Projekt:Berlin - "Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands!" (Boris Palmer)
BERLIN-SCHELTE - "Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands" (Berliner Morgenpost vom 4. Dezember 2018)
BearbeitenBERLIN-SCHELTE
"Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands"
04.12.2018, 09:35 Uhr • Lesezeit: 8 Minuten
Berliner Morgenpost
Von Alexander Kohnen
Tübingen. Boris Palmer, grünes Stadtoberhaupt von Tübingen, hat sich mit Provokationen einen Namen gemacht. Jetzt knöpft er sich Berlin vor.
Wer Boris Palmer besuchen möchte, geht durch Kopfsteinpflastergassen, vorbei an Fachwerkhäusern und Türmchen, an Geschäften wie Kornblume Naturkost, Geigenbau Schubert und s’Backlädle. Die internationalen Ketten, die sonst die Fußgängerzonen der deutschen Städte dominieren, gibt es hier kaum. Dann steht man vor dem alten Rathaus aus dem 15. Jahrhundert und fragt sich: Wie kann man in dieser Idylle so zornig werden?
Boris Palmer, 46 Jahre alt, ist seit 2007 Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen, 90.000 Einwohner, südlich von Stuttgart. Er ist der Exzentriker der Grünen, das Enfant terrible, das immer wieder mit seiner harten Haltung in der Flüchtlingsfrage in der eigenen Partei aneckt.
Jetzt hat er wieder mal provoziert. Am 13. November, das wurde vor ein paar Tagen bekannt, lieferte er sich um 22 Uhr eine Auseinandersetzung mit einem 33 Jahre alten Studenten. Dieser wirft Palmer vor, ihn angebrüllt, verfolgt und bedrängt zu haben. Die Begleiterin des Studenten hat Palmer jetzt wegen Nötigung angezeigt.
Boris Palmer verschweigt nicht, laut geworden zu sein
Palmer sitzt in seinem Dienstzimmer. Zweite Etage, Blick auf den Marktplatz. Er trinkt viel Wasser, spricht klar und konzentriert, antwortet in wenigen Sätzen, schaut dabei auf die Tischplatte. Eigentlich hat er viel zu tun, später ist noch Gemeinderatssitzung, sein Terminkalender ist voll, aber er will erklären, wie er die Szene erlebt hat.
Er war auf dem Weg vom Rathaus nach Hause, er ging durch die Pfleghofstraße, eine der Gassen in der Altstadt. „Mir kam ein Paar entgegen, und der junge Mann sagte etwas persönlich Herabsetzendes zu mir.“
Da habe er ihn zur Rede gestellt. Der Mann sei sofort explodiert, habe laut geschrien, Palmer solle abhauen. „Und wegen dieser Kombination aus Respektlosigkeit und dem Verstoß gegen den Schutz der Nachtruhe habe ich gesagt: Nicht mit mir, hier ist mein Dienstausweis, ich bin der Leiter der Ortspolizeibehörde, und ich verlange jetzt ihre Personalien.“
Der Student ist dann gegangen, Palmer hat noch ein Foto gemacht, um dessen Identität feststellen zu lassen. „Das war dann nicht mehr nötig. Er ist zur Presse gegangen und hat sich über mein Verhalten beschwert.“ Palmer verschweigt nicht, dass auch er laut geworden ist.
In der Hauptstadt lachen viele Grünen über ihn
„Wildwestmanier“, kommentiert die „Stuttgarter Zeitung“. Palmer sei die „Karikatur des schwäbischen Spießers“, schreibt „Spiegel Online“. Baden-Württembergs Ministerpräsident, Winfried Kretschmann, auch ein Grüner, sagt: „Ich bin nicht der Hüter der Oberbürgermeister. Ich bin nicht ihr Papa.“ Ricarda Lang, Sprecherin der Grünen Jugend, hält Palmer für einen „herumirrenden Wutbürgermeister“.
In der Hauptstadt lachen die Grünen zum Teil über ihn, ach ja, der Boris Palmer schon wieder. Michael Beck (CDU), Oberbürgermeister von Tuttlingen, findet Palmers Verhalten befremdlich: „Der Oberbürgermeister ist nicht dafür zuständig, Tag und Nacht in der Stadt als Sheriff unterwegs zu sein.“ Boris Palmer, der Dirty Harry von Tübingen?
Er sieht das anders. „Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass ein Bürgermeister solche Rechte hat“, sagt er. „Die denken dann, das sei Anmaßung. Die Rechtslage ist aber eindeutig.“ Palmer sagt das mit großem Ernst.
Palmer will „rote Linie“ ziehen
Während des gesamten Gesprächs fällt keine ironische Bemerkung, er lacht nicht. Humor bewies er aber in den sozialen Medien. Als der Fall bekannt wurde, stellte er ein Foto, das im Internet kursierte, auf seine Facebook-Seite: Palmer in einer grünen Batman-Maske.
In der Gesellschaft verändere sich etwas, sagt Palmer, es gehe immer weiter in Richtung Selbstermächtigung. „Deshalb haben wir auch immer mehr Widerstand – also Bespucken, Beleidigungen und Respektlosigkeit – gegenüber Polizisten.“
Dieser Entwicklung müsse Einhalt geboten werden. „Ich habe mich an dieser Stelle dafür entschieden, die rote Linie zu ziehen.“ Mittlerweile hat Palmer herausgefunden, dass der Student der SPD nahesteht. „Ich halte ihn für einen dogmatischen Linken. Er hat erklärt, die Veröffentlichung des Vorfalls sei politisch motiviert, weil meine Äußerungen in der Flüchtlingsfrage rechts seien.“
Er provozierte vor der Bundestagswahl mit einem Buch
Oberbürgermeister sind bundesweit meist unbekannt. Sie sind stille Verwalter, die an konkreten Projekten wie mehr Arbeitsplätzen oder neuen Radwegen arbeiten. Palmer ist der bekannteste Oberbürgermeister Deutschlands, aber auch der umstrittenste. Seine Partei setzt in der Flüchtlingsfrage auf Humanität.
Palmer plädierte hingegen dafür, straffällig gewordene Syrer in das Bürgerkriegsland abzuschieben. Im Sommer 2017, ein paar Wochen vor der Bundestagswahl, provozierte Palmer mit dem Buch „Wir können nicht allen helfen. Ein Grüner über Integration und die Grenzen der Belastbarkeit“.
Viele in den eigenen Reihen glauben, Palmer wolle die bundesweiten Schlagzeilen. Doch er winkt ab: „Das Gegenteil ist der Fall. Diese Vorwürfe höre ich nur von Menschen, die jeden Tag versuchen, eine Schlagzeile zu machen, es aber nicht schaffen.“
In Berlin hält er es nicht aus – zu viel Kriminalität und Armut
In der Hauptstadt hält Palmer es nicht lange aus. „Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands.“ Es klappe einfach gar nichts in Berlin. „Ich komme mit dieser Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut auf der Straße als spießbürgerliche, baden-württembergische Grünen-Pflanze schlicht nicht klar. Ich will diese Verhältnisse in Tübingen nicht.“
Palmer ist immer froh, wenn er nach Dienstreisen zurück in Tübingen ist. Er schaut aus dem Fenster seines Büros auf die Fachwerkhäuser. „Dieser Marktplatz ist für mich einfach Heimat. Dieser Blick beflügelt mich ähnlich wie der Blick von der Neckarbrücke auf die Altstadt. Das sind für mich die beiden schönsten Orte auf der Welt.“
Vater saß wegen Beamtenbeleidigung im Gefängnis
Schon Palmers Vater war ein Rebell, der sagte, was er dachte. Der Obsthändler und -kundler trat im Südwesten bei mehr als 250 Wahlen an, ohne eine zu gewinnen – und saß wegen Beamtenbeleidigung mehrere Monate im Gefängnis.
Palmer sagt: „Mein Vater hat mich gelehrt, für meine Meinung einzustehen.“ Der Südwestrundfunk kommentiert zum aktuellen Fall, bei Palmer hätten zwei väterliche Gene durchgeschlagen: „seine Neigung zum Aufbrausen und die Unfähigkeit zur Selbstkritik“.
„Die Grünen sind Volkspartei in Tübingen.“
Palmers Bilanz seit 2007 wird auch von seinen Kritikern gelobt. Er zählt auf: CO2-Verbrauch pro Kopf um 25 Prozent reduziert, 8000 neue Einwohner, 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, dabei keine Grünflächen zubetoniert.
Bei Wahlen holt die Umweltpartei in seiner Stadt konstant 30 bis 40 Prozent. „Die Grünen sind Volkspartei in Tübingen“, sagt Palmer. Und bei der Bundestagswahl war die AfD nirgendwo in Baden-Württemberg so schwach wie hier, sie lag bei fünf Prozent. „Das spricht gegen die These, dass ich ein Hetzer sei und die Menschen zur AfD treibe.“
Aber warum dann dieser Zorn? „Ich möchte dieses Idyll in Tübingen bewahren und bin zornig, wenn es in Gefahr gerät“, sagt Palmer. In Freiburg habe sich das Klima nach den Vergewaltigungen verändert. „In Berlin oder Köln fällt die zusätzliche Kriminalität, die die Zuwanderung im Jahr 2015 gebracht hat, qualitativ nicht auf.“
DEUTSCHLAND HAUPTSTADT-SCHELTE „Nichts klappt“ – In Berlin fühlt sich Boris Palmer nicht sicher (Die Welt vom 4. Dezember 2028)
BearbeitenDEUTSCHLAND HAUPTSTADT-SCHELTE
„Nichts klappt“ – In Berlin fühlt sich Boris Palmer nicht sicher
Veröffentlicht am 04.12.2018 | Lesedauer: 2 Minuten
Berlin, ein „failed State“? Irgendwie schon, so Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Die Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut auf der Straße verunsichere ihn als Baden-Württemberger nachhaltig.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) fühlt sich nach eigenen Angaben in Berlin schwer verunsichert. „Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: ‚Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands’“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Seiner Ansicht nach klappt einfach gar nichts in dieser Stadt. „Ich komme mit dieser Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut auf der Straße als spießbürgerliche baden-württembergische Grünen-Pflanze schlicht nicht klar. Ich will diese Verhältnisse in Tübingen nicht.“ In seiner Stadt sei es schön, und er wolle dieses „Idyll“ gerne bewahren, so Palmer in dem Interview, das unter anderem in der „Berliner Morgenpost“ zu lesen ist.
Auf Twitter meldet sich dazu Sawsan Chebli (SPD) zu Wort: „Lieber Herr #Palmer, bleiben Sie zu Hause, wenn‘s in #Berlin so unerträglich ist. Wir Berliner brauchen Sie hier nicht! Bin sicher, Sie finden andere Themen, um die gefährliche Sucht nach Aufmerksamkeit zu befriedigen.“
Auch Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop findet klare Worte: „Lieber Boris Palmer, niemand zwingt dich nach Berlin zu kommen", schreibt sie auf Twitter. „Wenn Du Metropole, Vielfalt, Tempo und Lebenslust nicht erträgst, kannst Du woanders die Kehrwoche zelebrieren und Dich als Hilfssheriff blamieren.“
Für Burkard Dregger, Vorsitzender und innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion Berlin, ist Palmers Tweet eine Ohrfeige für Senat und Koalition. „Es ist ein Alarmsignal, wenn Berliner und Besucher sich zunehmend unsicher fühlen in unserer Stadt.“ Man dürfe das nicht zulassen.
Dregger lädt Palmer zu einem Treffen ein, um eine Strategie vorzustellen, die die gefühlte Sicherheit verbessert. Gleichzeitig fordert er vom Senat, bei Berlinern und Besuchern zu erfragen, wie sicher sie sich in Berlin fühlen.
Zuletzt war Palmer in den Schlagzeilen, weil er in Tübingen mit einem Studenten aneinandergeriet und dessen Personalien aufnehmen wollte. Als dieser sich weigerte, soll Palmer den Studenten und dessen Begleiterin fotografiert haben. Die Begleiterin zeigte Palmer daraufhin wegen Nötigung an. Zu diesem Vorfall nimmt Palmer auch in dem Gespräch Stellung: „Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass ein Bürgermeister solche Rechte hat. Die denken dann, das sei Anmaßung. Die Rechtslage ist aber eindeutig.“
DEUTSCHLAND TÜBINGENS OB IN BERLIN - hinter feindlichen Linien (Die Welt vom 20. Februar 2019)
BearbeitenDEUTSCHLAND TÜBINGENS OB IN BERLIN
Keine Dealer weit und breit – Palmer wirkt enttäuscht
Veröffentlicht am 20.02.2019 | Lesedauer: 5 Minuten
Die Welt
Von Sabine Menkens
Politik-Redakteurin
In Berlin fühlt sich der Grüne Boris Palmer so, als habe er den funktionierenden Teil Deutschlands verlassen. Auf Einladung der CDU schaut sich Tübingens Oberbürgermeister die Stadt nun genauer an. Und ist froh, wieder nach Hause zu dürfen.
Boris Palmer ist öfter in Berlin. Seinem Facebook-Profil kann man das gut entnehmen. Am Sonntag zum Beispiel war Tübingens grüner Oberbürgermeister mit seiner Familie im Zoo. Das dazugehörige Selfie zeigt ihn vor dem Bärengehege. „Als Panda-Bär ist Berlin the Place to be“, schreibt Palmer dazu.
Doch für eine „spießbürgerliche baden-württembergische Grünen-Pflanze“ (Palmer über Palmer) ist Berlin ganz und gar nicht „the place to be“, das hatte der 46-Jährige Ende vergangenen Jahres in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe preisgegeben. Er komme mit der Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut auf der Straße schlicht nicht klar, hatte er geklagt: „Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: ‚Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands.‘“
Jetzt aber ist Palmer wieder da im dysfunktionalen Teil der Republik. Und zwar auf Einladung von Burkard Dregger, Fraktionschef der Hauptstadt-CDU, der dem Kollegen aus Tübingen einmal zeigen will, wo es gut läuft und wo es besser laufen könnte in der Hauptstadt. Seine eigenen Parteifreunde hätten es zwar lieber gesehen, Palmer wäre zu Hause geblieben anstatt der CDU beim „Berlin-Bashing“ zu assistieren.
Sprechverbot von den Parteifreunden?
Die grüne Fraktionschefin Antje Kapek nannte ihn gar einen „Irren“. Aber dass Parteifreunde ihm am liebsten Sprechverbot erteilen würden, kennt Palmer schon. „Ich lasse mir Gespräche unter Demokraten nicht durch Freund-Feind-Schemata madig machen“, sagt Palmer. Außerdem: „Von den Grünen im Senat kam keine Einladung.“
„Total uncool und unentspannt“, findet Dregger das. Ihm ist die Freude über den gelungenen Coup anzusehen. „Ich habe den ganzen Tag schon gegrinst“, sagt der Christdemokrat, als er Palmer morgens am S-Bahnhof Messe-Süd abholt. „Das Medieninteresse ist ja fast so groß wie bei einem amerikanischen Präsidenten.“ Ein Vergleich, der etwas hinkt. Aber immerhin musste die örtliche CDU das Begleitgefährt für die mitreisende Presse gleich zwei Mal aufstocken. Am Ende findet diese sich in einem Reisebus wieder. „Man muss sich schon wundern, dass der Satz eines Oberbürgermeisters einer Stadt, von der die meisten nicht mal wissen, wo sie liegt, solche Wellen schlägt“, sagt Palmer.
Aber welchen Ausschnitt der Stadt zeigt man denn nun einem, dem man die Hauptstadt im Guten wie im Schlechten näherbringen will? Wenn es darum gegangen wäre, Palmer den wirklich dysfunktionalen Teil Berlins zu zeigen, hätte man wohl nach Köpenick fahren müssen, wo an diesem Tag nach einem Kabelschaden 30.000 Menschen 24 Stunden ohne Strom sind. Aber das war ja nicht vorauszusehen. Also entschied Dregger sich für einen Traditionsmix. Ein bisschen Messegelände (Erfolgsgeschichte), ein bisschen Leipziger Straße (Feinstaubproblematik) und ein bisschen Görlitzer Park (Drogen-Umschlagsplatz). Alles schön kompakt in zweieinhalb Stunden.
Vom ersten Programmpunkt zeigt sich Palmer auch artig beeindruckt. Schließlich ist Berlin der drittgrößte Messestandort Deutschlands – und wirtschaftlich erfolgreich noch dazu. „In Stuttgart kriegen wir das nicht hin“, räumt Palmer ein. Und dann erst die Dimensionen. 11.000 Menschen sollen in die große Veranstaltungshalle im neuen „Hub 27“ passen, die Palmer gerade per Virtual-Reality-Brille optisch vermisst. „In diese Halle passt jeder Tübinger Stadtteil komplett rein. Das ist schon beeindruckend“, sagt der Grüne und klingt dabei ungewöhnlich zahm.
Nicht einmal einen Seitenhieb auf die Dauerbaustelle des Flughafens Berlin-Brandenburg will er loswerden. „Großprojekte können wir in Stuttgart noch schlechter“, sagt Palmer mit Blick auf das ebenfalls in Verzug geratene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21.
Zurück im Bus findet Palmer zu seiner gewohnten Scharfzüngigkeit zurück. Denn ausgerechnet über den Kaiserdamm führt die Route. Vier Fahrspuren in jede Richtung und auf dem Mittelstreifen eine doppelreihige Parkspur. „Sie wollten mich schocken. Das ist Ihnen gelungen. Wie kann man eine Stadt so mit Autos zustellen?“ Radikal würde er hier umbauen, so der Grüne, einen fünf Meter breiten Radweg bauen und auf dem Mittelstreifen statt Parkplätzen eine Begegnungszone für das Volk. „Aus dieser reinen Verkehrsachse muss ein Stück Stadt werden.“
Und nun kommt Palmer doch noch richtig in Fahrt. Nein, um nichts in der Welt würde er freiwillig in dieses hektische Berlin ziehen. „Keine sieben Pferde und keine drei Quadrigas würden mich hierher kriegen. Ich bin eine Provinzpflanze, ich mag es lieber beschaulich und idyllisch. Ich bin immer froh, wenn ich wieder nach Tübingen zurück darf.“ Leichtes Aufatmen im Journalistenbus. Wäre das also auch geklärt. Und Burkard Dregger? Das nächste Mal werde er dem Gast die idyllischen Seiten Berlins zeigen, verspricht er. „Hier kommen nämlich auch Leute auf ihre Kosten, die Beschaulichkeit lieben.“
„Man müsste den Autos in Berlin den Platz wegnehmen“
Für den Rest der Tour aber hat Dregger eher Ungemütliches im Programm. Einen Kurzstopp an der Leipziger Straße, einer der Feinstaub-Hochburgen der Republik. Und vor allem einen Gang durch den „Görli“, einen der bekanntesten Drogen-Umschlagplätze der Stadt. Vormittags um elf – dazu sonnendurchflutet – sieht der berüchtigte Park eher friedlich aus. Keine Dealer weit und breit, was durchaus auch an dem Polizeiwagen liegen könnte, der gut sichtbar inmitten des Parks platziert ist.
Palmer wirkt ein bisschen enttäuscht. „Ich muss mir das wohl mal alleine angucken“, sagt er. Und gibt dann zu, in Tübingens Altem Botanischen Garten ein Problem mit Drogendealern aus Gambia zu haben, das ebenfalls nicht in den Griff zu bekommen sei. „Die aggressive Okkupation des öffentlichen Raums durch kleine Gruppen von Menschen ist ein Problem. Öffentliche Räume müssen sicher sein, über den Weg können wir streiten.“
Ob er den Satz, der alles ins Rollen brachte, denn noch mal sagen würde, wird Palmer gefragt. „So in dem Sinne wie ich ihn gesagt hab – nämlich zugespitzt und auch ein bisschen ironisch – mit dem Hinweis, dass es halt für mich als schwäbischen Spießbürger sich so darstellt, würde ich ihn wieder sagen“, sagt Palmer. „Aber natürlich funktioniert hier auch so einiges.“
Und dann sagt er noch etwas Versöhnliches. Den Volkspark Hasenheide, den finde er richtig schön, vor allem den Minigolfplatz. „So etwas haben wir in Tübingen leider nicht. Ich wollte ja einen bauen, aber die Nachbarn wollten lieber Schrebergärten.“ Ist eben auch nicht alles schlecht in der Hauptstadt.
Auf dem Bahnsteig der U8: 26-Jähriger im Berliner U-Bahnhof Kottbusser Tor erstochen (Tagesspiegel vom 22. Juni 2024)
BearbeitenAuf dem Bahnsteig der U8: 26-Jähriger im Berliner U-Bahnhof Kottbusser Tor erstochen
Geschichte von Pascal Bartosz, Claudia Liebram
Tagesspiegel 22. Juni 2024
Erneute Gewalttat am Kottbusser Tor: Auf einem Zwischendeck des U-Bahnhofs ist am Samstagmittag die Leiche eines Mannes entdeckt worden. Die Polizei sucht nun Zeugen der Gewalttat.
Bild: Weißes Flatterband vor der Treppe in den Untergrund: Der U-Bahnhof Kottbusser Tor ist abgesperrt.
Angriffe mit Messern reißen in Berlin nicht ab. Am Samstagmittag wurden Polizisten zum Kottbusser Tor in Kreuzberg gerufen. Nach Tagesspiegel-Informationen soll dort ein Mann erstochen worden sein.
Wie die Polizei am späten Nachmittag mitteilte, handelte es sich bei dem Opfer um einen 26-Jährigen. Er sei im U-Bahnhof Kottbusser Tor auf dem Bahnsteig der U8 aus einer Personengruppe heraus angegriffen und tödlich verletzt worden. Die Polizei sucht nun Zeugen der Gewalttat.
Den Angaben zufolge wurde die Leiche des Mannes gegen 13 Uhr auf einem Zwischendeck des Bahnhofs entdeckt. Zu Art und Ursache der Verletzungen äußerte sich eine Polizeisprecherin auf Nachfrage nicht. Das Verletzungsmuster deute jedoch auf ein Tötungsdelikt hin. Eine Mordkommission und die Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen übernommen.
Der Bahnhof wurde wegen der Ermittlungen zeitweise für Personen und den Zugverkehr gesperrt. Die BVG teilte mit, dass die Linien U1 und U3 auf der Hochbahn sowie die U8 im Untergrund die Station ohne Halt durchfahren.
Um die U-Bahn-Station werden überdurchschnittlich viele Rohheitsdelikte registriert, zudem Verstöße gegen die Drogengesetze. Anwohner aus Kreuzberg hatten sich immer wieder über die Gewalt empört.
Drei Fälle aus dem zurückliegenden Monat
Mitte Mai schlugen streitende und zum Teil betrunkene Männer mit einem Kettenschloss aufeinander ein. Ein Mann im Alter von 41 Jahren wurde dabei in der Nacht zu Dienstag so schwer am Kopf verletzt, dass er auf die Intensivstation eines Krankenhauses kam, wie die Polizei mitteilte. Mitte Mai hatte ein Mann einem anderen Mann mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen – mutmaßlich wegen Drogengeschäften.
Anfang Juni zogen bis zu 120 Menschen randalierend durch Kreuzberg und Neukölln. Am Kottbusser Tor brachten sie dann Gegenstände auf die Fahrbahn. Sie zündeten Pyrotechnik und beschädigten mindestens zwei Autos.
Wegen der Kriminalität wurde im Februar 2023 eine Polizeiwache direkt am Kottbusser Tor eröffnet. Mindestens drei Polizisten sitzen rund um die Uhr in der ersten Etage des Wohn- und Gewerbeklotzes Zentrum Kreuzberg. Bei Bedarf sind auch Streifen zu Fuß unterwegs.
Kottbusser Tor ist Kriminalitätsschwerpunkt
Umstritten ist der Erfolg der 3,4 Millionen Euro teuren Maßnahmen: Auch knapp acht Monate nach Eröffnung der sogenannten Kotti-Wache bleibt die Gegend rund um das Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg ein Kriminalitätsschwerpunkt. Bis zum Oktober 2023 war die Zahl der registrierten Straftaten im Bereich der Kotti-Wache mit einem Zuwachs von 15 Prozent zum Vorjahreszeitraum deutlich stärker gewachsen als im gesamten Polizeiabschnitt 53, zu dem auch das Kottbusser Tor gehört.
Während sich die Anzahl der erfassten Nötigungen, Freiheitsberaubungen oder Bedrohungen rund um das Kottbusser Tor fast verdreifacht hat, stieg der Zahl der Fälle im gesamten Abschnitt 53 „nur“ um 37 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den erfassten einfachen Diebstählen sowie bei Körperverletzungen. Sicher gestiegen ist rund um das Kottbusser Tor die Zahl der ausgesprochenen Platzverweise, wie die Antwort der Innenverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Innenexperten Vasili Franco zeigte.
An der Wache gibt es auch Kritik aus ganz praktischen Gründen: Die Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg fordern Umbaumaßnahmen. Ihre Begründung: Die Einsatzwagen parken eine Bushaltestelle zu.
Polizeipräsidentin konstatiert zunehmende Gewalt
Erst am Wochenende hatte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik über eine zunehmende Gewalt vor allem von jüngeren Tätern gesprochen. Sie sprach sich in einem Interview mit dem Sender n-tv deshalb für eine von Niedersachsen geforderte Verschärfung des Waffenrechts aus.
Slowik wies darauf hin, dass die polizeiliche Kriminalstatistik seit Jahren eine Zunahme der Gewaltkriminalität verzeichne. Dabei seien „Nichtdeutsche überrepräsentiert“, so Slowik. „Zugespitzt formuliert: Nach unseren Zahlen ist die Gewalt in Berlin jung, männlich und hat einen nicht-deutschen Hintergrund. Das gilt auch für Messergewalt.“
Berlin: Nach tödlicher Messerattacke am Kottbusser Tor! Polizei verhaftet zwei Tatverdächtige (Berlin live vom 2. Juli 2024)
BearbeitenBerlin: Nach tödlicher Messerattacke am Kottbusser Tor! Polizei verhaftet zwei Tatverdächtige
Geschichte von Felix Grimm - Berlin live vom 2. Juli 2024
Nachdem vor knapp einer Woche ein 26-jähriger Mann am Kottbusser Tor in Kreuzberg tot aufgefunden worden war, hat die Berliner Polizei nun zwei dringend tatverdächtige Männer festgenommen.
Der Tote vom 22. Juni hatte zahlreiche Stichverletzungen. Seit dem Auffinden der Leiche hat die Berliner Polizei intensiv nach den Tätern gefahndet. Nun haben die Beamtem am Montag (1. Juli) zwei dringend tatverdächtige Männer verhaftet.
Berliner Polizei verhaftet zwei tatverdächtige Männer im Zusammenhang mit der Messer-Attacke vom Kotti
Ein Spezialsondereinsatzkommando der Berliner Polizei hat einen 18-Jähringen im Wedding verhaftet. Dieser steht im dringenden Verdacht, in die Tötung eines 26-jährigen Mannes verwickelt zu sein. Die blutige Tat hatte sich am 22. Juni am Kottbusser Tor in Kreuzberg zugetragen.
Schon in der Nacht zu Sonntag (30. Juni) soll ein weiterer Tatverdächtiger verhaftet worden sein. Hierbei handelt es sich um einen 23-Jährigen. Laut der Polizei soll er den Beamten bei Kontrolle wegen des Verdachts des illegalen Handels mit Betäubungsmitteln aufgefallen sein. Dabei hätten die Polizisten festgestellt, dass der 23-Jährige mit Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Berlin gesucht wird..
Das Opfer vom Kottbusser Tor hatte zahlreiche Stichverletzungen
Wie die Berliner Polizei berichtet, soll das Opfer am 22. Juni gegen 13 Uhr auf einem Zwischendeck des Bahnhofs Kottbusser Tor tot aufgefunden worden sein. Der 26-Jährige hatte zahlreiche Stichverletzungen. „Nach dem bisherigen Ermittlungsstand war er zuvor auf dem Bahnsteig der U8 aus einer Personengruppe heraus angegriffen und tödlich verletzt worden“, so die Polizei.
Die beiden tatverdächtigen Männer befinden sich aktuell in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen der 4. Mordkommission und der Staatsanwaltschaft Berlin dauern an. Die Ermittlungen der Mordkommission der Berliner Polizei dauern an.
--Methodios (Diskussion) 09:59, 3. Jul. 2024 (CEST)
Dramatischer Polizeieinsatz bei Türkei-Spiel in Kreuzberg (Berliner Morgenpost vom 3. Juli 2024)
BearbeitenGeschichte von Alexander Rothe
Dramatischer Polizeieinsatz bei Türkei-Spiel in Kreuzberg Geschichte von Alexander Rothe
Während die türkischen Fans gebannt auf den Bildschirm schauten, kam es laut mehreren Augenzeugen am Dienstagabend vor dem Kreuzberger Viyana Café nahe des Kottbusser Tors zu dramatischen Szenen. Als während der Übertragung des EM-Spiels Österreich gegen die Türkei im Café lautstarker Jubel ausbricht, soll ein Mann das Baby einer Zuschauerin mit sich genommen haben. Nachdem der Mutter auffiel, dass der Kinderwagen fort war und sie panisch anfing, zu schreien, wurden andere Gäste auf die Szene aufmerksam.
Erfolgreich verkaufen bei eBay - Sicher verkaufen bei eBay www.ebay.de Erfolgreich verkaufen bei eBay - Sicher verkaufen bei eBay Anzeige „Wir sind dem Typen dann mit mehreren Leuten hinterhergerannt und haben ihn festgehalten“, berichtete der Café-Besitzer unserer Redaktion. Dabei sollen sie ihm körperliche Gewalt angetan haben, bevor die Polizei mit mehreren Streifenwagen eintraf. Ein anderer Gast berichtete, dass ein Komplize während der Tat direkt am Café-Eingang gestanden habe, um Wache zu schieben.
Auch er sei von den Anwesenden überwältigt worden. „Der ist mir schon vorher aufgefallen, weil er während des gesamten Spiels mit seinem Hund draußen stand und geraucht hat, ohne das Spiel zu verfolgen“, sagte ein weiterer Augenzeuge über den mutmaßlichen Täter. „Ich hatte ihn sogar nach Feuer gefragt.“ Lesen Sie auch: Türkische Fans: Feuerwerk & Pyro am Kudamm – Polizei greift ein
Berlin-Kreuzberg: Polizeieinsatz während des Türkei-Spiels Nachdem das Spiel vorbei war, kamen die Zuschauenden aus dem Café geströmt, um auf der Straße zu feiern, doch weit kamen sie zunächst nicht. Die Polizei blockierte den Weg, um die Anwesenden beisammenzuhalten, was bei manchen türkischen Fans für Wut und Irritation sorgte. Ein Polizeihund mit Maulkorb bellte die die aufgebrachte Menge an. „Warum darf ich nicht gehen?“, rief ein Mann einem Polizisten entgegen.
Verwandtes Video: Einzug ins Achtelfinale: Türkei-Fans bejubeln EM-Sieg am Nürnberger Plärrer - Polizei mit Einschätzung (inFranken.de)
Während im Hintergrund bereits erste Raketen den Himmel erleuchteten und der Autokorso begann, mussten die Gäste des Cafés Viyana vor Ort ausharren. Erst nach etwa 15 Minuten durften sie gehen, um den Achtelfinal-Sieg ihrer Mannschaft zu feiern.
Noch hat sich die Polizei nicht zu den Vorkommnissen am Kottbusser Tor rund um das Türkei-Spiel geäußert. Eine Anfrage unserer Redaktion steht noch aus.
Kreuzberg: Frau schildert ekelhafte Vorfälle auf der Straße – „Beängstigend und zutiefst verstörend“
BearbeitenKreuzberg: Frau schildert ekelhafte Vorfälle auf der Straße – „Beängstigend und zutiefst verstörend“
Geschichte von Michael Maierhöfer
Kreuzberg ist eines der angesagtesten Bezirke in Berlin. Nirgendwo findet man so viele Restaurants und Bars, die vor allem an warmen Sommerabenden zum Ausgehen einladen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich viele Zugezogenen im Bergmannkiez oder im Wrangelkiez angesiedelt haben.
Doch das Leben in Kreuzberg hat auch seine Schattenseiten. Immer wieder erschüttern brutale Gewaltverbrechen die Anwohner der beliebten Kieze. Eine Frau aus dem Bezirk schildert jetzt ein völlig anderes Problem, das ihr schon des Öfteren auf der Straße begegnet ist. Sie bittet um Hilfe.
Kreuzberg: Frau erlebt den blanken Horror
„Ich lebe schon seit einiger Zeit in Kreuzburg und als es das erste Mal passierte, hat es mich absolut erschüttert. Ein Mann stand im Schatten einer Gasse in der Nähe einer Vorschule und masturbierte mit einem wahnsinnigen Lächeln“, berichtet die Frau aus Kreuzberg auf Reddit. Doch der schreckliche Vorfall blieb kein Einzelfall.
„Dann sah ich dasselbe noch einmal vor einer U-Bahn-Station und mir wurde klar, dass das vielleicht etwas ist, was hier öfter passiert.“ Die Frau bittet die Berliner um Rat, wie sie mit solchen Erlebnissen umgehen solle.
„Niemand scheint etwas dagegen zu unternehmen“
„Ich möchte mich nicht an so etwas gewöhnen. Es ist beängstigend und zutiefst verstörend“, schreibt die Einwanderin. „Ich habe mich noch nie so schrecklich unsicher gefühlt im Ausland.“
Die Berliner Leser sind völlig schockiert von den geschilderten Erlebnissen der Frau. „Tut mir leid, dass dir das passiert ist. War es am Kottbusser Tor/Görlitzer Park/Schlesisches Tor? Unglücklicherweise gibt es dort viele psychisch kranke Menschen. Niemand scheint etwas dagegen zu unternehmen.“
Eine andere Frau hat ähnliche Vorfälle erlebt und hat einen Tipp: „Mir ist es auch ein paar Mal passiert. Die beste Strategie ist es, sie anzuschreien. Normalerweise rennen sie dann weg. Natürlich nur, wenn du dich an einem öffentlichen Ort mit anderen Menschen befindest.“
Die beste Anlaufstelle ist bei solchen Vorfällen die Berliner Polizei.
Berlin live 9.7.2024
Berlin: Neue Raub-Masche auf offener Straße – hier gilt höchste Vorsicht!
BearbeitenBerlin: Neue Raub-Masche auf offener Straße – hier gilt höchste Vorsicht!
von Anouschka Hamp
09.07.2024 - 02:17 Uhr
In Berlin macht sich eine neue Masche breit! Die Täter nutzen dafür einen einfachen Trick, um ihr Opfer in kürzester Zeit auszuknocken.
Brennpunkt für Drogen und Delikte: das ist der Görlitzer Park in Berlin
Der Görlitzer Park ist eine beliebte Grünanlage im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Neben Liegewiesen bietet der Park auch zahlreiche Sport- und Spielplätze. Der Görlitzer Park sorgt aber auch immer wieder für Negativschlagzeilen. Die Grünanlage gilt seit Jahren als Brennpunkt von Drogenkriminalität, Diebstahl, Bedrohungen und weiteren Delikten.
In den USA ist es trauriger Alltag: Wer mit einem teuren Auto, einer schicken Uhr oder einer Designer-Tasche unterwegs ist, der muss quasi überall auf der Hut sein. Es könnte schließlich jeder um einen herum plötzlich eine Waffe ziehen und einen damit ausrauben.
In Deutschland leben wir zwar nicht in dieser ständigen Angst, doch in Berlin macht sich derzeit eine Masche breit, die nicht weniger beängstigend ist.
Zigaretten-Masche kommt nach Berlin
Als Raucher wird man auf der Straße häufig mal von Fremden angesprochen. Meist fragt der Andere nach einer Zigarette oder einem Feuerzeug. So weit, so gut. Wem das in nächster Zeit aber in Berlin passiert, der sollte äußerst vorsichtig sein!
Denn wie die Polizei berichtet, kam es am Sonntag (9. Juni) zu einem gefährlichen Raub.
Vorfall ereignete sich am Görlitzer Park
Dabei soll ein 27-Jähriger einen 31-Jährigem im Görlitzer Park nach einer Zigarette gefragt haben. „Als der Ältere dem Jüngeren eine Zigarette habe aushändigen wollen, soll dieser ihm unvermittelt ins Gesicht geschlagen und dessen Halskette geraubt haben“, berichtet die Berliner Polizei.
Der mutmaßliche Täter rannte davon, konnte aber von Passanten gestoppt werden bis die Polizei eintraf und ihn festnahm.
Berlin: Gefährliche Masche außer Kontrolle? „Bleibt ein lukratives Geschäft“
BearbeitenBerlin: Gefährliche Masche außer Kontrolle? „Bleibt ein lukratives Geschäft“
von Nele Ritter
09.07.2024 - 12:02 Uhr
In Berlin kursiert eine fiese Verbrechermasche. Die Polizei schlägt Alarm. Aber wie groß ist die Gefahr wirklich?
Von der Clan– bis zur Kleinkriminalität, Berlin ist ein gefährliches Pflaster. Fast 6 Millionen polizeilich erfasste Straftaten zählt die Kriminalstatistik von 2023. Eine Masche ist dabei in der letzten Zeit besonders populär geworden. In kürzester Zeit können Kriminelle damit an einen großen Batzen Geld kommen.
Sogar die Berliner Polizei zeigt sich beunruhigt. „Es ist und bleibt ein lukratives Geschäft für diejenigen, die bereit sind, Menschenleben zu gefährden und über das nötige Equipment verfüge“, sagte Gewerkschaftssprecher Benjamin Jendro letzte Woche. Wie groß ist die Gefahr wirklich? BERLIN LIVE hat nachgefragt.
Berliner Polizei alarmiert – „Es ist und bleibt ein lukratives Geschäft“
Immer wieder zerstören Kriminelle in der Hauptstadt Geldautomaten und rauben diese aus. Erst vergangene Woche (4. Juni) ereignete sich erneut ein solcher Fall. In einem Einkaufszentrum in Köpenick sprengten Unbekannte einen Geldautomaten. Gegen 2.50 Uhr in der Nacht wurde die Polizei in die Pablo-Neruda-Straße gerufen. Als sie eintrafen, sahen sie die Beamten die Lädierungen an dem Automaten. Auch umliegende Geschäfte hatte die Sprengung beschädigt.
Polizeisprecher Jendro sieht das Problem bei den Banken. „Wir müssen leider feststellen, dass die Bankinstitute hier noch immer nicht flächendeckend Maßnahmen ergriffen haben, um es Tätern schwerer zu machen bzw. sie von derartigen Taten abzuhalten. Da reden wir über bessere Videotechnik, aber auch über einbruchhemmenden Nachtverschluss, Alarmsicherung, Vernebelungsanlagen und passive Tintensysteme.“
Gefährliche Masche in Berlin: So viele Sprengungen gab es 2024
Die Beunruhigung der Polizei ist nicht unbegründet. Die Zahl der Fälle gesprengter Geldautomaten steigt. Zwischen 2018 und 2023 hatten Verbrecher 92 Automaten auf dem Gewissen. 24 Fälle davon allein im Jahr 2023, wie die Berliner Polizei BERLIN LIVE auf Anfrage mitteilte. In 11 der Fälle wurde auch Geld entwendet. Für das Jahr 2024 seien bislang schon 17 Sprengangriffe bekannt. Davon waren sieben erfolgreich.
Die Täter aus Köpenick wurden noch nicht gefasst. Die Polizei steckt noch in den Ermittlungen. Ob die Banken in Zukunft tätig werden und die Sprengungen verhindern, bliebt abzuwarten.
Clans in Berlin: Jagd nach Juwelen – Polizeichef mit klarer Ansage an Remmo
BearbeitenClans in Berlin: Jagd nach Juwelen – Polizeichef mit klarer Ansage an Remmo
von Sarah Dapena Fernandez
Seit Jahren sind die gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe in Dresden verschwunden. Die Täter sind Mitglieder des Remmo-Clans in Berlin.
Der Juwelen-Klau im Grünen Gewölbe in Dresden gilt als der größte Kunstdiebstahl der deutschen Nachkriegsgeschichte. Auf den Tag genau vor vier Jahren – am 25. November 2019 – brachen mehrere Männer in das Dresdner Residenzschloss ein. Dabei nahmen sie mehrere Kunstobjekte und Schmuckstücke im Wert von mindestens 113,8 Millionen Euro mit.
Ein Jahr später verhaftete die sächsische Polizei mehrere Mitglieder des berühmten Remmo-Clans in Berlin. Weil die Täter 2022 einen Teil der Beute – zwar ramponiert – zurückgaben, vielen die Strafen milde aus. Zwischen vier und sechs Jahren und drei Monate hießen die Urteile. Weil die Anwälte Revision einlegten, kamen die Männer vorerst frei. Der Dresdner Polizeipräsident kann das so nicht auf sich beruhen lassen und sagt den Mitgliedern des Clans in Berlin erneut den Kampf an.
Clans in Berlin: Vieles liegt noch im Dunkeln
Die klare Botschaft: Die Clan-Männer sollen sich nicht in Sicherheit wiegen. Denn die Dresdner Polizei ermittelt auch Jahre nach dem Einbruch weiter. Sie wollen die fehlenden Juwelen und die vermuteten Hintermänner der Aktion ausfindig machen. Wer sich hinter diesem Großraub befinden könnte, ist derzeit noch völlig unklar.
Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig (60) richtet klare Worte an die Mitglieder des Clans in Berlin: „Wir suchen die Juwelen so lange weiter, bis das letzte Schmuckstück gefunden ist.“ Zwar hatten verurteilten Täter Geständnisse abgelegt. Wer ihre Hintermänner sind – und was mit den fehlenden Juwelen passierte, ließen sie jedoch offen.
Clans in Berlin blockieren Weg zum BER – was dahinter steckt
Über die Revision wird erst im kommenden Jahr 2024 entschieden werden. Wie die B.Z. erfahren haben will, soll im Januar in Dresden zudem der Prozess gegen Jihad Remmo (23), Bruder und Cousin der bereits verurteilten Remmo-Männer, beginnen. Er gilt als mutmaßlicher Komplize in diesem spektakulären Einbruch.
Drogenkonsum, Kriminalität und Vermüllung in Kreuzberg
BearbeitenDrogenkonsum, Kriminalität und Vermüllung in Kreuzberg: Diese Maßnahmen sollen das Kottbusser Tor sicherer machen
Geschichte von Robert Klages
Tagesspiegel 18. Juli 2024
Nicht nur am Görlitzer Park hat Berlin Probleme mit Drogen, Gewalt und Müll. Für das naheliegende Kottbusser Tor hat der Bezirk nun Maßnahmen vorgestellt - allerdings fehlt es am Geld.
Das Kottbusser Tor in Berlin.
Offener Drogenkonsum, Kriminalität und Vermüllung heißen die Probleme am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg. Der Bezirk hat nun Maßnahmen vorgestellt, um der Lage entgegenzuwirken. Allerdings fehlt es an finanziellen Mitteln - ebenso für einen „Stadtplatz“, eine Verkehrsberuhigung, die schon seit Jahren geplant ist.
Am Kottbusser Tor „greifen mehrere Problemlagen ineinander“, sagt der Bezirk in einer Bestandsaufnahme. Es sei ein Kiez mit hoher Dichte an einkommensschwachen Haushalten und sozialer Benachteiligung. Daher gibt es seit 1999 ein Quartiersmanagement, welches sich um die „Verbesserung des Wohnumfeldes“ kümmert, Verwahrlosung, Nutzungskonflikten und Zweckentfremdung entgegenwirken, und Infrastruktur wie Spielplätze aufzuwerten möchte. Zudem werden Räume für die Nachbarschaft geschaffen, ausgestattet und gesichert.
Aktuell geförderte Projekte des Quartiersmanagements sind unter anderem die Begrünung der Fassade der Bibliothek direkt am Kottbusser Tor, die Ausstattung einer Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen und eines Stadtteilzentrums. Die Mittel für das Quartiersmanagement laufen allerdings 2027 aus, 220 000 Euro jährlich fallen dann weg für das Gebiet Kottbusser Tor/ Oranienstraße. „Umso wichtiger ist eine Gesamtstrategie für das Gebiet“, heißt es vom Bezirk. Mit der Beendigung des Quartiersmanagements drohe der Verlust von Strukturen.
Derzeit wird massiv über einen anderen Ort in Kreuzberg diskutiert: im und am Görlitzer Park beherrschen Drogenverkauf, Kriminalität und Müll die Thematik, es sind bereits Maßnahmen geplant - die allesamt viel Geld kosten. Der Senat möchte den Park umzäunen, der Bezirk scheiterte mit einer Klage gegen den Zaun. Das nicht weit entfernte Kottbusser Tor ist seit Jahren ein belasteter Ort.
Doch für den „Kotti“ steht in diesem Jahr weniger Geld zur Verfügung. Während der Senat letztes Jahr noch 250 000 Euro für Sozialarbeit zur Verfügung gestellt hatte, wurden diese für 2024 nicht mehr verlängert. Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) wirbt für mehr Geld, um die soziale Infrastruktur und Angebote der Sozialarbeit am Kottbusser Tor halten zu können.
„Mit punktuell ausgeschütteten Sondermitteln, die kurzfristig bereitgestellt werden und ebenso schnell wieder enden, können wir die Situation vor Ort nicht nachhaltig verbessern.“ Es benötige einen umfassenden Ansatz, „der soziale Infrastruktur langfristig sichert und die Probleme im öffentlichen Raum adressiert“.
Bereits seit zwei Jahren möchte der Bezirk eine Verkehrsberuhigung für das Kottbusser Tor umsetzen. Allerdings lehnte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bereits zwei Mal die Mittel für die Errichtung eines „Stadtplatzes“ ab. Wenn es nach dem Bezirk geht, wird der „Kotti“ umgebaut und der Autoverkehr eingeschränkt werden.
Joachim Meyerhoff: „Armut, Elend, Drogen – das hat mich in Berlin völlig hilflos gemacht“
BearbeitenJoachim Meyerhoff: „Armut, Elend, Drogen – das hat mich in Berlin völlig hilflos gemacht“
Artikel von Ulrich Seidler
Berliner Zeitung - 2.11.2024
Joachim Meyerhoff verlässt das Ensemble der Schaubühne und hat ein neues Buch geschrieben: „Man kann auch in die Höhe fallen“. © Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung Das neue Buch von Joachim Meyerhoff „Man kann auch in die Höhe fallen“ hat es in sich: Der Erzähler, der wie der Autor Schauspieler, nach einem Schlaganfall nach Berlin gezogen und ins Ensemble der Schaubühne eingetreten ist, rutscht in eine Theater-, Schreib-, Berlin- und überhaupt Lebenskrise. Er sucht die Nähe zu seiner 86-jährigen Mutter, zieht eine Zeitlang zu ihr aufs Land nach Schleswig, bekommt eine Latzhose und Handschuhe für die Gartenarbeit verpasst, schwimmt im Meer, trinkt Whiskey mit seiner Mutter auf dem Schuppendach unterm Sternenhimmel – und alsbald geht ihm das Schreiben wieder von der Hand. „Ihr Pragmatismus ist mein Lebenselixier“, sagt er im Interview mit der Berliner Zeitung.
Herr Meyerhoff, als wir uns das letzte Mal trafen, 2020, ein paar Wochen nach Ihrem Umzug nach Berlin und Ihrem Eintritt ins Ensemble der Schaubühne, waren schon ein paar leise Zweifel zu hören, ob Sie hier ein Zuhause finden würden. Waren die Zweifel berechtigt?
Ach, das habe ich damals schon gesagt? Ich lebe jetzt fünf Jahre in Berlin. Es war nicht leicht, hier anzukommen, in dem Buch klingt das an.
Klingt an? Die Stadtluft riecht nach Unterhose, die Leute raunzen herum, jemand zerlegt Ihr Fahrrad, weil Sie auf dem Gehweg fuhren ... Berlin kriegt richtig was ab.
Ich hatte diesen Wechsel nach Jahren in Wien sehr unterschätzt, es dauerte, bis ich mir das zugestehen konnte. Wenn man das einmal so ausspricht und die erste Enttäuschung akzeptiert ist, dann lässt es sich besser ertragen. Jetzt fange ich sogar an, es hier schön zu finden.
Ich dachte schon, dass Sie wieder wegziehen wollen.
Ich glaube nicht, dass das noch nötig ist. Der eigentliche Schnitt ist, dass ich nach Jahrzehnten in festen Engagements zum ersten Mal frei arbeite. Das ändert auch den Bezug zu dem Ort, an dem man lebt. Ich war an der Schaubühne gut aufgehoben und richtig eingespannt, und dann ist man eben ständig da. Da kann einem so eine Stadt schon mal auf die Nerven gehen. Jetzt habe ich eine Produktion in Hamburg gemacht, mache demnächst eine in Wien – dadurch löst sich das Ganze ein bisschen auf, und schon ist das Wetter so herrlich wie heute und ich fühle mich wohl.
Ich hatte gehofft, Sie würden hier ein bisschen auf Berlin rumhacken, unsere Leserschaft liebt das!
Dieses Stadtbashing ist doch unergiebig.
Aber es hilft bei der Selbstvergewisserung.
Ich glaube, es ist eher die Sehnsucht danach, dass es nicht überall gleich sein möge. Wenn ich einen Unterschied zu anderen Städten beschreiben sollte, dann wäre das vielleicht Berlins Unberechenbarkeit. Ständig muss man seine Erwartungen anpassen. Wien war immer viel verlässlicher das, wofür es steht: charmant und verlogen. In Berlin weiß man nie, was diese Stadt an diesem Tag mit dir vorhat. Immer wenn man denkt, man hat die Stadt verstanden, geschieht etwas Unerwartetes. Man schwingt sich wohlgemut auf sein Rad nach Reinickendorf zur Probe, und dann wird es der reine Horrortrip. Man kommt nach anderthalb Stunden völlig verschwitzt an, hat Autobahnen gekreuzt, ist über Brachfelder gerumpelt, wurde zusammengehupt und zweimal fast überfahren. So, denkt man, das war’s, ich fahr nie wieder Fahrrad in dieser Stadt. Und dann, es kann derselbe Abend sein, gleitet man nach der Probe durch die paradiesische Sommernachtleere zu Vogelgezwitscher und atmet ein laues Lüftchen ein, das nach urbaner Freiheit riecht.
Am sichersten wäre es, ganz zu Hause zu bleiben?
Das ist auch etwas Typisches für Berlin: Dass sich die Menschen in ihren Wohnungen von der Stadt abschotten und verbarrikadieren. Draußen und Drinnen sind in dieser Stadt viel rigoroser voneinander getrennt als in anderen Städten. Der Ort, wo man wohnt, den muss man sich hier richtig gut einrichten, um sich für die Straße zu wappnen. Man kommt nach Hause, macht die Tür zu und denkt: Uff, endlich in Sicherheit. Und wenn man aus der Haustür geht, dann muss man sich immer so ein bisschen sammeln und dann mutig abstoßen.
Sind Sie zu weich für diese Stadt?
Als ich hierhergekommen bin, war ich in der U-Bahn noch jedes Mal erschüttert von dem vielen Leid, Armut, Elend, Drogen – das hat mich völlig hilflos gemacht. Man bleibt stehen, hat Mitleid, verstrickt sich in fremdes Unglück, bringt sich vielleicht sogar in Gefahr. Man muss das Elend, wenn man in dieser Stadt ein eigenes Leben führen will, ignorieren lernen. Diese Kraft zur Ignoranz, die muss man in Berlin entwickeln – das ist auch ein trauriger Vorgang: sich verhärten müssen, um durch den Tag zu kommen.
Gibt es in Wien kein Elend?
In Wien ist es besser versteckt oder weggedrängt. In Berlin ist es präsent. Diese Konfrontation mit dem Elend hat auch etwas Gutes, Ehrliches. Aber ich kenne immer mehr Leute, die nicht mehr mit der U-Bahn, sondern lieber Fahrrad fahren – sogar wenn es schüttet. Viele Kollegen wollen nachts nach der Vorstellung nicht mit der U-Bahn von Charlottenburg nach Prenzlauer Berg fahren. Die tun sich das nicht an. Das ist eine harte Aussage für eine Stadt. Nein, ich bin nicht zu weich.
Vielleicht ein bisschen zu langsam?
Das schon eher. Diese Stadt verändert und entwickelt sich ständig und man muss sich mit verändern und entwickeln. Nicht immer zum Guten, versteht sich. In Wien verändert sich nichts. In Berlin alles. Man geht spazieren und steht plötzlich vor der unüberwindbaren Stadtautobahn, die da eben noch nicht war. Ständig muss man sich neu orientieren.
Na ja, vielleicht liegt es auch an Ihrem Orientierungssinn?
Das kann schon sein, aber in Wien habe ich mich immer gerne verlaufen. In Berlin ist man viel geworfener, da gibt es keine verlässlichen räumlichen Strukturen, diese Stadt verliert immer wieder den Zusammenhang, bleibt unübersichtlich – dadurch aber auch abenteuerlich.
Es ist vielleicht auch ein bisschen Pech für Berlin gewesen, dass Sie in einer schwierigen Lebensphase hergezogen sind, Sie hatten Schlaganfall und Reha hinter sich.
Ja, das stimmt. Dann kam Corona, die Theater schlossen, und man war noch mehr auf sich zurückgeworfen. Da zog sich viel zusammen, das sich nun langsam wieder löst, sodass ich auch wieder genug Distanz kriege. In Wien habe ich es immer sehr genossen, fremd zu bleiben, aus einer Beobachtersituation heraus kann man eine ganz eigene Nähe zulassen. Hier gehört man gleich zu dem ganzen Unglück dazu.
Sie waren auch literarisch in der Krise. Sie hatten mit großem Erfolg Ihre Erinnerungen abgegrast und steuerten unerbittlich auf die Gegenwart zu.
Der neue Roman handelt auch davon: von der Suche nach dem Sujet, nach dem Erzählenswerten. Nicht umsonst bin ich dafür aufs Land, nach Schleswig-Holstein zu meiner Mutter gezogen, um auf Abstand zu dieser Stadt und zu meinem Leben zu kommen. Der Pragmatismus meiner damals 86-jährigen Mutter wurde zu meinem Lebenselixier. Meine Mutter hat mich gerettet – ich wurde ein altes Kind.
Haben Sie wirklich Sorgen, dass Ihnen der Stoff ausgeht? Ich denke mir, dass Sie allein aus dem Weg hierher drei Anekdoten ziehen könnten ...
Um schreiben zu können, muss sich der Blick öffnen, man muss erlebnisbereit sein. Das war ich eine Zeitlang nicht. Der Schlaganfall und der Wechsel nach Berlin lagen ja ganz nah beieinander. Keine Ahnung, warum bei mir immer alles auf einmal einstürzt. Eigentlich wäre das gesundheitliche Ereignis gravierend genug gewesen. Wenn man angeschlagen ist und in einem Verteidigungsduktus gefangen ist, was man selbst kaum begreift – macht es das sehr schwer. Und das hat viel länger gedauert, als ich es für möglich gehalten habe: Dieses Ankommen, das Sichzurechtfinden – ich musste den Alltag mit längeren und weniger schönen Wegen neu organisieren, meine Souveränität zurückerlangen, das hat drei bis vier Jahre gedauert. Es war zu viel.
Suchen Sie als Schauspieler nicht gerade das Zuviel, den Exzess? Sie landen immer wieder in Produktionen, die Sie zu Höchstleistungen treiben.
Ich suche die Überforderung nicht bewusst. Ich habe auch eher vorsichtig wieder angefangen. Thomas Ostermeiers Arbeiten leben von der Genauigkeit, da habe ich die Fäden viel fester in der Hand, das ist nicht so überfordernd, dass man die ganze Zeit denkt, man wird von der eigenen Energie in den Abgrund gerissen. Aber dann gibt es wieder Abende, die sehr an mir hängen – wie „Eurotrash“ von Jan Bosse oder „Die Vaterlosen“ von Jette Steckel. Ich bin fast verrückt geworden, es war so viel, so riesig.
Jan Bosse hat mir von einer öffentlichen Durchlaufprobe von „Eurotrash“ erzählt, die nach einem katastrophalen Pannenfiasko vor vollem Haus abgebrochen werden musste. Sie seien trotz eines heldenhaften, aber verlorenen Kampfes mit Bühnentechnik, Text und Ablauffehlern hinterher überglücklich und stolz gewesen. Sie lieben ihn doch, diesen Live-Moment, der mit Kontrollverlust einhergeht.
Ja, das tue ich. Das habe ich immer so gesucht. Vieles, was ich gemacht habe, basiert auf diesem Mechanismus: sich an die Grenze heranspielen, sie überschreiten und den Theaterraum öffnen. Das ist vielleicht auch für die Zuschauer der Moment, in dem viel mehr möglich scheint und er selbst beteiligt ist. Aber es kostet einen viel. Wirklich viel. Inzwischen fürchte ich diesen Moment auch. Ich bin mit meinen 57 Jahren nicht mehr so ganz uneingeschränkt ein Fan der Überforderung.
Das hat sicher auch etwas mit dem Schlaganfall zu tun, oder?
Danach musste ich erst einmal rauskriegen, was ich überhaupt noch vermag auf der Bühne. Ich musste mein Selbstbild Stück für Stück wieder zusammenkleben, ich hatte Angst, dass mir das wieder passiert und dass diese Angst mit dem Beruf nicht kompatibel ist. Als es funktionierte, erhöhte ich langsam den Einsatz – und irgendwann begannen meine eigenen Ängste mich zu langweilen. Aber im Kern ist und bleibt etwas erschüttert.
Das kann eine neue Qualität sein.
Tja, erst einmal ist es eine Krise. Schafft man noch einmal ein anderes Bild von sich? Oder ist man einfach der, der sich immer verausgabt hat, und nun ist er leer und da kommt gar nichts anderes. Vielleicht ist das, was dann übrigbleibt, nur öde – und ich kann nur noch Morgenstern-Abende mit Klavierbegleitung machen?
Sie haben schon immer so ein bisschen gehadert mit dem Schauspielerberuf, zumindest scheint es Ihnen nicht genug gewesen zu sein. Sie haben im Gorki-Theater vor über 20 Jahren angefangen, auch Regie zu machen. Was ist eigentlich aus dieser Schiene geworden?
Das hat für mich überhaupt nicht funktioniert. Ich bin so froh darüber, dass das mit dem Schreiben geklappt hat. Damit ist wirklich eine Gegenwelt entstanden, kein Anhängsel oder eine Erweiterung meiner Theaterarbeit. Mit dem Schreiben komme ich raus aus dieser Blase und kriege frische Luft.
Warum ist Ihnen das mit dem Theater nicht genug? Mir reicht mein einer Beruf.
Es ist eine Lebenssehnsucht gewesen zu schreiben. In dem Buch ist auch eine Geschichte abgedruckt, die vielleicht erkennen lässt, wie groß und schwer erfüllbar mir diese Sehnsucht erschien. Ich war Legastheniker und wollte Schriftsteller werden – machte es mir auch dadurch noch unmöglicher, dass ich unheimlich viel richtig gute Literatur las. Da den Mut zu finden, um loszulegen, das hat nicht umsonst Jahrzehnte gedauert. Ich war Anfang vierzig, als ich meinen wirklich sehr tollen Verlag gefunden habe.
Als Schauspieler mussten Sie sich auch erst einmal auf die großen Bühnen kämpfen.
Ich mag das Wort „kämpfen“ nicht. In der Kunst sollte nicht auch noch gekämpft werden. Aber ja, das hat auch lange gedauert, bis ich mich da hinaufgespielt habe. Ich musste erst einmal durch die Provinz tingeln und mich durch eine dichte Hecke der Bedenken fräsen.
Wie sind Sie die Bedenken losgeworden?
Ich bin sie vermutlich nicht losgeworden, aber ich komme besser mit ihnen zurecht. Beim Schreiben war es so, dass ich meine Manuskripte ein paar Jahre erst einmal selbst performt und nicht aus der Hand gegeben habe. Ich hatte Angst, dass da nichts übrigbliebt, wenn das irgendjemand einfach so für sich liest. Dass das in sich zusammenfällt. Ich bin so glücklich über den Gedanken, dass meine Bücher vielleicht sogar von Hand zu Hand gehen und ich gar nichts davon weiß, wer das alles liest. Das ist das Gegenteil von Theater, wo man mit dem Publikum den Augenblick teilt, der dann wieder vorbei und weg ist. Meine Texte haben ein Eigenleben, sie haben sich von mir abgelöst.
Da muss ich Ihnen eine bittere Mitteilung machen. Ich habe Sie, wenn ich Ihre Bücher lese, natürlich trotzdem dabei. Ich höre Ihre Stimme und sehe Ihr Grinsen.
Aber hoffentlich nicht die ganze Zeit.
Nein, das nicht. Man rutscht auch immer tief in die Identifikation, manche Ihrer Geschichten und Erinnerungen haben sich schon so verfestigt, dass ich sie mit eigenen Erinnerungen verwechsle, wenn ich nicht aufpasse.
Das wäre natürlich schön, wenn sich die Geschichten wie eigene Erfahrungen in das Erinnerungsgeflecht der Leser einpflanzen. Das ist ein guter subversiver Vorgang für Literatur.
Die eigenen Erfahrungen sind nicht so gut gebaut und gleichnishaft und es lohnt sich nicht so, sich an sie zu erinnern. Man möchte eigentlich immerzu mit Ihnen tauschen.
Wenn ich eine Geschichte schreibe, dann hat die eine individuelle Ausformung, aber auch einen universellen Kern. Und über diesen universellen Kern verbindet sich der Leser mit der Figur. Das ist ein Schlüssel, um seine Existenz zu beschreiben und zu teilen. Es scheint immer etwas sehr Persönliches und Besonderes zu sein, was man erlebt – und dann stellt sich schnell heraus, dass es etwas Alltägliches und Musterhaftes ist. Wenn es gelingt, das zu verschmelzen, gibt es – ähnlich einer Hormonausschüttung – eine Komikausschüttung. Oder auch eine Tragikausschüttung. Oder beides. Plötzlich lässt ein Ereignis seine Sporen los wie ein Bovist, auf den man tritt. Das ist befreiend. Das gefällt mir, wenn alles so rumfliegt.
Das ist doch wieder so ähnlich wie der Moment im Theater, wenn der Spieler die Kontrolle verliert – vielleicht auch, weil er sie nicht mehr braucht.
Ja, dann öffnet sich was. Aber man muss dem auch standhalten können und wollen. Und da hakt es vielleicht, wenn man älter wird. Ich habe im Mailänder Dom mal eine Figur gesehen, die ihre Haut abgezogen hat und über der Schulter mit sich rumschleppt. Da ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen. Diese Haut, die man da immer präsentiert und zu Markte trägt. Ich glaube, als Künstler – ich kriege immer so kleine Atemhemmungen, wenn ich das Wort ausspreche – ist man immer konfrontiert mit der Enge seiner Möglichkeiten. Egal, welches Genre. Man beherrscht seine Mittel – und wird von ihnen beherrscht. Und wenn sich die Mittel dann reduzieren oder die Fähigkeiten aufhören zu wachsen, dann rutscht man in eine Krise. Dann kann man sich neu erfinden, wenn das überhaupt möglich ist, oder aufhören. Meine Großmutter hat mit 50 Jahren aufgehört, Theater zu spielen. Sie hatte zu viele Ängste entwickelt.
Haben Sie erlebt, wie der Abschied für sie war?
Nein, ich habe sie nie auf der Bühne spielen sehen. Aber zu Hause.
Wenn Sie schon irgendwann aufhören, dann bitte nicht aus Angst, sondern weil Sie keine Lust mehr haben.
Das wäre mir auch lieber. Manchmal sehne ich mich ein bisschen nach dem Loslassen. Ich habe versucht, das in dem Buch festzuhalten: Da liegt der Erzähler verhakt und erstarrt in einem Kabuff, hört seine Mutter vor Publikum einen Text lesen, den er über sie geschrieben hat. Und fühlt sich glücklich wie noch nie.
Was sagt Ihre Mutter eigentlich zu Ihrem Buch?
Dass sie gar nicht wusste, was sie für eine wilde Hummel ist.
Frau Polizeipräsidentin, gibt es in Berlin gefährliche No-go-Areas?
BearbeitenFrau Polizeipräsidentin, gibt es in Berlin gefährliche No-go-Areas?
Berliner Kurier - 18.11.2024
Vor wenigen Tagen in Berlin-Köpenick: Polizei und SEK sind in der Bahnhofsstraße im Einsatz, als ein Mann durch Schüsse schwer verletzt wird.
Viele Berliner fühlen sich nicht mehr sicher, meiden (vor allem nachts) bestimmte Orte. Polizeigewerkschafter Bodo Pfalzgraf sprach schon von Bereichen, wo der Rechtsstaat in Berlin handlungsunfähig sei, zu denen soziale Brennpunkte in Wedding und Neukölln gehören würden. Im Deutschlandvergleich verzeichnet das Bundesland Berlin die höchste Anzahl an Straftaten pro 100.000 Einwohner. 14.292 waren es im Jahr 2023 – insgesamt erfasste die Berliner Polizei 536.697 Straftaten. Trotzdem erklärt jetzt die Polizeipräsidentin Barbara Slowik, dass Berlin eine sichere Stadt sei.
„Berlin ist so sicher wie viele andere Städte in Deutschland und sicherer als manch andere Hauptstädte Europas“, sagt Slowik jetzt in einem Interview mit der Berliner Zeitung. Doch selbst eine Internetseite wie baugenossenschaft.info führt inzwischen eine Liste mit den gefährlichsten Orten Berlins (von Alexanderplatz über Görlitzer Park und Wrangelkiez bis hin zum Kottbusser Tor), mit denen Interessenten vor bestimmten Gegenden in der Hauptstadt gewarnt werden.
No-go-Areas aber würde es in Berlin nicht geben, erklärt Slowik. Um das gleich danach aber wieder zu relativieren: „Es gibt allerdings Bereiche – und so ehrlich müssen wir an dieser Stelle sein – da würde ich Menschen, die Kippa tragen oder offen schwul oder lesbisch sind, raten, aufmerksamer zu sein.“ Man sollte sowieso vielen Metropolen an bestimmten öffentlichen Orten zum Selbstschutz vor jedweder Kriminalität wachsamer sein, sagt sie.
Verwandtes Video: Zuwanderung überlastet Berlin - Polizeipräsidentin warnt eindringlich (FOCUS online)
Dauer 0:38
FOCUS online
Die Polizeipräsidentin sieht weitere Sicherheitsprobleme auf die Hauptstadt zukommen. Berlin ist in einer Haushaltskrise, auch bei der Polizei muss gespart werden. Am Montagabend wollen die Koalitionsspitzen von CDU und SPD das endgültige Sparprogramm beschließen (der KURIER berichtete). „Die Polizei wird bereits seit Jahren nur so ausgestattet, dass die Mittel meist im Herbst ausgegeben sind und wir uns dann bis zum Jahresende durchjonglieren und Reste ausfindig machen müssen, auch um Kraftstoff zu finanzieren oder um Unterstützungskräfte für Großlagen zu bezahlen“, beklagt Slowik.
Beispiel: Das Landeskriminalamt hätte in diesem Jahr dringend 14 Millionen Euro an Investitionsmitteln gebraucht. Doch zur Verfügung gestellt wurden nur sechs Millionen. „Und das, obwohl die Innensenatorin schon alle Bereiche ihres Ressorts zur Kasse gebeten hat, um ihre Polizei zu stützen“, sagt die Polizeipräsidentin.
Nächstes Jahr sähe es noch fataler aus: „2025 werden wir noch mal weniger haben, obwohl wir umfassend begründet haben, dass wir 100 Millionen mehr brauchen. Denn Straftäter nutzen den Fortschritt der Technologien, während wir in Massendaten von mobilen Endgeräten ersticken.“ Es fehlen Rechner, mit denen man beschlagnahmte Handys und PCs auswerten kann, es fehlt Software, die eine gezielte Suche nach Videos, Bildern und Textnachrichten ermöglicht.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagt: „So überlassen wir den Kriminellen das Feld.“
Die örtlichen Polizei-Direktionen würden zwei Drittel der Kriminalität bearbeiten – das weitgehend ohne zeitgemäße technische Unterstützung. „So überlassen wir den Kriminellen das Feld. Das belastet und frustriert die Kolleginnen und Kollegen enorm“, erklärt Barbara Slowik der Berliner Zeitung. Sie sagt, dass Berlin dringend eine objektbezogene Videoüberwachung, vor allem an Botschaften, auch unter Nutzung von KI, brauchen würde. Zurzeit müssten 380 Kollegen der Schutz- und Kriminalpolizei beim Objektschutz aushelfen. „Das entspricht in etwa der Personalstärke eines Polizeiabschnitts und zwei Einsatzhundertschaften. Das wird spürbar werden in der Stadt.“
Schon seit Jahren in den Schlagzeilen: die marode Infrastruktur. Die Polizeipräsidentin spricht von Beamten, die nebenbei noch ihre Büros und Diensträume selbst notdürftig ausbessern oder renovieren. „Der Sanierungsstau in Polizeiliegenschaften lag bei meiner Amtsübernahme bei 1,1 Milliarden Euro. Er ist jetzt auf 2,2 Milliarden angewachsen. Das liegt auch und besonders an den gestiegenen Baukosten, aber auch daran, dass der Gebäudeverfall exponentiell fortschreitet.“ Bis zu 40 Prozent des Polizei-Fuhrparks ständen täglich in der Werkstatt – mit Auswirkungen auf die Reaktionszeiten der Funkwagen.
Hoffnung setzt die Polizeipräsidentin auf die geplante nächtliche Schließung des Görlitzer Parks. „Ein gewisser Anteil von Straftaten nimmt dort nachts seinen Anfang: Der illegale Drogenhandel wird vorbereitet, es werden Drogenbunker angelegt. Alles wird in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Barbara Slowik im Interview mit der Berliner Zeitung. Das alles würde mit einer nächtlichen Schließung nicht mehr funktionieren, der Park wäre auch tagsüber nicht mehr so attraktiv für die Kriminellen.
Und mit einer möglichen Verdrängung der Drogenkriminalität in den Wrangelkiez würde die Polizei umgehen können. „In beleuchteten Straßen steigt das Entdeckungsrisiko deutlicher als in einem dunklen Park“, erklärt die Polizeipräsidentin. „In den Straßen ist es viel einfacher, polizeiliche Maßnahmen umzusetzen.“
--Methodios (Diskussion) 10:04, 19. Nov. 2024 (CET)
Berliner Polizeipräsidentin gibt Juden und Schwulen diesen Rat
BearbeitenBerliner Polizeipräsidentin gibt Juden und Schwulen diesen Rat
Berliner Morgenpost 18.11.2024
Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat Juden und Homosexuellen geraten, in bestimmten Gegenden der Hauptstadt besonders vorsichtig zu sein. Grundsätzlich gebe es zwar keine sogenannten No-go-Areas, also Gebiete, die zu gefährlich zum Betreten seien. „Es gibt allerdings Bereiche – und so ehrlich müssen wir an dieser Stelle sein – da würde ich Menschen, die Kippa tragen oder offen schwul oder lesbisch sind, raten, aufmerksamer zu sein“, sagte Slowik der „Berliner Zeitung“.
Sie wolle dabei keine bestimmte Gruppe von Menschen als Täter „diffamieren“, sagte Slowik weiter. Zugleich erklärte sie: „Leider gibt es bestimmte Quartiere, in denen mehrheitlich arabischstämmige Menschen wohnen, die auch Sympathien für Terrorgruppen hegen. Offene Judenfeindlichkeit artikuliert sich dort gegen Menschen jüdischer Glaubensrichtung und Herkunft.“
Polizeipräsidentin: „Kann verstehen, dass Angst und Sorge bleiben“
Slowik betonte: „Die Gewaltdelikte gegen jüdische Menschen fallen glücklicherweise gering aus, wobei ohne Frage jede Tat eine zu viel ist. Dass Angst und Sorge bleiben, kann ich dennoch verstehen.“ Menschen aus der jüdisch-israelischen Community in Berlin würden die Gesamtzahl antisemitischer Straftaten wahrnehmen. Seit dem 7. Oktober 2023 habe die Polizei über 6.200 Ermittlungen zum Thema Antisemitismus und Volksverhetzung eingeleitet. Das steigere verständlicherweise die Furcht innerhalb der Community, Ziel einer Attacke zu werden.
„Bedroht und beleidigt“
No-Go-Zonen für Queere in Pankow? Das sagt die grüne Rathauschefin
Von Thomas Schubert
Ein großer Teil der Ermittlungen befasse sich mit Hasspostings im Internet, außerdem Sachbeschädigungen und Propagandadelikten. Bei 1300 Ermittlungen wegen Gewalttaten gehe es meist um Angriffe oder Widerstand gegen Polizisten bei Demonstrationen.
--Methodios (Diskussion) 10:11, 19. Nov. 2024 (CET)
Berliner Polizeipräsidentin warnt vor Betreten arabischer Viertel
BearbeitenBerliner Polizeipräsidentin warnt vor Betreten arabischer Viertel
Deutschland
19. November 2024
JF-Online
Berlins Polizeipräsidentin warnt Juden und Homosexuelle vor dem Betreten arabisch dominierter Viertel. Die Beamten seien mehr damit beschäftigt, Habecks Anzeigen zu verfolgen, entgegnet Kubicki.
BERLIN. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat Juden und Homosexuelle gewarnt, Gegenden der Hauptstadt zu betreten, in denen „arabischstämmige Menschen“ wohnen. Der Berliner Zeitung sagte sie: „Es gibt allerdings Bereiche – und so ehrlich müssen wir an dieser Stelle sein –, da würde ich Menschen, die Kippa tragen oder offen schwul oder lesbisch sind, raten, aufmerksamer zu sein.“
Zuletzt waren Araber auf Berlins Straßen in offenen Jubel über Raketenangriffe des Iran auf Israel ausgebrochen. Auf Sportplätzen und in Schulen fielen Migranten über jüdische Kinder und Jugendliche her.
Kubicki: Polizei mit Habeck-Anzeigen beschäftigt
Mit einem Seitenhieb auf Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck reagierte der stellvertretende Bundestagspräsident Wolfgang Kubicki (FDP) auf die Aussage: „Während in Deutschland Polizeibeamte und Staatsanwaltschaften damit beschäftigt werden, Beleidigungen gegen den Vizekanzler zu verfolgen, warnt die Berliner Polizeipräsidentin jüdische und homosexuelle Menschen, bestimmte Stadtteile zu betreten.“
Auf X ergänzte er: „Wenn wir uns nicht mehr auf Wesentliches konzentrieren können, verliert der Rechtsstaat seine Glaubwürdigkeit und damit sein Fundament.“
Arabische Viertel mit „Sympathien für Terrorgruppen“
Slowik, eingeschriebenes SPD-Mitglied, will ihre Warnung nicht als „Diffamierung“ gegen arabische Migranten verstanden wissen, betonte sie. Aber: „Leider gibt es bestimmte Quartiere, in denen mehrheitlich arabischstämmige Menschen wohnen, die auch Sympathien für Terrorgruppen hegen. Offene Judenfeindlichkeit artikuliert sich dort gegen Menschen jüdischer Glaubensrichtung und Herkunft.“
Slowik schwächte die Brisanz ihres Statements dann aber wieder ab: „Die Gewaltdelikte gegen jüdische Menschen fallen glücklicherweise gering aus, wobei ohne Frage jede Tat eine zu viel ist. Daß Angst und Sorge bleiben, kann ich dennoch verstehen.“
1.300 antisemitische Gewalttaten
Mehr als 6.200 Ermittlungsverfahren habe die Berliner Polizei seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wegen Antisemitismus und Volksverhetzung eingeleitet. Bei den meisten handele es sich um Haßpostings im Internet sowie um Sachbeschädigungen und Propagandadelikte.
Darunter fielen auch 1.300 Gewalttaten. Vor allem gehe es dabei jedoch um Angriffe auf Polizeibeamte. Slowik sagte, die steigende Zahl der Ermittlungen verstärke die Angst unter den Juden in Berlin, Ziel einer Attacke zu werden. Sie versicherte, die Polizei werde alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. (fh)
--Methodios (Diskussion) 10:47, 19. Nov. 2024 (CET)
Obdachlosigkeit. »Das Urteil bezieht sich nur auf diesen Kläger«
BearbeitenAus: Ausgabe vom 22.11.2024, Seite 2 / Inland
Obdachlosigkeit
»Das Urteil bezieht sich nur auf diesen Kläger«
Berlin: Gericht urteilt zugunsten eines zuvor obdachlosen Bewohners in der Habersaathstraße. Ein Gespräch mit Valentina Hauser
Interview: Gitta Düperthal
Haus in der Berliner Habersaathstraße (9.8.2023) Valentina Hauser ist Sprecherin der Initiative »Leerstand Hab ich Saath«
Im Räumungsprozess gegen einen ehemals wohnungslosen Bewohner, der in dem vor drei Jahren besetzten Haus in der Habersaathstrasse im Berliner Bezirk Mitte lebt, urteilte das Landgericht Berlin am Dienstag: Er kann zunächst bleiben. Was genau hat das Gericht entschieden?
Das Gericht urteilte, es sei kein mietähnliches Verhältnis, aber eine Art Nutzungsrecht zustande gekommen. Deshalb kann er in seiner Wohnung bleiben – so lange bis der letzte der neun Bestandsmieter in dem Haus rausgeklagt wurde. Diese Mieter hatten mit mehreren Klagen gegen die Verwertungskündigung des Eigentümers gewonnen. Das Gericht verwarf die Räumungsklagen mit den Worten: Eine Wohnung ist kein Aktienpaket, und es gibt kein Recht auf Gewinnmaximierung.
Es dürfte sich jedoch um einen überschaubaren Zeitraum handeln, bis der Eigentümer den Abriss durchsetzt, oder?
Das Karussell wird ständig neu in Schwung gebracht. Nachdem die Abrissgenehmigung im Herbst abgelaufen war, erteilte das Bezirksamt dem Eigentümer ohne Not eine neue. Er schickte erneut Verwertungskündigungen an die Bestandsmieter. Da er jetzt wieder eine Schlappe vor Gericht erlitten hat, gibt es die Hoffnung, dass es bei diesem Urteil bleibt. Alles könnte sich weiterhin sehr lange hinziehen.
Weshalb sollte ein Gericht bei gleichbleibender Sachlage plötzlich anders entscheiden?
Logischerweise werden sich die Richter bei den übrigen anstehenden Klagen am Urteil vom Dienstag orientieren. Weshalb der Eigentümer es ständig wieder erneut versucht, erschließt sich uns nicht. Er hatte gegen alle 60 dort lebenden ehemals Obdachlosen Räumungsklagen angestrengt. Alle bleiben drin! Es kostet ihn Geld, gewonnen hat er nichts.
Gab es andere Schikanen von seiten des Eigentümers?
Weil er sich nicht durchsetzen konnte, ließ er im August 2023 Schlägertrupps in Wohnungen einbrechen; Sanitäranlagen, Schränke oder Fenster zerstören. In diesen Fällen wurden Anzeigen erstattet, aber daraufhin erfolgte nichts. Die Polizei hat diese Anzeigen offenbar nicht verfolgt. Sie stand einmal sogar in der Nähe und unternahm nichts. Der Vermieter ließ Stromzähler aus dem Keller klauen – sogar von Bestandsmietern. Er musste sie danach wieder einbauen lassen. Das Urteil des Gerichts ist in Hinsicht auf die 60 ehemals obdachlosen Bewohnerinnen und Bewohner ebenso interessant. Wir werden mit der Wohnungsaufsicht in Kontakt treten. Stellt man dort fest, dass es kein Warmwasser und keinen Strom gibt, muss der Eigentümer tätig werden.
Den Tag des Urteils werten Sie als »guten Tag für all diejenigen, die auf der Straße leben und überlegen, eine der vielen leerstehenden Wohnungen zu besetzen«. Wirkt sich das aber überhaupt auf andere in Wohnungsnot aus?
Nein. Das Urteil bezieht sich nur auf diesen Kläger, jedoch gibt es damit mehr Handhabe. Andere wohnungslose Menschen könnten bei Leerstand versuchen, sich auch an das Bezirksamt zu wenden, damit es dem Eigentümer eine sogenannte Nutzungsentschädigung anbieten kann. Immerhin ist das wesentlich billiger, als andere Unterbringungen für Obdachlose zu schaffen. Das zuständige Bezirksamt hatte dies zunächst im Fall einiger Bewohner der Habersaathstraße angeboten, wodurch eine Art vertragsähnlicher Zustand entstand.
Wie bewerten Sie das Agieren der Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger von den Grünen?
Trotz Kenntnis des Gerichtsurteils hat sie die neuerliche Abrissgenehmigung für die Habersaathstraße erteilt. Sie scheint kein Verständnis zu haben, wie man der Wohnungsnot begegnen und gegen Spekulation tätig werden kann. Von ihr erwarten wir nichts.
Wie geht es weiter?
Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist es ermutigend, weil sie nach über einem Jahr endlich wieder Strom bekommen, sich nicht mit Kerzenlicht behelfen müssen und wieder kochen können. Wir hatten zuvor einen Spendenaufruf gemacht, damit sie sich mit Gaskochern behelfen konnten. Der nächste Schritt wäre, dass sie eine Meldeadresse erhalten. Das würde ihnen helfen, einen Job aufnehmen und Geld verdienen zu können. Mit der Mietbewegung bauen wir Druck auf, versuchen, mit dem Urteil in der Hand weiterhin Fortschritte zu erreichen.
--Methodios (Diskussion) 08:33, 22. Nov. 2024 (CET)
Berlin: No-Go Areas für Juden – HIER hat die Polizei die Kontrolle verloren
BearbeitenBerlin: No-Go Areas für Juden – HIER hat die Polizei die Kontrolle verloren
Artikel von Valentin Palleit - Berlin Live - 30. November 2024
Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kommt Berlin nicht zur Ruhe. Die Polizei befindet sich im Dauereinsatz, um bei den zahlreichen Demonstrationen die Ordnung zu wahren.
In dieser Situation bricht sich die aufgeheizte Stimmung weiter Bahn. Mittlerweile gibt es Orte in der Hauptstadt, die Juden besser meiden sollten.
Berlin: In dieser Gegend sollten Juden besonders vorsichtig sein
Es sind besorgniserregende Aussagen, die Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik dieser Tage tätigt. Im Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ berichtet sie von Gegenden innerhalb der Hauptstadt, in denen Juden und Jüdinnen mit Kippa aufmerksamer sein sollten. Sie verweist dabei auf „bestimmte Quartiere, in denen mehrheitlich arabischstämmige Menschen wohnen, die auch Sympathien für Terrorgruppen hegen“. Konkreter wird die Beamtin nicht.
Anders nun Levi Salomon. Der Geschäftsführer und Koordinator des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) benennt gegenüber „t-online“ einen konkreten Kiez, der für jüdische Mitbürger eine Gefahr darstelle. „Vor bestimmten Lokalen in der Sonnenallee versammeln sich seit dem 7. Oktober regelmäßig israelfeindliche Akteure, von denen vor allem nachts Gewalt und teilweise Ausschreitungen ausgehen“, schildert er.
Eine gefährliche Dynamik
So entwickle sich auf der Straße in Berlin-Neukölln eine Dynamik, „an der sich auch einige Anwohner beteiligen und die auch für die Polizei schwer zu kontrollieren ist“. Auch er empfiehlt den Betroffenen deshalb, diese Gegend zu meiden, sofern sie etwa durch Kippa oder einen Davidstern dem Judentum zugeordnet werden können.
Berliner Polizei macht es offiziell – brandgefährlich! DIESE Orte solltest du unbedingt meiden
In die Zukunft blickt Salomon skeptisch. Er glaube nicht, dass sich die Bedrohungslage bald verbessert. Vielmehr befürchtet er eine Verschlimmerung und klassifiziert die israelfeindliche Szene Berlins schon heute als Vorstufe zum Terrorismus.
--Methodios (Diskussion) 09:15, 1. Dez. 2024 (CET)
Clans in Berlin: Aussteigerin packt aus – was sie erlebt hat, macht sprachlos
BearbeitenClans in Berlin: Aussteigerin packt aus – was sie erlebt hat, macht sprachlos
Artikel von Anouschka Hamp
Berlin live 1. Dezember 2024
Die Clans in Berlin und in anderen deutschen Großstädten machen immer wieder Schlagzeilen. Bewaffnete Raubüberfälle, Körperverletzungen, Drogengeschäfte – die Liste der Vergehen ist lang. Interne Angelegenheiten werden dagegen selten bekannt, die Dynamiken innerhalb der Großfamilien bleiben meist unter Verschluss.
Doch eine Aussteigerin packte Anfang des Jahres aus. In ihrem Buch „Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan“ gibt Latife Arab tiefe Einblicke in die Familie, in die sie hinein geboren wurde. Doch das wurde ihr jetzt zum Verhängnis.
Clans in Berlin: Heftige Attacke auf Aussteigerin
Unterdrückung und Gewalt waren für Latife Arab, die in der Öffentlichkeit zu ihrem eigenen Schutz unter diesem Pseudonym auftritt, an der Tagesordnung. Mehrmals versuchte sie, dem Clan zu entkommen, 2009 gelang es ihr endgültig. Doch nach Erscheinung ihres Buchs im März dieses Jahres beginnt der Albtraum für sie im September von vorn.
Auch interessant: Tierheim Berlin: Urteil gefallen! Jetzt geht die Nachricht um
Gegenüber „t-online“ berichtet Arab, dass Verwandte sie in ein Auto gezerrt, gewürgt und anschließend in einem Waldstück auf sie eingetreten hätten. Sie wird bewusstlos vor dem Unfallkrankenhaus Marzahn abgelegt. Erst dort kommt sie wieder zu Bewusstsein. Als Begründung für die Attacke nannten die Männer ihr Verrat.
Schwere Vorwürfe gegen Polizei
Seit dem Angriff durch den Clan in Berlin lebt sie in ständiger Angst und erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Nach der Attacke hätte sie zunächst Polizeischutz bekommen. Anschließend habe man ihr angeboten, ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen zu werden, doch nur, wenn sie die Namen der Angreifer nennt. Das Angebot betraf allerdings nur sie, nicht aber ihre Kinder.
„Für mich kam es nicht infrage, mich in Sicherheit zu bringen und meine Kinder zurückzulassen“, so Arab. Also lehnte sie ab. Daraufhin versuchte die Anwältin der Aussteigerin mehrfach, mit dem LKA über die Sicherheit ihrer Mandantin zu sprechen. Dies wurde erst mehrfach abgelehnt bis dann, mehrere Wochen nach dem Angriff, ein Gesprächsangebot gemacht wurde. Bis dahin hatte sich Arab aber bereits selbst um einen Platz in einer Schutzeinrichtung bemüht.
Mittlerweile falle es Arab schwer, den Behörden zu vertrauen und über die Hintermänner der Tat auszupacken, berichtet ihre Anwältin. Dass liegt auch daran, dass die Informationen über den Angriff an die Medien durchgesickert sind – ohne dass es eine Pressemitteilung gab. Sowohl der „Tagesspiegel“ als auch die „Bild“ berichteten über die Attacke. Für Arab eine Katastrophe, denn anschließend bedrohte ein Unbekannter die Aussteigerin aus einem Clan in Berlin am Telefon erneut.
Wie es zu den Berichten kommen konnte, ist der Polizei ein Rätsel. Auf Anfrage von „t-online“ hieß es allerdings, dass auch im Nachhinein kein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts des Geheimnisverrats eingeleitet wurde, da kein konkreter Anfangsverdacht vorliege.
Arab leidet also auch 15 Jahre nach ihrem Ausstieg massiv unter ihrer Familie. Von den Behörden wird sie dabei größtenteils alleine gelassen. Zwar habe es laut der Polizei mehrere Gespräche zu Sicherheitsmaßnahmen gegeben, doch ob eine davon auch wirklich realistisch war und umgesetzt wurde, scheint nach Arabs Schilderungen fraglich.
--Methodios (Diskussion) 09:35, 1. Dez. 2024 (CET)
Berliner Polizei macht es offiziell – brandgefährlich! DIESE Orte solltest du unbedingt meiden
BearbeitenAktuelles
Berliner Polizei macht es offiziell – brandgefährlich! DIESE Orte solltest du unbedingt meiden
von Anouschka Hamp
30.11.2024 - 08:40 Uhr - Berlin live
Manche Orte in Berlin sind etwas heikel, um andere sollte man dagegen lieber einen großen Bogen machen. Wo du jetzt aufpassen musst!
In kaum einer Stadt in Deutschland hört und sieht man so viele Polizeiautos mit Blaulicht wie in Berlin. Der nächste Einsatz scheint immer nur wenige Minuten entfernt. Einige Orte bzw. Stadtteile trifft es dabei häufiger als andere. Während die Lage in Mitte oder Charlottenburg subjektiv betrachtet meist friedlich wirkt, gibt es andere Kieze, in denen es schon ganz anders aussieht.
Laut der Berliner Polizei lässt sich das auch sehr gut in Zahlen messen. Einige Orte sollte man deshalb lieber meiden – oder an ihnen zumindest sehr wachsam sein.
Berlin: HIER gilt höchste Vorsicht
In Berlin ist es an manchen Orten sicherer als an anderen. Das ist nicht nur subjektiv spürbar, sondern auch statistisch erfassbar. Diejenigen Orte, an denen die Lage besonders heikel ist, heißen „kriminalitätsbelastet“. Dort gibt es nach Definition der Polizei besonders viele Straftaten wie Raub, Brandstiftung, gefährliche Körperverletzung und Taschendiebstahl.
Auch interessant: Miete in Berlin: Student ist auf Wohnungssuche – was er dann erlebt, macht sprachlos
In der Hauptstadt sind das folgende Bereiche:
- Hermannstraße/Bahnhof Neukölln,
- Kottbusser Tor,
- Rigaer Straße,
- Alexanderplatz,
- Görlitzer Park/Wrangelkiez,
- Hermannplatz/Donaukiez und
- Warschauer Brücke.
Schon im zweiten Jahr in Folge sind diese sieben Orte der Spitzenreiter bei den aufgezählten Delikten. Das ergab eine Antwort des Berliner Senats auf Anfrage des Linken-Politikers Niklas Schrader.
Die Lage hat sich teilweise dramatisch verschlechtert
Was sich im Gegensatz dazu allerdings durchaus verändert hat, ist die Anzahl der Straftaten. Obwohl 2024 noch nicht vorbei ist, zeichnet sich bereits bei einigen Straftaten eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr ab. Dazu zählen Körperverletzungen, Bedrohungen und die Zahl der Nötigungen. Die Details im Einzelnen (Stand: 20 Oktober 2024):
- Hermannstraße/Bahnhof Neukölln: 2023 gab es hier insgesamt 63 Fälle von gefährlicher bzw. schwerer Körperverletzung. 2024 sind es schon jetzt 80.
- Kotti: Auch hier ist die Zahl der schweren Körperverletzungen gestiegen. Von 76 (2023) auf bislang 99 (2024).
- Rigaer Straße: Auch hier gibt es einen Zuwachs. Besonders betroffen: Kellereinbrüche. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 19 erfasst, dieses Jahr sind es bereits 43.
- Alexanderplatz: Am Alex hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr in einem Bereich verbessert: bei den Taschendiebstählen. 2023 waren es insgesamt 540, 2024 nur 367. Bei den anderen Straftaten sind die Zahlen relativ unverändert.
- Görlitzer Park/Wrangelkiez: Der Diebstahl an bzw. aus Fahrzeugen hat sich erhöht. 2023 waren es noch 438, 2024 sind es schon jetzt 541 Fälle.
- Hermannplatz/Donaukiez: Die Zahl der Taschendiebstähle hat sich hier verringert, von 555 (2023) auf 346 (2024).
- Warschauer Brücke: Im Bereich Nötigung, Freiheitsberaubung und Bedrohung sind die Zahlen in die Höhe geschnellt. 2023 gab es insgesamt 62 Fälle, in diesem Jahr sind es schon jetzt 179.
Noch ist das Jahr allerdings nicht vorbei. Ein weiterer Anstieg ist bis Jahresende also sehr wahrscheinlich. Für Anwohner und Touristen heißt das: Vorsicht!
https://www.berlin-live.de/berlin/aktuelles/berlin-news-polizei-gefaehrlich-orte-sieht-id316280.html
--Methodios (Diskussion) 09:21, 1. Dez. 2024 (CET)
Neuköllner Integrationsbeauftragte ledert gegen Linke und Islam-Lobby Deutschland
Bearbeiten„Das sind Leute, die voller Haß sind“
Neuköllner Integrationsbeauftragte ledert gegen Linke und Islam-Lobby Deutschland
06. Dezember 2024
JF-Online
Die Gewalt gegen Juden, Frauen und Homosexuelle steigt in Berlins Islam-Vierteln immer weiter an. Neuköllns Integrationsbeauftragte Güner Balci ist unverdächtig, rechts zu sein. Doch nun platzt ihr der Kragen.
Anzeige
BERLIN. Die Integrationsbeauftragte von Berlin-Neukölln, Güner Balci (parteilos), hat der deutschen Mehrheitsgesellschaft Naivität im Umgang mit Moslems und Integration vorgeworfen. Als Beispiel dafür sprach Balci über ihre Erfahrungen mit einer islamischen Frau, die Probleme habe, eine geeignete Moschee zu finden. Jedes Mal, wenn sie ein islamisches Gotteshaus besuche, fühle sie sich unwohl. „Weil die Moscheen hier so politisch sind, so ideologisch. Die machen euch etwas vor, sagt sie“, warnte Balci im Gespräch mit der Welt.
Radikale Islam- und Migrantenverbände betrieben „seit Jahrzehnten gute Lobbyarbeit“. Liberalere Vereine und Interessengruppen werden dagegen „viel weniger gehört“, monierte Balci. Außerdem unterschätze die Politik immer noch die gesellschaftliche Gefahr aus Teilen des Migranten-Milieus. „Wir haben eine extrem rechte, weiße Gruppe von Menschen, mit der AfD eine Partei, die wir klar lokalisieren. Aber wir haben zum Beispiel auch eine extrem rechte, türkische Gruppe, mit den Grauen Wölfen. Die wird manchmal in der Presse erwähnt, aber letztendlich spielt das politisch keine Rolle.“
Altkanzlerin Merkel habe „nie erkannt, daß Migranten nicht Streichel-Ausländer sind, sondern auf Augenhöhe mit ihr, und man genauso damit umgehen muß“.
Wer den Islam kritisiert, lebt gefährlich
Lobende Worte fand Balci hingegen für Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Diese hatte zuletzt gewarnt, die Hauptstadt sei für Juden und Homosexuelle teilweise nicht mehr sicher. „In Berlin hat die homophobe, antisemitische und frauenverachtende Gewalt zugenommen in muslimischen Nachbarschaften“, sagte die Integrationsbeauftragte dazu. Es sei „wichtig, daß Repräsentanten der Politik, aber auch der Polizei den Bürgern und Bürgerinnen vermitteln, daß sie sehen, was wirklich los ist. Es ist auch immer der erste Schritt zur Besserung“. Gleichzeitig gebe es seit etwa 20 Jahren mahnende Stimmen, die bisher stets ignoriert worden seien.
Noch immer seien große Teile der Politik zu blauäugig beim Thema Integration. Zudem werde der Begriff „Rassismus“ inzwischen als Einschüchterung mißbraucht. Zuletzt bei Cem Özdemir, „als er offen aussprach, daß er es schwierig findet, wenn seine Tochter im Alltag kraß sexualisiert wird – und zwar nicht von blonden deutschen Christians“.
Wer solche Probleme anspreche, erlebe viele Widrigkeiten und mache sich Feinde, konstatierte Balci. „Leute, die einen als Rassisten beschimpfen, und solche, die einem nach dem Leben trachten. Nicht umsonst laufen die Menschen, die heute besonders exponiert das Thema Migration und Islamismus angehen, mit Polizei- und Personenschutz rum.“
Balci: Linke leiden an Wohlstandsverwahrlosung
Deshalb mangele es an einer gesellschaftlichen Debatte, beklagte Balci. Bereits nach der Kölner Silvesternacht habe sich wenig geändert, die Empörung sei nach kurzer Zeit abgeflacht. „Statt dessen haben wir heute Politiker, die die Idee haben, Frauenabteile in U-Bahnen anzubieten. Das ist doch verrückt.“
Scharfe Kritik übte die in Berlin geborene Autorin an den Pro-Palästina-Demonstrationen und an Linken, die daran teilnehmen. „Das sind Leute, die voller Haß sind, Gewalt befürworten und sich eine Gesellschaft wünschen, in der sie selbst nicht überleben würden“, urteilte Balci. „Da laufen hinter schwarz verschleierten Frauen, die voller Inbrunst auf Arabisch ‚Tod den Juden‘ brüllen, halb nackte Frauen mit bunten Haaren her. Die verstehen nichts, es ist ihnen aber auch egal. Das ist doch Wohlstandsverwahrlosung.“
Güner Balci ist 49 Jahre alt, in West-Berlin geboren und in Neukölln aufgewachsen. Ihre Eltern sind türkische Gastarbeiter. Sie schrieb mehrere Bücher, drehte Dokumentationen und Reportagen. Sie ist seit 2020 die Integrationsbeauftragte von Berlin-Neukölln. (st)
- Mal im Ernst. Die Moscheen werden immer politischer. Willkommen in unserer Welt. Alles wird politischer. Und wenn sich jemand nicht für Politik interessiert, dann ist das auch politisch, politisch rechts. Aber es geht hier nicht vordergründig um Politik, es geht um die siamesischen Zwillinge „Macht“ und „Geld“. Wer auf irgendwelche Fragen antworten will, muss diese in seiner Analyse berücksichtigen.
- Die JF muss bitte sprachsensibler werden. Deutsche Bürger, die sich gegen den linksgrünen Immiggressionsfanatismus wenden, „ledern“ nicht: Das können nur die Deutschlandhasser tun! Sie „klärt auf“, „enthüllt die Wahrheit“ „konfrontiert die Bürger mit der Wahrheit“, „bricht aus dem Lügenkartell der linksgrünen Immiggressionsfanatiker aus“ – und, und und. Es gibt viele Möglichkeiten, diese mutige Intervention einer türkischstämmigen (! Die „Ureinwohner“ haben, sobald sie eine offizielle Funktion haben, schon gar nicht mehr den Mut, sich gegen die Deutschlandhasser zu wehren!) Funktionsträgerin zu würdigen. „Ledern“ ist negativ und abwertend!
- Die Tatsachen sprechen für sich. Egal, ob man links rechts oder mitte ist. Die Integration ist gescheitert. Die einzige Sprache, die diese Menschen verstehen, ist die, die sie selber sprechen. Dafür braucht es ein knallharten Staat der gnadenlos abschiebt.
- Auch so eine „Nazi-Schlampe“! (möglicher Kommentar vom ZDF-Star-Komiker Böhmermann) Im übrigen: Was diese Berliner Integrationsbeauftragte festgestellt hat, das wird von der Dame, welche den Job der Integrationsbeauftragten für die Bundesregierung macht, absolut geleugnet. Diese Frau behauptet dagegen, daß die Muslime und der Islam in Deutschland diskriminiert würden! Ja. was denn nun?
- Die wird Ihren Job bald los sein.
--Methodios (Diskussion) 13:08, 9. Dez. 2024 (CET)
Wolfgang Zimmer: Nobel-Friseur in Berlin-Mitte gibt auf und erklärt schonungslos warum
BearbeitenWolfgang Zimmer: Nobel-Friseur in Berlin-Mitte gibt auf und erklärt schonungslos warum
Artikel von Michael Maier
Berliner Zeitung - Sa. 14.12.2024
Der Nobel-Friseur Wolfgang Zimmer in seinem Salon in den Rosenhöfen in Berlin Mitte, welchen er zum Ende des Jahres 2024 aufgibt.
Wir treffen Wolfgang Zimmer in seinem hellen Friseursalon in einem Dachgeschoss in den Rosenhöfen. Die Räume haben noch das Flair der großen Aufbruchszeit in Berlin-Mitte. Alle wollten hier sein, es war eine Mischung aus Unfertigem und individuellen Visionen. Das ist heute alles vorbei, die Ernüchterung ist groß. Denn die verheerende politische und wirtschaftliche Entwicklung hat gerade die engagierten und erfolgreichen mittelständischen Unternehmen schwer getroffen. In einem Land, in dem der Bundeswirtschaftsminister nicht weiß, was eine Insolvenz ist, geben immer mehr Unternehmen auf.
Wolfgang Zimmer ist einer der international anerkanntesten Friseure. Er hat prominente Namen in seiner Kundenkartei: Politiker, Schauspieler, Filmstars und Topmodels wie Sharon Stone, Eva Padberg, Claudia Schiffer und Linda Evangelista. Vor einigen Jahren gewann er den von L’Oreal gestifteten „Friseur-Oscar“. Neben seiner Arbeit für die Promis ist Zimmer immer mit beiden Füßen auf dem Boden geblieben: Über tausend ganz normale Kunden und Kundinnen bedient er, jede und jeden mit demselben Respekt, als kämen sie alle aus Hollywood. Doch nun ist Schluss. In ungewöhnlich klaren Worten analysiert Zimmer, warum er seinen Laden dichtmacht. „Eine Ära geht zu Ende“, sagt eine Kundin am Tresen. Im Hintergrund läuft Wellness-Musik. Es gibt Espresso und einen Kuchen, der nach Wehmut schmeckt.
Herr Zimmer, wie lange sind Sie in Ihrem Gewerbe tätig?
Ich bin seit 48 Jahren immer im Beruf, davon über 36 Jahre selbstständig. Viele Kunden sagen, jetzt geht eine Ära zu Ende. Aber das ist nicht ganz richtig. Ich gebe einen Teil meines Berufes ab. Ich werde kein Geschäft mehr haben, wo ich Kunden bediene. Es geht für mich im artistischen Bereich weiter, wo ich schon vorher gearbeitet habe. Ich arbeite für Fotoproduktionen, mache Haarkonzepte für die Fashion Week oder Filmproduktionen. Ich darf seit über 22 Jahren die Berlinale begleiten und bin für das Styling vieler ausländischer Gäste verantwortlich. Ich betreue einige Designer in Mailand und gebe Seminare für Friseure und habe an der Universität der Künste Kurse für Mode- und Trendentwicklung gegeben. Es wird mir also nicht langweilig.
Sie haben hier in den Berliner Rosenhöfen bei den Hackeschen Höfen sehr erfolgreich gearbeitet. Mit welchen Erwartungen waren Sie nach Mitte gekommen, und wie stellt es sich heute dar?
Ich bin vor 22 Jahren von der West-City nach Mitte gegangen, weil ich am Puls der Zeit sein wollte. Für mich war Mitte wie SoHo in New York. Ich habe es nie bereut, es war eine tolle Zeit! Viele Einzelkämpfer haben die Ärmel hochgekrempelt, es war nicht alles perfekt, aber jeder hat angepackt. Heute werden die Einzelkämpfer rausgedrängt. Wir sehen nur noch Ketten, wie überall.
Der Salon in den Rosenhöfen in Berlin Mitte.
Warum geben Sie das Geschäft auf?
Zuerst: Die Miete wird sich drastisch erhöhen. Mein Mietvertrag läuft Ende des Jahres aus. Man kann die geforderte Miete nicht mehr mit Haareschneiden erwirtschaften. Der Staat macht es uns Mittelständlern und Kleinhandwerkern nicht sehr einfach. Es werden uns immer weitere Kosten aufgedrückt, die wir nicht ohne weiteres an unsere Kunden weitergeben können. Wenn ich „nur“ Haare schneiden dürfte und mich darauf konzentrieren könnte, wäre die Welt in Ordnung. Aber wir werden heute über bürokratische Hürden gejagt und müssen uns an Datenschutzverordnungen, geänderten Gesetzgebungen, Feuerschutz, Gesundheitsschutzmaßnahmen, Berufsgenossenschaft, Innung, Handwerkskammer abarbeiten. Die ganzen Betriebskosten wie zum Beispiel Energiekosten oder Beiträge zu Krankenkassen sind gewaltig gestiegen.
Durch den demografischen Wandel und die Lustlosigkeit vieler Menschen, sich nicht durch Arbeit und persönliches Engagement in die Gesellschaft einzubringen, steigt der Druck auf die noch arbeitende Bevölkerung immer weiter. Ich habe mich nie gefragt, was kann der Staat für mich tun, sondern hatte immer die Einstellung: Was kann ich für dieses Land tun? Diese Grundeinstellung scheint immer mehr verloren zu gehen. Der Mittelstand ist in der Defensive und kann das irgendwann nicht mehr tragen.
Einzelkämpfer wie ich in Berlin-Mitte werden es immer schwerer haben. Ich bin jetzt in Berlin-Mitte, vorher war ich 15 Jahre im Westen, in einer Altbauetage. Ich bin sehr dankbar für die Zeit, ich habe immer meinen persönlichen und beruflichen Traum leben dürfen. Ich habe immer gemacht, was ich wollte. Ich jammere nie, packe Sachen an, sage mir oft: Jetzt erst recht! Heute habe ich mit meiner Lebenserfahrung den Entschluss gefasst, so nicht mehr weiterarbeiten zu wollen. Das hat keinen Sinn. Ich möchte allen meinen Kunden danke sagen, für die jahrelange Treue und für das mir und meinem Team entgegengebrachte Vertrauen.
Ein großer Dank gilt meinen Mitarbeitern, die mir immer zur Seite gestanden haben. Der Weg hin zu der Entscheidung aufzuhören ist mir sehr schwergefallen. Aber jetzt fühle ich mich frei und wohl damit.
Sie geben das Geschäft auf, weil die Kosten so gestiegen sind, dass Sie es trotz der massiven Nachfrage bei den Kunden nicht mehr wirtschaftlich führen können?
Ja. Bisher waren die Rahmenbedingungen für mich in Ordnung. Jetzt steigt die Miete aber unverhältnismäßig hoch an. Im Gewerbebereich kann jeder Vermieter das nehmen, was er haben möchte. Kleine, mittelständische Geschäfte werden so aus den Zentren der Stadt verdrängt. Ich habe das Gefühl, dass es vielen Vermietern egal ist, ob Ladenflächen leer stehen oder nicht. Wenn die Läden dann leer stehen, wird es als Verlust abgeschrieben, es zahlt also der Steuerzahler. Dazu kommen alle anderen Kosten, die drastisch gestiegen sind: Lebensmittel, Energie, Handwerker.
- Wenn die Politik die Leute nicht mitnimmt und ihnen erklärt, wie es weitergeht, dann verlieren die Menschen das Vertrauen in den Staat.
Es wird nicht erklärt, wofür Geld ausgegeben wird oder wofür auch nicht. Wir haben einen riesengroßen Vertrauensbruch. Arbeit muss sich wieder lohnen.
Der Nobel-Friseur Wolfgang Zimmer posiert in seinem Salon in den Rosenhöfen in Berlin Mitte, welchen er zum Ende des Jahres 2024 aufgibt.
Welche Erfahrungen haben Sie im Personalbereich?
Ich habe in den vergangenen Jahren sehr viele Bewerbungsgespräche geführt mit Leuten, die bei mir anfangen wollten. Es gibt Bewerber, die Power haben und arbeiten wollen. Aber es gibt auch Menschen, die sagen mir im Bewerbungsgespräch: „Herr Zimmer, eines muss ich Ihnen sagen: Im Monat bin ich zwei Tage im Durchschnitt krank.“ Ich frage dann, haben Sie eine chronische Krankheit, dann sagte mir der Bewerber: „Nein, das steht mir doch zu, ich zahle ja Krankenkassenbeiträge.“ Oder ein anderer sagte: „Ich möchte nur ein Jahr arbeiten, weil danach möchte ich mich gerne wieder ein halbes Jahr arbeitslos melden.“ Das wird einfach so gesagt!
Wie oft haben Sie das erlebt?
Das habe ich öfter erlebt. Bewerber sagen auch, dass ihnen die Öffnungszeiten nicht gefallen. Ein Friseur sagte zu mir: „Ich habe nur Lust, zwischen 11 und 17 Uhr zu arbeiten.“ Oder: „Ich will nur zwei, drei Tage arbeiten, den Rest mache ich schwarz und habe dann mehr Geld, als würde ich normal arbeiten.“ Die Hürde, das auch ganz offen zu sagen, ist heute sehr niedrig. Und es gibt auch viele, die den Staat ausnutzen. Es wird ihnen so leicht gemacht, dass sie sagen: „Es steht mir doch zu.“ Immer weniger Leute wollen Verantwortung für sich selbst tragen. Immer mehr Menschen wollen für weniger Arbeit mehr Geld bekommen. Das funktioniert nicht. Es gibt aber zum Glück noch viele, die nehmen die Herausforderungen an.
Haben Sie diese Veränderung über Jahre beobachtet?
Ja. Ich habe in den ersten 20 Jahren meiner Friseurlaufbahn mit vielen Mitarbeitern zusammenarbeiten dürfen, von denen keiner das Unternehmen verlassen hat. Die Gesellschaft hat sich sehr stark verändert. Es ist gut, dass die Menschen mehr Freizeit haben wollen – wenn es finanzierbar ist. Auch Freizeit kostet Geld. Es ist toll, wenn ein Staat solidarisch ist. Wir alle arbeiten gerne für Menschen mit, die geistig und körperlich beeinträchtigt sind oder in Not geraten. Aber ich habe keinen Bock, für Leute mitzuarbeiten, die unser Sozialsystem ausnutzen. Der Staat macht das schon. Wer ist der Staat? Wir alle sind der Staat.
Sie haben viele Leute im Lauf der Jahre ausgebildet. Hat sich die Einstellung zum Arbeiten an sich, zum Beruf geändert?
Ich würde es nicht verallgemeinern. Ich habe sehr viele Friseure ausbilden dürfen. Einige von ihnen zählen heute zu den besten der Stadt. Aber man kann sehen, wie es sich verändert hat: In früheren Jahren hatten wir sechs bis acht Berufsschulklassen jedes Semester. Heute sind es nur noch halb so viele. Die jungen Menschen haben zum Teil keine Lust mehr, eine Ausbildung anzufangen, wo sie acht Stunden oder mehr arbeiten müssen, vielleicht sogar samstags, wenn andere freihaben. Ich hatte das Glück, mit Menschen zu arbeiten, die zuverlässig sind und Spaß an ihrem Job haben und deshalb von anderen Kollegen gerne genommen wurden. Einige machen sich jetzt selbstständig. Keiner wird auf der Straße stehen.
Auch über meinen großen Kundenstamm habe ich mir viele Gedanken gemacht. Ich habe meine ehemaligen Mitarbeiter, die heute selbstständig sind, angerufen. Alle haben gesagt, das finden wir toll. Aber einige haben gesagt, wir würden deine Kunden gerne übernehmen, aber wir haben nicht das Personal dazu. So ist es mir auch gegangen: Ich hätte auf einen Schlag fünf, sechs Friseure einstellen können. Aber man bekommt kein Personal. Viele meiner Kollegen sagen: Wir könnten viel mehr Kunden annehmen, aber es fehlen die Mitarbeiter. Und das sind Chefs, die rund um die Uhr arbeiten.
Der Salon von Nobel-Friseur Wolfgang Zimmer in den Rosenhöfen in Berlin Mitte, welchen er zum Ende des Jahres 2024 aufgibt.
War Corona ein Einschnitt?
Der Staat hat geholfen. Dafür möchte ich danken. Das Problem: Mein Geschäft war einmal sechs Wochen, einmal sieben Wochen geschlossen. Wir wussten nicht, wann wir wieder öffnen können. Da war ein furchtbares Gefühl. Wir konnten dem Personal nicht sagen, wie es weitergeht. Ich habe den Mitarbeitern das Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent aufgestockt. Die Ungewissheit, wie lange können wir finanziell durchhalten – das war das Schlimmste.
Sie mussten auf Ihre Reserven zurückgreifen?
Ja klar. Ich habe den Vermieter gefragt, ob er mir entgegenkommen kann. Er hat gesagt, er kann mir die Miete zwei oder drei Wochen stunden. Das hilft natürlich gar nicht. Ich glaube, in dieser Zeit hat ein Umdenken begonnen. Ich weiß es nicht, aber plötzlich haben die Leute gesagt, ich möchte mehr Zeit für mich haben. Das war auch in der Gastronomie so: Wo sind die Menschen, die vor Corona dort gearbeitet haben?
Sie mussten Kredite aufnehmen?
Die IBB hat uns geholfen, das war positiv. Wir haben einen zinslosen Kredit bekommen. Aber den mussten wir natürlich zurückzahlen. Das ist kein geschenktes Geld. Wir mussten hart arbeiten. Meine Mitarbeiter, die immer hinter mir gestanden haben, haben sechs Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag gearbeitet – da sage ich: Hut ab! Viele Unternehmer konnten die Kredite nicht zurückzahlen.
Sie sind ja eher ein 1968er, ein Linksliberaler. Als Selbstständiger haben Sie gelernt, dass das Geld irgendwo herkommen muss. Glauben zu viele Leute, dass das Geld auf den Bäumen wächst?
Ich finde, es soll allen gutgehen – aber jemand, der viel tut, soll auch viel profitieren. Wir brauchen weniger Steuern und gute Rahmenbedingungen, um erfolgreich wirtschaften zu können. Der Staat ist außerdem ein schlechtes Vorbild. Er lebt zum großen Teil von Schulden. Wir leisten uns ein System, das nicht mehr tragbar ist.
Sie haben einen super Laden, es gibt genug Kunden, die gerne für Ihre Arbeit zahlen – also eigentlich der wirtschaftliche Idealfall. Trotzdem machen Sie Schluss.
Mir fehlt die Kraft, um mich auf die veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einzustellen. Ich habe das Glück, diese Entscheidung aus freien Stücken treffen zu können, und freue mich auf die neuen Herausforderungen.
Clans in Berlin: Polizei erlässt Haftbefehl – die Vorwürfe sind ungeheuerlich
Bearbeitenhttps://www.berlin-live.de/berlin/aktuelles/clans-berlin-silvester-randale-id343445.html
Clans in Berlin: Polizei erlässt Haftbefehl – die Vorwürfe sind ungeheuerlich
Artikel von Michael Maierhöfer - Berlin live - 3. Januar 2025
Die Clans in Berlin sorgen seit Jahren für Schlagzeilen. Die Liste an Straftaten, die ihnen vorgeworfen wird, ist ellenlang. Jetzt kommt eine weitere dazu.
Die Polizei hat jetzt Haftbefehl erlassen und gibt erste Informationen zu dem Fall bekannt.
Clans in Berlin
Clans in Berlin: Jetzt geht die Nachricht um
Die vergangene Silvesternacht in Berlin ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Brennende Autos, gesprengte Fenster und Einsatzkräfte wurden auf offener Straße angegriffen. Mittlerweile zählt man rund 400 Festnahmen und 670 eingeleitete Ermittlungsverfahren.
Laut „BZ“ wurde am Donnerstag (2. Januar) Haftbefehl gegen zwei junge Männer im Alter von 17 und 20 Jahren erlassen. Bei dem Älteren handelt es sich offenbar um ein Mitglied des berüchtigten El-Zein-Clans in Berlin.
Das wird dem Mann vorgeworfen
Die Staatsanwaltschaft wirft Amir El-Zein gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr in Tateinheit mit versuchter gefährlicher Körperverletzung vor. Er wird zudem des schweren Landfriedensbruchs und des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz verdächtigt.
Das Berliner Clan-Mitglied soll in der Silvesternacht gegen 20 Uhr am Kottbusser „pyrotechnische Gegenstände auf zwei Fahrzeuge geworfen haben“, so die Staatsanwaltschaft. Ein Auto sei getroffen worden, ein anderes habe abbremsen müssen.
Doch damit nicht genug. „Außerdem soll er gegen Mitternacht am Maybachufer zusammen mit einer Gruppe von etwa 15 Personen eine Barrikade aus Mülltonnen, E-Scootern und Holzlatten errichtet und anschließend Polizeikräfte sowie Einsatzfahrzeuge mit einer Feuerwerksbatterie beschossen und mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen haben“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Thomas Petzold.
Amir El-Zein sei nach Angaben bereits polizeibekannt. Er soll in der Vergangenheit bereits wegen Sachbeschädigung, Betrugs, Computer-Betrugs, Fahrens unversicherter Fahrzeuge, räuberischen Diebstahls und Volksverhetzung beschuldigt worden sein.
Zefanias M. verlangt Schmerzensgeld vom Land Berlin – als Opfer von Polizeigewalt
BearbeitenBerlin Polizeigewalt
Klage gegen Berliner Polizei
Zefanias M. verlangt Schmerzensgeld vom Land Berlin – als Opfer von Polizeigewalt
Jule Meier 23.01.2025, 16:28 Uhr
ND
Nennt sich selbst einen »Überlebenskünstler«: Zefanias M.
Einen »Schauprozess auf Kosten des Landes Berlin«, nennt der verteidigende Anwalt einen Zivilprozess am Landgericht in der Tegeler Straße. Am Donnerstag ist der zweite Prozesstag in einem Verfahren, bei dem das Land Berlin um 10 000 Euro Schmerzensgeld angeklagt ist. Kläger ist Zefanias M., der in der Nacht vom 3. auf den 4. November 2019 in einer polizeilichen Kniefixierung landete – zu Unrecht und unverhältnismäßig gewaltvoll, wie er vor Gericht sagt.
M. ist in der Novembernacht nach eigenen Aussagen eingeschritten, als zwei Security-Mitarbeiter einen obdachlosen Mann am U-Bahnsteig an der Hermannstraße beleidigt haben sollen und vom Bahnhof drängen wollten. Eine der Videoaufnahmen, die am Donnerstag vor Gericht gezeigt werden, zeigt die Situation ohne Ton. Zu sehen sind zwei Wisag-Mitarbeiter, die scheinbar mit einem Mann reden, der auf einer Bank sitzt.
M. läuft vorbei und spricht den Mann und die Securitys an. Die Situation scheint sich schnell aufzuheizen, da sich M. und die Securitys näher kommen, bis einer von ihnen M. an den Arm fasst. Kurz darauf wird M. von einem Security mehrfach auf die Bank geschubst, wo der Mann zuvor alleine saß. Durch häufiges Schubsen hindern sie M. daran, aufzustehen. M. übt keine körperliche Gewalt auf die Securitys aus. Seine Arme streckt er, wenn möglich, zur Seite.
Nach circa fünf Minuten treffen erst zwei Polizisten ein, wenige Sekunden später ein weiterer Beamter und eine Beamtin mit Hund. Die Beamten »übernehmen« die Situation und drücken M. weiter in die Ecke auf der Bank. M. versucht erfolglos aufzustehen. Was genau in den Sekunden vor der Kniefixierung zwischen den Beamten und M. passiert, ist nicht eindeutig erkennbar. M. ist kurzzeitig in einer Art toten Winkel hinter einer Wand.
Eindeutig erkennbar ist, was wenige Sekunden darauf passiert. Ein Beamter drückt M. sein Knie in den Nacken, zwei Beamte fixieren seine Beine, die Beamtin steht mit bellendem Hund vor M., der sich nicht wehrt. Wie lange M. in der Kniefixierung ist, ist unklar. Ominöserweise fehlen auf allen BVG-Kameras an dem Bahnsteig dieselben 15 Minuten Videomaterial. Die Aufnahmen, die vor Gericht gezeigt werden, hat sich M. selbst besorgt – nach dem Vorfall erstattete er Anzeige gegen Unbekannt. »Gegen Unbekannt, weil die Polizei nicht gegen sich selbst ermittelt, wie mir ein befreundeter Polizist sagte«, erklärt M. vor Gericht.
Erst nachdem M. sich mehrfach übergab und das Bewusstsein verlor, ließen die Beamten von ihm ab, das zeigen die Videos. Eine der vier Beamt*innen sagt am Donnerstag vor Gericht aus. An viel kann sie sich nicht mehr erinnern, nur dass die Situation »sehr dynamisch« war und man M. fixiert habe, weil er »erheblichen Widerstand« geleistet haben soll. Ihre Kollegen können am Donnerstag nicht aussagen, da ihnen die Genehmigung fehlt.
Der verteidigende Anwalt, der mit einer Vertreterin der Senatsverwaltung für Finanzen anwesend ist, sagt, dass M. einen Beamten ins Gesicht geschlagen hätte. Das zeigen die Videos nicht. Er verteidigt das Verhalten der Beamten damit, dass sie seiner Meinung nach in Neukölln immer damit rechnen müssten, dass Menschen Messer dabeihaben und dass sie es bei M. mit einem »hoch alkoholisierten, konsumbehafteten und ohne Ende beleidigenden Menschen zu tun« gehabt hätten.
Der Prozess wird von der Kampagne »Polizei im Nacken« begleitet, die gegen Polizeigewalt aktiv ist. Ziel der Kampagne ist es, Kniefixierungen als polizeiliche Maßnahme zu verbieten, da diese unkontrollierbar seien und tödlich enden können, wie nicht nur der Mord an George Floyd zeigt. Circa zehn Menschen sind dem Aufruf zur solidarischen Prozessbegleitung am Donnerstag gefolgt. Am 27. März wird der Prozess fortgesetzt.
--Methodios (Diskussion) 20:03, 25. Jan. 2025 (CET)