Kurs:CSCL/Lernen in Gruppen

Einstieg ins Thema

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In dem Grundlagentext geht es um die Frage, zu welchen Instruktionsentscheidungen eines Lehres unterschiedliche theoretische Perspektiven auf kooperatives Lernen führen.

Aufgabe: Sammeln sie grundsätzliche didaktische / instruktionale Fragen, die der Text stellt und ergänzen Sie eigene Ideen.

  • Wie groß soll eine Gruppe sein?
  • Sollen Gruppen homogen oder inhomogen bezgl. bestimmter Dimensionen sein? (Dimensionen: Fähigkeit / Wissen, Alter, Geschlecht, soziale Kompetenz, Motivation, Status, kulturelle Zusammengehörigkeit)
  • Welche Rolle hat der Lehrende?
  • Was sollen Ziele und Aufagben der Gruppe sein?
  • Wie lange soll die Gruppe existieren? Welchen Zeitrahmen hat die Aufgabe?
  • Was wird wie belohnt? (Struktur und Art des Belohnungssystems)
  • Wird die Art der Interaktion innerhalb der Gruppe und das Vorgehen der Gruppe vorgegeben? (z. B. mit einem Skript)
  • Soll die Gruppe kolaborativ oder kooperativ arbeiten?
  • Wie schwer sind die Aufgaben?
  • Was für Lernen soll stattfinden? (Wissen vertiefen, neues Wissen erschließen)
  • Welche Ressourcen hat die Gruppe zur Verfügung?
  • Ist die Gruppenarbeit freiwillig?
  • Wie sieht die Interdependenz (bzgl. Wissen, Ressourcen, Belohnung) innerhalb der Gruppe aus?
  • Ist die Gruppenzuteilung freiwillig?
  • Findet die Gruppenarbeit in einem Raum oder in verschiedenen Räumen statt?
  • Welche Interventionsmethoden hat der Lehrende?


Der Text stellt zwei grundsätzliche theoretische Richtungen vor: Die sozial-behaviorale Ansätze und die kognitiven Ansätze. Dabei werden die aufgeworfenen grundsätzlichen instruktionalen Fragen jeweils vor dem theoretischen Hintergrund beantwortet und konkrete Beispiele für die Umsetzung im Untericht gegeben.

Aufgabe: Beschreiben Sie jeweils kurz und knapp die zentralen Annahmen des Ansatzes. Gehen Sie ein auf die Rolle des Lehrers. Nennen Sie außerdem potentielle Probleme und Möglichkeiten, um diese Problem zu vermeiden oder zu lösen.

Sozial-Behaviorale Ansätze

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Motivationale

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Die Motivation entsteht durch die Zusammenarbeit mit Peers im Hinblick auf eine Belohnung. Das Konzept eignet sich besonders gut fuer die Wiederholung von bereits bekanntem Lernmaterial.

Ablauf (Student Teams Achievement Divisions)

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Lehrer fuehrt in das Thema ein und bereitet Arbeitsblaetter mi Quizfragen vor. Lehrer teilt Schueler in Gruppen ein Individuen in Kleingruppen arbeiten zusammen Schueler lernen mit dem vorbereiteten Material Quizfragen werden individuell gestellt und die individuelle Verbesserungsrate wird errechnet Alle individuellen Verbesserungsraten werden zum Gesamtscore addiert Die Gruppe mit dem hoehsten Score erhaelt eine Belohnung

Gruppengröße

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4-6 Personen

Belohnung

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  • sehr wichtig
  • altersangemessen
  • kein allzu starker Fokus, erworbenes Wissen soll im Vordergrund stehen
  • sollte erstrebenswert sein
  • individuelle Verantwortlichkeiten: je nach individueller Verbesserung und nicht für Absolutpunktzahl

Gruppenzusammensetzung

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  • heterogen

Rolle des Lehrers

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  • Vermittlung von (Vor)Wissen
  • entscheidet über Art der Belohnung
  • Einteilung der Gruppen
  • Ausgabe und Vorbereitung des Materials
  • Bewertung der Ergebnisse
  • allgemeine Kontrolle

Art der Aufgabe

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  • Wiederholung
  • einfache geradlinige Aufgabe

Potentielle Probleme

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  • große Gruppen schwer auf einander abzustimmen
  • schwierige Aufgaben teilen die Gruppe in "Könner und Nicht-Könner"
  • Belohnung kann zu "sucker effect" beitragen (wenn es kein Anreiz bietet)
  • Belohnung kann zu "ein Leistungsdruck" fuehren (wenn es hoch bewertet wird)
  • Anreizwirkung der Belohnung ist alters abhaengig

Gruppenkohäsion

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Gruppengröße

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4-6, da mit steigender Gruppe auch die Unterschiede zwischen den Teilnehmern bezüglich Persönlichkeit, Fähigkeit, Verantwortungsbewusstsein wachsen. Dies ist wichtig, um Lerneffekte in dem Bereich Gruppenkompetenz zu erreichen.

Belohnung

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üblicherweise keine Belohnung, da soziale Bindungen aufgebaut werden und Verantwortung für Andere übernommen werden soll. Die Bildung einer Gruppe und ihr Wohlergehen sollen im Vordergrund stehen.

Gruppenzusammensetzung

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heterogen --> ermöglicht das Erlernen vom Aufbau sozialer Bindungen zu Personen, die sich vom eigenen Selbst auf verschiedenen Ebenen unterscheiden.

Rolle des Lehrers

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Er setzt den Rahmen für angemessenes soziale Verhalten durch Regeln und Belohnung für erwünschtes Erhalten. Er teilt die Gruppen ein und leitet eine abschließende Diskussion über Probleme und Erfahrungen beim Prozess der Gruppenbildung

Art der Aufgabe

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Die Aufgaben sollten nicht zu komplex sein, da dies zu Spannungen in der Gruppe führen kann. Zu einfache Aufgaben können zu Rückzug einiger Mitglieder, welche sich langweilen und unterfordert fühlen, aus der Gruppenarbeit führen. Die Aufgaben sollten auf die Wiederholung (bei mehreren/allen Mitglieder) bereits vorhandenen Wissens, sowie die Integration neuen Wissens anderer Mitglieder ausgerichtet sein.

Potentielle Probleme und ihre Lösungen

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Eine Schwierigkeit liegt darin, die positive Kooperation aller Mitglieder und die Entwicklung eines Gruppengefühles herzustellen. Ist dies nicht gelungen, so kann es zu Effekten wie dem "Sucker Effect"(wenn eine Person sich auf den Leistungen Anderer ausruht,sinkt deren Motivation sich anzustrengen) und anderen negativen Verhaltensweisen führen. Um dies zu verhindern muss die Gruppenbildung mit geeigneten Methoden unterstützt werden. Zudem sollte eine abschließende Diskussion über den Verlauf der Gruppenbildung mit Problemanalyse geführt werden. Es muss zudem vorher überprüft und sicher gestellt werden, dass die Mitglieder ausreichend soziale Fähigkeiten zur Gruppenbildung mitbringen, damit diese überhaupt möglich ist.

Anwendung der "Learning-together-Technik" von Johnson (1991, welche sich durch face-to-face-Interaktion, positive Interdependenz (Abhängikeit) zwischen den Gruppenmitgliedern, Verantwortlichkeit und Fähigkeit zur Arbeit in Kleingruppen.

kognitive Ansätze

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Ansatz von Vygotsky

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Hauptidee

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Kognitive Entwicklung kommt durch soziale Interaktion zustande. Nützlichste Interaktion zwischen einem fähigeren Partner ("Lehrer") und einem weniger fähigen ("Lerner"). Optimal ist es, wenn die Aufgabe innerhalb der zone of proximal development des Lerners ist.

Gruppengröße

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Optimal: Zweiergruppen

Belohnung

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Keine notwendig.

Gruppenzusammensetzung

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Heterogen: Ein Gruppenmitglied soll fähiger sein als das andere.

Rolle des Lehrers

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Scaffolder (gibt Struktur vor), schlägt Alternativen zur Herangehensweise vor, überprüft Leistungen, Vorbild, fordert auf

Art der Aufgabe

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Fähigkeiten, Wissen, Verständnis aufbauen/vermitteln (Mathematik z.B.)

Potentielle Probleme

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Es müssen erst 6 Bedingungen erfüllt sein:

  • (1) Hilfe muss auf die Verständinisprobleme des Lernenden zugeschnitten sein
  • (2) Hilfe muss auf einer Ebene der Verarbeitung stattfinden, die der gesuchten Hilfe entspricht
  • (3) Hilfe muss unmittelbar gegeben sein
  • (4) Schüler muss Erklärung verstehen
  • (5) Schüler muss die Hilfe selbstständig umsetzen können
  • (6) Schüler muss die Gelegenheit nutzen

Diese Bedingungen zu erfüllen verlangt einen hohen Grad an sozialen Fähigkeiten des Anleiters. Das ist allerdings bei jüngeren Kindern oft nicht der Fall.

Lösungen

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Cross-age tutoring: Ältere Schüler sind fähiger als Jüngere und fungieren als deren Lehrer. Alternativ: einem Schüler werden direkt die erforderlichen pädagogischen Fähigkeiten vermittelt, dass dieser als Lehrer fungieren kann.

Reciprocal teaching. Der Lehrer gibt mögliche Fragen vor, zeigt Zusammenfassungen, Annahmen zum Verlauf des Textes, Bezug auf schwer verständliche Teile des Textes


Vorschlag für Schulstunde

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  • Zwei unterschiedliche Texte an Schüler austeilen, jeder Schüler erhält einen Text
  • Schüler lesen Texte
  • Einteilung von Zweiergruppen (zufällige Asuwahl)
  • Gegenseitiges Vorstellen der Textinhalte mit Diskussion


Ansatz von Piaget

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Ansatz basiert auf der Annahme, dass Peers voneinander lernen können. Jedoch ist dieser Ansatz nicht so stark auf soziale Aspekte fixiert (Vergleiche Vygotski). Wissenszuwachs entsteht durch das Lösen eines kognitiven Konflikts. Der Konflikt besteht darin, das Ungleichgewicht (Equilibrium) zwischen vorhandenem Wissen und dem was man von den Peers erfährt, aufzulösen.

Belohnung

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Belohnung nicht nötig, da eine intrinsische Motivation vorausgesetzt wird.

Voraussetung

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Teilnehmer

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Voraussetzungen um Equilibrium für intellektuellen Austausch zu ermöglichen

  • gemeinsame Ebene des Verständnisses
  • eigene Ideen darstellen und konsistent in den eigenen Theorien / Modellen / Gedanken sein
  • Wille zum miteinander arbeiten muss vorhanden sein
  • homogene Gruppen
  • kleine Gruppengröße
  • punktuell heterogenes Wissen (für disequilibration)
  • gefühlte Statusgleichheit der Gruppenmitglieder

Die Wahl der Aufgabe ist entscheidend.

Die Wahl der Aufgabe muss motivierend sein und zu einem Ungleichgewicht (disequilibration) führen. Des Weiteren sollte die Aufgabe explorierend sein. Aufgabe muss dazu anregen Ideen zu entwickeln und diese mit anderen abzugleichen.

Austausch muss möglich sein und die Gruppenteilnehmer müssen die verschiedenen Ideen und Meinungen gegeneinander abwägen können. Es muss also genug Hintergrundwissen vorhanden sein.

Es muss die Möglichkeit bestehen, dass jeder Gruppenteilnehmer seinen Zustand der disequilibration aus eigener Kraft (oder mit Hilfe der Gruppe) in einem Zustand der equilibration zurückführen kann. Dazu sollte er idealerweise neue konzeptuelle Strukturen entwickeln.

Eine gute Aufgabe (siehe Aufgabe) zu finden und eine Lernumgebung zu schaffen, die Kollaboration erzeugt.

Vorteile

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  • Der Lehrer muss die Aufgabe selbst nicht verstanden haben. :)
  • Teilnehmer lernen eigene Ideen darzustellen und zu verteidigen.
  • Eigene Konzepte werden aktiv durch einen kritischen Prozess erweitert.
  • Teilnehmer lernen Konflikte in Gruppen zu handhaben.
  • Teilnehmer lernen evlt. Konsensbildung in Gruppen durchzuführen.
  • Am Ende können alle Unterschiedliche Meinungen haben und sich trotzdem im jeweiligen Äquilibrium befinden. (Pluralismus wird erfahrbar gemacht)
  • Gruppe funktioniert allein. Intrinsische Motivation wird begünstigt.
  • Gruppe kann eine Eigendynamik entwickeln.

Probleme

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  • Status, Persönlichkeit und Fähigkeit haben große Bedeutung für den Teilnahmeumfang.
  • Homogene Gruppen sind schwierig zu bilden.
  • Aufgabe muss viele Anforderungen erfüllen.
  • Gruppe muss viele Anforderungen erfüllen.
  • Es gibt keine einfachen und klaren Interventionsmethoden für den Lehrer.
  • Teilnehmer könnten sich aus der Gruppe zurückziehen und das Denken anderen überlassen.
  • Aktive Mitarbeit von jedem/r Teilnehmer/in erfordert.
  • Kognitiver Konflikt kann von der Gruppe, trotz Erkennens, nicht gelöst werden.

Wichtige Begriffe

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  • Equilibrium
  • disequilibration (Dissonanz)
  • re-equilibration

Johnson's Structured Controversy ("The goal of this technique is to promote academic learning through structured intellectual controversies.")

Elaboration

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Interaktion mit peers fördert Elaboration kognitiver Inhalte. Die Elaboration kann die Restrukturierung von bestehenden kognitiven Strukturen miteinbeziehen oder neue Information zu den bestehenden Strukturen hinzufügen. Dies kann sowohl in strukturierten, als auch in unstrukturierten Gruppen geschehen. Die Rolle der Verbalisierung ist dabei kritisch.

Gruppengröße

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Kleine Gruppen (2-4 Personen) werden bevorzugt (Webb, 1989 ist der Meinung, dass in Zweiergruppen die höchste Partizipaton ist), da hier die Partizipation am größten ist. Mit steigender Anzahl der Gruppenmitglieder sinkt die Partizipation.

Belohnung

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Belohnungen sind nicht wichtig.

Gruppenzusammensetzung

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je größer Unterschied in Fähigkeiten (heterogen), desto mehr Beteiligung bei Besseren und Schlechteren. "Mittelfähige" beteiligen sich am Wenigsten. Partizipation soll kontrolliert werden (ob heterogene oder homogene Gruppe) am besten Geschlecht ausbalanciert. Wenn mehr Jungs als Mädchen in der Gruppe, werden Mädchen tendenziell ignoriert. Bei niedrigem Status steigt die Wahrscheinlichkeit an, sich nicht in der Gruppe zu beteiligen. → ausbalancierte, heterogene Gruppen sind am Besten

Rolle des Lehrers

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→ Gruppen ausbalancieren (Fähigkeit, Geschlecht)

→ sorgfältige Auswahl der Aufgaben

Gewährleisten, dass einzelne Schritte bei skripted cooperation eingehalten werden

Schauen, ob Partizipation von möglichst allen kommt

Art der Aufgabe

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keine genauen Erkenntnisse, tendenziell für alle Aufgabentypen gegeignet. Besonders für open-ended-Aufgaben (die Elaboration ist das Ziel) und für Aufgaben, bei denen bekanntes Wissen integriert werden soll

Potenzielle Probleme/Lösungen

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Differenzen im Status wirken sich negativ auf Partizipation aus. Mitglieder mit niedrigem Status halten sich eher zurück. Mitglieder mit höherem Status werden öfter gefragt/haben mehr zu sagen.

Scripted cooperation, Dansereau (Beispiel: beide Teilnehmer lesen denselben Textabschnitt. Einer fasst anschließend zusammen. Der andere ergänzt/verbessert. Beim nächsten Abschnitt Rollentausch) Vorteile: mehr Verständnis beim Zuhören, das Gelesene muss zusammengefasst werden, Lernen durch Nachahmung, Verarbeitung auf tieferer Ebene Nachteil: Partner sind nicht offen beim Kritisieren, trauen sich nicht.

Jigsaw, Aronson (Themenverteilung innerhalb einer Stammgruppe, daraus ergibt sich eine Expertengruppe (=alle Teilnehmer mit demselben Thema). Ausarbeitung der Themen innerhalb der Expertengruppe. Anschließend Informationsaustausch in der Ursprungsgruppe)

Schulstunde

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Klasse muss was über Fische lernen. Lehrer teilt Schüler zufällig in Zweiergruppen ein. Jede Gruppe muss über ein Thema (z.B. Anatomie des Fisches, Essverhalten etc.) einen Lehrbuchtext erarbeiten - wie in Scripted Cooperation - und dann im Internet weitere Informationen und Bilder über das Thema suchen. Damit soll ein Plakat erstellt werden. Jede Gruppe soll am Ende der Stunde ihr Plakat erklären können. Die Leistung, gemessen in + oder -, ist abhängig von der Präsentation des Plakates und der Darstellung.

Grundlagentext

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O'Donnell, A. M., & O'Kelly, J. (1994). Learning from peers: Beyond the rhetoric of positive results. Educational Psychology Review, 6(4), 321-349. SpringerLink direkter Link (pdf)