- Seien die Dimensionen
fest gewählt. Auf dem Quader
sei eine beschränkte Funktion
gegeben. Dann heißt
über
Riemann-integrierbar oder kurz integrierbar, wenn alle Komponentenfunktionen
für 
- gemäß Definition 7 in §2 Riemann-integrierbar sind. Wir setzen dann als Riemannsches Integral
- (1)
.
- Für die beschränkte Funktion
erklären wir die Oscillation auf einer Teilmenge
des Quaders
durch
- (2)
.
- Wir betrachten auf dem Quader
eine beschränkte Funktion
. Für eine Zerlegung
von
gemäß Definition 2 aus §2 nennen wir
- (3)

- die Schwankung von
auf
bez. der Zerlegung
.
Wegen der Eigenschaft

für beschränkte reellwertige Funktionen
und beliebige Teilmengen
ermitteln wir – über die Definition 3 aus §2 – die folgende Identität:
- (4)

Satz 1 (Riemannsches Integrabilitätskriterium)
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- Für eine beschränkte Funktion
auf einem Quader
gelten die folgenden Aussagen:
- Wenn es eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge
mit der Schwankung
gibt, dann ist
über
Riemann-integrierbar.
- Wenn
über
Riemann-integrierbar ist, dann erfüllt jede ausgezeichnete Zerlegungsfolge die Beziehung
für die Schwankung.
1. Alle Komponentenfunktionen erfüllen dann
für
.
Mit der Identität (3) folgt

Satz 3 in §2 liefert die Integrierbarkeit der Funktionen
für
.
2. Für jede Komponentenfunktion
mit
ergibt der Satz 1 aus §2 – kombiniert mit obiger Identität (3) – die Beziehung
für
.
Beachten wir noch die Abschätzung
,
so folgt
.
q.e.d.
- Eine stetige Funktion
ist über
Riemann-integrierbar.
Nach Satz 7 aus §1 in Kapitel II ist die Funktion
gleichmäßig stetig auf das kompakten Menge
. Also existiert zu jedem
ein
derart, dass für alle
mit
stets
folgt. Für eine beliebige Zerlegung
von
mit dem Feinheitsmaß
folgt die Abschätzung

Somit gibt es eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge
mit der Schwankung
. Nach Satz 1 ist
über
Riemann-integrierbar.
q.e.d.
- Auf dem Intervall
mit
und
sei die (schwach) monotone Funktion
gegeben. Dann ist
über
Riemann-integrierbar.
Wir können ohne Einschränkung annehmen, dass
auf
monoton nicht fallend sei. Dann betrachten wir eine beliebige Zerlegung

des Intervalls
in die
Teilintervalle
mit
und dem Feinheitsmaß
. Wir berechnen die Schwankung von
auf
bezüglich
wie folgt:
- (5)
![{\displaystyle {\begin{matrix}\sigma (f,{\mathcal {Z}})=\sum \limits _{k=1}^{N}\operatorname {osc} (f,I_{k})\cdot |I_{k}|=\sum \limits _{k=1}^{N}[f(x_{k})-f(x_{k-1})]\cdot (x_{k}-x_{k-1})\\\leq \|{\mathcal {Z}}\|\cdot \sum \limits _{k=1}^{N}[f(x_{k})-f(x_{k-1})]=\|{\mathcal {Z}}\|\cdot [f(b)-f(a)].\end{matrix}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/72964a5b4dc1a0b73c6a4d8ff3715e3b274c31bc)
Somit erhalten wir für eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge
des Intervalls
die Beziehung
. Das Riemannsche Integrabilitätskriterium liefert die Integrierbarkeit von
.
q.e.d.
- Sei die Menge
kompakt enthalten im Innern eines Quaders
, das heißt der topologische Abschluss
ist kompakt und erfüllt die Inklusion
. Dann erklären wir die charakteristische Funktion der Menge
in
durch
- (6)
falls
und
falls
.
- Der topologische Rand
einer Teilmenge
stelle eine Jordansche Nullmenge im
dar. Dann ist die charakteristische Funktion
Riemann-integrierbar über
.
Für eine beliebige Zerlegung
von
schätzen wir die Schwankung der charakteristischen Funktion wie folgt ab:
- (7)

Zu jedem vorgegebenen
können wir nun endlich viele achsenparallele Teilquader von
finden, welche vereinigt
überdecken und deren Gesamtinhalt diese Größe nicht übersteigt. Hierzu konstruieren wir eine Zerlegung
von
, so dass wir eine äquivalente Überdeckung mit Teilquadern aus dieser Zerlegung erreichen. Mittels (7) erhalten wir so eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge
von
mit der Schwankung
. Nach dem Riemannschen Integrabilitätskriterium ist die charakteristische Funktion
dann integrierbar.
q.e.d.
Jetzt wollen wir wichtige Aussagen über die Klasse der beschränkten Riemann-integrierbaren Funktionen herleiten. Diese Klasse bildet einen Vektorraum und ist unter Produkt- und Reziprokenbildung abgeschlossen.
Satz 5 (Riemann-integrierbare Funktionen)
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- Gegeben seien die beschränkten, über den Quader
integrierbaren Funktionen
und
sowie die Konstante
. Dann sind auch die folgenden Funktionen

- über
integrierbar. Wenn es zusätzlich ein
gibt, so dass die Bedingung
für alle 
- erfüllt ist, dann ist auch die Funktion
integrierbar.
1. Seien die Funktionen
und
über
integrierbar mit
.
Dann betrachten wir zunächst
. Für eine Zerlegung

haben wir
.
Ferner schätzen wir für
wie folgt ab:
- (8)
![{\displaystyle {\begin{matrix}|h(x)-h(y)|=|f(x)[g(x)-g(y)]+g(y)[f(x)-f(y)]|\\\\\leq |f(x)|\cdot |g(x)-g(y)|+|g(y)|\cdot |f(x)-f(y)|\\\\\leq K\cdot [|f(x)-f(y)|+|g(x)-g(y)|].\end{matrix}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/be8ec14d04b9bd5aa8a2a00bc14c2a5ae6cc3838)
Folglich ist die Ungleichung
für alle 
richtig und wir erhalten
- (9)
für jede Zerlegung
von
.
Jetzt betrachten wir eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge
. Da
und
integrierbar sind, liefert Satz 1 die Beziehungen
und
. Die Abschätzung (9) ergibt
und nach Satz 1 ist
über
integrierbar.
2. Die Integrabilität der Linearkombination integrierbarer Funktionen zeigt man entsprechend. Schließlich entnehmen wir die Integrabilität der Funktion
der folgenden einfachen Abschätzung
für jede Zerlegung
von
.
3. Für die über
integrierbare Funktion
gebe es eine Zahl
mit der folgenden Eigenschaft:
für alle
.
Dann betrachten wir die reziproke Funktion
. Wir ermitteln für alle
die Abschätzung
.
Es folgt
und somit
für jede Zerlegung
von
.
Wie im Teil 1.) ergibt sich die Integrierbarkeit von
über
.
q.e.d.
- Gegeben seien die beschränkten, über den Quader
integrierbaren, komplexwertigen Funktionen
und
sowie die Konstanten
. Dann gilt die Identität
- (10)
.
- Somit ist das Riemannsche Integral ein lineares Funktional auf dem
-linearen Raum der beschränkten, integrierbaren Funktionen über
.
Die Integrierbarkeit der Funktion
ist nach Satz 5 klar. Seien
eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge von
und
mit
beliebig gewählte Zwischenpunkte für
. Dann liefert Satz 4 aus §2 die behauptete Identität wie folgt:
- (11)

q.e.d.
- Für jede beschränkte, über den Quader
integrierbare Funktion
gilt
- (12)
.
Wir approximieren gemäß Satz 4 aus §2 wieder durch Riemannsche Zwischensummen. Seien
eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge von
und
mit
beliebig gewählte Zwischenpunkte für
. Dann liefert die Dreiecksungleichung die behauptete Ungleichung
,
denn auch
ist nach Satz 5 integrierbar.
q.e.d.
Satz 8 (Mittelwertsatz der Integralrechnung)
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- Gegeben seien die beschränkten, über den Quader
Riemann-integrierbaren, reellwertigen Funktionen
und es gelte
für alle
. Dann gibt es ein
![{\displaystyle \mu \in [\inf\{f(x):x\in Q\},\sup\{f(x):x\in Q\}]}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/f7d37cbae5d086ddd500ea047ec46e92c6b62ddd)
- derart, dass die Identität
- (13)

- erfüllt ist. Wenn außerdem
stetig auf
ist, dann gibt es einen Punkt
mit der Eigenschaft
.
1.) Wir setzen
und
. Seien
eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge von
und
mit
beliebig gewählte Zwischenpunkte für
. Wegen
für alle
und
folgt die Abschätzung
- (14)
.
Die Summation über
liefert
- (15)
.
Mittels Satz 4 aus §2 erhalten wir durch Grenzübergang
die Identität
- (16)
.
Falls
gilt, so ist wegen der Abschätzung (16) die Identität (13) mit
erfüllt.
Sei nun
gültig. Aus (16) folgt dann die erste Behauptung mit
- (17)
.
2.) Die zweite Behauptung weisen wir wie folgt nach: Als stetige Funktion auf einer kompakten Menge
nimmt
sowohl ihr Minimum
als auch ihr Maximum
an, d. h. es gibt Punkte
und
mit
und
. Wir betrachten nun auf der in
gelegenen Verbindungsstrecke die Funktion
für
mit
und
. Nach dem Zwischenwertsatz existiert ein
mit
. Setzen wir
, so folgt
.
q.e.d.
- Auf dem Intervall
mit den Grenzen
und
sowie der Bilddimension
sei die Funktion
stückweise stetig im folgenden Sinne: Es gibt eine Zerlegung des Intervalls

- in
offene Teilintervalle

- derart, dass die Funktion
auf das abgeschlossene Intervall
für jedes
stetig fortsetzbar ist.
- Wenn
stückweise stetig ist, dann ist
über
integrierbar.
Der Satz wird mit dem Riemannschen Integrabilitätskriterium gezeigt.
Satz 10 (Allgemeiner Fundamentalsatz der Differential- und Integralrechnung)
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- Auf dem Intervall
mit den Grenzen
und
besitze die stetige Funktion
eine stückweise stetige Ableitung
gemäß der Definition 5. Dann gilt die Leibnizsche Identität
- (18)
.
Dieser wird analog zum Hilfssatz 1 aus §5 in Kapitel II für jede Komponentenfunktion
durchgeführt.
q.e.d.
Es seien
ein Quader der Dimension
mit
und
eine beschränkte, Riemann-integrierbare Funktion. Wir werden jetzt das
-dimensionale Integral
- (19)

auf niederdimensionale Integrale zurückführen. Zu diesem Zweck denken wir uns die Indizes
aufgeteilt in die Mengen
und
mit
und wir setzen
sowie
.
Somit erhalten wir die Funktion
.
Wir betrachten nun Quader

und

sowie den Produktquader
.
Wir gehen aus von den Zerlegungen von
in die Teilquader
mit
und von
in die Teilquader
mit
gemäß Definition 2 aus §2. Diesen Zerlegungen entspricht eine Produktzerlegung von
in die Teilquader
, so dass die Darstellung
erfüllt ist.
- Wenn die Funktion
beschränkt und Riemann-integrierbar ist, dann sind die Funktionen
und 
- Riemann-integrierbar auf
und es gilt die Identität
.
Wegen der Beschränktheit von
existieren das untere Integral
und das obere Integral
von
für jedes
. Seien nun
eine Zerlegung von
mit beliebigen Zwischenpunkten
und
eine Zerlegung von
. Es beschreibe
eine Zerlegung von
in die Teilquader
wie oben. Wir erklären die folgenden Größen
- (20)
.
Dann folgt für jedes
die Ungleichungen
- (21)

und
- (22)
.
Beachten wir Satz 2 aus §2, so ergibt sich für alle
die Abschätzung
- (23)
.
Multiplikation mit
sowie Summation über
liefert
- (24)

Jetzt seien
und
ausgezeichnete Zerlegungsfolgen der Quader
bzw.
. Dann ist auch
eine ausgezeichnete Zerlegungsfolge von
. Da nach Voraussetzung
integrierbar ist, erhalten wir aus der Ungleichung (24) durch Grenzübergang
- (25)

Also sind wegen Satz 4 aus §2 die Funktionen
und
auf
integrierbar und es folgt die oben angegebene Identität.
q.e.d.
Im allgemeinen müssen die Riemannschen Integrale über die eingeschränkten Funktionen
nicht für jedes
existieren.
Satz 12 (Iterierte Integration stetiger Funktionen)
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- Sei die Funktion
auf
stetig. Dann existieren die Riemann-Integrale
und
von
für jedes
und es gilt die Identität der iterierten Integration
- (26)
.
In §6 werden wir stetige Funktionen im
integrieren, welche auf dem Komplement einer kompakten Menge verschwinden. Diese nennt man Testfunktionen, welche einer Iterierten Integration zugänglich sind. So könnte man auch induktiv über die Raumdimension ein Integral für diese Funktionenklasse definieren.