Kurs:Meißen im Mittelalter/Bistum Meißen und Bistum Posen
Christianisierung Polens
Bearbeiten968 wurde das Bistum Posen gegründet. Es wurde formell dem Erzbistum Magdeburg unterstellt.[1] Wie weit diese Unterordnung tatsächlich bestand, ist besonders in der polnischen Forschung umstritten. Es existiert die Position, die Kirche sei eigenständig, dem Papst direkt unterstellt und nicht von der Reichskirche abhängig gewesen.[2] In der deutschen Forschung zweifelt man hingegen nicht an dem grundsätzlichen Tatbestand der Unterstellung unter Magdeburg. Wie weit diese in der Realität tatsächlich ging, ist Gegenstand einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
Erster Bischof von Polen wurde Jordan, der vermutlich schon zuvor dem Hof Mieszkos I. angehörte.[2][3] Die Herkunft Jordans ist nicht gesichert. Er kam mit der böhmischen Prinzessin Dubrawka entweder aus Italien oder aus dem Rheinland[4] nach Polen. Dass er böhmischer Herkunft war, ist ebenfalls umstritten.[2]
Die ältesten Amtsträger der polnischen Kirche waren böhmischer Herkunft.
Aus dieser Zeit stammen die ersten Gotteshäuser Polens. Es sind teilweise vorromanische Bauten wie Kapellen und Kirchen in der Burg von Ostrów Lednicki, die ältesten Kirchen von Posen, Kruszwica und andere.
Bistum Posen
BearbeitenDas Bistum Posen ist die älteste römisch-katholische Diözese Polens, ihre Ursprünge reichen in das 10. Jahrhundert, die Zeit der polnischen Staatsgründung unter den ersten Piasten, zurück. Herzog Mieszko I. von Polen unterstellte sein Reich dem geistlichen Primat des Heiligen Stuhls, woraufhin Papst Johannes XIII. den Missionsbischof Jordanes nach Posen entsandte, der Herzog Mieszko 966 taufte. 968 nahm er die kurz zuvor fertiggestellte Posener Bischofskirche, den Vorgängerbau des Posener Doms St. Peter und Paul, in Besitz und ging als erster Nachfolger der Apostel auf polnischem Boden in die Geschichte ein. Als Begründer einer neuen Nationalkirche hatte er, ebenso wie die Päpste, Anrecht auf das Patrozinium des Apostels Petrus für seine Kathedrale. Anfänglich, bis zur Gründung des Erzbistums Gnesen und seiner Suffragandiözesen Krakau, Kolberg und Breslau im Jahr 1000, umfasste der Jurisdiktionsbereich der Posener Bischöfe das gesamte Herrschaftsgebiet der Piasten.
Polnische Annalistik
BearbeitenKurs:Meißen im Mittelalter/Bistum Meißen und Bistum Posen/Polnische Annalistik
Chronik von Pommern
Bearbeiten1200-1000 v.Chr.: Erste Ansiedlung germanischer Stämme.
500 v.Chr.: Rapide Klimaverschlechterung und dadurch bedingte Verschlechterung der Ernährungsgrundlage.
325 v.Chr.: Der Seefahrer Pytheas berichtet, dass an der südlichen Küste des Baltischen Meeres germanische Stämme wohnen.
200 n.Chr.: Weiterer germanischer Zuzug durch Goten aus Skandinavien; Beginn der großen Völkerwanderung
400 n.Chr.: Ende der Völkerwanderung und einsetzende Menschenleere
7.-8. Jh.n.Chr.: Beginn der Wiederbesiedlung durch wendische Stämme der Pomoranen und Cassuben
10. Jh.n.Chr.: Erste Vorstöße Polens. Beginn der Unterwerfung und weitgehende Vernichtung der Pomoranen durch Polens Herzog Boleslaw
995: Swietopolk, Stiefbruder von Boleslaw I., wurde von diesem zum Verwalter Westpommerns eingesetzt mit Sitz in Stettin.
1025-34: Mieszko II. verliert Pommern wieder an das Deutsche Reich.
1119: Boleslaw III. erobert das östliche Pomerellen.
1122: Derselbe polnische Herzog erobert ganz Pommern.
1124-28: Beginn der Christianisierung Pommerns durch Bischof Otto aus Bamberg
1135: Boleslaw III. nimmt vom Deutschen Kaiser Lothar von Sachsen-Supplinburg Rügen und Pommern als Lehen
1147: Wendenkreuzzug durch Albrecht den Bären von Brandenburg und König Waldemar von Dänemark. Vorstoß bis Stettin, dessen Herzog Ratibor bereits christlich war. Ratibor musste sich verpflichteten, Klöster zu bauen und Benediktiner und Prämonstratenser - Mönche herbeizurufen.
1153-72: Ratibors Bruder gründet Klöster in Stolp a.d. Peene, Grobe und Usedom und das Zisterzienserkloster Dargun bei Demmin.
1159: Ratibor stirbt; danach stand Pommern und ein Teil Pomerellens allem Anschein nach unter dänischer Herrschaft.
1173: Wartislaw, ein Neffe Ratibors, gründet das Kloster Kolbatz, genannt "Mera vallis".
1178 (18.3.): Gründung des Zisterzienserklosters Oliva durch den Pomerellenfürsten Sambor.
1181: Staatsrechtliche Eingliederung Pommerns in den deutschen Reichsverband; Kaiser Friedrich I. belehnt Herzog Bogislaw mit Pommern. Kaiser Friedrich Barbarossa nimmt die Länder von der Peene bis zur Persante gegen die andrängenden Dänen in seinen Schutz, erklärt diese zu Ländern des Deutschen Reiches und erhebt ihre Fürsten zu Herzögen desselben.
1200: Beginn verstärkter deutscher Einwanderung in Pommern und Pomerellen.
1220: Fürst Mestwin I stirbt. Er hatte dem dänischen König den Lehnseid leisten müssen. Bei seinem Tod am 1. Mai 1220 hinterließ er vier Söhne. Der älteste Sohn Swantopolk wurde Herzog von Pomerellen und regierte von 1220-1266. Der jüngste Sohn Ratibor starb frühzeitig. Swantopolk hinterließ zwei Söhne: Mestwin II. und Wartislaw. Mestwin erhielt Danzig und Dirschau. Wartislaw Schwetz a.d. Weichsel.
1229: Die deutschen Ordensritter erscheinen an der Weichsel, gerufen von Herzog Konrad von Masovien zum Schutze gegen die andauernden räuberischen Überfälle durch die benachbarten Pruzzen.
1269: Der pommersche Herzog Mestwin II. überträgt seine Erbländer dem Markgrafen von Brandenburg, um sie anschließend von diesem zu Lehen zu empfangen. Aus diesem Vorgang ergeben sich die Hohheitsansprüche der Brandenburger auf Pommern und Pomerellen bei späteren Erbstreitigkeiten.
1277: verkauft Witzlaff II., Fürst von Rügen, den Markgrafen Konrad, Otto und Johann von Brandenburg, Schloss und Land Schlawe sowie die Stadt Rügenwalde für 3000 Mark Silbers.
1283: regierte Herzog Boleslaw IV.
1309: verkauft Brandenburg dem Deutschen Ritterorden die Gebiete Danzig, Dirschau und Schwetz gegen eine Summe von 10000 Mark Silbers.
1311: Kaiser Heinrich VII. bestätigt dem Orden den Besitz Pommerns. Im selben Jahr erkennt Papst Johann XXII. diesen Besitz des Ordens ausdrücklich an.
Polnische Geschichte
BearbeitenFrühgeschichte Über die frühe Besiedlung Polens weiß man wenig, denn es gibt nur wenige aussagekräftige Quellen.
Seit der Mitte des 1. Jahrtausends vor Christus siedelten auf dem Gebiet des heutigen Polens germanische Stämme. Einige von ihnen, nametlich die Goten, begannen sich allerdings ab Ende des 2. Jahrhunderts nach Christus in Richtung Süden und Osten zu bewegen. Im 5. Jahrhundert endete die germanische Besiedelung des heutigen Polens ausweislich der archäologischen Zeugnisse fast vollständig. Ob und inwieweit dies mit dem großen Vorstoß der Hunnen nach Zentraleuropa im Jahre 451 zusammenhängt, ist unklar.
Erst danach, begannen sich slawische Stämme aus Osteuropa kommend, in die fast menschenleeren Gebiete auszubreiten und anzusiedeln, wahrscheinlich auf den Druck seitens der Awaren um 550. Wie einst im 4 Jh. die Hunnen, hatten im 6. und 7. Jahrhundert die Awaren die Völker in Bewegung gesetzt und die politische Karte Europas verändert. Sie rissen die Slawen aus ihrer Heimat zwischen Karpaten und Don nach Westen und Süden mit sich fort und setzten sich, nach dem sie im Verbund mit den Langobarden, das Gepidenreich im heutigen Rumänien, 567 vernichteten, gleich den Hunnen in der Donau-/Theißebene fest, von wo sie aus ganz Europa bedrohten, vorallem das langobardische Italien, das Frankenreich im Westen, sowie das mächtige Oströmische Reich (Belagerung Konstantinopels 626) im Südosten.
Politische Situation Europas um 600 n. Chr. (http://www.euratlas.com/big/big0600.htm) Die Westslawen hatten um 600 die Elbe-Saale-Linie überschritten. Auf der Karte sehen Sie diverse westslawische Stämme erwähnt, wie die Abodrites, Veleti, Liutici, Sorbs, wie auch den Stamm, aus dem sich das spätere Polen entwickeln sollte, Polanes. Soviel geht aus der Geschichte der Völkerwanderungen in Europa hervor. Wie es dann allerdings zur Ausbildung eines gefestigten Staatswesens gekommen ist, bleibt weiterhin nur sehr schemenhaft.
Die ersten Versuche einer Staatenbildung unter den Westslawen fand südlich des heutigen Polens im Gebiet der heutigen Tschechei statt. Um 626 wurde im Kampf gegen das Awarenreich, das kurzlebige Reich des Samo gegründet. Nach dem wahrscheinlichen Auseinanderbrechen gegen 660 verlieren sich jedoch die Spuren, da bis ca. 800, der Zeit Karls des Großen, überhaupt keine schriftlichen Quellen über die Westslawen verfügbar sind. Die schriftlichen Quellen setzen erst am Ende des 8. Jahrhundert ein, im Zusammenhang mit dem Kampf der Franken gegen die Awaren (791 - 796/803). Ca. 805/06 wurde zur Sicherung der Ostgrenze der Limes_Sorabicus an der Elbe, die sorbische Grenz(e)mark errichtet. In dem von Karl eroberten ehemaligen awarischen Gebieten (Pannonische Marken), entstanden lose dem Reich angehörende slawische Fürstentümer. Bedeutende Rolle spielten vor allem das Mährische und das Nitraer Fürstentum, aus denen sich das spätere Reich der Großmährer um 830 herausbilden sollte. Unter Sventopluk erreichte dieses Reich seine größte Ausdehnung, und dehnte sich weit bis in die Gebiete des heutigen Polens, vorallem nach Schlesien und Kleinpolen aus.
Politische Lage in Zentraleuropa in den Jahren von 800-950 (http://www.piastowie.kei.pl/piast/mapy/1.htm). Die direkte Grenze mit den inzwischen christlich gewordenen Mährern (gelbe Linie) forcierte die politische Vereinigung polanischer Kräfte in die Hand einer einzigen Exekutive. Das Reich der Polanen wurde nach großmährischen Muster aufgebaut. Im 9. Jahrhundert berichtete ein Bayerischer_Geograph erstmalig über die slawischen Stammesstrukturen im heutigen Polen. Karte (http://www.piastowie.kei.pl/piast/mapa1.htm). Der Slawenapostel Method(ius) sprach von einem mächtigen Staat der Wislanen, der bereits im 9. Jahrhundert existiert und nach griechischem Ritus christianisiert gewesen sein soll. Der weitere Weg zu einer eigenständigen staatlichen Entwicklung wurde aber wahrscheinlich durch ungarische Raubzüge unterbunden. Unter ihrem Fürst Arpad drangen die Magyaren nach Mitteleuropa vor und wüteten dort für über ein halbes Jahrhundert. Erst deren vernichtende Niederlage, die sie 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg gegen den deutschen Otto I. hinnehmen mussten und die zum vollständigen Rückzug ins ungarische Stammland führte, öffnete den Weg zur staatlichen Konsolidierung Polens.
Die Zeit war günstig dazu, denn auch die deutschen Könige und Kaiser machten keine Anstalten ihr eigenes Reich gen Osten auszuweiten -Drang nach Osten-. Es wurden in karolingischer Tradition Grenzmarken errichtet, die anfangs dem Schutz des "Reiches" vor den heidnischen Slawen dienen sollten. Die deutschen Könige schickten sich vielmehr an auch Könige des viel attraktiveren Italien zu werden - eine Vorraussetzung um die Kaiserwürde zu erhalten und damit die Führerschaft der abendländischen Christenheit. Eine Führerschaft, die die Nachbarn, vorallem aber die slawischen, bald negativ zu spüren bekamen.
Staatsgründung und die ersten Piasten Um das Jahr 960 trat Polen aktiv auf die politische Bühne Europas auf. Das Land, dessen Name sich von dem westslawischen Stamm der Polanen (Feldbewohner) ableitet, ist als Herzogtum im frühen 10. Jahrhundert von Posen und Gnesen aus gegründet worden. Es wurde in jener Zeit 960-992 vom Herzog Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten regiert. Das weiß markierte Gebiet auf der Karte representiert die ungefähre Größe des polnisches Staates um das Jahr 960 zu Beginn der Herrschaft Mieszkos I. Da es sich um eine recht alte Karte handelt (19 Jh.?), ist das dort erwähnte Datum 992 falsch. Polen um 960 (http://freepages.history.rootsweb.com/~koby/political/chapter_02/0205pol992.html). Zum besseren Verständnis: Dagome_Iudex (http://en.wikipedia.org/wiki/Dagome_Iudex).
In den 960er (963 und 967) hatte das junge Staatswesen mit deutschen Einfällen unter dem Grafen Wichmann dem Jüngeren, eines abgefallenen sächsischen Vasalls des deutschen Königs Otto I., der gleichzeitig auch ein Neffe des Markgrafen Hermann Billung (Billunger Mark) und späteren Herzogs von Sachsen war, und seinem Verbündeten im heidnischen "Wendland", dem mächtigen Markgraf Gero aus der Ostmark, zu kämpfen.
963 wurde auch Mieszko das erste mal historisch fassbar. Vom Markgraf Gero und seinem Verbündeten Wichmann in mehreren siegreich geführten Schlachten besiegt, wurde er für einen Teil seines Herrschaftsgebietes (bis zur Warthe/Region um Lebus (http://www.amt-lebus.de/lebus/geschichte.html) ,welches bereits um 950 polnisch wurde) dem "Reich" tributpflichtig gemacht.
965 kam es zu einem Bündnis mit den schon christlich gewordenen westslawischen Böhmen. Mieszko I, konvertierte zum christlichen Glauben nach römisch-katholischen Ritus und heiratete die tschechische Prinzessin Dubrawka aus dem Geschlecht der Przemysliden. Mit diesem Schritt vollzog Mieszko I. nicht nur für seine Person, sondern auch für sein gesamtes Volk, eine Jahrtausendentscheidung, die zu einer der vielen Wendepunkte der polnischen Geschichte zählen sollte. Es war eine äußerst kluge Entscheidung. Zum einen, weil Polen dadurch nicht zwischen missionseifrigen Nationen aus dem Westen aufgerieben wurde und zum anderen er sich nicht nur eine bessere Organisation der Verwaltung und der Außenpolitik mit den Nachbarvölkern seines Reiches versprach, sondern auch unter dem Vorwand der Heidenmission die eigenen Grenzen ausweiten konnte.Damals besass die römisch-katholische Kirche das Monopol auf die Schriftsprache Latein, auf dessen Basis sich später das Kirchenpolnische entwickelte. Eine unabhängige Kirchenprovinz bot somit nicht nur den Schutz, sondern forcierte unteranderem die Weiterentwicklung des Polnischen.
966 Christianisierung Polens
967 Zahlte sich das Bündnis mit Böhmen das erste mal aus. Mit Hilfe przemyslidischer Reitertruppen schlug Mieszko I. den Querulanten Wichmann, der diesmal die slawischen Wolliner gegen die polnische Herrschaft in Pommern aufgestachelt hatte, vernichtend. Sein Schwert wurde an den amicus imperatoris (so wurde Mieszko seit seiner Taufe genannt) ausgeliefert. Er selbst starb auf der Flucht.
968 zwei Jahre nach der christlichen Taufe Polens wurde in Posen das erste Missionsbistum errichtet, unabhängig vom deutschen Erzbistum in Magdeburg und direkt dem Heiligen Stuhl (Papst) unterstellt. Der erste polnische Bischof wurde Jordan(es) (http://pl.wikipedia.org/wiki/Jordan_%28biskup%29).
967-79 Auf der Grundlage eines im Innern gefestigten Staatswesens wurde in den Jahren ganz Pommern mit Stettin und Danzig (Gründung einer Festung bei Danzig 979) unterworfen. Ein Zugang zum Meer bedeutete einen unmittelbaren Kontakt zu Skandinavien. Mieszkos Tochter Swietoslawa (http://en.wikipedia.org/wiki/Sigrid_the_Haughty) aus der Ehe mit Dobrawa heiratete König Sven von Dänemark (http://en.wikipedia.org/wiki/Sweyn_I_of_Denmark) und wurde die Mutter Knuts des Großen. (http://en.wikipedia.org/wiki/Canute_the_Great)
972 wurden die Truppen des Markgrafen Odo (Hodon) bei Cedynia/Zehden (http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Cedynia) an der unteren Oder besiegt und in die Flucht geschlagen, Tod des einzigen bei Namen bekannten Bruders von Mieszko, Czcibor (http://pl.wikipedia.org/wiki/Czcibor).
973 Kam es zu einem Verständigungsfrieden mit dem "Reich" (Quedlinburger Hoftag von 973), wo Mieszko als "Freund des Kaisers" (amicus imperatoris) seinen persönlichen Treueeid dem Kaiser leistete, jedoch trat Polen damit nicht in ein Lehnsverhältnis ein!
977 starb Mieszkos erste christliche Frau Dubrawka, und es kam zum Bruch mit den slawischen Böhmen.
978 heiratete der polnische Herrscher Oda_von_Haldensleben die Tochter des Markgrafen Theoderic (Dietrich) von der Nordmark. Diese Heirat bedeutete eine Neuausrichtung in der Außenpolitik Polens. Nicht mehr das Bündnis mit Böhmen, sondern eine Annäherung an das Reich bestimmte die letzten Jahre seiner Herrschaft. Die Jahrhunderte anhaltende Konkurrenz zwischen Böhmen und Polen, vor allem um Schlesien nahm 978 ihren Anfang und dauerte bis weit in die Mitte des 14 Jh.
um 980 Politische Situation im Grenzland zwischen dem Reich und dem Herzogtum Polen. (http://www.preussenweb.de/kriege/karte1_1.jpg) Im Verlauf der ersten 6. Jahrzehnte seit der Machtergreifung der deutschen Königsdynastie der Ottonen im Reich 918, bildete sich ein langer Gürtel von Grenzmarken vom Erzgebirge bis zur Ostsee. Diese Grenzmarken sollten die Sicher- und/Oberhochheit des Reiches zu den heidnisch gebliebenen Elbslawen, im Altdeutschen auch Wenden genannt, sichern. bis 965 bestand die Gegend aus zwei großen Grenzmarken, der Mark des Grafen Billung im Norden (Billunger Mark, heute Mecklenburg) und im Süden aus der Ostmark die von dem Grafen Gero verwaltet worden ist (heute Brandenburg und Sachsen). 965 teilte Otto der Große nach dem Tod Geros die Ostmark in kleinere politische Gebilde, um keine zu große Machtkonzentration aufkommen zu lassen. Es entstand die Nordmark (später Brandenburg), die Mark Lausitz und die Mark Meißen (beide später Neu-Sachsen) u.a. Die poltische Ordnung von 965 hatte jedoch keine allzu große Bestandsdauer, denn nur nach wenigen Jahrzehnte kam es zu einem Sturm, der die deutsche Fremdherrschaft für fast 200 Jahrhunderte aus dieser Gegend hinwegfegen sollte.
981 Verlust der wichtigen Tscherwenischen Burgen und somit die Kontrolle über die wichtige Ost-Westhandelspassage zu Gunsten des Kiejewer Großfürsten Wladimir I., der die schwierige militärische Lage Polens im Westen für sich selbst auszunutzen wußte.
983 Großer Slawenaufstand im Wendland - der sowohl nach Westen ins "Reich", wie auch in das jung-christliche, slawische Polen im Osten, nicht ohne starke politischen Verwerfungen einherging. Verlust der deutschen Herrschaft über einen Großteil der Ostmarken (vorallem der Billunger Mark und der Nordmark), jedoch konnten die Marken Lausitz und Meißen gehalten werden. Die deutsche Ostkolonisationsbewegung bekam einen Schlag von dem sie sich für fast 200 Jahre nicht erholen konnte. Erst im 12. Jahrhundert (um 1160), wurden diese Gebiete mit militärischer Gewalt durch den Wendenkreuzzug Heinrich des Löwen von Sachsen "Heim ins Reich" geholt. 1160, von den Sachsen und Dänen gleichzeitig in die Zange genommen, erlagen dann auch die Reste der noch unabhängigen Obodritenherrschaft in Mecklenurg dieser Übermacht ( Pribislaw).
Gründe für den Aufstand: Brutale Unterdrückung der Deutschen gegenüber der autochtonen slawisch-heidnischen Bevölkerung und ein jahrzehntelang aufgestauter Deutschenhass, mündeten in einem Aufstand gegen die Fremdherrschaft. Die deutsche Herrenschicht samt Grafen und Klerus, wurde über die Elbe regelrecht "hinaustorpediert". Die Bistümer Oldenburg, Brandeburg und Havelberg (alle in den Marken ansässig) wurden vernichtet. Man bedenke hierbei, ein wilder Haufen von Slawen, nahm es mit einer europäischen Großmacht auf, dem Reich! Wie tief mußte denn der Hass und jahrzehntelange erlittenen Demütigungen in den Menschen gesessen haben, um solch einen Kraftakt zu vollziehen? Laut Kaiser Otto II. waren (heidnische) Slawen: "Slawen sind für die Deutschen keine Menschen, sondern wirtschaftlich zu nutzende Sachwerte, so wie man Schafe und Rinder nutzt." und "Es ist unser Wille, dass ihr mit den Redariern (slaw. Stamm) keinen Frieden macht. Gehet also zu Rate und traget Sorge, daß dieses Volk ausgerottet werde und damit den Unruhen ein Ende gesetzt." . Es wurde berichtet, dass bereits unter dem Grafen Gero Massaker an den Slawen stattfanden: ...939 n. Chr. hatte Gero unter Vortäuschung friedlicher Absichten dreißig Wendenfürsten zu einem Gastmahl eingeladen und nachts heimtückisch ermorden lassen, um den Slawen die Führungsschicht zu nehmen. Quelle 1 (http://www.opitz-hh.de/geschichte/ottoII.htm) und Quelle 2 (http://www.unterspreewald.de/_hierleben/wenden_und_sorben/).
986 bestätigte Mieszko seinen Vasallenstatus (Tributpflicht) abermals, indem er dem noch knabenhaften Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Otto III. wiederum in Quedlinburg huldigte. Er führte in seinem Namen einen Heidenfeldzug gegen die Elbslawen an. Bei den Rechtsvertretern des kindlichen Kaisers konnte er hierdurch auch auf Hilfe bei der Eroberung Kleinpolens und Schlesiens setzen
990-999 Im Böhmisch-Polnischen Krieg, Anschluß von Schlesien/Breslau, Kleinpolen/Krakau, Mähren und der Slowakei an das Reich der Piasten auf Kosten Böhmens und Ungarns.
991 Dagome_Iudex (http://en.wikipedia.org/wiki/Dagome_Iudex) Kurz vor seinem Tod stellte der erste historisch belegte Herrscher Polens sein gesamtes Land, unter den Schutz des Papstes. Polen wurde päpstliches Lehen (Peterspfennig). Die ersten Jahre der Herrschaft hatten den alten Fürsten stark geprägt, vor allem die ständigen Abwehrkämpfe gegen die gen Osten unaufhaltsam vordringenden Deutschen. Der politische Zwang gegen seine heidnisch gebliebenen slawischen Brüder jenseits der Oder vorzugehen, um Treue-/Bündnisfähigkeit gegenüber dem Kaiser und Reich zu beweisen (sonst wäre er selbst ganz schnell ein Ziel einer "Heidenmission" gewesen), hatte trotz so mancherlei Lippenbekenntnisse und familiärer Banden (dem Zweck dienliche Hochzeiten, wie die mit Oda) eine tiefe Spur des Mißtrauens, aber auch Angstgefühle gegenüber seinem übermächtigen, westlichen Nachbar bei ihm hinterlassen.
992 Tod Mieszkos I. Er liegt in der Kathedrale zu Posen begraben. Sein Nachfolger wurde sein Sohn aus erster Ehe mit Dubrawka Boleslaw I, "der Tapfere".
992/993 Mieszko I. teilte sein Reich in altslawischer Tradition unter seinen Söhnen Boleslaw (aus der Ehe mit Dubrava) und Swietopelk, Lambert, Mieszko (jun.) aus der Ehe mit der deutschen Oda auf. Boleslaw (als Ältester) fühlt sich jedoch um sein Erbe übergangen,und brach mit dem Willen des Vaters, indem er, sicherlich unterstützt durch eine starke Gruppe einflussreicher Magnaten, seine deutsche Stiefmutter, wie auch seine Halbbrüder, ins Reich vertrieb. Die Reichseinheit wurde wiederhergestellt. Boleslaw schloß an die Poltik seines Vaters "Bündnis mit dem Reich" als Tributpflichtiger (keine Lehnspflicht) an und unterstützte 995 den für volljährig erklärten Kaiser Otto III, bei der Verteidigung des christlichen Glaubens - Gemeinsames Vorgehen im Kampf gegen die heidnischen Elbslawen, Quedlindburger Absprache von 991 -, die jedoch weitesgehend erfolglos blieben. Die Feldzüge scheiterten am hartnäckigen Widerstand des "Wieleter-Bundes". Die deutschen konnten die Kontrolle über die Nordmark, die sie 983 verloren hatten, nicht zurückgewinnen. Bis ins 12 Jh. hielten sich dort Vermutlich einheimische slawische Fürsten an der Macht, nachdem sie zuerst von den polnischen Piasten unterworfen wurden.Die Nordmark (Brandenburg-Berlin) blieb bis ins 12 Jh. unter polnischem Einfluß, der sein Zentrum in der Region um Lebus hatte.
997 Im Rahmen der Christianisierung der baltisch-pruzzischen Stämme (Masuren) kam der später heilig gesprochene Adalbert von Prag nach Polen, wo er mit polnischer Hilfe in das Pruzzenland gelangte. Dort wurde er jedoch heimtückisch ermordert. Herzog Boleslaw löste den Leichnam gegen Gold in Höhe von Adalberts Gewicht aus und wurde in der Kathedrale zu Gnesen beigesetzt, aber 1038 nach dem polnisch-böhmischen Krieg, nach Prag gebracht. Der Märtyrertod des Adelberts rief im restlichen Europa hohe Bestürzung hervor, so wurde er bereits 999 von Papst Silvester II. heilig gesprochen. Dieses Faktum forcierte das Bestreben des polnischen Herzogs um die Errichtung einer unabhängigen polnischen Kirchenprovinz in Rom ungemein, sodass schließlich Kaiser Otto III. und Papst Silvester II. diesem Wunsch entsprachen.
1000 Ein europäischer Kaiser und ein König ohne Krone - Der Staatsakt zu Gnesen-
Im Jahre 1000 pilgerte Otto III. ans das Grab seines Freundes und Märtyrers Adlabert und verkündete in einem groß angelegten Staatsakt im der Hauptstadt Polens -Gnesen- sein Reichskonzept von »Renovatio Imperii Romanorum«. Ein Konzept indem Polen, das Slawenland, ein gleichrangige Stütze am Gebäude des "Imperiums" war, genauso wie Gallia oder Germania. Der junge Kaiser wollte unter Einbindung der inzwischen christianisierten Völker im Osten ein neues christliches Weltreich unter der Führung des Kaisers als weltlichem Oberhaupt der Christenheit über Königtümer wiedererstehen lassen. Dabei sollte Polen ein führender Platz innerhalb der "Sclavinia" zukommen. Otto begünstigte die Konsolidierung und Machtausweitung der Piasten gegenüber den tschechischen Premysliden, die mit ihren traditionellen Bindungen an die heidnischen Lutizen und ihrer Feindschaft gegenüber den Slavnikiden, deren berühmtestes Familienmitglied, sein Freund und Märtyrer Adalbert von Prag war, mit den Interessen des Reiches weit weniger in Einklang standen. Es wurden für die polnischen Provinzen das Erzbistum Gnesen errichtet, mit Adalberts Bruder Gaudentius als ersten Erzbischof von Gnesen, dem die neugegründeten Bistümer Kolberg/Pommern,Karakau/Kleinpolen und Breslau/Schlesien unterstanden. Die Rolle des alten Missionsbistums Posen war umstritten, entweder war es unter Unger noch bis 1012 direkt dem Papst unterstellt oder seit dem Tod von Jordan und seinem direkten Nachfolger bereits unter der Kontrolle Magdeburgs. Die Errichtung einer unabhängigen Kirchenprovinz, war ein erster Grundpfeiler der Emanzipation Polens vom Reich. Während dieses Besuches erkannte Otto III. offiziell die Souveränität des polnischen Herrschers an (keine Tributflicht mehr, die seit 963 bestand). Der polnische Herzog Boleslaw soll von Otto in Gnesen zum König erhoben worden sein, dieses ist jedoch umstritten. Es gibt jedoch deutliche Hinweise darauf, die die Königsthese, stützen. Otto III. vergab nämlich an Boleslaw das Recht neue Bischöfe ins "Amt und Würde" einzusetzen. Laut dem Dekret von Papst Johannes X. 921 war dies in damaliger Zeit nur den Königen vorbehalten! Boleslaw wurde zum Bruder des Kaisers und Helfer im Reich ernannt (Frater et Cooperator Imperii). In der Adelshierarchie benannten sich nur Könige und Kaiser untereinander als "Brüder" im Vergleich zur nächst niedrigen Stufe der "Söhne" also der Fürsten. Um diese Aufwertung symbolisch zu untermauern,legt er ihm sein kaiserliches Diadem aufs Haupt und händigte ihm eine Kopie der Lanze des heiligen Mauritius aus. Um jedoch die Königszeromonie zu vollenden, fehlte ihm noch die Erlaubnis des Papstes. Der frühe Tod von Otto III. und der vehemente politische Widerstand des neuen Kaisers Heinrich II. gegen jegliche Bestreben des polnischen Königs (ohne Krone) die Königstitulatur nicht nur de facto, sondern auch de jure (Papstsegen) zu tragen, wurden für fast 2 Jahrzehnte unterbunden.
1002 Der frühe Tod des Visionärs einer "mittelalterlichen EU" Ottos III. und die Thronbesteigung von Heinrich II, der dem Polen-König nicht wohlgesonnen war - es entstand eine regelrechte Intimfeindschaft zwischen den Beiden -, änderte die Beziehungen des Königreich Polen zum Reich um 180°, die die nächsten 20 jahren in Zentraleuropa grundlegend verändern sollten. Boleslaw trat in Oppostion zum Reich, wo er nun mehr seine eigene politische Ziele zu verwirklichen suchte, nämlich den gesamten zentral-europäischen Becken, der damals mehrheitlich von Slawen bewohnt war, in einem (christlichen) in Europa festverankerten Großwestslawischen Reich zu vereinigen. Der polnische "Drang nach Westen" und der deutsche "Drang nach Osten" fanden Ihren Höhepunkt in einem mehrjährigen Zerreibungskrieg Polens mit dem Reich, indem fast jedes Mittel den Zweck heiligte.
1002-1018 Krieg Polens gegen das Heilige Römische Reich Deutscher Nation um die Vorherrschaft
Dem polnischen Herrscher mangelte es nicht an Selbstbewußtsein und Pfiffigkeit. Sein Reich war durch seine kluge, weitsichtige Politik und die seines Vaters Mieszko I., im Innern insoweit gefestigt, dass dem Reich, ein wahrhaft nicht nur mächtiger, sondern ein ebenbürtiger Konkurrent im Osten erwuchs, der jedoch absolut konträr zur deutschen Ostpoltik stand. Er hatte starke Verbündete sowohl im Innern des Reiches (Innerdeutsche Opposition Heinrichs II.), wie auch im Ausland, in Dänemark herrschte sein Neffe, Knut der Große, der Sohn seiner leiblichen Schwester Swietoslawa. Der erste große polnisch-deutsche Krieg der Geschichte (man muß anmerken, dass es kein Krieg der Nationen war, sodern viel eher einer der Dynastien) fand in mehreren Phasen statt und begann mit der Besetzung der deutschen Ostmarken Lausitz und Meißen durch die Truppen des polnischen Königs, in dem Boleslaw den christlich-slawischen Stamm der Sorben, von der deutschen Fremdherrschaft zu befreien versuchte, hier übte sicherlich auch seine dritte Ehefrau Emnilda, die aus einem sorbischen Fürstengeschlecht entstamm, einen nicht minderkleinen Einfluß auf ihren Ehemann aus (Boleslaw ist bis heute Nationalheld der Sorben). Den politischen Grund für die Besetzung lieferte jedoch die Ermordung seines deutschen Freundes und Verbündeten im Reich des Markgrafen Ekkehardt von Meißen. 1002 traf sich Boleslaw mit Heinrich II. und anderen deutschen Fürsten in Merseburg (Königswahl), auf dem Weg nach Hause wurde er jedoch von einem deutschen Aufgebot (auf Heinrichs Befehl?) überfallen, sodass er regelrecht um sein Leben laufen mußte. Durch diesen Vorfall kam es dann definitiv zum Bruch.
1003 Besetzung Böhmens
Boleslaw nutzte die Thronwirren in Böhmen aus und marschierte in die tschechische Hauptstadt Prag ein. Er erklärte sich dort selbst zum Herzog von Böhmen. Dieses Vorgehen begründete er mit seiner przemyslidischer Abstammung. König Heinrich II. vor nackte Tatsachen gestellt, akzeptierte dies, nur unter einer Bedingung, dass Boleslaw das Böhmenland als kaiserlich-königliches Lehen aus Heinrichs Hand entgegennehmen sollte. Boleslaw weigerte sich als "König" einem anderen König den Lehnseid auch nur für ein Teil seines Reiches (und dieses hatte mit der Besetzung Böhmens schon riesige Ausmasse angenommen, Polens Einfluß reichte von der Ostsee/Elbe bis hinunter an die Donau (Böhmen, Mähren, Slowakei), und von dort tief ins russische Gebiet) zu leisten, und so erklärte Heinrich ihm 1004 den Krieg. Der "aktive" Krieg zog sich mit kurzen Pausen über mehrere Jahrzehnte hinweg. 1004 maschierte Heinrich II. in Prag ein, und vertrieb Boleslaw von dort. Mit böhmischer Hilfe (Herzog Jaromir von Böhmen) zog er dann gen Norden und da er ihn selbst mit böhmischer Hilfe miltärisch nicht greifen konnte, ließ er nun mehr alle Hemmungen fallen, und verbündete sich sogar mit den heidnischen Lutizen, was im Reich nicht nur als einem Skandal gleichkam, sondern auch mit offener Auflehnung gegen den Kaiser und Unterstützung für Boleslaw aufgenommen wurde. Gerade bei den Sachsen (Heimatgebiet Ottos III.) fand er eine politische Stütze im Kampf gegen Heinrich II. dem Bayer.
1018 Friede von Bautzen
Die Lage im ostelbischen Raum wurde immer prekärer und chaotischer, das Land blutete regelrecht aus. Man entschloß die Waffen ruhen zu lassen. Polen wurde die Mark Lausitz zugesprochen und verblieb bis 1031 auch dort. Für Boleslaw Chrobry führte dieser Krieg (langfristig) zu einem Substanzverlust. Für den Rest seines Lebens leistete Boleslaw weiterhin dem Reich Widerstand. In der Nordmark unterwarf er die hiesigen Slawenstämme, wo er in Köpenick (Berlin-Köpenick) eine Burg auf der heutigen Schlossinsel anlegte. Für fast 200 Jahre, bis tief ins 12 Jahrhundert, war Köpenick der Sitz eines polnischen Vasalls. Als Dreingabe bekam sein Sohn Mieszko II. eine Nichte Kaiser Ottos III. zur Frau, dies ist wohl als ein Zeichen zu werten, dass Heinrich nicht nur des mittelalterlichen Stellungskrieges leid, sondern dass er sich bei der Person "Boleslaws Chrobrys" schlicht verspekuliert hatte, Am Ende war er als Kaiser zu jeder politischen Konzession gegenüber König Boleslaw bereit.
1018 Boleslaws Zug gen Osten
Nun mehr richtete sich der polnische Blick gen Osten. Sein Schwiegersohn, der Kiewer Großfürst Swietopelk, wurde von seinem Bruder Jaroslaw gestürzt und suchte bei Boleslaw Hilfe bei der Zurückgewinnung der Macht im Reich der Rus. Er entsprach diesem Hilfegesuch und maschierte 1018 Richtung Kiew. Er nahm die reiche Stadt ein und setzte Swietopelk als seinen Vasallen, auf den Kiewer Thron ein. Auf dem Rückweg nach Gnesen, schloß er die Tscherwenischen Burgen, die 981 verloren gingen, wieder an Polen an. Boleslaws Einfluß reichte nun von der Elbe/Ostsee bis tief in das russische Kernland.
1024/25 starb sein ärgster Widersacher König und Kaiser Heinrich II., der das boleslawische Reich bloss als eine seiner vielen Ostmarken ansah, in der irgendein slawischer "Kleingeist" herrsche, der sich gefälligst einem "kaiserlich-römischen" Germanen unterzuordnen hatte. Dieses, nach heutigem Verständnis, rüpelhaftes, ja diktatorisches Verhalten, war in damaliger Zeit durchaus legitim -christliches Weltbild von Kaiser und Gott-, alles was nicht den Titel König trug (Heinrich II. erkannte die Erhebung Boleslaws während des Akts zu Gnesen in den Stand der Könige zeitlebens nie an), hatte sich gefälligst unterzuordnen! Nun stand nichts mehr im Wege, sich seine Krönung des Jahres 1000 nicht nur de facto, sondern auch de jure, im Rahmen der polnischen Kirche zu holen! 1025 setzte er sich nun mehr ein zweites Mal die Krone aufs Haupt, wodurch er auch rechtlich der erste König von Polen wurde. Er starb kurz darauf. Boleslaw war ein glühender Förderer und Vertreter des christlichen Glaubens in Polen. Es entstanden viele Kirchen, die Boleslaw, direkt über das Staatsbudget finazieren und unterhalten ließ, im Gegensatz zu Deutschland, wo das gemeine Volk im Rahmen des Zehnten diese Aufgabe aufgetragen worden war. Durch die erfolgreiche Gründung einer unabhängigen polnischen Kirchenprovinz mit dem Erzbistum Gnesen und seiner Krönung zum König, begründete er die polnische Emanzipation vom Reich. Er war auch der Begründer der polnischen Kastellaneiverfassungsordnung. Die Abkehr von der Universalidee Kaiser Ottos III. und sein politisches Gespür beim Durchsetzen seiner eigener Ziele, verhalfen ihm aus einem ehemals kleinen westslawischen Stamm der Polanen innerhalb von wenigen Jahrzehnten eine geachtete und respektierte Großmacht in Zentraleuropa (Heinrich II. mal ausgenommen) zu etablieren, die sich von der ostsee/Elbe/Donau bis tief in die Lande der Rus erstreckte. Auch wenn er sicherlich nicht ganz frei von Tadel war -wie die meisten Herrscher damaliger Zeit-, ging er in die Geschichte als eine der größten Persönlichkeiten Polens ein, und blieb bis heute, auch als "der Große" genannt, unvergessen. Er liegt neben seinem Vater Mieszko I. in der Kathedrale zu Posen begraben.
Staatskrise und ein Neubeginn
1025/26 Nach dem Tod Boleslaws übernahm sein gebildeter Sohn Mieszko II. die Exekutive und krönte sich kurz darauf selbst zum König, um die Unabhängigkeit seines Vaters und natürlich die Seine vor dem deutschen "Huldigungswahn" zu sichern. Jedoch gelang es ihm die von seinem eroberten Gebiete nicht zu halten. Nach nur 5 glücklichen Jahren seiner Herrschaft begann sein Reich bedingt durch innere Unruhen (Kriege, Aufbau der Monarchie und Kirche, die riesige Kosten verusachten, und auf den Buckel des einfaches Volkes nun mehr abgeschoben worden waren ) und von außen erzeugte Instabilitäten (ins Ausland geflüchtete Brüder, Mieszkos II., Otto und Bezprym, die mit dem Willen des Vaters Boleslaw brachen) zu erodieren.
1028-30 Krieszüge Mieszkos
gegen östliche Teile des Reiches vorallem Thüringens und Sachsens (Da Mieszko II. ein innenpolitischer Gegner des neuen Kaisers Konrads II war, schloss er an die Poltik seines Vaters an, wodurch er sich im Ausland eine Menge Feinde gemacht hatte. Blind vor drohendem Unheil, übersah er die schon unter seinem Vater beginnenden Substanzverlust im innern des Staates völlig!
1029 1. Kriegszug Konrads II.
gegen Mieszko II. brachte keinen Erfolg, jedoch gingen Mähren an Böhmen (Udalrich) und die Slowakei an Ungarn verloren. Brüder Mieszkos II., Bezprym und Otto sahen für sich die Zeit gekommen, und suchten bei den Nachbarn um Unterstützung zur Erlangung der Exekutive.
1031 2. Kriegszug Konrads II.
gegen Mieszko. Kriegsziel war das Milzener Land und die Lausitz. Mieszko kapitulierte und gab die Lausitz zurück ans Reich. Im gleichen Jahr griff Jaroslaw von Kiew Polen vom Osten an, und besetzte die Tscherwenischen Burgen, die er sogleich wieder an sein Reich anschloß. Mit Bezpryms Auftauchen, der mit Jaroslaw gemeinsam Polen vom Osten her angriff, kam es im Innern zu Aufständen. Mieszko war nicht mehr Herr der Lage und floh nach Böhmen. Bezprym machte sich daraufhin zum Herrscher von Polen. Königin Rycheza floh (für immer) mit den Königsinsignien (Bezprym verzichtete auf den Königstitel) und ihrem kleinen Sohn Kasimir in ihre deutsche Heimat, wohl im Rahmen einer heidnisch-antideutschen Reaktion und fanden bei ihren deutschen Verwandten im Reich Schutz. Sie trug zeitlebens den Titel einer polnischen Königin, was ihrem Mann Mieszko auf Druck des Kaiseres verwehrt worden war.
1031-1032 Bezpryms Herrschaft
dauerte nicht lange. Es kam zu einem Aufstand gegen den neuen, verhassten Herrscher, kurz darauf (1032) wurde Bezprym ermordet. Der Tod Bezpryms öffnete für Mieszko die Rückkehr in die Heimat. Er verständigte sich mit seinem jüngeren Bruder Otto und kam aus Böhmen nach Polen zurück.
1032 Der Verlust der Krone
Die Rückkehr Mieszkos II. nach Polen, rief beim Kaiser Beunruhigung hervor. Nun rüstete das Reich für einen neuen Kriegszug gegen Polen. Mieszko kam diesem zuvor und durch diplomatische verhandlungen kam es in Merseburg zu einer einvernehmlichen Einigung. Mieszko verzichtete auf die Königskrone, und mußte sein Reich und Macht mit seinen Verwandten Otto und Dietrich (ein Verwandter von Oda von Haldensleben) teilen.
1032-1034 Wiedervereinigung Polens
(1033) starb bereits Mieszkos Bruder Otto, Dietrich verlor aus nicht bekannten Gründen sein ihm zugewiesenen polnischen Machtbereich und so konnte Mieszko noch kurz vor seinem Tod (1034) die Hauptprovinzen Polens an seine Exekutive binden. Die boleslawischen Eroberungen sowohl im Osten, wie auch im Westen waren jedoch verloren. Polen beschränkte sich auf die Hauptprovinzen Groß-/Kleinpolen, Masowien, Pommern und Schlesien und entsprach (1034) somit ungefähr den heutigen (piastischen) Grenzen.
1034-39 Die Exekutive ging an seinen Sohn Kasimir,
der aus der Heimat seiner deutschen Mutter kam und die Gewalt im Staate übernahm. Es hielt sich jedoch nicht lange an der Macht, und mußte 1037 auf den Druck der Opposition Polen Richtung Ungarn 1037 verlassen. 1037-39 fand ein Auflösungsprozess des polnischen Staates statt. Es kam vorallem in Großpolen/Posen zu Aufständen gegen die Kirche und das Magnatentum, die eigentlichen Profiteure des sozio-politischen Umbruchs der ersten Piasten (die Einführung eines des "Zehnten" ähnlichen Systems für die Kirche und den Adel- die Bauern waren bis dato frei), Verbunden war das ganze mit einem starken Rückfall ins Heidentum. Einzelne Regionen machten sich selbständig zum Beispiel Masowien und Pommern. Dies blieb bei dem böhmischen Nachbarn nicht unbemerkt, so rüstete 1038 Herzog Brzetyslaw gegen Polen. Da es zu diesem Zeitpunkt in Polen keine echte Exekutive noch Widerstand mehr gab, war das Land schutzlos den Böhmen ausgeliefert. Großpolen mit Posen und Gnesen wurden geplündert und vernichtet, die Heiligenreliquien Adelberts und seines Bruders Radims nach Prag entwendet (mit dem Ziel bei dem Papst die Gründung eines eigenen Erzbistum zu erwirken, was jedoch scheiterte), auf dem Rückweg nach Prag, schloß der böhmische Herzog Schlesien seinem Reich an. Hinzu kamen noch Plünderungszüge der heidnischen Pruzzen und Pommern. Zusammen gefasst: Es herrschte schlicht das Chaos. Wer konnte floh über die Weichsel nach Masowien oder Kleinpolen,die vor dem Chaos unbeheligt geblieben waren. Nach dem Böhmenraubzug gab es weder eine weltliche noch geistliche Autorität im Land.
1039-58 Rückkehr der Piasten
Der neue Kaiser im Reich, Heinrich III., befürchtete ein politisches Erstarken Böhmens unter Brzetyslaw und erteilte auf Gesuch des jungen Herzogs Kasimir ihm daraufhin militärische Hilfe, mit dieser gelangte der Herzog in den Besitz Großpolens/Posen und Kleinpolens mit Krakau zurück. Sogleich machte er diese Stadt zur neuen Hauptstadt Polens, da Großpolen mit Posen und Gnesen zu verwüstet waren. 1041 zwang der Kaiser den Böhmenherzog zum Verzicht auf Ansprüche gegenüber Polen. Er verzichtete auf diese, gab Schlesien jedoch nicht preis. Um die Grenze im Osten abzusichern, schloß Kasimir ein Bündnis mit Jaroslaw von Kiew (1039) und heiratete wenig später eine seiner Töchter. Jaroslaw gewährte ihm auch militärische Hilfe bei der Rückeroberung Masowiens und Danzigs (1047). Kasimir brachte Polen aus dem Chaos in die Ordung hinein und erneuerte die piastisch-königlichen Institutionen, sowie die römisch-katholischen Kirche. Kurz vor seinem Tod (1058) anerktierte er 1050, gegen den Willen des Kaisers Schlesien und gewann es für Polen zurück, sodass die Grenzen von 1034 zurück erkämpft werden konnten. Erst nachdem Brzetyslaw 1053/54 die bayrischen Rebellionen unterstützte, mußte er auf Drängen des Kaisers in Quedlinburg 1054 auf Schlesien endgültig gegen jährliche polnische Tributzahlungen schließlich verzichten, was zum Anlaß für weitere jahrhundertelange böhmisch-polnische Auseinandersetzungen wurde. Er versuchte auch das Erzbistum in Gnesen zu erneuern, jedoch gelang es ihm das nicht mehr. Obwohl er historisch stets im Schatten seiner erfolgreichen Vor- und Nachfahren stand (zu Unrecht!), backten die nachfolgenden Piasten-Herrscher nun kleinere Brötchen und verzichteten gänzlich auf imperiale Politik. Im Amt des Herzogs folgte ihm sein ältester Sohn Boleslaw der Kühne.
1058-1079 Boleslaw der Kühne
stand im Kampf zwischen Kaisertum und Papstum wegen der gegen ihn gerichteten Koalition (Heinrich IV, Kiewer Rus, Böhmen) auf der Seite des Papstes Gregors VII. Er wurde 1076 zum König gekrönt. Polen hatte seit 1032 in männlicher Linie wieder einen König (in weiblicher bis 1063/Rycheza) ! Er wurde aber kurz darauf, aufgrund des Mordes an dem Krauker Bischof, vom gestlichen und weltlichen Adel zur Abdankung gezwungen. In der Exekutive folgte ihm sein jüngerer Bruder Wladislaw Herman.
1079-1102 Wladsilaw Herman
Verzichtete ganz auf die Königswürde, und versuchte mit einer Neutralitätspoltik (Heirat mit einer böhmischen, dann mit einer deutschen Prinzessin) gegenüber dem Reich, wie auch Böhmen zu agieren. Nach seinem Tod, wurde das Land zwischen seinen zwei Söhnen Zbigniew und Boleslaw geteilt.
1102-38 Zbigniew und Boleslaw III. Schiefmund
Boleslaw gelang es seinem Bruder zu unterwerfen, sodass Polen bereits nach 6 Jahren (1108) geeinigt war. 1109 wurde ein Invasionsversuch des Kaisers Heinrich V. erfolgreich abgeschmettert, der mit der Vertreibung von Zbigniew nicht einverstanden war. Unter Boleslaw III. entwickelte Polen eine neue Machtentfaltung durch die Unterwerfung der heidnischen Pommern (1121), die er von Otto von Bamberg christianiseren ließ. Er dehnte seinen Einflußbereich bis in das heutige Brandenburg hinein (Berlin-Köpenick/Gründung eines polnischen Bistums in Lebus). Da er viele männliche Nachkommen hatte, und er Kämpfe unter seinen Söhnen vermeiden wollte, wie damals die seinen mit Zbigniew, teilte er sein Reich -nach slawischem Brauch- unter seinen Söhnen auf, indem nur der älteste das Land nach außen repräsentieren sollte -Senioratsprinzip-. 1138 war es soweit, Einführung des Senioratsprinzips. Der Älteste Vorsteher der Piasten-Dynastie, sollte als oberster Herrscher Kleinpolen mit der Krönungs- und Hauptstadt Krakau, die übrigen Mitglieder als Herzöge in den ihnen zugewiesenen Gebieten herrschen. Bereits 1146 kam es zum Bruch, Wladislaw IV. wurde mit Hilfe des Adels von seinen Bürdern aus Polen vertrieben. Die erhoffte Stärkung der Einheit blieb aus, vielmehr entstanden in den nächsten 150 Jahren ständige Kämpfe um Macht und die Exekutive in Krakau. Der Staat bestand aus Teilfürstentümern. Die Idee der polnischen Einheit lebte weiter in der einheitlichen Kirchenorganisation und der Tradition der großen Adelsgeschlechter.
Verlust der Einheit und die letzten Piasten 1138-1306 Zerfall in Teilfürstentümer
Während dieser Zeit gab es mehrmalige Versuche das zersplitterte Reich zu einigen, denn es kam nicht nur außenpoltisch (Druck auf die piastischen Grenzen, durch Böhmen, Deutschen Orden, Mark Brandenburg), sondern auch sozio-ökonomisch (deutsche Ostkolonisation, Hanse, Landwirtschaft, Rechtsformen etc.) zu großen Umwälzungen, die die Geschichte dieser Region maßgebend bis 1945 bestimmen sollten.
Die Zersplitterung Polens forcierte die deutsche Ostkolonisation ungemein. Nachdem der slawische Obodriten- und Wieletenbund während des Wendenkreuzzuges (1147), und der sächsich-dänischen Invasion (1160) nach fast 200 Jahren Widerstand der militärischen Übermacht gänzlich unterlag, verlagerte sich die Grenze zwischen dem Reich und Polen, nun mehr (um 1180) direkt an die Oder-Neiße-Linie. Im Süden der ehemaligen Nordmark übernahm Albrecht der Bär um 1150 die Herrschaft über die neugegründete Mark Brandenburg. Aus dieser Mark entwickelte sich Jahrhunderte später Polens Erzfeind -Preussen-. In Mecklenburg unterwarf sich der Obodriten-Fürst Pribislav den sächsichen Invasoren, wurde Christ und konnte wenig später die Macht aus den Händen Heinrichs zu Lehen entgegennehmen. Mit diesem Seitenwechsel konnte er nicht nur das Überleben seiner Dynastie sichern, sondern auch den Grundstein für die Entstehung des Fürstentums Mecklenburg legen, das bis 1918 von einem Fürstenhaus beherrscht wurde, dessen Urahn der besagte Slawenherrscher war. Seine slawischen Untertanen, wie er auch selbst und seine Nachfahren, verloren mit der Zeit aufgrund der deutschen Ostkolonisation (deutscher Klerus) jegliche kulturelle slawisch-obodritische Eigenart (möglicherweise auch durch Verbote des Wendischen durch die Deutschen (?), siehe das Schicksal der mit den Obodriten/Wieleten verwandten Sorben!) und gingen so im deutschen Volk auf. Ebenso erging es den slawischen Stämmen in der Mark Brandenburg, mangels eigener christlichen Kirchenarchitektur einerseits (große Teile der Wenden hingen selbst noch im 12. Jahrhundert dem Heidentum an), und einer starken wendischen Exekutive andererseits, erlagen auch sie schließlich der Übermacht der weltlich-geistlichen Obrigkeit der Deutschen. Diese Kolonisation machte auch vor der Oder-Neiße-Grenze keinen Halt und sprang sogar auf die polnischen Gebiete über! Bereits zwischen 1200-1250 waren große Teile Niederschlesien mit Deutschen und Flamen besiedelt, die durch die schlesische Linie der Piasten ins Land geholt wurden. Diese wurde somit seitens der polnischen Obrigkeit nicht nur gefördert, sondern war auch politisch gewollt! Ähnlich verlief es auch in Hinterpommern, wo die einheimischen slawischen Herrscher das Deutschtum förderten, jedoch wie auch in Mecklenburg dabei durch und durch ihre slawische Eigenart verloren (das galt auch für Nieder-Schlesien). Nach 1250 setzte sie über die Weichsel, wo sie im Rahmen der Poltik des Deutschen Ritterordens die Autochtonen Pruzzen entweder assimilierte und verdrängte oder bei geleisteten Widerstand schlicht einfach vernichtete (die Ur-Preussen/Pruzzen waren nämlich keine Deutsche/Germanen, sondern viel mehr Balten, ähnlich wie die Litauer heute!) Im Züge dieser "Kolonisation vom Westen" lösten sich die ehemals polnischen Provinzen nun mehr ganz vom piastischen Staatsverband.
Hier nun mehr die wesentlichen Geschehnisse bezogen direkt auf die polnischen Kerngebiete.
1180 Reichstag zu Lentschiza
Die Versammlung der polnischen Herzöge und Bischöfe in Lentschiza hob das Senioratsprinzip auf und verbriefte Vorrechte der Geistlichkeit. Die Einheit Polens wurde nicht erreicht, die Fürstentümer der Piasten bestanden weiterhin als (teil-)souveräne Gebilde nebeneinander.
1181 Verlust Hinterpommerns 1181 (bis 1945)
Sowohl vom Westen (Mark Brandenburg), wie auch vom Norden (Kgr. Dänemark) bedrängt und auf keine Hilfe aus der zerstrittenen Autoritätsmacht Polen hoffend, stellten sich die pommerschen Fürsten unter den Schutz des Reiches. Pommern wurde Reichslehen, die pommerschen Herzöge Reichsfürsten.
1226 Konrad von Masowien und die Goldene Bulle von Rimini
Der polnische Teil-Fürst Konrad von Masowien (Piast), began seinen Machtbereich auf eigene Hand zu erweitern. Das pruzzische Gebiet um Kulm (Kulmer Land) war sein Kriegsziel. Die Expansion auf Kosten seiner heidnischen Nachbarn wurde jedoch zu einem Fiasko. Er vorlor seiner Eroberungen wieder und wurde nun seinerseits von dem aufgewachten Nachbarn bedroht. Da er keine Hilfe von seinen piastischen Brüdern bekam, richtete er den Blick auf den Deutschen Orden, der 1225 aus Ungarn vertrieben wurde, weil dieser in Siebenbürgen im Kampf gegen heidnische Steppenvölker einen eigenen Staat gründen wollte. Im Jahre 1226 bat Konrad von Masowien den Deutschen Orden um Hilfe und versparch ihnen das Kulmer-Land als herzögliches Lehen, dafür sollten sie ihm dabei helfen, die heidnischen Pruzzen im Namen Christi zu unterwerfen, mit dem Ziel die eroberten Gebiete an Masowien zu übergeben. Auch hier hat sich der "gute" Konrad auf breiter Front völlig verspekuliert und unterschätzte die Pfiffigkeit der Deutschen. Er legte damit (unwissend) das Fundament für den jahrhundertelangen deutsch-polnischen Gegensatz! Der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, war jedoch darauf bedacht, nicht mit Konrad von Masowien eine ähnliche Entwicklung wie mit dem König von Ungarn zu erleben. Er sicherte sich bei dem Kaiser Friedrich II. den Besitz des Kulmer Landes mit der Goldenen Bulle von Rimini ab. Sie sehen, im Mittelalter war es nämlich Gang und Gebe, etwas, dass weder im Besitz noch im Eigentum des Kaisers war, an andere ihm wohlgesonnen Autoritäten und Günstlige zu verschenken, denn es war eh alles Heidenland, und was die deutschen Kaiser von Heiden hielten, siehe das Jahr 983! Mit dem Auftauchen des Deutschen Ritterordens im Pruzzenland, entwickelten sich im Mittelalter aus den Mönchsrittern die Erzfeinde Polens, später auch Litauens.
1241 Mongoleneinfall (Schlacht von Lignitz)
Die einsetzende Einigung Polens durch die schlesische Linie der Piasten wurde mit dem Tod Herzogs Heinrichs II. zur Grabe getragen. Schlesien zerfiel in eine Unzahl kleinerer Fürstentümern, die nach 1241 nach und nach dem Kgr. Böhmen angeschlossen wurden.
1250 - 1271 Expansion der Markgraftschaft Brandeburg gen Osten auf polnisch-piastische Gebiete
(1250) Verlust von Lebus, 1252-1271 Entstehung der "Neuen Mark".
Geschichte Pommerns
Bearbeiten995
Herzog Boleslaw I. Chrobry (992-1025), der spätere polnische König, unterwirft die Pomoranen und dehnt somit die polnische Herrschaft bis an die Ostseeküste aus.
Während eines Heereszuges gegen die Obotriten und Lutizen urkundet Kaiser Otto III. (983-1002) zunächst in der Mecklenburg (10. September), im gleichen Jahr (3. Oktober) im Gau der Tollenser auf dem Gebiet des heutigen Vorpommerns. Beide kaiserlichen Dokumente waren mit ausschlaggebend, dass das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern somit im Jahre 1995 sein 1000jähriges Jubiläum begehen konnte.
Kaiser Otto III. und der polnische Herzog Boleslaw I. Chrobry bekämpfen mit böhmischer Hilfe erfolglos den Lutizenbund, von dem 983 der “Große Slawenaufstand” ausging. Die Blütezeit des Bundes, dessen Zentrum und Heiligtum sich in Rethra, wahrscheinlich am Tollensesee, befand, währt bis 1050.
um 150
Urnengräber aus dem 2. Jahrhundert bei Stralsund entdeckt. Der ostgermanische Stamm der Goten löst auf der Suche nach neuem Land von Skandniavien über die Ostsee zur Weichselmündung die sogenannte “erste germanische Völkerwanderung” aus. Die Ostgoten verdrängen dabei die zwischen Oder und Weichsel siedelnden germanischen Stämme der Burgunder und Wandalen, die in der folgenden Zeit nach Westen bzw. Süden abwandern.
3. Jahrhundert
250
Ab 250: Die im Odergebiet ansässigen ostgermanischen Burgunder vollziehen unter Anschluß vandalischer Stammesgruppen ihre “Westwanderung”, die sie ins Maingebiet führt.
4. Jahrhundert
375
Das asiatische Reitervolk der Hunnen dringt über die Wolga nach Westen vor und erobert das Reich der Ostgoten, dessen Einflußgebiet sich seinerzeit von der späteren pommerschen Ostseeküste bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Der “Hunnensturm” bewirkt eine enorme Wanderungsbewegung germanischen Völker in Europa, die sogenannte “Große Völkerwanderung”, für die nächsten 200 Jahre.
5. Jahrhundert
451
Die ostgermanischen Rugen bzw. Rugier, die auf dem Gebiet des späteren Hinterpommern siedeln und erst im Verlaufe des 4. Jahrhunderts nach Westen abwandern, sind als Verbündete des Hunnenkönigs Atilla nachweisbar. Die Rugier werden nach der hunnischen Niederlage in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern an der Donau sesshaft.
454
Nach dem Abzug germanischer Stämme dringen slawische Völker bis an die Elbe vor, so dass das Territorium zwischen Oder und Elbe bis um 495 von ihnen besiedelt wird.
6. Jahrhundert
500
Zu Beginn des 6. Jahrhunderts haben bis auf einige Restguppen die Mehrzahl germanischer Stämme das Gebiet zwischen Oder und Elbe und somit auch Vorpommerns verlassen.
Im Verlauf dieses Jahrhunderts erfolgt die weitere Besiedlung dieser Landschaften durch slawische Stämme unterschiedlicher Herkunft. 7. Jahrhundert
631
Im westslawischen Gebiet sind eigenständige politische Einheiten nachweisbar. Zwischen unterer Elbe und unterer Weichsel haben sich folgende größere slawische Stämme bzw. Stammesverbände etabliert: Die Obotriten im späteren Holstein und Westmecklenburg, die Lutizen (Wilzen) in Vorpommern, die Warnower an der Warnow, die Kessiner an der Recknitz, die Zirzipanen zwischen Recknitz, Trebel und Peene, die Tollenser zwischen Peene und Tollense, die Redarier an der Tollense, die Uckrer an der Ücker, die Ranen auf der Insel Rügen, die Heveller im nördlichen Brandenburg und die Pomoranen bzw. Pommern zwischen unterer Oder und unterer Weichsel.
8. Jahrhundert
731
Im Werk “Historia ecclesiastica gentis Anglorum” (Angelsächsische Kirchengeschichte) des angelsächsischen Benediktiner und Gelehrten Beda Venerabilis (um 672-735) werden die slawischen Ranen auf der Insel Rügen als “Rugini” überliefert.
750
Jüngste archäologische Untersuchungen in Ralswiek auf Rügen beweisen, dass der Ort als Handelsniederlassung und Hafen bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts bestand.
789
Der fränkische König und spätere Kaiser Karl der Große (742-814) dringt an der Spitze seines Heeres, bestehend aus fränkischen, sächsischen, friesischen, obotritischen und sorbischen Kriegern, im Kampf gegen die Wilzen (Lutizen) bis an die Peene beim heutigen Demmin vor und erobert die Burg, wahrscheinlich “Vorwerk”, des wilzischen Kleinkönigs Dragowit.
9. Jahrhundert
808
In den Auseinandersetzungen zwischen dem fränkischen Kaiser Karl den Großen und dem Dänenkönig Göttrik um die Vorherrschaft in Norddeutschland, werden die Lutizen Verbündete des dänischen Königs, so dass er die slawischen Obotriten als Bündnispartner Karls des Großen militärisch besiegen kann.
850
Das kartographische Werk “Bayerischer Geograph” eines anonymen Geistlichen überliefert erstmalig slawische Stämme zwischen Elbe und Oderhaff, so die Obotriten, Lutizen, Rujanen (Insel Rügen) und die Velunzani (Insel Wollin).
10. Jahrhundert
934
König Heinrich I. zieht gegen die slawischen Ukranen zwischen Uecker und Oder zu Felde und unterwirft sie. Heinrichs I. Herrschaft dehnt sich nun bis zur Randow aus.
936
König Otto I. (936-973) setzt den Kampf Heinrichs I. (919-936) gegen die Slawen fort.
Graf Hermann Billung unterwirft im Auftrag König Ottos I. die Redarier, einen Teilstamm des Lutizenbundes, der zwischen dem südlichen Vorpommern und nördlichen Ostbrandenburg ansääsig ist. Graf Gero hingegen bekämpft die slawischen Stämme im Gebiet zwischen mittlerer Elbe und mittlerer Oder und unterwirft sie. Im gleichen Jahr werden die Redarier in einer königlichen Urkunde vom 14. Oktober erstmals als “Riadri” erwähnt.
940
Zwischen 940 und 970 findet die Anlandung und das Festsetzen der militanten Jomswikinger, einer “Elitetruppe” des dänischen Königs Harald Blauzahn (um 940-986), im Oderrmündungsgebiet statt, das zum Einflußgebiet des polnischen Herzogs Mieszko I. (um 940-992) gehört und später “Gau Jom” genannt wird.
946
9. Mai: In einer Urkunde Ottos des Großen erscheint die Peene als nordöstlicher Grenzfluss des neugegründeten Bistums Havelberg.
949
Die Oder wird erstmalig als “Odera” urkundlich überliefert.
950
Um 950: Der dänische König Harald Blauzahn (um 940- 985/86) landet mit skandinavischen Wikingern an der pommerschen Küste und gründet auf Wollin das seinerzeit bedeutende Handelszentrum Jomsburg/Wollin.
Zwischen 950 – 1000: Unerklärliches Ende der slawisch-wikingischen Siedlung Menzlin an der Peene im heutigen Landkreis Ostvorpommern.
Zwischen 950 und 1000: Jüngsten Forschungen zufolge, wurden sowohl der nach Sturmfluten 1872 und 1874 bei Neuendorf auf der Insel Hiddensee zutage getretene “Wikinger-Goldschmuck” als auch die zwischen 1905 und 1908 bei Forstarbeiten am Peenemünder Haken im Norden der Insel Usedom gefundenen “Goldringe von Peenemünde” von wikingerzeitlichen dänischen Goldschmieden während der Regierungszeiten der Könige Harald Blauzahn (um 940-986) oder Sven Gabelbart (986-1014) angefertigt.
955
16. Oktober: Ein machtvoller Aufstand der Obvotriten und Lutizen gegen die deutsche Feudalherrschaft unter König Otto I. führt zur Schlacht an der Raxa (Recknitz), dem alten Grenzfluß zwischen Mecklenburg und Pommern. Die Slawen werden in dieser Schlacht, die mit hoher Wahrscheinlichkeit beim heutigen nordvorpommerschen Pantlitz stattfand, von den königlichen Truppen unter der Führung des Markgrafen Gero vernichtend geschlagen.
957
957/58: Heereszüge König Ottos I. und Markgraf Geros gegen die aufständischen nördlichen Elbslawen, die 960 niedergeworfen werden. Die deutsche Herrschaft wird somit bis zur Oder und Peene neu begründet
965
In dem Reisebericht des arabischen Diplomaten und Kaufmanns Ibrahim ibn Jakub, der slawische Territorien östlich der Elbe bereiste, wird Wollin, das sagenhafte Vineta erwähnt.
20 Mai: Tod Geros, Markgraf der Sächsischen Ostmark.
967
Herzog Mieszko I. von Polen unterwirft die pommerschen Wilini (Wolliner), die an der Odermündung sesshaft sind. Der von Otto I. geächtete säschsiche Graf Wichmann der Jüngere, der bei den Wollinern Zuflucht fand, erleidet bei den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Polen am 22. September 967 den Tod.
972
Die deutsch-polnischen Konflikte um das Durchsetzen der Ansprüche auf Land und Volk der Pomoranen führen zur “Schlacht bei Zehden (Cedynia)” an der rechten unteren Oder. Dabei wird das deutsche Feudalheer unter Markgraf Hodo von den Polen unter Herzog Mieszko I. besiegt.
973
27. Mai: Tod Hermann Billungs, Markgraf über die Obotriten, Wagrier und Dänen sowie zeitweiliger königlicher Stellvertreter im frühen Deutschen Reich. Der sächsische Mönch Widukind aus dem Kloster Corvey an der Weser verfasst das Werk “Res gestae Saxoniae” (Sächsische Geschichte nebst der … Herkunft der Schwaben). Die aufschlußreiche historische Quelle behandelt die Zeit von Kaiser Karl den Großen über Heinrich I. bis zu Kaiser Otto den Großen und bezieht sich im Kontext auch auf geschichtliche Ereignisse, die die slawischen Völkerschaften zwischen Elbe und Oder betreffen.
983
Begünstigt durch die militärische Niederlage Kaiser Ottos II. (973-983) gegen die Araber in Süditalien, vereinen sich die slawischen Stämme zwischen unterer Elbe und unterer Oder unter Führung des Lutizenbundes zu einem Aufstand bisher nicht gekannten Ausmaßes gegen die deutsche Feudalherrschaft. Der so genannte “Große Slawenaufstand” drängt sowohl die deutsche Vorherrschaft als auch die christliche Mission zurück und gewährt den slawischen Völkerschaften zwischen Elbe und Oder ihre politische Unabhängigkeit für die folgenden 150 Jahre.
985
Der Kampf um die Vorrmachtstellung in Dänemark und der Ostsee zwischen König Harald Blauzahn (um 940-986) und seinem Sohn Sven Gabelbart, dem späteren dänischen König (986-1014), verursacht die “Seeschlacht von Helgenes”, wahrscheinlich bei Bornholm. Der unterlegene Harald Blauzahn kann sich schwer verwundet aus dem Kampf mit Hilfe des schwedischen Jomswikingerhäuptlings Styrbjörn an die pommersche Küste retten.
986
Der greise Dänenkönig Harald Blauzahn stirbt am Allerheligentag (1. November) in ]omsburg oder Wollin.
Der schwedische Kronprinz Styrbjörn der Starke und der isländische Wikingerkrieger Björn Asbrandsson sind Gefolgsleute Jarl Palanatokis von Fünen in der Jomsburg.
Tod Jarl Palnatokis in der Jomsburg oder auf der Insel Fünen. Sigvaldi Haraldsson aus Schonen wird sein Nachfolger und damit neuer Jarl der Jomswikinger in Pommern.
8. November: Eine Urkundes des Papstes Johannes XV. (985-996) bestätigt dem Erzbistum Hamburg die Grenzen seines Metropolitanbezirkes und nennt die Peene bzw. Odermündung als östliche Grenze.
987
Die Jomswikinger unter Führung Styrbjörns erleiden im Kampf um Thronanspüche gegen den Schwedenkönig Erik Sejrsal (975-995), Styrbjörns Onkel, in der “Schlacht von Fyrisvold” bei Uppsala eine militärische Niederlage. Styrbjörn fällt im Gemetzel, sein Unterführer Björn Asbrandsson kann der Schlacht entkommen und kehrt über Pommern nach Island zurück.
987/988: Der norwegische Thronanwärter und spätere König Olaf I. Tryggvason, der nur fünf Jahre regieren sollte (995-1000), gelangt während Wikingerfahrten in der Ostsee nach Pommern und Polen. Er ehelicht dort die slawische Prinzessin Geira, wahrscheinlich eine Tochter Herzog Mieszkos I., die aber frühzeitig verstirbt.
990
Polenherzog Mieszko I. versucht um 990 die Wenden im Peenegebiet zu unterwerfen.
991
Erstmals werden die Wilzen im Peenegebiet “Lutizen” genannt.
994
994/95: Die Jomswikinger unter Führung von Jarl Sigvaldi und Bui Digri von Bornholm verlassen mit ihrer Flotte die pommersche Ausgangsbasis Jomsburg, um mit dänischer Hilfe Norwegen unter Jarl Haakon (991-995) zu bekriegen. In der “Seeschlacht von Hjörungavag” bei der Insel Hareidlandet, nahe Alesund, werden die Jomswikinger von den Norwegern besiegt. Mehr unter: http://www.edition-pommern.com/hjoerungabucht-artikel
995
Herzog Boleslaw I. Chrobry (992-1025), der spätere polnische König, unterwirft die Pomoranen und dehnt somit die polnische Herrschaft bis an die Ostseeküste aus.
Während eines Heereszuges gegen die Obotriten und Lutizen urkundet Kaiser Otto III. (983-1002) zunächst in der Mecklenburg (10. September), im gleichen Jahr (3. Oktober) im Gau der Tollenser auf dem Gebiet des heutigen Vorpommerns. Beide kaiserlichen Dokumente waren mit ausschlaggebend, dass das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern somit im Jahre 1995 sein 1000jähriges Jubiläum begehen konnte.
Kaiser Otto III. und der polnische Herzog Boleslaw I. Chrobry bekämpfen mit böhmischer Hilfe erfolglos den Lutizenbund, von dem 983 der “Große Slawenaufstand” ausging. Die Blütezeit des Bundes, dessen Zentrum und Heiligtum sich in Rethra, wahrscheinlich am Tollensesee, befand, währt bis 1050.
999
Der isländische Skalde Hallfred Ottarson (967-1001?), Hofdichter und -sänger beim norwegischen König Olaf I. Tryggvason (995-1000), weilt an der pommerschen Küste und bei Jarl Sigvaldi von Jomsburg. Hallfred widmet seinem Gastgeber ein Preisgedicht.
11. Jahrhundert
1000
Um 1000 dringt Herzog Boleslaw I. bis Kolberg vor und gründet dort ein dem Erzbistum Gnesen unterstelltes Bistum. Reinbern aus dem thüringischen Hassegau wird dessen erster und einziger Bischof.
9. September: Rivalitätskämpfe zwischen König Sven Gabelbart von Dänemark und Olaf I. Tryggvason von Norwegen um die Vormachtstellung in der südlichen Ostsee und des pommerschen Seehandelsplatzes Jumne-Vineta finden in der “Seeschlacht von Svoldr” ihren Abschluß. Die Norweger werden von der zahlenmäßig stärkeren dänisch-schwedischen Flotte besiegt. OLaf I. kommt dabei ums Leben. Nach dieser Seeschlacht, die wahrscherinlich bei der Insel Vilm im nördlichen Greifswalder Bodden stattfand, verliert Norwegen seinen Einfluß in der südlichen Ostsee und in Pommern. Ausführlich unter: http://www.edition-pommern.com/svoldrartikel
1002
1002-1024: Der Lutizenbund ist Bündnispartner Kaiser Heinrichs II. (1002-1024) im Kampf gegen die Polen unter Herzog Boleslaw I. Chrobry., die in deutsches Reichsgebiet vorgedrungen waren.
1003
Kaiser Heinrich II. und Markgraf Konrad II. von Landsberg verbünden sich mit den Lutizen gegen den Polenherzog Boleslaw I.
Pommern wird von Polen unabhängig.
1005
Deutsch-lutizischer Feldzug gegen Polen führt über die Oder.
1007
Zu Ostern empfängt Heinrich II. zu Regensburg Abgesandte der verbündeten Lutizen und der Böhmen. Es werden weitere kriegerische Maßnahmen gegen Polen erörtert.
1012
Zwischen 1012 und 1018: Bischof Thietmar von Merseburg (um 975-1018) verfasst eine Chronik seines Bistums Merseburg und damit die Geschichte des frühen Deutschen Reiches von König Heinrich I. bis zum Antritt der Herrschaft Kaiser Heinrichs II. Diese wertvolle Quelle beinhaltet u. a. viele Details zur Geschichte unserer slawischen Vorfahren zwischen Elbe und Oder.
November: Entstandene Zwistigkeiten zwischen Heinrich II. und den Lutizen, werden in Bamberg durch Verhandlungen beigelgt.
1015
Sommer: Erneuter Kriegszug Heinrichs II. und der verbündeten Lutizen unter Hermann Billung gegen Polen, der bei Crossen und Lebus die Oder überquert. Die Deutschen müssen sich unter starken Verlusten zurückziehen.
1017
Letzter Feldzug Heinrichs II. und der Lutizen gegen Polen verläuft erfolglos. Der Frieden von Bautzen (1018) beendet vorläufig die Kriegshandlungen gegen Polen.
Ein Priester namens Günter soll in Vorpommern christliche Missionstätigkeit betrieben haben.
1019
Knud II., König von England und Dänemark (1016-1035) kreuzt mit einer mächtigen Flotte in der südlichen Ostsee und unterwirft zunächst die Oboitriten und Wagrier, wenig später die Lutizen und Pomoranen sowie die Jomswikinger, die mittlerweile als Ostseepiraten auch Dänemark bedrohen.
König Knud begründet die dänische Herrschaft in Pommern. Erster dänischer Regent über Pommern und damit de facto auch Jarl der Jomswikinger im Gau Jom wird Prinz Sven Knudson, auch Alvivason, der Sohn Knuds des Großen.
Das Deutsche Reich engagiert sich im Interesse seiner unterworfenen und tributpflichtigen slawischen Gebiete später unter Kaiser Konrad II. mit der neuen nordischen Macht durch Abschluß eines Friedens- und Freundschaftsbündnisses.
1021
Auf dem Hoftag zu Werben/Altmark versichern die Fürsten der slawischen Völkerschaften Norddeutschlands, darunter die lutizischen Kessiner, Kaiser Heinrich II. “…dem Reich in Frieden und Unterordnung gehorsam zu sein … und Tribute zu leisten”.
1025
Nach dem Tod des Herzogs Boleslaw I.Chrobry, seit Anfang d. J. König von Polen, beginnen unter seinem Sohn und Nachfolger, König Mieszko II. (1025-1034), neue kriegerische Vorstöße gegen das frühe Deutsche Reich unter Kaiser Konrad II. (1024-1039) und den Lutizenbund.
1028
Als Mieszko II. in deutsches Reichsgebiet einfällt und dabei schwere Verwüstungen in den Gebieten der Lutizen und Heveller anrichtet, erscheinen deren Abgesandte bei Konrad II. in seiner Pfalz Pöhlde am Harz mit der Bitte um Hilfe gegen die Polen und der Zusage, dafür “treue Dienste” zu leisten. Prinz Sven Knudson wird von König Knud aus Pommern abberufen, um die Regentschaft in Norwegen anzutreten.
1029
1029-1032: Den in diesen Jahren durch das Deutsche Reich im Bunde mit den Lutizen und der Unterstützung König Knuds II. von England und Dänemark sowie des Großfürsten Jaroslaw I. von der Kiewer Rus (1019-1054) gegen Polen unter Mieszko II. geführten Kriegen, unterrliegen schließlich die Polen, und ihr König Mieszko II. muß im Frieden von Merseburg (1033) die deutsche Oberhoheit anerkennen.
1030
Erneuter Heereszug König Knuds des Großen an die pommersche Küste, um den Widerstand der Jomswikinger zu brechen, die sich mehr und mehr vom Mutterland Dänemark abwenden und verselbständigen. Ob er 1019 und 1030 auch den autonomen pommerschen Stadtstaat Wollin an der Dievenow, das legendäre Vineta, heimsuchte, bleibt ungewiß.
1033
Die nach den siegreichen Kriegen gegen Polen entstandene neue politische Lage löst Feindseligkeiten zwischen dem Deutschen Reich und dem Lutizenbund aus, so dass aus den ehemaligen Bündnispartnern erbitterte Gegner werden.
1035
Auf die Einnahme der sächsischen Burg Werben an der Elbe durch die Lutizen, reagiert Kaiser Konrad II. mit einem mächtigen Kriegszug sächsischer und böhmischer Kontingente. Er endet mit dem Sieg über die Lutizen, die erneut die Oberhoheit des Deutschen Reiches anerkennen müssen. Sie bewahren sich jedoch weitgehend ihre Unabhängigkeit und ihren heidnischen Kult.
1043
Sommer: Magnus I., König von Norwegen und Dänemark (1035-1042), befehligt einen Flottenvorstoß an die südliche Ostseeküste, insbesondere ins pommersche Odermündungsgebiet, als Vergeltungsaktion für Einfälle westslawischer Seekrieger in Dänemark. Dabei werden die Jomsburg eingenommen und zahlreiche Jomswikinger getötet sowie danach anscheinend die Handelsmetropole Jumne-Wollin heimgesucht und gebrandschatzt
28. September: Die auf der Halbinsel Jütland eingefalleneen Obotriten, anscheinend verstärkt durch Pomoranen und Ranen, die Dänemark bedrohen, werden in der “Schlacht auf der Lürscher Heide”, westlich Schleswig, durch Magnus I. besiegt und niedergemetzelt.
1044
Der christliche Slawenherrscher Gottschalk (1043-1066) errichtet mit dänischer Hilfe ein obotritisches Großreich in Mecklenburg, in das auch die von ihm unterworfenen Lutizen Vorpommerns eingebunden werden.
1046
24. Juni und 29. Juni: Zu den Hoftagen in Merseburg bzw. Meißen erscheinen vor Kaiser Heinrich III. (1039-1056) die slawischen Fürsten, Herzog Bratislaw von Böhmen, Herzog Kasimir von Polen und Herzog Zemuzil von Pommern – dux Zemuzil Bomeraniorum als gleichberechtigte Versallen. Sie entrichten ihren Tribut. Zugleich fällt eine kaiserliche Entscheidung hinsichtlich Friedensregelungen, da es zwischen dem polnischen und pommerschen Herzog zu Kämpfen um die Oberherrschaft in Masowien gekommen war. Mit Zemuzil ist der erste Pommernherzog historisch fassbar, aber nicht die Grenzen seines Herrschaftsgebietes.
1047
24. April: Papst Clemes II. (1046-1047) bestätigt dem Erzbistum Hamburg erneut die Grenzen seines Metropolitanbezirkes und führt die Peene bzw. die Odermündung als dessen östliche Grenze auf.
1050
Um 1050: Zwei nordländische Piraten namens Alli und Herri bemächtigen sich der Jomsburg. Als Anführer der Jomswikinger betreiben sie ausgedehnten Seeraub in der Ostsee.
1053
6. Januar: Papst Leo IX. (1049-1054) bestätigt erneut die Grenzen des Hamburger Erzbistums und nennt die Peene als dessen östliche Grenze.
1055
29. Oktober: Papst Victor II. (1055-1057) verzeichnet ebenfalls die Peene als östliche Grenze des Hamburger Erzbistums.
1056
1056/57: Während des so genannten “Lutizischen Bruderkrieges”, durch Streit zwischen Kessinern und Redariern um das Hauptheriligtum Rethra hervor gerufen, unterwirft der Obotritenfürst Gottschalk mit Hilfe des dänischen Königs Sven Estridsen (1047-1074) und Herzog Bernhards von Sachsen die lutizischen Teilstämme der Kessiner und Zirzipanen. Weitere innere Kämpfe führen allmählich zum Zerfall des mächtigen Lutizenbundes.
1066
Weltliche und geistliche Machtkämpfe im Obotritenreich, gepaart mit zunehender feudaler Ausbeutung und Zwangschristianisierung der Untertanen durch Gottschalk, entfachen einen neuen Slawenaufstand und den Sturz des Herrschers, der am 7. Juni d. J. in Lenzen ermordet wird. Es hat den Anschein, dass die Impulse dazu vom Lutizenbund und seiner einflußreichen heidnischen Priesterschaft in Rethra ausgingen.
Westslawische Krieger, darunter Ranen und Pomoranen, überfallen und brandschatzen die alte Wikingermetropole Haithabu an der Schlei, so dass das wichtige Handelszentrum seine Bedeutung verliert.
1067
1067/68, Winter: Um den heidnischen Slawenkult zwischen Elbe und Oder auszurotten, fällt Bischof Burchard von Halberstadt in das Gebiet der lutizischen Redarier ein, bestürmt die Tempelanlage von Rethra und zerstört sie. Er entführt das heilige Roß, das dem Gott Svarozic geweiht ist, und reitet auf ihm zurück nach Halberstadt.
1068
Nach der Zerstörung des slawischen Hauptheiligtums Rethra wird der Swantevit-Tempel auf Arkona zum religiösen Mittelpunkt der heidnischen Slawen.
1069
Winter: Ein Kriegszug Kaiser Heinrichs IV. (1050-1106) gegen die sich ihm widersetzenden Lutizen verläuft erfolglos.
1073
Als sich eine sächsische Fürstenopposition gegen Heinrich IV. empört, nimmt er Verhandlungen mit den Lutizen, “den schlimmsten Feinden der Sachsen” auf, um Verbündete gegen seine Gegner im eigenen Land zu gewinnen.
1074
1074/75: Der Domherr Adam von Bremen (um 1040-um 1085) verfasst sein monumentales Werk “Gesta Hamburgensis ecclesiae pontificum” (Hamburgische Kirchengeschichte – Geschichte der Erzbischöfe von Hamburg). Die Hamburger Kirchengeschichte ist von großer Bedeutung, da sie nicht nur eine Bistumsgeschichte darstellt, sondern eine ausführliche Schilderung der Länder und Völker des Nordens, darunter der Wikinger und Slawen. Adam war ein Freund des Dänenkönigs Sven Estridsen.
1090
Um 1090: Um die Seeräuberei in der Ostsee durch die Jomswikinger zu unterbinden, sucht ein Vergeltungszug der Dänen zur Zeit des Königs Olaf Hunger (1086-1095) die Jomsburg in der Odermündung heim. Die Piratenhäuplinge Alli und Herri werden überwunden und getötet.
1091
Erstmals wird Stettin, die spätere Hauptstadt Pommerns, als “Castrum Stettin”, eine Herzogsburg mit einem Wohnplatz und Handelsort an der unteren Oder überliefert.
1093
Nach dem Sieg des Obotritenherrschers Heinrich auf dem Schmilauer Feld (bei Ratzeburg) über aufständische Obotriten, kann er den slawischen Stämmen der Lutizen, Kessiner, Zirzipanen, Heveller, Ranen und Pomoranen Tribut auferlegen.
1095
1095-1098: Der dänische König Erik I. Ejegod (1095-1103), der sich gegen slawische Seevorstöße wendet, besiegt im Bunde mit seinem Gefolgsmann Skjalm Hvide von der Insel Seeland die Ranen auf Rügen und zwingt sie zur Tributzahlung. Sein Kriegszug zur See gilt danach der Odermündung. Eriks Seekrieger zerstören dabei endgültig die Jomsburg und suchen auch Wollin heim, da dort dänische Schwerverbrecher Unterschlupf gefunden haben.
1098
Den Einwohnern von Wollin wird eine Kriegssteuer vom dänischen König Erik I. Ejegod auferlegt.
12. Jahrhundert
1100
Die Ranen widersetzen sich Heinrich und belagern mit einer Flotte seine Burg Alt-Lübeck. Die Ranen werden jedoch erfolgreich abgewehrt.
1107
1107/08, Winter: Der polnische Herzog Boleslaw III. Schiefmund erscheint mit Heeresmacht vor Kolberg. Der dort residierende “dux Pomeranorum” namens Suatabor unterwirft sich Boleslaw III. Suatabor scheint Herrscher eines pommerschen Teilherzogtums gewesen zu sein, der aber nicht zu den Vorfahren der Greifenherzöge gehört.
1111
1111/12: Überlieferung eines polnischen oder pommerschen Adligen namens Suatopolk, Herr der pommerschen Burg Nakel, der in Kämpfe mit Bolerslaw III. verwickelt wird und Nakel schließlich an die Polen übergeben muß.
1113
1113/14, Winter: Der Obotritenfürst Heinrich marschiert mit einem Heer über den zugefrorenen Strelasund zur rügischen Halbinsel Zudar oder vom Freesendorfer Haken am Greifswalder Bodden zur Insel Ruden, die damals anscheinend noch mit der Insel Rügen (Mönchgut) verbunden war, um die Ranen auf Rügen zu unterwerfen und seinem Reich einzuverleiben.
1114
Ein Feldzug Herzog Lothars von Sachsen führt bis in das festländische Gebiet der Ranen zwischen den Küstenflüssen Barthe und Ryck. Dabei wird auch der Kessinerfürst Dumar unterworfen. Die Ranen müssen Tribut entrichten und Geiseln stellen.
1119
Herzog Wartislaw I. von Pommern (um 1107- 1136/47) trifft sich mit dem Dänenkönig Nils (1104-1134), der die Odermündung und Wollin mit Plünderungen heimsucht, wegen Friedensverhandlungen bei der Insel “Strela” (Dänholm) im Strelasund vor der späteren Stadt Stralsund.
Boleslaw III. besiegt bei Nakel “zwei pommersche Herzöge”, die sich bisher nicht identifizieren lassen.
1121
Um 1121/22: Herzog Boleslaw III. dringt ins Oderland vor und erobert Stettin. Herzog Wartislaw I. von Pommern muss seine Oberhoheit anerkennen, dafür erhält er Vorpommern bis zur Müritz und Peene zu Lehen.
Bischof Bernhard aus Spanien unternimmt einen ersten vergeblichen Versuch, Pommern zu missionieren.
Herzog Lothar von Sachsen, der spätere König Lothar III. (1125-1137) dringt in das slawische Land eines Fürsten namens Zuentubald ein und erobert die Burg Kessin.
1122
Überlieferung eines pommerschen Herogs namens Zuetopolk, der an der unteren Oder herrscht. Bei diesem “dux Odrensis” kann es sich nur um einen Fürsten einer selbständigen pommerschen Teilherrschaft handeln.
1123
1123/24: Gründung des Bistums Lebus an der Oder.
1124
Das Herzogtum Wartislaws I. reicht im Osten über die Persante bis zum Gollen, im Süden bis ans Land Zantoch, im Westen bis Demmin und bis zur Ryckmündung bei der späteren Stadt Greifswald. Außerdem gehören die Inseln Usedom und Wollin zu seinem Herrschaftsbereich.
Im Auftrag des Polenherzogs Boleslaw III. unternimmt Bischof Otto von Bamberg seine erste Missionsreise nach Pommern. Er kommt über Pyritz (12. Juni), wo er die ersten Pommern tauft, nach Stettin, zerstört dort den Triglaw-Tempel und zieht weiter nach Cammin und Wollin; über Kolberg und Belgard kehrt er nach Polen zurück.
1126
1126/27: Kriegszug König Lothars III. in das Land der Lutizen, wobei anscheinend die Kultstätte Rethra endgültig zerstört wird. Ihre Nachfolge tritt die Tempelburg Arkona auf Rügen an.
1128
Zweite Reise Bischof Ottos von Bamberg nach Pommern mit Unterstützung des deutschen Königs Lothar von Sachsen. Der Landtag zu Usedom gestattet Otto, in Pommern zu missionieren. Viele Adlige lassen sich taufen.
Bischof Otto kann im Konflikt zwischen den Herzögen Boleslaw III. und Wartislaw I. vermitteln. Er veranlasst den Polenherzog, von einem Kriegszug nach Pommern abzusehen; dafür erkennt Wartislaw erneut die Lehnsabhängigkeit von Polen an.
Erneuter Angriff der Ranen auf Alt-Lübeck, der Residenz der Obotritenherrscher.
1134
Pommersche Seefahrer plündern die dänische Königs- und Bischofsstadt Roskilde, die damalige dänische Hauptstadt.
Auf dem Merseburger Hoftag im August muß der polnische Herzog Boleslaw III. Kaiser Lothar III. den Tribut für zwölf Jahre nachzahlen und dem Kaiser den Lehnseid für Pommern und Rügen leisten.
Sommer: Pommernherzog Ratibor I. (gest. 1153), der Bruder und Nachfolger des ermordeten Wartislaw I., führt mit seinen Häuptlingen Duninmiz und Unibur eine Flotte von etwa 250 Schiffen, 1000 Seekriegern und 1000 Berittenen auf Kriegskurs gegen die skandinavische Metropole Kungahälla (Konungahälla), heute Kungälv, an der Götaelv, um sich für die wiederholten nordischen Einfälle in Pommern zu rächen. Kungälv, die historische Residenz- und Bischofsstadt sowie wikingerzeitliche Handelsstadt wird nach erbitterten Widerstand von den Pommern am 10. August eingenommen, geplündert und gebrandschatzt.
1136
Der Dänenkönig Erik belagert die Tempelburg Arkona auf Rügen; die Besatzung verspricht, das Christentum anzunehmen, das nach dem Abzug der Dänen jedoch unterbleibt.
1138
Herzog Boleslaw III. von Polen stirbt. Sein Reich zerfällt in einzelne Teilfürstentümer. Damit endet auch die polnische Oberherrschaft über Pommern.
1139
Oktober: Die von Bischof Otto christianisierten Bewohner des Herzogtums Pommen, unterstellt Papst Innozenz II. bis zur Gründung eines eigenen Bistums zunächst dem Bamberger Bischof Egilbert.
1140
14. Oktober: Durch ein Bulle des Papstes Innozenz II. (1130-1143) wird Wollin, das historische Jumne bzw. Vineta, zum ersten pommerschen Bistum erhoben. Erster Bischof wird Adalbert von Pommern, ein ehemaliger Glaubensstreiter Bischof Ottos von Bamberg.
1147
Papst Innozenz II. bestimmt die St. Adalbertskirche in Wollin zum Sitz des neuen Bistums Pommern. Am 14. 10. tritt Bischof Adalbert als erster pommerscher Bischof sein Amt an.
Deutsche und Dänen beginnen den Wendenkreuzzug, bei dem sie Demmin und Stettin belagern.
Bischof Adalbert überzeugt die christlichen Fürsten, dass sie bereits christliche Städte erneut christianisieren wollen. Die Belagerer ziehen ab.
1148
Herzog Ratibor I. erscheint vor einer säschsischen Fürstenversammlung in Havelberg und bekennt sich erneut zum Christentum, das er im Herzogtum weiter voran treiben will.
1153
Herzog Ratibor und seine Gattin Pribislawa gründen in Stolpe bei Anklam das erste pommersche Kloster nach den Regeln des hl. Benedikt. Der Konvent der Benediktiner kommt aus Bergen bei Magdeburg. Anderen Quellen zu folge, kann das Kloster Stolpe bereits nach dem Slawenkreuzzug 1147 entstanden sein. Mehr zum Kloster Stolpe finden Sie hier http://www.edition-pommern.com/stolpe_artikel
1155
In der Nähe der Burg Usedom auf der Insel Usedom gründen Prämonstratenser das Kloster Grobe. 1309 verlegen die Mönche das Kloster nach Pudagla.
1156
7. Mai: Herzog Ratbor I., der weitsichtige Politiker und Feldherr, stirbt. Er und später seine Gemahlin Pribislawa werden in dem von ihnen 1153 gestifteten Prämonstratenerskloster in Grobe bei der Burg Uznam auf der Insel Usedom beigesetzt. Bogislaw I. (von Stettin) und Kasimir I. (von Demmin), seine Neffen, werden die herzoglichen Nachfolger.
1158
16. März: Ein Erlaß Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (1152-1190) enthält den Küstenfluss Peene als Grenzfestsetzung.
1159
8. Juni: In dieser Urkunde wird ausdrücklich ein Zoll erwähnt, der bei der Burg Usedom erhoben wird und dessen Einkünfte Bischof Adalbert von Pommern zu einem Drittel dem Kloster Grobe, später Pudagla, auf der Insel Usedom verleiht. Sommer: Landung der Dänen auf der ranischen Inel Hiddensee und an der vorpommerschen Küste bei Barth. Das kriegerische Unternehmen gilt als 1. dänischer Wendenzug nach Pommern.
Herbst: Der 2. Wendenzug Dänemarks richtet sich gegen Arkona auf Rügen.
1160
Bildung der Genossenschaft der Gotland besuchenden deutschen Kaufleute, kurz “Gotländische Genossenschaft”. Sie ist der Vorläufer des späteren Städtebundes der Deutschen Hanse, dem ab dem 13. Jahrhundert auch die wichtigsten pommerschen Städte angehören.
Ein geplanter dänischer Kriegszug in das pommersche Odermündungsgebiet kann zunächst durch die Vermittlung eines slawischen Unterhändlers namens Dombor verhindert werden. Im August d. J. beginnt jedoch der 3. dänische Wendenzug König Waldemars im Bunde mit Heinrich den Löwen. Er betrifft zunächst Mecklenburg unter Fürst Niklot, anschließend Pommern und Rügen.
1162
Frühjahr: Kriegszug des Dänenkönigs Waldemar I. gegen die pommersche Stadt Wolgast, die den Peenestrom kontrolliert. Er gilt als 4. dänischer Wendenzug nach Pommern.
1164
Die von Mai bis Juli zur militärischen Unterstützung Heinrichs des Löwen erfolgten dänischen Feldzüge unter Waldemar und Absalon, die sich gegen Wolgast, Demmin und Gützkow richten und schließlich zur Schlacht bei Verchen führen, gelten als 5. Wendenzug Dänemarks.
6. Juli: Bedingt durch die Machtansprüche des seinerzeit einflußreichsten deutschen Territorialfürsten Heinrich des Löwen (1129-1195), Herzog von Sachsen und Bayern, auf Mecklenburg und Pommern, kommt es mit den sich widersetzenden Mecklenburgern und Pommern zu der mörderischen “Schlacht bei Verchen” am Kummerower See unweit Demmin. Heinrich der Löwe, der sich der Hilfe des dänischen Königs Waldemar I. versichern konnte, besiegt die vereinigten Mecklenburger und Pommern unter ihren Fürsten Pribislaw von Mecklenburg (1160-1178) und den pommerschen Herzögen Bogislaw I. und Kasimir I.
Mitte Juli: Dem Prior des Benediktinerklosters Stolpe an der Peene Helmvig gelingt es, dass die verfeindeten Fürsten Friedensverhandlungen im Kloster Stope aufnehmen. Neben der Unterzeichnung des Friedensvertrages und der Beuteaufteilung zwischen Waldemar und Heinrich wird zur Stärkung ihres Bündnisses im Kloster auch die Verlobung von König Waldemars Sohn Knud, dem späteren dänischen König (1182-1202) und der Tochter Heinrichs des Löwen, Gertrud, beschlossen.
Herbst: 6. dänischer Wendenzug nach Rügen (Schaprode)
1165
Frühjahr: 7. dänischer Wendenzug nach Rügen (Arkona, Zudar, Garz).
Herbst: 8. dänischer Wendenzug nach Arkona, Jasmund, Mönchgut und “Strela”, das spätere Stralsund.
1166
März/April: 9. dänischer Wendenzug gegen Tribsees.
Mai: 10. dänischer Wendenzug gegen “Ostrozno”, das Land Wusterhusen am südlichen Greifswalder Bodden, anschließend gegen Demmin, Wolgast und die Burg Usedom.
September/Oktober: 11. dänischer Wendenzug richtet sich gegen Demmin, Wolgast und die Insel Usedom.
1168
Mai/Juni: Die Eroberung der Insel Rügen mit der Tempelburg Arkona sowie der Fürstenresidenz Garz durch die Dänen unter Waldemar I. und Bischof Absalon im Bunde mit Heinrich den Löwen und den Pommernherzögen gelten als 12. dänischer Wendenzug in slawische Gebiete. Dabei werden das Swantevitheiligtum auf Arkona und der Tempel auf der Burg Charenza in Garz zerstört.
Fürst Jaromar von Rügen wird Lehnsmann des Dänenkönigs.
1169
Papst Alexander III. unterstellt die Insel Rügen dem Bistum Roskilde zum Zwecke der Christianisierung. Rügen gehört bis zur Reformation zum Bistum Roskide.
1170
Herbst: 13. dänischer Wendenzug führt ins Stettiner Haff gegen Wollin, Cammin und Stettin.
1171
Mai: 14. dänischer Wendenzug gegen Tribsees.
9. September: Der pommersche Herzog Kasimir I. weilt bei Bischof Berrno von Schwerin und ist bei der Weihe des Schweriner Doms zugegen. Der Pommernherzog fördert zugleich das Prämonstratewnserkloster Broda beim späteren Neubrandenburg im Land der slawischen Redarier.
1172
Der Geistliche Helmold von Bosau (um 1120-um 1177), Schüler des Bischofs Gerold von Lübeck und Pfarrer zu Bosau am Plöner See, vollendet sein Werk “Chronica slavorum” (Slawenchronik), in der er die Geschichte der Unterwerfung und Missionierung der slawischen Völkerschaften des deutschen Nordostens vom christlichen Standpunkt aus behandelt. Der Benediktinermönch Arnold (von Lübeck) führt dieses Werk bis zum Jahre 1209 hin fort. Helmolds Chronik ist eine der wichtigsten Quellen zur mittelalterlichen deutschen Geschichte und überliefert zugleich etliche Details zur damaligen historischen Entwicklung Pommerns.
1173
Wartislaw, Kastellan von Stettin, gründet das Zisterzienserkloster Kolbatz; der Konvent kommt von Esrom.
Für dieses Jahr ist das erste deutsche Dorf in Pommern, die “villa teutonicum”, das spätere Hohenkrug im Stettiner Raum, in der Gründungsurkunde des Klosters Kolbatz erwähnt.
15. dänischer Wendenzug gegen Wollin, Cammin, Usedom und Stettin.
1174
Hermannus Teutonicus ist als erster deutscher Ritter im Gefolge des Pommernherzogs Kasimir I. nachweisbar.
Herzog Kasimir I. erlaubt dem Konvent des Klosters Dargun die Ansiedlung von “Deutschen, Dänen, Slawen oder gleich welchen Stammes …” auf klösterlichem Grund und -boden.
Vorgesehener dänischer Feldzug in slawische Gebiete an der südlichen Ostseeküste wird mit einem Friedensschluß auf zwei Jahre verhindert.
1175
Unter Pommernherzog Kasimir I. von Demmin (1159-1180) beginnt 1175 der Bau des Sankt-Johannisdoms zu Cammin. Im Dom fanden fünf Mitglieder des Herzogshauses und acht Bischöfe ihre letzte Ruhestätte.
1176
Bischof Konrad I. von Salzwedel verlegt den Bischofssitz von Wollin nach Cammin.
1177
26. April: Bogislaw I. von Pommern-Stettin (1156-1187) versucht sich Polen in dynastischer Hinsicht anzunähern und weilt zu Gast bei dem polnischen Herzog Mieszko III. (1146-1202) in Gnesen, um seine Ehe mit der Herzogstochter Anastasia vorzubereiten.
Juni bis August: 16. dänischer Wendenzug König Waldemars mit Heinrich den Löwen nach Wolgast, Groswin (Anklam?) und Demmin.
1178
Frühjahr: 17. dänischer Wendenzug ins Land Wusterhusen und Wolgast.
1180
Herzog Kasimir stiftet das Prämonstratenserkloster Belbuck bei Treptow a. d. Rega.
Kasimir I. von Pommern-Demmin verwickelt sich in Kämpfe mit Markgraf Otto I. von Brandenburg (um 1128-1184) und kommt um. Nach dessen Tode wird sein Bruder Bogislaw I. von Stettin der Erbe und regiert nunmehr bis zu seinem Tode (18. März 1187) Pommern allein.
1181
Kaiser Friedrich I. Barbarossa belehnt in Lübeck Herzog Bogislaw I. mit dem Herzogtum S1awien (Pommern), das dadurch reichsunmittelbar wird.
1184
Gründung des Sankt-Peter-Hofes in Nowgorod, einer künftig bedeutenden hansischen Niederlassung.
Pfingsten: Die für die Dänen siegreiche Seeschlacht von Darsimhövd (Ludwigsburger Haken) im Greifswalder Bodden zwischen der dänisch-rügischen und pommerschen Flotte, gilt als 18. dänischer Wendenzug.
Juli/August: 19. dänischer Wendenzug gegen Wolgast, Usedom, Wollin und die Swinemündung.
Nach dem 22. September: 20. dänischer Wendenzug gegen Tribsees.
1185
April/Mai: 21. dänischer Wendenzug gegen Wolgast, Groswin und Cammin. Herzog Bogislaw I. von Stettin erkennt die dänische Lehnshoheit unter König Knud VI. an.
1186
2. März: Der Kamminer Bischof Konrad stirbt. Sein Nachfolger wird Siegfried, der Probst des Kapitels.
Das Dorf Brode bei Pyritz gelangt in den Besitz eines gewissen Walter, sicherlich eines deutschen Ritters.
1187
Der aus Franken nach Stettin zugezogene Kaufmann Beringer stiftet in der Oberstadt die St. Jakobikirche.
1188
Das Bistum Cammin wird unmittelbar dem Papst unterstellt.
1189
22. dänischer Wendenzug gegen Pommern?
1190
Wiederaufbau des in den dänisch-pommerschen Kriegen zerstörten Stettin, das “Burstaborg” der Nordländer.
1193
Fürst Jaromar I. von Rügen (gest. 1217/18) gründet das Zisterzienserinnenkloster in Bergen.
1194
Wahrscheinlich wird der Greif das erste Mal in einem Siegel von einem der beiden Söhne Bogislaws I. von Pommern geführt.
1198
1198/99, Winter: Der Krieg zwischen Dänemark unter König Knud VI. und Bischof Peter Sunesen von Roskilde (1191-1214) und Brandenburg unter Markgraf Otto II. (um 1147-1205) um Ansprüche in Pommern gilt als 23. dänischer Wendenzug. Die Brandenburger verheeren dabei das dänisch besetzte Pommern in der Gegend um Tribsees
1199
Auf Wunsch Fürst Jaromars I. und Bischof Sigwins gründen Zisterziensermönche aus Dargun das Kloster Eldena bei Greifswald.
13. Jahrhundert
1214
Herzog Bogislaw II. schenkt dem Kloster Belbuck das Dorf Cossalitz (Köslin).
1217
Papst Honorius II. bestätigt die Privilegien des Bistums Cammin und behandelt den Camminer Bischof Sigwin als völlig unabhängigen Kirchenfürsten.
1225
Herzog Konrad von Masowien ruft den Deutschen Ritterorden zur Hilfe gegen die heidnischen Prussen und überlässt ihm das eroberte Land.
1226
Beginn der Regierungszeit (bis 1278) Herzog Barnims I., bis 1264 gemeinsam mit Herzog Wartislaw III. von Demmin.
Beide Gründen in Ihrer Regierungszeit zahlreiche Städten nach deutschem Recht.
1227
Herzog Swantepolk II. von Pomerellen, Dux Pomeraniae, erwirbt von Herzog Ratibor II.das Land Schlawe.
Nach der Niederlage in der Schlacht von Bornhöved verzichtet König Waldemar II. von Dänemark auf die Herrschaft in den Wendenländern. Nur das Fürstentum Rügen bleibt unter seiner Oberhoheit.
1231
Kaiser Friedrich II. bestätigt den brandenburgischen Markgrafen in Ravenna das Herzogtum Pommern als Lehen. Damit ist Pommern ins Deutsche Reich eingegliedert, es führt jedoch zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen Pommern und Brandenburg.
Fürst Wizlaw I. von Rügen gründet das Kloster Neuenkamp.
1234
Herzog Barnim I. schenkt dem Templerorden das Land Bahr. Stralsund, Bahn und Prenzlau sind die ersten pommerschen Städte.
1240
Herzog Barnim I. übergibt Bischof Konrad III. von Salzwedel das ganze Land Stargard an der Ihna.
1241
Fürst Wizlaw I. von Rügen und Herzog Wartislaw III. von Demmin erlauben dem Kloster Eldena, auf seinem Territorium einen Wochenmarkt abzuhalten; Marktort ist das heutige Greifswald.
1243
Barnim I. verleiht am 03.04. der gesamten Siedlung Stettin Magdeburger Stadtrecht.
Erstmalig urkundliche Erwähnung des Ortes Anklam.
1248
Bischof Wilhelm von Cammin schließt mit Herzog Barnim I. einen Tauschvertrag, in dem er statt des Landes Stargard die östlich der Persante gelegene Hälfte des Landes Kolberg erhält.
1250
Im Vertrag von Hohenlandin treten Barnim I. und Wartislaw III. die nördliche Uckermark an Brandenburg ab; sie erhalten von den Markgrafen von Brandenburg die Belehnung zur gesamten Hand.
1252
Herzog Swantepolk II. von Pomerellen stiftet das Zisterzienserkloster Buckow Bischof Hermann von Gleichen verlegt seine Residenz von Cammin nach Kolberg.
1264
Mit dem Tod Herzog Wartislaws III. wird Pommern-Demmin mit Pommern unter Herzog Barnim I. vereinigt. Swantepolk II. von Pomerellen setzt Herzog Barnim I. zum Erben seines Teilherzogtums Schwetz ein.
Die “Bürger der Stadt Anklam” erhalten durch eine Urkunde des pommerschen Herzogs das Recht, zollfrei in Pommern Schifffahrt zu betreiben.
1266
Bischof Hermann von Gleichen verleiht, „Cossalitz” (Köslin) lübisches Stadtrecht.
Die askanischen Markgrafen von Brandenburg erwerben Burg und Land Schivelbein.
1283
Die Stadt Anklam wird als Mitglied der Hanse aufgenommen.
1286
Herzog Przemislaw II. von Polen schenkt dem Templerorden das Land Tempelburg.
1295
Mit dem Tod Mestwins II. von Pomerellen stirbt das Herzogshaus von Danzig aus. Jahrelange Erbstreitigkeiten zwischen Polen, Brandenburg und Pommern folgen.
Am 01.07. erzwingen die Stände eine Teilung Pommerns, um weitere Streitigkeiten der herzoglichen Brüder zu beenden.
1298
Am 23. Dezember 1298 erhielt die deutsche Siedlung Usedom Lübisches Stadtrecht.
https://edition-pommern.com/pommernkunde/zeitstrahl-zur-geschichte-pommerns/zeitstrahl/
Gotendorf
BearbeitenIm Jahre 1937 wurden einige nicht typisch deutsch klingende Ortsnamen umbenannt. Das waren meist lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder neue Wortschöpfungen:
Chottschewke → Goten
Chottschow → Gotendorf
Choczewo (deutsch Chottschow, 1938–1945 Gotendorf; kaschubisch Chòczewò) ist ein Dorf im Powiat Wejherowski (Neustädter Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde.
Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa zehn Kilometer von der Ostseeküste entfernt, westlich des Jezioro Choczewskie (Chottschower See) und etwa 25 Kilometer nordnordöstlich von Lębork (Lauenburg in Pommern).
vgl. Gothiscandza
Geschichte Pommerns II
BearbeitenEisenzeit
(seit 500 v. Chr. – Ende 1. Jahrhundert v. Chr.)
Um 150 vor Chr. wurden Vorpommern und Rügen von einen aus dem westlichen Mecklenburg kommenden nordsuebischen Stamm besetzt, dessen Kultureinfluss bis nach Hinterpommern reichte. Von Bornholm aus besetzten die Burgunden, ein germanischer Stamm, das Gebiet zwischen Oder und Persante.
Die Wanderbewegungen verliefen bevorzugt entlang der Flüsse. Wegen der dichten Urwälder waren die Flüsse bei der Einwanderung die besten Erschließungsstrecken. Die Lasten transportierenden Tiere – und nicht nur die – waren hier am einfachsten mit Wasser zu versorgen.
So ist z. B. die Eroberung des ostpommerschen Landes entlang der Weichsel von ihrer Mündung in Richtung Süden, dann der Sprung zur Netze nach Westen und entlang der Küddow und der Persante weiter in Richtung Ostseeküste vorstellbar.
Die Heimat der oben erwähnten Burgunden könnte Skandinavien sein. Lange Zeit sollen sie auf der Ostseeinsel Bornholm ansässig gewesen sein, die noch im 13. Jahrhundert Burgundarholm genannt wurde. Im 2. Jahrhundert gingen die Burgunden auf Wanderschaft.
Martin Wehrmann, 1919
Die Burgunden lebten vor ihrer Wanderschaft zwischen der Vistula (Weichsel) und dem die westliche Grenze bildenden Fluss Suebus (Oder-Spree-Havel-Unterlauf), das heißt, im heutigen Westpolen (Hinterpommern) und Teilen Brandenburgs.
Wikipedia Burgunden
Für das Gebiet, in dem später Bischofthum entstehen sollte, gilt, dass dort bereits in prähistorischer Zeit Träger verschiedene Kulturkreise aufeinander stießen, sodass Assimilierungen anzunehmen sind oder Überschichtungen durch die dominierende Kultur.
Daneben fand vermutlich ein reger Wissensaustausch durch Kaufleute statt, die über große Entfernungen auf den Handelsstraßen unterwegs waren, davon zeugen die Namen der Altstraßen: Salzstraße, Bernsteinstraße usw. Die ersten Spuren der Bernsteinstraße, die von der Ostsee nach Rom verlief, werden auf das 5. Jh. v. Chr. datiert.
Die oben angeführten und die nachstehenden Bilder zur geografischen Verteilung der Kulturen sind Beispiele, die die wechselnden Einflüsse in Hinterpommern und das Dilemma bei der Abgrenzung der Kulturen und die Schwierigkeit der Zuordnung von Kulturen zu bestimmten Ethnien verdeutlichen sollen.
Die Gegend um das spätere Bischofthum war scheinbar um 500 v. Chr. bis zur Zeitenwende unbewohnt, denn aus dieser Zeit sind Kulturgüter bisher hier nicht nachgewiesen worden:
Frühe Eisenzeit (um und vor 500 v. Chr.) Nordische Gruppe [dunkelgrün], Jastorfkultur [dunkelrot], pommerellische Gesichtsurnenkultur [grün], westbaltische Hügelgräberkultur [violett].
Von etwa 500 v. Chr. bis zur Zeitenwende (vorrömische Eisenzeit) herrschten an der Ostseeküste zwei Kulturen vor: die Jastorf-Kultur [dunkelrot] und die Oxhöft-Kulur [braun].
Wikipedia Germanen
-100
Die Wielbark-Kultur, die von manchen Forschern den frühen Goten zugerechnet wird, ersetzte im letzten Jahrhundert vor der Zeitenwende die Oxhöft-Kultur. Für den Beginn der Kultur ist kennzeichnend, dass Friedhöfe der Oxhöft-Kultur unter grundsätzlicher Änderung der Bestattungssitten weiterbenutzt wurden.
Wikipedia Oxhöft-Kultur
Die Gräberfelder der Wielbark-Kultur befinden sich in einem Gebiet zwischen Persante/Küddow im Westen, der Weichsel im Osten, der Netze im Süden und der Ostsee im Norden.
Der Ursprung der Goten ist umstritten. Zur Zeitenwende siedelte im Bereich der Weichselmündung, der Region der Wielbark-Kultur, ein Volk, das antiken Autoren wie Tacitus unter dem Namen Gotonen (Gutonen; gotisch Gutans) bekannt war und heutzutage oftmals mit den Goten gleichgesetzt wird.
Wikipedia Goten
Die Goten entwickelten sich wahrscheinlich im Gebiet der Weichselmündung als ein polyethnisch zusammengesetzter Stammesverband.
Einige Historiker vermuten das Stammland der Goten in Mittelschweden, wohl wegen Göteborg in Schweden, das früher auch Gotenburg genannt wurde. Archäologisch ist eine Einwanderung aus Skandinavien nicht nachweisbar.
Martin Wehrmann Historischer Weltatlas, 1919
Der Name wird oft vom gotischen Wort giutan (gießen) oder gutans (gegossen) abgeleitet und als Ausgießer gedeutet.
Fundplätze von Siedlungen, 30 v. Chr.-284 n. Chr.,
nach H. Jankuhn in: M. Much 1967, Karte3.
Die Karte zeigt Siedlungen zum Beginn unserer Zeitrechnung; die Gegend um das spätere Bischofthum war – wenn auch schwach – bewohnt.
1. Jahrhundert
Quelle des Bildes: Tacitus Germania Die Ostseeküste wurde von Nordgermanen, Elbgermanen (Jastorf-Kultur), Odermündungsgermanen (Jastorf-Kultur) und Weichselmündungsgermanen (Wielbark-Kultur) bevölkert, im Landesinneren saßen die Vandalen (Przeworsker Kultur).
Aussagen über die Herkunft der Goten sind – wie bereits oben angedeutet – sehr problematisch, denn die Goten waren wohl polyethnisch zusammengesetzt. Zur Zeitenwende sind sie im Bereich der Weichselmündung, der Region der Wielbark-Kultur, nachweisbar.
Putzger, Historischer Weltatlas, 89. Auflage, 1965 Martin Wehrmann, 1919
Wielkark-Kultur
Die Gräberkarte zeigt Steinkreise (Kreis) und Hügelgräber mit Steinkonstruktionen (Dreieck), sie wurden für die Zeiträume von Christi Geburt bis 350 n. Chr. der Wielbark-Kultur zugewiesen.
Universität Münster Frühmittelalter
Aus der Karte geht hervor, dass beide Begräbnisarten im Quellgebiet der Küddow, also beim späteren Bischofthum, vorkamen.
Beispielhaft sind einige dieser Gräber, die unweit des Dorfes Węsiory (gmina wiejska, Sulęczyno, Woiwodschaft Pommern, Polska; deutsch: Wensiorry, 1942–45 Wensem, Sullenschin, Kreis Karthaus) liegen, abgebildet. Die Gräber befinden sich auf einer sich über dem nord-westlichen Ende des Dugie-Sees erhebenden Anhöhe und in einem tiefen Wald versteckt.
Diese alte Begräbnisstätte besteht aus 4 Steinkreisen (von einem Durchmesser von 10 bis 30 m) und 20 Hügelgräbern, angelegt vor fast 2000 Jahren von dem Volk der Goten.
Micrälius übernimmt sinngemäß einen Text vom römischen Historiker und Senator Publius Cornelius Tacitus (* um 58 n. Chr., † um 120):
So sind zu des Taciti Zeiten die Esten in Preußen gewesen, Gothones haben Pommerellien, und ein Stücke der Nord-Polnischen Länder bewohnet; Rugier und Lemovier haben Hinter-Pommern biß an Pommerellien eingehabt. Johann Micrälius Altes Pommerland
Zur Erinnerung: Bischofthum (Biskupice) liegt nahe bei der Quelle der Küddow, also auf dem Gebiet, das nach überwiegender Auffassung von Goten besiedelt war, bevor sich osteuropäische Ethnien (Pomoranen) hier niederließen.
Und ein Weiteres: Niederungsburgen bzw. Burgwälle, die in der Regel osteuropäischen Stämmen zugeschrieben werden, waren bereits in der Lausitzer und der Urnenfelderkultur (etwa 1300 bis etwa 500 v. Chr) bekannt. Das könnte bedeuten, dass die Pomoranen diese Fluchtburgen übernommen, die Anzahl und Größe an ihren Bedarf angepasst und deren Bautechnik weiterentwickelt haben.
Ich unterstelle in diesem Fall eine Anpassung der Pomoranen an die gotische Kultur und eine Bereitwilligkeit zur Übernahme besserer Lebenswelten.
Ohne den vielen Theorien eine neue hinzufügen zu wollen: es fällt schon auf, dass sich die frühen Kulturlandschaften an der Ostseeküste annähernd mit den späteren Herzogsgebieten decken, deren Grenzgebiet entlang der Persante bzw. Küddow verlief. Man könnte an verfestigte Strukturen denken.
Später werden wir sehen: Es gab in Pommern immer mindestens zwei Machtzentren, eines in der Nähe der Oder, eines in der Nähe der Weichsel.
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/1jh
Beginnend in der 2. Hälfte des 2. Jh., sollen Teile der Goten ihre Siedlungsgebiete an der Ostseeküste verlassen haben und durch Südost-Europa an das Schwarze Meer gewandert sein. Auslöser waren vermutlich Klimaverschlechterungen in Mitteleuropa und die dadurch verursachten wirtschaftlichen Krisen.
Archäologen bringen die Oxhöft-Kultur mit den Goten und Teilen der Rugier und Lemovier als deren westlichen Nachbarn in Verbindung. Den Rugiern wird auch die Jastorf-Kultur zugeschrieben.
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/2jh
3. Jahrhundert
Im Jahre 238 erschienen die Goten an der Nordküste des Schwarzen Meeres. Dort nahmen sie vermutlich Einflüsse anderer Kulturen auf und teilten sich schließlich in Ostgoten und Westgoten.
Nicht alle Goten gingen auf Wanderschaft, denn einigen der Goten wird auf der Website Academic dictionaries and encyclopedias um 350 die Unterwerfung der Veneter, einem Stamm der Ostseeslawen an der mittleren Weichsel, zugeschrieben.
Ostseeslawen
Dębczyno-Gruppe
Wielbark Kultur
Przeworsker Kultur
Baltische Kulturen
Dębczyno-Gruppe (3. Jahrhundert bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts) ist die Bezeichnung einer Kulturgruppe, die sich in Pommern in der jüngeren römischen Kaiserzeit nach dem Ausklang der Wielbark-Kultur und der Gustow- und der Lebuser-Gruppe herausgebildet hat. Sie wird hier erwähnt, um auf eine Besiedlung der Gegend um Bischofthum zu verweisen, wobei das Siedelgebiet von einigen Historikern unterschiedlich, z.T. weiter westlich ausgreifend, vermutet wird.
Universität Heidelberg Die Dębczyno-Gruppe
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/3jh
4. Jahrhundert
Die Völkerwanderung, ausgelöst durch den Einfall der Hunnen im Jahre 375 n. Chr., führte zu weiteren erheblichen Bevölkerungsverschiebungen in Mitteleuropa.
Die Völkerwanderungszeit endete nach allgemeinem Verständnis 568 n. Chr. mit dem Einfall der Langobarden in Italien.
In der Gemeinde Groß Tychow im Kreis Belgard wurden Gräber aus dem 4. Jh. gefunden, die der mit den Goten verbundenen Wielbark-Kultur zugeordnet werden. Damit ist belegt, dass nicht alle Goten in der 2. Hälfte des 2. Jh. auf Wanderschaft gegangen sein können.
Wikipedia Groß Tychow
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/4jh
Die osteuropäischen Einwanderer erhielten ihre Stammesnamen nach ihren Siedlungsgebieten. Beispielweise nannte man die östlich der Oder siedelnden Osteuropäer Pomoranen, d.h., die am Meer wohnen. Letztere nannten ihr Land Pomorje (Küstenland). Die weiter südlich im Inland sesshaft gewordenen Osteuropäer nannte man Polanen, die im Feld wohnen. Diese Bezeichnung ist eine Namenszusammensetzung vom spätlateinischen polani = Feldanbauer/Inlandbewohner aus po = an, am, bei und -lan (germ.) = Feld, Land. An den Namen der Bewohner sind bereits die späteren Ländernamen wie Pommern und Polen zu erkennen.
Von manchen Historikern wird das Vorkommen der Slawen als Völkerstamm angezweifelt, andererseits existiert die slawische Sprache. Das Wort Slawen, so wird behauptet, soll gotischen Ursprungs sein und Schweigende heißen, denn die noch ansässigen Goten konnten sich mit einwandernden osteuropäischen Stämmen wegen ihrer unterschiedlichen Sprachen nur schweigend verständigen.
Andererseits könnte der Name Slawe auf einer Selbstbezeichnung beruhen. Die Slawen = Slŏvéni wollten die Leute des Worts, die Beredten sein (vgl. sláven, slâvan berühmt, sláva, slóvo Wort), im Unterschied zu den Stummen (němčcé, némec), den der Sprache nicht mächtigen Fremden, mit denen man nicht reden konnte.
Auf Polnisch ist der Deutsche der Niemiec, der Stumme.
Wikipedia Nemez
Diese Anekdote, so hübsch sie klingt, muss angezweifelt werden, denn die slawische Schriftsprache entstand durch und für die Missionierung (der Ostkirche) und verdrängte das Ostgermanische. Das erste in kyrillischer Schrift geschriebene Vaterunser stammt aus dem 10. Jahrhundert.
Zur Entwicklung der polnischen Sprache holte man um 1360 Glagolitenmönche nach Krakau ins Land. Die polnische Sprache begann sich erst danach aus der Kirchensprache nach Einführung der Nasallaute ab 1440 langsam im öffentlichen Bereich wie auch als Umgangssprache durchzusetzen und konnte ab 1521 auch gedruckt werden. Ein Wörterbuch der polnischen Sprache erstellte schließlich Samuel Gottlieb Linde (1771-1847), der die polnische Sprache erst als Erwachsener erlernt hatte und in Thorn geboren war.
Heinrich Wendig
Die Osteuropäer wie auch die Ostgermanen …
… waren Ackerbauern, Viehzüchter, Fischer und Wildbienenzüchter. Sie bauten ihre Häuser als ebenerdige Blockhütten aus Holz.
Spinnen, Weben, Töpferei, Schmiedearbeiten sowie Geweih- und Knochenarbeiten gehörten zum Handwerk. Die Siedlungen waren als regellose Haufendörfer angelegt, waren gewöhnlich unbefestigt und lagen an den Rändern von Niederungen, stets in Wassernähe.
Mehrere Siedlungen bildeten eine Siedlungskammer und mehrere solcher einen Stamm. Die Stammesgebiete waren oft durch Grenzwälder voneinander getrennt.
Barnim Slawen
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/5jh
6. Jahrhundert
Im 6. Jahrhundert erschütterte Lalia (Late Antique Little Ice Age), eine kleine Eiszeit, die antike Welt. Lalia wurde vermutlich ausgelöst durch drei Vulkanausbrüche: 536 auf der nördlichen Halbkugel, 540 in der Nähe des Äquators und einem weiteren 547 und bewirkte in Europa eine Abenkung der Sommertemperaturen um 2°C und die Zunahme der Niederschläge.
Die Folge waren Missernten und Hungersnöte sowie der Zusammenbruch von Herrscherdynastien.
Die einzige Weltgegend, die davon ein wenig profitiert haben könnte, war Arabien. Auch dort gingen die Temperaturen zurück und nahm der Niederschlag zu, aber hier war beides von Vorteil. Auf dem kargen Boden wuchs nun mehr Futter für Tiere, größere Kamelherden bedeuteten mehr Wohlstand und höhere Transportkapazitäten für Händler und Heerführer.
Christopher Schrader
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/6jh
7. Jahrhundert
Die unterschiedlichen Schätzungen zur Besiedlung der südlichen Ostseeküste durch osteuropäische Ethnien reichen vom 1. bis zum 7. Jahrhundert. Einigkeit besteht wohl darin, dass die Einwanderung entlang von Weichsel und Oder vonstatten ging und die Osteuropäer auf eine mitteleuropäische restgermanische Bevölkerung, möglicherweise zwischen Persante und Weichsel auch auf nordeuropäische baltische Völker, trafen, mit denen sie sich allmählich vermischten. https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/7jh
8. Jahrhundert
Münzfunde im Gebiet der Burg in Stettin bezeugen eine Besiedlung um 700. Eine Mittelpommersche Kulturgruppe zwischen Oder und Netze breitete sich von 700 bis 900 entlang von Rega und Persante zum Meer aus.
Hans Branig Zur älteren Geschichte Pommerns in der polnischen Forschung, 1959
Die Karte zeigt dunkelgün die slawischen Gebiete im 8. Jahrhundert und hellgrün die Grenzgebiete mit mit einer ethnisch gemischten Bevölkerung.
Aus Osteuropa kommende slawische Stämme waren bis zur Elbe-Saale-Linie vorgedrungen.
Dr. phil. nat. Karl Kuchenbecker (1907–1990) erwähnt die Gründung von villa liebengrün, einem Dorf nahe der Saale, unter Karl dem Großen, der 814 verstarb. Das Ziel war die Unterbindung weiterer Raubzüge ins Hinterland, verübt von den Sorben, einem westslawischen Volk.
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/8jh
9. Jahrhundert
Zwischen den Flüssen Oder (Westen), Weichsel (Osten) und Netze (Süden) und der Ostsee im Norden siedelten in der Nähe der Küste auch nordgermanische Wikinger und Dänen seit dem 9. Jahrhundert, die allmählich in dem bereits neu entstandenen Volk der Pomoranen aufgingen.
Wikipedia Pomoranen
Vermutlich in den Jahren zwischen 850-900 entstand der Adel.
Burgen und Berg- (nachherige Raub-) Schlösser werden erbauet, und das Faustrecht herrscht in Deutschland. Ursprung des reichen Adels.
Christian Friedrich Wutstrack, Seite 334
Quelle: Christian Friedrich Wutstrack, Seite 6
- (* etwa 1764 in Neu Klücken bei Arnswalde in der Neumark; † etwa 1809/13) war ein deutscher Pädagoge, Topograph und Schriftsteller.
10. Jahrhundert
Die Zeitgenossen Ottos von Bamberg berichten von dem ungeheuren menschenleeren Waldgürtel auf dem rechten Warthe- und Netzeufer, der die feindlichen Brüder Polen und Pommern trennt.
Friedrich Salis, Seite 48
Zur slawischen Besiedlung bei Tychow im Kreis Schlawe meint Kleist:
Erst aus der Zeit von 900 bis 1200 finden sich wendische Gräber als Belege. Familie von Kleist Wendisch-Tychow
Die Polen unter Herzog Mieszko I. aus der Herrscherfamilie der Piasten unterwarfen um 979 das Land zwischen den Mündungsgebieten der Oder und der Weichsel, also ganz Hinterpommern und Pommerellen, und gliederten es ihrem Staat an.
Das Eindringen fremder Völker in das Gebiet der Pomoranen nahm kein Ende, denn …
… ab dem 10. Jahrhundert gerieten die Stämme des späteren Pommern in den Einflussbereich ihrer christlichen Nachbarn. Aus dem Westen drohten ihnen die deutschen Landesfürsten (Sachsen ab ca. 918) und die ostmärkischen Markgrafen (Brandenburg ab etwa 1150), beide Teil des Heiligen Römischen Reichs, vom Norden her die Dänen (10.-13. Jahrhundert) und ab 970 aus dem Südosten die Polanen (polnischen Piasten).
Wikipedia Pommern
979
Polen unter Herzog Mieszko I.
(969-992)
Die Polen unter Herzog Mieszko I. aus der Herrscherfamilie der Piasten unterwarfen um 979 das Land zwischen den Mündungsgebieten der Oder und der Weichsel, also ganz Hinterpommern und Pommerellen, und gliederten es ihrem Staat an.
Mieszko I. nahm den christlichen Glauben an und wurde 966 getauft. Er vermied dadurch die Zwangs-Missionierung und alle seine Untertanen waren dadurch unweigerlich christlichen Glaubens.
995
995 erringen die Polen unter Herzog Boleslav I. nach langen, schweren und verlustreichen Kämpfen für etwa 30 Jahre die Herrschaft über Hinterpommem.
Pommersche Landsmannschaft Ortsgruppe Wermelskirchen Zeittafel
997
997 wird erstmals die Bezeichnung Pomorie erwähnt, für einen Dux Pomorie Herzog von Pomorie.
Roderich Schmidt Das historische Pommern
Wikipedia Pomoranen
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/10jh
11. Jahrhundert
Im 11. Jahrhundert gewann Polen immer wieder aber nicht dauerhaft die Oberhoheit über Pommern:
Aber ungeachtet sie oft tief in Pommern und anderen Gegenden Deutschlands Streifzüge unternahmen, fürchterliche Verwüstungen anrichteten und den Provinzen Tribut auferklegten; so hörte doch die Unterwürfigkeit und der Tribut auf, sobald der Feind sich entfernt hatte, und von Rachsucht angetrieben fiel man wieder in ihr Land ein und verheerte es eben so schrecklich. So wurden die Einfälle und Verwüstungen von beiden Seiten wiederholt und die Versprechungen der Unterwürfigkeit und der Tributzahlungen eben so oft erneuert, als wieder aufgehoben und gebrochen.
Johann Jacob Sell Geschichte des Herzogthums Pommern, 1819, Teil 1, Seite 99 f.
Um 1000 n.Chr. wurde von dem deutschen Kaiser Otto III. das Bistum Kolberg errichtet und dem polnischen Erzbistum Gnesen unterstellt. Erster Bischof wurde Reinbern, der bereits 1005 Kolberg wieder verließ.
Jürgen Petersohn Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979, S. 42
965
Die weitere Erwähnung des Bistums Kolberg findet sich bei Johann Jacob Sell:
Einen andern Beweis der polnischen Oberherrschaft nimmt man der Einrichtung eines Bisthums zu Colberg her, welches der Herzog Miecislaus [Herzog Mieszko von Polen, GK] gestiftet haben soll. Ditmer von Merseburg nennt einen gewissen Reinbern aus dem Dorfe Hassegun oder Hasseken gebürtig, welcher zur Würde eines der vornehmsten Räthe des polnischen Herzogs gestiegen war, als den Bischof von Colberg, welcher allen Fleiß angewandt haben soll, dem Christenthume in Hinterpommern Eingang zu verschaffen. Die Zeit der Stiftung setzen einige ins Jahr 965 und die Dauer desselben bis 1025. Allein wenn anders die Nachricht, welche viele in Zweifel ziehen, gegründet ist, so war vielleicht dieser Reinbern nur dann zum Bischof von Colberg bestimmt, wann es ihm glücken sollte, das Christenthum in diesen Gegenden auszubreiten; aber die Pommern scheinen eben so wenig Neigung zur Annahme des Christenthums gehabt zu haben, als sie es sich gefallen ließen, die polnische Hoheit anzuerkennen.
Johann Jacob Sell, Teil 1, Seiten 100 f.
Karl Friedrich Pauli Allgemeine preußische Staatsgeschichte, 2. Buch, Seite 131
992
Herrschaftsgebiet Bolesławs I. in den Jahren ~992 bis 1025
(Kartenausschnitt aus Putzgers Historischer Schul-Atlas, 1905)
1005
Im Zug der Polenkriege Heinrichs I., die eher gegenseitige Verwüstungsaktionen waren, konnten die Pomoranen die polnische Oberhoheit wieder abschütteln.
Jürgen Petersohn Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979, S. 43
Gegen Ende des 11. Jahrhunderts schlossen sich die bis dahin in lockeren Verbänden lebenden Pomeranen unter der Oberherrschaft eines Herzogs enger zusammen. Grund war der Druck der sie bedrängenden Dänen im Norden, der Brandenburger im Süden und der Polen im Südosten. Der Greif, ein Fabelwesen aus Adler und Löwe, gab dem neuen Herrschergeschlecht seinen Namen, es wurde fortan das Greifengeschlecht genannt.
Ahnenforschung Böttcher Pommerns Geschichte
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entwickelte sich im westlichen Teil des pomoranischen Siedlungsgebietes ein Herzogtum, dessen Schwerpunkt sich um das Jahr 1000 von Kolberg/Belgard ins Odermündungsgebiet mit den Herzogsburgen von Cammin und Stettin verlagerte. Die Herzogsdynastie der Greifen herrschte bis 1637. Ihr erster gesicherter Vertreter war Wartislaw I. (* um 1100; † vor 1148 in Stolpe).
Geschichte Pommerns
1019
An der Südküste der Ostsee errichteten die Dänen – als die Herren auf See – Stützpunkte für ihre Unternehmungen friedlicher oder kriegerischer Art u.a. die Jomsburg, von der aus der Ort [Wollin, GK] und die umgebende Landschaft gesichert wurde.
Nach Christian Friedrich Wutstrack wurde Jomsburg 958 vom dänischen König Harald II. (Blauzahn) angelegt, 1043 zerstört und bald wieder erbaut, 1185 gänzlich zerstört. Bei Jamund, Kreis Köslin (heute Jamno (Koszalin), Polen) soll die Seestadt Jomsburg gelegen haben.
Die dort eingesetzten Häuptlinge oder Jarle machten sich im Laufe der Zeit von ihren heimischen Herrschern immer unabhängiger und begründeten mit ihren Scharen, den Jomswikingern, später einen eigenen Seeräuberstaat.
Martin Wehrmann, 1919
1034
Als Polen um 1034 im Chaos einer heidnischen Reaktion zerbrach, konnten sich die slawisch-pommerschen Stämme wieder von der Zentralgewalt aus Gnesen befreien. Viele Eroberungszüge der Polen gegen die Pommern … konnten im 11. und 12. Jahrhundert abgewehrt werden. Wikipedia Geschichte der Stadt Danzig
1046
Obwohl Roderich Schmidt für 997 eine Nennung des Herzogtums Pomorie angibt, wird die erste Erwähnung Pommerns als Hoheitsgebiet im Allgemeinen für das Jahr 1046 unter Zemuzil, Herzog der Pommern (Zemuzil [dux] Bomeraniorum), behauptet.
Eine genealogische Verbindung von Herzog Zemuzil Bomeraniorum zu dem später im westlichen Hinterpommern herrschenden Geschlecht der Greifen, den um Stolp und Schlawe lebenden Ratiboriden, einer Seitenlinie der Greifen, und den in Pomerellen und Danzig regierenden Samboriden ist nicht belegt.
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/11jh
12. Jahrhundert
Der westliche Teil von Hinterpommern wurde im 12. und 13. Jahrhundert in die kirchlichen und weltlichen Strukturen des Reiches eingegliedert. Die Herzöge aus der slawischen Dynastie der Greifen förderten die Ansiedlung von Deutschen und Flamen, denn bedingt durch die Kriege des 12. Jahrhunderts (pomoranische Kriege, Wendenkreuzzug, dänische Invasionen) und die Tatareneinfälle im 13. Jahrhundertwaren erhebliche Gebiete entvölkert. Ziel der Ansiedlungspolitik war die Steigerung der Steuerkraft ihres Lehens. Die Anhebung der Einwohnerzahl führte in Pommern zu einer demografischen wie auch zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Wandlung. Pommern wurde Teil des niederdeutschen Sprachraums. Ost-Hinterpommern wurde im 14. Jahrhundert kolonisiert.
Eine genealogische Verbindung von Herzog Zemuzil Bomeraniorum zu dem später im westlichen Hinterpommern herrschenden Geschlecht der Greifen, den um Stolp und Schlawe lebenden Ratiboriden, einer Seitenlinie der Greifen, und den in Pomerellen und Danzig regierenden Samboriden ist nicht belegt. Das Territorium um Kolberg, Körlin und Köslin unterstand dem Bistum Cammin und lag bis zur Reformation außerhalb des Einflusses der Pommernherzöge.
Möglicherweise haben Zemuzil oder Wartislaw I. im 12. Jh. die bisher in einem losen Verbund lebenden pomoranischen Stämme unter ihrer Führung vereint. Bis dahin gehörten die wendischen Einwanderer in dem Gebiet zwischen Oder und Weichsel sowie Netze und Ostsee unterschiedlichen Stämmen und Sippen an. Jeder dieser Verbände besiedelte sein eigenes Territorium, getrennt durch fast undurchdringliche Wälder oder Sümpfe und Moore.
Jeder Stamm entwickelte eigene Traditionen und sprach seinen besonderen Dialekt. Die kulturellen Unterschiede waren eng verbunden mit den Merkmalen der Landschaft und den Begebenheiten, die in die spezifische Mythologie jeden Stammes Eingang fanden.
D.h., die Wenden als ein staatlich organisiertes Volk gab es nicht. Erst zur Abwehr fremder Gewalt verbündeten sich einige von ihnen kurzfristig unter einem Heerführer.
Wikipedia Pommern
Es gab in Pommern immer mindestens zwei Machtzentren, eines in der Nähe der Oder, eines in der Nähe der Weichsel. Ab dem Jahre 1164 nahmen die westlichen pomoranischen Fürsten aus dem Haus der Greifen ihr Land vom Sachsenherzog Heinrich dem Löwen zu Lehen, damit kam das spätere Herzogtum Pommern unter deutschen Einfluss. Der östliche, zur Weichsel hin gelegene Teil des pomoranischen Siedlungsgebietes kam [mit mehreren Herzogtümern, GK] unter polnische Hoheit.
Wikipedia Pomoranen
Zwischen den beiden Machtzentren lag das 1140 gegründete Bistum Cammin, dem das Territorium um Kolberg, Körlin und Köslin unterstand. Das Bistum Cammin befand sich bis zur Reformation außerhalb des Einflusses der Pommernherzöge, musste diese aber als Schutzherren akzeptieren.
1100 Wartislaw I. (* um 1100; † vor 1148 in Stolpe) war ein Fürst in Pommern (Slawien). Er gilt als Stammvater der Dynastie der Greifen und Begründer eines pommerschen Herzogshauses im westlichen Hinterpommern.
Sein Bruder Ratibor I. (* unbekannt; † 7. Mai 1156), Begründer der Seitenlinie der Ratiboriden, herrschte in Pommern-Schlawe-Stolp. Nach ihrem Aussterben 1228 gelangte dieses Gebiet an die Askanier und von diesen 1317 an die Greifen.
Der Vater von Wartislaw I. und Ratibor I. ist unbekannt.
1102 Der polnische Herzog Bolesław III. Schiefmund (* 20. August 1085; † 28. Oktober 1138) aus der Dynastie der Piasten führte mehrere Feldzüge gegen das heidnisch-slawische Hinterpommern, 1102 gegen Belgard, 1103 gegen Belgard und Kolberg, 1102-1113 gegen Nakel und Wissegrad, 1108 gegen die Netzeburgen Czarnikau, Usch, Nakel.
Am 10. Aug. 1109 siegte der Polenherzog in der Schlacht bei Nakel über Pommern.
Martin Wehrmann, 1919, S. 57 Hans Branig Zur älteren Geschichte Pommerns in der polnischen Forschung, 1959, S. 403 Jürgen Petersohn Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979, S. 21
Das Gebiet um die Odermündung und Hinterpommern mit den Hauptburgen Cammin und Stettin, unterwarf Herzog Bolesław III. erst in den drei Feldzügen der Jahre 1116, 1119, 1121.
Vermutlich hat Bolesław III. im Jahre 1116 auch das spätere Pomerellen erobert und das Geschlecht der Samboriden als Statthalter eingesetzt, auch sie führten den Pommern-Namen im Titel. 1227 erlangten sie die volle Selbständigkeit, starben aber 1294 im Mannesstamm aus. 1309 kaufte der Deutsche Orden diese Herrschaft und nannte sie Pommerellen.
Wikipedia Samboriden
Bolesław III. hatte ein Interesse daran, das soeben unterworfene Pommern zu christianisieren. Die von ihm unterstützte Missionsreise in den Jahren 1121/1122 des aus Spanien stammenden Bischofs Bernhard blieb jedoch erfolglos.
Die Christianisierung war kein Selbstzweck sondern hatte auch politische Gründe, die Macht des Herrschers konnte gefestigt werden, denn die …
… hierarchische Struktur der christlichen Kirche ermöglichte ihm, seinen Einfluss in der Gesellschaft zu stärken […] Der Übertritt zum Christentum brachte dem […] Herrscher auch die Gleichstellung mit den anderen westlichen Herrschern und ermöglichte damit bessere staatliche Beziehungen. Wikipedia Christianisierung Polens
1107 1107 – Polenherzog Bolesław III. Krzywousty unternimmt einen Kriegszug nach Kolberg, dabei zerstört er auch Belgard, Köslin, Cammin und Wollin. Preußenweb Pommern
Cammin in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt.
Gerhard Köbler Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999
1123 Eine andere Quelle meint:
Das Hochstift und Fürstentum / Kammin / Cammin in Pommern wird 1123 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt. GenWiki Fürstentum Kammin
Das Siedlungsgebiet der Wilzen erstreckte sich von Demmin in Vorpommern entlang der Ostsee bis zur Persante bei Kolberg. Andere Quellen bezeichnen die Wilzen auch als Lutizen oder Walataben.
1124 Bischof Otto von Bamberg unternahm dann 1124/1125 auf Veranlassung Bolesław III. Schiefmund seine erste Missionsreise nach Pommern in das unter der Herrschaft Wartislaws I. stehende Gebiet, das im Osten über die Persante bis zum Gollenberg reicht, im Süden bis ans Land Zantoch, im Westen bis Demmin und bis zur Ryckmündung. Die Inseln Usedom und Wollin gehören ihm ebenfalls. Diese Missionsreise war bereits sehr erfolgreich.
1128 1128 unternahm Otto von Bamberg, diesmal vom Kaiser und deutschen Fürsten unterstützt, seine zweite Missionsreise, die ihn in das lutizische Siedlungsgebiet westlich der Oder führte. Wegen seiner Erfolge wurde Otto von Bamberg 1189 heilig gesprochen.
Herzog Wartislaw I. (* um 1100; † um 1140), war der erste bekannte Pommernherzog aus der Dynastie der Greifen, die bis zu ihrem Aussterben 1637 Pommern regierten. Er war dem polnischen Herzog Bolesław III. tributpflichtig.
Wikipedia Königreich Polen
Bischof Otto kann im Konflikt zwischen dem Herzog Bolesław III. und Wartislaw I. vermitteln. Er veranlaßt den Polenherzog von einem Kriegszug nach Pommern abzusehen; dafür erkennt Wartislaw erneut die Lehnsabhängigkeit von Polen an. Preußenweb Pommern
1135 Herzog Bolesław III. erobert Pommern, muß es aber beim Reichstag von Merseburg vom deutschen Kaiser Lothar als Lehen annehmen. Preußenweb Pommern
Wartislaw I. war nun Aftervasall des Kaisers.
1138 Mit dem Tod Bolesławs III.am 28. Oktober 1138 endete die polnische Oberhoheit.
Das Bild zeigt Pommern und Polen gegen Ende der Regierungszeit von Bolesław III.
1140 Das pommersche Bistum wurde in Wollin gegründet. Zunächst war es in rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht allein den Pommernherzögen verpflichtet.
Jürgen Petersohn Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979, S. 285.
Am 14.10.1140 trat Bischof Adalbert, der der Dolmetscher des Bischofs Otto von Bamberg auf dessen zweiter Missionsreise war, als erster pommerscher Bischof sein Amt an. Papst Innozenz II. bestimmte die St. Adalbertskirche in Wollin zum Sitz des neuen Bistums Pommern.
Wikipedia Bistum Cammin
Nach dem Tode Wartislaw I. (* um 1100; † um 1140) übernahm Ratibor I. die Regierung in Pommern.
1147 Sächsische, dänische und polnische Fürsten führten einen Kreuzzug gegen die Elbslawen (Wenden) im Gebiet zwischen Elbe, Trave und Oder, Wendenkreuzzug genannt. Nachdem die Angegriffenen bei der Belagerung von Stettin geltend machten, dass sie bereits zum Christentum übergetreten seien, kam es zum Friedenschluss.
Den Slawen konnten die Vorbereitungen für ein so groß angelegtes Kriegsunternehmen wie einen Kreuzzug und die Aufrufe zur Teilnahme an selbigem nicht verborgen geblieben sein. Über die Reaktionen im Wendenland ist vor allem von Seiten der Abodriten unter der Führung Niklots Näheres bekannt. Niklot, Fürst der Abotriten, veranlasste mehrere Festungsarbeiten und ließ sie als Zufluchtsorte ausbauen. Im Jahre 1160 fiel Niklot im Kampf gegen Heinrich den Löwen.
Die slawische Seite war den beiden Kreuzzugsheeren unterlegen. So vermieden sie offene Schlachten und zogen sich in die Fluchtburgen, Wälder und Sümpfe zurück. Wikipedia Wendenkreuzzug
1148 Bei einem Treffen mit den sächsischen Fürsten im Sommer 1148 bekannte sich Ratibor I. zum christlichen Glauben und gelobte, für Ausbreitung und Verteidigung des Christentums tätig zu sein.
Wikipedia Wendenkreuzzug
Ratibor I. (* unbekannt; † 7. Mai 1156) war ein Herzog von Pommern aus dem Hause der Greifen. Er ist der Stammvater einer Nebenlinie des Greifenhauses, der Ratiboriden.
1155 Bischof Adalbert verlegte den Bischofssitz in das vor 1155 gegründete Prämonstratenserstift Grobe auf Usedom..
Nach dem Tode Ratibor I. im Jahre 1155/56 teilten sich seine Neffen Bogislaw I. (* um 1130; † 1187) und Kasimir I. (* nach 1130; † 1180) die Herrschaft in Pommern.
Insgesamt zogen zwischen 1150 und 1350 etwa 600 000 Deutsche in die Gebiete östlich von Elbe und Saale (wobei es um 1300 knapp 10 Millionen Deutsche gab!). Geschichtsforum
1164 Die (west-) pommerschen Herzöge mit Sitz in Cammin unterstellten sich nach einem Kriegszug der Lehnshoheit Heinrichs des Löwen.
1170
Das von der Ostsiedlung erfasste Territorium entsprach in etwa den durch Bischof Otto von Bamberg 1124/1125 missionierten Gebiete zwischen Oder und Persante bzw. dem Gollenberg (bei Köslin), also dem westlichen Hinterpommern.
Bernhard Brügger Feudale Expansion und Migration am Beispiel des mittelalterlichen Mecklenburg-Vorpommern
Im Gebiet östlich der Linie Gollenberg, Küddow und nördlich der Warthe und Netze herrschten die Ratiboriten, eine Nebenlinie aus dem Greifenhaus.
1176
Somit ist anzunehmen, dass auch das pomoranische Territorium um Bublitz von den Greifen kontrolliert wurde.
Der aus dem Greifenhaus stammende Kasimir I. gewährte 1176/80 dem nach Kammin verlegten pommerschen Bistum weitreichende Privilegien.
Vermutlich gehörte zu diesen Privilegien das Jagdrecht im Bublitzer Areal, das das Interesse der Bischöfe an dieser Landschaft begründen könnte. Vermutlich ist Kasimir I. der Namensgeber von Kasimirshof, dem Nachbarort von Bischofthum im Kreis Bublitz. Kasimirshof könnte ursprünglich Meldefeuer mit einer Motte und einem Gut zur Versorgung der Bedienungsmannschaft und Bublitz zugeordnet gewesen sein, während Bublitz ein Tafelgut bzw. Zentrum eines Jagdreviers des Herzogtums war, denn der Bischof Martin von Weiher erklärte 1853 anlässlich eines Streits um das Leibgedinge, …
… seines Wissens sei Bublitz von alters her ein Tafelgut der Bischöfe Dr. Bodo Koglin Ein Überfall auf Bublitz im Jahre 1553
Dieses Kasimirshof ist nicht zu verwechseln mit dem Wohnort Kasimirshof in der ehemaligen Gemeinde Balfanz im Kreis Neustettin oder dem Wohnort Kasimirshof in der ehemaligen Gemeinde Hölkewiese im Kreis Rummelsburg.
Das Bisthum wurde von Julin, nach der zweiten Zerstörung dieses Ortes, nach Cammin verlegt. Im Jahre 1182 eroberte Cannt VI., König von Dänemark, Julin und vernichtete die Stadt und die umliegende Gegend vollständig. An gleicher Stelle entstand später Wollin.
Christian Friedrich Wutstrack, Seiten 144, 335
Um 1176 wurde in Kammin nach einer von Otto Bamberg errichteten Kirche ein Dom für den Bischof von Pommern erbaut. Adalberts Nachfolger, der in Wollin amtierende Bischof Konrad I. von Salzwedel (1163-1185), verlegte den Bischofssitz 1182 nach Cammin.
Wikipedia Bistum Cammin
Bogislaw I. und Kasimir I. verzichteten 1176 in der Bewidmung des Kamminer Domstifts ausdrücklich auf die aus der Schutzherrschaft entspringende Oberhoheit. Dadurch übte der Camminer Bischof bereits die Landeshoheit über die von ihm erworbenen Gebiete aus.
Friedrich Salis, S.128
Das Territorium um Kolberg, Körlin und Köslin unterstand dem Bistum Cammin und lag bis zur Reformation außerhalb des Einflusses der Pommernherzöge. Wikipedia Herzöge von Pommern
1181
Wegen der immer heftiger werdenden Überfälle der Nachbarn schloss sich Bogislaw I. dem Lehnsverband des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (HRR) unter der Herrschaft Kaiser Friedrichs I. (Barbarossa) an. Dieser erkannte 1181 mit Fahnenbelehnung die eigenständige Herrschaft des Bogislaw I. an und bestätigte so den Herzogstitel, den die Greifen seit der 2. Hälfte der 70er Jahre des 12. Jh. in Urkunden geführt hatten.
Zwischen Pommern und dem HRR wurde somit ein unmittelbares Rechtsverhältnis hergestellt.
Wikipedia Pomoranen
Wikipedia Geschichte Pommerns
1185
Pommern wurde von Dänemark besetzt und fiel erst nach der Schlacht bei Bornhöved (1227) – bis auf Rügen – an das Heilige Römische Reich zurück.
1186
1186 erhielt sein Nachfolger Bischof Siegfried I. vom Papst die Bestätigung der Verlegung der bischöflichen Residenz nach Cammin und die Anerkennung der Unabhängigkeit des Bistums.
1188
Mit Rücksicht auf die Ansprüche der Kirchenprovinzen Gnesen und Magdeburg wurde das Bistum Cammin exemt, d.h., dem Papst unmittelbar unterstellt.
Preußenweb Pommern
1190
Deutsche adlige Familien und Colonisten kamen aus dem Braunschweigischen und Lüneburgischen nach Pommern und begannen die ansässigen Wenden zu verdrängen.
Christian Friedrich Wutstrack, Seite 14
Die Herzöge aus der slawischen Dynastie der Greifen, insbesondere Kasimir II. und Bogislaw II., förderten die Ansiedlung von Deutschen und Flamen, denn bedingt durch die Kriege des 12. Jahrhunderts (pomeranische Kriege, Wendenkreuzzug, dänische Invasionen) waren erhebliche Gebiete entvölkert. Dörfer und Städte wurden neu errichtet.
Ziel der Ansiedlungspolitik war die Steigerung der Steuerkraft ihres Lehens. Die Anhebung der Einwohnerzahl führte in Pommern zu einer demografischen wie auch zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Wandlung. Pommern wurde allmählich Teil des niederdeutschen Sprachraums.
Kasimir II., auch Casimir II. (* um 1180; † 1219) war ein Sohn des pommerschen Herzogs Bogislaw I. und Anastasia, der Tochter des Herzogs Mieszko III. von Polen.
Bogislaw I. (* um 1177; † 23. Januar 1220) war Herzog von Pommern.
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/12jh
13. Jahrhundert
Das westliche Hinterpommern bis zur Grabowo wurde erst unter der Regierung Barnim I. (der Gute, von 1232 bis 1278) überwiegend von deutschen Siedlern bewohnt.
Die pomerellischen Herzöge, welche von der Grabow bis an die Weichsel und Netze herrschten, blieben bei den Sitten und der Sprache der Wenden und Polen, zumal sie dem deutschen Reiche nicht unterwürfig waren, sondern an Polen hingen.
Die Wenden zogen sich zuletzt nach Pomerellen, und ihre Nachkommen befinden sich noch, unter dem Namen der Cassuben, in den Gegenden von Stolpe, Lauenburg und Bütow. Daher kommt es, dass man jetzt in diesen Gegenden viele cassubische Familien findet, deren Namen sich größtenteils ky auf endigen.
Christian Friedrich Wutstrack, Seite 15
Dem Bischof Hermann von Gleichen gelang es in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Grundlagen des Bistums entscheidend zu festigen. Es gelang ihm, die territorialen Besitzungen seiner weltlichen Herrschaft in der Funktion als Fürstbischof zu einem geschlossenen Gebiet abzurunden. Seine selbständige Politik stand oft im Gegensatz zu den Interessen der pommerschen Landesfürsten. Wikipedia Bistum Cammin
Ost-Hinterpommern wurde im 14. Jahrhundert kolonisiert.
1217 Papst Honorius III. bestätigte dem Bistum Cammin am 20. März 1217 alle Privilegien und behandelte dessen Bischof als unabhängigen Reichsfürsten.
Wikipedia Bistum Cammin
1227 Pommern wurde, mit Ausnahme des Fürstentums Rügen und des ostpommerschen Herzogtums der Samboriden, Teil des Heiligen Römischen Reiches bis zu dessen Auflösung am 6. August 1806.
1227 befreiten sich die Samboriden von der polnischen Lehnshoheit und erlangten die volle Selbständigkeit, die sie bis zum Aussterben ihres Mannesstammes 1294 bewahrten.
1228 Nach dem Aussterben der Ratiboriden 1228 gelangte das Gebiet östlich der Linie Gollenberg, Küddow und nördlich der Warthe und Netze, also die Länder Schlawe und Stolp, die zwischen dem Bistum Cammin und Pomerellen liegenden Ländereien, an die Askanier und von diesen 1317 an die Greifen.
1231 1231 verlieh Kaiser Friedrich II. dem Markgrafen Otto I. von Brandenburg aus dem Geschlecht der Askanier die Lehnshoheit über Pommern.
Lenne Gesamtschule Die Mark Brandenburg von Albrecht dem Bär bis Friedrich I.
1240 Nachdem das Bistum Wollin (Kammin) während der ersten 100 Jahre ohne Hochstift bestanden hatte, erwarb es ab 1240 umfangreiche Territorien zu voller Landeshoheit, d.h., Im Stolper Vertrag vom 24. April 1240 wurde die landesfürstliche Hoheit der Kamminer Bischöfe begründet.
Friedrich Salis Wikipedia Bistum Cammin
1248
Bistum Cammin 1250-1350 Der Bischof von Cammin, Wilhelm I. (1244-1252) tauschte am 07.10.1248 gegen bereits erworbene Rechte und Einkünfte im Land Stargard ein großes zusammenhängendes, mit allen Hoheitsrechten ausgestattetes Stiftsgebiet im Raum Kolberg / Körlin / Köslin ein, das später um den Raum Bublitz erweitert werden konnte. Die pommerschen Bischöfe gewinnen für ihr Stiftsgebiet eine fürstbischöfliche Stellung, ohne jedoch die volle Reichsunmittelbarkeit zu erlangen. Die pommerschen Herzöge behaupten sich als Schutzherren des Bistums.
Wikipedia Bistum Cammin
1255
1255 verlegte Bischof Hermann Graf von Gleichen (1252-1288) seinen Sitz nach Kolberg, der Ort wurde zur Stadt nach lübischem Recht.
1276 Die Verwaltung des Hochstifts Cammin kam nach Köslin.
Hermann von Gleichen förderte die planmäßige Ansiedlung deutscher Einwanderer in das relativ dünn besiedelte Territorium des Bistums, das durch dänische und polnische Kriege stark entvölkert war. Die durch die Siedler wachsenden Abgaben an das Bistum führten zu einem deutlichen Anstieg seiner Einkünfte. Wikipedia Bistum Cammin
Adelige und bäuerliche Siedler
Dem Ruf Hermann von Gleichen folgten Angehörige von Adelsgeschlechtern aus seiner Heimat, wie Kirchberg, Käfernburg und Eberstein, die er mit Ländereien im Stiftsgebiet belehnte. In den Jahren 1276 und 1277 konnte er das Gebiet des Stiftes abrunden, als er für 3500 Mark Silber den westlich der Persante gelegenen Teil des Landes Kolberg erwarb.
Parallel zur deutschen Besiedlung erfolgte die kulturelle Anpassungsprozess und Angleichung der Lebensverhältnisse der Pomoranen. Dabei handelte es sich um einen sehr langfristigen Prozess, der in Vorpommern zu Beginn des 15. Jh. abgeschlossen war, während in Hinterpommern östlich von Kolberg (Kołobrzeg) zu dieser Zeit noch die slawische Bevölkerung überwog. Der niedere slawische Adel profitierte kaum von der Kolonisation und sah sich mit einer starken Konkurrenz deutscher Adliger konfrontiert.
Die bäuerlichen Siedler kamen hauptsächlich aus Flandern, (Nieder-) Sachsen, Westfalen, Holland und Dänemark, im südlichen Raum um Stettin auch aus dem Harzer Umland. Dementsprechend erhielten die küstennahen Städte das Lübische und die Städte des Stettiner Raums das Magdeburger Recht (in einer Stettiner Abwandlung).
Bernhard Brügger Feudale Expansion und Migration am Beispiel des mittelalterlichen Mecklenburg-Vorpommern
Das Herzogtum Pommern Ende des 13. Jahrhunderts.
Quelle der Karte: Thomas Helms
Christian Friedrich Wutstrack erwähnt eine große Teuerung, Hungersnot und Pest.
https://www.kuchenbecker-report.de/bischofthum/chronik/geschichte/zeitstrahl/13jh
- ↑ Chronik des Thietmar von Merseburg
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