Kurs:Dresdner Baudenkmäler/Die Wohnhäuser der Früh-Renaissance

Die Wohnhäuser der Früh -Renaissance.

Schlossstrasse Nr. 28. Am Treppenaufgang in dem eigenartigen, mit gothischen Gewölben versehenen Flur eine Kundbogenthür, die durch Blatt- und Maskenornamente reich belebt wird.


Schlossstrasse Nr. 1. In dem mit Gralgewölben überdeckten Hausflur ein von einer Thür entlehnter Aufbau (Fig. 485). Das mittlere rechteckige Stück zeigt eine Bogenstellung als Umrahmung, auf deren Zwickeln in Scheiben zwei Wappen angebracht sind. Die Bedeutung dieser Wappen ist unsicher. Viel- leicht beziehen sie sich auf die Familien Kirchhain (Kirchhahn) und Förster. Als Bekrönung ein Medaillon mit einem männlichen Kopfe und Anläufe. In der Mitte ist eine Allegorie des menschlichen Lebens in Flachrelief dargestellt, be- stehend in dem Brustbilde eines Greises, der ein Kind auf den Todtenschädel hinweist, den er in der Linken hält, mit der Unterschrift:


Wohnhäuser der Früh -Renaissance.


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Qua(m) . cito . marcescet . flos . hic . propera(n) tibus . annis pr(a)ecipiti . cursu . vita . caduca . fugit.

Eechts und links von diesem Mittel stücke sind noch Zwickelausschnitte einge- mauert, die Kindengel auf Fanfaren blasend darstellen. — Das trefflich durch- gebildete Stück gehört unverkennbar in die Reihe der Bildwerke, die in un- mittelbarem Zusammenhange mit dem Georgenthor, also um 1535 entstanden.

Altmarkt, Ecke der Badergasse. An dem angeblich vom Canzler von Pflugk errichteten, 1887 beim Durchbruche der König- Johann -Strasse nieder- gelegten Hause befand sich über dem Thore ein i i Mi 7 ähnlicher Aufsatz. Im Mittelstück eine gleiche Allegorie in einem Me- daillon. Zu dessen Seiten zwei kleinere Medaillons mit dem Relief bilde des Herzogs Georg und der Herzogin Barbara. Dazu die Umschriften:

GEORG . DVX . SAXONIAE AETATIS . SVAE . LXVI ANNO 1538

und

BARBARA . GEBORNE KOENIGIN . ZV . POLN HERTZVGIN . ZV SACHSEN.

Darunter zwei nackte Engelkinder auf Delphinen.

Jetzt im Museum des Königl. Alterthumsvereins. Inv.-Nr. 2574.

Flechsig, Die Sammlung des K. S. Alterthumsvereins, S. 51, weist darauf hin, dass 1538 Barbara schon vier Jahre todt war. Das Bildniss beider dürfte also in diesem Jahre nach älteren Vorlagen geschaffen sein.

Katholische Bürgerschule, kleine Schiessgasse Nr. 3 Ein ebensolches Medaillon Herzog Georgs (Fig. 487) mit der Umschrift:

GEORGIVS DVX SAXONIA iETATES (!) SVAE LXHII ANNO D. M.D.XXXV.

Vielleicht von dem früher dort stehenden Festungs- thurme (vergl. S. 316).

Frauenstrasse, Ecke Neumarkt. Ein Runderker (Fig. 486 und 488) springt etwa um Dreiviertel seines Durchmessers aus der Ecke des Gebäudes hervor. Ueber einem reich profilirten Unterbau zeigt einen rei- zenden, leider vielfach überstrichenen Fries mit tanzen- den Kindern, über den sich noch weitere ornamentirte Fig. 487. Kath. Bürgerschule. Eeiief. Brüstungsgesimse hinziehen. Um 1530.


JDlANO-


Pfunds


Fig. 486. Frauenstrasse Nr. 14. Erker.


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Dresden (Stadt), Wohnhäuser.


Das anmuthige Werk ist leider insofern beschädigt worden, als im 18. Jahr- hundert die oberen Theile des Erkers abgebrochen und an dessen Stelle eine neue, schlichtere Anordnung aufgeführt wurde.

Schössergasse Nr. 27. Breites Einfahrtsthor mit einfacher Umrahmung, in den Formen der Zeit um 1550.


Fig. 488. Frauenstrasse Nr. 14. Erker.


Wohnhausbau von 1550 — 1620.

Die Grundrissanlage der Wohnhäuser erhielt unter der Regierung Kurfürst Augusts gewisse feststehende Formen.

Zunächst verschwinden aus der ganzen inneren Stadt die ursprünglich wohl vielfach vorhandenen Hofthore, überhaupt die Einfahrten in die Grundstücke. Die Gesetze über die Abfuhr des Unrathes verschärfen sich, in der Willkür von 1513 heisst es: Mist und Abraum dürfen vor den Häusern nur eine gesetzlich festgelegte Zeit lang liegen, Unflat und stinkendes Wasser nicht auf die Strassen, Kehricht „ader scinder" nicht in die Quergassen geworfen werden. Die Willkür von 1559 verbot schon das freie Herumlaufenlassen des Viehes, das Halten von


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