Ablauf Bearbeiten

Das Seminar besteht aus mehreren Präsenzveranstaltungen, die semesterbegleitend durchgeführt werden (vgl. Termine). Nach einer Einführungsveranstaltung wird gruppenweise eine Seminararbeit in einem öffentlichen Wiki angefertigt. Vor Abschluss der Bearbeitung werden mindestens zwei Präsenztermine angeboten, bei denen Probleme diskutiert und Fragen geklärt werden können. Die Ergebnisse der Gruppen werden in Form eines Infomarktes vorgestellt. Sollten die Seminarteilnehmer keine Einwände haben, werden die Ergebnisse zusätzlich öffentlich präsentiert. Eine Nachbesprechung schließt letztlich das Seminar ab.

Für Nichtstudenten der TU Braunschweig sieht das natürlich anders aus. Jeder kann gruppenweise ein Thema bearbeiten und erhält ebenso von mir Kommentare und Anregungen, die Betreuung ist letztlich vergleichbar. Die Präsenztermine sind natürlich etwas anderes: Gerne kann auch daran teilgenommen werden oder wir versuchen bei Bedarf eine Videokonferenz oder ähnliches. Wem das alles zu viel Zeitaufwand ist, kann natürlich auch unabhängig davon mit den Teilnehmern hier im Wiki diskutieren, Anregungen geben und vielleicht selbst gute Anregungen mitnehmen.

Ausarbeitung des Textes im Wiki Bearbeiten

Für das gemeinsame Erstellen einer Seminararbeit ist das ein gutes Werkzeug, dessen Handhabung man sehr einfach selbst erlernen kann - man erhält später auch nicht erst für alles eine Schulung, bevor man loslegen kann. Man lernt oft sehr gut, indem man sich Dinge selbst beibringt, indem man ausprobiert und schaut, was passiert. Das ist gerade bei Wiki problemlos möglich, weil man stets alte Textversionen wiederherstellen kann; man kann also nichts kaputt machen und nach Herzenslust experimentieren.

Die Einführung wurde daher bewusst knapp gehalten: Anmeldung durchführen lassen und ganz kurz grundlegende Funktionen gezeigt. Jetzt heißt es ausprobieren! Wer wirklich gar nicht weiterkommt, könnte auch nachsehen, ob andere Gruppen das eigene Problem schon gelöst haben, und dort nachfragen. Unabhängig davon: Eine komplette Formatvorlage liegt vor, so dass man sich daran orientieren kann und an vielen Stellen einfach nur den Blindtext durch eigenen ersetzen muss. Es entfällt also das oft umständliche Herumhantieren mit einer Textverarbeitung.

Die Arbeit sollte komplett im Wiki entstehen. Es ist überhaupt nicht kritisch, wenn zu Beginn nur Stichwörter, unfertige Textpassagen oder auch ungeprüfte Aussagen eingetragen werden - das ist ganz normal; niemand schreibt einen sauber strukturierten und formulierten Text "in einem Rutsch runter". Ein grobes Vorgehen könnte sein:

  1. Fragen formulieren, die zum Thema beantwortet werden sollen
  2. Klären, welche Methoden zum Beantworten tauglich sind und welches Material dafür benötigt wird
  3. Sammeln von Informationen (zum Beispiel Literaturrecherche oder Befragung)
  4. Auswertung der gesammelten Informationen
  5. Schreiben des Textes
  6. Nachbearbeitung des Textes

Zu jedem Schritt kann man etwas auf der Ausarbeitungsseite im Wiki (bzw. auf der zugehörigen Diskussionsseite) festhalten.

Am Ende sollte jedes Gruppenmitglied 30.000 bis 35.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen; entspricht etwa 15 Textseiten) beigetragen haben. Bei beispielsweise drei Personen sollte der gesamte Text demnach 90.000 bis 105.000 Zeichen lang sein. Das Wiki selbst kann diese Aufgabe leider nicht übernehmen, aber man kann den Text zum Beispiel unter http://www.woerter-zaehlen.de in ein Formularfeld kopieren und dort online analysieren lassen. Es lässt sich am Ende zwar kaum genau zuordnen, wer wie viele Zeichen geschrieben hat (das kann man bei einer "Papierseminararbeit" aber ebensowenig) - dennoch sollte man sich stets im Wiki anmelden, wenn man etwas ändert. So kann man später besser nachverfolgen, wo Probleme liegen. Der Betreuer erhält zudem die Möglichkeit, nicht nur ein fertiges Endprodukt zu begutachten, sondern den gesamten Prozess - ein unschätzbarer Vorteil. Sollte es wirklich handfeste Probleme geben, kann er unterstützend eingreifen. Aber: er wird nicht bei jeder Kleinigkeit helfen und korrigieren - sonst könnte am Ende keine Note mehr gegeben werden.[1]

Das Wiki ist öffentlich, das heißt auch Außenstehende können die Beiträge sehen und bearbeiten. Auch das ist gewollt. Zum einen findet vielleicht jemand in einem Unternehmen eine gute Anregung, die ihm bei eigenen Problemen hilft. Vielleicht hat aber auch jemand einfach einen guten Tipp, der wertvoll für die Seminararbeit sein kann. Warum sollte man darauf verzichten? Sollte tatsächlich jemand außerhalb große Langeweile haben und ungewollt seitenweise Text verfassen, müsste der Betreuer einschreiten - aber das sollte er dann entscheiden, wenn es dazu kommen sollte - eigentlich ist davon nicht auszugehen. Letztlich lässt sich die wesentliche Urheberschaft nachvollziehen - daher ist es wichtig, sich stets vor Bearbeitung des Textes im Wiki anzumelden.

Am Ende gibt es eine Gesamtnote für die ganze Gruppe - es wäre unvernünftig, bei einer gemeinsam erstellten Arbeit die individuellen Anteile zu kennzeichnen und dann einzeln zu benoten - dann arbeitet man vielleicht als Ansammlung von Einzelkämpfern, aber nicht als Team und könnte sich den Aufwand sparen. Eine "klassische Abgabe" einer Arbeit in Papierform entfällt. Der Betreuer wird die letzte Version aus dem Wiki bewerten, die vor dem festgelegten Bearbeitungsschluss zuletzt von einem Gruppenmitglied bearbeitet wurde.

Wissensaustausch in Form eines Infomarktes Bearbeiten

Ein Infomarkt[2] ist eine Methode, um Wissen aktiv zu erarbeiten und zu präsentieren. Dabei soll ein vertieftes Verständnis gewonnen werden, indem man verschiedene Perspektiven betrachtet.

Jede Gruppe erstellt im Vorfeld zu einem Präsenztermin ein Poster, mit dem sie ihr Thema und ihre Ergebnisse vorstellen möchte. Es ist dabei wichtig, nicht nur die Inhalte der Seminararbeit komprimiert darzustellen, sondern sich vor allem zu überlegen, wie man sie mit dem begrenzten Platz und der gegebenen Zeit den anderem am besten vermittelt. Der Betreuer unterstützt die Gruppen dabei im Vorfeld. Wer weitere Ideen hat, wie er den Stoff am besten vermitteln kann, darf diese natürlich zusätzlich einbringen. Gibt es Filme? Anschauungsmaterial? Kann man etwas direkt im Internet vorführen? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Die Gruppen werden beim Infomarkt in zwei Hälften geteilt. Die erste wandert wie auf einer Ausstellung von Plakat zu Plakat, während die andere bei ihrem eigenen stehen bleibt, um ihre Ergebnisse vorzustellen und zu erläutern. Es bietet sich dabei an, dass die Ankommenden zunächst die Poster begutachten und dann eine kurze Einführung erhalten. Danach können Fragen gestellt werden, die von der Erstellergruppe beantwortet werden. Möglicherweise finden sich beispielsweise auch Anknüpfungpunkte an die Themen der Besuchergruppe. Der Betreuer der Gruppen beobachtet die einzelnen Gruppen und gibt bei Bedarf Tipps und Hinweise oder stößt festgefahrene Diskussionen wieder an, indem er neue Impulse einstreut. Je nach Gruppenanzahl kann es nötig sein, dass weitere Betreuer anwesend sind.

Nach einer zuvor festgelegten Zeit (etwa 10 bis 15 Minuten), deren Verstreichen vom Betreuer signalisiert wird, gehen die Besuchergruppen zum nächsten Plakat bis alle Stationen besichtigt worden sind. Im Anschluss werden die Rollen getauscht, das heißt die Besucher werden zu Ansprechpartnern an den Postern und umgekehrt - und es beginnt (gegebenenfalls nach einer Pause) ein zweiter Durchlauf. Abschließend sollten die Gesamtergebnisse durch eine geeignete Methode diskutiert und zusammengetragen werden.

Das Poster und die Mitarbeit im Infomarkt sind zwar erforderlich, um einen Seminarschein zu erwerben, werden aber nicht benotet. Dies würde sich zum einen schwierig gestalten, da der Betreuer im Vorfeld bei der Gestaltung unterstützend eingreift. Während des Informarkts ist es zum anderen kaum möglich, alle Gruppen in angemessenem Umfang zu bewerten. Ferner ist die Situation, anderen etwas vorstellen zu müssen, für einige neu und bedeutet gehörigen Stress, der sich auf die Leistung auswirkt. Der wird später im Berufsleben möglicherweise ebenso auftreten - das heißt es ist gut, dass man Vergleichbares erfährt - im Seminar geht es aber nicht um die Beurteilung von Präsentationsgeschick, sondern um wissenschaftliches Arbeiten und die Auseinandersetzung mit einem Thema. Die gegenseitige Wissensvermittlung wird daher bewusst "entspannt" gehalten, so dass Spontaneität und Risikobereitschaft nicht unterdrückt werden.

Öffentliche Abschlusspräsentation Bearbeiten

Sollten die Seminarteilnehmer keine Einwände haben, werden die Ergebnisse zusätzlich öffentlich präsentiert - natürlich unbenotet:

  • Einführung durch das Institut für Organisation und Führung
  • Impulsreferat (maximal fünf Minuten), in dem jede Gruppe die Problemstellung ihres Themas umreißt und die Fragen nennt, die sie beantwortet haben - die Ergebnisse sollten, wenn überhaupt, nur sehr knapp angerissen werden
  • Ausstellung der Poster, bei dem die Gruppen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und ihre Ergebnisse erläutern

Dadurch...

  • erhielten die Gruppen die Möglichkeit, Kontakte zu Praxisvertretern zu knüpfen und möglicherweise einen interessanten Praktikumsplatz oder eine Kooperation für eine spätere Arbeit zu erlangen
  • erhielten andere Studierende und Praxisvertreter die Möglichkeit, sich über die Angebote des Instituts für Organisation und Führung zu informieren
  • erhielte die Bevölkerung Einblick in das, was an der Universität geschieht

Nachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Es ist allerdings auch fraglich, ob eine Notenvergabe bei Seminararbeiten schon sinnvoll ist oder erst später bei Studien- und Diplomarbeiten eingesetzt werden sollte.
  2. Erweiterung von Kiehne/Karpinska (2010), S. 15 um Elemente von Lernen durch Lehren.

Literaturverzeichnis Bearbeiten

  • Kiehne, Björn; Karpinska, Malgorzata (2010): Methodenwerkstatt - Unterlagen zur Didaktikfortbildung QL:next des Kompetenzzentrums für Hochschuldidaktik Niedersachsen am 12.02.2010 und 13.02.2010, Braunschweig.