Kurs:Team und Kommunikation 2/Kooperation von Egoisten
Kooperation von Egoisten
Egoismus und Kooperation auf evolutionärer Basis:
Der Mensch erkannte schon in der Frühen Zeit seiner Existenz auf dem Planeten Erde, dass das Organisieren und folglich auch das Kooperieren in Gruppen derartig weitreichende Vorteile bieten kann, dass alle Beteiligten, selbst die sehr scharf berechnenden Egoisten, am Ende mehr Nutzen von Kooperation haben, als alles alleine und, resultatbezogen, ungeteilt zu bewerkstelligen. So war es beispielsweise in der Frühzeit einem einzelnen Menschen nicht möglich, ein Mammut zu erlegen. Er jagte folglich kleinere und/oder weniger kräftige Tiere, wie Rehe oder Gazellen. Haben sich nun fünf Männer bei der Jagd eines Mammuts zusammengetan und es erlegt, so hatte am Ende des Tages jeder Beteiligte mehr zur Verfügung, als wenn er nur ein Reh gejagt hätte. So entwickelte sich aus einfacher Berechnung heraus der Egoist zum Team-Player. In diesem Stadium befriedigt es außerdem das Grundbedürfnis einer jeden Lebensform: das Überleben, welches zugleich das egoistischste aller Grundbedürfnisse ist.
Konfliktentstehung völkerübergreifend:
Das oben kurz umrissene Schema war grob 30000 Jahre der menschlichen Entwicklung die Basis zwischenmenschlicher Beziehungen. Der Mensch war daran gewöhnt, ständig mit 30 bis 100 freundlich gesinnten Menschen umgeben zu sein. Alle anderen Menschen waren per se erst einmal Feinde oder gar keine Menschen. Beispiele finden sich zum einen in der Antike, zum anderen in der Zeit des Imperialismus. Hat man bei den alten Römern einen Sklaven verletzt, so wurde man wegen Sachbeschädigung belangt. Da die Sklaven der Römer fast immer anderen Völkern abstammten, ist die Tatsache, dass sie überhaupt erst zu Sklaven wurden, darauf zurückzuführen, dass sie kriegerische Auseinandersetzungen mit den Römern hatten. Zu Zeiten des Imperialismus wurde ein Brite, der einen dunkelhäutigen Menschen getötet hatte, nicht wegen Mordes verurteilt, weil selbige nicht als Menschen gesehen wurden. Sie standen vielmehr auf einer Ebene mit Tieren, was die judikative Beurteilung anging. Das Konfliktpotential, das damals geschaffen wurde, beherrscht heute noch die Ghettos in den USA oder spaltet das Volk Südafrikas bis weit nach Abschaffung der Apartheid.
Konflikte und Kooperation heute beim einzelnen Individuum:
Diese lange antrainierten Neigungen zeigen sich heutzutage im Aufbau dessen, was der Durchschnittsmensch als seine engsten Vertrauten, seinen Familienkreis oder Freundeskreis bezeichnet. Es liegt in der Natur des Menschen, zwischenmenschliche Beziehungen unterschiedlich zu gestalten im Hinblick auf den Grad des Vertrauens zu dieser Person. So vertraut man im Durchschnitt seiner Mutter mehr, als dem erst kürzlich kennen gelernten netten Arbeitskollegen. Konflikte entstehen mit solchen Leuten zwangsläufig, wenn beide das gleiche Ziel erreichen wollen – sei es eine Stelle in der Firma oder auch das „Landen“ bei einer netten Dame. Heutzutage werden von einer Person deutlich mehr Kontakte, und damit Beziehungen, geknüpft als noch vor 100 oder 200 Jahren. Daraus entstehen logischerweise mehr Antriebe zu egoistischem Verhalten gleichzeitig, was wiederum zu einer Vermehrung der Konflikte und danach zu Kriegen führt. Vereinfacht gesagt: 7 Milliarden von einer Primatenspezies erfordern von jedem einzelnen von ihnen eine Anpassungsfähigkeit, die in der breiten Masse heutzutage noch nicht vorhanden ist.
Egoisten in Team:
Kooperation mit Egoisten in einem Team. Das mag einem zunächst widersprüchlich vorkommen. Das ist es jedoch nicht. Egoisten sind Personen, die in einem gut ausgewogenen Projekt nur nützen können. Unter Egoismus ist hier zu verstehen, dass Leute selbstbewusst ihr eigenen Interessen vertreten. Solche Interessen sind perfekte Motivationshilfen. Zum Beispiel will ein Mitarbeiter durch ein Projekt neue Erfahrungen sammeln oder sich ein größeres Fachwissen aneignen. Andere wollen vielleicht das Projekt als Karriereschub nutzen und sind deshalb sehr interessiert daran, das Projekt zu dem bestmöglichen Ende zu bringen. Schlussendlich ist die Quelle der Motivation nicht immer zu erkennen, aber wenn man merkt, dass ein Mitarbeiter starkes Eigeninteresse zeigt, sollte man solche Leute bevorzugt ins Team nehmen. Man kann davon ausgehen, dass diese Leute durch ihre Eigenmotivation mindestens genau so intensiv am Erreichen des Zieles arbeiten werden wie die Teamleitung. Der gesunde Egoismus ist nicht rücksichtlos gegen die Interessen anderer gerichtet. Intelligente Menschen wissen den Vorteil guter Zusammenarbeit zu nutzen, dies fördert den gemeinsamen Erfolg und steigert das Image eines Teams. Jeder, der schon einmal in einem Projektteam gearbeitet hat, weiß, dass jeder seinen Beitrag zum Gelingen beisteuern muss. Das bedeutet, dass auch den „Egoisten“ bewusst ist, dass jeder einzelne für seine berufliche Entwicklung am meisten hat, wenn sie sich alle um den Erfolg bemühen. Es gibt jedoch auch negativen Egoismus, welcher sich in destruktivem Verhalten äußert. Solche Egoisten können sie in einem Team jedoch nicht gebrauchen und sollten deshalb nicht in ein Team einbezogen werden.
Beispiel Gefangenen-Dilemma:
Anhand des Beispiels des Gefangenen-Dilemmas kann gezeigt werden das Egoismus ohne Kooperation zum Schlechtesten aller Ergebnisse führt. Beispiel: Zwei Gefangene( Person A und Person B), die beschuldigt werden einen Tat begangen zu haben, werden getrennt voneinander befragt. Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder schweigen oder singen.
Dazu folgende Matrix:
A / B | schweigen | singen |
---|---|---|
schweigen | (-2,-2) | (-5,0) |
singen | (0,-5) | (-4,-4) |
A überlegt rein logisch: • Wenn beide schweigen, muss jeder von ihnen zwei Jahre hinter Gitter. • Wenn B schweigt und er singt, ist er frei. Folglich ist Singen für ihn besser, wenn B schweigt. • Wenn B aber singt und er schweigt, dann muss er 5 Jahre hinter Gitter und B ist frei. • Wenn A und B singen, bekommen sie jeweils vier Jahre Gefängnis. • Somit ist Singen auch in diesem Fall besser für ihn.
Da B auch rein logisch denkt und die Beiden keine Möglichkeit haben zu kommunizieren, • wird B gleich handeln wie A und auch singen.
Das Ergebnis dieser Denkvorgänge würde bedeuten, dass beide, A und B, für 4 Jahre hinter Gitter gehen müssen, weil beide singen, und somit ein schlechteres Ergebnis erzielen, als wenn sie kooperiert und geschwiegen hätten. Fazit: Beim Gefangenen Dilemma wissen weder Person A noch B, wie sein Gegenüber reagiert und entscheiden sich somit für ihren persönlichen Vorteil, was ihnen aber das schlechtmöglichste Ergebnis bringt, nämlich zusammen acht Jahre.
Quellen:
Geißler, Peter(Hrsg.)/Klaus Rückert(Hrsg.)(2000): Meditation – die neue Streitkultur. Kooperatives Konfliktmanagement in der Praxis. 1. Aufl. Gießen: Psychosozial-Verlag.
Keller, Hedwig (2003): Projektmitarbeiter finden und führen. 1. Aufl. München: Carl Hanser.