Projekt:Dresdner Glossar/Gunther von Merseburg
Genealogie
BearbeitenGunther Markgraf von Merseburg (965-976)(981-982)
-13.7.982 gefallen Cotrone
Sohn des Grafen Ekkehard
Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung
BearbeitenAlthoff Gerd: Seite 407
"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung" G 87
Lü: 14.7. Gunther + 982 Graf von Merseburg
Der Eintrag lautet vollständig: Guntheret Vdo et alii multi occisi.
Gunther, der 'Stammvater' der EKKEHARDINER (vgl. Schölkopf, Die sächsischen Grafen, S. 64 f. und Posse, Markgrafen von Meißen, S. 14 f. und 32 f.; Patze, Thüringen, S. 107 f.; Lüpke, Markgrafen, S. 12 und S. 23; Schlesinger, Landesherrschaft, S. 166) gehörte zu den Parteigängern Heinrichs des Zänkers (H 31) bei dessen Aufstandsversuchen gegen OTTO II.
Siehe dazu oben S. 95 ff. Er fiel 982 in der Schlacht bei Cotrone; vgl. BMi Nr. 874b und Jakobi, Magnaten, S. 872 f.
Zu den engen Verbindungen der BILLUNGER mit den EKKEHARDINERN vgl. den Kommentar zu Markgraf Ekkehard I. von Meißen (G 42).
Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik
BearbeitenGlocker Winfrid: Seite 293
"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
V. 2. GUNTHER
+ 982 VII 13/14
Graf, Markgraf von Merseburg, 976 abgesetzt und kurz vor seinem Tod wieder eingesetzt.
oo NNw
Die Filiation des Markgrafen Gunther von dem um 949/50 bezeugten Grafen Ekkehard ist durch keinen Quellenbeleg belegt, sondern nach dem Prinzip der Leitnamen und der Nachfolge im Amtsbereich erschlossen; vgl. dazu Schölkopf, Grafen Seite 64.
Gunther fiel in der Schlacht von Cotrone; vgl. Thietmar III c. 20, Seite 124, und Annales Einsidlenses a 982, SS III 143.
Im Lüneburger Nekrolog ist (abweichend von Thietmar a. a. O.) der IV 14 als Todestag Gunthers eingetragen; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar G 87. Als Graf ist Gunther in D O II. 89 von 974 VIII 30, als Markgraf in D O I. 366 (wohl Spätherbst 968) bezeugt. Zur Absetzung vgl. Lüpke, Markgrafen Seite 12, Anm. 79 und 81.
Europäische Stammtafeln Neue Folge
BearbeitenSchwennicke Detlev: Tafel 143
"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
GUNTHER
+ 13.VII.982 gefallen bei Cotrone
968/76 und 979/82 MARKGRAF im Bistum Merseburg
979 nach Kalabrien
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
BearbeitenThiele, Andreas: Tafel 180
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
GÜNTHER, Graf von Merseburg
+ 982 gefallen
Wohl Sohn eines Grafen Ekkehard, eventuell mit den SCHWARZBURGERN verwandt.
Gunther war mehrmals mit Kaiser OTTO I. in Italien, trat schon 962 als Unterzeichner des Ottonianum in Rom auf und wurde 965 durch ihn Markgraf von Meerseburg, einem Teilstück der Riesenmark Geros I.
Der königlichen Schutzbrief für das Erzbistum Magdeburg und seine Suffraganbistümer erkannte Markgraf Gunther die weltliche Gewalt über den Merseburger Sprengel zu.
966 kämpfte er in Kalabrien gegen die Griechen.
Er kämpfte gegen die Slawen mit und trat aus unbekannten Gründen 976 gegen OTTO II. auf die Seite des aufsässigen Heinrichs von Bayern und verlor aus diesem Grunde seine Mark.
Er ging mit seinem Sohn Ekkehard in die Verbannung. Sein Gebiet fiel Markgraf Thietmar I. zu.
Gunther wurde vermutlich 981 nach dem Tode des Markgrafen Wigger, dem Gunthers Mark inzwischen zugefallen war, wieder in sein Amt eingesetzt.
Sein Machtbereich umfaßte neben seiner ursprünglichen Mark Merseburg noch die Marken Zeitz und Meißen, die aus dem Nachlaß der verstorbenen Markgrafen Wigger und Wicbert stammten.
Zur Bestätigung seiner königstreuen Gesinnung focht er am Kap Colonne gegen die Sarazenen und fiel in der Schlacht.
Annalista Saxo
BearbeitenAnnalista Saxo:
"Reichschronik"
Das Jahr 985.
Markgraf Rikdag erbaute und gründete mit seiner Schwester Namens Eilsuit das Kloster, welches Gerbizstidi heißt. Dort stand dieselbe Schwester den Nonnen vor und daselbst wurde er auch begraben mit seinem Sohn Karl und den Meisten aus derselben Verwandtschaft. Ihm folgte Ekkihard, Gunthars Sohn, ein Mann von großer Thatkraft.
Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen
BearbeitenPatze Hans: Seite 107
"Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen"
Der Sohn dieses ersten Ekkehard ist der Graf Günther. Nur dadurch, dass der Annalista Saxo Günther als den Vater Ekkehards I. bezeichnet, können wir - vermöge der Leitnamen - Günther als Sohn Ekkehards erschließen. Ein direkter Beleg für das Vater-Sohn-Verhältnis Ekkehards und Günthers fehlt. In dem Schreiben OTTOS I. für das Erzstift Magdeburg ist Günther Markgraf, und zwar im Bereich des Bistums Merseburg. Das geht aus der Urkunde über Zwenkau und der von Thietmar vorgenommenen Verfälschung hervor: Die civitas Zwenkau liegt in der regione Chutizi et in comitatu Gundherii comitis. Damit tritt bereits ein Sachverhalt in Erscheinung, der für die EKKEHARDINER sehr entscheidend wird. Sie sitzen nämlich im sicherem linkssaalischen Land und üben doch zugleich Herrschaft über die slawischen Stämme rechts des Flusses aus.
Die "Mark" Siegfrieds hatte sich noch an den Harz angelegt. Unter OTTO I. werden die Marken in unserem Gesichtsfeld weiter nach Osten vorgeschoben, und zwar etwas südlich der Linie Hochseegau-Merseburg.
Günther begleitete den Kaiser wohl 968 zur Synode von Ravenna, jedenfalls wurde er 969 von OTTO I. mit dem Pfalzgrafen Siegfried gegen die Griechen nach Kalabrien geschickt.
Wie später den Sohn, so hat schon den Vater die Stellung eines Grenzgrafen zur Insubordination verlockt. Auch er hat das Schwächemoment des Thronwechsels gegen die Krone ausgenutzt. 976 schloß er sich Heinrich dem Zänker und seinem Verschwörerkreis an. Dies war vermutlich der Grund, der zum Verlust seiner Mark führte.
Als Markgraf wurde nun Thietmar I. eingesetzt. Er konnte unter seine Gewalt nicht nur die Mark Merseburg, sondern auch die Marken Zeitz und Meißen bringen, denn die Grafen Wigger von Zeitz (gestorben 981) und Wicbert von Meißen (965-?) waren gestorben.
Günther erhielt 979 wohl die Mark Merseburg zurück [Das vermutet Schölkopf; S. 65, offenbar nur auf Grund der Thietmarstelle IV, 39, wo es heißt: Guntherio ab honore suo diu suspenso. Posse, CDS I, 10, Markgrafen, S. 16, und Uhlirz, a.a.O., schließen die Möglichkeit, dass Günther nach dem Tode des Markgrafen Thietmar (979) wieder in Merseburg eingesetzt wurde, nicht aus. Die Ausdehnung der Macht Günthers auch über die Marken Zeitz und Meißen erschließt: Schölkopf wohl nur aus der Tatsache des Ablebens der Grafen dieser Marken.] und fiel schließlich im Dienst des Reiches in der Sarazenenschlacht bei Cap Colonna am 13. Juli 982.
oo N.N.
Kinder:
Ekkehard I. ca 960-30.4.1002
Gunzelin Graf von Kuckenberg - nach 1017
Brun Graf bezeugt 1009
-
Literatur
BearbeitenAlthoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,59,95,97, 218,407 G 87 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 130,140 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 34,49 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 103,115 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 293 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 25,36,39,41,74 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 200,211, 248,251,269,292 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 20,23,96,144,158,163,187,268 - Lüpke, Siegfried: Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075), Dissertation Halle 1937 Seite 12 - Patze, Hans: Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen, Böhlau Verlag Köln/Graz 1962 Seite 107 - Posse, Otto: Die Markgrafen von Meissen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Grossen. Giesecke& Devrint Verlag Leipzig 1881 Seite 14,32 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 Seite 43-49 - Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 143 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 180 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 50,108,154,460 -
Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075)
BearbeitenLüpke Siegfried: Seite 12
"Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075)"
Noch schwerer erkennbar für uns ist die Lage in den südlichen Markgebieten. Man geht am besten von dem Schutzbrief OTTOS I. für das neu gegründete Erzbistum Magdeburg aus. Er nennt die Markgrafen Gunther, Wigger und Wigbert, denen die Obhut der Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen anvertraut wurde. Am bekanntesten von den drei Markgrafen ist der Markgraf Gunter (965-976, 981-982), dem der Schutz von Merseburg anbefohlen worden war. Dies ist ersichtlich aus zwei Urkunden, die seine Grafschaft im Gau Chutizi nachweisen, in deren Bereich OTTO II. der Merseburger Kirche Zwenkau und einen dazugehörenden Forst schenkte.
Schon 969 schickte ihn OTTO I. nach Kalabrien in den Kampf gegen die Griechen, wo er sich seiner Aufgabe anscheinend mit Erfolg entledigte.
Später, unter OTTO II., ließ er sich aber in die Machenschaften Heinrichs von Bayern hineinziehen und ging infolgedessen 976 seiner Mark verlustig [Gunthers Absetzung hat schon Kurze in den Anm. bei Thietmar mit der kirchlichen Bannung Herzog Heinrichs von Bayern in Verbindung gebracht, wo unter den "complices et fautoressui (sc Heinrici) sceleris" als erste Gundharius und Egkehardus aufgeführt werden. Die nebeneinanderstehenden Namen von Vater und Sohn, die auch sonst öfter zusammen genannt werden, lassen kaum einen Zweifel daran aufkommen, dass es sich hier um den abgesetzten Markgrafen Gunther und seinen Sohn, den späteren Markgrafen Ekkehard I. von Meißen, handelt. Allerdings wissen wir sonst nichts von einer Verbindung beider mit dem aufständischen Heinrich. Auch Posse deutet darauf hin. Uhlirz, Jahrb. 55 erwähnt die Absetzung mit der Zeitangabe "später als 974". Kötzschke in den meißn.-sächs. Forsch. 46 und Sächs. Geschichte I, 41 erwähnt beide Male Gunthers Absetzung zusammen mit Heinrich von Bayern, ohne Zweifel zu äußern.], die, wie bemerkt, dem Markgrafen Thietmar und nach dessen Tod Wigger übertragen wurde.
Die Absetzung Gunthers ist bedeutsam für die rechtliche Stellung der Markgrafen. Gunther folgte später - es wird Anfang 982 gewesen sein - dem Kaiser nach Italien. Kurz vorher scheint ihn OTTO II. wieder zu Gnaden angenommen und ihm nach Wiggers Tod 981 seine frühere Mark Merseburg [Auf Grund von Thietmar IV, 39, Seite 176: "Guntherio ab honore suc diu suspenso" sagt R. Holtzmann in Sachsen und Anhalt VIII, 110: "Die Mark Merseburg ist 979 an Gunther zurückgegeben worden. Er hatte sich mit OTTO II. versöhnt, und blieb ihm nun ein ergebener Fürst und sühnte begangene Untreue durch seinen Heldentod in der furchtbaren Sarazenenschlacht beim Capo Colonne im Juli 982".
Ähnlich, aber vorsichtiger vertraten schon Posse 16, 21 und Uhlirz 126 die Nachfolge Gunthers in Thietmars Marken, also eine Wiedereinsetzung Gunthers.], nun um Zeitz und Meißen vergrößert, zurückgegeben zu haben.
Nicht lange erfreute sich Gunther der wiedergewonnenen Stellung. Am 13. Juli 982 fiel er in der furchtbaren Schlacht von Cotrone, und nun scheint Rikdag das gesamte Markgebiet übernommen zu haben.