Kurs:Krieg und Propaganda: bis zum 1. Weltkrieg/Kriegskitsch

Kitsch im Allgemeinen wird als die einfache triviale Auseinandersetzung mit Gefühlen verstanden. Im Gegensatz zur Kunst, die als ernsthafte Bemühung um das Schöne und Ästhetische gesehen wird, ist Kitsch etwas massentaugliches aber oft Belächeltes. Die Übergänge, besonders wenn es um Kriegswerke, wie zum Beispiel Bilder oder Porzellan geht, die ein meist subjektives Bild des Künstlers vermitteln, sind hier fließend.

Herkunft und Bedeutung

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Im Ersten Weltkrieg ist Kriegskitsch wesentlich weniger verbreitet als im Zweiten Weltkrieg, Gründe dafür sind hauptsächlich in der Übermacht der w:Propagandamittel im 2. Weltkrieg zu finden. Ein eigens eingerichtetes w:Kriegspressequartier des österreichisch-ungarischen und des deutschen Staates verbreitete erste kitschige Utensilien an das Volk. Des weiteren produzierten zahlreiche Souvenirhändler ein vielfältiges Sortiment an nationalistischen Objekten. Mit Hilfe dieser Gegenstände sollte die allgemeine Angst, die der Krieg hervorrief unterdrückt werden und der Nationalsinn geschärft werden. Bei Kriegsausbruch herrschte allerorten eine scheinbar unbegreifliche Kriegsbegeisterung, die unmittelbar in den ersten Wochen auch anhalten sollte und von kommerziellen Herstellern genutzt wurde. Schauplätze des Krieges, sowie darin vorkommende Kampfhandlungen wurden banalisiert um das Grauen erträglicher zu machen. Das Kriegspressequartier sorgte für gezielte w:Propaganda, wie Werbung damals hieß.

Einteilungen und Arten von Kriegskitsch

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Postkarten

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Die Postkarte, im speziellen die Feldpostkarte wurde im Ersten Weltkrieg zu einem populären Massenmedium. Wie bei allen kitschigen Propagandamitteln war auch ihre Aufgabe die Botschaft an die Heimatfront zu übermitteln und die Ereignisse im Schützengraben verherrlicht widerzuspiegeln und den Hinterbliebenen ein Lebenszeichen zu geben. Es wurde zunehmend einfacher diese Karten zu vertreiben da die Versandwege um ein vielfaches verbessert wurde.Vor allem die Verbesserung des Eisenbahnnetzes trug viel zu Mobilisierung der Transportwegen bei. Das neue deutsche Kriegspresseamt überwachte mit einer Oberzensurstelle die Inhalte der Postkarten und verhindert dadurch dass ein negatives Bild des Krieges an die Heimatfront weitergeleitet wurde.

Die typische Feldpostkarte im Ersten Weltkrieg vermittelt einen positiven und entspannten Eindruck. Es werden sehr helle und warme Farben eingesetzt und somit der Krieg verharmlost. Beliebte Motive sind Kinder mit blonden Haaren, Blumen, fröhliche Gesichter, Friede, liebevoller Umgang und Interaktionen miteinander. Im Allgemeinen findet man auch oft beschwichtigende Bilder und vor allem Parolen auf den Karten. Gerne werden auch Gedichte als stilistisches Mittel verwendet. Auch in diesen wird das Thema Krieg positiv behandelt, beziehungsweise bagatellisiert. Auch machten sich diese Postkarten über die Feinde und Gegner lustig und stellten sie schwach, verwundbar und lächerlich dar. Oft verwendete man auch kitschige Herz-Schmerz-Motive und die Darstellungen von Pärchen und Liebespaaren als Themen. Heroische Motive bis hin zu damalig bekannten und bedeutenden Persönlichkeiten, beispielsweise Generäle, Herzöge und Kaiser, wurden abgebildet. Kampfhandlungen, die ebenfalls gezeigt wurden, waren allerdings niemals blutig.

Den Höhepunkt des Einsatzes von Plakaten erreichte man im 1. Weltkrieg. Neben der Tageszeitung wurde das Plakat das einzige Masseninformationsmedium, da der Bedarf nach Information ab Kriegsbeginn enorm wuchs. Vor allem im Jahr 1914 wurde das Plakat als Wandzeitung, welche beispielsweise über Kriegserklärungen, behördliche Anordnungsinstrumente, für Mobilmachung und Musterung und als Propagandamittel zu Siegesverlautbarungen, eingesetzt. Zu Anlaufstellen für das Publikum wurden Anschlagtafeln und Litfaßsäulen. Darüberhinaus galt jenes Medium und vor allem die Plakatmalerei als künstlerisches Ausdrucksmittel. Flugblätter und Broschüren hatten den Zweck als Propagandamittel gegenüber dem Feind zu fungieren.

Weitere Motive für Plakate waren Abschiedsszenen von den Familien und auch die Werbung um Freiwillige. Des weiteren zierten Spottparolen und Abbildungen des Lächerlichen zahlreiche Plakate. Außerdem wurde der Krieg mittels dieses Propagandamediums verherrlicht, beschönigt und gefeiert. Als Motiv wurden auch sehr gerne kleine Kinder und Familien genommen. Man wollte damit Familienglück und das Schöne in der Welt widerspiegeln und natürlich die Angst vor dem Schrecken, den der Krieg verbreitete, nehmen. Die Farben wurden zu diesem Zweck auch sehr hell und in Pastelltönen gewählt.

 
Eisernes Kreuz (1914)

Schmuck ist eine weitere Kategorie der Verherrlichung des 1. Weltkrieges. Besonders in den Anfangsjahren des 1. Weltkrieges wurden besonders viele Ansteck- Abzeichen, Erinnerungsmedaillen und Plaketten verliehen. Ein besonders häufig vorkommendes Motiv war das Abbild des Kaisers, Nationalflagge und Kampfparolen. Besonders das Haupt des Kaisers symbolisierte Kontinuität und Sicherheit und das Bedürfnis dem Herrscher zu huldigen war groß. Als Ehre und Erinnerung und als Zeichen der Tapferkeit wurden jene Abzeichen verliehen. Bei sogenannten Spottabzeichen stand im Vordergrund gewisse Kampfparolen in der Bevölkerung zu verbreiten und den Feind als lächerlich und schwach darzustellen. Auch Waffen in Miniaturform wurden zu Ansteckabzeichen verarbeitet. Auch Soldatengesichter in Form von Allianzabzeichen waren mit ihren typischen Kopfbedeckungen als Broschen weit verbreitet.

Vom Kriegshilfsbüro wurde im Spätsommer 1914 der sogenannte "Kriegsglück-Ring" unter der Parole "Durch Kampf zum Sieg" angeboten. Als Beweis der Treue zu den gefallenen Helden, sollten sowohl Soldaten und Offiziere als auch Angehörige diesen Ring tragen. Der bekannte Eisenring, der ebenfalls im 1. Weltkrieg verbreitet wurde, galt als Zeichen des Patriotismus. Geziert wurde der Ring mit dem Spruch "Gold gab ich für Eisen". Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, ihren goldenen Ehering, sowie Broschen und andere goldene Schmuckstücke gegen jenen Eisenring oder andere Spendenabzeichen, die ebenfalls die Parole trugen, zu tauschen. Diese Goldwaren wurden in weiterer Folge zur Kriegsfinanzierung verwendet. Wer trotz des Aufrufs weiterhin Goldschmuck trug, verlor erheblich an Ansehen.


Des weiteren wurden Christbaumkugeln mit dem Abbild des Generals Hindenburg verkauft.

Spielzeug

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Arpad Schmidhammer Geschichte vom General Hindenburg 01

Im Jahre 1910 erschien das Brettspiel "Mensch ärgere dich nicht" zum ersten Mal und ging 4 Jahre später in Serienproduktion. Im Anschluss änderte man den Namen des Spiels in "Wer wird siegen?" und Porträts des Kaiser Franz Josefs I. und seines Nachfolgers Karl wurden auf das Brett gedruckt. Farben, Regeln und Anzahl der Spieler waren damals schon exakt die selben, wie man sie auch heute kennt. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Spiel erstmals als Kriegsspiel bezeichnet und vertrieben. In England kam ein flipperkastenähnliches Geschicklichkeitsspiel namens "Schützengrabenfußball" auf den Markt. Währenddessen wurde in Frankreich ein Klötzchen-Legespiel vertrieben. Als Bildmotiv zeigte es die Szene eines Kindes, welches von deutschen Soldaten erschossen wurde. Ein weiteres Spiel, das zu dieser Zeit populär war, war ein strategisches Würfelspiel namens "Fahrt durch die Dardanellen". Es sollte Kindern die Topografie der Meerenge im osmanischen Reich näher bringen.

Gerne gab man den Kindern in dieser Zeit auch Pappfiguren und Aufsteller als Spielzeug. Motive waren Soldaten in Kampfpositionen auf Pferden und mit Waffen ausgestattet. Mit diesen wollte man bereits den Kleinsten das Kriegsgeschehen näher bringen um sie auf Kampfhandlungen einzustellen. Des weiteren wurden Soldaten und Feldherren auch in Puppengestalt als Spielzeug vertrieben. Diese hatten die Form und Gestalt von klassischen Puppen aus Kunststoff, jedoch mit sehr starrem Gesichtsausdruck und auch den traditionellen Uniformen. Auch in literarischer Form wurden den Kindern und Jugendlichen das Kriegsbild verherrlicht näher gebracht. Doch auch Bilderbücher wurden zu dieser Zeit vertrieben und unter die Jüngsten der Gesellschaft gebracht. Es liegt jedoch kein Hinweis darauf vor, ob bei Kindern während des Krieges durch diese Spielsachen stärkerer Nationalsinn forciert wurde. Die Kriegshandlungen und Schauplätze der Kämpfe wurden in dekorative und spielerische Objekte umgewandelt. Diese Art von Kriegskitsch nimmt die Angst und den Schrecken vor der damaligen Zeit.

Geschirr

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In einigen Ländern produzierten Souvenirhändler ein großes Sortiment von Geschirr mit Abbildungen von verherrlichten Kriegsszenarien. Vor allem Teller wurden mit militärischen Ereignissen bemalt und auch Krüge und Gläser wurden mit nationalen Symbolen vertrieben. Auch Schokoladendosen mit Gefechtsszenen waren zu dieser Zeit sehr beliebt und auch diese stellten sowohl Kampfszenen dar, wie auch Abbildungen von bedeutenden Personen. Als Verkaufsschlager galten Kriegsbecher mit zum Teil persönlicher Gravur der Helden. Die Becher wurden mit Unterschriften oder Sprüchen der Feldherren und Monarchen in der persönlichen Handschrift maschinell graviert. Dies führte zu einer Preissteigerung von 2 Kronen.

Unzählige Porzellanteller zeigten Generäle, Soldaten und andere Kriegshelden, die allesamt von Blumengirlanden Umrandet waren. Die Farben wurden sehr hell gewählt und äußerst bunt gestaltet. Ein weiteres beliebtes Motiv zu dieser Zeit waren niedergeschriebene Sprüche oder Gedichte auf dem Geschirr. Auch dieser wurden wieder mit Blumen und Kränzen an den Rändern reichlich verziert. Auch patriotische Themen, wie zum Beispiel Flaggen, Uniformen, Medaillen und Abzeichen und motivierende Kampfsprüche, waren gern gesehene Abbildungen. Besonders die Bierkrüge wurden sehr aufwendig und üppig gestaltet. Den meisten wurde sogar ein Bierdeckel beigegeben. Diesen zierten kriegerische Motive wie Kanonen, Waffen, Soldaten. Auch Kinder waren ein populäres Zierstück. Auf den Krügen selbst sind Kampfhandlungen, Generäle, Kaiser und andere kriegerische Thematiken zu sehen. Aber auch kitschige Szenen, wie spielende Kinder, Familienglück und friedliches Beisammensein zierten jene Haushaltsartikel.

Zweck des Kriegskitsch

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Der Kriegskitsch hatte vordergründig die Aufgabe das Volk zu beruhigen und die Wirklichkeit durch diverse Abbildungen von Kriegsszenarien zu verschönern. Den Angehörigen der Kriegsbeteiligten wurde somit ein verzerrtes Bild übermittelt. Durch übertriebene, zum Teil humoristische Darstellungen wurde die Bevölkerung bei Laune gehalten. Vor allem das Bild des Kaisers wurde oft als Motiv verwendet und war somit ein Motivator für die Soldaten, aber auch ein beruhigendes Symbol. Der krampfhafte Glaube daran, dass das eigene Schicksal und das des Volkes nicht so schlimm sei, wurde durch dieses Kleinod natürlich noch verstärkt.

Ein weiterer Zweck des Kriegskitsches war selbstverständlich auch das Element der Waffe, zum Beispiel mit Karikaturen des Feindes. Man arbeitete mit Klischees und Vorurteilen, wie beispielsweise: dem grobschlachtigen Russen, des leichtlebigen Franzosen und des erstarrten Engländers. Man wollte aber nicht nur den Gegner verspotten, sondern auch die eigenen Truppen mobilisieren und motivieren. Ein weiterer Grund für den Vertrieb von kitschigem Material war das Schärfen eines Nationalsinns. Oberstes Ziel galt darin, dass die Bevölkerung dem Heimatland vollkommen ergeben war und freiwillig dem Vaterland Ehre und Tribut zu zollen. Der Patriotismus ist im 1. Weltkrieg vor allem bei der Propaganda ein wichtiges Thema und somit wollte man diesen auch im Kriegskitsch widerspiegeln.

Verkauf und Verbreitung

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Im 1. Weltkrieg wurde Kriegskitsch hauptsächlich durch sogenannte fliegende Händler, welche mit ihren mobilen Läden in ganz Europa unterwegs waren, vertrieben. Diese fahrenden Läden waren meist kleine Pferdekutschen. Es gab aber auch Händler, welcher mit der Lokomotive durchs Land reisten und ihre Gegenstände aus Koffern verkauften. Die meisten dieser Verkäufer waren auf bestimmte Produkte spezialisiert und konnten nur mit einer gewissen Anzahl an Objekten aufwarten. Um Kriegskitsch zur damaligen Zeit günstig zu erstehen, musste man gut mit den Verkäufern verhandeln können. Während man Plakate und Postkarten mit Kriegsmotiven bereits für wenige Kronen besorgen konnte, musste man für Geschirr und Schmuck oftmals unglaubliche Summen aufbringen, da diese zum Teil aus sehr hochwertigen Materialien geschaffen wurden. Schmuck gab es natürlich auch damals schon bei Juwelieren zu kaufen.

Hergestellt wurde die kitschige Keramik und die Kampf- und Siegeslust verbreitenden Gegenstände, welche als "Kriegsgut" bezeichnet wurden, zu einem großen Teil in einem Werk in Znaim in der heutigen Tschechischen Republik und einem anderen in Wilhelmsburg in Niederösterreich.

Heute sind diese historischen Artefakte unheimlich beliebt bei Sammlern und lassen sich im Dorotheum oder auf Flohmärkten aufstöbern.Besonders die bunten, zum Teil kunstvoll gestalteten Ansteck-Abzeichen zählen heute mehr denn je zu einem beliebten Sammelgebiet, das weit über die Grenzen Österreichs hinaus reicht. Rund um das Gedenkjahr sind die Preise dafür kräftig angestiegen. Je nach Motiv und Ausarbeitung kostet ein kitschiger Teller um die 100 Euro und ist somit um ein Vielfaches teurer als in der Zeit des 1. Weltkriegs.

Wirtschaftlicher Aspekt

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Als die ersten Produkte des Kriegskitschs aufkamen, war der wirtschaftliche Nutzen davon eher gering, da diese Dinge eigentlich nur hergestellt wurden, um bei der Bevölkerung für Optimismus zu sorgen. Die anfänglich positive Stimmung wandelte sich aber mit der Dauer des Krieges, man begann die Einnahmen und Umsätze von dem verkauften Kitsch als Spenden für Kriegszwecke zu sammeln. Hier kann man als Beispiel den Verein "Schwarzgelber Kreis" nennen. Dieser verkaufte unter anderem Schnickschnack wie Gläser, Krüge und Abzeichen, um den Soldaten ein Mittagessen zu sichern. Außerdem gab es den Aufruf "Gold gab ich für Eisen", welcher dazu bewegen sollte goldene Eheringe und anderen hochwertigen Schmuck für die Kriegsfinanzierung zu spenden. Im Gegenzug erhielten die Spender Eisenschmuck.

Literatur

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  • Eybl Erik: Krieg an der Wand; Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten, Klagenfurt 2014; ISBN: 978-3-85454-128-8
  • Loidl Tristan: Andenken aus eiserner Zeit; Verlag Militaria 2004; ISBN: 3-9501642-4-3
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