- Unter einer Umgebung
eines Punktes
verstehen wir eine offene Menge
, welche diesen Punkt gemäß
enthält.
Auf einer offenen Menge
sei eine einmal stetig partiell differenzierbare Abbildung
gegeben. Nun untersuchen wir die lokale Umkehrbarkeit der Funktion
(1)

im Punkt

mit dem Bildpunkt

.
Genauer beantworten wir positiv die folgenden Fragen:
- Gibt es eine Umgebung
des Bildpunktes
, die das bijektive Bild einer Umgebung
des Punktes
bezüglich der Abbildung (1) ist?
- Übertragen sich die Differenzierbarkeitseigenschaften von
auf die Umkehrabbildung
– auch die höhere Differenzierbarkeit?
Die Lösung des Problems ist offenbar äquivalent zur lokalen Lösung eines nichtlinearen Gleichungssystems der Form
(2)

.
Eine lineare Abbildung

vermöge

mit den Komponenten

für

und der assoziierten reellen Matrix
sei gegeben. Dann zeigt man in der Linearen Algebra die fundamentale Äquivalenz
(3)

ist bijektiv

.
Die vektorwertige Funktion
besitzt die Funktionalmatrix
(4)

.
Mit dem Kroneckersymbol ermitteln wir für
nämlich

.
Somit erscheint die Äquivalenz (3) in der Form
(5)

ist bijektiv

.
Also ist die Invertierbarkeit der Funktionalmatrix im Punkt
für unsere Fragestellung entscheidend! Nach Formel (17) von Satz 9 aus §1 gilt für die Abbildung (1) die linear-approximative Darstellung
(6)

mit

.
- Auf der offenen Menge
sei die folgende Abbildung
gegeben. Dann nennen wir

- die Funktionaldeterminante oder auch Jacobische (Determinante) der Abbildung
im Punkt
.
Für
betrachten wir die Koordinatentransformation zwischen Polarkoordinaten und kartesischen Koordinaten. Auf der offenen Menge

mit

definieren wir die Abbildung
(7)

vermöge

.
Wir berechnen ihre Funktionalmatrix
(8)

sowie ihre Funktionaldeterminante
(9)

in

.
Der Fundamentalsatz über die inverse Abbildung wird in den nachfolgenden Hilfssätzen erarbeitet.
- Sei die offene Menge
, die Abbildung
und der reguläre Punkt
mit
gegeben. Dann gibt es eine Zahl
, so dass die Abbildung
eingeschränkt auf die Menge
injektiv ist. Weiter ist mit einer Konstanten
die Ungleichung
(10)
für alle 
- erfüllt. Schließlich gilt
für alle Punkte
.
1. Wegen
und der Stetigkeit der Funktionen
gibt es ein
, so dass für alle
die folgende Matrix invertierbar ist:

.
Mit
und
betrachten wir die Hilfsfunktion
(11)

Unter Beachtung der Cramerschen Regel sehen wir die Aussage

für alle

ein. Da die Funktion
stetig auf ihrem kompakten Definitionsbereich
ist, nimmt sie ihr Minimum
dort an – und ein Homogenitätsargument liefert die Abschätzung
(12)

2. Seien
beliebig gewählte Punkte. Nun wenden wir den Mittelwertsatz auf jede Komponentenfunktion
wie folgt an:
(13)

mit
für
. Wir fassen nun die Gleichung (13) zusammen:

.
Schließlich erhält man mittels (12) und
die Ungleichung

für alle

.
q.e.d.
- Auf der offenen Menge
sei
eine Abbildung und
ein regulärer Punkt mit
. Neben der Größe
aus Hilfssatz 1 existiert dann eine Zahl
mit folgender Eigenschaft:
- Wir setzen
sowie
und finden zu jedem
ein
mit
.
Wir betrachten die Funktion

vermöge

.
Mit
erhält man aus Hilfssatz 1 zunächst die Ungleichung

für alle

.
Jetzt sei
ein beliebiger Punkt aus
, wobei
mit
gewählt wurde. Wir werden die Existenz eines Urbildes
mit
zeigen: Wir beginnen mit
(14)

für alle

und erhalten die Abschätzung
(15)

für alle

.
Ferner gilt die Beziehung
(16)

bzw.

.
Auf der kompakten Menge
nimmt die stetige Funktion
wegen (15) und (16) ihr Minimum in einem inneren Punkt

an. Nach Satz 2 aus §3 erhält man die Gleichungen
(17)

für
. Wegen

hat das Gleichungssystem (17) nach der Cramerschen Regel nur die triviale Lösung

für

.
Damit folgt
.
q.e.d.
- Mit den Größen
aus Hilfssatz 1 und
aus Hilfssatz 2 nennen wir die Funktion
- die zu
inverse Abbildung oder auch die Umkehrfunktion von
auf
. Diese erfüllt die Identität

für alle

.
- Die Abbildung
ist in
stetig.
Wegen der Stetigkeit der Abbildung
ist die Menge
kompakt. Nun wenden wir Satz 6 in §1 aus Kapitel II auf die stetige, umkehrbare Funktion
an und wir erhalten die Stetigkeit der Abbildung
.
q.e.d.
- Die Abbildung
aus Definition 3 gehört zur Klasse

- und besitzt die Funktionalmatrix

.
- Dabei entsteht die Matrix
aus der Funktionalmatrix
durch Ersetzen der
-ten Spalte durch den
-ten Einheitsvektor

.
1. Nach Hilfssatz 1 gilt
für alle
und die Inverse der Funktionalmatrix

existiert. Wir erhalten die Koeffizienten
als Lösung des linearen Gleichungssystems

für

.
Die Cramersche Regel liefert

für

.
Damit ist die Funktion
stetig.
2. Da
erfüllt ist, gilt für festes
und beliebiges
nach Satz 9 aus §1 die linear approximative Darstellung

.
Die Multiplikation mit
liefert die Identität

.
Wir setzen nun
bzw.
und erhalten
(19)

3. Die oben verwendete Restgliedfunktion

ist superlinear gemäß

.
Da nämlich
erfüllt ist und
sowie
stetige Funktionen darstellen, bleibt nur die Beschränktheit des Quotienten

zu zeigen: Nach Hilfssatz 1 existiert eine Konstante
, so dass die Abschätzung

für alle

mit

bzw.

für alle

mit

erfüllt ist.
4. Mit
setzen wir
in (19) ein. Multiplikation mit dem Vektor
von links liefert beim Grenzübergang
die Identität
(20)

für

,
wobei wir die Superlinearität des Restglieds verwenden. Da die rechte Seite von (20) stetig auf der Menge
ist, folgt die Aussage

.
q.e.d.
- Zu
sei
eine Abbildung der Klasse
mit
in
. Dann gehört die inverse Abbildung
aus Definition 3 zur folgenden Regularitätsklasse:

.
Für
wurde die Aussage in Hilfssatz 4 hergeleitet. In den Fällen
ist der Beweis mittels vollständiger Induktion zu führen: Sei also
und nach Induktionsvoraussetzung sei
richtig. Dann liefert Hilfssatz 4

für

,
denn es sind bereits die Regularitätsaussagen
erfüllt. Somit folgt

.
Satz 1 (Fundamentalsatz über die inverse Abbildung)
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- Sei
eine offene Menge,
eine natürliche Zahl und die Abbildung
gehöre zur Klasse
. Weiter sei für einen Punkt
die Bedingung
erfüllt und wir setzen
.
- Dann gibt es zwei offene Mengen
und
im
, die folgende Eigenschaften haben:
- (i) Es gilt
und
.
- (ii) Die Funktion
bildet
topologisch auf
ab, d. h.
besitzt eine Umkehrfunktion
und beide Funktionen sind auf ihren Definitionsbereichen stetig.
- (iii) Die Umkehrabbildung
gehört zur Klasse
und es gelten die beiden Identitäten
für alle
sowie
für alle
.
Wir wählen die Definitionsbereiche

und

.
Nun kann man zeigen, dass
wegen der Stetigkeit von
eine offene Menge im
ist. Wenn
ein beliebiger Punkt aus
ist, so liegt
in
. Nun ist
offen und es gibt ein
mit der Eigenschaft

.
Wegen der Stetigkeit von
existiert zu diesem
ein
, so dass
in
liegt und

für alle

gilt. Somit wird
durch
in
abgebildet. Also ist
erfüllt und
ist innerer Punkt von
. Damit ist
offen.
Nun folgt Satz 1 aus den Hilfssätzen 1 bis 5.
q.e.d.