Möbius, Paul Julius (1894)
Möbius, P. J.: Über den Begriff der Hysterie und andere Vorwürfe vorwiegend psychologischer Art.
In: Neurologische Beiträge von P. J. Möbius. Leipzig: A. Abel (Arthur Meiner) 1894 (Werkverzeichnis Steinberg 1894 b).
Paul Julius Möbius (1853 – 1907), Neurologe und Psychiater, war von 1883 bis 1893 Dozent für Neurologie in Leipzig. Nach Rückgabe der venia legendi führte er als wissenschaftlich hoch angesehner Nervenarzt [1] als Freiberufler seine Praxis weiter.
Mehrere neurologische Symptome und Syndrome sind nach ihm benannt: Moebiusschs Krankheit (Migraine ophthalmoplégique), Moebiussches Zeichen (Konvergenzstörung bei M. Basedow), Moebiusscher Kernschwund (angeborene Ptose), die Begriffe endogenen versus exogenen für psychische Erkrankungen.
Möbius verfasste wegweisende Publikationen zur Hysterie. Er erkannte die psychogene Ätiologie hysterischer Störung und den Symbolcharakter der Symptome noch vor Sigmund Freud. Freud und Breuer erwähnen ihn 1893 und sprechen von „ähnlichen“ pathogenetischen Ansichten.[2] Die Hysterie war für Möbius eine Erkrankung durch Vorstellungen auf einer dem oberen Bewusstsein nicht zugänglichen Bewusstseinsspähre.[3]
Am Beispiel der Unfallnervenkranken legte Möbius die psychische Natur scheinbar körperlicher Störungen dar. Sie wurden in der Folge von Strümpell „traumatische Neurosen“ genannt. Möbius sah in ihnen ein Beispiel für Hysterie bei Männern.[4]
- ↑ So das Urteil des Literaturhistorikers Georg Witkowski in der Deutsche[n] Litteraturzeitung anlässlich einer Besprechung von Möbius' Goethe-Pathographie von 1898. Die Münchener Allgemeine Zeitung (gez. Prof. Edinger) schreibt in der Besprechung seiner "Vermischte[n] Aufsätze" von 1898 (V. Heft der Neurologischen Beiträge): "Der Leipziger Gelehrte Dr. Möbius steht bei dem kritischen ärztlichen Publikum in ganz besonderer Werthschätzung. Er ist einer der wenigen wirklich philosophisch durchgebildeten und philosophisch denkenden Ärzte unserer Zeit." Quelle: Verlagsanzeigen in P. J. Möbius: Ueber Schopenhauer. Leipzig: J. A, Barth 1899.
- ↑ Steinberg, H.: Der Nervenarzt Paul Julius Möbius. Eine Werkbiographie. Bern: H. Huber 2005, S. 202
- ↑ a. a. O. S. 204
- ↑ a. a. O. S. 203