Orthodoxe Heilige/Porphyrios von Kavsokalyvia

File:Όσιος Πορφύριος ο Καυσοκαλυβίτης.jpg|mini|Porphyrios


Gedenktag: 2. Dezember

geboren als Evangelos Bairaktaris am 7. Februar 1906 in dem Dorf Agios Ioannis (griechisch: Άγιος Ιωάννης Εύβοιας) bei dem Städtchen Taminaioi[1] der damaligen Provinz Karystia (griechisch: Επαρχία Καρυστίας, englisch Karystia) auf der Insel Euböa (altgriechisch Εὔβοια = Euboia = ‚Land der wohlgenährten Rinder‘, neugriechisch Εύβοια) - die Provinzhauptstadt der 1833 gegründeten Provinz Karystia war seit 1835 Kyme (griechisch: Κύμη im Demos Kymes: Δήμος Κύμης, seit 2014 Demos Kymes-Aliverion: Δήμος Κύμης - Αλιβερίου) - dort saß auch der Bischof

Kindheit

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Abstammung

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sein Vater war Leonidas Bairaktaris, ein armer, aber frommer Bauer, seine Mutter hieß Eleni (Tochter von Antonios Lambrou) - der Vater hatte den heiligen Nektarios von der Pentapolis[2] (1846-1920) gekannt, der seit 1891 als einfacher Aushilfsgeistlicher in verschiedenen Orte auf Euböa arbeitete, obgleich er am 15. Januar 1889 zum (Titular-) Metropoliten der Pentapolis (in der Kyrenaika)[3] geweiht und in dieser Funktion bis Mai 1890 als Patriarchalvikar an der Kathedralkirche von Kairo eingesetzt worden war - nach Verleumdungen mußte Nektarios Kairo verlassen und mietete ein kleines Zimmer am Stadtrand von Athen, konnte aber die Miete nicht bezahlen und hatte als arbeitsloser Priester noch nicht einmal Geld für Lebensmittel - 1891 wurde Nektarios durch das Mitglied der griechischen Regierung Mela zum Prediger in Chalkida (griechisch: Χαλκίδα), der Hauptstadt der griechischen Insel Euböa, berufen, 1892 auch in der Provinz Lakonien (griechisch: Νομός Λακωνίας) im Süden der Region Peloponnes (griechisch: Περιφέρεια Πελοποννήσου) - Nektarios bereiste ständig Dörfer und Städte, um zu predigen - Leonidas Bairaktaris verspürte in sich den Ruf zum Mönch, engagierte sich als Kantor seines Dorf und der heilige Nektarios nahm seine Dienste in Anspruch, wenn er auf seinen Reisen in die Gegend von Agios Ioannis kam

aber bereits am 8. März 1894 wurde der Heilige durch königlichen Erlass Direktor des damaligen Priesterseminars in Athen (der Rizarios-Schule, griechisch: Ριζάρειος Σχολή) - die 1844 durch das Vermächtnis der Brüder Manthos und Georgios Rizarios (griechisch: Μάνθος και Γεώργιος Ριζάρης; englisch: Manthos and Georgios Rizaris) gegründete Rizarios-Schule befand sich damals im Zentrum von Athen in der Straße, welche 1934 in Leoforos Vasilissis Sofias (Königin-Sofia-Allee, griechisch: Λεωφόρος Βασιλίσσης Σοφίας) umbenannt wurde - 1960 zog diese Schule in den Athener Stadtteil Chalandri

Leonidas Bairaktaris verlor durch diese Berufung seinen einzigen Förderer, wählte den Weg der Familiengründung und heiratete Eleni Lambrou

aber die Armut in Verbindung mit dem Kinderreichtum zwang ihn dazu, nach Amerika auszuwandern und beim Bau des Panama-Kanals mitzuarbeiten (etwa 1904/1905 bis 1914) - er hatte Glück und überlebte, während etwa 5.600 Arbeiter während dieser US-Bauphase an Krankheiten und Unfällen starben - Leonidas Bairaktaris schrieb dies seinem unerschütterlichen Glauben an Christus, den Herrn, sowie seinen Engeln und Schutzheiligen zu - dieses Gottvertrauen übertrug sich auch auf seinen Sohn, eine Tochter und schließlich selbst auf seine Frau

Geburt in Agios Ioannis

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am 7. Februar 1906, dem Tag der Geburt des heiligen Porphyrios, war dessen Vater in Panama - der Heilige erhielt den Taufnamen Evangelos

Evangelos war das vierte von fünf Kindern - seine älteste Schwester Vassiliki war im Alter von einem Jahr am Hunger gestorben, die anderen drei Geschwister überlebten, da der Vater in der Fremde arbeitete

Frühe Kindheit

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infolge der Abwesenheit der Väter zum Geldverdienen mußten bereits die kleinsten Kinder in den Familien mitarbeiten - so auch die Pflanzen, selbst Bäume, gießen und die Tiere hüten

Evangelos wurde von klein auf auf den Berg geschickt, um die Schafe zu hüten[4]

Dorfschule

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Johannes der Kalybit

ab dem Alter von sechs Jahren besuchte Evangelos die Dorfschule, deren Lehrer sich aber so oft krank meldete, daß der Unterricht größtenteils ausfiel - Evangelos Hauptbeschäftigung blieb also das Schafehüten, wobei er buchstabierend das Leben des heiligen Johannes des Kalybiten (des Hüttenbewohners)[5] las:

"Da kam mir der heisse Wunsch, wegzugehen und Mönch zu werden. Ohne dass ich irgendwas wusste. Weder einen Mönch hatte ich je gesehen, noch ein Kloster. Gar nichts."[6]

Chalkida

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als Evangelos sieben Jahre war, wurde er mitten im zweiten Schuljahr zu einem großen Gemischtwarenladen[7] in die Hauptstadt von Euböa, Chalkida, geschickt - so konnte er seinen Lebensunterhalt selbst verdienen - in der Schule lernte er ohnehin kaum etwas - im Laden gab es noch zwei weitere Jungen in seinem Alter, Aristos und Tassos - es war üblich, bereits so kleine Kinder arbeiten zu lassen - die "Meistersleute" (das Geschäftsehepaar) hatte eine Wohnung über dem Laden, die Kinder schliefen auf dem Dachboden

 
Notaras-Straße in Troumpa heute

nach ungefähr zwei Jahren, mit neun oder zehn, wurde Evangelos zu einem Verwandten in die Hafenstadt Piräus (griechisch: Πειραιάς) gegeben, der dort eine Taverne mit angeschlossenem großen Lebensmittelgeschäft betrieb - das Geschäftshaus lag auf einem Hügel in der Tsamadou-Straße, und auch dort schlief Evangelos auf dem Dachboden - die Tsamadou-Straße beginnt in der Nähe des Fährhafens und zieht sich mehr als einen Kilometer direkt nach Westen hin, wobei sie die Notaras-Straße kreuzt, eine schmale, lange Straße, welche das Herz des Stadtteils Troumpa (griechisch: Τρούμπα) bildet - der Stadtteil ist nach einer Wasserpumpe benannt, welche seit den 1860er Jahren die anlaufenden Dampfschiffe mit Wasser versorgte - diese Pumpe wurde um 1930 entfernt, so daß sie Porphyrios noch in Aktion sah - parallel zur Notaras-Straße verlaufen im Westen die Filonos-Straße und im Osten die Kolokotroni-Straße, in welchen sich viele berüchtigte Bars, Bordelle und Kabaretts befanden - der ganze Stadtteil war berüchtigt für sein Nachtleben und die blutigen Kämpfe um die Revierherrschaft - heute dominieren in der Tsamadou-Straße Bekleidungsgeschäfte (vor allem für Damen), allerdings liegen in der Nähe der Einmündung in die Straße Grigoriou Lampraki noch immer eine Vielzahl an Bars, Coffeeshops und Restaurants

auf dem Dachboden las Evangelos mühselig buchstabierend mit einer Taschenlampe ein Heftchen vom Leben des heiligen Johannes des Hüttenbewohners, welches Mönche zusammen mit anderen Heftchen in der Taverne verteilt hatten - die Geschichte des Heiligen begeisterte ihn abermals so sehr, daß Evangelos leben wollte wie dieser

eines Abends im Jahr 1918 hörte Evangelos in der Taverne von dem Greis Kyr Antonis, daß dieser in jungen Jahren auf dem Heiligen Berg gewesen war - er stammte ursprünglich aus Kalloni (griechisch: Καλλονή Λέσβου) auf der Insel Lesbos (griechisch: Λέσβος)[8]:

Ich ging dorthin, um Asket zu werden, und ich ging wieder weg. Wie schön war es dort! Ich sah Asketen, Eremiten, heilige Menschen, die versuchten, Gott zu lieben, zu kämpfen in der Wildnis durch Fasten, Entbehrungen und Gebet. Doch ich verließ das alles und kehrte zurück in die Welt und verstrickte mich in tausend Sorgen. Immer wieder denke ich daran zurück. Wie bedaure ich, nicht dort geblieben zu sein! So wäre ich nicht in diese Welt hier gefallen, geplagt mit Familie, Kindern und so vielen Scherereien, dass mich die Kümmernisse des Daseins in die Knie gezwungen haben. Und so denke ich daran zurück.[9]

Evangelos verspürte den brennenden Wunsch, selbst auf den Heiligen Berg Athos zu gehen, um dort so zu leben wie der heilige Johannes der Hüttenbewohner - dreimal nahm er Anlauf, dorthin zu reisen

1. auf einem Schiff, das über Chalkida, Edipsos, Volos und Thessaloniki nach Dafni, dem Hafen von Athos fuhr - er stieg zwar nicht wie bezahlt in Chalkidi aus, sondern fuhr weiter - aber der Gedanke, seine Eltern zu betrüben, ließ ihn in Limni noch auf Euböa von Bord gehen und nach Piräus zurückfahren
2. auf dem Schiff "Athine" auf der gleichen Route - wieder stieg er nicht in Chalkidiki aus, wurde in Edipsos entdeckt und ging in Volos von Bord, wo er die Nacht auf einem Berg verbrachte - am nächsten Tag nahm er ein anderes Schiff nach Thessaloniki, wurde abermals entdeckt und mußte in Thessaloniki an Land, wo er zur Kirche der heiligen Dimitrius ging und danach die Nacht auf einer Bank an einer kleinen Landkirche auf einem Hügel verbrachte - am nächsten Morgen fuhr er wieder nach Piräus zurück
3. auf derselben Linie - als er in Thessaloniki ankam, war Sabbat und er ging nicht von Bord - am Nachmittag begannen Mönche einzusteigen, welche in Thessaloniki Einkäufe für ihr Handwerk erledigt hatten - darunter Gerontas Panteileimon, der ihn auf den Athos mitnahm

1918 kam Evangelos mit zwölf Jahren in die Kalyva St. Georg der Skite Kavsokalivia (auch: der Heiligen Dreieinigkeit (griechisch: Σκήτη Αγίας Τριάδος), welche zur Großen Lavra (dem Kloster Megisti Lavra, griechisch Μονή Μεγίστης Λαύρας) gehört

die Skite entstand aus einer kleinen Zelle, welche der heilige Maximos Kavsokalyvis (um 1270 bis 1365) bei seinem Tod dem heiligen Niphon hinterließ - die Mönche dort erhielten den Beinamen Kavsokalyvitis, auch Porphyrios wird dadurch nach dem Hüttenverbrenner "der Kavsokalyvit" genannt

Maximos wurde Hüttenverbrenner genannt, weil er als Zeichen seiner Askese in jüngeren Jahren (vor 1300?) wie ein Engel unbeschuht auf dem Athos von Ort zu Ort zog und sich primitive Hütten aus Ästen und Blättern baute, die er vor der nächsten Wanderung niederbrannte

erst als der heilige Gregor der Sinait auf den Athos kam, entdeckte dieser das hesychastische Geheimnis des Maximos und veranlaßte ihn zur Seßhaftigkeit - das Gespräch zwischen den beiden Heiligen ist im Band 5 der Philokalie enthalten

hier ordnete er sich dem Gerontas Panteileimon, der ihn auf den Athos brachte, und dessen leiblichen und geistigen Bruder Ioannikios unter - obgleich diese Brüder für ihre besonders strenge Askese bekannt waren, diente Evangelos ihnen in treuem Gehorsam

Anmerkungen

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  1. Taminaioi (griechisch Ταμιναίοι, altgriechisch Τάμινα = Tamina = englisch Tamynae) und Agios Ioannis gehören heute zur Stadt Aliveri (griechisch Αλιβέρι) in der Präfektur Euböa (griechisch: Περιφερειακή Ενότητα Εύβοιας = Νομός Ευβοίας) - Aliveri wurde 2014 mit Kyme zum Demos Kymes-Aliverion: Δήμος Κύμης - Αλιβερίου zwangsvereinigt
  2. Siehe heiliger Nektarios Kefalas von der Pentapolis im Ökumenischen Heiligenlexikon.
  3. Nektarios wurde am 15. Januar 1889 nach der Ermordung des Bischofs der Nilregion zum Bischof von Pentapolis, Libyen, ernannt. Die Ordinations-Urkunde ist bis heute erhalten (im Wahlgesetz 66, S. 394).
  4. Etwa fünfhundert Meter nördlich des Dorfes Agios Ioannis liegt ein niedriger Hügel, auf dessen Südseite Obsidianwerkzeuge und viel jungsteinzeitliche Keramik gefunden wurden. Auch an einem kleinen Sandstrand am Rande des Kaps Mesonisi, an dem sich die Kapelle Unserer Lieben Frau von Tricherousa befindet, gab es zahlreiche jungsteinzeitliche Obsidianfunde, dazu Muscheln. Aliveri war in der Jungsteinzeit eines der Hauptzentren für den Import und die Verarbeitung von Obsidian.
  5. Vgl. Artikel "Johannes der Kalybit" im Ökumenischen Heiligenlexikon.
  6. Kloster der Lebensspendenden Quelle Chrysopigi in Chania auf Kreta (Hrsg.): Altvater Porphyrios von Kavsokalyvia. Leben und Lehre. Aus einem Archiv von Notizen und Tonbandaufnahmen zusammengestellt und herausgegeben.', Hl. Kloster Chrysopigi, Chania, Kreta 2006, 6. Aufl. November 2005 (1. Aufl. März 2003), ISBN 960-87617-1-9, S. 20.
  7. Nach Angaben von Porphyrios führte der Laden Eisenwaren (Schlösser, Schlüssel, Schrauben ...), Seile und Lebensmittel (Zucker, Reis, Kaffee, Pfeffer ...).
  8. Porphyrius spricht von Kalloni (griechisch: Καλλονή Λέσβου) auf Mytilene (Mytilini, griechisch: Μυτιλήνη), wobei letzteres als Hauptstadt von Lesbos (griechisch: Λέσβος) für die ganze Insel stehen soll.
  9. Kloster der Lebensspendenden Quelle Chrysopigi in Chania auf Kreta (Hrsg.): Altvater Porphyrios von Kavsokalyvia. Leben und Lehre. Aus einem Archiv von Notizen und Tonbandaufnahmen zusammengestellt und herausgegeben.', Hl. Kloster Chrysopigi, Chania, Kreta 2006, 6. Aufl. November 2005 (1. Aufl. März 2003), ISBN 960-87617-1-9, S. 23.

griechisch: Όσιος Πορφύριος ο Καυσοκαλυβίτης

englisch: Porphyrios (Bairaktaris) of Kafsokalivia

russisch: Порфирий Кавсокаливит

serbisch: Порфирије Кавсокаливит

französisch: Porphyre (Baïraktaris)