Kurs:Krieg und Propaganda: bis zum 1. Weltkrieg (WS 2015)/Gebirgskriegspropaganda Österreich und Italien im Vergleich

Italien trat am 23. Mai 1915 in den Ersten Weltkrieg ein und dies war zugleich der letzte Einigungskrieg für Italien. Für das Habsburgerreich war es der letzte Krieg seiner 643 jährigen Geschichte. Dieses Ereignis sollte die Welt und vor allem Europa von Grund auf ändern. Damit griff Italien in ein Ereignis ein, das Europa von Grund auf verändern sollte.

Die analysierten österreichischen und italienischen Plakate und Ansichtskarten zeigen nicht die Realität des Kriegs. Vor allem Plakate waren zu der damaligen Zeit die einzigen wirklichen Massenmedien. Die Bevölkerung wurde von den Behörden vorwiegend über solche Plakate informiert. Werbeplakate für Kriegsanleihen hatten dabei eine besondere Rolle.

Sowohl Österreich-Ungarn als auch Italien finanzierten den Krieg zu einem größten Teil über Inlandsanleihen. Erstklassige Künstler wurden auf beiden Seiten für die propagandistischen Werbekampagnen verpflichtet. Die Künstler beider Staat gingen mit den gleichen Themen in ihren Illustrationen um. Die Plakate dienten in erster Linien der Information und Manipulation des Volkes.

Ansichtskarten zum Gebirgskrieg im 1. Weltkrieg Bearbeiten

Die Hände der Nationen Bearbeiten

Diese Ansichtskarte aus der Zeit des 1. Weltkriegs stellt einen Ausschnitt einer geographischen Karte dar, die Italien zeigt. Zu beachten ist hierbei, dass der Krieg zwischen Österreich und Italien herrschte, vor allem der Gebirgskrieg hat große Opferzahlen und immense materielle und menschlichen Ressourcen auf beiden Seiten gefordert. Wenn man die Kartenansicht genauer beobachtet, ist zu sehen, dass Italien hier mit einer dunkleren Farbe, höchstwahrscheinlich Schwarz, hervorgehoben ist. Diese farbliche Untermauerung soll aufzeigen, dass Italien der Gegner ist, das Böse in sich, deshalb auch die Farbe Schwarz. Die nackte Hand die aus Italien heraus ragt, hält ein Messer in der Hand, auf dem „ITALIA“ steht. Ein Messer ist eine heimtückische Waffe. Zuerst war Italien ein Verbündeter, jetzt ein Verräter. Das soll hier vor allem durch das Messer klar gestellt werden. Italien wird hier demnach als Verräter gezeigt, der Österreich angreift.

Die Hand aus Stahl symbolisiert Österreich, eine Hand die eine stählerne Rüstung trägt und nach der Italienischen Hand greift. Das ganze ist ebenfalls durch den Autor wohl durchdacht und ausgewählt. Die stählerne Hand greift quasi schützend nach dem Angreifer. Österreich ist demnach das Land, dass sich gegen die Italiener lediglich verteidigt. Die Rüstung ist ein Zeichen dafür, dass das verräterische Messer keinen Schaden gegen die geschützte starke Hand ausrichten kann. Ein weiteres Detail, dass nicht auf den ersten Blick sichtbar erscheint, ist, dass die stählerne Hand eine linke ist, somit die vermeintlich schwächere. Die Italienische Hand mit dem Messer ist die rechte, das heißt die Italiener versuchen mit allen Kräften gegen Österreich zu agieren, können aber dennoch nichts ausrichten. Sogar mit der linken Hand wehren die Österreicher den „heimtückischen Angreifer“ ab, ohne große Probleme.

In der linken unteren Ecke der Ansichtskarte ist ein klares Statement abgedruckt, das keine großen Interpretationsmöglichkeiten liefert: „In deiner Hand sein'n wir den Mordstahl blinken, um tückisch alte Freunde zu bekriegen, Wir kämpfen zwar gen dich nur mit der Linken, Doch sei gewiß, wir werden dennoch siegen!“

Der hinterlistige Italiener Bearbeiten

Auf einer der Ansichtskarten aus der Zeit des 1. Weltkrieges, die Bezug auf die Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Italien nehmen, sieht man drei Männer. Im Hintergrund zwei österreichische Soldaten die offensichtlich ganz ruhig und gelassen die Landschaft observieren, ohne jeglichen schlechten Absichten. Dies wird durch die Waffe des Soldaten dargestellt, die er auf seiner Schulter trägt und daher auch nicht kampfbereit. Die Soldaten ahnen gar nicht, welche Gefahr hinter ihrem Rücken auf sie lauert.

Im Vordergrund steht ein Italiener, der als zwielichtige Gestalt abgebildet ist. Ein Mann der aus dem Hinterhalt agiert und ein Messer in der Hand hat, bereit zum angreifen. Auch hier wird das Messer als eine Metapher für Verrat gewählt. Der schmutzig bekleidete Mann schleicht sich an die Soldaten heran. Auch die Hände des Mannes sind übertrieben dargestellt, wie Krallen mit langen Nägeln, wie ein Monster, dass nur darauf wartet seine unschuldige Beute zu erlegen. Die Abbildung des Mannes mit dem Messer soll das „verräterische Italien“ darstellen und eine Art Warnung an die österreichische Bevölkerung vor den „hinterlistigen Italienern“ sein. Das Motto ist klar und deutlich mit einigen Wörtern zusammengefasst: „33 Jahre 'Freund' und dann – Verräter, Meuchelmörder, Attentäter!“

Die vierte steuerfreie österreichische Kriegsanleihe Bearbeiten

 
vierte steuerfreie österreichische Kriegsanleihe

Auf dem Bild sieht man im ersten Drittel einen rot gekrönten Adler mit langen Flügeln vor einer Landschaft sitzend auf dem Text „Bank für Tirol und Vorarlberg“. In der Mitte des Bildes steht Kriegsanleihe vor einem weißen Hintergrund, wo darunter der doppelköpfige Adler abgebildet ist. Text auf dem Bild: Bank für Tirol und Vorarlberg Unmeldungen auf die vierte steuerfreie österreichische Kriegsanleihe werden zu Originalbedingungen entgegengenommen bei der Bank für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck, Erlerstrasse 9

Die sechste österreichische Kriegsanleihe Bearbeiten

 
sechste österreichische Kriegsanleihe

Das Bild befindet sich in den oberen drei Vierteln, mit dem Text getrennt, welcher dunkelbraun und dick im unteren Teil des Bildes gedruckt wurde. Der Hintergrund ist orange-braun gesprenkelt. Auf dem Bild ist ein gekrönter roter Adler zu sehen, der auf einen Felsen in einer bergigen Landschaft mit ausgebreiteten Flügeln thront. Das Wappen von Vorarlberg ist rechts oben positioniert und das Wappen der Habsburger-Armee ist am Fuß des Bildes platziert.

Der Soldat der in den Stein meißelte Bearbeiten

 
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Diese Ansichtskarte stammt aus dem 1. Weltkrieg und wurde von dem Italiener Ugo Finozzi in Bergamo im Jahre 1917 erstellt und ist auch in der Form eines Plakates erstellt worden. Auf dieser Ansichtskarte sieht man einen italienischen Soldaten, welcher mit einem Dolch in den Felsen schreibt. Der Soldat, meißelt die Aufforderung Kriegsanleihe zu zeichnen in eine Felswand der Gebirgsfront. Er wirkt nicht personifiziert und somit repräsentiert er das gesamte italienische Heer. Der Spruch welchen er einritzt bedeutet: Sottoscrivete al prestito. Im Hintergrund kann man die Berge sehen welche den Krieg im Gebirge und die Grenzen durch das Gebirge aufzeigen. Die Schrift ist in Rot gehalten und wirkt sehr markant und soll daher hervorgehoben werden. Das größte Augenmerk wird auf den 1. Satz gelegt die 5% Rendite wird besonders erwähnt. Die Farben des Bildes sind alle hell und wirken auf keinen Fall trist.

Die italienische Sparbüchse Bearbeiten

 

Erstellt wurde die Karte von dem Italiener w:Plinio CodognatoIPlinio Codognato in Mailand im Jahre 1918. Sie zeigt einen Kran, welcher eine große Sparbüchse hochhält. Auf ihr steht: Tutto il nostro risparmio alla patria. Soll übersetzt heißen: All unsere Ersparnisse für unsere Heimat. Somit zeigt die Sparbüchse den Reichtum den Italien durch die gesamten Ersparnisse für den Krieg hat und welche wichtig für das Land sind. Im Hintergrund sind der Himmel und das Meer zu sehen welches die Küsten Italiens wiederspiegeln. Die Nationalität in Kombination mit dem Meer als Identität steht hier im Vordergrund. Die Farben wirken aufheiternd und hell und zeugen von Erfolg und zeigen wiederum die guten Chancen Italiens auf Erfolg und Reichtum durch die Ersparnisse der Bevölkerung.

Der nachdenklich schreibende Soldat Bearbeiten

 
schreibender Alpino

Diese Ansichtskarte aus dem 1. Weltkrieg zeigt einen italienischen Soldaten bei dem Verfassen eines Briefes. Er wirkt nachdenklich und verfasst den Brief wahrscheinlich für seine Familie welche er um Unterstützung bittet. Der weiße Schal macht auf die Kälte aufmerksam. Das Bild ist in neutralen Farben gehalten und wirkt weder trist noch fröhlich. Es wird auf den Prestitio Nazionale hingewiesen also das Darlehen von 5%. Dies fällt natürlich wieder unter Kriegsanleihe. Das Bild weißt darauf hin, dass man wiederum Geld in den Krieg investieren soll.

Der österreichische Galgen Bearbeiten

 
Öst. Galgen

Hier werden verschiedene Galgen gezeigt welche unter der österreichischen Flagge aufgestellt werden. Am Galgen hängen mehrere italienische Soldaten. Die österreichische Flagge ist im Vordergrund gut zu sehen und soll darauf hinweisen was einem die Österreicher antun wollen und was sie bereits dem italienischen Volk angetan haben. Diese Ansichtskarte soll ganz stark gegen Österreich stehen und von jeglichem Kontakt zu Österreich-Ungarn abraten. Der Text im oberen Teil der Karte: „In Austria Ungheria tutta la vita è sospesa“ ... Das bedeutet soviel wie: „In Österreich-Ungarn wird jedes Leben abgebrochen/beendet“. Das meint, dass Leben in Österreich-Ungarn Verschwendung ist.

Plakate zum Gebirgskrieg im 1. Weltkrieg Bearbeiten

Der Soldat Bearbeiten

Das Plakat „Der Soldat“ ist im Jahre 1917 in Tirol entstanden. Autor dieser Abbildung war der Österreicher C. H. Walther Kühn. Der Soldat der hier inszeniert wird, wacht aufmerksam über sein Vaterland. Er fordert von seinen Mitbürgern, dass diese eine Kriegsanleihe Kriegsanleihe aufnehmen um somit den Krieg zu finanzieren, der große finanzielle und menschliche Ressourcen brauchte. Die Zivilisten sollen somit eine Hilfeleistung an das Vaterland geben.

Am rechten oberen Rand des Plakats ist der Doppelkopfadler der K.u.K. Monarchie zu sehen. Im Hintergrund sieht man die Berge, in denen um jeden Meter hart gekämpft wird gegen die Italienischen Truppen. Zu sehen ist auch ein Bauer, der mit seinem Pferd, sichtlich ermüdet von der schweren Arbeit, das Feld pflügt. Womöglich erste Anzeichen der Kriegsermüdung die sich breit machte. Die Kernaussage ist klar und deutlich: Wir kämpfen tapfer um unser Land, doch können wir nur mit der Hilfe des Volkes mit vereinten Kräften diesen Krieg gewinnen.

Der Soldat mit der schützenden Hand Bearbeiten

Ein weiteres Plakat aus dem Jahre 1917, dass ebenfalls C. H. Walther Kühn in Innsbruck gestaltet hat, zeigt einen Soldaten auf einem Berg mit einer besonderen Körperhaltung. Der abgebildete Mann ist nach hinten gebeugt und hat in der Hand eine Granate. Die früher eher aggressive Haltung der abgebildeten Soldaten aus dieser Zeit ist hier nicht mehr erkennbar. Kühn signalisiert auf diesem Plakat eine Verteidigung und Deckung des Protagonisten.

Abgesehen von der Rückwärtshaltung hat der abgebildete Mann seine linke Hand in einer schützenden Position vor seinem Gesicht. Des weiteren wird die Zivilbevölkerung zu einer weiteren Kriegsanleihe aufgefordert um dem Vaterland im langjährigen Krieg, der viele Todesopfer gefordert hat, zu helfen. Eine Kriegsmüdigkeit ist auf der Abbildung nun etwas deutlicher zu erkennen. Die Bevölkerung sehnte sich wieder nach Frieden.


Das winkende Mädchen Bearbeiten

 
Das winkende Mädchen

Die Banca Italiana di Sconto war im Ersten Weltkrieg aktiv und wurde 1914 gegründet. Präsident der Banca Italiana di Sconto war Gugliemo Marconi und wurde von Engel Pogliani geführt.

Während der Kriegsjahre war die italienische Bank der wichtigste Geldgeber für Ansaldo, eine Industriegesellschaft, welche einen großen Teil seiner Produktionskapazitäten und Fertigungstiefe erhöhte. Die Ansaldo wurde der größte Anteilseigner, ebenso wie die meisten Schuldnerbanken. Nach dem Krieg und der Finanzkrise aber hatte Ansaldo einen Überschuss an Produktionskapazität und musste 1921 Konkurs anmelden.

Die Abbildung von einem jungen Mädchen und einem italienischen Soldaten zieht sich über das ganze Bild. Der Titel des Bildes ist im unteren Rand des Bildes positioniert. Der Hintergrund ist beige und man kann die italienische Infanterie sehen. Das Mädchen und der italienische Soldat stehen zusammen und beobachten die Infanterie. Dabei hält der Soldat seine Arme schützend über die Schultern des Mädchens. In der rechten Hand hält das Mädchen eine Sammelbox der italienischen Kriegsanleihe, die einer Handgranate oder Bombe ähnlich sieht.

Die Kanone Bearbeiten

 
Kanone im Geldhaufen

Das Plakat zeigt in der Mitte des Bildes eine Kanone, die auf einem Haufen von Münzen steht. Im Hintergrund der Kanone sieht man weiße Berge vor einem roten Himmel. Die Kanone zeigt nach oben in Richtung Himmel bzw. Berge. Der Text soll die Leute anregen, Geld für den Sieg und den Frieden zu spenden.

Text auf dem Bild: Date denaro per la Vittoria: la Vittoria è la Pace. sottoscrivete presso la Banca Italiana di Sconto

Deutsche Übersetzung: Geben Sie Geld für den Sieg: Sieg ist Frieden. Italienische Bank für Nachlass

Literatur Bearbeiten

  • Erik Eybl: Plakatsammlung - Krieg an der Wand. Wien, 2015.
  • Alexander Jordan: Krieg um die Alpen. Der erste Weltkrieg im Alpenraum und der bayrische Grenzschutz in Tirol. Duncker und Humblot GmbH, Berlin, 2008.
  • Nicola Labanca/ Oswald Überegger (Hg): Österreich-Ungarn und Italien im ersten Weltkrieg (1914-1918). Bählau, Wien, 2015.
  • Hermann J.W. Kuprian/ Oswald Überegger (Hg): Katastrophenjahre: Der Erste Weltkrieg und Tirol. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2014.

Einzelnachweise Bearbeiten

  • Private Plakatsammlung von Dr. Eybl
  • März Eduard: Österreichische Bankpolitik in der Zeit der großen Wende 1913-1923. Wien, 1995.
  • Sandgruber Roman: Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wien, 1995.