Nachhaltige Gesundheit der Menschheit
Das Auseinandersetzen mit der nachhaltigen Gesundheit der Menschheit scheint mir ein vernachlässigtes Thema zu sein. Viele nehmen diese als selbstverständlich hin, ohne viel darüber nachzudenken. Meiner Meinung nach ist das ein Fehler.
Früher hat die Evolution für gesunde Nachkommen gesorgt. Gene mutieren manchmal, ständig werden Gene rekombiniert. So ergab sich die natürliche Evolution: Es überleben in der Regel diejenigen Lebewesen, die sich am besten an die Umwelt angepasst haben. Die anderen mussten leider sterben und konnten damit ihre Gene nicht weitervererben. Diese Selektion wurde durch die sexuelle Selektion ergänzt, die nur zusammen mit der natürlichen funktioniert.
Später hat sich einiges verändert. Man hat erstens die Medizin eingeführt. Diese ermöglicht, dass weniger Menschen leiden und sogleich weniger sterben müssen. Dadurch konnten aber auch Kinder von Eltern auf die Welt kommen, die aufgrund der Medizin besser überleben konnten. Ergo kann eine Abhängigkeit von der Medizin entstehen. Gleichzeitig entschieden sich die Menschen, weniger Kinder zu bekommen. Dafür wurden soziale Absicherungssysteme eingeführt. Diese haben die Chancen für ein Individuum verbessert, jedoch auch die Selektion beeinflusst.
Die Evolution findet weiterhin statt, aber anders. Wissenschaftler haben beispielsweise anhand von Daten über die sexuelle Selektion untersucht, wie sich die Größe und die Form von Menschen ändert. Außerdem hat man berechnet, wie nach ein Weltenbürger in der Zukunft aussehen könnte.
Bevor man das Erbgut des Menschen entschlüsselt hatte, dachte man medizinische Krankheiten bestimmten Abschnitten im Erbgut zuteilen zu können. Damit könnte man sichere medizinische Diagnosen durchführen oder sogar einfach ein gesundes Erbgut zusammenstellen. Doch die tatsächlichen Merkmale des Individuums, die sich durch die Genexpression herausbilden, hängen von vielen verschiedenen Genen und Umwelteinflüssen ab (auch Epigenetik genannt). Auf diese Weise können bisher nur kaum relevante Wahrscheinlichkeitsaussagen aus den Genen über Krankheiten getroffen werden.
Eine mögliche Gefahr stellt ein genetischer Verfall da, auch Dysgenik genannt. Aufgrund des neutralen Zufalls sind günstige genetische Veränderungen selten, ungünstige dagegen häufig. Durch die mangelnde Selektion wird sich die Menschheit also voraussichtlich kaum weiterentwickeln. Ein weiteres Problem besteht darin, dass bisher das Immunsystem durch die Evolution ein Wettrüsten mit den Krankheitserregern erfuhr. Ein Vorteil der geringen Selektion stellt dagegen dar, dass so die Bewegung in Richtung genetischer Abhängigkeit von der Medizin langsamer abläuft.
Auch Statistiken widersprechen einem genetischen Verfall nicht unbedingt. So könnte der beobachtbare sinkende Intelligenzquotient in den westlichen Staaten seit dem Ende der 90er Jahre (Umkehrung des Flynn-Effekts) auf einen solchen hindeuten. Außerdem war die Kaiserschnittrate im Jahr 2010 doppelt so hoch wie vor zwanzig Jahren. Natürlich kann man sich das auch durch ein höheres Alter der Mütter sowie eine größere Angst vor der natürlichen Geburt erklären. Aber der Anstieg der Kaiserschnittrate könnte sich auch durch eine wachsende Anzahl an größeren Säuglingen erklären lassen, die durch fehlende Selektion entstehen.
Die Eugenik stellt eine Idee zur Verbesserung dieser Situation da. Durch verschiedene Konzepte soll eine funktionierende Evolution künstlich wiederhergestellt werden. Dadurch verlangt die Eugenik aber auch, dass bestimmten Menschen die Fortpflanzung verwehrt bleibt, sie die Medizin nicht nutzen dürfen oder sie in manchen Konzepten sogar sterben müssen. Außerdem besteht die Gefahr einer weiteren falsch-laufenden Evolution. Zudem könnte ein größerer Wettbewerb zwischen den Menschen einen Rückschritt im sozialen Miteinander bedeuten.
Ein weiterer Zukunftsweg stellt die künstliche Verbesserung der menschlichen Gene durch gezielte intelligente Weiterentwicklung dar. Disziplinen wie die synthetische Biologie oder die Humangenetik stellen einen Anfang dieser Entwicklung dar.
Auch das Klonen könnte einen genetischen Verfall verhindern. Möglich ist das Klonen von Menschen aus erwachsenen Menschen allerdings noch nicht. Auch könnte das Klonen die Gefahr von Epidemien erhöhen, da sich der Mensch im Gegensatz zu den Krankheitserregern nicht verändert. Wie bei der Eugenik besteht auch bei dem Klonen ein Umsetzungsproblem, da die Vereinten Nation es verboten haben.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der Schaffung einer starken künstlichen Intelligenz. Dazu wären Rechenkapazitäten, die dem Gehirn eines Menschen ähneln, nötig, sowie besonders eine entsprechende Software, die menschenähnliche Denkprozesse erlaubt. Würde die geschaffene Intelligenz mit der des Menschen mithalten, wäre sie möglicherweise in der Lage notfalls den Menschen zu überleben, aber auch sich selber weiterzuentwickeln, sodass eine technologische Singularität eintreten könnte. Diese Intelligenz könnte auch den Menschen weiterentwickeln und ihn schützen (oder sich gegen ihn richten).
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Mensch versucht durch Entwicklungen in der Medizintechnik die Fehler des Menschen auszugleichen. So könnten beispielsweise künstliche Augen oder künstliche Gliedmaßen dem Menschen helfen. Eine schlechtere Intelligenz lässt sich damit allerdings bisher kaum ausgleichen. Eine Gefahr ist dabei auch die Abhängigkeit von den künstlichen Geräten.
Betrachtet man die Entwicklung des Lebens als exponentiell wachsend, ist ein Fortschritt des Menschen in dieser Weise beispielsweise noch in diesem Jahrhundert nicht auszuschließen. Allerdings wäre das Aussterben der Menschheit ebenfalls als Möglichkeit zu betrachten.