zusammenarbeit auf der Erde bewirken und bewahren. Aufgaben:

• die letzten großen Naturlandschaften erhalten und ausbauen,

• die Vernichtung, Vergiftung und Ausbeutung der Natur durch gezielte Entwicklung und Überleitung zu ökologischer und friedlicher Produktion beenden,

• Erziehung der Menschen zu politischer Verantwortung für Frieden, Verständnis, Toleranz, Glück und Gesundheit,

• Stärkung der Wirtschaftskraft jedes/r einzelnen durch fachliche Ausbildung und gesellschaftliche Vernetzung,

• nationaler und internationaler Ausgleich des gesellschaftlichen Reichtums durch ökologische und frauenfreundliche Politik.

4. Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität

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Der 17. Deutsche Bundestag beschloss in seiner 77. Sitzung am 1. Dezember 2010 die Einsetzung einer Enquete-Kommission mit dem Titel Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft. Der entsprechende Einsetzungsantrag (17/3853) wurde von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen gestellt. Die Kommission konstituierte sich am 17. Januar 2011. Damit war sie neben der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft die zweite, die in der 17. Legislatur einberufen wurde. Im Juni 2013 legte die Enquete ihren Abschlussbericht vor und beendete ihre Arbeit.

Ziel der Enquete

Die Enquete-Kommission wollte die programmatische Diskussion über das Wohlstandsverständnis und seine -perspektiven voranbringen. Die Grundfrage zum Wohlstandverständnis lautete: Wie können gesellschaftlicher Wohlstand, individuelles Wohlergehen und nachhaltige Entwicklung in einer Gesellschaft angemessen definiert und abgebildet werden in Anbetracht der Tatsache, dass der Fokus auf das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) nicht mehr ausreicht? Hinter den Wohlstandsperspektiven standen die Fragen: Gibt es Grenzen des Wachstums und wie geht Deutschland mit möglicherweise geringeren Wachstumsraten in den nächsten Jahrzehnten um?

Die Kommission wollte dabei die Möglichkeiten der Entwicklung eines ganzheitlichen Wohlstands- bzw. Fortschrittsindikators ausloten. Ein solcher Indikator könnte das BIP ergänzen oder eventuell als politische Zielgröße, in der das BIP ein Teilaspekt wäre, langfristig (gegebenenfalls auch in internationalen Vergleichen) ersetzen. Dazu sollte geprüft werden, „wie die Einflussfaktoren von Lebensqualität und gesellschaftlichem Fortschritt angemessen berücksichtigt und zu einem gemeinsamen Indikator zusammengeführt werden können“, wobei folgende Aspekte zu berücksichtigen sein würden: „der materielle Lebensstandard, der Zugang zu und die Qualität von Arbeit, die gesellschaftliche Verteilung von Wohlstand, die soziale Inklusion und Kohäsion, eine intakte Umwelt und die Verfügbarkeit begrenzter natürlicher Ressourcen, Bildungschancen und Bildungsniveaus, Gesundheit und Lebenserwartung, die Qualität öffentlicher Daseinsvorsorge sowie sozialer Sicherung und politischer Teilhabe als auch die subjektiv von den Menschen erfahrene Lebensqualität und Zufriedenheit“. Darüber hinaus wollte die Kommission genauer untersuchen, ob und wie das BIP-Wachstum vom Wachstum des Verbrauchs an Ressourcen, Umwelt und Biokapital sowie von Emissionen dauerhaft entkoppelt werden kann und welche Zukunftsfelder technischen Fortschritts identifizierbar sind. Ebenfalls sollte geprüft werden, wie eine nachhaltig gestaltende Ordnungspolitik aussehen könnte wie auch welchen Einfluss Arbeitswelt, Konsumverhalten und Lebensstile auf die Möglichkeiten nachhaltigen Wirtschaftens haben und wie diese Bereiche gestaltet sein könnten oder müssten, um zu einer verbesserten Lebensqualität beizutragen. Ziel des abschließenden Enquete-Kommission-Berichtes war es, neben der Darstellung der gewonnenen Erkenntnisse zu den Unterthemen auch konkrete Handlungsempfehlungen zu formulieren.

Arbeitsweise

Enquete-Kommissionen sind überfraktionelle Arbeitsgruppen aus Abgeordneten und externen Sachverständigen, die über die Tagespolitik hinaus Antworten auf gesellschaftlich relevante Fragestellungen zu einem Oberthema finden sollen.

Das Gremium tagt in der Regel montags in der ersten Sitzungswoche des jeweiligen Monats, die einzelnen Projektgruppen auch häufiger.

Im Zuge einer nichtöffentlichen Klausurtagung, die am 6. und 7. Februar 2011 stattfand, haben sich die Kommissionsmitglieder auf ein vorläufiges Arbeitsprogramm verständigt. Auf dessen Basis wurden 5 Projektgruppen eingerichtet, die sich inhaltlich stark an den 5 Unterabschnitten des Einsetzungsbeschlusses orientieren.

• Projektgruppe 1: Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft (Vorsitz: FDP, Claudia Bögel, MdB)

• Projektgruppe 2: Entwicklung eines ganzheitlichen Wohlstands-/ Fortschrittsindikators (Vorsitz: CDU/CSU, Stefanie Vogelsang, MdB)

• Projektgruppe 3: Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischer Fortschritt – Möglichkeit und Grenzen der Entkopplung (Vorsitz: Bündnis 90/Die Grünen, Hermann E. Ott, MdB)

• Projektgruppe 4: Nachhaltig gestaltende Ordnungspolitik (Vorsitz: SPD, Edelgard Bulmahn, MdB)

• Projektgruppe 5: Arbeitswelt, Konsumverhalten und Lebensstile (Vorsitz: Die Linke, Sabine Leidig, MdB)

Die Kommission legte am 4. Juni 2013 ihren Abschlussbericht vor (Dokument 17/13300).

Da die Kommission die zentralen Fragen unserer Gesellschaft bearbeiten sollte, kam es naturgemäß nicht zu einem einheitlichen Ergebnis. Eines der Resultate war die Vorstellung der W3-Indikatoren. In der Plenardebatte über den Abschlussbericht der Enquete-Kommission kam es zu einem heftigen politischen Schlagabtausch zwischen der Koalition und der Opposition.

Mitglieder

Die Kommission bestand aus 17 Bundestagsabgeordneten und 17 externen Sachverständigen, die von den Fraktionen benannt wurden. Sechs der 17 Abgeordneten stellt die CDU/CSU, vier die SPD, drei die FDP und jeweils zwei die Linksfraktion sowie Bündnis 90/Die Grünen. Dies spiegelte die damaligen Kräfteverhältnisse des Plenums des Deutschen Bundestages wider. Nach dem gleichen Verteilungsschlüssel gibt es 17 stellvertretende parlamentarische Mitglieder. Vorsitzende der Kommission ist die SPD-Abgeordnete Daniela Kolbe; ihr Stellvertreter ist der Unions-Abgeordnete Matthias Zimmer (CDU).[2] Erste Kritik an der Zusammensetzung entstand Anfang Februar 2011, da sich unter den 17 externen Sachverständigen keine einzige Frau befand. Am 1. Juni 2011 ersetzte Beate Jochimsen (Professorin für allgemeine Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin) Herbert Buchner, der sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hat.

CDU

Im April 2014 hob Die Welt hervor, dass sich die Umsetzung der Ergebnisse der Enquete-Kommission verzögere, obwohl der Bundestag die Regierung im Juni 2013 mit einem Entschließungsantrag beauftragt hatte, den von der Kommission empfohlenen Indikatorensatz zu erstellen.

Die Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Bundestages präsentiert ein Trauerspiel der intellektuellen Bedürftigkeit. Vor allem Union und FDP haben zu der vielleicht wichtigsten Frage der Zeit absolut nichts zu sagen. Es war keine kleine Aufgabe, die der Bundestag im Dezember 2010 der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ gestellt hat. „Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“ sollten die 17 Abgeordneten und 17 Sachverständigen aufzeigen. Eine Aufgabe für kluge Köpfe, die jenseits des Tagesgeschäfts und über die Parteigrenzen hinweg die großen Linien der Politik vorzeichnen und dem Bundestag langfristige Empfehlungen geben.

Nun haben vor wenigen Tagen die beiden ersten von fünf Projektgruppen ihre Berichte vorgelegt. „Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft“ heißt der erste. Der zweite schlägt einen „ganzheitlichen Wohlstands bzw. Fortschrittsindikator“ vor. Beide sind enttäuschend.

Der Indikator, den die Kommission vorschlägt, wird mit größter Wahrscheinlichkeit keine Bedeutung für die Wachstumsdebatte erlangen. Er besteht aus zehn Leitindikatoren, neun "Warnlampen" und einer "Hinweislampe", die sich zum Teil noch aus weiteren Unterindikatoren zusammensetzen. Dass sich ein solcher Wust - darunter das herkömmliche BIP, aber auch umständlich berechnete Indikatoren für "Freiheit", "Artenvielfalt", "Gesundheit" - irgendjemandem als Ganzes sinnvoll vermitteln ließe, ist unvorstellbar. Einer der beteiligten Sachverständigen, der Soziologe Meinhard Miegel hält sich mit seiner Enttäuschung nicht zurück. Es sei zu erwarten, "dass mangels einer praktikablen und alltagstauglichen Alternative das BIP weiterhin der dominante Wachstums- und Wohlstandsindikator bleibt, der bestenfalls durch einen periodischen Wohlstandsbericht ergänzt wird", sagt Miegel. "Damit wurde das Ziel, durch eine zutreffendere Erfassung individuellen und gesellschaftlichen Wohlstands, die derzeitige Verquickung von Wachstum und Wohlstand zu überwinden, verfehlt. Wohlstand wird trotz mancher gegenteiliger Bekundungen im öffentlichen Bewusstsein und im praktischen Handeln vorerst ein Anhängsel von Wirtschaftswachstum bleiben."

Ein Zeugnis der intellektuellen Leere

Das ganze Ausmaß des Scheitern der Enquete-Kommission macht aber der Bericht über den Stellenwert des Wachstums klar. Wobei er, das muss man zur Ehrenrettung der beteiligten Oppositionsabgeordneten sagen, gegen deren Stimmen verabschiedet wurde. Das, was die Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des jüngsten FDP-Bundestagsabgeordneten Florian Bernschneider (geboren 1986) präsentiert, ist ein Zeugnis der intellektuellen Leere. Den Text zu verantworten haben, so ist aus unterrichteten Kreisen zu hören, vor allem die Sachverständigen Karl-Heinz Paqué, Volkswirt an der Magdeburger Uni und Ex-FDP-Finanzminister in Sachsen-Anhalt, und der Konjunkturforscher Kai Carstensen vom Ifo-Institut. Rösler stellt Bericht vor Regierung kappt Wachstumsprognose für 2013

Die Bundesregierung hat ihre Wachstumsprognose mehr als halbiert. Im laufenden Jahr rechnet die Regierung nun mit einem Zuwachs von 0,4 Prozent. Trotzdem bleibe Deutschland Wachstumsmotor in Europa.

Ihr Werk von mehr als 100 Seiten, das eigentlich ein Anstoß zum Denken und Handeln sein sollte, atmet auf jeder der schwer zu lesenden Seiten den Geist - oder besser die Geistlosigkeit - eines dienstbeflissen zusammenrecherchierten Referentenentwurfs. Sprachliche Schwächen – so ist mehrfach von „Mitgliedern der Bevölkerung“ die Rede – wären noch zu verzeihen. Ärgerlicher sind die zahllosen Denkfehler, Ungenauigkeiten und unreflektierten, apodiktischen Behauptungen. Schon in der Einleitung werden Wachstum und Wohlstand wie Synonyme verwendet. Dabei wäre es ein zentrales Ziel der Projektgruppe gewesen, genau diese Unterscheidung auszuarbeiten. Charakteristisch für die Schwäche des gesamten Dokumentes ist auch der inflationäre und unreflektierte Gebrauch der Vokabel „Nachhaltigkeit“. Gedankenlos wird da immer wieder die PR-Phrase vom „nachhaltigen Wachstum“ nachgeplappert. Als ob nicht jedem Ökonomen, Ökologen und überhaupt jedem denkenden Menschen klar sein muss, dass das ein Widerspruch in sich selbst ist, wenn "nachhaltig" nicht zu einer völlig entleerten Worthülse werden soll. Hanebüchen ist die Behauptung, das Wachstum der entwickelten Volkswirtschaften sei ohnehin nur noch "qualitativ" und nicht mehr "quantitativ". Ein simpler Blick auf die Statistik des alljährlichen Flächenverbrauchs in Deutschland belegt schon das Gegenteil.

• Seite 1: Der Bundestag dokumentiert sein Scheitern

• Seite 2: Immer weiter so wie bisher - neue Ideen unnötig

• Seite 3: Vertane Chance der politischen Willensbildung Wachstums-Enquete "Eine Wanderausstellung kann sinnvoll sein"

Nach zwei Jahren legt die Bundestagskommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" ihren Abschlussbericht vor. Es ging darum, wie man Wohlstand künftig definieren und messen sollte. Die Antwort der Politiker und Experten fällt vor allem gründlich aus - und ziemlich deutsch.

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948

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Alle 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte

© Amnesty International


Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948) besteht aus 30 Artikeln, beschlossen von den Vereinten Nationen.

Präambel

Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet, da die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, und da verkündet worden ist, dass einer Welt, in der die Menschen Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not genießen, das höchste Streben des Menschen gilt, da es notwendig ist, die Menschenrechte durch die Herrschaft des Rechtes zu schützen, damit der Mensch nicht gezwungen wird, als letztes Mittel zum Aufstand gegen Tyrannei und Unterdrückung zu greifen, da es notwendig ist, die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen zu fördern, da die Völker der Vereinten Nationen in der Charta ihren Glauben an die grundlegenden Menschenrechte, an die Würde und den Wert der menschlichen Person und an die Gleichberechtigung von Mann und Frau erneut bekräftigt und beschlossen haben, den sozialen Fortschritt und bessere Lebensbedingungen in größerer Freiheit zu fördern,da die Mitgliedstaaten sich verpflichtet haben, in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen auf die allgemeine Achtung und Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten hinzuwirken, da ein gemeinsames Verständnis dieser Rechte und Freiheiten von größter Wichtigkeit für die volle Erfüllung dieser Verpflichtung ist, verkündet die Generalversammlung diese Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als das von allen Völkern und Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal, damit jeder einzelne und alle Organe der Gesellschaft sich diese Erklärung stets gegenwärtig halten und sich bemühen, durch Unterricht und Erziehung die Achtung vor diesen Rechten und Freiheiten zu fördern und durch fortschreitende nationale und internationale Maßnahmen ihre allgemeine und tatsächliche Anerkennung und Einhaltung durch die Bevölkerung der Mitgliedstaaten selbst wie auch durch die Bevölkerung der ihrer Hoheitsgewalt unterstehenden Gebiete zu gewährleisten.

Artikel 1 (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit)

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Artikel 2 (Verbot der Diskriminierung)

Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. Des Weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebiets, dem eine Person angehört, gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.

Artikel 3 (Recht auf Leben und Freiheit)

Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.

Artikel 4 (Verbot der Sklaverei und des Sklavenhandels)

Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.

Artikel 5 (Verbot der Folter)

Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.

Artikel 6 (Anerkennung als Rechtsperson)

Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden.

Artikel 7 (Gleichheit vor dem Gesetz)

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung, die gegen diese Erklärung verstößt, und gegen jede Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung.

Artikel 8 (Anspruch auf Rechtsschutz)

Jeder hat Anspruch auf einen wirksamen Rechtsbehelf bei den zuständigen innerstaatlichen Gerichten gegen Handlungen, durch die seine ihm nach der Verfassung oder nach dem Gesetz zustehenden Grundrechte verletzt werden.

Artikel 9 (Schutz vor Verhaftung und Ausweisung)

Niemand darf willkürlich festgenommen, in Haft gehalten oder des Landes verwiesen werden.

Artikel 10 (Anspruch auf faires Gerichtsverfahren)

Jeder hat bei der Feststellung seiner Rechte und Pflichten sowie bei einer gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Beschuldigung in voller Gleichheit Anspruch auf ein gerechtes und öffentliches Verfahren vor einem unabhängigen und unparteiischen Gericht.

Artikel 11 (Unschuldsvermutung)

1. Jeder, der wegen einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, hat das Recht, als unschuldig zu gelten, solange seine Schuld nicht in einem öffentlichen Verfahren, in dem er alle für seine Verteidigung notwendigen Garantien gehabt hat, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.

2. Niemand darf wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt werden, die zur Zeit ihrer Begehung nach innerstaatlichem oder internationalem Recht nicht strafbar war. Ebenso darf keine schwerere Strafe als die zum Zeitpunkt der Begehung der strafbaren Handlung angedrohte Strafe verhängt werden.

Artikel 12 (Freiheitssphäre des Einzelnen)

Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden. Jeder hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.

Artikel 13 (Freizügigkeit und Auswanderungsfreiheit)

1. Jeder hat das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen.

2. Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren.

Artikel 14 (Asylrecht)

1. Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.

2. Dieses Recht kann nicht in Anspruch genommen werden im Falle einer Strafverfolgung, die tatsächlich auf Grund von Verbrechen nichtpolitischer Art oder auf Grund von Handlungen erfolgt, die gegen die Ziele und Grundsätze der Vereinten Nationen verstoßen.

Artikel 15 (Recht auf Staatsangehörigkeit)

1. Jeder hat das Recht auf eine Staatsangehörigkeit.

2. Niemandem darf seine Staatsangehörigkeit willkürlich entzogen noch das Recht versagt werden, seine Staatsangehörigkeit zu wechseln.

Artikel 16 (Eheschließung, Familie)

1. Heiratsfähige Frauen und Männer haben ohne Beschränkung auf Grund der Rasse, der Staatsangehörigkeit oder der Religion das Recht zu heiraten und eine Familie zu gründen. Sie haben bei der Eheschließung, während der Ehe und bei deren Auflösung gleiche Rechte.

2. Eine Ehe darf nur bei freier und uneingeschränkter Willenseinigung der künftigen Ehegatten geschlossen werden.

3. Die Familie ist die natürliche Grundeinheit der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat.

Artikel 17 (Recht auf Eigentum)

1. Jeder hat das Recht, sowohl allein als auch in Gemeinschaft mit anderen Eigentum innezuhaben.

2. Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden.

Artikel 18 (Gedanken-, Gewissens-, Religionsfreiheit)

Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.

Artikel 19 (Meinungs- und Informationsfreiheit)

Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.

Artikel 20 (Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit)

1. Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und zu Vereinigungen zusammenzuschließen.

2. Niemand darf gezwungen werden, einer Vereinigung anzugehören.

Artikel 21 (Allgemeines und gleiches Wahlrecht)

1. Jeder hat das Recht, an der Gestaltung der öffentlichen Angelegenheiten seines Landes unmittelbar oder durch frei gewählte Vertreter mitzuwirken.

2. Jeder hat das Recht auf gleichen Zugang zu öffentlichen Ämtern in seinem Lande.

3. Der Wille des Volkes bildet die Grundlage für die Autorität der öffentlichen Gewalt; dieser Wille muss durch regelmäßige, unverfälschte, allgemeine und gleiche Wahlen mit geheimer Stimmabgabe oder in einem gleichwertigen freien Wahlverfahren zum Ausdruck kommen.

Artikel 22 (Recht auf soziale Sicherheit)

Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit sowie unter Berücksichtigung der Organisation und der Mittel jedes Staates in den Genuss der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind.

Artikel 23 (Recht auf Arbeit, gleichen Lohn)

1. Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.

2. Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

3. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.

4. Jeder hat das Recht, zum Schutz seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.

Artikel 24 (Recht auf Erholung und Freizeit)

Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub.

Artikel 25 (Recht auf Wohlfahrt)

1. Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen gewährleistet sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.

2. Mütter und Kinder haben Anspruch auf besondere Fürsorge und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche wie außereheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz.

Artikel 26 (Recht auf Bildung)

1. Jeder hat das Recht auf Bildung. Die Bildung ist unentgeltlich, zum mindesten der Grundschulunterricht und die grundlegende Bildung. Der Grundschulunterricht ist obligatorisch. Fach- und Berufsschulunterricht müssen allgemein verfügbar gemacht werden, und der Hochschulunterricht muss allen gleichermaßen entsprechend ihren Fähigkeiten offenstehen.

2. Die Bildung muss auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und auf die Stärkung der Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten gerichtet sein. Sie muss zu Verständnis, Toleranz und Freundschaft zwischen allen Nationen und allen rassischen oder religiösen Gruppen beitragen und der Tätigkeit der Vereinten Nationen für die Wahrung des Friedens förderlich sein.

3. Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll.

Artikel 27 (Freiheit des Kulturlebens)

1. Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben.

2. Jeder hat das Recht auf Schutz der geistigen und materiellen Interessen, die ihm als Urheber von Werken der Wissenschaft, Literatur oder Kunst erwachsen.

Artikel 28 (Soziale und internationale Ordnung)

Jeder hat Anspruch auf eine soziale und internationale Ordnung, in der die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten voll verwirklicht werden können.

Artikel 29 (Grundpflichten)

1. Jeder hat Pflichten gegenüber der Gemeinschaft, in der allein die freie und volle Entfaltung seiner Persönlichkeit möglich ist.

2. Jeder ist bei der Ausübung seiner Rechte und Freiheiten nur den Beschränkungen unterworfen, die das Gesetz ausschließlich zu dem Zweck vorsieht, die Anerkennung und Achtung der Rechte und Freiheiten anderer zu sichern und den gerechten Anforderungen der Moral, der öffentlichen Ordnung und des allgemeinen Wohles in einer demokratischen Gesellschaft zu genügen.

3. Diese Rechte und Freiheiten dürfen in keinem Fall im Widerspruch zu den Zielen und Grundsätzen der Vereinten Nationen ausgeübt werden.

Artikel 30 (Auslegungsregel)

Keine Bestimmung dieser Erklärung darf dahin ausgelegt werden, dass sie für einen Staat, eine Gruppe oder eine Person irgendein Recht begründet, eine Tätigkeit auszuüben oder eine Handlung zu begehen, welche die Beseitigung der in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten zum Ziel hat.

Quelle: UN Department for General Assembly and Conference Management German Translation Service (Stand: 30.10.2009) http://www.ohchr.org/EN/UDHR/Pages/Language.aspx?LangID=ger

Texte zum Thema Umsetzung

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Einblick in den Gedankenvorrat der Philosophie

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Basics abendländischer Philosophie

Zentraler Unterscheidungsmerkmal: Materialismus vs Idealismus

- Das Sein bestimmt das Bewusstsein

- Umwelt vs Gene

- Aristoteles: Glück als Sinn des Lebens - Selbstoptimierung

- Dialektik: These – Antithese - Synthese

Vorsokratiker

1. Thales

2. Pythagoras

3. Xenophanes

4. Heraklit

5. Parmenides

6. Demokrit

Klassiker

7. Sokrates

8. Platon

9. Aristoteles

Hellenismus und Spätantike

10. Epikur

11. Stoa

Neuplatoniker

12. Plotin

Christen/Scholastiker

13. Augustinus

14. Thomas von Aquin

Wissenschaft

15. Francis Bacon

16. Thomas Hobbes

Rationalisten

17. Descartes

Empiristen

18. Locke

19. Hume

Idealisten

20. Kant

21. Hegel

Utilitaristen

22. Stuart Mill

Existentialisten

23. Heidegger

Linguisten

24. Bertrand Russell

25. Wittgenstein

New scientists

26. Karl Popper

27. John Rawls


Begriffe

1. Idealismus– Materialismus

2. A priori – a posteriori

3. Kognition – Emotion

4. Induktion – Deduktion

5. Determinismus – Freiheit

6. Dualisme – Monisme

7. Empirismus – Rationalismus

8. Universalismus – Relativismus


Antinomische Bedürfnisstruktur

Kontrolle Unbestimmtheit

Ordnung Chaos

Klarheit Unschärfe

Einfachheit Komplexität

Integration Differenzierung

Gesellschaft Individuum

Zwang Freiheit

Konkretion Abstraktion

Linearität Nicht-Linearität

Zentralisierung Dezentralisierung


Bedürfnisforschung

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Bedürfnistheoretisch fundierte Politik.

Bausteine 1 bis 5.

1. Baustein 1: Kontrollkompetenz

Die Politik soll Bedingungen schaffen, die allen Bürgern eine Erweiterung ihrer Kontrollkompetenz ermöglichen. Das sind Voraussetzungen, um Glückschancen zu erhöhen.

2. Baustein 2: Flow

Flowerlebnisse sind Glückserlebnisse. Die Politik soll Bedingungen schaffen, die die Generierung von Flowerlebnissen begünstigen.

3. Baustein 3: Antinomische Bedürfnisstruktur

Oft werden glückbehindernde Dissonanzen durch einen Mangel an Kenntnissen über die menschliche Natur erzeugt. Die Politik soll die antinomische Bedürfnisstruktur des Menschen erkennen und die gesellschaftlichen Strukturen entsprechend gestalten.

4. Baustein 4: Konzeptualisierung

Die Lebenserhaltung verlangt vom Menschen, dass er permanent Informationen zu Konzepten umformt. Die Politik soll dafür sorgen, dass in allen Bereichen intensive Konzeptualisierung ermöglicht wird.

5. Baustein 5: Terminologie

Eine moderne Politik braucht ein auf dem Stand der Forschung stehendes anthropologisches Konstrukt. Es soll auf den jüngeren Erkenntnissen der Gehirnforschung und der Glücksforschung fußen.

Bedürfnistheoretisch fundierte Politik.

Baustein 1: Kontrollkompetenz.

Die Politik soll Bedingungen schaffen, die allen Bürgern eine Erweiterung ihrer Kontrollkompetenz ermöglichen. Das sind Voraussetzungen, um Glückschancen zu erhöhen.

Baustein 1

Kontrollkompetenz, exploratives Verhalten und Problemlösekompetenz:

In der Psychologie wird die Kontrolle als zentrale Dimension menschlichen Erlebens betrachtet (Dörner 1983). Sie vermittelt der handelnden Person das Gefühl, dass sie das „Handlungsfeld im Griff“ hat und auftretende Schwierigkeiten meistern kann. Damit die Schüler Geläufigkeit beim Meistern unbekannter Situationen gewinnen, ist es günstig, wenn bei ihnen eine explorative Haltung systematisch aufgebaut wird. Unter explorativer Haltung versteht man die Bereitschaft von Menschen, sich in Situationen zu begeben, die ein hohes Maß an Unbestimmtheiten enthalten. Nun besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem explorativen Verhalten eines Menschen und seiner Problemlösefähigkeit. Die logische Kette lässt sich folgendermaßen beschreiben: explorative Menschen suchen Felder auf, mit denen sie nicht vertraut sind, und versuchen, sich in diesen Feldern problemlösend zu behaupten. Jede auf diese Weise gewonnene Erfahrung wird zu einem abstrakten, kognitiven Schema verarbeitet. Je mehr Erfahrungen, desto mehr Schemata, desto breiter die kognitive Landkarte. Eine breite kognitive Landkarte sichert Kontrolle über mehr Bereiche, sie ermöglicht eine schnellere Verarbeitung neuer Eindrücke und schützt vor emotionalen Einbrüchen. Sie sichert, dass neue Situationen erfolgreich bewältigt werden. Das Gefühl der Kontrolle festigt sich, das Selbstbewusstsein wächst und dadurch die Bereitschaft, unbekannte Bereiche anzugehen, also sich erneut explorativ zu verhalten. Wodurch bringt man aber Menschen dazu, sich explorativ zu verhalten?

Baustein 2

Flow-Erlebnisse als Handlungsmotivation

Grundsätzlich lässt sich nur dann ein exploratives Verhalten aufbauen, wenn die damit verbundenen Handlungen einen Belohnungswert besitzen. In Untersuchungen über intrinsische Motivation wurde ein Phänomen herausgearbeitet, das eine große Erklärungskraft besitzt. Es handelt sich um den Flow-Effekt, wonach gewisse Aktivitäten ein hohes Potential an intrinsischer Befriedigung enthalten (Csikszentmihalyi 1999). Das Erlebnis selbst wird als einheitliches Fließen beschrieben, ein Fließen von einem Augenblick zum anderen, wobei eine Verschmelzung von Handlung und Bewusstsein geschieht, ein völliges Aufgehen in der Aktivität bis zur Selbstvergessenheit, ohne aber die Kontrolle über die Aktivität zu verlieren. Die Bedingungen, die zum Hervorbringen solcher Gefühle erfüllt werden müssen, sind folgende:

􀂾 die Nähe zu kreativem Entdecken und Explorieren: etwas Neues entwerfen oder entdecken, einen unbekannten Ort oder Bereich erkunden

􀂾 ein Problem lösen, Anforderungen bewältigen, Schwierigkeiten lösen

􀂾 Erfahrungen machen, deren Ausgang offen ist und der vom Ausübenden bestimmt werden kann

􀂾 Hinausgehen über das Erreichte und Bekannte, ein Gefühl der Selbstentgrenzung erleben

􀂾 das Ausschöpfen der Fähigkeiten, persönliches Können.

􀂾 klare Handlungsanforderungen und eindeutige Rückmeldungen über die Handlung

􀂾 ein Gefühl der Kontrolle über die Handlung und die Umwelt Beim Entstehen des Flow-Erlebnisses spielt also die Kontrolle eine entscheidende Rolle.

Baustein 3

Oft werden glückbehindernde Dissonanzen durch einen Mangel an Kenntnissen über die menschliche Nagur erzeugt. Die Politik soll die antinomische Bedürfnisstruktur des Menschen erkennen und die gesellschaftlichen Strukturen entsprechend gestalten.

Die Grundbedürfnisse und das Spannungsfeld zwischen antinomischen Bedürfnistendenzen

Um die Operationalisierbarkeit des hier dargestellten anthropologischen Modells zu erhöhen, muss noch ein weiterer Baustein eingeführt werden. Wenn man erfährt, dass der Mensch nach Kontrolle strebt, dann stellt sich die Frage, wie er sich selbst kontrollieren kann. Dazu muss er wissen, nach welchen inneren Gesetzmäßigkeiten er selbst „funktioniert“. Wie „funktioniert“ der Mensch also als System? Welche Bedürfnisse hat er und wie befriedigt er sie. Als nützlich hat sich zum Verständnis menschlicher Funktionsweise die Bedürfnispyramide von Maslow (Maslow 1981) erwiesen. Maslow postuliert eine Ebene der physiologischen Grundbedürfnisse (Hunger, Schlaf, Sexualität), auf einer höheren Stufe siedelt er das Sicherheitsbedürfnis an, auf der nächsten Stufe das Anschlussbedürfnis und das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung, auf der nächsthöheren das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und schließlich das Bedürfnis nach Transzendenz, also danach, seinem Leben einen Sinn zu geben. Eine Analyse dieser Grundbedürfnisse deckt auf, dass sich alle von Maslow aufgelisteten Bedürfnisse unter die Oberkategorie „Kontrollbedürfnis“ einordnen lassen: die physiologischen Bedürfnisse entsprechen der Selbsterhaltung und der Arterhaltung, also der Kontrolle über die eigene Existenz, das Bedürfnis nach Sicherheit ist mit dem Bedürfnis nach Kontrolle gleichzusetzen, das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und nach Gruppenzugehörigkeit entspricht dem Wunsch nach sozialem Schutz, also ebenfalls nach Kontrolle, und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung entspricht dem Drang, die eigene Kontrolle auf unterschiedliche Felder auszudehnen, also die Kontrollfelder zu erweitern. Das Bedürfnis nach Transzendenz schließlich entspricht dem Wunsch nach kognitiver Kontrolle über das eigene Leben: Warum lebe ich, was passiert nach dem Tod? Das zweite wesentliche Instrument zum Verständnis menschlicher Funktionsweise liefert die Systemtheorie. Systeme – auch Menschen – bewegen sich im Spannungsfeld zwischen antinomischen Bedürfnistendenzen:

􀂾 zwischen Integration – jeder möchte beispielsweise zu einer Gruppe gehören – und Differenzierung

– jeder möchte auch als Individuum betrachtet werden,

􀂾 zwischen Einfachheit – bei einfachen Aufgaben ist das Kontrollgefühl sehr hoch – und Komplexität

– jeder möchte auch komplexe Aufgaben lösen,

􀂾 zwischen Chaos und Ordnung,

􀂾 zwischen Freiheit und Zwang,

􀂾 zwischen Klarheit und Unbestimmtheit usw.

Jede Störung des Gleichgewichts leitet eine Handlung ein, die eine Wiederherstellung des Gleichgewichtszustandes zum Ziele hat. Da das Leben stets voranschreitet, wird das Gleichgewicht stets gestört, und der Mensch ist ständig zum Handeln gezwungen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig zum Verständnis von Menschen. Denn kaum gibt man ihnen beispielsweise Freiheit, schon wünschen sie sich mehr „Druck“, kaum gibt man Ihnen etwas mehr Zwang, schon wünschen sie mehr Freiheit. Dies gilt für alle anderen Antinomien. Wenn man sich als Mensch verstehen will, wenn man mit Menschen umgeht und sie anleiten will, muss man wissen, dass sie als Systeme nie im Gleichgewicht sind. Psychologisch übersetzt heißt es, dass sie nie zufrieden sein können, denn die Befriedigung eines Bedürfnisses enthält potenziell die Nichtbefriedigung des gegenteiligen. Der Einblick in die Grundbedürfnisse des Menschen und in die antinomische Struktur von Bedürfnistendenzen erleichtert das Verständnis menschlichen Handelns und erhöht die Kontrollkompetenz des Einzelnen im Umgang mit sich selbst und mit anderen Menschen.

Baustein 4

Die Lebenserhaltung verlangt vom Menschen, dass er permanent Informationen zu Konzepten umformt. Die Politik soll dafür sorgen, dass in allen Bereichen intensive Konzeptualisierung ermöglicht wird.

1. Informationsverarbeitung und Glück

Lange Zeit war ich der Auffassung, dass ein zentrales Grundbedürfnis über die von Maslow beschriebenen Bedürfnisse hinaus die Informationsverarbeitung sei. Das war auch richtig. Ohne permanente Informationsverarbeitung sind Lebewesen nicht in der Lage, sich an die Veränderungen der Umwelt anzupassen und sie sind nach kurzer Zeit nicht mehr lebensfähig. Daher ist auch der Prozess der Informationsverarbeitung im Gehirn positiv verknüpft: es macht Spaß, Informationen zu verarbeiten. Allerdings nicht jede Information. Es bedarf einer bestimmten Beschaffenheit der Stimuli:

– Quantität: nicht zu hoch (Überforderung) nicht zu niedrig (Unterforderung)

– Komplexität: nicht zu komplex (Überforderung) nicht zu niedrig (Unterforderung)

– Tempo: nicht zu hoch (Überforderung) nicht zu niedrig (Unterforderung)

Wer mehr über die Eigenschaften von besonders motivationsförderlichen informativen Stimuli erfahren will, findet in Portele (1975) sehr präzise Beschreibungen.

2. Informationsverarbeitung und Kontrolle

Die Informationsverarbeitung ist nicht das Ziel, sondern nur Mittel. Tatsächlich ist das alles überragende Ziel die Lebenserhaltung. Und alle Handlungen, die zur Lebenserhaltung beitragen, müssen emotional mit starken positiven Gefühlen verknüpft werden, damit der Organismus motiviert wird, diese Handlungen auch unter großen Anstrengungen durchzuführen. Dies gilt für alle lebenserhaltenden Funktionen wie auch die Nahrungsaufnahme oder den Geschlechtsverkehr. Auf der emotionalen Ebene münden alle diese lebenserhaltenden Handlungen, wenn sie erfolgreich sind, in ein Erlebnis, das alle anderen einschließt und überragt: das Gefühl der Kontrolle! Dieses Kontrollgefühl findet seinen Höhepunkt in dem von Csikszentmihalyi beschriebenen Floweffekt. Wenn er die absolute Kontrolle erreicht, belohnt sich der Organismus selbst mit dem größten emotionalen Pick, den er zur Verfügung hat: mit dem Flow!

3. Konzeptualisierung, Kontrolle und Flow

Seit längerer Zeit beobachte ich an mir selbst, dass zwar Informationsverarbeitung mit positiven Gefühlen verbunden ist, dass aber vor allem die Konzeptualisierung mit Flow belohnt wird. Unter Konzeptualisierung verstehe ich die Erstellung von kognitiven Schemata die umfangreiche Informationen zu kompakten, handlungsmotivierenden Modellen bündeln. Hier ein paar Beispiele: in meiner Uni-Zeit habe ich gerne Überblicke angeboten: die Geschichte der französischen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, die Geschichte Europas von den Anfängen bis zur Gegenwart usw. Solche Überblicke zu erstellen bedeutete eine sehr harte Arbeit der Komplexitätsreduktion. Ähnliches galt für Stadt- oder Museumbesuche, die ich im Schweinsgalopp (strait to the essentials) mit den Schülern zu deren großen Belustigung durchführte (z.B. Le Louvre in 30 Minuten). Jetzt im Ruhestand macht es mir besonders Spaß, Hegel oder Schopenhauer in jeweils 20 Minuten meinen Philosophiegruppen vorzustellen. Auch das setzt Konzeptualisierung voraus. Durch eine enorme intellektuelle Anstrengung gelingt es mir, einen hochkomplexen Stoff so zu reduzieren und komprimieren, dass ich ihn spielerisch meinen Hörern vermitteln kann. Die Teilnehmer loben besonders den lustverschaffenden Charakter dieser Einheiten. Der Flow, der bei mir entsteht, möchte ich näher beschreiben (am Beispiel der Vermittlung von Hegel):

Sehr wichtig ist, dass man von Anfang an die Gruppe vor Augen hat, der man das Wissen vermitteln wird, denn die im Geiste vorweggenommene Freude der Adressaten motiviert zu der Anstrengung, die man sich als Dozent auferlegt.

– 1. Stufe: die Masse der zu beherrschenden Informationen (Hegels Leben und Werk) vermittelt zunächst ein Gefühl der Hilflosigkeit

– 2. Stufe: Es werden erste kleinere Wissenseinheiten erstellt, so dass die Kontrolle in Teilbereichen wächst (man versteht, was Hegel unter An-Sich-Sein, Anders-Sein und An-und-für-Sich-Sein meint:-)). Allerdings überwiegt noch das Gefühl der Hilflosigkeit.

– 3. Stufe: Schrittweise werden Verständnislücken geschlossen. Auch sperrige Begriffe (An-und-für-Sich-Sein) werden allmählich zu spielerischen Objekten, die man später den Teilnehmern repetitiv zur Belustigung anbieten wird. Man freut sich schon im Voraus und der Flow gewinnt an Fahrt.

– 4.Stufe: Die einzelnen, zunächst getrennten Wissensbausteine (z.B. bei Hegel der “subjektiver Geist”, der “objektiver Geist”, der “absoluter Geist”) werden zusammengefügt und es entsteht ein Gesamtgebilde, das zur Präsentation drängt. Man möchte seiner Gruppe unbedingt den lustigen Hegel vorstellen. Vom subjektiven Flow, zum objektiven Flow und zum absoluten Flow!:-))

– 5.Stufe: Die Handlungskomponente: wichtig ist, dass die vermittelten kognitive Schemata (Hegels Gedanken) zur Handlung drängen. Die Teilnehmer verstehen beispielsweise Hegels Dialektik und wenden dieses Prinzip bei der Interpretation ihrer eigenen Alltagswelt an. Da sie Hegel “verstanden” haben und “kontrollieren”, wollen sie ihn im Anschluss weitergeben, usw… Flow -> Flow-> Flow…

Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Informationsverarbeitung zwar einen Beitrag zur Kontrolle liefert, aber die umfassende, lebenserhaltende und lebensförderliche Kontrolle lässt sich stabil erst durch permanente Konzeptualisierung erreichen.

Methodische Implikationen für Schule und Hochschule

Natürlich fördern die im Zuge der Digitalisierung entwickelten neuen didaktischen Konzepte die Informationsverarbeitung auf Seiten der Schüler und Studenten. In diese Richtung würde ich das Konzept des flipped-classroom einordnen. Es stellt sich aber die Frage, ob diese Methoden ausreichend das Konzeptualisieren einüben und mit Floweffekt belohnen. Will man die aktuelle und künftige Kontrollfähigkeit der Lerner systematisch trainieren, so bietet sich beispielsweise Lernen durch Lehren an, bei dem von Anfang an der Blick der Studenten auf eine (möglichst vergnügliche) Vermittlung des Stoffes an ihre Mitstudenten gerichtet ist.

Fazit: Schüler und Studenten sollten daran gewöhnt werden, nicht nur Informationen zu verarbeiten, sondern aus diesen Informationen handlungsleitende Konzepte zu erstellen. Das Konzeptualisieren wird von Flow begleitet. So kann schrittweise Kontrollkompetenz aufgebaut werden. Dazu scheint Lernen durch Lehren eine gute Methode zu sein.

Baustein 5

Eine moderne Politik braucht ein auf dem Stand der Forschung stehendes anthropologisches Konstrukt. Es soll auf den jüngeren Erkenntnissen der Gehirnforschung und der Glücksforschung fussen. Die Theorie bedient sich einer Reihe rekurrenter Begriffe, die hier aufgelistet und mit entsprechenden Artikeln (Wikipedia, ZUM, Martins Blog) verlinkt werden. Eine größere Anzahl von Artikeln habe ich selbst angelegt oder mitformuliert.

Aktionsforschung

Aufmerksamkeitsökonomie

Bildung

Emergenz

Exploratives Verhalten

Gehirn (Gruppe als…)

Glücksmodell

Informationsverarbeitung (als Grundbedürfnis…)

Inkubation

Klassenraumdiskurs

Kollektive Intelligenz

Kollektive Wissenskonstruktion

Komplexitätsreduktion

Konzeptualisierung

Lernen durch Lehren

Lernerkonstrukt

Linearität (a priori vs. a posteriori)

Neuronales Netz (Gruppe als…)

Neuronenmetapher

Netzsensibilität

Partizipationsfähigkeit

Perturbation

Reaktionsschwelle

Redundant (einspeisen…)

Resonanzraum

Ressourcenorientierung

Ruhmraum

Selbstreferentialität (legitime…)

Spermatozoidenmetapher

Synergierausch

Weltverbesserung

Wissenscontainer

Blogeinträge mit allen Begriffen in einem Zusammenhang:

Klassenraumdiskurs

Legitime Selbstreferenzialität

Glück in der Philosophie

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Glück als Thema der Philosophie

1. Antike

In der Antike galt Glück als das selbstverständliche Ziel menschlichen Handelns: Eudämonismus = Lehre vom Erreichen des Glücks. Aristoteles: Glück ist dasjenige Gut, das wir um seiner selbst willen erstreben (Selbstzweck, das keinem anderen untergeordnet ist). Welche Art von Lebensgestaltung führt zum Glück? Glück besteht in einem vernunft- und naturgemäßen Leben. Was ist aber ein vernunftgemäßes Leben? Platon und Aristoteles: die Tätigkeit des Geistes hat Vorrang gegenüber allen anderen Tätigkeiten. Glück liegt in der philosophischen Kontemplation. Epikur: Hedonismus: vernunftgesteuerter Lebensgenuss. Seelenruhe und innerer Frieden. Leben frei von Schmerzen (Armut, Krankheit). Kyniker, Stoiker und Skeptiker: teilen auch diese Ansicht. Glück liegt in einem Leben, das von der Vernunft gelenkt wird, sich geistigen Dingen zuwendet und mit Besitz und Konsum sehr maßvoll umgeht.

2. Spätantike und Christentum

Die Glücksvorstellungen richten sich immer mehr auf das Jenseits. Glück wurde zu einem geistig-religiösen Erlebnis der Vereinigung mit Gott oder einem absoluten höchsten Prinzip.

3. Renaissance

Rückgriff auf den Glücksbegriff der Antike. Allerdings: der Mensch ist nicht mehr Teil eines geordneten Kosmos sondern ein auf sich selbst gestelltes Individuum, das sich in seinem Glücksstreben gegenüber der Welt behaupten muss. Gelassenheit, innere Ruhe und Zurückgezogenheit.

4. Barok

Moralisten: Pragmatische Lebensklugheit und Distanz zur Welt.

5. Neuzeit

Utilitaristen: Glück nicht für den Einzelnen sondern für die Gesellschaft insgesamt. Jeremy Bentham bestimmt als höchstes moralisches Gut das größte Glück der größemöglichen Zahl von Menschen. Glück ist also ein kollektives Allgemeinwohl, das sich als Summe aus dem jeweiligen Glück der Einzelnen zusammensetzt.

Kant: Genau im Gegenzug hat Kant behauptet, dass moralisches Handeln überhaupt nichts mit Glück zu tun hat sondern ausschließlich mit dem guten Willen und der Pflichterfüllung. Das rückt das Thema „Glück“ an den Rand der Philosophie.

Arthur Schopenhauer und Nietzsche: Der Mensch ist nicht zum Glück geschaffen. Dennoch hat Schopenhauer Regeln der Lebensklugheit aufgestellt: Ausbildung der Persönlichkeit – vorrangig der geistigen Eigenschaften.

6. 20 Jh.

Cioran: Für den Menschen gibt es kein Glück solange sein Leben von seiner Natur und seinen Trieben bestimmt wird. Glück erst mit der Senilität!

Freud: Auch bei ihm spielt die Triebhaftigkeit eine zentrale Rolle. Das Streben nach Glück äußerst sich im Lustprinzip, dessen Erfüllung allerdings in der Realität große Hindernisse entgegenstehen. Glück wird durch Freud zu einem Thema der Psychologie, nicht mehr der Philosophie. Das Ziel ist Ausgeglichenheit und ein positives Verhältnis zu sich selbst.

Watzlawik: „Anleitung zum Unglücklichsein“. Der Mensch macht sich das Leben schwer durch ständiges Verletzen von Toleranz, Fairness und Vertrauen. Wir sind nicht nur Schöpfer unseres eigenen Unglücklichseins sondern wir können genauso gut unser Glücklichsein schaffen.

Bertrand Russell: Glück liegt in der aktiven Zuwendung zur Welt, darin, dass man Interesse an der Welt entwickelt. Sich von der Welt abkapseln macht unglücklich.

Ernst Bloch: Prinzip Hoffung: sozial gerechte Gesellschaft als Ziel. Die Verwirklichung von Glück wird zu einer kollektiven gesellschaftlichen Aufgabe.

Spaemann und Nozick: Glück ist abhängig von der Verwirklichung sinnvoller Lebensziele. Es entsteht wenn unser Leben in der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit „gelingt“.

Teil V Beispiele für konkrete Umsetzungen

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Benennung eines Platzes in Ingolstadt

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Beispiel für die Anwendung der „Neuen Menschenrechte“ als Entscheidungshilfe (aus der Ingolstädter Kommunalpolitik)

Frage: soll der Platz vor dem Kavalier Dalwigk in Ingolstadt „Isabeau-Platz“ oder „Gießereiplatz“ benannt werden?

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Jean-Pol Martin

Art.1 Recht auf Konzeptualisierung/Denken

– Isabeau: kennt niemand. Regt also nicht zum Denken an, sondern induziert Hilflosigkeit („Issaboh“, was soll das sein?)

– Gießerei: „Klar, da hat doch mein Opa dort gearbeitet…“ Weckt Erinnerungen, Assoziationen, Zugehörigkeitsgefühl, und und und

Art.2: Recht auf Gesundheit, Natur

– Isabeau: verwirrt mich. Fördert nicht meine seelische Gesundheit

– Gießerei: ich weiß sofort worum es geht. Ich fühle mich sicher und mental fitt

Art.3: Recht auf Sicherheit

– Isabeau. verunsichert mich: warum sollen wir fremde Namen heranziehen, womöglich arabisch oder afghanisch?

-Gießerei: Beruhigt mich, weil ich mich auf vertrautem Terrain fühle „Gießerei“ klingt wohlig und heimatverbunden („ie“ und „ei“, vertraute Laute)

Art 4: Recht auf soziale Einbindung

– Isabeau: den Typ kenne ich nicht und den will ich auch nicht kennenlernen

– Gießerei: wann steigt die nächste Party auf dem schönen Areal? Wir treffen ganz Ingolstadt!

Art 5: Recht auf Selbstverwirklichung und Partizipation

– Isabeau: wie soll ich an etwas partizipieren, das ich gar nicht kenne und das mir fremd ist?

– Gießerei: ich freue mich an dem Ort wieder aktiv zu sein, den schon meine Großeltern belebt haben!

Art 6: Recht auf Sinn

– Isabeau: verstehe ich nicht. Kein Sinn

– Gießerei: wir werden wieder gießen. Und gießen macht Spaß

Ben Mayer

Ben Mayer: Ich habe mir eben unabhängig Gedanken genau dazu gemacht (Achtung, viel Text!):

Art. 1 – Konzeptualisierung / Denken

Isabeau: lässt sich schwerer den bestehenden Konzepten beiordnen; schafft dadurch jedoch Anreize zur weiteren Information und Grundbedingungen zur Reflexion

Gießerei: ist kognitiv unproblematisch zuordenbar; entbehrt damit gleichzeitig aber auch jedes Anreizes für erweitertes gedankliches Befassen mit dem Konstrukt

(das Grundrecht auf Denken steht in keinem der Fälle in Gefahr; „Isabeau“ nutzt die Potentiale dieses „Rechts“ jedoch mit höherer Effizienz)

Art- 2 – Gesundheit, Natur

Isabeau: aktiviert durch das Angebot neuer Aufgaben, die Herausforderung der Auseinandersetzung mit unbekanntem Terrain

Gießerei: fördert durch durchweg Bekanntes eher die gedankliche Trägheit; trägt gerade gegenüber den Aspekten Gesundheit und Natur außerdem durch den industriellen Kontext ein außerordentlich negatives Konnotat.

Art. 3 – Sicherheit

Stimme Ihrer Argumentation, Herr Martin, zu. Allerdings weiß ich nicht, inwiefern der Aspekt „Sicherheit“ überhaupt als Menschenrecht anerkannt werden sollte, zumal Sicherheit letztlich immer im Widerspruch zur Freiheit steht. (gerade die bei „Isabeau“ entstehende Verunsicherung ist zugleich die Grundbedingung für jeden historischen Arbeitsprozess)

Art. 4 – soziale Einbindung

Isabeau: sozial selektiv, da erhöhte Bildungsvoraussetzungen

Gießerei: invers, da Bildungshürden deutlich geringer

Art. 5 – Selbstverwirklichung und Partizipation

– bei dieser Frage gerade ohne direkte Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger schwer zu beantworten –

Art. 6 – Sinn

Isabeau: Sinnstiftungsmuster über langen, historischen Rahmen, der Bedeutung und Genese der Stadtgeschichte unterstreicht

Gießerei: unmittelbarere Sinnstiftung durch zeitlich / räumlich DEUTLICH relevanteren Kontext

Nach Vermittlung mit Ihren Ergebnissen stimmen wir auf Basis Ihres Menschenrechtsmodell denke ich tatsächlich in Vielem überein, die Ergebnisse scheinen damit triftig zu sein.

Es bleibt also, wie Sie auch schon implizieren, eine Frage der Gewichtung einzelner Zielsetzungen

Teil VI Dokumentation der Umsetzung in Ingolstadt

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Die Treffen

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Treffen 01 Siehe Video Ratschhaus mit Christian Lange

Treffen 02

Arbeitspapier

Ressourcenorientierung

Artikel 1: Recht auf Denken (Konzeptualisierung)

Kollektive Reflexion im Stadtrat

Problem: Lagerbildung: Kein „Neuronenverhalten“ – kein dialektisches Denken

Lösung:

1. Stadträte sind offen und transparent

2. Sie geben ihr Wissen sofort weiter.

3. Wenn sie angedockt werden, reagieren sie sofort

4. Sie halten ständig Kontakt zu anderen Stadträten

5. Sie sind nicht beleidigt

6. Sie machen keine Pause und nehmen erst dann Urlaub, wenn ihr Projekt abgeschlossen ist

7. Sie gehen mit Unschärfen spielerisch um

8. Sie haben eine basisdemokratische Einstellung

9. Sie suchen gemeinsam nach Lösungen auf dialektische Weise: These – Antithese – Synthese

Komponenten von Netzsensibilität

• Erkennen, dass man als Einzelner Träger von Ressourcen ist.

• Erkennen, dass man das eigene Ressourcenpotenzial aktiv vermehren soll, damit man die eigene Attraktivität in der Gruppe erhöht.

• Erkennen, dass man das eigene Ressourcenpotenzial durch Kommunikation erhöhen kann.

• Erkennen, dass Kommunikation dann entsteht, wenn der eine weiß, was der andere nicht weiß.

• Erkennen, dass durch Kommunikation und Weitergabe von Wissen das eigene Wissen vermehrt wird.

• Fähigkeit, Potenziale von anderen Gruppenmitgliedern zu erkennen, zu erschließen und für die Gruppe fruchtbar zu machen.

• Fähigkeit, Kommunikation innerhalb einer Gruppe einzuleiten und aufrecht zu erhalten.

• Fähigkeit, die Transformation von Information zu Wissen in der Gruppe anzuleiten.

• Fähigkeit, für die Gruppe relevante externe Ressourcen aktiv zu suchen.

• Fähigkeit, Handlungsbereitschaft zu erkennen und zu mobilisieren.

• Fähigkeit, Kommunikation nach außen einzuleiten und aufrecht zu erhalten.

Artikel 2: Recht auf Sicherheit

Probleme:

Existentielle Bedrohungen

- Wohnen – Arbeitslosigkeit

- Deregulierung

Abzocke durch: Rentenmodelle, Versicherungen, Banken, Telefonverträge, Strom, Befristete Arbeitsverträge, Mobilität

Lösung:

Nudges

Artikel 3: Recht auf Gesundheit

Probleme

- Umwelt

- Nahrung: Pestiziden, Zerstörung der Tierwelt

Lösung:

Nudges

Kampf gegen Agrarkonzerne, Pharmaindustrie, Handelsabkommen mit Entwicklungsländern


Artikel 4: Recht auf soziale Einbindung

Problem:

Globalisierung und Mobilität bewirken Isolation – Kein fester Bezug zu Familie, Gruppe, Freunde

Lösung:

Glocalisierung

Vor Ort Gruppenanschluss von der Wiege bis zur Bahre

Artikel 5: Recht auf Partizipation und Selbstverwirklichung

Problem: zu wenig Ressourcenorientierung

Lösung:

Verfahren zur Bürgerbeteiligung

Integration von Asylanten

Angebot an Selbstverwirklichungsräume (Projektstrukturen)

„Soziales Gehirn: Glückscocktail: (…) In diesem Konstrukt des sozialen Gehirns spielen die limbischen ZNS-Anteile eine große Rolle, gerade auch die obere Ebene mit dem anterioren Cingulum und den orbitoftrontalen Anteilen, denn hier wird das sozial Vernünftige oder moralisch Richtige mit einem positiven Gefühl gekoppelt – und schließlich auch belohnt. (…) Raphe, Zentrales Höhlengrau, aber auch die zentralen Vaguskerne im Hirnstamm (…) sorgen so für subjektiv positive Erfahrungen und eine soziale Beziehungs- und Bindungsqualität, die man vielleicht mit dem Satz von der Liebe ohne Angst beschreiben könnte. Wenn alles funktioniert wie vorgesehen. Soziales Engagement und ein offener, inniglicher zwischenmenschlicher Kontakt werden belohnt und im Körper glückbringend und selbstversichernd, beruhigend sowie angstlösend „übersetzt“. Die beschriebenen Eigenschaften des sozialen Gehirns lassen es schon vermuten: Neurobiologisch finden wir eine Beteiligung von Oxytocin, Serotonin, aber auch – zwar noch eher spekulativ bzw. experimentell – von endogenem Morphium. Dieses neurochemische Potpourri wirkt wie ein Glückscocktail: Prosoziales, gar liebevolles Verhalten und Kommunizieren, Sicherheitsempfinden und Selbstvertrauen, Offenheit und einlassende Akzeptanz, Präsenz, Verbundenheit und Berührung ohne zu werten, kurzum, eine sichere und positive Beziehung zum Selbst und dem Anderen. (…) Mitnehmen wollen wir aus diesem Abstecher, dass die Fähigkeit zur inneren Einstimmung und sicheren Einlassung auf andere Menschen grundsätzlich in uns angelegt ist. Damit steht uns die Möglichkeit eines stabilisierenden Gefühls von Verbundenheit mit anderen und mit der Erfahrung von Moment zu Moment sowie mit unserem authentischen Selbst prinzipiell zur Verfügung. Das mehrt Glück und lindert Leid. Auch weil der endogene Belohnungskreislauf eine offene und rezeptive Aufmerksamkeit belohnt. Authentizität einerseits und Resonanz andererseits führen auch zu dem Gefühl der Freiheit, des Ankommens, ja sogar zu einer Form der Selbstempathie, die nichts mit egoistischer Selbstliebe oder Selbstmitleid zu tun hat.“

Artikel 6: Recht auf Sinn

Problem:

Eine Wahrnehmung der eigenen Glückschancen wird im Rahmen von „Sinnreflexionen“ eingeleitet. Viele Menschen haben keine Handhabung, um über ihre eigenen Bedürfnisse zu reflektieren.

Lösung:

Die Reflexion über das Glück der Bürger ist eine Aufgabe des Staates. Es soll Richtschnur auch in den Gremien gemacht und ins Bewusstsein gerückt werden.

Aufgabe zum Treffen Nr.2

Beobachtungen in den Gremien anstellen über einen Aspekt, den man herausgesucht hat.

Beispiel:

1.Wurde im Sozialausschuss explizit oder implizit auf das Grundrecht Artikel 4 (soziale Einbindung) Bezug genommen?

2.Sind im Gremium Entscheidungen gefallen, die eindeutig gegen ein Neues Grundrecht verstoßen, z.B. Artikel 2 (Gesundheit)? Oder Artikel 1 (Recht auf Konzeptualisierung)? Und Artikel 4 (soziale Einbindung)?

Stadtidentität Ingolstadt

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Identität und Geschichte

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1. Die ADN von Ingolstadt: siehe meine Broschüre.

2. Ingolstadt: Geistesgeschichte als Identifikationsangebot. Posted on 12. Dezember 2015 by jeanpol | Bearbeiten

Fassung: 03.01.2016

Resume: Gegenwärtig erleben wir einen Zustrom an neuen Bürgern in Ingolstadt. Zur Konstruktion der eigenen Identität spielt der Wohnort eine bedeutsame Rolle. Welches Angebot hält Ingolstadt den Ankömmlingen als Baustein bereit? Auf Anhieb fällt Audi ein. In dem Beitrag wird die Geistesgeschichte als weiteres Angebot vorgeschlagen.

1. Die Konstruktion einer stabilen Identität als Grundbedürfnis

Nimmt man ein modernes anthropologisches Konstrukt als Grundlage, so stellt man fest, dass die Kontrolle, also das Gefühl, die eigene Person und das Lebensumfeld „im Griff“ zu haben, das alles überragende Grundbedürfnis des Menschen ist. Das Selbstbild, also die Identität, ist ein Festigkeit verleihendes Gerüst der Person, vorausgesetzt, diese Identität ist stabil. Das Selbstbild setzt sich aus vielen Teilen zusammen, darunter die soziale Herkunft, die Ausbildung, der Beruf, die Familiensituation und auch der Wohnort.

2. Der Wohnort als Teil der Identität

Ich wurde in Paris geboren und dort sozialisiert. Von Kindheit an prägte mich diese Tatsache, die ich dem Zufall verdankte, mein Selbstbild. Pariser sind schnell und lustig und legen Wert auf gute Kleidung. So wurde es mir kommuniziert und so sollte ich auch sein, wenn ich ankommen wollte. Ferner war Paris die Hauptstadt eines „wichtigen“ Landes und Paris hatte eine bedeutsame und weltbekannte Geschichte. Zusätzlich zu meinen individuellen Eigenschaften war ich also Pariser, mit allen den Parisern zugeordneten Merkmalen. Das war meine Identität. Das gab mir Stabilität und Stärke. Was gibt den Ingolstädtern Stabilität und Stärke?

3. Das Ingolstädter Identitätsangebot

„Zeitreise durch die Stadtgeschichte – Historiker Tobias Schönauer und Architekt Joachim Hägel zeigen die Entwicklung Ingolstadts hin zum Industriestandort auf“ Aus: Donaukurier Nr.287, Samstag/Sonntag, 12/13. Dezember 2015, Seite 29

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4. Stolz auf die Universität und die Geistesgeschichte

Natürlich ist Ingolstadt mit seiner rasanten wirtschaftlichen Entwicklung und seiner Stellung in den Rankings ein Ort, der das Selbstwertgefühl der Einwohner stärkt. Wir wohnen in einer aktuell spannenden Stadt und auch die Zukunft verspricht, aufregend zu sein. Weniger bekannt ist unsere Geistesgeschichte und die Tatsache, dass seit 1392 bis heute hervorragende Persönlichkeiten in Ingolstadt gewirkt haben und von da aus in Bayern und weit darüber hinaus starke Impulse gegeben haben. Dass es nicht bekannt ist, ist schade, denn eine intensivere Beschäftigung mit diesen Gestalten und den mit ihnen verbundenen Ereignissen könnten weitere Bausteine zum Aufbau einer positiven Ingolstädter Identität liefern.

5. Acht Abteilungen mit Persönlichkeiten, die zur Identifikation einladen.

Gestützt auf Dieter Dörner (1983) lässt sich über erfolgreiche Problemlöser feststellen, dass sie in hohem Maße exploratives Verhalten aufweisen. Sie sind tatkräftig, innovativ, versuchen, über sich hinauszuwachsen. Sie wissen, wie man andere Menschen begeistern kann, indem man ihnen Möglichkeiten eröffnet, sich selbst zu verwirklichen. Sie sind vernetzungskompetent und netzsensibel. Und sie arbeiten meist sehr hart. In Ingolstadt haben im Laufe der Jahrhunderte viele solcher Persönlichkeiten gelebt. Sie wurden nicht alle positiv von der Nachwelt bewertet, aber eines verbindet sie alle: sie haben die Geschichte der Stadt und des Landes Bayern, teilweise auch Deutschlands geprägt. Man kann sie Epochen zuordnen: dem Mittelalter, der Renaissance (Humanismus, Reformation, Gegenreformation), dem Barock, der Aufklärung.

Abteilung 1:

Landesteilung und die Zeit Ludwigs des Gebarteten

Stephan der Kneissel – Isabeau de Bavière – Ludwig der Bucklige – Münster – Pfründnerhaus

Fokus auf Ludwig den Gebarteten

Eigenschaften: Exploratives Verhalten, überdimensionierter Ehrgeiz, Kreativität, Organisationstalent, Hartnäckigkeit, Arbeitswut, Wunsch, über sich hinauszuwachsen


Abteilung 2.

Die Zeit des Humanismus (1)

Universität, Conrad Celtis, Aventin, Peter Apian, Philipp Apian, Albrecht V

Fokus auf Peter Apian

Eigenschaften:

Naturwissenschaftliches Genie, überdimensionierter Ehrgeiz, Arbeitswut, Griff nach den Sternen

Abteilung 3.

Die Zeit des Humanismus (2)

Buchdruck. Kartographie.

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Fokus auf Philipp Apian

Eigenschaften:

Arbeitswut, naturwissenschaftliches Genie, moralische Integrität bis zur Selbstaufgabe, Hartnäckigkeit, Exploratives Verhalten

Abteilung 4.

Reformation – Gegenreformation:

Seehofer – Argula von Grumbach – Johannes Eck

Fokus auf Johannes Eck

Eigenschaften: Arbeitswut, Besessenheit, Verfolgen einer Idee bis zum Äußersten, Rhetorische Begabung

Abteilung 5.

Jesuiten in Ingolstadt:

Petrus Canisius – Missionare – Wissenschaftler – Jesuistentheater – Maximilian I

Fokus auf die Jesuiten als Missionare

Eigenschaften:

Arbeitswut, exploratives Verhalten, Multibegabungen, Altruismus

Abteilung 6:

Aufklärung:

Ickstatt – Weishaupt (Illuminaten)

Fokus auf Ickstatt

Eigenschaften:

Rationales Denken, Organisationstalent, Ausgewogenheit beim Verfolgen seiner Ziele, Hartnäckigkeit

Abteilung 7

Landesfestung:

Streiter, Becker, Leo von Klenze – Kulturleben in der Garnisonstadt

Fokus auf Schafhäutl

Eigenschaften:

Universalgenie, Liebe zu Ingolstadt, Arbeitswut, Altruismus

Abteilung 8.

Tradition und Zukunft

  • Hochschulen als Fortsetzung der Universität –
  • Audi (Ingenieure/Architekten) als Fortsetzung der Landesfestung (Ingenieure/Architekten)

Fokus auf Peter Schnell

Eigenschaften:

Bürgernähe, hoher Arbeitseinsatz, Durchsetzungskraft, Entscheidungsstark, Vorausschauend

http://www.kulturkanal-ingolstadt.de/Podcast/P20160214/Gesprach-mit-Alt-OB-Peter-Schnell-uber-Kultur-in-IN

Fazit: Die Geschichte von Ingolstadt bietet eine große Anzahl von herausragenden Persönlichkeiten, die ihren Stempel auch im Stadtbild hinterlassen haben. Sie waren nicht nur für Ingolstadt sondern auch für Bayern und Deutschland von Bedeutung, durch die unterschiedlichen Epochen der Geistesgeschichte durch. Ein großes Reservoire an Identifikationsfiguren!

Detailliertere Ausführungen zur Ingolstädter Geschichte: https://jeanpol.wordpress.com/2015/02/09/ingolstadts-bedeutung-fur-die-geistesgeschichte/

Positive Psychologie und Ingolstadt

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Agnes Krumwiede

Jean-Pol Martin: Letztes Jahr haben wir - mit maximalem Einsatz seitens des Flüchtlingsrates Bayern, von LARA, der Linken und von uns Grünen u.a.- die Aktionswochen gegen Abschiebelager organisiert. Mit einer Fotoausstellung im Grünen Büro, Vorträgen (u.a. auch im Ratschhaus dank Veronika Peters) , und einer Demo. Der DK berichtete ausführlich. Die Resonanz unter den IngolstädterInnen hätte größer sein können. Das allerdings ist relativ und ich behaupte: Wenn wir das selbe dieses Jahr nochmal organisieren würden, wäre es nicht anders. Die Bayerischen Grünen haben den (federführend von mir😉) verfassten Antrag u.a. zur Abschaffung der Transitzentren einstimmig verabschiedet: https://gruene-oberbayern.de/2017/10/11/fluechtlingspolitik-antrag-aus-oberbayern-einstimmig-auf-landesebene-beschlossen/

Aber: Was nützen Anträge auf einem Parteitag?!

Kurz: Ich weiß auf Deine Frage keine Antwort. Ich weiß nur: Verantwortlich für diese zunehmend KZ-ähnlichen Zustände ist die CSU. Das dürfen wir der CSU nicht durchgehen lassen. Offenbar sind CSU-Strategen davon überzeugt, dass bescheidene Umfragewerte und das miese Ergebnis bei der BT-Wahl damit begründet werden können, dass die CSU zu wenig nach rechts gerückt ist. Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall: http://www.agnes-krumwiede.de/startseite/artikel/77bb4e487ef11983d623f27b68fc152e/klare-kante-gegen-rechts.html

Innovation

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Gestützt auf die Neuen Menschenrechte soll versucht werden, in kleinen Gesprächen den Stadträten der CSU bewusst zu machen, wie sehr wir diese Rechte der abgeschobenen Asylante verletzen und wir sehr diese leiden. Damit bereiten wir uns für die Zukunft eine Menge Probleme (also kein moralisches Thema). Wenn man also bei Zuhilfenahme der 6 Artikel zeigen könnte, dass wir einige Leiden minimieren könnten, würden wir möglicherweise diese CSU-Leute überzeugen können, entsprechende Massnahmen zu treffen.

Haushaltsrede von Christian Lange im Ingolstädter Stadtrat 05.12.2017

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Christian Lange, Fraktionsvorsitzender der Bürgergemeinschaft Ingolstadt im Stadtrat von Ingolstadt

Ingolstadt, 5. Dezember 2017

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Kollegen,

bevor ich Ihnen ein paar Gedanken und Analysen zum abgelaufenen Jahr mit einem Ausblick auf die zukünftige Ingolstädter Kommunalpolitik darstelle, möchte ich auch in diesem Jahr zu Beginn meiner Rede den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und aller Tochterunternehmen der Stadt Ingolstadt danken. In diesem Jahr gilt allen Mitarbeitern der Verwaltung unser Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Auskunftsbereitschaft im abgelaufenen Jahr. Die erfolgreiche Arbeit einer Fraktion im Stadtrat ist nur dann möglich, wenn die gewünschten Informationen schnell und unkompliziert zu bekommen sind und die gestellten Fragen und Fragenkataloge ebenso schnell und detailliert beantwortet werden. All das haben wir im abgelaufenen Jahr erleben dürfen und dafür möchten wir den Mitarbeitern aller Ämter und Referate und auch den Mitarbeitern der Tochtergesellschaften und der kommunalen Unternehmen danken.

Im Sinne der notwendigen Transparenz, die für eine erfolgreiche Kommunalpolitik erforderlich ist, ist die Kommunikation zwischen dem Stadtrat und den Ämtern der Stadt die wichtigste Säule für den gemeinsamen Erfolg der Kommune. Dabei darf Kommunikation mit den Mitarbeitern der Verwaltung kein Privileg einzelner Fraktionen oder Stadträte sein. Partner und Gesprächspartner für alle Mitarbeiter der Verwaltung ist jede einzelne Stadträtin und jeder einzelne Stadtrat. Die Verwaltung hat uns erneut einen Rekordhaushalt vorgelegt und wir können davon ausgehen, dass wir auch in den nächsten Jahren ausreichende Steuereinnahmen haben werden, um all die wichtigen Aufgaben für unsere Stadt vorantreiben und auch erledigen zu können. Den im Haushalt gesetzten Schwerpunkt hinsichtlich der Ausgaben für Schulen und Kindertageseinrichtungen begrüßen wir. Eine Stadt, die beimWachstum ein solches Tempo vorlegt wie in Ingolstadt, muss alles dafür tun, sich auf die nächsten Jahrzehnte – also auf die Zukunft – vorzubereiten. Auch wenn wir nicht genau wissen, wie sich das Wachstum unserer Stadt tatsächlich weiterentwickelt, müssen wir aufgrund der heute vorliegenden Prognosen davon ausgehen, dass das Wachstum unserer Stadt im gleichen Maße auch in den nächsten Jahren anhält. Bewusst sage ich „müssen“. Denn Ingolstadts Wachstum und die sich daraus ergebenden Herausforderungen für die Kommunalpolitik und für alle Menschen in unserer Stadt, haben ein Niveau erreicht, das einem auch Sorgen bereiten kann. Diese Sorgen, die viele Menschen in unserer Stadt artikulieren, müssen wir auch ernst nehmen. Dazu gehört auch eine Investitionsplanung, bei der die Menschen spüren, dass wir Neues schaffen wollen und genauso dem Erhalt der Infrastruktur in unserer Stadt höchste Priorität einräumen. Die Menschen wollen sich in unserer Stadt sicher fühlen, sie wollen sich darauf verlassen, dass wir ihre Bedürfnisse kennen und auch ernst nehmen. Als Stadtrat sind wir ein Kollegialorgan, welches die Verantwortung dafür trägt, dass alle Menschen in unserer Stadt – und ich betone: ALLE – mitgenommen werden, ihre Bedürfnisse durch die Kommunalpolitik soweit wie möglich befriedigt werden und dass vor allen Dingen keiner in unserer Stadt vergessen und abgehängt wird.

Seit einigen Monaten arbeite ich mit Professor Jean-Pol Martin zusammen, der sich seit Jahrzehnten mit der Fragestellung beschäftigt, was Menschen glücklich macht –er betreibt also Glücksforschung. Da mich diese Zusammenarbeit immer mehr fasziniert und ich diese Frage für die Kommunalpolitik inzwischen als Kernfrage erachte, möchte ich meine diesjährige Haushaltsrede unter die Überschrift „Kommunalpolitik und ihre Verantwortung für das Glück der Menschen“ stellen. Das bedeutet, dass ich mich heute aus Sicht der Bürger mit deren Bedürfnissen und Erwartungen an uns Kommunalpolitiker, also mit der Stadtpolitik der Zukunft für Ingolstadt beschäftigen werde.

Der bereits erwähnte Professor Jean-Pol Martin, den viele von Ihnen sicherlich kennen, hat in seinen jahrelangen Forschungen eine neue Menschenrechts– Systematik entwickelt, die – wovon ich inzwischen überzeugt bin – für alle Ebenen der Politik funktioniert und auch angewendet werden sollte. Diese neue Systematik garantiert, dass Politik sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Prof. Martin hat seine neuen Menschenrechte in sechs Artikeln gegliedert und kurz und prägnant formuliert – diese lauten:

1. Zentrales Grundbedürfnis der Menschen ist das Denken und alle haben das Recht, sämtliche Informationen, die sie wünschen, zu erhalten.

2. Alle Menschen haben ein Recht auf Gesundheit.

3. Alle Menschen haben ein Recht auf Strukturen, die Sicherheit für alle Lebewesen und die Natur garantieren.

4. Alle Menschen haben ein Recht auf soziale Einbindung.

5. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die es jedem Menschen ermöglichen, sich selbst in den vorgegebenen Strukturen zu entfalten und an der Gestaltung und Weiterentwicklung dieser Strukturen aktiv teilzunehmen.

6. Alle Menschen sollen ihr Leben als sinnvoll und befriedigend empfinden.

Nun stellt sich für mich die Frage, was wir in der Kommunalpolitik unserer Stadt tun können, um die mit diesen Menschenrechten gesetzten Ziele zu erreichen. Dabei erscheint es mir sinnvoll, einen Blick auf die vergangenen Jahre zu richten, diese Erfahrungen zu analysieren und daraus für die Zukunft geeignete Strukturen in unserer Stadt zu entwickeln.

1. Das Recht auf Denken

Wir haben in Ingolstadt seit 2011 eine Informationsfreiheitssatzung und immer mehr laden wir die Bürger ein, sich an Entscheidungsund Planungsprozessen zu beteiligen. In diesem Sommer erst haben wir im Stadtrat eine Leitlinie verabschiedet, in der wir die Bürgerbeteiligung strukturieren und organisieren. Dennoch gibt es immer noch viele Menschen in unserer Stadt, die das Gefühl nicht loswerden, dass wir als Stadtrat ihnen immer noch nicht genug Raum geben, sich zu informieren und zu beteiligen. Es gibt viele Menschen in unserer Stadt, die das Gefühl haben, das viele Entscheidungen und Prozesse, die zu diesen Entscheidungen führen, viel zu intransparent sind. Wohl gemerkt will nicht jeder Mensch unserer Stadt an Planung und Entscheidungsprozessen dieser Stadt teilhaben. Aber denen, die teilhaben wollen, müssen wir bestmögliche Bedingungen für diese Teilhabe in unserer Stadt bieten. Das sind die Menschen, die denken wollen, die Informationen von uns haben wollen und die verstehen uns nachvollziehen wollen, wie diese Stadt arbeitet. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren auch einen Video-Livestream aus dem Stadtrat von Ingolstadt haben werden, dass wird die öffentlichen Protokolle aller Gremien des Stadtrats und auch der Bezirksausschüsse veröffentlichen werden, und dass wir auch die Tagesordnung der nichtöffentlichen Sitzungen den Menschen zur Kenntnis geben werden. Dann schaffen wir die richtigen Strukturen für alle Menschen in Ingolstadt, die gewünschten Informationen zu erhalten, mitdenken zu können, und damit auch Entscheidungen in unserer Stadt beeinflussen zu können.

2. Das Recht auf Gesundheit

Zum Recht auf Gesundheit gehört die Möglichkeit der Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse der Menschen – wie zum Beispiel der Zugang zu ausreichend Lebensmitteln und Wohnraum oder zu einem optimalen Gesundheitssystem. Für viele Menschen in westlichen Gesellschaften nie ein Thema. Hierher gehört auch der Natur und der Umwelt die notwendigen Strukturen zu schaffen, sie zu schützen, zu pflegen und zu erhalten. Wir haben in den letzten Jahren in unserer Stadt in zwei wichtigen Bereichen eine Verschlechterung der Strukturen für viele Menschen erleben müssen. Einerseits ist das Vorhandensein von bezahlbarem Wohnraum, damit die Menschen ein angemessenes Dach über dem Kopf haben, in Ingolstadt nicht mehr selbstverständlich und andererseits haben die Diskussionen um die Klinikumsaffäre zu einer Verunsicherung bei den Menschen in Bezug auf das Niveau der medizinischen Versorgung durch das Klinikum in unserer Stadt und der Region geführt. Diese beiden Themen müssen wir schnellstmöglich in den Griff bekommen, wenn wir den Menschen in Ingolstadt und in der Umgebung das Gefühl geben wollen, dass sie hier gesund leben können. Ein dritter Punkt ist, dass unsere Natur in Ingolstadt erhalten bleiben muss. Wir sind eine sehr grüne Stadt, wenn man Luftbilder von Ingolstadt sieht. Diese grünen Lungen mitten in unserer Stadt sollten für uns als Stadtrat unverrückbar sein und wir sollten alle erkennen, dass es ohne diese Natur bei uns in Ingolstadt bei weitem nicht so lebenswert wäre, wie es heute ist. Dies zu erhalten ist eine der wichtigen Aufgaben des Stadtrates. Deswegen müssen wir darauf achten, dass weitere Bebauungen auch im zweiten Grünring in Zukunft vermieden werden. Das Baugebiet an der Haunwöhrer Straße muss eine einmalige Verfehlung dieses Stadtrats bleiben. Die Diskussion um den Nationalpark Donauauen hilft uns sicherlich, wenn es um den Erhalt der Natur auf unserem Stadtgebiet geht. Grenzen und notwendige Begrenzungen eines Nationalparks sehe ich persönlich dort, wo die Menschen zu sehr unter einem solchen Nationalpark leiden würden. Leiden im Sinne der Einschränkungen ihrer Eigentumsrechte zum Beispiel an landwirtschaftlichen Flächen und Leiden im Sinne der Verhinderung des notwendigen Ausbaus der Infrastruktur unserer Stadt – diese Skepsis an der Idee des Nationalparks bezieht sich insbesondere auf den Ausbau der Infrastruktur oder die Ausweisung von Baugebieten.

3. Das Recht auf Sicherheit

Zurzeit erleben wir in Ingolstadt – ähnlich wie in vielen anderen Kommunen Deutschlands und sogar Europas – eine zunehmende Verunsicherung der Menschen durch die stattfindende Zuwanderung in unser Land. Die Ursachen für die Zuwanderung sind vielfältig, können aber von uns aus Ingolstadt heraus nicht beeinflusst werden. Die durch den Bund und den Freistaat Bayern vorgegebenen Vorgehensweisen können wir ebenfalls nicht beeinflussen. Was wir tun können als Kommunalpolitiker ist dafür zu werben, dass unsere Stadtgesellschaft offen für jeden Menschen ist, dass der Umgang mit anderen Kulturen erlernbar ist und andere Kulturen eine Bereicherung auch für diese Stadtgesellschaft sind. Ich selbst habe einige Jahre im Ausland – selbstverständlich unter ganz anderen Voraussetzungen wie Flüchtlinge oder Asylbewerber – gelebt. Heute gebe ich oft jungen Menschen Trainings zur Steigerung ihrer interkulturellen Kompetenz und ich trainiere und arbeite mit Flüchtlingen, um diesen unsere Kultur näher zu bringen. Auf beiden Seiten gibt es Menschen, die sich schwer damit tun, sich an andere Kulturen zu gewöhnen. In der Kommunalpolitik sollte unser oberstes Ziel sein, dass wir die Menschen zueinander bringen, dass wir ihnen Gelegenheiten geben, sich kennen zu lernen und sich respektieren zu lernen. Aber die Situation in Ingolstadt hat sich in diesem Jahr verändert. Eine Ursache sehe ich darin, dass es eine falsche Entscheidung war, Ingolstadt als Standort für eine zentrale Unterbringung von Flüchtlingen mit geringen Chancen auf Anerkennung als Asylbewerber, einzurichten. Aber vor dem Hintergrund der damals bekannten und notwendigen schnellen Reaktionen auf die weltweite Flüchtlingskrise, was es damals richtig, diese Entscheidung zu treffen. Nun ist es Aufgabe des Stadtrates durch die Schaffung von Strukturen dem Zusammenleben der Menschen in Ingolstadt wieder eine menschlichere Basis zu geben. Deswegen plädieren wir dafür, die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Ingolstadt wieder auszubauen. Dann können bestimmt auch die sich häufenden Auseinandersetzungen in den Unterkünften beendet werden. Für mich ist klar, dass alle zukünftigen Generationen in Europa Zuwanderung als selbstverständlich betrachten müssen, weil sich die Situation unseres Planeten an anderer Stelle, auf anderen Kontinenten, weiterhin dramatisch verschlechtern wird. Deswegen sollten auch wir in Ingolstadt Strukturen schaffen, die es Flüchtlingen und Asylbewerbern ermöglichen, am Leben in unserer Stadt teilzuhaben und hier – vielleicht für immer, vielleicht auch nur für eine bestimmte Zeit – Sicherheit, Arbeit und menschenwürdige Umstände zu finden. Wir sollten gerade den Mittelstand in unserer Stadt unterstützen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Flüchtlingrn und Asylbewerbern Arbeit und Ausbildung anzubieten. Eine Leistung, die wir gar nicht hoch genug einschätzen können. Sicherheit schafft der Stadtrat von Ingolstadt am ehesten dadurch, dass er eine Infrastruktur, eine Wohnungsmarktsituation und eine Stadt-Kultur schafft, durch die mit den Ressourcen unserer Stadt schonend und vorsichtig umgegangen wird. Eine Struktur, die allen Menschen in unserer Stadt das Gefühl gibt, dass wir als Stadtrat das Wohl aller Menschen und aller Lebewesen sowie der gesamten Natur als wichtigstes Ziel definieren.

4. Das Recht auf soziale Einbindung

Auch dieses Recht gilt selbstverständlich für alle Menschen in unserer Stadt. Auch für die, die durch Flucht und Vertreibung in den letzten Monaten und Jahren den Weg nach Ingolstadt gefunden haben. Auch für die, die durch bedenkliche Beschäftigungspraktiken wie der sogenannten Arbeitnehmerüberlassung, der geringfügigen Beschäftigung oder der Werkvertrags-Beschäftigung zu den Geringverdienern in unserer Stadt gehören. Der Stadtrat muss es sich zur Aufgabe machen, dass so viele Menschen wie möglich am gesellschaftlichen Leben in dieser Stadt teilnehmen können. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft in unserer Stadt erleben werden, dass der öffentliche Personennahverkehr deutlich günstiger oder gar ganz ohne Entgelte angeboten werden kann. Ich bin dankbar für alle Initiativen, die bereits ergriffen wurden zur sozialen Einbindung. Das Café International des Stadttheaters ist eine der Einrichtungen, die die Aufgabe der Integration und der sozialen Einbindung beherzt angenommen haben. In den Stadtteilen der sozialen Stadt haben die Stadtteiltreffs wichtige Strukturen geschaffen, um allen Menschen unmittelbar vor der Haustür in diesen Stadtteilen Möglichkeiten der sozialen Einbindung anzubieten. Die Menschen nehmen diese Angebote gerne an, was beweist, dass dies der richtige Weg ist. Diesen Weg müssen wir mit allen Menschen gehen, es ist daher Aufgabe des Stadtrates, weitere Angebote und Strukturen zur sozialen Einbindung zu schaffen, hierzu zählen für mich zum Beispiel auch Jugend- und Seniorentreffs. Wir müssen als Stadtrat auch all die Vereine unterstützen, die sich der Aufgabe der sozialen Einbindung durch ihre Angebote verpflichtet fühlen. Sportvereine, der Stadtjugendring, soziale Vereine und andere übernehmen in diesem Bereich ehrenamtlich eine Aufgabe, die unsere gesamte Stadtgesellschaft verpflichtet. Deshalb sollten aus meiner Sicht Kürzungen oder überhaupt das Ansinnen solcher Kürzungen für diese Vereine und Gruppierungen der Vergangenheit angehören. Selbst wenn es sich um sogenannte freiwillige Aufgaben unserer Stadt handelt – wir können es den Menschen, die sich da ehrenamtlich in den verschiedensten Positionen engagieren gar nicht hoch genug anrechnen, welche Leistungen sie für unsere Stadtgesellschaft erbringen.

5. Selbstverwirklichung und Partizipation

Dieser vorletzte Punkt der Idee von neuen Menschrechten durch Prof. Martin, ist gerade auf der kommunalen Ebene von größter Bedeutung, wenn wir über die Partizipation der Menschen reden. Ziel sollte sein, dass Menschen sich in den sie umgebenden Strukturen selbst einbringen und an der Weiterentwicklung teilhaben. Beim ersten Punkt habe ich schon über die Partizipation gesprochen. Deshalb ist es hier jetzt ausreichend noch einmal auf unser neues Leitbild zu Bürgerbeteiligung zu verweisen. Dieses Leitbild sollten wir im nächsten Jahr mit Leben erfüllen und aktiv gemeinsam mit möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern weiterentwickeln. Der Bürgerbeteiligungsprozess beim Neubau der Kammerspiele ist ein gutes Beispiel, wie sich die Stadt auf die Bürger zubewegen kann. Uns als Stadtrat sollte daran gelegen sein, dass ein solcher Prozess des Auf-die-Bürger-Zubewegens eine Selbstverständlichkeit wird. Die Stadtverwaltung und damit auch der Stadtrat sind keine geschlossenen Zirkel. Im Gegenteil wir sind vom Volk für eine bestimmte Zeit als Volksvertreter gewählt und die Menschen, die wir vertreten, haben einen Anspruch auf Transparenz. So viel Transparenz wie möglich. Aus all diesen Visionen ergibt sich für uns als Stadtrat die Möglichkeit durch die von uns aufgebauten Strukturen Glück für die Menschen in unserer Stadt zu schaffen. Damit erreichen wir auch das letzte und sechste Ziel dieser neuen Menschenrechte: wir geben den Menschen für ihr Leben in unserer Stadt einen Sinn.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!