Kurs Diskussion:Dresden in der Frühromantik/Marie Amalie von Pfalz-Zweibrücken
Maria Amalia Augusta von Pfalz- Zweibrücken (10. Mai 1752 - 15. November 1828), Kurfürstin von Sachsen und erste Königin von Sachsen sowie Herzogin von Warschau, war die Tochter des Herzogs und Pfalzgrafen Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken (* 27. Februar 1724 in Rappoltsweiler; † 15. August 1767 in Schwetzingen) und seiner Frau Maria Franziska von Pfalz-Sulzbach (* 15. Juni 1724 in Schwetzingen; † 15. November 1794 in Sulzbach).
Ehe mit Friedrich August dem Gerechten
BearbeitenAm 17. Januar 1769 wurde sie durch Procuration (Ferntrauung) mit Friedrich August III. verheiratet (als König Friedrich August I. oder der Gerechte), am 29. Januar erfolgte der Einzug in Dresden.
1771 und 1775 hatte sie Totgeburten. Sie gebar am 21. Juni 1782 die Prinzessin Maria Augusta von Sachsen († 14. März 1863), die erste königliche sächsische Prinzessin. 1797 folgte eine weitere Totgeburt. Weil sich kein männlicher Nachwuchs einstellte, fiel nach dem Tod von Friedrich August dem Gerechten die Königskrone an Friedrich Augusts Bruder Anton der Gütige (* 27. Dezember 1755 in Dresden; † 6. Juni 1836 in Pillnitz). Prinzessin Maria Augusta starb unvermählt.
Nach dem Tod ihrer Schwägerin Caroline von Bourbon-Parma (* 22. November 1770 in Parma; † 1. März 1804 in Dresden) teilte sie sich mit ihrer anderen Schwägerin, Maria Theresia von Toscana[1], die Verantwortung für die Erziehung der sieben[2] Kinder, was sie nach Zeitzeugnissen sehr streng getan haben soll. Unter diesen Kindern befanden sich auch die späteren sächsischen Könige Friedrich August II. und Johann. Caroline von Bourbon-Parma war mit ihrem Schwager, dem Prinz Maximilian von Sachsen (* 13. April 1759 in Dresden; † 3. Januar 1838 ebenda[3]) verheiratet gewesen. Marie Amalies Schwägerin Maria Theresia von Österreich (* 14. Januar 1767 in Florenz; † 7. November 1827 in Leipzig, Erzherzogin von Österreich) war die Frau des späteren sächsischen Königs Anton der Gütige. Die vier Kinder dieser Ehe starben bereits im Säuglingsalter.
In der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 erlitten die zuvor hoch eingeschätzten preußisch-sächsischen Truppen gegen Napoleon eine verheerende Niederlage. Napoleons Truppen besetzten Sachsen, und Friedrich August der Gerechte musste zwangsweise am 11. Dezember 1806 den Frieden von Posen schließen. Sachsen musste hierbei dem von Napoleon geschaffenen Rheinbund beitreten, wurde dafür aber wie zuvor schon Bayern und Württemberg zum Königreich erhoben und erhielt als Belohnung den bisher preußischen Landkreis Cottbus zugeschlagen. Schon am 20. Dezember 1806 erfolgte die Ausrufung Friedrich Augusts zum König von Sachsen, womit Marie Amalie zur Königin von Sachsen wurde.
Nach dem Frieden von Tilsit vom 7. Juli 1807 und auf Grundlage der Bestimmungen der Verfassung vom 3. Mai 1791 wurde Friedrich August der Gerechte polnischer Monarch und Herrscher des Herzogtums Warschau und Marie Amalie damit zur Herzogin von Warschau. Durch den Sejm wurde Friedrich August bereits 1791 zum Nachfolger König Stanislaus’ II. ernannt und zugleich die Erbfolge des sächsischen Kurhauses für den polnischen Thron festgelegt (Artikel VII der polnischen Verfassung). Die Polen erhofften sich hierdurch das Kurfürstentum Sachsen als Schutzmacht gegen die preußischen, österreichischen und russischen Teilungspläne. Friedrich August hatte aber aus Furcht vor einem neuen Krieg diese Krone abgelehnt.
1813 geriet Marie Amalie in preußische Gefangenschaft in Berlin, Brünn und Preßburg, insgesamt 2 Jahre, am 7. Juni 1815 konnte sie nach Dresden zurückkehren. Ihr Mann starb am 5. Mai 1827. Sie überlebte ihn nur um ein Jahr und wurde neben ihn in der Stiftergruft der Katholischen Hofkirche in Dresden beigesetzt.
"Nichts machte einen so widrigen Eindruck auf sie wie die Vergnügungen des Hofes. Sie war wohl auf steifen Pomp bei ihrer Ankunft gefaßt gewesen, nicht aber auf diese, alle Freude tötende Eintönigkeit des Zeitvertreibs, in der man jede Erheiterung zum Dienst und zur Pflicht machte, wo man um jeden Preis sich angenehm unterhalten mußte.
Wahrscheinlich machte sie gleich anfangs ihr Los noch härter durch ihre Lebhaftigkeit, durch Spott über die drückende Reihe von Vergnügungen, über die gegen den freien militärischen Ton des Zweibrücker Hofes so grell abstechende Schwerfälligkeit des sächsischen, über manche Karikaturen ihrer Umgebung, über die nach Stunden abgemessenen Gebete. Versuche, ihre Fesseln lockerer zu machen, waren vergeblich. Ohne Hoffnung, jemals das Sklavenjoch, in das sie sich in der ersten Blüte einer bis dahin frohen Jugend geschmiedet sah, abwerfen oder ertragen zu können, fühlte sie sich grenzenlos unglücklich, und da sie ihre Tränen verbergen mußte, keiner Seele ihren Kummer mitteilen konnte, nagte die innere Verzweiflung an ihrem Leben..."(Ferdinand von Funck, zit. nach Jäckel 1988)
Hofstaat (1809)
Bearbeiten"Ihro Maj. der Königin (Amalia) Hof=Staat. (* 10. Mai 1752 in Mannheim, am 29. Januar 1769 in Dresden vermählt)"
Hofmeister und Hofdamen
BearbeitenObrist=Hofmeisterin
- Ihro Excellenz Fr. Francoise Ludovike Salomone, verwittw., Freyfrau von Weßenberg, geb. Freyfrau von Schauenburg, Obrist=Hofmeisterin, im Schlosse
Obrist=Hofmeister
- Hr. Constantin Dziembowski, Obrist=Hofmeister, Schlossgasse 322
Fräulein=Hofmeisterin
- Frau Maria Anna verwittw. Freyfrau von Lüzerode, geb. Gräfin von Paumgarten, Fräulein=Hofmeisterin, Zwingerallee 69
Kammerfräulein
- Fräul. Maria Anna o Byrn, Kammerfräulein, im Schlosse
- Fräul. Judith von Gumpenberg, Kammerfräulein, ebend.
Hofdame im Schlosse
- Fräulein Maria Antonia Marquise Piatti, Hofdame im Schlosse
- Fräulein Auguste von Watzdorf, Hofdame im Schlosse
- Fräulein Amalie Gräfin von Brühl, Hofdame im Schlosse
- Fräulein Maria Anna Gräfin von Miaczynska, Hofdame im Schlosse
Kammerfrauen und Kammerdiener im Schlosse
BearbeitenKammerfrau im Schlosse
- Frau Theresia Fronhoffer, Kammerfrau, ebend.
Kammerdienerin im Schlosse
- Mdlle. Barbara o Byrn, Kammerdienerin, ebend.
- Mdlle. Marianne Franke, Kammerdienerin, ebend.
- Mdlle. Franziska Baur, Kammerdienerin, ebend.
- Mdlle. Josepha Maria Anna Cornelius, Kammerdienerin, ebend.
Gardedame im Schlosse
- Frau Sophia Zenker, Gardedame, ebend.
- Frau Theresia Cammerata, Gardedame, ebend.
Kammermensch im Schlosse
- Josepha Jentsch, Kammermensch, ebend.
Kammergehülfin im Schlosse
- Antonia Jentsch, Kammergehülfin, ebend.
Kammerdiener und Bedienstete
BearbeitenPutzmacherin
- Lucia Schubert, Putzmacherin, Zwingerallee, kön. Geb.
Leibkröserin
- Joh. Sophia Fischer, Leibkröserin, Kreuzgasse 536
Leibwäscherin
- Joh. Christiana Schornsthein, Leibwäscherin, Zwingerallee, im kön. Waschhause
Krankenwärterin im Schlosse
- Christiana Eiselt, Krankenwärterin, im Schlosse
Extraweib von den Damen in Schlosse
- Anna Elisabeth Wolf, Extraweib von den Damen, ebend.
Beichtvater
- R. D. Josephus Preißler, Beichtvater, Schloßg. kön. Geb.
Hof=Kapellan
- R. D. Simon Bonnaventura o Kelly, Hof=Kapellan, gr. Brüderg. 270
Kapelldiener
- Caspar Staszewski, Kapelldiener, kl. Brüderg. 315
Kammerzahlmeister
- Hr. Wilhelm Gustav Frohnhoffer, geh. Kammerzahlmeister und Premier=Lieut. Schloßg. 248
Hofkassirer
- Hr. Gottl. Friedr. Büttner, Hofkassirer, Schösserg. 358
Kammerdiener
- Hr. Jos. Warin, Kammerdiener, Fst. (Friedrichstadt) Schäferstr. 11
- Hr. Jos. Greg. Erdtel, Kammerdiener, gr. Brüderg. 209
- Hr. Leonhardt Schindler, Kammerdiener, Schloßg. 332
- Hr. Jacob Savary, Kammerdiener, WV (Wilsdruffer Vorstadt) grüne G. 568
Sommelier
- Hr. Casper Brandstetter, Sommelier, Scheffelg. 173
Kammerheitzer im Schlosse
- Friedrich August Kowalski, Kammerheitzer, im Schlosse
- August Franz Kowalski, dessen Gehülfe, ebend.
Kammerthürhüter
- Caspar Staszewsky, Kammerthürhüter, kl. Brüderg. 315
- Anton Butschek, Kammerthürhüter, PV. (Pirnaische Vorstadt) am Elbberg, 51
Saalthürhüter
- Anton Teubner, Saalthürhüter, gr. Brüderg. 258
- Franz Aloysius Hottenroth, Saalthürhüter, in Blasewitz
Leibschütze und Hofjäger
- Hr. Adolph Wilhelm Meitzner, Leibschütze und Hofjäger, Nst. im gr. Jägerhof
Damenthürhüter
- Xaverius Cattaneo, Damenthürhüter, WV Fischersd. 580
Damenstubenheitzer
- Joh. Michael Förster, Damenstubenheitzer, kl. Brüderg. 291
Stubenheitzer von den Kammerleuten
- Joseph Heinrich, Stubenheitzer von den Kammerleuten, im Schlosse
Pensionaire.
Bearbeiten- Frau Maria de Carossi, Gardedame, im Schlosse
Literatur
Bearbeiten- JÄCKEL, Günter: Dresden zur Goethezeit. Die Elbestadt von 1760 bis 1815, Berlin 1988
Weblinks
Bearbeiten- Amalie von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler (Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia)
- Dresdner Adreß-Kalender auf das Jahr 1809, Arnoldsche Buchhandlung Dresden.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Vgl. Maria Theresia von Österreich Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia.
- ↑ Diese sieben Kinder waren: 1. Amalie (1794–1870); 2. Maria Ferdinanda (1796–1865) ∞ (6. Mai 1821) Großherzog Ferdinand III. der Toskana; 3. Friedrich August II. (1797–1854), König von Sachsen; 4. Clemens Maria Joseph Nepomuk Aloys Vincenz Xavier Franz de Paula Franz de Valois Joachim Benno Philipp Jakob (* 1. Mai 1798 in Dresden; † 4. Januar 1822 in Pisa); 5. Maria Anna (1799–1832) ∞ (16. November 1817) Großherzog Leopold II. der Toskana; 6. Johann (1801–1873), König von Sachsen; 7. Maria Josepha (1803–1829) ∞ (20. Oktober 1819) König Ferdinand VII. von Spanien.
- ↑ Maximilian von Sachsen war von 1827 bis 1830 designierter Thronfolger des Königreichs Sachsen.