Kontrastive Syntax Deutsch-Englisch: Finitheit und Positionen des finiten Verbs

Das finite Verb und die Verb-Zweit-Position

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Im deutschen Hauptsatz steht das finite Verb in einer Position, die traditionell als die linke Satzkklammer bezeichnet wird. Für eine Darstellung des V2-Satzes in seinen Grundzügen siehe auch w:V2-Stellung.

Das finite Verb im Satzinneren (Einleitung)

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Der Unterschied zwischen finiten Verben und infiniten Verben

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Finite Verbformen
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Finite Verbformen sind im Hinblick auf die spezifischen verbalen Flexionsdimensionen Tempus und Modus bestimmt und variieren darüber hinaus nach Person und Numerus. Person und Numerus des finiten Verbs sind durch das Subjekt des Satzes bestimmt, d.h. grammatisch festgelegt. Sie dienen damit zur Verdeutlichung der syntaktischen Struktur des Satzes. Das Tempus (Zeit) und der Modus (Aussageweise) des finiten Verbs haben eine selbstständige semantische Funktion. Sie tragen zur zeitlichen Einordnung des beschriebenen Geschehens und zum Wirklichkeitsbezug oder Wahrheitsanspruch der Äußerung bei.[1]

Infinite Kategorien
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Traditionell werden fünf einfache infinite Verbformen unterschieden: der reine Infinitiv, zu-Infinitiv, Partizip I, Partizip II, zu-Partizip.[2]

Beispiel:

reiner Infinitive geben zu-Infinitiv zu geben
reines Partizip I gebend Partizip II gegeben
zu-Partizip zu gebend
Unterschied zwischen finiten Verben und infiniten Verben
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Finite Verbformen drücken alle fünf grammatische Kategorien aus, die Person, den Numerus, das Genus, den Modus und den Tempus. Infinite Verbformen drücken die Kategorien der Person und des Numerus sowie des Modus nicht aus. Traditionell bezeichnet man diese Verbformen oft als „nicht konjugiert“.[3] — Allerdings sind auch die Infinitivformen Teil der Flexion eines Verbs, so dass in einem weiteren Sinn auch hier von Konjugation gesprochen werden kann (siehe auch w:Deutsche Grammatik#Bildung von Wortformen: Konjugation).

Die Positionen von finiten Verben

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Deutsch: V1, V2, VE
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In deutschen Sätzen können finite Verben drei Stellungen haben, nämlich V2, V1 und VE.

  • Form: V2 = Verbzweitsatz

Satztyp: Aussagesatz (traditionell: "Kernsatz")

 Beispiel: Sie macht den Mund nicht auf. (V2)
  • Form: V1 = Verberstsatz

Satztyp: Fragesatz (Entscheidungsfrage) (traditionell: "Stirnsatz")

 Beispiel: Macht sie den Mund nicht auf? (V1)
  • Form: VE = Verb-End-Satz

Satztyp: Nebensatz mit Konjunktion (traditionell: "Spannsatz")

 Beispiel: …weil sie den Mund nicht aufmacht. (VE)
Englisch
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Es gibt vereinzelt Satzformen, die wie V2 aussehen, aber nur in speziellen Fällen.

 Beispiel:
 
 a) What will you buy? (W-Fragesatz)
    Was wirst du kaufen?

 
 b) Never will she know. (vereinzelte Fälle von „Inversion“) 
    Nie wird sie wissen.

Aber V2-Stellung besteht nicht in allen Situationen.

 Beispiel:
 
 Tomorrow I will go to school.
 Morgen ich werde gehen zu Schule.

Finites Verb im Strukturbaum — vP, V-Projektion, I-domain, C-domain

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  • vP

Ziel der kurzen Verb-Bewegung ist hier eine extra Kategorie “v", die auch das Subjekt einführt und unabhängig vorliegt (ähnlich wie C im vorigen Baum).


  • V-Projektion

In V-Projektion sind Verb und Argumente des Verbs gesetzt.


  • I-domain

I° verlangt ein V und eine DP jew. mit Merkmal der Flexion, also die Merkmale für Person, Numerus und Tempus; Das Subjekt steht in der Position Specifier.


  • C-domain

C-domain selegiert Eigenschaften wie [± wh]; Satzmodus (Interrogative, Deklarative, Imperative); Informationsstruktur (Topik, Fokus)

Daten (Negation, Hilfsverb, Modalverb, Vollverb)

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Negation

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Negation ist eine vielschichtige Angelegenheit. Hier wird nur Negation als Erscheinung der Syntax behandelt.

Im Englischen kann die Negation nur vor einem nicht-finiten Verb oder vor einem Adjektiv stehen. Um die Negation zu analysieren wird hier eine NegP eingeführt, das Negationswort not wird als Kopf dieser Phrase aufgefasst.

 Beispiel: 
 
 a) * John not left early.
     John nicht ging früh.
 
 b) * John left not early.
     John ging nicht früh.
 
 c) John will not leave early.
    John wird nicht gehen früh.
 
 d) John seems not sad.
    John scheint nicht traurig.
 
 c)
                    IP
                  /    \
                 DP     I'
                John  /    \
                    I      NegP
                    /       /  \
                  will    Neg°  VP
                          not   / \ 
                                V  AdvP
                              leave early
 d)
                    IP
                  /    \
                 DP     I'
                John  /   \
                    I     VP
                   --    /  \
                        V     NegP
                    seems    /  \  
                          Neg°   AdjP
                          not   sad
(Das Verb seem verhält sich wie ein Vollverb und bewegt sich nciht nach I°, die Negation in diesem Beispiel muss daher am Adjektv stehen, statt eine Satznegation zu sein).
 

Wenn wir annehmen, dass den nicht-finiten Verbformen das Merkmal [-FINIT] gemeinsam ist, lassen sich die möglichen Positionen für die Negation in a-c dadurch beschreiben, dass die Negation ein Kopfmerkmal [*-FINIT*] hat. Der Fall d wäre gesondert zu behandeln, dieser spielt für das Folgende jedoch keine Rolle.[4]

Im Deutschen steht die Negationspartikel nicht meist zwischen Thema und Rhema, am linken Rand ihres Fokus. Für eine Analyse der Stellung von nicht im Rahmen des topologischen Modells[5] gibt es einige Besonderheiten der Stellung zu berücksichtigen.

  • In Verberst- und Verbzweitsätzen wird das finite Verb in die linke Satzklammer gesetzt. Die Negation behält dabei ihre Stellung im Mittelfeld und kann auf diese Weise ganz ans Satzende rücken. Die Negation steht nie zwischen Vorfeld und linker Satzklammer. Bei Sätzen mit komplexen Prädikaten steht nicht vor den Prädikatsteilen der rechten Satzklammer.
 Beispiel:

 a) (Ich hoffe,…) dass Anna das Buch nicht liest.
 
 b) Anna liest das Buch nicht.
 
 c) *Anna nicht liest das Buch.
 
 d) (Ich glaube,…) dass Anna das Buch nicht lesen will.
  • Wenn der Fokus der Negation das Prädikat umfasst, sind (a)adverbiale und (b)prädikative Ergänzungen gewöhnlich mit inbegriffen. Die Negationspartikel nicht steht dann vor diesen Satzgliedern.
 Beispiel: 
 
 a) Die Goldkette befand sich nicht im Tresor. Otto hat das Buch nicht auf den Tisch gelegt. Die Gäste haben sich leider nicht anständig benommen.
 
 b) Der Gärtner war nicht der Mörder. Zum Glück bin ich nicht krank geworden.
  • Wenn nur ein Element innerhalb eines Satzgliedes Fokus der Negation ist, kann die Negationspartikel oft nicht unmittelbar vor dieses Element gestellt werden; sie steht dann vor dem ganzen Satzglied.
 Beispiel:  
 
 a) Sie steht nicht vor dem Haus.
 
 b) * Sie steht vor nicht dem Haus.
  • Die Negation nicht hat gewöhnlich den Status einer Partikel und kann daher nicht allein das Vorfeld besetzen (a), sondern nur zusammen mit einem Satzglied (b).
 Beispiel:
 
 a) *Nicht brachte Anna das Buch.
 
 b) Nicht Anna brachte das Buch.


Vergleich:

Die Stellung der deutschen Negationspartikel nicht ist flexibler als die der englischen Negationspartikel not.

Hilfsverben

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Hilfsverben (auch Auxiliare genannt) werden zur Bildung von bestimmten Tempus- und Modusformen und zur Bildung der Passivformen eingesetzt.

Englische Hilfsverben, die finit oder infinit sein könnten, wie have, be können so analysiert werden, dass sie sich nach I bewegen um die finiten Merkmale zu erwerben oder „zu überprüfen“.[6]

Beispiel:
 
 They have gone away.
 Sie haben gegangen weg. 
                    IP
                  /    \
                 DP     I'
                They  /    \
                     I       VP
                    /   \   /   \
                   Vi   I   V   VP
                  have  ∅  ti gone away 

Do-support: Die nicht-einbettbaren Auxiliare, also do und die Modalverben, nehmen schon im Lexikon ein Finitheitsmerkmal an, das nur von der I-Position gecheckt werden kann. Dies würde bedeuten, dass man diese Auxiliare innerhalb einer VP generieren kann, um sie dann nach I zu bewegen. Ein bedeutungsleeres Hilfsverb "do" erscheint vor der Negation, wenn sonst kein Hilfsverb da ist. Die Negation ist ein Kopf. Sie verschmilzt auch mit I-Auxiliaren: do / doesn’t, will / won't etc.

 Beispiel: 
 
 John did not leave early.
 John  PAST   nicht gehen früh. 
                    IP
                  /    \
                 DP     I'
                John  /    \
                     I       VP
                    /   \   /  \
                   Vi   I   V  VP
                 did not leave early


Deutsche Hilfsverben, wie haben und sein, können finit oder infinit sein. Sie stehen in der linken Satzklammer oder in der rechten Satzklammer.

 Beispiel: 
 
 a) Sie werden dieses Phänomen untersuchen.
 
 b) They will investigate this phenomenon.
 a)
                    VP
                  /    \
                 DP     V'
                Sie   /   \
                    V°    VP
             werden(i)   /  \
                        DP  V'
           dieses Phänomen /  \
                           V   V°
                  untersuchen  ti
 b)  
                    IP
                  /    \
                 DP     I'
                They  /    \
                      I°    VP
                   will    /  \
                          V°  DP
                investigate this phenomenon 

Im Strukturbaum von Satz a) verbindet sich das infinite Verb untersuchen mit dem finiten Hilfsverb werden auf der niedrigsten Ebene. Im Strukturbaum von Satz b) verbindet sich das infinite Verb investigate zuerst mit dem Argument, nämlich DP this phenomenon, so wird eine VP hergestellt; Dann wird diese VP mit dem finiten Hilfsverb will, nämlich I°, verbunden.


Vergleich:

In deutschen Sätzen steht das finite Hilfsverb in V°-Position, während in englischen Sätzen das finite Hilfsverb in I°-Position steht und das infinite Verb in V°-Position gestellt wird. Ob in deutschen V1- und V2-Sätzen die Bewegung von V zu I vorhanden ist, ist umstritten; das Verb endet jedenfalls in diesen Fällen in der C°-Position.

Im Deutschen gibt es kein Phänomen wie do-support.

Modalverben

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Modalverben sind diejenigen Verben, die eine Möglichkeit, Notwendigkeit, Erlaubnis, Fähigkeit u.ä. bezeichnen. Zu den Modalverben gehören im Deutschen können, dürfen, müssen, sollen, wollen, mögen. Diese Verben treten in Verbindung mit infiniten Vollverben (im reinen Infinitiv ohne zu) auf. Modalverben stellen im Englischen einen besonderen Typ von Hilfsverben dar, die keinen Infinitiv haben; im Gegensatz zu Passiv-, Perfekt-Hilfsverben (be, have), u.a.. Im Englischen können Modalverben also weder flektiert noch eingebettet werden.

 Beispiel:
 
 a) * John cans go.
      John kann gehen.
 
 b) * John does will/must/can go.
      John   -   wollen/müssen/können gehen.
 
 c) John will not leave early.
    John wird nicht verlassen früh. 
 c) 
                    IP
                  /    \
                 DP     I'
                John  /    \
                    I      NegP
                    /       /  \
                  will    Neg°  VP
                          not   / \ 
                                V  AdvP
                              leave early

Im Englischen schließen sich Modalverben und finite Flexion einerseits gegenseitig aus, andererseits kommen Modalverben nur dort vor, wo ansonsten flektierte Formen vorkommen. Daraus kann man schließen, dass es sich bei finiter Morphologie und Modalverben um dasselbe Element handelt, nämlich um die abstrakte Kategorie I.

Deutsche Modalverben haben keine derart deutliche Ausnahmestellung.

Vollverben

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Vollverben sind alle diejenigen Verben, die ohne Hilfe eines anderen Verbs das Prädikat bilden können. Vollverben heißen sie u.a. deswegen, weil sie eine eigene vollständige Semantik besitzen. Dies ist die weitaus größte Klasse von Verben. Alle übrige Arten von Verben bilden demgegenüber eine kleine, abgeschlossene Klasse.

Im Englischen ist das finite Vollverb anders als Auxiliare, innerhalb der VP. Dies ist an der Wortstellung relativ zu Adverbien wie often erkennbar. Trotzdem gilt I° als der syntaktische Ort der finiten Merkmale. Ein finites Verb in der VP scheint zulässig, solange ein finites I° direkter Nachbar von V ist. Dies ergibt sich aus der Annahme, dass nur Auxiliare in I stehen dürfen. I° muss wieder eigenständig sichtbar gemacht werden, sobald der Kontakt durch einen anderen Kopf getrennt ist.

 Beispiel:
 
 a) John loved Mary. 
    John liebte Mary.
 
 b) John did not leave.
    John - nicht verlassen

a)
                 IP
                /  \
              DP    I´
             John  /  \
                  I     VP
                -ed    / \
                       V   DP
                      love Mary  
 
 b)
                    IP
                  /    \
                 DP     I'
                John  /    \
                    I      NegP
                    /       /  \
                  did    Neg°  VP
                         not  leave

Nur finite Auxiliare können als sog. tags erscheinen. Vollverben verlangen die Verwendung von do-tags vielmehr.

 Beispiel: 
 
 You like her, do/*like you?
 Du  magst sie, -/*magst du?


Im Strukturbaum von deutschen Sätzen werde alle Argumente in VP eingesetzt, d.h. die VP enthält alle Ergänzungen, einschließlich Subjekt.

 Beispiel:  
 
 a) Baten sie mich um Hilfe?
 
 b) Sie baten mich um Hilfe.
 
 c) dass sie mich um Hilfe baten.
a)
                        CP
                       /  \ 
                  Spec C   C'
                   ∅      /  \
                        C°   VP
                  Baten(1)  / \
                         DP   V'
                        sie  /  \
                            DP   V'
                           mich /  \
                               PP   V°
                              /  \   t1 
                             P°  DP
                            um  Hilfe
b)               
                    CP
                  /    \
                 DP     C'
              Sie(2)   /   \
                     C°    VP
               baten(1)   /  \
                         DP   V'
                         t2   / \
                             DP   V'
                            mich / \
                               PP   V°
                              /  \   t1 
                             P°  DP
                            um  Hilfe
c)
                    CP
                  /    \ 
             Spec C      C'
               ∅       /   \
                     C°    VP
                   dass   /  \
                         DP   V'
                        sie  /  \
                            DP   V'
                           mich /  \
                               PP   V°
                              /  \  baten
                             P°  DP
                            um  Hilfe
             

Nach Sternefeld und Haider fehlt Evidenz für I im Deutschen, deshalb ist I° nicht die Position des finiten Vollverbs. In deutschen V1- und V2-Sätzen sollen finite Vollverben in der linken Satzklammer stehen, nämlich C°; Aber ob in deutschen V1- und V2-Sätzen die Bewegung von V zu I vorhanden ist, ist umstritten. Die Position von finiten Verben in deutschen VE-Sätzen wird im nächsten Abschnitt detailliert erklärt.


Vergleich:

In deutschen Sätzen enthält die VP auch das Subjekt, in englischen Sätzen hingegen nicht.

Im Deutschen ist die Rektionsrichtung des Verbs nach links, im Englischen nach rechts.

Im Englischen gilt I° als der syntaktische Ort der finiten Merkmale, jedoch nicht im Deutschen (so Sternefeld und Haider).

Die Position von VE-Nebensatz -Vfinit in Deutsch

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Es gibt keine Bewegung des finiten V in eine funktionale Kopfposition im VE-Nebensatz. Das Finitum bleibt in der VP-internen lexikalischen Kopfposition (in-situ). D.h. im VE-Nebensatz bewegt sich Vfinit nicht zu einem funktionalen Kopf „I“ und es gibt somit keine V-Bewegung im VE- Nebensatz. Das Finitum steht am Ende des VE-Nebensatzes, denn die Kopfposition von VP ist am Ende des VE-Nebensatzes.

Im Folgenden werden einige Argumente hierfür dargestellt:


Trennbare Verben

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  • Eine abtrennbare Partikel des Verbs muss an der lexikalischen Position in VP bleiben, wenn sich das finite Verb in die funktionale Kopfposition C° bewegt.
 Beispiel:

 a) Er sagtei es vor-ei
 
 b) * Er vorsagtei es ei
  • Wenn ein trennbares Verb zwei Partikeln aufweist, die beide in der VP-internen lexikalischen Kopfposition stehenbleiben müssten, ist der Satz ungrammatisch.
 Beispiel[7]: 

 [vorP° [anP° [kündigen]V°]]
 
 a) * Er kündigte es vor-an-ei
 
 b) * Er an-kündigte es vor-ei
 
 c) * Er vor-an-kündigte es e

Es gibt hier kein Element voran, vor und an sind keine Einheit, deshalb ist a) falsch.

Die Partikel muss an der lexikalischen Position in VP bleiben, wenn sich das finite Verb in die funktionale Kopfposition bewegt. Vor und an sind beide Partikeln in dem Verb vorankündigen, deshalb sind b) und c) falsch.

Es ist festzustellen, dass die V-nach-I-Theorie hier nicht funktioniert.

Nur wenn vorankündigen in der VP-internen lexikalischen Kopfposition in VE-Sätzen bleibt, ist der Satz unproblematisch.

 Beispiel: 
 
 dass er es vorankündigte. 
                     CP
                  /     \ 
             Spec C      C'
               ∅       /  \
                     C°    VP
                   dass   /  \
                         DP   V'
                         er  /  \
                            DP   V°
                            es   vorankündigte

Topikalisierung eines Verbs mit Ergänzung

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 Beispiel[8]: 
 
 a) [VP Angefangen damit] i hat bloß einer ei              
 
 b) * weil bloß einer an-ei damit fingi
 
 c)  weil bloß einer anfing damit

In a) ist die PP damit postverbal (d.h. im Nachfeld). Damit hängt von VP an, aber gehört nicht zu VP. Wäre die V-nach-I-Theorie im deutschen VE-Satz gültig, wäre die Abfolge b) zu erwarten. Wenn das finite Verb anfing in der VP-internen lexikalischen Kopfposition bleibt, wie c), ergibt sich die richtige Voraussage für die Wortstellung.

Intervenierendes Material im Verbalkomplex

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 Beispiel:
 
 a) *dass er viel gelernt [für das Examen] hat.  
 
 b) *dass sie den Hund nicht an-ei  [der dort saß] fasste.

Im Satz a) ist für das Examen ein intervenierendes Material. Die Wortfolge im Satz ist unakzeptabel, weil es keinen Platz für intervenierendes Material zwischen der rechten Grenze von VP und der angenommene funktionalen Position I° gibt. Das finite Verb geht tatsächlich nicht aus der VP-Domäne in eine I-Domäne hinaus. Die Verben bilden eine Einheit, d.h. einen Verbalkomplex. (Haider, 2010, S.62)

Im Satz b) ist der dort saß intervenierendes Material. Dieser Satz ergäbe sich bei V-nach-‘I’-Bewegung. Die Partikel muss an der lexikalischen Position in VP bleiben, wenn sich das finite Verb in die funktionale Kopfposition bewegt. Deshalb steht an vor der dort saß. Die Wortfolge im Satz ist unakzeptierbar, sodass V-nach-‘I’-Bewegung nicht vorliegen kann.

Anmerkungen

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  1. Duden, 2016, S.437-438 ***Quellenangabe unklar: Dudengrammatik, Duden-Wörterbuch?***
  2. Duden, 2016, S.437-438
  3. https://www.deutschplus.net/pages/Finite_infinite_Verbformen
  4. Sternefeld, 2009, S.488
  5. vgl. Duden, 2016, S.590
  6. Sternefeld, 2009
  7. Haider, 2010, S.59
  8. Haider, 2010, S.63

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