Kurs:Dresdner Baudenkmäler/Das ältere Gewandhaus

Fig. 459. Das ältere Gewandhaus; Grundriss des Obergeschosses.


Das ältere Gewandhaus.

Der Judenhof (vergl. S. 405) wurde schon 1453 vom Rathe käuflich er- worben, 1553 — 58 erfolgte der Einbau der Fleischbänke in dieses Gebäude, das später der Anlage des Stallhofes zum Opfer fiel. Ein Neubau entstand, nach- dem schon 1554 Kurfürst August die Entfernung des Rathhauses vom Altmarkt verlangt hatte, auf den durch Kurfürst Christian I. 1591 wiederholten Wunsch. Er versprach (Stolpen, am 8. Juli 1591, Hauptstaatsarchiv, Cop. 573) eine reiche Unterstützung an Geld, Stämmen und Ziegeln, wenn die Bürger Lichtmess 1592 zu bauen beginnen wollten. Er gewährte ihnen ferner Häuser an der Breiten- und Zahns-Gasse, um dort neue Fleischbänke zu errichten. Nach des Kurfürsten Tode beschloss aber der Rath, das Rathhaus stehen zu lassen und die Fleischbänke am Neumarkt auszubauen. Paul Buchner lieferte das Muster und hatte die Bauleitung (Hauptstaatsarchiv, Kammersachen 1591 — 92, Loc. 7296 Bl. 202). Der Bau bestand aus einem langen , von der Frauenstrasse bis zum Jüdenhofe reichenden Gebäude, das den Rathskeller, im Untergeschoss


Aelteres Gewandhaus.


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Verkaufstände für die Fleischer und Schuster und im Obergeschoss einen grossen Saal beherbergte, in dem die Landstände sich versammelten, Vorstellungen und Festlichkeiten abgehalten wurden. In der Belagerung von 1760 wurde der Bau


beschädigt, später für staatliche Verwaltungszwecke eingerichtet, 1791 jedoch abgebrochen.

Von dem späteren Zustande giebt Fig. 459 den Grundriss des Obergeschosses. Die beiden Höfe bilden den Eest des Gässchens, das sich ursprünglich hinter dem Gewandhause hinzog.


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Dresden (StadO, Rathsbaderei.


Die Facaden kennt man aus den Bildern von Canaletto (Fig. 460). Kräftige Giebel schlössen den Bau ab, drei gegen den Neumarkt, zwei an den Schmal- seiten. Die Formen waren jenen am Stallgebäude nahe verwandt.