Kurs:Dresdner Baudenkmäler/Älteres Rathaus Neustadt

Aelteres Ratblians zu Dresden -Neustadt. ß|5


Das ältere Rathhaus zu Dresden -Neustadt.

Das Rathhaus wurde 1527—28 gebaut, als Baumeister wird Melchior Trost genannt. Von einem älteren Bau ist schon 1455 die Rede. Der schlichte, aber malerische Bau ist uns durch die Aufnahmen Canalettos (Fig. 462) gut bekannt. Ueber die innere Einrichtung spricht 0. Richter a a. 0. S. 182 flg. 1550 sollte es nach der Vereinigung der beiden Städte den kurfürstlichen Teppichmachern ein- geräumt werden, blieb jedoch Gerichtsstätte für Altendresden. Das beweisen auch die bei Canaletto am Fenster hängenden sichtbaren Schandsteine. 1677 ward es erneuert. Unter dem Hauptgesims wurde die Inschrift angebracht:


Fig. 462. Rathhaus zu Dresden- Neustadt, nach Canaletto.


CONCORDIA PARVAE RES CRESCVNT, DISCORDIA MAGNAE

DILABVNTVR.

So überdauerte es unberührt den Brand von 1685. Es wurde Ende der sieb- ziger Jahre des 18 Jahrhunderts abgetragen.

Erhalten hat sich von dem Bau nur der Wappenstein, der sich über dem Thore befand. In Sandstein, mit dem Sächsischen Herzogswappen. 90 cm zu 74 cm messend.

Jetzt im Stadtmuseum.

Tisch (Fig. 463), mit l,i3  : 1,3? m messender Eichenplatte, tiefem Tisch- kasten, in dem Fächer angebracht sind, breiten Füssen, welche durch zwei Riegel und Keile zusammengehalten werden.

Die Kastenseiten und die Felder der Füsse sind mit ornamentalem, flach herausgestochenem Maasswerk verziert, Ebensolches an den Fächern im Innern.


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Dresden (Stadt), Das neue tJathhaus zu Dresden -Neustadt.


Dort, wie in den geschützten Theilen des Aeusseren zeigen sich Reste der Bemalung des Maasswerks in lebhaftem Zinnober, Blau und Weiss.

Eyes Annahme, dass der Tisch aus einem Kloster stamme, ist ohne Begründ- ung. Um 1500.

Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Nr. 331 (Inv.-Nr. 1389). Zwei Schandsteine, in Flaschenform, 32:34 cm messend, 13 cm dick. Darauf in Relief zwei sich raufende Weiber und die Inschrift: ALLE WEIBER DIE SICH SCHLAGEN MVSSEN DIESE FLASCHEN TRAGEN.

Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Nr. 439 a, b.

Das neue Rathhaus zu Dresden -Neustadt.

Der Neubau eines Rathhauses wurde 1732 angeregt, begann jedoch erst am

28. April 1750 durch den Rathsmaurermeister Jo- hann Christoph Berger und Rathszimmermeister Winkler. Am 14. Juli 1752 wurde die erste Sitz- ung im Hause abgehalten. Der für die Stände der Leinwandhändler und Tuchmacher bestimmte Theil wurde im Mai 1752 begonnen und am 10. Sep- tember 1753 seiner Be- stimmung übergeben. Am

Fig. 463. Tisch aus dem älteren Rathhaus zu Dresden -Neustadt. 13. Mai 1754 Waren Uhr

(vom Hofuhrmacher Nau- mann) und Schlagwerk fertig.

Das dreistöckige, sehr schlichte und durch die sorgfältig abgewogenen Ver- hältnisse wirkende Gebäude enthält an der Marktseite im Erdgeschoss den Rathskeller. Ueber dem Thore zu diesem das Stadtwappen mit einem Spruch- bande, darauf die Inschrift: anno mdccl.

In den Räumen darüber hatte das Stadtgericht seine Säle.

Im Flügel gegen die Hauptstrasse, der 21 Fenster Front hat, befanden sich im Erdgeschoss (Fig. 464) die Fleischbänke, Brodbänke und Behältnisse für die Chaisen, oben die Gewandsäle, Amtszimmer und Wohnungen.

Ueber dem Mittelrisalit erhebt sich hier ein Segmentgiebel mit der Inschrift :

AVSPICIIS FRIÜERICI AVGVSTI REG. POL. ELECT. SAX. PATRIS PATRIAE OFT. PII FEL. H AN C CVRIAM EXTRVXIT SENATVS DRESD.

Auf dem Dachreiter eine grosse Wetterfahne in Gestalt eines das Stadt- wappen haltenden Löwen.