Kurs:Gewöhnliche Differentialgleichungen/4.3.1 Kollokationsverfahren

Kollokationsverfahren

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Der Ausdruck Kollokaltion kommt vom Wort collocate - übereinstimmen, und ist ein eleganter Weg zur Konstruktion impliziter Runge-Kutta Verfahren höherer Konsistenzordnung. Die Grundidee des Kollokationsverfahren ist die Konstruktion eines Polynoms (Kollokationspolynom  ), dessen Ableitungen   an bestimmten Stellen zwischen   mit den Ableitungen der gesuchten Funktion,   übereinstimmen. Anschließend wird das Interpolationspolynom   zwischen   numerisch integriert, um den Wert   zu erhalten- der approximiet die neue Lösung  .


Definition 4.3 (Kollokationsverfahren)
Seien   s positive, paarweise verschiedene Zahlen (Stützstellen) zwischen 0 und 1, sei  . Das Kollokationspolynom   ist definiert durch   die neue numerische Lösung wid bestimmt als

 


Im Kollokationverfahren wird das Polynom   in der Praxis nicht explizit berechnet, sondern als Interpolationsaufgabe (4.15), kombiniert mit anschließender numerischen Integration (intepolatorische Quadratur) realisiert. Bei diesem Vorgehen, unter Anwendung des Lagrange Interpolationspolynom in (4.15), und nach der Integration dieses Interpolationspolynoms ergibt sich ein numerisches Verfahren, das sich als Runge-Kutta Verfahren mit den s Stützstellen   formulieren lässt. Dieses Erkenntniss ermöglicht eine praktische Umsetzung des Kollokationsverfahrens als ein (implizites) Runge-Kutta Verfahren und wird später als Satz formuliert und konstruktiv bewiesen. Somit wird die Verbindung des Kollokationsverfahren zu iRKV deutlich, in dem das Kollokationsverfahren auf ein Runge-Kutta Verfahren mit speziellen Gewichten und Koeffizienten überführt wird. Das Kollokationsvefahren kann man daher als einen Weg zur Konstuktion spezieller iRKV auffassen.

Bevor wir den Satz über die praktische Umsetzung des Kollokationsverfahren formulieren und beweisen, machen wir einen Exkurs zu den Grundsätzen der numerischen Interpolation und Integration.


Interpolation

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Gegeben sei ein Intervall   die   Knoten   und die Funktionswerte  .
Gesucht wird ein Polynom   des Grades  , sodass   Das bekannteste Interploationspolynom ist das Lagrange-Interpolationspolynom, das sich als die Kombination der Lagrange-Grundpolynome   zusammensetzt:  


Beispiel 4.3 (Lagrange Interpolationspolynom mit zwei Knoten)
Sei   und die Knoten der Interpolation  . Die Lagrange-Grudpolynome zu diesen Knoten sind lineare Funktionen  

Demzufolge ist das Lagrange-Interpolationspolynom für zwei Knoten  

Für das lineare Polynom  , stimmt in den Knoten   mit der zu interpolierenden Funktion   überein, denn   und  .



Beispiel 4.4 (Lagrange Interpolationspolynom mit drei Knoten)
Sei   und   die Knoten der Interpolation. Die Lagrange Grundpolynome zu diesen Knoten sind quadratische Funktionen  

Das Lagrange-Interpolationspolynom für drei Knoten ist die quadratische Funktion  

In den Knoten   stimmt   mit   überein, da   und   falls  .

 

Abbildung 4.2: Interpolation im Intervall   mit drei Knoten: die Lagrange Grundpolynome   und die zu interpolierende Funktion  .

Numerische Integration

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Numerische Integration - die Quadratur - ist ein Weg das bestimmte Integral einer Funktion mit einer Summe, d.h., mit einer linearen Kombination bestimmter Funktionwerte zu approximieren und somit algoritmisch zu berechnen,  

  sind die Knoten,   die Gewichte der Quadratur genannt.
Ein natürlicher Weg ein Integral durch Summe zu approximieren ist die Interpolatorische Quadratur: die Integration des Interpolationspolynom. Beispiel einer interpolatorischen Quadratur ist die Newton-Cotes Quadratur, hierbei wird das Lagrange-Interpolationspolynom für die zu integrierende Funktion gebildet und integriert,  

Somit is die Newton-Cotes Quadratur zu den beliebigen, paarweise verschiedenen Knoten   definiert durch (4.17) mit speziellen Gewichten  


 

Abbildung 4.3: Interpolatorische Quadratur von   im Intervall   als Integral des Lagrange Interpolationspolynom (Beispiel 4.4). Hier   in blau und   in rot- gestreift.


Exaktheitsgrad einer Quadratur
ist der Grad der Polynome, für welchen die Quadratur das Integral noch exakt berechnet.

Im Falle von interpolatorischer Quadratur hängt die Exakheit der Quadratur direkt mit der Exaktheit der Interpolation zusammen. Bei   Knoten wird ein Interpolationspolynom  -ten Grades eindeutig bestimmt und somit werden alle Polynome  -ten Grades, die in   Knoten übereinstimmen identisch. Beispielsweise wird eine lineare Funktion durch Interpolationspolynom mit zwei Knoten, siehe Beispiel 4.3, eindeutig und exakt (ohne Fehler) dargestellt, eine quadratische Funktion ist durch Interpolationspolynom mit drei Knoten, siehe Beispiel 4.4 eindeutig und exakt bestimmt usw. Da es sich bei interpolatorische Quadratur um anschließende (exakte) Integration handelt, ist der Exakhteisgrad dieser Quadraur für frei wählbare Knotnen   dadurch mindestens  . Sind die Knoten   der interpolatorischen Quadratur speziell gewählt, kann sogar noch höherer Exaktheitsgrad erreicht werden. Dies ist der Fall bei der Gauss-Quadraur, die bei   speziell gewählten Knoten den maximalen Exaktheitsgrad   erreicht, mehr zu Gauss-Quadraur findet man z. B. in [3].

Die Anwendung der numerischen Interpolation und der Newton-Cotes (interpolatorischen) Quadratur (4.17)–(4.19) für die Ableitung des Kollokationspolynoms   führt zu folgendem Satz über die prakische Anwendung des Kollokationsverfahren, wie vorher avisiert.



Satz 4.3 (Kollokationsverfahren als iRKV)
Das Kollokationsverfahren (4.15) ist äquivalent zu einem s-stufigem Runge-Kutta Verfahren mit den Stützstellen   und folgenden Koeffizienten:   das Lagrange Grundpolynom ist.

Beweis
In (4.15) bezeichne   und bilde das Interpolationspolynom auf   für die Ableitung   über den s Knoten  ,  
Nach der Integration   erhält man mit Hilfe von   aus obiger Gleichung:  
wobei hier die Variable-Substitution   vewendet wurde und   wie im (4.20) definier ist. Integriert man nun in (4.21) bis zu  , so erhalten wir mit derselben Substitution,  
Bezeichnet man nun  
so berechnet sich nach dem Kollokationsverfahren der neue numerische Wert   als   und somit anhand von (4.23) als   was der Form eines RK-Update entspricht, siehe (4.2).
Um das Kollokationsverfahren vollständig mit einem Runge-Kutta Verfahren zu identifizieren, müssen noch die   aus dem Anfang des Beweises mit den Funktionsauswertungen   in den Zwischenstufen (4.1) (  berechnet anhand einer Koeffizientenmatrix) übereinstimmen. Hierzu braucht man nur die Werte   im Argument von   mit Hilfe von (4.22) zu ersetzten und man erhält   was mit der Bezeichnung  
die Stufen   eines (impliziten) Runge-Kutta Verfahren, (4.1), mit Koeffizientenmatrix   definiert. ◻