Kurs:Krieg und Propaganda: bis zum 1. Weltkrieg/Jugend und Kriegspropaganda

Paul Wendling, Kriegsbilder

Schon Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg war die Kinder-und Jugendliteratur von militärischen und nationalistischen Themen geprägt. In beispielhaften Erzählungen wurde stets die Ehrenpflicht betont, für das Vaterland in das große Abenteuer des Krieges zu ziehen. Dies hatte zur Folge, dass sich vermehrt junge Männer, aber auch Schüler freiwillig für den Einzug an die Front meldeten.[1] Zwar war die offizielle Kriegspropaganda in Deutschland und Österreich-Ungarn auffallend zurückhaltend, da man sich an Artikel 22 der Haager Landkriegsordnung von 1907 orientierte. Nach dem Kriegseintritt wurde die Kriegspropaganda aber zusehends mehr und mehr von kommerziellem Interesse. Sie sollte nicht nur für die Vermarktung des Krieges sorgen, sondern auch für diverse Geschäfte werben. Am besten gelang dies über die Kinder der Kunden.[2]

Deutsche und österreichische Kriegsbilderbücher

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Kriegsbilderbücher waren die mediale Reflexion des Krieges und eine Fortsetzung der bereits vorhandenen national-militaristischen Literatur. Diese wurde auf die damals aktuellen Kriegsereignisse abgestimmt. Die Kriegsbilderbücher waren für Kinder ab dem ersten Lesealter bestimmt und gaben die Kriegsereignisse in Bilderbuchform wieder. Es wurde versucht, den Kindern in den Büchern zu erklären, wie und warum ein Krieg überhaupt zustande komme. Die Kriegsbilderbücher waren damals wie eine Fortsetzung der Vorkriegsbilderbücher, welche auf den Ernstfall vorbereitet hatten. Diese Kriegskinderbücher wurden damals von öffentlichen und halböffentlichen Stellen herausgegeben. Ein Teil des Erlöses diente einem karitativen Zweck, nämlich der Unterstützung der Kriegsversehrten. Es gab zum Beispiel auch das „Des Kindes Kriegsbilderbuch“, welches 1915 vom Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz herausgegeben wurde. Dabei ging ein Teil des Erlöses an das Rote Kreuz.[3] Allgemein kann man heute leider nicht mehr sagen, wie viele solcher Bücher den Weg in das Kinderzimmer fanden.[4]

 
Ausschnitt des Bilderbuches "Die Geschichte vom General Hindenburg"

Kriegsspiele und Kriegsspielzeug

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Neben den Kriegsbilderbüchern, gab es auch die Kriegsspiele und Kriegsspielzeuge für alle jene die nicht an der Front kämpfen durften. Im Folgenden finden sich zwei der damals bekanntesten und beliebtesten Kriegsspiele des Ersten Weltkrieges.

Schützengraben-Spiel

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Ein bekanntes Spiel war das „Schützengraben-Spiel“. Das Spiel bestand aus 24 Aufstellteilen mit Füßen: Brustwehre, Sandsackdeckungen, Unterstände, Drahtverhauen, Wolfsgruben, Blockhaus, 20 wirklich schießende Soldaten mit 100 Patronen, 2 wirklich schießende Kanonen mit 50 Patronen.

Ein weiteres Unterhaltungsspiel war das Weltkriegsspiel „Dum-Dum“, welches mit Würfeln gespielt wurde. Dum-Dum leitet sich von einer Munitionsfabrik im Norden von Kalkutta in Indien ab. Das Geschoss führte zur Zerlegung des Geschosskörpers, sobald es in einen Menschenkörper eintritt. Dies führte zu schweren Verletzungen und oftmals zum Tod, da eine wirkungsvolle Wundversorgung bei vielen Splittern der Patrone sehr schwierig war.

 
Dum-Dum-Geschoss: Zerreißt in dutzende Splitter, sobald es in einen Körper eintritt

Der Kampf gegen Rußland

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Das Spiel „Der Kampf gegen Rußland“ ist von einem unbekannten Hersteller und stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1914. Es beschwört die Waffenbrüderschaft zwischen Deutschland und Österreich.[5]

Kinderbücher als Artikel der Propagandaindustrie

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Die offizielle Kriegspropaganda Deutschlands und Österreich-Ungarns war auffallend zurückhaltend. Die private Kriegspropaganda Deutschlands und Österreich-Ungarns hingegen, war von einem ausufernden kommerziellen Interesse geprägt. Kriegsbilderbücher bzw. Bilderbögen dienten meist nicht nur der Kriegspropaganda,sondern warben auch für Geschäfte und wurden als kostenlose Zugaben an den Kunden gebracht. Die typische Gestaltung einer Bildergeschichte, wie sie auch in zahlreichen Kinderbüchern und Kinderzeitschriften zu finden war, weist jedoch darauf hin, dass die Bücher für die Kinder der Kunden bestimmt waren. Als Artikel der Propagandaindustrie wiesen diese jedoch ein hohes Maß an Brutalität und Gehässigkeit gegenüber Kriegsgegnern auf.[6]

Wie sich im Folgenden zeigt, sind auch einige der noch heute bekannten, klassischen Kinderbücher für Propagandazwecke abgewandelt worden.

Struwwelpeter

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Neben zahlreichen neuen Kriegsbilderbüchern wurden auch viele Kinderbücher einfach mit dem aktuellen Kriegsthema überarbeitet bzw. erweitert. Ein gutes Beispiel dafür ist der Struwwelpeter. Er ist ohnehin für seine politischen Botschaften bekannt und setzte sich auch mit dem 1. Weltkrieg auseinander. Der Kriegs-Struwwelpeter aus Deutschland verspottet die Kriegsgegner. Zeichner und Verfasser war Karl Ewald Olszewsk. Der serbische Großfürst erscheint als Bombenpeter, der russische Großfürst Nikolai ist der böse Friedrich, welcher einer Friedenstaube die Flügel ausreißt und die französische Marianne mit Jakobinermütze entzündet mit den Revanche-Feuerzeug einen Brand, in welchem sie selbst ums Leben kommt. In der Geschichte werden die Kriegsgründe aus der Sicht von Deutschland kindgerecht dargestellt.

 
Struwwelpeter Alphabet, Struwwelpeter Museum, Frankfurt am Main

Neben dem Kriegsstruwwelpeter gibt es auch den Europa-Struwwelpeter aus dem Jahr 1915. Darin wird der Serbenpeter ebenfalls mit Bombe und Dolch dargestellt. Der Autor verwendet Wilhelm Busch im Zusammenhang mit dem Struwwelpeter. Man weiß aber nicht ob das Absicht war oder um die Attraktivität des Buches zu steigern. Bei den politischen, militärischen Inhalten von Kinderbüchern wurden oft die Grenzen vermischt zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur. Durch den Kriegsstruwwelpeter von 1917 wurde diese Grenzen eindeutig überschritten. Er konnte schon alleine in der Art wie er verbreitet wurde nicht für Kinder geeignet sein, da er eine Beilage in der Kriegszeitung der 4. Armee Nr. 271 war.[7]

Max und Moritz

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Auch Max und Moritz von Wilhelm Busch wurde in den Dienst der Kriegspropaganda gestellt. Mit dem Buch „Max und Moritz im Felde“, welches einen unbekannten Verfasser und im Otto Schloß Verlag um 1915 herausgegeben wurde, handelt es sich um eine Ansammlung alberner Streiche, welche den Kindern zeigen sollen, wie lustig der Krieg ist. Im Vergleich zum Struwwelpeter, welcher für politische Parodien, Satiren und Propaganda steht, stehen Max und Moritz für die Aufklärung wie dumm die Gegner des Krieges sind und wie lustig das Soldatenleben an der Front ist.[8]


Alice im Wunderland

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Ein weiteres Beispiel für die Adaption eines bekannten Kinderbuches zu Zwecken der Kriegspropaganda in England ist das 1914 in London erschienen Buch „Malice in Kulturland“. Die Kriegsgegner Deutschlands wurden unter Verwendung von Motiven aus „Alice’s Adventures in Wonderland“ und „Through the Lookings-Glass“ von Lewis Carroll verspottet.[9]

 
Alice im Wunderland - zu Kriegszeiten "Malice in Kulturland"

Dass Kriegskinderbücher und -zeitungen vermehrt zu Werbezwecken eingesetzt wurden, zeigt sich anhand des folgenden Beispiels.

Der kleine Coco

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„Der kleine Coco“ war eine Werbekinderzeitung und erschien ab 1908, wurde im zweiten Kriegsjahr jedoch wieder eingestellt. Er warb für Margarine und war die erste periodische Zeitschrift, die über die Kinder der Kunden warb. Nach Kriegsausbruch gab er sich ausgesprochen martialisch. Nicht nur „Der kleine Coco“ verschwand im zweiten Kriegsjahr von der Bildfläche. Auch die meisten der für Kinder bestimmten Werbegeschenke mit Kriegsthemen verschwanden ab diesem Zeitpunkt fast völlig.[10]

Kriegsbilderbücher

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Die Anzahl, der im Ersten Weltkrieg erschienenen Kriegsbilderbücher, ist nicht genau dokumentiert. Im Folgenden finden sich Auszüge der beliebtesten und umstrittensten Werke dieser Zeit. Anhand dieser Beispiele wird der Propagandazweck dieser Kriegsbilderbücher deutlich und die nicht-kindgerechten Inhalte veranschaulicht.

Vater ist im Kriege

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Das Bilderbuch wurde für Kinder ausgewiesen und von der Kriegskinderspende deutscher Frauen im Jahr 1914 produziert. Das Titelbild ist idyllisch. Eine, den Anschein nach, wohlhabende Frau hält ihr Baby in den Armen. Der Inhalt handelt vom Einzug Deutschlands in Frankreich, die Bilder sind kriegerisch und brutal. Sie zeigen den „Feind wie er die letzte Granate entsandt“, das eigene Städtchen in Brand setzt, die Deutschen, wie sie - Kriegslieder singend - die Straße entlang marschieren.[11]

 
Idyllisches Titelbild, kriegerische Inhalte: "Der Vater ist im Kriege"

Das Bilderbuch vom Landsturmmann

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In „lustigen“ Bildern und Versen wird die Ausbildung eines Landsturmmannes dargestellt. Das Bilderbuch erschien 1915 bei Hermann Hillger in Berlin. Anhand von Spenden wurde für das Kinderbuch geworben. Von jedem verkauften Exemplar, sollten 60 Pfennige der Unterstützungskasse der Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen, für kriegsbeschädigte Landsturmleute zu Gute kommen.[12]

Das Patriotische Kinderbuch

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Im österreichischen Kaiserstaat war die Miteinbeziehung von Kindern in eine militarisierte Gesellschaft bei weitem nicht so ausgeprägt, wie im Nachbarstaat Deutschland. Da die Triebfeder eines umfassenden Nationalismus fehlte, änderte sich dies nach Kriegsausbruch. Das Kriegshilfebüro des k.k. Ministeriums des Inneren gab mit Unterstützung der Zentraldirektion der k.k. Schulbücherverlage 1914 ein „Patriotisches Kinderbuch“ in Wien heraus. Dessen Erlös war zu gleichen Teilen für das Kriegshilfebüro, das Kriegsfürsorgeamt und das Rote Kreuz bestimmt. Der Inhalt des Buches fasste in schön bebilderten Beiträgen die traditionellen Marksteine und österreichischen Erfolge auf dem Schlachtfeld zusammen. Zu sehen waren u.a. die Befreiung Wiens im Jahr 1683, die Schlacht bei Zenta, die Schlacht bei Belgrad, die Schlacht bei Aspera, der Tiroler Freiheitskampf, die Völkerschlacht bei Leipzig, die Schlacht bei Custozza, die Seeschlacht bei Lissa und schließlich der damals gegenwärtige Weltkrieg. Die Verlagswerbung bringt deutlich zum Ausdruck, dass der Krieg von der österreichischen Führung im Interesse der Integrität des Reiches für unausweichlich erachtet wurde. Ein, dem Weltkrieg geweihtes, Kapitel sollte der Jugend beweisen, dass „ die Ermordung des Erzherzogs Ferdinand nur der Anlass und nicht die tiefe Ursache des Krieges gewesen ist“. Österreich wolle den Krieg nicht, könne aber nicht darauf verzichten, um nicht nur seine Großmachstellung nicht zu verlieren, sondern überhaupt seine Existenz nicht aufs Schwerste zu gefährden.[13]

Wir spielen Weltkrieg

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Dieses Denken vermittelte auch das Kriegsbilderbuch „Wir spielen Weltkrieg“. Dieses Buch wurde mit den Worten „ein zeitgemäßes Bilderbuch für unsere Kleinen“ von Ernst Kutzer beworben. Die Verse stammten von Armin Brunner. Auch dieses Bilderbuch wurde vom Kriegshilfebüro des Innenministeriums herausgegeben und sollte wie auch das „Patriotische Kinderbuch“ das Rote Kreuz, das Kriegsfürsorgeamt und das Kriegshilfebüro unterstützen. „Wir spielen Weltkrieg“ unterschied sich von anderen Kriegskinderbüchern durch einen heiteren und humorvollen Grundton, der das furchtbare Thema Krieg in ein Kinderzimmerspiel verfremdete. Auch die Bilder und Texte waren durchaus kindgerecht und sprachen den spielerischen Nachahmungstrieb der Kinder an.[14]

Lieb Vaterland magst ruhig sein

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Im Kriegsbilderbuch „Lieb Vaterland magst ruhig sein“ unternahm man einen fragwürdigen Erklärungsversuch den Kindern zu erklären, wie Krieg zustande komme. Es gilt als eines der am meisten kritisierten Kriegskinderbücher jener Zeit. 1914 bei Josef Scholz in Mainzherausgegeben versuchte Arpad Schmidhammer, die in Deutschland vorherrschende Meinung über die Kriegsgegner und deren Motive in eine kindgerechte Form zu bringen. Anhand von Namen wie Michl (für Deutschland), Seppl (für Österreich), John (für Großbritannien), Lausewitsch (für Serbien), Nikolaus (für Russland), Jacques (für Frankreich) versuchte er den Kindern die Situation näher zu bringen und den Krieg anhand der Geschichte eines Störenfrieds (Serbien und Russland), der nicht aufhörte den Seppl (Österreich) zu ärgern und zu verprügeln, zu erklären. Mit Hilfe der Namen brachte er den Kindern nahe, wer Feind und wer Gegner war, wer dem Seppl – also Österreich- zu Hilfe komme und wer weggesperrt werden solle – nämlich Jaques (Frankreich), John (Großbritannien) und deren „Affe“ ( gemeint war Japan).[15]

Maledetto Katzelmacker

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Ein weiteres Beispiel für diese Art von Kinderbuch ist „Maledetto Katzelmacker“. Auch hier wird den Kindern – auf gänzlich ungeeignete Weise – anhand von Namen Kriegsführung und –ansichten nähergebracht. Es geht um den „Verrat“ Italiens ( Katzelmacker) an Deutschland und Österreich. Der Maronibrater „Katzelmacker“ schließt sich der Räuberbande „Niko“ (Russland), „John“ (England) und „Jacques“ (Frankreich) an und wird von „Michel“ (Deutschland) und „Seppel“ (Österreich) dabei erwischt und verprügelt. Als "Katzelmacker" oder auch "Gatzelmacker" wurden in Österreich und im süddeutschen Raum italienische Handwerker, welche Kochgeräte reparierten und Löffeln - sog. "Gatzeln" herstellten, bezeichnet. Ab dem Kriegseintritt Italiens wurde dieser Ausdruck mit "falsch" assoziiert und allgemein abschätzig für Italiener gebraucht. Heute ist dieser Begriff weitgehend außer Gebrauch.[16]

 
Titelbild von "Maledetto Katzelmacker"

Die Geschichte vom General Hindenburg

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Im Gegensatz zu den derben und brutalen Kinderbüchern gibt es auch einige Beispiele für „lustig dargestellte Kinderbücher“, wie „Die Geschichte vom General Hindenburg“. Ebenfalls mit Reimen von Arpad Schmiedehammer, erschien es wie auch "Lieb Vaterland magst ruhig sein" 1914 bei Josep Scholz in Mainz. Als Thema des Kinderbuches wurde die Schlacht von Tannenberg im August 1914 aufgegriffen. Hier fand der erste große der Sieg der Deutschen statt. Dieser wurde entsprechend propagandistisch ausgewertet, General Hindenburg wurde dadurch zum Volkshelden. Unter seinen Befehlen gelang es den deutschen Truppen die überraschend starken und rasch nach Ostpreußen einziehenden russischen Truppen zurück zu drängen. Im Kinderbuch wurden diese verlustreichen Kämpfe als lustiges Kinderspiel dargestellt. Mit diesem Kinderbuch wurde - selbst unter Zugrundelegung zeitgenössischer Maßstäbe - die Grenze dessen, was für Kinder noch akzeptabel war, eindeutig überschritten.[17]

 
Titelbild von "Die Geschichte vom General Hindenburg"

Jugend für Jugend

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Der Wandervogel

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Der Wandervogel war eine Monatszeitschrift, die von Jugendlichen – hauptsächlich Schülern von Gymnasien bzw. des mittleren Bürgertums gestaltet wurde. Mit dem Motto „Jugend für Jugend“ und inspiriert von spätromantischen Vorstellungen ausgedehnter Gruppenwanderungen, wollten sie sich von der Welt der Erwachsenen distanzieren. Im Vordergrund stand das Gruppenerlebnis mit Gleichaltrigen, sowie ein intensives Naturerlebnis. Durch die verschiedenen Entwicklungen regionaler Gruppen ist eine exakte Einordnung ihrer Weltanschauung schwierig. Klar ist jedoch, dass staatliche und konfessionelle Einflüsse und jegliche Organisationen, in denen Erwachsene das Sagen hatten, strikt abgelehnt wurden. Obwohl die „Wandervögel“ mit Krieg nichts im Sinn hatten, stellten sie das System an sich nicht grundsätzlich in Frage, sondern arrangierten sich damit. Sie versuchten auch, ihre naive Weise der Weltansicht ins Militär zu tragen. In der letzten Friedensausgabe des „Wandervogels“ fand sich schließlich auch ein Bericht über ein Kriegsspiel, welches jedoch mehr einem friedlichen Geländespiel als ernst zunehmender Wehrübung glich. Wenig später wurde dann der Krieg ausgerufen, die romantische Weltanschauung der Wandervögel brach von einem Tag auf den anderen in sich zusammen und hinterließ eine Grundhaltung, welche der jahrzehntelangen Indoktrination- der vehementen Belehrung-der Jugend entsprach. Dies spiegelte sich auch in der ersten Kriegsausgabe des „Wandervogels" wieder. Dort wird den Gegnern Deutschlands die Schuld am Ausbrechen des Krieges zugewiesen. Diese „fremden Völker“, wie die „Wandervögel“ sie nannten, würden im friedlichen Wettbewerb mit der deutschen Kraft, dem deutschen Fleiß und der deutschen Rechtlichkeit nicht mehr bestehen können und versuchten deshalb sie treulos mit hoher Gewalt und wüster Masse Deutschland zu Boden zu zwingen. Laut „Wandervögel“ gab es für sie nur noch einen einzigen Gedanken: "In Herrlichkeit und Glück, in Not und Tod, Vaterland, nur dir.“[18]

 
Ein Teil der "Wandervögel" vollzieht die ursprüngliche Idee: das Zusammensein von Jugendlichen in der freien Natur

Jung Österreich

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Diese Zeitschrift war ein typisches Kriegsprodukt und erschien von 1916 bis 1918 in Wien. Sie widmete sich mit offizieller Unterstützung der Wehrertüchtigung der österreichischen Jugend und hatte einen patriotischen Unterton. Zusätzlich fanden sich darin aber auch unterhaltsame Beiträge anderer Art. Im letzten Kriegsjahr machte „Jung Österreich“ einen überraschenden Gesinnungswandel durch, bei dem der militaristische Grundton fast völlig zurückgenommen wurde.[19]

Literaturverzeichnis

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Lukasch, Peter (2012): Der muss haben ein Gewehr. Krieg, Militarismus und patriotische Erziehung in Kindermedien vom 18. Jhdt. bis in die Gegenwart. Books on Demand GmbH. Norderstedt. Kapitel 6: Der Erste Weltkrieg. S. 150–206. ISBN 978-3-8423-7273-3.

Einzelnachweise

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  1. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 151
  2. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 155
  3. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 158–163
  4. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 206
  5. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 199–201
  6. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 155
  7. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 202–205
  8. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 205–206
  9. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 206
  10. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 157
  11. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 159
  12. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 159
  13. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 160–161
  14. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 161–162
  15. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 163–164
  16. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 166
  17. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 164–165
  18. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 152–154
  19. Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 160