Kryptologie/Kodierung von Nachrichten


Einleitung

Kryptosystem
Kryptosystem
Verfahren zur Umsetzung von Sicherheitszielen in der Kryptografie[1].

Wir lernen in den anderen Lerneinheiten Kryptosysteme kennen, die als Eingabe für Ver- und Entschlüsselungsalgorithmus eine Nachricht aus Zahlen benötigen. Bevor wir also ein Kryptosystem auf eine Nachricht anwenden, klären wir zunächst, wie man den Text einer Nachricht mathematisch begreifen kann. Wir unterscheiden dabei vier wichtige Begriffe: Alphabet, Zeichen, Wort und Zeichenkodierung[2].

Alphabet, Zeichen und Wort

Definition Alphabet

Sei   eine endliche, nicht leere Menge. Wir nennen   ein Alphabet[2].

Beispiel 1:   ist das lateinische Alphabet.

Beispiel 2:   ist das Alphabet des Dezimalsystems.

Definition Zeichen

Die Elemente eines Alphabets heißen Zeichen[2].

Beispiel 1:   sind die Zeichen des lateinischen Alphabets  .

Beispiel 2:   sind die Zeichen des Alphabets  .

Definition Wort

Bilden Zeichen eine endliche Folge[3][4], so ergeben sie ein Wort[2].

Beispiel 1:   aus endlich vielen Zeichen des Alphabets   und bildet somit ein Wort.

Beispiel 2:   besteht aus endlich vielen Zeichen des Alphabets   und bildet somit ein Wort.

Zeichenkodierung

Wie bereits erwähnt, benötigen viele Kryptosysteme den Klartext in Form von numerischen Zeichen. Wir können dennoch Nachrichten mit diesen Kryptosystemen ver- und entschlüsseln, die auf Alphabeten basieren, die nicht numerisch sind. Hierzu ordnen wir jedem Zeichen des ursprünglichen Alphabets genau ein Zeichen des numerischen Alphabets zu. Die Umkehrung gilt dann ebenfalls, d.h. jedes Zeichen des numerischen Alphabets wird genau dem Zeichen des ursprünglichen Alphabets zugeordnet, welches auch diesem numerischen Zeichen zugeordnet wurde[5].

Definition Zeichenkodierung

Seien   und   Zeichen der entsprechenden Alphabete gleicher Länge und   eine Funktion mit  , die die Zeichen eines beliebigen Alphabets   auf ein Alphabet   abbildet. Dabei wird auf kein Zeichen von   mehrfach abgebildet, aber jedes Zeichen von   wird auf ein Zeichen von   abgebildet, d.h.   ist bijektiv. Es existiert in dem Fall außerdem die Umkehrfunktion   mit   genau dann, wenn  . Wir nennen die Funktion   Zeichenkodierung und die Umkehrfunktion   Zeichendekodierung von   und  [5].

Wir veranschaulichen dies anhand eines Beispiels.

Beispiel zur Zeichenkodierung

Tabelle 1: Zuordnungstabelle zur Zeichen(de-)kodierung von   und  
Zeichen aus   A B
Zeichen aus   1 2

Wir wählen als ursprüngliches Alphabet   und als numerisches Alphabet gleicher Länge  . Wir definieren die Funktion  , so dass wir jedem Zeichen von   genau ein Zeichen von   zuordnen. Wir wählen:

  und  .

Wir übertragen nun das Wort   in das numerische Alphabet und erhalten das Wort  .

Wollen wir oder ein Empfänger das Wort nun wieder in das ursprüngliche Alphabet übertragen, um den Inhalt des Klartextes zu verstehen, so ist es wichtig, dass für die Umkehrfunktion   mit   und   gilt. Wenn ja, können wir das Wort mittels der Umkehrfunktion übertragen und erhalten  [5].

Man kann die Zuordnung in einer Zuordnungstabelle darstellen (siehe Tabelle 1).

Lernaufgabe

Aufgabe 1

Bestimmen Sie eine Zeichenkodierung  , die die lateinischen Buchstaben des Alphabets   auf das numerische Alphabet   abbildet.

Nennen Sie auch die zugehörige Zeichendekodierung  .

Lösungsvorschlag
Start- und Zielalphabet sind bereits definiert:

Startalphabet  

und

Zielalphabet  .

Wir definieren die Zeichenkodierung   wie folgt:

 ,

mit  ,  , ...,  .

Um die Zeichen des Alphabets   erneut in Zeichen des Alphabets   umzuwandeln, wenden wir die Umkehrfunktion   an. Dabei gilt:

 ,

mit  ,  , ...  .

Aufgabe 2

Stellen Sie zu Ihrer Lösung aus Aufgabe 1 eine Zuordnungstabelle dar.

Lösungsvorschlag
Zuordnungstabelle zur Zeichen(de-)kodierung von   und  
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Lernempfehlung

Kursübersicht
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1: Grundlagen der Kryptologie 2: Kodierung von Nachrichten 3: Symmetrische Kryptosysteme

Literatur

  1. Menezes, A. J., van Oorschot, P. C., & Vanstone, S. A. (1997). Handbook of Applied Cryptography. 5. S. 15.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Buchmann, J. (2016). Einführung in die Kryptographie (6. Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer. S. 83.
  3. Mathe für Nicht-Freaks: Folge. (30. November 2018). Wikibooks, Die freie Bibliothek. Abgerufen am 10. Dezember 2019, 14:49 von https://de.wikibooks.org/w/index.php?title=Mathe_f%C3%BCr_Nicht-Freaks:_Folge&oldid=864666.
  4. Plaue, M., & Scherfner, M. (2019). Mathematik für das Bachelorstudium I: Grundlagen und Grundzüge der linearen Algebra und Analysis (2. Auflage 2019). Springer Berlin. S. 168.
  5. 5,0 5,1 5,2 Bauer, F. L. (2000). Entzifferte Geheimnisse: Methoden und Maximen der Kryptologie (3., überarb. und erw. Aufl). Springer. S. 34.