Kurs:1020-2020: Tausend Jahre Dresdner Frauenkirche

Historischer Rundgang

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Station 1: Terrasssenufer bei der Einmündung der Münzgasse

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Die alte Furt befand sich in Höhe des Ausgangs der heutigen Münzgasse zum Terrassenufer. Sie verband das seit etwa 600 sorbisch besiedelte Altendresden mit der anderen Elbseite und dem natürlichen Hafen Nisana (von Nisan).

Nach neueren wissenschaftlichen Anschauungen führte bereits in der Bronzezeit um 1.300 vor Christus ein Weg über diese Furt, um die zahlreichen Siedlungen der Lausitzer Kultur im Elbtalkessel miteinander zu verbinden. Eine ältere, bereits jungsteinzeitliche Furt bestand bei Serkowitz, in der Bronzezeit kam wegen der hohen Siedlungsdichte die "Eiserne Furt" zwischen Briesnitz und Übigau hinzu, die günstiger passierbar war als die Furt von Altendresden im Sumpfgebiet. Die Siedlung (Alten)Dresden wurde auch nach den sie umgebenden Feuchtgebieten altsorbisch "Siedlung der Sumpfwaldbewohner" genannt.

Bereits in frühgeschichtlicher Zeit wurde die beschwerliche Furt durch einen Fährbetrieb unterstützt, der wie die Furt die beiden Wegenden der (späteren) "Frankenstraße" miteinander verband. Diese Fähre spielte bereits in der Vita der Märtyrerin Aquilina von Nisan eine Rolle, die am 15. Juni 929 noch versuchte, sich mit der Fähre vor den anrückenden bewaffneten Lateinern in Sicherheit zu bringen, jedoch auf dem Weg nach Norden im Wald eingeholt wurde. Am 13. September 1015 wurde die Fähre durch ein außergewöhnlich starkes Hochwasser zerstört, aber schnellstmöglichst wieder instand gesetzt.

Terrasssenufer in Höhe der Kunstakademie ("Zitronenpresse")

Holzbrücke

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990 wurde neben der Fähre auch eine 929 noch nicht vorhandene Holzbrücke erwähnt. Diese stand wahrscheinlich dicht neben der Furt in Richtung Hafen. Höchstwahrscheinlich konnte diese Brücke je nach Bedarf die Wasserstraße der Elbe öffnen oder verschließen und diente somit gleichzeitig der böhmischen Elbzollstelle Nisana mit Elbzoll und Wegezoll für die Überquerung der Elbe. Im Jahr 998 wurde die Brücke (wahrscheinlich nach einem Hochwasser oder wegen Baufälligkeit) neu gebaut, am 13. September 1015 durch Hochwasser beschädigt, im September 1017 durch Truppen Heinrichs des "Heiligen" erneut zerstört. Mit der Stadtgründung von Dresden um 1170 direkt neben der sorbischen suburbanen Siedlung Nisana (um die Frauenkirche) forcierten die Deutschen den Bau einer eigenen Brücke, welche in Konkurrenz zur altsorbischen Holzbrücke aufgebaut wurde. Bei der Verlegung der Geistlichen Akademie Nisan nach Kaditz im Jahre 1169 war sie noch in Betrieb, wird aber spätestens mit der Inbetriebnahme der deutschen Brücke auf Steinsockeln (zu Beginn des 13. Jahrhunderts?) nicht mehr weiter gepflegt worden sein. Die Konkurrenz zu jener Zeit ging soweit, dass den Sorben das Betreten der deutschen Stadtgründung wie auch der deutschen Brücke untersagt war. Die sorbischen Christen aus der großen Parochie der Frauenkirche benutzten noch lange Zeit die Holzbrücke und im 13. Jahrhundert dann wieder die Furt oder die Fähre. Das Pfarramt der Frauenkirche blieb noch das fast das ganze 13. Jahrhundert sorbisch geprägt, bis 1289 der Abt Heydolf vom Kloster Berge vor Magdeburg den auch sorbisch sprechenden Priester Adolf durch den Priester Albert von Lobeda per Dekret ersetzte und für Adolf sogar ein Redeverbot in der Frauenkirche erließ. Es begann die Zeit der intensiven Zurückdrängung des autochthonen Sorbischen durch die eingewanderten Deutschen. 1293 wurde das „Wendische“ im Bereich des in den Neusiedelgebieten bedeutenden Klosters Nienburg als Gerichtssprache verboten. 1319 waren die Sorben vom Besuch der Kreuzkapelle und dem damit verbundenen 40tägigen Ablass für alle, die an bestimmten Festtagen diese in Andacht und Gebet besuchen, ausgeschlossen. Die Opfergaben sollten zum Wiederaufbau der 1318 und 1319 stark zerstörten Brücke beitragen. Eine erneute hölzerne Interimsbrücke aus Holz ist denkbar, aber nicht belegt, ebenso wie nach den starken Zerstörungen 1342 und 1343 ("Magdalenenhochwasser"). Die altsorbischen Quellen dünnen im 14. Jahrhundert aus. Ein Argument für eine erneute sorbische Holzbrücke zur sorbisch geprägten "Siedlung an der Frauenkirche" ist die Standortfrage. Nach dem Magdalenenhochwasser mit der sehr starken Zerstörung der deutschen Brücke hätte man sich für einen Aufbau an dem günstigeren Standort der alten slawischen Holzbrücke entscheiden können. Aber offenbar war dieser damals noch immer belegt. Die Augustusbrücke befindet sich noch heute in einer sehr schrägen Lage zur deutschen Stadtgründung, da zum Erbauungszeitpunkt die optimale Lage durch die sorbische Siedlung mit Holzbrücke blockiert war.

Der Hafen von Nisan (Nisana)

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Der Mündungsbereich des Altwasserarmes Gruna-Striesen bildete den natürlichen Hafen Nisana (oder: von Nisan).

Er wurde 990 als böhmischer Zollhafen und bei seiner teilweisen Zerstörung durch Truppen Heinrichs des "Heiligen" im September 1017 erwähnt. Der 1004 genannte Hafen Nisani bezieht sich auf Neussen an der Elbe bei Belgern. Der Gau Nisan befand sich zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht im Machtbereich der römisch-deutschen Könige.

Zum Hafen gehörte ein Zollgebäude zum Kontrollieren und Wiegen der Waren. Zeittypisch werden sich auch Handwerker hier angesiedelt haben, es gab wahrscheinlich auch einen Hafenkrug mit Ausschank und Übernachtung. Nisana wurde vom Neidhart, einer turmartigen Hafenburg, geschützt.

Zollgebäude

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Spätestens ab dem 14. Jahrhundert gab es ein hölzernes Waagegebäude, von dem aus das Handelsgeschehen auf dem Marktplatz kontrolliert wurde: Erteilung von Konzessionen, Festsetzen von Steuern, Zöllen, Abgaben und Umrechnen von Maßen und Gewichten. Waagen, Ratselle und Marktscheffel hatten hier ihren Platz. Im 15. Jahrhundert wurde ein größerer Nachfolgebau, wohl als Fachwerkhaus errichtet. w:de:Ratswaage (Halle)

Neidhart

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Zur dieser frühen Burg von Nisana gibt es die verschiedensten Theorien. In den meisten Fällen wird der Neidhart als eine Hafenburg direkt am Hafen von Nisan gesehen. Der Überlieferung nach soll der Neidhart bereits beim ersten Böhmenfeldzug Karls des Großen im Jahre 805 als temporäre befestigte Burg angelegt worden sein, als eine der drei fränkischen Heersäulen, aus Franken und Sachsen sowie Nördlichen Westslawen bestehend, von Norden aus nach Böhmen eindrang. Zu dieser Zeit kann der Neidhart nicht mehr als eine Befestigung aus Holz gewesen sein.

1004 zog Heinrich II. eine Flotte bei Nisani als Ablenkungsmanöver während eines Feldzuges gegen Bolesław Chrobry (den Tapferen) zusammen, welcher sich 1003 auch Böhmens bemächtigt hatte.[1] Nach Ansicht einiger Historiker diente der karolingische Neidhart hierbei zur Sicherung der Flotte. Nach anderer Meinung hingegen wurde der Neidhart erst anlässlich dieser Aktion erbaut oder neu erbaut, in dem Falle dann wahrscheinlich als Großmotte. Das Heer Heinrichs II. fiel dann aber über die Pässe nach Böhmen statt über die Elbe nach Polen ein, was leichter zu verhindern gewesen wäre. Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen befindet sich das Nisani Heinrichs II. statt in Dresden in Neußen (bei Belgern) an der Elbe. Diese Meinung wird auch von den dortigen Lokalhistorikern unterstützt. Zudem verfügten die deutschen Könige zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht über Nisan, da es noch zu Böhmen gehörte.

Nisan kam Ende des 9. Jahrhunderts zusammen mit Böhmen und dem anderen sorbischen Gebiet in den Einflußbereich des Altmährischen Reiches (Moravia) und verblieb nach dessen Zerfall um 907 im Einflußbereich Böhmens. Die Zugehörigkeit zu Böhmen vor der altmährischen Expansion (Großmähren) ist umstritten, aber zumindest temporär für das Jahr 845 nachweislich. Zudem erfolgte von Böhmen aus der Aufbau einer Missionskirche in der Burg Bresnice (Briesnitz) noch vor dem Jahr 885. Die böhmische Zollstation in Nisan bestand schon vor 990 und wurde vermutlich um die Mitte des 10. Jahrhunderts gegründet. Eine Hafenburg wurde um diese Zeit von den Böhmen entweder neu errichtet oder aber unter Benutzung des karolingischen Vorgängers ausgebaut.

Station 2: Malerblick von der Brühlschen Terrasse

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Ikonenschule Nisan

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Bezeichnenderweise hatte man vor tausend Jahren vom Standort des heutigen Malerblicks aus den Blick auf eine Schule für Ikonenmaler am Standort des heutigen Hotels Hilton (erbaut als "Devisenhotel" "Dresdner Hof" mit Intershop "Terrassengasse"). Diese Ikonenschule war ursprünglich der Geistlichen Akademie Krakau angegliedert und mit dieser zusammen nach Nisan verlegt worden, als die polnischen Lateiner 990 Krakau und ganz Wislanien und Schlesien überrannten. Während die Geistliche Akademie an die Burg Briesnitz mit ihrer durch die hl. Ludmilla gegründeten Kirche verlegt wurde, befand sich die Ikonenschule etwa in der Mitte der Münzgasse auf dem Gelände des heutigen Hotels Hilton und stand unter der Leitung der heiligen Tatiana von Nisan.

In der klosterähnlichen Ikonenschule wurde insbesonders die Gottesgebärerin Maria durch zahlreiche verschiedene Ikonen verehrt. Hier entstand auch das "wächserne Muttergottesbild" ("Schwarze Madonna"), welches später Grundlage der römisch-katholischen Wallfahrt zur Frauenkirche wurde. Eine katholische Legende ließ das Bild von der Elbe in Dresden anschwemmen. Die Polen verehren eine wundertätige orthodoxe "Schwarze Madonna" byzantinischen Ursprungs auf dem Jasna Góra (Heiligen Berg) von Częstochowa symbolisch als "Königin Polens".

Station 3: "Goldnes Faß" Münzgasse

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Margaretenkapelle

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Die Kapelle der Ikonenschule war am 22. Mai 998 vom Archimandriten Ignatios (eingedeutscht: Hatto) von Krakau der Margareta von Antiochia geweiht worden und besaß ein Stück der Hand, mit welcher Margareta im Leib des Drachens das Kreuzzeichen geschlagen haben soll sowie eine Flasche von dem Öl, in welchem sie der Legende nach gebraten wurde.

Auch die unversehrten Reliquien der heiligen Aquilina von Nisan ruhten in der Margaretenkapelle sowie die Gebeine des Drachens, den sie besiegt haben soll. Aquilina erlitt das Martyrium durch die Lateiner am 15. Juni 929, wobei nach ihrer Vita durch ein Wunder ihre Kleider mit Pech am Körper festklebten und so ihre Jungfräulichkeit bewahrten. Ihr unversehrter Zustand könnte durch Mumifizierung entstanden sein. Die Drachenknochen waren möglicherweise Mammutknochen, die häufiger im Elbtalkessel gefunden werden. Das sorbische Dorf Trachau geht auf einen Drachen zurück, der in der Drachenschlucht von Trachenberge gehaust haben soll. Zudem sind in Dresden der Drache Meix im Meixgrund, der Eiswurm im Eiswurmlager des Plauenschen Grundes und der Lindwurm im Nesselgrund von Klotzsche mythologisch überliefert.

Station 4: Maternihospital

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Geistliche Akademie Nisan

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Die Geistliche Akademie Nisan wurde nach der Zerstörung der Burg Bresnice im September 1017 in ein festes Gebäude nahe des damaligen Hafens Nisana (von Nisan) verlegt. Dieses Gebäude gehörte später zum Maternihospital. Möglicherweise handelte es sich um die Hafenburg Neidhart oder ein benachbartes Gebäude in deren Schutz. Der Hafen lag noch bis 1590 im Bereich der heutigen Glaskuppel der Kunstakademie.

Bauliche Überreste des Neidhardts sind nicht mehr vorhanden. Er ist deswegen noch nicht lokalisiert. Auch vom alten Maternihospital gibt es keine baulichen Überreste, sondern nur noch einige unterirdische archäologische Spuren. Lediglich eine metallene Abdeckung des ehemaligen Brunnens des Maternihospitals zeugt noch oberflächlich unweit der Frauenkirche von dessen Existenz. Diese Abdeckung zeigt einen alten Stadtplan von Dresden aus der Zeit vor dem Bau der Bährschen Frauenkirche ab 1726. Deutlich zu erkennen ist darauf im Schnittpunkt zweier Linien das alte Maternihospital, welches an den Frauenkirchhof grenzt. Ebenso erkennbar ist der kleine Gondelhafen neben der Brühlschen Terrasse. Er entstand 1590 durch Verlegung des mittelalterlichen Hafens aus der Festung nach außerhalb. Das neue Maternihospital wurde am 1. Juli 1838 am damaligen Freiberger Schlag (Ecke Ammon- und Freiberger Straße) eingeweiht.

Station 5: Frauenkirche

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vgl.w:de:Datei:Sachsen ab 983, Otto-Adelheid-Pfennig, Hatz IV, 5g, mcsearch.jpg - stilisierte Holzkirche des 10. Jahrhunderts


Wallfahrt zum "wundertätigen Marienbildnis"

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Die orthodoxe wundertätige Marien-Ikone in nisana war schon frühzeitig der Zielpunkt zahlreicher sorbischer Wallfahrten zunächst unabhängig von und später dann außerhalb der deutschen Stadtgründung Dresden.

Hierzu setzte sich die Nikolaikirche innerhalb der Stadtbefestigung mit der Stiftung einer Kreuzesreliquie von der meißnischen Markgräfin Constantia von Babenberg im Jahr 1234 in Konkurrenz. Die aus der Plünderung und Brandschatzung des christlichen Konstantinopels durch die lateinischen Kreuzfahrer im Jahre 1204 stammende wertvolle Reliquie erhielt Constantia anläßlich ihrer Vermählung am 1. Mai 1234 mit dem meißnischen Markgrafen Heinrich dem Erlauchten. Die erzherzoglich-österreichischen Babenberger hatten sich um den Aufbau des Lateinischen Kaiserreichs um Konstantinopel (1204–1261) verdient gemacht. Das markgräfliche Paar residierte nach der glanzvollen Hochzeit bei Wien dann in Dresden, welches hierdurch unter Heinrich dem Erlauchten (gest. 1288) einen ersten Aufschwung nahm. Noch 1234 begann der Anbau einer Kapelle an die Nikolaikirche, die der Kreuz-Reliquie geweiht wurde. Am 10. Juni 1388 ging mit einer Neuweihe der Nikolaikirche der Name der Reliquie auf die ganze Kirche (Kreuzkirche) über. Anstoß war wahrscheinlich der gotische Neubau der Frauenkirche, der gleichen Jahres (auf das alte Marienpatrizinium) geweiht wurde.

Einen regionalen Eindruck von einer mittelalterlichen Wallfahrtskirche vermittelt noch heute die Marien-Wallfahrtskirche Burkhardswalde (Klipphausen) im Meißner Hochland, welche aus einer Kapelle mit einer orthodoxen Marien-Ikone hervorging. [8] Auch diese Ikone stammte wie die der Frauenkirche in Dresden aus der Ikonenschule Nisan. Der jetzige noch immer gotische Bau in Burkhardswalde besaß einen romanischen Vorgänger. Burkhardswalde war Gnadenort mit den Ablasstagen zu Mariä Heimsuchung und Mariä Geburt. Diese Wallfahrt wurde von einer mittelalterlichen Befestigungsanlage geschützt, dem heutigen Steingut. Die Marienwallfahrt in Dresden entwickelte sich im Schutze des Neidharts.

Auch in der Wallfahrtskirche Osmünde wurde eine wundertätige Marien-Ikone aus der Ikonenschule Nisan verehrt. Osmünde (zwischen Halle und Leipzig) lag an der Kreuzung einer Hallischen Salzstraße (der Böhmischen Straße) mit einer Heerstraße. Osmünde war in sorbischer Zeit Hauptort eines Achtelgaus im Gau Neletici, nach der deutschen Eroberung dann Hauptort der Osmünder Pflege im Amt Giebichenstein (Saale). Die Ikonen der Ikonenschule Nisan waren im gesamten ehemaligen Siedelgebiet der Sorben und damit sogar noch westlich der Saale verbreitet.

Station 5: Kaitzfurt/Kaitzbrücke

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Station 7: Wiek Nisana

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Angedeutet durch die Lage der späteren "Brodbänke" bestand bereits vor 990 ein frühstädtischer Wiek im Zusammenhang mit dem Hafen von Nisan. Dieser Wiek und dessen Straßenführung verhinderte um 1170 eine übliche schachbrettartige Stadtgründung, die so von der ursprünglichen Bebauung des Urmarktes gestört und beeinflußt wurde.

Nikolaikapelle

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Eine Nikolaikapelle bestand bereits im Zusammenhang mit dem Urmarkt (später "An den Brodbänken"). Die heutige Kreuzkirche, vor 1388 eine Nikolaikirche, entstand wahrscheinlich aus der Verlegung dieser Kaufmannskapelle im Zusammenhang mit der Stadtgründung um 1170 an den heutigen Standort.

Station 8: Jüdenhof

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Der Jüdenhof war die Ansiedlung jüdischer Händler, welche 1017 erstmals erwähnt wurde. 1170 wurde er in die deutsche Stadtgründung integriert.

Bethaus/Synagoge

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Die zu 1017 erwähnten jüdischen Sklaven- und Salzhändler besaßen vermutlich zumindest ein Bethaus, wenn nicht bereits eine Synagoge. Hierzu gehörte auch ein Tauchbad, ein Ort ritueller Reinigung, die Mikwe oder das Judenbad.

 
Alte Synagoge Erfurt

Juden siedelten sich an Grenzhandelsplätzen zwischen dem germanischen und slawischen Raum an, so auch in der Königspfalz Erfurt, das zu Beginn des 9. Jahrhunderts bereits von Karl dem Großen als Handelsplatz bestimmt wurde, nachdem es seine durch Bonifatius Papst Zacharias erhaltene bischöfliche Funktion an Mainz verloren hatte. Juden sind in Erfurt seit dem 11. Jahrhundert nachgewiesen, aber bereits im 10. Jahrhundert oder noch früher wahrscheinlich. Die Alte Synagoge mit einer Mauer um 1094 hatte sehr wahrscheinlich einen kleineren Vorgängerbau. Dieser könnte bei der Brandschatzung des kurmainzischen Erfurts durch Truppen des Kaisers Heinrich IV. im Jahre 1080 zerstört worden sein.

Die Große und die Kleine Judengasse sowie der Jüdenhof mit dem Bethaus/ der Synagoge wurden bei der Gründung der deutschen Stadt Dresdene um 1170 von der Stadtmauer mit erfaßt.

Nach den Vertreibungen von 1411 fiel die steinerne Synagoge an die Stadt Dresden, die es von da an bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts als Pulverlager, Gewand- und Brauhaus nutzte.

Zusätzliche Stationen

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Station A: Ehemaliger Gondelhafen

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Der Gondelhafen entstand 1590 aus der Verlegung des mittelalterlichen Hafens von Nisan (später: von Dresden) nach außerhalb der Festungsmauern des 16. Jahrhunderts. Der ursprüngliche Hafen lag in etwa dort, wo sich heute die Kuppel der Kunstakademie befindet (die sog. "Zitronenpresse").

Gondelhafen zwischen Brühlscher Terrasse und Hasenberg










Einführung

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Am 8. September 2020, dem Festtag Mariä Geburt, beging die Dresdner Frauenkirche die Tausendjahrfeier ihrer Kirchweihe durch den böhmischen Hofkaplan Přibislav im Jahre 1020.

Im September 1017 wurde während eines Polenfeldzuges die Burg (Dresden-) Briesnitz an der Eisernen Elb-Furt im Gau Nisan von durchziehenden Truppen des römisch-deutschen Kaisers Heinrich II. zerstört. Im Gegenzug verwüstete das polnische Heer von König Bolesław dem Tapferen den benachbarten Gau Daleminzien und führte rund 1000 meißnische Hörige über die Elbe als Beute mit sich.

Bei diesem Feldzug wurde auch die kirchenslawische Böhmische Akademie zerstört. Diese war 990 nach der polnischen Okkupation des Weichsellandes der Wislanen von Krakau an die Burg Briesnitz mit ihrer durch die hl. Ludmilla gegründeten Kirche verlegt wurden, da in Prag der lateinische Klerus dominierte. Papst Benedikt VI. genehmigte zwar 973 das Bistum Prag, untersagte aber gleichzeitig die slawische Liturgie, was einem Verbot des slawischen Klerus gleichkam. Die Polaner ("[niedriges] Feldbewohner") waren seit etwa 965 römisch-katholisch, die Wislanen ("[obere] Weichselbewohner") waren seit etwa 880 kirchenslawisch.

Die Böhmische Akademie mußte im September 1017 nochmals verlegt werden: gaueinwärts an den befestigten Hafen Nisana (von Nisan) an der Einmündung des Altwasserarmes Gruna-Striesen in die Elbe, der böhmischen Zollstation vor dem deutschen Meißen. Eine weitere böhmische Elb-Zollstation befand sich damals in Ústí nad Labem an der Mündung der Bílina in die Elbe.

Der Hafen lag an der Furt nach Altendresden, der heutigen Dresdner Neustadt, an der sich gleich zwei Altstraßen trafen. Der "Kulmer Steig" kam aus Böhmen über das Erzgebirge und war Teil einer Salzstraße von Halle nach Prag. Die "Frankenstraße" kam von Zwickau und ging nach Bautzen. Sie war Teil des "Frankfurter Gleises" von Nürnberg nach Frankfurt (Oder), einem Abzweig der Via Imperii von Rom über Nürnberg nach Stettin an der Oder. Diese Wege-Leitlinien bestanden in der durch die Natur als Durchgangskorridor vorgezeichneten Elbtalweitung bereits seit der Lausitzer Kultur der Bronzezeit um 1300 vor Christus und führten zu reichem Verkehrsaufkommen.

Zum Hafen gehörte ein Zollgebäude zum Kontrollieren und Wiegen der Waren. Zeittypisch werden sich auch Handwerker hier angesiedelt haben, es gab wahrscheinlich auch einen Hafenkrug mit Ausschank und Übernachtung. Nisana wurde vom Neidhart, einer turmartigen Hafenburg, geschützt.

Im Zusammenhang mit dieser Siedlung wird zu 990 und 1017 eine Wegekapelle des heiligen Nikolai Tschudotworez (Nikolai der Friedensbringer) erwähnt, bei der die Reisenden anhielten, um Gott vor dem Passieren der Gefahren um Hilfe zu bitten oder sich nachher bei Ihm zu bedanken. Bei Nikolai Tschudotworez handelt es sich um Nikolaos (Nikolaus) von Myra. Die Slawen übersetzten Myra, mit Stadt des Friedens aus (kirchenslawisch) Мир = Frieden.

Die Umgebung dieser Wegekapelle war mit Linden bepflanzt, dem Baum der Sorben. Auch in Leipzig war der wichtige Kreuzungspunkt der Via Imperii mit der Via Regni mit Linden bepflanzt, nach denen der zu 1015 erstmals erwähnte Ort "urbs Libzi" (Stadt der Linden) genannt wurde, nach dem sorbischen "lipa" für die Linde. In Dresden-Kaditz gibt es noch heute eine sogenannte "Tausendjährige" Linde. Dieses sorbische Dorf war letzter Zufluchtsort der Böhmischen Akademie vor deren endgültigem Verbot durch den Meißner Bischof Bruno II. am 12. März 1212.

An der Stelle der späteren Brotbänke auf dem Gelände des heutigen Kulturpalastes entwickelte sich ein Wiek, eine Kaufmannssiedlung. Die hochwassersichere Nikolaikapelle im Gebiet der mittelalterlichen Frauenkirche wurde 1020 abgerissen und durch das Katholikon der Akademie Nisan ersetzt. Der Nachfolgebau der Wegekapelle lag sicherlich am Wiek, in ebenfalls hochwassergeschützter Lage am anderen Ufer der Kaitzbaches. Er erhielt möglicherweise im 12. Jahrhundert das Patrozium des heiligen Nikolai (Nikolaus von Myra). Nikolai ist der Patron der Händler, Schiffer und Pilger, welche diese Kirche bauten und unterhielten. Die Verbreitung seines Patroziniums in Europa begann eigentlich erst im 11. Jahrhundert mit der Übertragung seiner Reliquien nach Bari in Italien im Jahre 1087. Süditalienische Kaufleute raubten damals nach der Evakuierung der lykischen Stadt Myra und vor ihrer Eroberung durch seldschuk-türkische Truppen die Reliquien aus der Grabstätte des Heiligen in der St.-Nikolaus-Kirche in Demre und überführten sie ins heimatliche Bari. Für die Unterbringung der Reliquien wurde mit dem Bau der Basilika San Nicola begonnen. Das Patrozinat ist in der Orthodoxie sehr alt und sehr weit verbreitet.

In der sorbischen Frühzeit war der heilige Nikolaus nicht nur der Schutzpatron der Russen, Serben und Kroaten, sondern auch der Sorben, bis die Römifizierung diese Tradition gewaltsam zunichte machte. Heute gilt die Sagenfigur des Zauberers Krabat als Schutzpatron der sorbischen Landbevölkerung.

Die Nikolaikirche an heutiger Stelle wurde wahrscheinlich erst nach der Stadtgründung um 1170 am Rande des damals entstandenen Altmarktes errichtet. Damit wäre die Nikolaikapelle/-kirche zweimal umgezogen: von der Hafensiedlung Nisana an den Wiek und dann an den Altmarkt. Durch den Anbau einer Kreuzkapelle zu Ehren einer Kreuzreliquie im Jahre 1234 übertrug sich das Patrozinium des Heiligen Kreuzes im Jahre 1388 auf das gesamte Bauwerk, heute als Kreuzkirche bekannt.

Erwähnt werden zu 1017 Juden als Sklavenhändler, welche zeittypisch auch den damals einträglichen Salzhandel betrieben. Der Jüdenhof und eine Synagoge wurden bei der Gründung der deutschen Stadt um 1170 von der Stadtmauer mit erfaßt. Ein Bethaus oder eine Synagoge sind auch zu 1017 zu vermuten.

Die Furt wird sehr zeitig durch einen Fährbetrieb ergänzt worden sein. Zum Jahr 990 wird eine Brücke erwähnt, welche wie alle damaligen Slawenbrücken aus Holz gewesen sein dürfte. Sowohl bei den Westslawen als auch bei den Ostslawen sind kilometerlange Brücken überliefert, welche Seen in Mecklenburg oder die Wolga überspannten. Die Elbe war für die slawischen Baumeister kein Problem, noch dazu an einer flachen Furt. Adam Stolze erwähnt einen Brückenneubau von 998, möglicherweise nach einem Hochwasser. Diese Brücke war sicherlich in das System der Zollstation einbezogen und konnte wahrscheinlich je nach Bedarf für den Schiffsverkehr geöffnet oder geschlossen werden.

Ständig wiederkehrende Hochwasser waren nach Chronisten wie Anton Weck damals die Regel, ihre Wirkungen betrafen vor allem die heute Neustädter Seite, das damalige Altendresden. Überschwemmungen sind zu 1002, 1008, 1012 und 1014 überliefert, ein Jahrtausendhochwasser setzte den größten Teil Altendresdens am 13. September 1015 unter Wasser und machte die Fähre unbrauchbar. Hier wird auch ein Krug (sorbische Raststätte mit Ausschank und Übernachtung) an der Gabelung der Wege nach Meißen und Bautzen vermutet. Schon 1020 folgte die nächste Flut. Nach Wilhelm Schäfer zogen deshalb um 1020 etliche Bewohner Altendresdens hinüber in die besser vor den Fluten geschützte Siedlung an der Frauenkirche. Der Kirchbau bot Arbeit, auch die Akademie wurde dort aufgebaut, die 1017 beschädigte Ikonenschule wieder repariert.

Das Gebäude der Böhmischen Akademie befand sich an der Stelle des späteren Maternihospitals. Von diesem zeugt nur noch eine kreisförmige metallene Abdeckung des Brunnens mit etwa 1,5 m Durchmesser rund vier Meter vor der Treppe zu Eingang G der Frauenkirche und damit etwa sieben Meter vom neuen Kirchbau entfernt. Diese Abdeckung zeigt einen alten Stadtplan von Dresden aus der Zeit vor dem Bau der Bährschen Frauenkirche ab 1726. Deutlich zu erkennen sind im Schnittpunkt zweier Linien das Maternihospital, welches an den Frauenkirchhof grenzte, sowie der kleine, heute verlandete Gondelhafen neben der Brühlschen Terrasse (in Richtung Neuer Synagoge) als damaliger Überrest des Hafens Nisana.

Der am 15. Februar 1288 verstorbene Meißner Markgraf Heinrich der Erlauchte überließ die Kirche "Unserer lieben Frau" sowie das Maternispital dem Klarissenkloster Seußlitz. Dessen Witwe Markgräfin Elisabeth plante, das Maternihospital als ein Gegenstück zum Dresdner Franziskanerkloster in ein Klarissenkloster umzuwandeln, da die Räumlichkeiten der klosterähnlichen Böhmischen Akademie hierfür als geeignet erschienen. Die Akademie war zu Ostern 1169 samt der Ikonenschule nach Kaditz verlegt worden, nachdem der Gau Nisan 1142 vom böhmischen an den deutschen König wegen einer militärischen Beihilfe abgetreten worden war.

Die Klostergründung scheiterte aber am energischen Widerstand der Stadt. Ein gegenüber dem Dresdner Franziskanerkloster aufgebautes Klarissenkloster wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts sogar gewaltsam von der Stadtbevölkerung abgerissen. 1329 ging auch das Maternispital an die Stadt Dresden über. Der ehemalige Neidhart wird ebenfalls am Ort des Maternispitals vermutet. Dies würde bedeuten, daß sich die Böhmische Akademie 1017 in diese alte Befestigung zurückzog. Einen Nachweis darüber gibt es allerdings nicht.

Ein Fischersdorf ist auf der langgestreckten Landzunge zwischen der Elbe und dem Gruna-Striesener Altwasserarm überliefert, des Weiteren eine Große wie auch Kleine Fischergasse von der Frauenkirche Richtung Furt und Fähre. Die Große Fischergasse wurde 1849 in Münzgasse umbenannt, die Kleine 1882 in Brühlsche Gasse.

Von September 1017 bis Anfang September 1020 nutzte die Böhmische Akademie die Margaretenkapelle der 990 gegründeten Ikonenschule Nisan. Diese befand sich etwa in der Mitte der Münzgasse auf dem Gelände des heutigen Hotels Hilton und stand unter der Leitung der heiligen Tatiana von Nisan. Die Kapelle war am 22. Mai 998 vom Archimandriten Ignatios (Hatto) von Krakau der Margareta von Antiochia geweiht worden und besaß ein Stück der Hand, mit welcher Margareta im Leib des Drachens das Kreuzzeichen geschlagen haben soll sowie eine Flasche von dem Öl, in welchem sie der Legende nach gebraten wurde.

In der klosterähnlichen Ikonenschule wurde besonders Maria, die Gottesgebärerin, durch zahlreiche verschiedene Ikonen verehrt. Hier entstand auch das "wächserne Muttergottesbild" ("Schwarze Madonna"), welches später Grundlage der römisch-katholischen Wallfahrt zur Frauenkirche wurde. Eine katholische Legende ließ das Bild von der Elbe in Dresden anschwemmen. Die Polen verehren eine ähnliche wundertätige orthodoxe "Schwarze Madonna" byzantinischen Ursprungs auf dem Jasna Góra (Heiligen Berg) von Częstochowa symbolisch als "Königin Polens".

 
Queckbrunnen
 
Ansicht 1878
 
Storchenfigur auf dem Brunnen

Die Wallfahrt zur Frauenkirche wurde besonders von "preßhafften Personen" (Schwangeren) oder kinderlosen Frauen genutzt, womit die Kontinuität zur Margareten-Verehrung als Schutzpatronin bei Schwangerschaft und Geburt, der Jungfrauen, Ammen und der Gebärenden erhalten blieb. 1512 wurde einem weiteren wundertätigen Marienbilde beim noch heute bestehenden "Queckbrunnen" vor dem Wilsdruffer Tor (heute Postplatz) eine Wallfahrtskapelle erbaut. Zu diesem Brunnen (heute in der Hertha-Lindner-Straße) wallfahrten selbst nach der Reformation und Entfernung der orthodoxen Ikone viele Frauen, denn nach einer Legende sollte das Wasser kinderlosen Frauen zur Fruchtbarkeit verhelfen. Der Storch mit insgesamt vier Wickelkindern auf dem Dach des 1461 erstmals urkundlich erwähnten Brunnens wurde 1735 gefertigt.

Auch die unversehrten Reliquien der heiligen Aquilina von Nisan ruhten in der Margaretenkapelle sowie die Gebeine des Drachens, den sie besiegt haben soll. Aquilina erlitt das Martyrium durch die Lateiner am 15. Juni 929, wobei nach ihrer Vita durch ein Wunder ihre Kleider mit Pech am Körper festklebten und so ihre Jungfräulichkeit bewahrten. Ihr unversehrter Zustand könnte durch Mumifizierung entstanden sein. Die Drachenknochen waren möglicherweise Mammutknochen, die häufiger im Elbtalkessel gefunden werden. Das sorbische Dorf Trachau geht auf einen Drachen zurück, der in der Drachenschlucht von Trachenberge gehaust haben soll. Zudem sind in Dresden der Drache Meix im Meixgrund, der Eiswurm im Eiswurmlager des Plauenschen Grundes und der Lindwurm im Nesselgrund von Klotzsche mythologisch überliefert.

Die Böhmische Akademie war 990 nach der Besetzung Krakaus durch die Polaner gewaltsam vertrieben worden und hatte sich in die Böhmische Akademie Nisan und die Geistliche Akademie Sandomierz geteilt. Sie ging auf die kirchenslawische Großmährische Akademie zurück, die 863 von den byzantinischen Lehrern Kyrill und Method gegründet, bereits 886 durch die Lateiner vernichtet wurde. Ihr Standort wird in der Burg Devin bei Bratislava vermutet, auf dem Felsmassiv am Zusammenfluß von March und Donau. Der großmährische Fürst Svatopluk I. lieferte alle kirchenslawischen Christen dem lateinischen Klerus unter Bischof Wiching aus und ermächtigte diesem, nach Belieben mit ihren Gegnern zu verfahren. Alle, die an der slawischen Liturgie festhielten, wurden gefangengenommen, darunter allein 200 Geistliche. Jüngere wurden in die Sklaverei verkauft, Ältere zu Tode gefoltert. Unzählige wurden verbannt oder suchten ihr Heil in der Flucht. Nur auf diese gewaltsame Weise konnte sich der lateinische Klerus in Großmähren durchsetzen. Die Lateiner vernichteten das Andenken an die kirchenslawische Tradition, wo sie nur konnten. Nachdem alles nichts fruchtete, wurden die ehedem Verfolgten als Patrone Europas vereinnahmt.

Ein ähnliches Schicksal erfuhr Jeanne d’Arc. Verurteilt und als Ketzerin verbrannt von einem römisch-katholischen Gericht unter dem Vorsitz des Bischofs von Beauvais, Pierre Gauchon, vereinnahmte sie die römisch-katholische Kirche als Patronin Frankreichs, als ihre Beliebtheit nicht zu unterdrücken war.

Natürlich findet sich in der auf römisch-katholischer Schriftlichkeit fußenden mittelalterlichen Geschichtsschreibung kein Wort zur kirchenslawischen Vorgeschichte bei den Sorben. Auch der Dresdner Elbtalkessel war ursprünglich sorbisches Siedlungsgebiet, wie die sorbischen Ortsnamen einschließlich Dresden noch heute deutlich vor Augen führen. Dresden läßt sich aus dem altsorbischen Begriff für Sumpf- und Auwaldbewohner herleiten, Nisan ist ebenfalls altsorbisch und heißt (im Verhältnis zu Böhmen) „niedrig liegendes Land“.

Bei den Westslawen entstanden nach der Vernichtung der kirchenslawischen Großmährischen Akademie 886 neben der Akademie Krakau die Böhmische Akademie und die sorbische Geistliche Akademie Dubzk (Bernburg), nach deren Vernichtung durch die Lateiner am 10. Mai 927 dann die sorbischen Geistlichen Akademien Posa (Zeitz) und Pratau (Wittenberg). Die Böhmische Akademie (sicherlich in der Hauptstadt Prag gelegen) wurde nach der Ermordung von Wenzel von Böhmen am 28. September 929 (nach anderer Meinung am 28. September 935) geschlossen. Nach der böhmischen Eroberung von Krakau um 950 ging der Name Böhmische Akademie auf die Akademie Krakau über. Mehrfach wurde auch die Akademie Nisan als Böhmische Akademie bezeichnet, zuletzt bei der Schließung 1212, um den Gegensatz zwischen Slawen und Lateinern zu betonen.

Bei den Südslawen entstanden durch verfolgte Schüler Methods 886 die Schulen von Pliska und Devol, 893 die von Preslaw und Ochrid im damals Ersten (Groß)Bulgarischen Reich. Dessen Osthälfte mit Pliska und Preslaw wurde 971, die Westhälfte 1018 vom Byzantinischen Reich erobert. 1020 bestand bei den Südslawen nur noch die kirchenslawische Schule von Ochrid im neuen byzantinischen Erzbistum Ochrid.

Als der Frieden von Bautzen vom 30. Januar 1018 zwischen dem römisch-deutschen Kaiser und dem polnischen König über zwei Jahre gehalten hatte, begann die Akademie im Frühjahr 1020 mit dem Bau eines eigenen Katholikons aus Holz. An Marien-Reliquien besaß diese Hauptkirche ein Stück vom Mantel und ein Fläschchen mit Muttermilch der Gottesgebärerin. Diese stammten aus Krakau und dienten zuvor der Marienverehrung in der Margaretenkapelle der Ikonenschule. Das "wahrhafte Maaß des Fußes unserer lieben Frauen" verblieb dort und wurde im Spätmittelalter in der Altendresdner Pfarrkirche „Zu den Heiligen Drei Königen“ verehrt, der heutigen Dreikönigskirche in der Dresdner Neustadt. Auch die Aquilina-Reliquien wurden von der Margaretenkapelle in die neue Kirche gebracht, die am 8. September 1020 durch den böhmischen Hofkaplan Přibislav geweiht wurde.


 
Rekonstruktion der romanischen Burgkapelle im Schloss Bernburg, am Ort der ehemaligen orthodoxen Kapelle.

Siehe auch:

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Anmerkungen

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  1. RI II,4 n. 1580a zu (Mitte August – Anfang September) 1004, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1004-08-00_1_0_2_4_1_222_1580a (Abgerufen am 8. Mai 2020): Feldzug gegen Herzog Boleslaw von Polen und Böhmen. Das Heer sammelt sich Mitte August bei Merseburg (ausgenommen die später dazustoßenden Bayern) und setzt sich Richtung Polen in Bewegung. Zur Täuschung des Gegners läßt König Heinrich auf der Elbe bei Boritz (oberhalb Riesa) und bei Neußen (bei Belgern) Schiffe zum Übersetzen zusammenziehen, biegt aber vor Erreichen des Flusses überraschend nach Süden ab, um über das Erzgebirge nach Böhmen einzufallen. (aus dem Band II,4 Heinrich II. 1002-1024 der Regesta Imperii, Hrsg. von Theodor Graff, Verlag H. Böhlaus Nachf., Wien - Köln - Graz 1971, S. 908.)
  2. Vgl. den Artikel Pulverturm im Stadtwiki Dresden.
  3. Abbildungen von Dresdens alten und neuen Pracht-Gebäuden, Volks- und Hof-Festen. Kupferheft zur Chronik der Kgl. Sächs. Residenz-Stadt Dresden und des Sammlers für Geschichte und Alterthum, Kunst und Natur im Elbthale. In der Ch. Fr. Grimmerschen Buchhandlung, Dresden 1835, Quelle SLUB Dresden Hist.Sax.G.0601.o http://digital.slub-dresden.de/id118749846 .
  4. Abbildungen von Dresdens alten und neuen Pracht-Gebäuden, Volks- und Hof-Festen. Kupferheft zur Chronik der Kgl. Sächs. Residenz-Stadt Dresden und des Sammlers für Geschichte und Alterthum, Kunst und Natur im Elbthale. In der Ch. Fr. Grimmerschen Buchhandlung, Dresden 1835, Quelle SLUB Dresden Hist.Sax.G.0601.o http://digital.slub-dresden.de/id118749846 .
  5. Stefan Hertzig: Das Dresdner Bürgerhaus des Spätbarock 1738 - 1790. Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V., Dresden 2007, ISBN 3-9807739-4-9, S. 88.
  6. Quelle: SLUB Dresden, Signatur Hist.Sax.G.212,66; http://digital.slub-dresden.de/id376016760 .
  7. Abbildungen von Dresdens alten und neuen Pracht-Gebäuden, Volks- und Hof-Festen. Kupferheft zur Chronik der Kgl. Sächs. Residenz-Stadt Dresden und des Sammlers für Geschichte und Alterthum, Kunst und Natur im Elbthale. In der Ch. Fr. Grimmerschen Buchhandlung, Dresden 1835, Quelle SLUB Dresden Hist.Sax.G.0601.o http://digital.slub-dresden.de/id118749846 . Siehe auch: Bruno Krause: Die geschichtliche Entwickelung der ... Residenzstadt Dresden ... Mit ... Illustrationen, Band 2, Dresden 1893, S. 127.
  8. Karl Julius Hofmann: Das Meißner Niederland. in seinen Naturschönheiten und Merkwürdigkeiten oder das sächsische Italien in den Meißner und Dresdener Gegenden mit ihren Ortschaften. ein Volksbuch für Natur- und Vaterlandsfreunde, Dresden, Leipzig 1844, S. 519f.
  9. Aus: Abbildungen von Dresdens alten und neuen Pracht-Gebäuden, Volks- und Hof-Festen. Kupferheft zur Chronik der Kgl. Sächs. Residenz-Stadt Dresden und des Sammlers für Geschichte und Alterthum, Kunst und Natur im Elbthale. In der Ch. Fr. Grimmerschen Buchhandlung, Dresden 1835. SLUB Dresden Hist.Sax.G.0601.o http://digital.slub-dresden.de/id118749846 .
  10. Anton Weck: Der Chur-Fürstlichen Sächsischen weitberuffenen Residentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib[ung] und Vorstellung, Nürnberg, Froberger für Johann Hoffmann, 1680.
  11. Aus: Abbildungen von Dresdens alten und neuen Pracht-Gebäuden, Volks- und Hof-Festen. Kupferheft zur Chronik der Kgl. Sächs. Residenz-Stadt Dresden und des Sammlers für Geschichte und Alterthum, Kunst und Natur im Elbthale. Grimmer, Dresden 1835.
  12. Bernardo Bellotto (1722–1780): Kreuzkirche in Dresden etwa 1751 (Ausschnitt).
  13. M. B. Lindau: Geschichte der Haupt-und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit, Bd. 1, Dresden 1859, S. 722.
  14. Aus: Bruno Krause: Die geschichtliche Entwickelung der ... Residenzstadt Dresden ... Mit ... Illustrationen, etc, Dresden 1893, S. 166.
  15. Gemälde von Bernardo Bellotto (1722–1780).
  16. Augustus Bozzi Granville: St. Petersburgh. A journal of travels to and from that capital, through Flanders, the Rhenish Provinces, Prussia, Russia, Poland, Silesia, Saxony, the Federated States of Germany, and France, 1828, S.665.
  17. Aus: Lesch, Heinrich Grundriss von Dresden nach der neuesten Aufnahme, 1:9 000, Lithographie, 1828.
  18. Photographie von A. Frankl.
  19. Allgemeine Bauzeitung von 1847.