Kurs:Dresdner in der Frühromantik/Johann Baptista Joseph Hirsch

Johann Baptista Joseph Hirsch * 1770 in Dresden

Johann Baptista Joseph Hirsch begann seine Laufbahn in der Sächsischen Armee als Jugendlicher. Er avancierte zum Rittmeister der reitenden Abteilungen der Feldartillerie und in der Folge zum Rittmeister der Artillerie und hatte den Dienstgrad Hauptmann der Artillerie inne. Seine ersten Kampferfahrungen sammelte er in der erfolgreichen Schlacht bei Kaiserslautern im Jahr 1792. Nach Phasen des Kasernendienstes folgten im Jahr 1806 die sieglosen Schlachten gegen die Armee von Napoleon in Jena und Erfurt.


Stamm- und Rang-Liste der Chur-Sächsischen Armee 1803

S. 133 "Artillerie"

"Rangliste der Herren Officiere v. d. Hausartilleriecompagnie."

"Charge. Stuͤckjunker. Namen. Johann Baptista Joseph Hirsch. Patent. 8 Aug. 1800."


Johann Baptista Joseph Hirsch wurde 1777 in Dresden geboren. Er schlug eine Laufbahn bei der sächsischen Armee ein, wurde 1800 Stuͤckjunker (Fahnenjunker), 1806 Sou-Lieutenant (Unterleutnant) und 1810 Premierleutnant (Oberleutnant) bei der sächsischen Artillerie. Er gilt als ein Held der Völkerschlacht von Leipzig (Oktober 1813), da er im entscheidenden Moment die sächsischen Kanonen wenden ließ. Am 7. Oktober 1822 verunglückte er tödlich bei einem Ritt durch den Heller. Im Jahr darauf wurde zur Erinnerung an ihn das Hirschdenkmal errichtet.

Nicht zu verwechseln mit Johann Baptist Hirscher (* 1788), ab 1835 von Hirscher.



8. August 1800: Patent als Stuͤckjunker Bearbeiten

Am 8. August 1800 erhielt Johann Baptista Joseph Hirsch nach bestandener Prüfung das Patent für die Führung der "Charge" (des Dienstgrades) "Stuͤckjunker"[1], was dem heutigen Dienstgrad des Fahnenjunkers (oder eines Unteroffiziers/Fähnrichs) entspräche. Johann Baptista Joseph Hirsch wurde danach im Kasernendienst verwendet.

Ebenfalls im Jahr 1800 (am 18. April) avancierte der ein Jahr jüngere Friedrich Gottlieb Probsthayn zum "Stuͤckjunker". Die Karrieren und Stationen (später bei der sächsischen Artillerie) von Hirsch und Probsthayn weisen ungewöhnliche Parallelen auf.

7. März 1806: Sou-Lieutenant bei der sächsischen Feldartillerie Bearbeiten

Am 7. März 1806 wurde Johann Baptista Joseph Hirsch kurzfristig zum "Sou-Lieutenant" (Leutnant) der sächsischen Artillerie ernannt.[2] Einen Tag zuvor erhielt bereits Carl Heinrich Aster (*1782) diese Ernennung, der Sohn des Generalmajors Friedrich Ludwig Aster. Damit waren beide die jüngsten "Sou-Lieutenants" der sächsischen Artillerie (von 21 "Sou-Lieutenants" mit Offizierspatenten seit 1796).

Ein damals weiterer, später bekannt gewordener "Sou-Lieutenant" (mit einem Patent vom 6. Mai 1803) war Gottfried Wilhelm Leonhardi (* 24. März 1779 in Leipzig als Sohn des späteren kurfürstlichen Leibarztes und Hofrats Johann Gottfried Leonhardi), der eine Laufbahn bis zum Artillerieoberst (als Direktor der königlichen Artillerieschule) durchlief und es später noch bis zum königlich-sächsischen Grundsteuervermessungsdirektor brachte.

Weitere "Sou-Lieutenant" kamen 1806 aus alten Adelsgeschlechtern, die traditionell eine Militärlaufbahn einschlugen, wie Friedrich von Zanthier oder Friedrich August von Bose.

Ebenfalls am 7. März 1806 wurde Johann Friedrich Nerger aus Pirna[3] zum "Capitain" und Carl Friedrich Woldemar Gau zum "Premierlieutnant" (ab 28. April 1810 "Capitain") ernannt, tags zuvor bereits Carl Friedrich Freiherr von Hiller (* 10. Oktober 1777 in Freiberg) zum "Premierlieutnant" (Sohn von Johann Friedrich Freiherr von Hiller).

Chef und Oberst des Feldartillerie-Corps war seit dem 1. Mai 1805 Carl Julius Birnbaum (* 1745 in Dresden; † 22. April 1810 ebenda).

  • vgl. Sächsische Armee - Artilleriekorps 1806 Farbtafel von Carl Adolph Heinrich Heß (* 1769 in Dresden; † 3. Juli 1849 in Wilhelmsdorf, heute Stadt Wien): In den Jahren 1805 und 1806 fertigte Carl Adolph Heinrich Hess eine sowohl künstlerisch ansprechende als auch uniformkundlich interessante Serie von 16 Tafeln über die damalige sächsische Armee. Der Titel der Serie lautet Abbildung der Chur-Sächsischen Truppen in ihren Uniformen unter der Regierung Friedrich August III. Die Tafeln bestechen durch ihren Detaillierungsgrad und bieten eine wertvolle Unterstützung bei der Beurteilung des äußeren Erscheinungsbildes der sächsischen Armee während des Feldzuges von 1806.

14. Oktober 1806: Schlacht bei Jena und Auerstedt Bearbeiten

Am 14. Oktober 1806 nahm Johann Baptista Joseph Hirsch auf sächsischer Seite an der Doppel-Schlacht bei Jena und Auerstedt teil, bei der im Vierten Koalitionskrieg die Verbündeten Preußen und Sachsen durch die französische Armee unter Napoleon besiegt wurden. Auch Friedrich Gottlieb Probsthayn war Teilnehmer der Doppelschlacht auf sächsischer Seite.

20. April 1810: Premierleutnant im sächsischen Artillerie-Regiment Bearbeiten

Am 20. April 1810 erhielt er das Patent zum Premierleutnant (= Oberleutnant) und wurde nach wie vor im sächsischen Artillerie-Regiment eingesetzt.[4]

Informationstafel von 2017 Bearbeiten

„Als sächsischer Artillerieoffizier erlebte er 1806 in der Schlacht bei Jena und Auerstedt den Zusammenbruch des preußisch-sächsischen Heeres im Kampf gegen die französische Armee Napoleons. Er nahm in dem von nun an unter französischem Kommando stehenden sächsischen Truppenkontinent am österreichischen Feldzug 1809, am Rußland-Feldzug 1812 und 1813 an der Völkerschlacht in Leipzig teil. Während dieser Schlacht wechselte seine Artillerieeinheit am 18. Oktober 1813 eigenmächtig die Stellung, richtete ihre Waffen gegen die französischen Unterdrücker und trug damit zum entscheidenden Sieg der vereinigten russisch-preußischen-österreichischen Heere gegen die napoleonische Fremdherrschaft bei. Hirsch zeichnete sich wiederholt in den bis 1815 stattfindenden Befreiungskriegen aus und wurde mit dem militärischen St. Heinrichs-Orden dekoriert. Im Jahre 1822 verunglückte er hier auf dem Heller tödlich.“[5]

Informationstafel vom 7. Oktober 2022 Bearbeiten

"Er nahm in dem von nun an unter französischem Kommando stehenden sächsischen Truppenkontingent am Österreichfeldzug 1809 teil, am Russlandfeldzug, wo er für seine besondere Tapferkeit am 4. September 1812 mit dem Sank-Heinrichs-Orden ausgezeichnet wurde und an der Völkerschlacht bei Leipzig. Während dieser Schlacht wechselte seine Artillerieeinheit am 18. Oktober 1813 eigenmächtig die Stellung, richtete ihre Waffen gegen die französischen Unterdrücker und trug damit entscheidend zum Sieg der vereinigten russisch-preußisch-österreichischen Heere gegen die napoleonische Fremdherrschaft bei. Diese mutige Tat rette 3500 sächsischen Soldaten und 600 württembergischen Reitern das Leben."[6]


Deutsches Soldaten-, Wander- und Trinkliederbuch von 1913 Bearbeiten

„Nachdem Hauptmann Hirsch, Träger des militärischen St. Heinrichs-Ordens, auf verschiedenen Kriegsschauplätzen im Zentrum, im Westen und Osten Europas dem Tode dutzendmale ins Auge gesehen, setzte ihm im tiefsten Frieden, im Sande der Dresdner Heide, aber dennoch im Dienste, ein tragischer Unglücksfall seiner vielversprechenden militärischen Laufbahn ein vorzeitiges Ende.“[7]

Sächsische Zeitung von 1981 Bearbeiten

„Nach der am meisten verbreiteten Überlieferung geschah das Unglück, als er am 7. Oktober 1822 aus den Moritzburger Jagdstallungen zurückkehrte und sein Pferd auf dem Heller scheute. Es warf ihn ab, er blieb im Steigbügel hängen und wurde über den Waldboden geschleift. Man fand den Schwerverletzten und brachte ihn in die Stadt. Noch am selben Tag erlag er seinen Verletzungen und wurde am 10. Oktober 1822 auf dem Alten Neustädter Friedhof beigesetzt. Sein Grab ist nicht mehr vorhanden. Ein Jahr nach diesem Unglücksfalle setzten ihm seine Kameraden an dieser Stelle einen Denkstein.“[8]

In der Mitte des Friedhofgeländes Alter Neustädter Friedhof befindet sich der alte militärische Teil. Hier liegt Hauptmann Hirsch in Reihe 6 Grab 12 begraben.

Der Entwurf des Gedenksteins wird Franz Seraphim Pettrich, einem der bedeutendsten klassizistischen Bildhauer Deutschlands, zugeschrieben. Möglich ist, dass das 1814 eingeweihte Moreau-Denkmal auf der Räcknitzhöhe als Vorbild gedient hatte.

Weblinks Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

  1. "Stamm- und Rang-Liste der Chur-Sächsischen Armee" (1803), S. 133 "Artillerie".
  2. "Stamm- und Rang-Liste der Chur-Sächsischen Armee". 1806. S. 141.
  3. Nachlassregulierung des in Meißen verstorbenen Artilleriehauptmanns Johann Friedrich Nerger aus Pirna (Kommissionsakte) = Sächsisches Staatsarchiv, 10062 Amt Pirna, Nr. 1604.
  4. Jörg Titze (Hrsg.): "Das Tagebuch von Ernst Ferdinand Aster aus dem Jahre 1812." BoD – Books on Demand, 2012, S. 112. "Ernst Ferdinand Aster nahm als 20jähriger Sous-Lieutenant im Regiment Artillerie zu Fuß am Feldzug von 1812 gegen Rußland teil. Er stand während der Dauer seiner Tagebuchaufzeichnungen (23.02. - 22.09.1812) beim Artillerie-Hauptpark unter dem Kommando des Oberst-Lieutenants Hausmann. Die Tagebuchaufzeichnungen geben interessante Einblicke in das Innenleben dieser Reserve- und Nachschubeinheit und die Beschäftigungen eines jungen Offiziers sowie die Stimmungen im sächsischen Korps. Ergänzt wird das Tagebuch durch Angaben der Organisation der mobilen sächsischen Artillerie im Feldzug von 1812 und ein Register der von E.F. Aster genannten sächsischen Offiziere. Mit einem Vorwort von Ernst-Ludwig von Aster."
  5. Text auf der Tafel am „Besonders geschützten Baum“, der letzten Schwarzkiefer des Dresdner Hellers
  6. Text auf der Informationstafel am Denkmal
  7. Deutsches Soldaten-, Wander- und Trinkliederbuch, Verlag „Der Kamerad“, Berlin-Wannsee, 1913, Nr. 3.
  8. Wolfgang Müller in der Sächsischen Zeitung vom 4./5. Juli und 11./12. Juli 1981

Kategorie:Mann Kategorie:Militärperson Kategorie:Romantik