Möbius, Paul Julius 1900

Möbius, P. J.: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 9. Auflage 1908. Erstdruck in: Sammlung zwangloser Abhandlungen auf dem Gebiete der Nerven- und Geisteskrankheiten Bd. III, Heft 3. Halle/Saale: Marhold 1900, Steinberg 1900a.[1] Dort mit dem Untertitel: In Rücksicht auf den Zusammenhang mit der allgemeinen Medizin und die Bedürfnisse des praktischen Arztes.[2]

9. Auflage 1908

Der 23-seitige Essay machte Möbius schlagartig in der Öffentlichkeit bekannt. Es folgten zahlreiche Nachdrucke, ab 1901 als Einzeldruck. Auf Bitte des Verlegers nahm Möbius Leserbriefe, ganz oder in Auszügen, als Anhang auf.[3] Zu den prominenten Gegnerinnen, die er so zu Wort kommen ließ, zählen die Frauenrechtlerinnen Auguste Schmidt und Hedwig Dohm. Moebius war der Meinung, sich wohlwollend und verständnisvoll über das Naturell der Frauen geäußert zu haben.

Pate gestanden haben für Möbius' Analyse vermutlich Schopenhauer mit seinem Tractat „Über die Weiber“ (1851) und – worauf Steinberg hinweist - Lombroso, C. und G. Ferrero: „Das Weib als Verbrecherin und Prostituirte. Anthropologische Studien gegründet auf einer Darstellung der Biologie und Psychologie des normalen Weibes.“ (1894).[4]


P. J. Möbius um 1900

Aus Möbius’ Selbstkommentaren: [5]

„Zu meiner Freude habe ich auch weiblichen Beifall erhalten; eine Dame z. B. sagte mir, sie fühle sich von einem Drucke erlöst, da sie Zeit ihres Lebens die Behauptung, das Weib könne dasselbe leisten wie der Mann, und ihr Bewusstsein nicht habe vereinen können. Viel häufiger als der Beifall war der Tadel; das Missfallen zeigte die verschiedensten Grade, vom wohlwollenden Kopfschütteln bis zur leidenschaftlichen Empörung. [ ] In Wahrheit führe ich die Sache des weiblichen Geschlechts gegen seine Schädiger und streite gegen den blutlosen Intellectualismus, gegen den missverstehenden Liberalismus, der auf eine öde Gleichmacherei hinausläuft. Die eigentlichen Weiberfeinde sind die „Feministen“, die den Unterschied der Geschlechter aufheben möchten.“

"Villa Möbius" in Leipzig 2009


Die Abbildung rechts zeigt das Haus, das Möbius gehörte und in dem er von 1896 - 1907 im Hochparterre seine Wohnung und Praxis hatte. In der 2. Etage wohnte ab 1902 der Goethe-Forscher Karl Heinenmann.

  1. Steinberg, Holger: As ob ich zu einer Wand spräche. Der Nervenarzt Paul Julius Möbius. Eine Werkbiografie. Bern: Huber 2005, Werkverzeichnis S. 304 - 24.
  2. a. a. O., S. 226
  3. a. a. O.
  4. a. a. O.
  5. Stachyologie. Weitere vermischte Aufsätze. Leipzig: J.A. Barth 1901, S. 159 – 164


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