Projekt:Dresdner Glossar/Heinrich der Vogler

Genealogie

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HEINRICH I. Deutscher König (919-936) - Herzog von Sachsen (912-936)


ca 876-2.7.936 - Memleben - Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche


3. Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich

Lexikon des Mittelalters

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Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2036

HEINRICH I., König des ostfränkisch-deutschen Reiches


  • um 876, + 2. Juli 936 Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

Stammte aus der sächsischen Familie der LIUDOLFINGER.

Eltern:


der sächsische Herzog Otto der Erlauchte (+ 912)

Hadwig


1. oo Hatheburg

2. oo Mathilde


Kinder:


von 1.:

Thangmar

von 2.:

OTTO I.

Gerberga 1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen, 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich

Hadwig (oo Hugo von Francien)

Heinrich der Jüngere

Brun, Erzbischof von Köln


Die Ehe mit Hatheburg (Zugewinn ostsächsischer Güter) wurde 909 zugunsten derjenigen mit Mathilde, Nachfahrin Herzog Widukinds, aufgelöst (Einflußgewinn in Ostfalen und Engern).

Nach dem Tode des Vaters trat HEINRICH I. die Nachfolge im Herzogtum Sachsen an und kam schnell in Konflikt mit den KONRADINERN (KONRAD I., dessen Bruder Eberhard und dem Mainzer Erzbischof Hatto), wobei er seine Stellung behaupten und ausbauen konnte.

Nach dem Tode KONRADS wurde HEINRICH I. aufgrund von dessen Designation und wohl nach erfolgreichen Verhandlungen über ein umfassendes konradinisch-liudolfingisches Bündnis im Mai 919 in Fritzlar zunächst durch die fränkischen Großen zum König gewählt, es folgte die Akklimation durch die fränkisch-sächsische Heeresversammlung.

Die vom Mainzer Erzbischof Heriger angebotene Weihe (Salbung und Krönung) lehnte HEINRICH ab, ohne damit die politisch-rechtliche Bedeutung eines solchen Akts in Frage zu stellen. Die Geste, die unter anderem den Verzicht auf den Anspruch auf zentrale Kirchenhoheit signalisiert haben dürfte, richtete sich wohl seinerseits auf eigene Ansprüche verzichtenden Eberhard von Franken und an die anderen Herzöge, deren Anerkennung noch gewonnen werden mußte.

Die Durchsetzung dieser fränkisch-sächsischen Königsherrschaft bei den Herzögen Burchard II. von Schwaben und Arnulf von Bayern gelang bis 921. Letzterer hatte zuvor selbst schon sehr weit gediehene Königspläne, über deren Konkretisierung (reale Erhebung?) die Quellen aber letztlich keine eindeutige Auskunft geben.

Der Preis für seine Unterwerfung war unter anderem die herzogliche Kirchenhoheit in Bayern. Dieser politische Kompromiß sorgte wie die mit den anderen Herzögen geschlossenen Bündnisse über den Tod HEINRICHS I. hinaus bis in die zeit unmittelbar nach dem Herrschaftsantritt OTTOS I. für stabile Verhältnisse, wobei der prägende Begriff für diese und weitere Abkommen die "amicita" ('Schwurfreundschaft') war, die eine gleichberechtigte Einigung zwischen dem König und seinen Partnern umschreibt und als politisches Konzept durch den relativen Frieden im Innern viel zur erfolgreichen Konsolidierung und beginnenden Expansion des ottonischen Reichs beigetragen hat.

Zielpunkte der von König und Herzögen teils gemeinsam, teils selbständig organisierten militärisch-politischen Unternehmungen waren die westlich und südlich angrenzenden Bereiche des alten KAROLINGER-Reiches ebenso wie die heidnischen Gebiete im Norden und Osten.

Bayerische und schwäbische Interessen richteten sich auf Italien und Burgund, HEINRICHS Westpolitik vor allem, begünstigt durch die Schwäche der westfränkischen Zentralgewalt, auf Lotharingien.

Nachdem er noch 921 (Vertrag von Bonn) die Hoheit Karls III. dort gegen die eigene Anerkennung als ostfränkischer König bestätigt hatte, gewann er bis 926 das Land für seine Herrschaft. Zugleich konnte er nach dem Tod Burchards II. den KONRADINER Hermann zum schwäbischen Herzog erheben und ein Abkommen mit Rudolf II. von Burgund schließen.

Im Norden und Osten kamen militärische Erfolge gegen Dänen und slawische Völker mit ersten Ansätzen einer Missionspolitik hinzu. Entscheidende Erfolge für die Konsolidierung von HEINRICHS Herrschaft waren der 9-jährige Waffenstillstand mit den Ungarn, der zur Errichtung einer Kette von befestigten Plätzen genutzt wurde (Burgenbauordnung), und der anschließende Sieg (933 bei Riade) über ein Heer der Reiternomaden.

Unter HEINRICH I. kam es 929 erstmals zur Regulierung der Thronfolge mit bewußter Individualsukzession zugunsten des Erstgeborenen aus zweiter Ehe (Bruch mit der fränkischen Teilungstradition). Damit und mit der Übertragung der Königswürde an einen Sachsen wurde in wesentlichen Elementen bereits das hochmittellaterliche "Imperium Romanorum" mit einem Kern konstituiert, der auch in formaler Hinsicht eine supragentile (nicht mehr allein fränkische) Identität besaß, und den ca. ein Jahr später die Zeitgenossen endgültig als "deutsch" zu nennen begannen.

Quellen:

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MGH DD H I. - Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935) - Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915) - RI II, 1 [Neudr. 1967]

Literatur:

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J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, II (MGH Schr. 16/2, 1966) - W. Schlesinger, Die Kg.serhebung H.s I. zu Fritzlar i. J. 919 (Fschr. 1974), 121ff. - G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, MMS 47, 1984 - E. Karpf, Kg.serhebung ohne Salbung, HJL 34, 1984, 1ff. - G. Althoff-H. Keller, H. I. und Otto d. Gr., 1985 - E. Karpf, Herrscherlegitimation und Reichsbegriff in der otton. Geschichtsschreibung des 10. Jh., 1985 - H. Beumann, Die Ottonen, 1987.

Adels- und Königsfamilien

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Althoff Gerd: Seite 367

"Adels- und Königsfamilien"

                                                          K 24

Lü: 2.7. Heinricus rex + 936 König Heinrich I.

Me: 2.7. Heinricus rex pater magnis Oddonis

Zu den Einträgen ins Lüneburger Necrolog aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, die weitgehend vom Verwandtenkreis der Königin Mathilde bestimmt sind, und zu den Konsequenzen dieses Befundes für die Frühgeschichte der BILLUNGER siehe ausführlich oben Seite 69ff.

Im Gebetsgedenken der Zeit HEINRICHS I. spiegelt sich eine neue Form der Herrschaftspraxis der ersten sächsischen Königs, siehe dazu oben Seite 204. Allg. vgl. Waitz, Jbb Heinrichs I.; NDB 8, s. 307ff, Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 1062ff.; FW K 35

Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik

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Glocker Winfrid: Seite 263

"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

III, 3 HEINRICH I.


  • c 876, + 936 VII 2

912 dux; 919 V 12/24 König im ostfränkischen Reich

900/07 1. oo Hatheburg, Tochter des "senior" Erwin - 909 * vielleicht c 876, + nach 909 möglicherweise am VI 21

909 2. oo Mathilde, Tochter des Grafen Dietrich und der Reinhilde * 894/97, + 968 III 14 "stirpis magni ducis Widukindi"


Aus Widukind I c. 17, S. 27, und von Hrotsvith, Primordia coem. Gandeshem. v. 69 f., kennen wir König HEINRICH I. als Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte.


Die Abstammung des ersten Sachsenkönigs von Otto und dessen Gemahlin Hadwig bezeugen des weiteren Thietmar I c. 3, S. 6, und die Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284.

Die übrigen Belege sind zusammengestellt bei Waitz S. 13 und bei BO. a.

HEINRICHS ungefähres Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe Widukinds I c. 41, S. 60, König HEINRICH I. sei im Alter von "fere LX" verstorben. Tag und Jahr des Todes sind bezeugt durch den Continuator Regiononis a. 936, S. 159; die weiteren Belege sind von BO. 55b zusammengestellt.

HEINRICH folgte seinem Vater, Herzog Otto dem Erlauchten, nach dem Zeugnis Widukinds I c. 21, S. 30, im "ducatus" nach; zur Königserhebung vgl. Waitz S. 37-41.

Nur durch Thietmar I c. 5, S. 8/10, und I c. 9, S. 14, sind wir offenbar aus lokaler Tradition über die 1. Vermählung HEINRICHS I. mit Hatheburg unterrichtet; der Sohn des Sachsen-Herzogs bemühte sich um diese Dame "ob huius pulchritudinem et hereditatis divitiarumque utilitatem". Hatheburgs Vater war Erwin, der den größten Teil der Altenburg in Merseburg besaß und bei Thietmar als "senior" bezeichnet wird, aber offenbar keine Grafenrechte ausübte (vgl. Schölkopf, Grafen S. 35 f.). Der zitierten Thietmar-Stelle können wir weiter entnehmen, dass Erwin söhnelos verstarb und somit seinen Besitz Hatheburg und deren namentlich unbekannten Schwester hinterließ. Diese Schwester war die Mutter des Legaten und "a rege secundus" namens Siegfried, der 936 während der Krönungsfeierlichkeiten für OTTO I. dessen Bruder, den jungen Heinrich, "beaufsichtigte" (Widukind I c. 2, S. 67); vgl. hierzu im 1. Teil S. 57.

Aus der Ehe HEINRICHS mit Hatheburg ging ein Sohn mit Namen Thankmar hervor, der nach dem Tode König HEINRICHS I. sein Muttergut einforderte. Vgl. zu Merseburg allg. Schlesinger, Merseburg.

Hatheburg scheint nach der Trennung von ihrem zweiten Gemahl wieder in eine Frauengemeinschaft zurückgekehrt zu sein. Für diese Vermutung spricht nicht nur unser Wissen von der standesüblichen Versorgung der Witwen, sondern auch der Eintrag einer "Hadeburg abb" im Merseburger Nekrolog, die wohl mit der ersten Gemahlin König HEINRICHS I. zu identifizieren ist; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar A 40, und im 1. Teil S. 47.

Die zweite Gemahlin HEINRICHS, die Königin Mathilde, gehörte zur sogenannten widukindisch-immedingischen Verwandtengruppe, zu der an der Literatur neben Krüger, Grafschaftsverfassung S. 90-93, v. a. der Aufsatz von Schmid, Nachfahren zu nennen ist.

Diese Verwandtengruppe der Nachkommen Widukinds leitete sich von Widukind, dem charismatischen Führer der Sachsen in ihrem Kampf gegen KARL DEN GROSSEN, her. Diese Verwandtengruppe wird im 9. und 10. Jahrhundert nochmals für uns faßbar

  • bei den Inhabern der kirchlichen Stiftung Wildeshausen,
  • bei dem Enkel Widukinds namens Waltbert und dann
  • bei der Vermählung des späteren Königs HEINRICH I. mit Mathilde, die der "stirps magni ducis Widukindi" entstammte, worauf uns nicht nur die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey I c. 31, S 44, sondern auch die Vita Mathildis antiquior c. 2, SS X 576, und Thietmar I c. 9, S. 14, stolz hinweisen.

Die genealogischen Konstruktionen der älteren Forschung einschließlich derjenigen von Krüger, die auf der Basis der bekannten Angehörigen dieser Verwandtengruppe eine direkte Nachkommensfolge zu erstellen versucht, hat Schmid, Nachfahren S. 73 ff., zurückgewiesen. Schmid betont, daß das auf uns gekommene Wissen über die einzelnen Angehörigen zu fragmentarisch und lückenhaft sei, als daß man diese Lücken mit genealogischer Kombination zu einer direkten Nachkommenstafel Widukinds ergänzen könnte. Man müsse sich vielmehr damit begnügen, von einem Geblütsbewußtsein der Nachfahren Widukinds zu sprechen, das sich in den verschiedenen Zweigen dieser Verwandtengruppe fortpflanzte und am Leben blieb.

EINSCHUB:

 
Erinnerung an die „Translatio Sancti Alexandri“ durch Waltbert vor dem Rathaus Wildeshausen
  • "Um 800 erfolgt eine Besiedlung im Bereich des heutigen Wildeshausen, erstmals wird Wildeshausen in der Translatio Sancti Alexandri erwähnt. Der Ortsname Wildeshausen ist vermutlich von einem Nachkommen des sächsischen Herzogs Widukind namens „Wigald“ (abgeschliffene Form von „Wigwald“) abgeleitet. Der Ort wurde demzufolge anfangs Wigaldinghus genannt.[1] Im Winter 850/851 wurden die Gebeine des Märtyrers Alexander durch Waltbert, ebenfalls Nachkomme Widukinds, von Rom nach Wildeshausen überführt.[2] Das in dieser Zeit gegründete Alexanderstift wurde in den folgenden Jahren mit Besitzungen reich beschenkt, der Ort gelangte im Mittelalter zu regionaler Bedeutung, verstärkt auch durch die Lage am Hunteübergang der Flämischen Straße von Lübeck über Hamburg und Bremen nach Flandern sowie der Rheinschen Straße über Vechta und Osnabrück in das Rheinland.[3][4] Der Ort Wildeshausen war 988 Königshof[5] für die mittelalterlichen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, die nicht von einer Hauptstadt aus, sondern durch den persönlichen Kontakt von Königshöfen und Kaiserpfalzen aus regierten (Reisekönigtum). Johann Renner schildert in seiner Chronica[6], dass der „Keiser Otto holt ein tidtlank hof to Wildeshusen“. Der achtjährige Kaiser Otto III. war mit seiner Mutter, der Kaiserin Theophanu Anfang März 988 zum Königshof nach Wildeshausen gekommen. Sie trafen dort mit dem hochbetagten Erzbischof Adaldag von Bremen zusammen, dem ehemaligen Kanzler und Notar von Otto I. (HRR). Der Bischof erhielt drei Diplome zugunsten Bremens[7]. Der Aufenthalt in Wildeshausen diente dazu, eine umfassende Regelung der Fragen vorzunehmen, die das Erzbistum Hamburg-Bremen berührten. Dazu hatte Adaldag eine Anzahl von Urkunden der Vorgänger von Otto III. mitgebracht, die die kaiserliche Kanzlei unter dem Herzog Bernhard von Sachsen überprüfte. Am 16., 18. und 20. März wurden die neuen Diplome, die auf Wunsch des Erzbischofs noch ergänzt wurden, ausgefertigt. In der Abhandlung von Uhlitz[8] wird der Inhalt der 3 Urkunden ausführlich beschrieben. Bemerkenswert ist die Entscheidung, das Treffen auf dem Königshof und nicht am Sitz des Erzbischofs zu veranstalten. Weitere Gründe für den Besuch in Wildeshausen mit Ausnahme der Aushändigung der Diplome sind nämlich nicht erkennbar.[9]" Wildeshausen
 
Nordseite mit romanischen Obergaden
 
Bronzeskulptur in Wildeshausen: Überführung der Gebeine des Heiligen Alexander nach Wildeshausen durch Waltbert
 
Bronzeskulptur von Walbraht (des Enkels des Sachsenherzogs Widukind) und dem Heiligen Alexander in Drensteinfurt
  • "De miraculis sancti Alexandri (lat., „Von den Wundern des heiligen Alexanders“) ist der Titel einer im Kloster Fulda verfassten lateinischen Legende. Rudolf von Fulda begann die Niederschrift im Jahre 863; kurz nach dessen Tod 865 wurde sie von Meginhard fertiggestellt.[11] Die überliefernde Handschrift wird in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover aufbewahrt. Der Text ist auch unter dem Namen Translatio Sancti Alexandri wissenschaftlich ediert. Von Rudolf stammt nur die Einleitung (Kap. 1–3) der Schrift, der Hauptteil – also der eigentliche Translationsbericht – stammt von Meginhard. Dieser erzählt von der Übertragung (translatio) der Gebeine des Märtyrers Alexander von Rom nach Wildeshausen im Lerigau durch den sächsischen Adligen und Grafen Waltbert. Im Verlauf dieser Reise seien zahlreiche Wunder geschehen, insbesondere Heilungen einzelner Personen von Krankheiten und Gebrechen. Die Verfasser wollten mit diesem Werk den Wert der Wildeshauser Reliquie und die Autorität der Kirche untermauern. Denn wenige Jahre zuvor war es in Sachsen zum Aufstand gekommen, in dessen Verlauf viele Kirchen zerstört und viele Christen getötet worden waren. Der Auftraggeber dieses Textes war der erwähnte Waltbert (auch Waltbraht), ein Enkel von Herzog Widukind, der im Gebiet der westlichen Hunte – im heutigen Wildeshausen – seinen Einflussbereich hatte. Das Werk kann, da es in starker Anlehnung an die „Germania“ des Tacitus mit einer Stammesgeschichte der Sachsen beginnt (Kap. 1–3), als ältestes niedersächsisches Geschichtsdenkmal gelten, auch wenn es sich wie bei allen christlichen Legenden nicht um Geschichtsschreibung im strengen Sinn handelt, da das Interesse der Autoren missionarisch gefärbt ist. In Kapitel 3 findet sich ein wertvolles Zeugnis über die im Jahr 772 zerstörte Irminsul. Im Text werden die Orte Wallonhurst, die heutige Gemeinde Wallenhorst im Landkreis Osnabrück, sowie Wilshem, die heutige Gemeinde Wilsum im Landkreis Grafschaft Bentheim[12], erstmals urkundlich erwähnt." De miraculis sancti Alexandri
  • "Waltbert (auch Waldbert, Waldbreht, Walbert oder Waltbraht) (bezeugt zwischen 834 und 872) war ein Enkel Widukinds und (Gau-)Graf im Lerigau. Leben: Waltbert war ein Sohn des Wikbert (Wibert, Wibreht, Wicbert), der wiederum Sohn von Widukind von Sachsen (bezeugt 777–785) war. Er wird erstmals 834 im Zusammenhang mit einer Schenkung erwähnt, die er mit seinem Vater der St. Martinskirche in Utrecht zukommen ließ. Wesentliches Zeugnis von Waltberts Leben ist die von ihm selbst in Auftrag gegebene lateinische Legende De miraculis sancti Alexandri (lat., „Von den Wundern des heiligen Alexanders“). Laut dieses Textes diente Waltbert im Kriegsgefolge Lothars I., da sein Vater Wikbert offenbar Parteigänger Lothars war. Waltbert konnte das Vertrauen des Kaisers gewinnen und wurde daher von diesem unterstützt, als er 850 nach Rom ging, um die Gebeine des Märtyrers Alexander von Rom in eine von ihm gestiftete Kirche in Wildeshausen zu überführen (Reliquientranslation). Wenige Jahre zuvor war es in Sachsen zum Stellinga-Aufstand gekommen. Die Überführung der wertvollen Reliquie, während der laut der Schrift De miraculis sancti Alexandri zahlreiche Wunderheilungen geschahen, diente dazu, die Autorität der Kirche in Waltberts Herrschaftsgebiet wiederherzustellen. Um dies auch für die weitere Bekehrung der Sachsen zu nutzen und als Abschreckung für weitere Aufstände, ließ Waltbert in der Folge die Geschichte der Reliquientranslation schriftlich festhalten und mit einer Darstellung der älteren Sachsengeschichte verbinden. In der Folge trieb er die Erweiterung der von ihm gegründeten Kirche in Wildeshausen zum Kanonikerstift voran, erreichte dies wohl aber erst 871, als er sich nach dem Tod Lothars I. 855 dessen Bruder Ludwig dem Deutschen zuwandte. Dieser stellte 871 Wildeshausen unter seinen Schutz und verlieh dem Ort Immunität. 872 übertrugen Waltbert und seine Frau Altburg die Alexanderkirche sowie den gesamten Ort Wildeshausen dem dortigen Kanonikerstift und sicherten ihre Stiftung in der Folge noch durch weitere Schenkungen an Grundbesitz und Lehensleuten ab. Als seinen unmittelbaren Nachfolger bestimmte er seinen zum Geistlichen geweihten, erstgeborenen Sohn Wigbert, später Bischof von Verden. Weiterhin bestimmte er, dass auch die weitere Nachfolge des Stiftsvorstandes seiner Familie vorbehalten bleiben soll. Waltberts Biograph Heinrich Schmidt vermutet hinter dieser umfangreichen Stiftstätigkeit eine Art Vergangenheitsbewältigung für Waltbert und seine Familie, die durch die führende Rolle des Großvaters im heidnischen Widerstand der Sachsen gegen Frankenreich und Christentum belastet war. Sowohl die Reliquienüberführung als auch die Stiftstätigkeit sollten wohl den Makel des widukindischen Heidentums christlich überstrahlen. Gleichzeitig sollte sie aber wohl auch die einst von dem Heiden Widukind eingenommene, nun christianisierte Position Waltberts als Stammesführer bestätigen." Waltbert
  • "Wigbert, auch Wichbert, Wipert, Wicpert, († 8. September 908) war von 874 bis 908 Bischof von Verden. Leben: Er war ein Nachfahre des Sachsenführers Widukind. Sein Vater, ein Enkel Widukinds, war Graf Waltbert im Lerigau und die Mutter hieß Aldburg. Wigbert war unter anderem mit Erzbischof Hoger von Hamburg verwandt. Wigbert war Rektor (Propst) des von seinem Vater gegründeten Familienstifts in Wildeshausen. Er diente unter König Ludwig dem Deutschen als Diakon und war seit 864 als einer der ersten Sachsen ostfränkischer Hofkaplan. Als Bischof erhielt er 874 vom König die Immunität für die Besitzungen der Kirche von Verden. Gleichzeitig wurde diese dem königlichen Schutz unterstellt.[13] 876 erhielt er für das Bistum von Ludwig dem Jüngeren Güter geschenkt. Er nahm später an einer Synode in Forchheim teil. Auf dieser schenkte ihm König Arnulf 890 eine Reihe von Gütern in Westfalen an der Ruhr auf Lebenszeit, die später an das Domkapitel fallen sollten. Diese hatte Wigbert schon zuvor als Lehen in Besitz gehabt.[14] Ob er 895 auf der Synode von Trebur anwesend war, ist unsicher. Nur eine von drei überkommenen Teilnehmerlisten nennt ihn.[15] Er gehörte zu dem Gericht, das über die Klagen des Stifts Herford und des Klosters Corvey gegen das Bistum Osnabrück wegen Zehnstreitigkeiten verhandelte. Er soll eine Kapelle in Lüneburg erbaut haben, die zur Grundlage des Michaelsklosters wurde. Im Jahr 900 wird er in einer päpstlichen Bulle erwähnt. Er wurde in der Kirche von Wildeshausen beigesetzt." Wigbert von Verden
  • "Hoger (Latein Hogerus, auch Hojerus, Hotgerns) († 20. Dezember 915 in Bremen) war von 909 bis 915 Erzbischof von Hamburg und Bischof von Bremen. In der katholischen Kirche wird er als Heiliger verehrt. Leben: Hoger war mit dem Bischof Wigbert von Verden verwandt. Er war zunächst Mönch im Kloster Corvey und wurde dann dem körperlich schwachen Erzbischof Adalgar als Koadjutor zur Seite gestellt. Zu jener Zeit hatte Erzbischof Hermann von Köln bei Papst Formosus und bei König Arnulf von Kärnten durchgesetzt, dass Hamburg-Bremen Köln unterstellt werden sollte und somit den Status als selbstständiges Erzbistum verlor. Nach dem Tod des Vorgängers wurde Hoger vom Kölner Erzbischof geweiht – dies wurde teilweise so gedeutet, dass er die Unterordnung unter Köln anerkannte. Später bestätigte Papst Anastasius III. auf seine Bitte hin jedoch die Privilegien des Erzbistums, wie sie Gregor IV. und Nikolaus I. gewährt hatten. Dazu gehörte die Jurisdiktion über alle Bischöfe der nordischen Länder sowie der slawischen Stämmen zwischen Peene und Eider. Der Papst verbot allen anderen, insbesondere den Erzbischöfen von Köln, Eingriffe in die Hamburger Kirchenprovinz und verlieh Hoger das Recht, die Mitra zu tragen.[16] Hoger achtete in seiner Diözese streng auf die Einhaltung der kirchlichen Ordnung und Lehre, dazu besuchte er die Klöster im Erzbistum. Während seiner Zeit kam es zu Einfällen von Wikingern und anderen Völkern in das Erzbistum und zu Zerstörungen in Hamburg und Bremen. Er starb nach nur sieben Jahren im Amt. Gemäß Adam von Bremen wurde Hoger im Bremer Dom beigesetzt.[17] 120 Jahre nach seinem Tod wurde er zum Heiligen erhoben. Sein Gedenktag ist der 20. Dezember." Hoger (Erzbischof)


Mathilde wurde zu der Zeit, als HEINRICH, der Sohn des Sachsen-Herzogs, um sie warb, nach dem Zeugnis der Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, noch in einem Kloster erzogen. Doch zeigt sich bereits bei diesem Zeugnis die Problematik, die Mathildenviten für die Rekonstruktion des historischen Faktenablaufs zu verwerten, könnte sich hinter einer Werbung aus dem Kloster auch ein hagiographischer Topos verbergen! Unter der Annahme, die angesprochene Angabe sei glaubhaft und trüge nicht nur funktionellen Charakter im Rahmen des Werbungsromans der Vita, müßte Mathilde zur Zeit der Eheschließung mit HEINRICH 13 bis 15 Jahre alt gewesen sein; vgl. Köpke-Dümmler S. 5.

Der Todestag ist überliefert bei Widukind III c. 74, S. 151, das Jahr in den Nekrologannalen von Fulda (vgl. FW Kommentar K 41). Die übrigen Belege bringt Köpke-Dümmler S. 440, Anm. 1.

Allgemein informieren aus der älteren Literatur Büsing und Lintzel (in den "Westfälischen Lebensbildern").

Europäische Stammtafeln Neue Folge

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Schwennicke Detlev: Tafel 10

"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

HEINRICH I., Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG


  • 876, + Memleben 2. VII 936

Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

I oo 906, getrennt 909 HATHEBURG Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

II oo Wallhausen 909 MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, + Quedlinburg 14. III 968 - Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind

Begraben: ibid Stiftskirche

König Heinrich I. (Hlawitschka)

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Hlawitschka; Eduard: Seite 111

"König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

KÖNIG HEINRICH I.


  • ca. 876

+ 2.7.936 in Memleben

Grabstätte: Vor dem Altar der damaligen St.-Peter-Kirche (späteren Stiftskirche St. Servatius, Dom) auf dem Burgberg in Quedlinburg

Eltern: Graf (Herzog/dux) Otto der Erlauchte (* ca. 836/40, + 30.11.912) und Gräfin Hadwig (* ca. 850/55, + 24.12.903) aus der Familie der BABENBERGER

Eine Quellen und Literatur gleichermaßen auswertende Untersuchung über die Vorfahren HEINRICHS I. liefert E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, in: ders., Stirps regia, Forschungen zu Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter, hg. von G. Thoma und W. Giese (9188) Seite 313-354 (mit Stammtafel auf Seite 351)

Geschwister: Thankmar und Liudolf (beide + vor 912) sowie Liudgard, Äbtissin von gandersheim (+ 21.1.923), und Oda (+ 956?), Gemahlin 1. König Zwentibiools von Lotharingien, 2. Graf Gerhards; Halbschwester NN, Gemahlin eines Thüringers Wido

1. oo ca. 906; Ehetrennung ca. 908/09 HATHEBURG, Tochter des (Grafen) Erwin von Merseburg

2. oo 909 in Wallhausen MATHILDE * um 895, + 14.3.968

Grabstätte: neben HEINRICH I. in Quedlinburg

(aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind), Tochter des Grafen Dietrich (Theoderich) in Westfalen und seiner Frau Reinhild; beide gest. nach 929

Zur Herkunft Dietrichs vgl. K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, DA 20 (1964) Seite 1-47; zur Seitenverwandtschaft Mathildes auch E. Hlawitschka, Kontreverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in: ders., Stirps regia (wie oben) Seite 355-376


HEINRICH geriet bei der Übernahme der Regierung im Herzogtum mit Erzbischof Hatto I. von Mainz in Konflikt wegen der Mainzer Besitzungen in dem 908 weitgehend unter sächsische Herrschaft gebrachten Thüringen.

915 schlug er den in Sachsen eingedrungenen Eberhard, Bruder König KONRADS I., bei der Eresburg vernichtend und drang im Gegenzug in Franken ein. KONRAD I. war nicht in der Lage, die Herzogsmacht HEINRICHS zu gefährden.

Die 919 in Fritzlar versammelten sächsischen und fränkischen Großen wählten den von KONRAD I. designierten Heinrich von Sachsen zum König.

HEINRICH I. lehnte die geistliche Salbung ab, um seine auf einen Kompromiß mit den Herzögen orientierte Politik nicht durch eine Festlegung zugunsten der Kirche zu gefährden.

Das historische Verdienst HEINRICHS ist es, auf den Trümmern des von einer tiefgehenden Krise zerrütteten Ostfrankenreiches den Grundstein für eine starke Zentralgewalt gelegt und den Zusammenhalt zwischen den deutschen Stämmen entscheidend gefördert zu haben.

HEINRICH setzte sich 919 gegen den Schwabenherzog und 921 gegen den von schwäbischen und bayrischen Feudalherren in Forchheim zum Gegen-König erhobenen Herzog Arnulf von Bayern durch Zugeständnisse hinsichtlich der Verfügungsgewalt über die Kirche durch.

Im Vertrag von Bonn (7.11.921) erkannten sich HEINRICH I. und Karl III. der Einfältige gegenseitig an.

HEINRICH erreichte nach verheerenden Einfällen der Magyaren (Ungarn) in Sachsen, Schwaben und Bayern gegen Freilassung eines ungarischen Großen und Zahlung eines Tributes einen 9-jährigen Waffenstillstand. Um diese Einfälle wirkungsvoll abwehren zu können, stellte HEINRICH I. ein gepanzertes Ritterheer auf und legte Befestigungen, besonders in Sachsen und Thüringen, aber auch in Schwaben, Bayern und Hessen, an.

In O-Sachsen wurde das Land in kleine Bezirke mit einer Burg (Burgwarde) aufgeteilt.

Unter Ausnutzung der innenpolitischen Auseinandersetzungen des französischen Königs mit dem Feudaladel gelang es HEINRICH I. nach zwei Feldzügen, 925 Lothringen einzugliedern, das er 928 Giselbert, Sohn des Grafen Reginar, übergab.

Mit einem Eroberungszug gegen die Heveller, deren Hauptort Brandenburg erobert wurde, begann 928/29 die erste Phase der Ostexpansion des frühfeudalen Staates, die durch brutale Raubzüge gegen die Elbslawen gekennzeichnet war. HEINRICH I. zog gegen die Daleminizer, deren Festung Gana (südlich von Riesa) erobert wurde.

929 zog HEINRICH I. nach Prag und veranlaßte Herzog Wenzel von Böhmen zur Huldigung.

Der Aufstand der Redarier, Obodriten und Wilzen wurde von deutschen Feudalherren am 4.9.929 bei Lenzen an der Elbe brutal niedergeschlagen.

Am 15.3.933 schlug HEINRICH I. mit einem Heer, an dem alle deutschen Stämme beteiligt waren, bei Riade (Kalbsrieth an der Helme ?) die nach Ablauf des Waffenstillstandes wieder in Sachsen und Thüringen eindringenden Ungarn in die Flucht. Dieser entscheidende Erfolg stärkte die Autorität HEINRICHS I.

Nach einem erfolgreichen Kriegszug gegen die Dänen eroberte er 934 Haitabu, stellte die dänische Mark zwischen Eider und Schlei wieder her und zwang König Knuba zur Taufe.

935 erwarb er von Rudolf II. von Hoch-Burgund gegen die Abtretung von Basel die angeblich einst Konstantin gehörige Heilige Lanze als Symbol der Herrschaft über Italien.

Er plante wahrscheinlich einen Romzug und den Erwerb der Kaiserkrone, um unter anderem eine Italienpolitik der süddeutschen Herzöge und die damit verbundenen Absonderungsbestrebungen der Herzöge aus dem entstehenden frühfeudalen Staat zu verhindern.

In Bodfeld am Harz erlitt er einen Schlaganfall. Ihm folgte sein 936 in Erfurt designierter ältester Sohn OTTO.

HEINRICH errichtete mit Tatkraft und Spürsinn für das Machbare ein unter dem Zepter des Herrschers geeintes Reich. Er sicherte und erweiterte die Reichsgrenzen und brachte Ruhe und Ordnung in das Land. Der erfolgreiche und hochangesehene Sachsen-König schuf die Voraussetzungen für die späteren Erfolge seines Sohnes.


900/07 1. oo 2. Hatheburg von Merseburg, Tochter des "senior" Erwin ca 876-21.6. nach 909

909 2. oo Mathilde von Ringelheim, Tochter des Grafen Dietrich 894/97-14.3.968


Kinder:

1. Ehe

Thankmar 900/05-28.7.938

2. Ehe

OTTO I. 23.11.912-7.5.973 Wallhausen???

Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922-1.11.955 Nordhausen

Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925-11.10.965

Gerberga ca. 913/14-5.5. nach 968 (984?) Nordhausen

929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880-2.10.939

939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921-10.9.954

Hadwig ca 922-9.1. nach 958

14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien ca 895-16./17.6.956


Literatur:

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https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/deutschland_koenige_2/heinrich_1_deutscher_koenig_936_liudolfinger/heinrich_1_deutscher_koenig_+_936.html


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Heinrich der Erste (Diwald)

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Diwald Hellmut: Seite 126-144,230-232,

"Heinrich der Erste"

HEINRICH wurde um 876 geboren. Er war der dritte Sohn Herzog Ottos von Sachsen.

Seine beiden älteren Brüder Thankmar und Liudolf starben bereits früh, noch vor dem Tod ihrer Mutter Haduwich, die am Weihnachtsabend des Jahres 903 verschied.

HEINRICH ist noch keine vier Jahre alt, als sein Vater das Herzogsamt übernimmt und sein angestammtes Gebiet Thüringen verläßt.

HEINRICH wächst in Sachsen auf. Von seiner Jugend wissen wir kaum etwas, und die wenigen Nachrichten, die sich erhalten haben, sind fast durchweg gefärbt von der späteren Verehrung.

Dass der Sohn eines Herzogs, dem die Sorge für die geistlichen Stiftungen seines Landes besonders am Herzen lag, durch Geistliche und gelehrte Mönche eine solide Bildung erhielt, ist nicht unbedingt als etwas Ungewöhnliches oder als eine Besonderheit einzuschätzen.

Weniger selbstverständlich ist HEINRICHS leichte, rasche Auffassungsgabe, seine ausgeprägte Wißbegierde, die sich keineswegs mit dem Mindestmaß der erforderlichen Grundkenntnisse zufriedengab. Er lernt, wie fast alle Sachsen, sehr früh reiten, er wird auf die Jagd mitgenommen und übt den Lanzenwurf bis zur Meisterschaft, er wird in sämtlichen Sparten des Waffenhandwerks geschult. Sein bester Lehrer und später unverbrüchlicher Freund des erwachsenen Mannes war Graf Thietmar.

Versucht man die Summe zu ziehen, dann hatte man es bei dem Herzogssohn mit einem hochangesehenen jungen Mann zu tun, der das Schwert ebenso geschickt wie kraftvoll führte, der von früh auf die Handhabung des Spießes bei der Eberjagd gelernt hatte, der den Speer zielsicher über weite Strecken und voller Wucht zu werfen verstand, der sich auf dem Rücken der Pferde genauso zu Hause fühlte, als wäre er der Fürstensohn eines Reitervolkes. In HEINRICHS Haltung, der Ausgeglichenheit und beherrschten Lässigkeit seiner Bewegungen, in der verhaltenen Kraft und Energie seines Körpers drückte sich für jeden sichtbar sowohl Wesentliches von seinem Charakter als auch die Schulung durch die besten Waffenmeister und erfahrensten Kämpen aus, die am sächsischen Hof lebten.

DER ERSTE KRIEGSZUG

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Herzog Otto beauftragte gegen Ende des Jahres 905 seinen Sohn, mit einem starken Heer gegen die heidnischen Oststämme, die zwischen der Elbe und der oberen Freiberger Mulde siedelten, zu ziehen. Dieses Gebiet im Elbabschnitt um Meißen wurde in jener Zeit Daleminzien genannt; die Bezeichnung ist möglicherweise von dem deutschen Personennamen Dalamund abgeleitet.

Der Auftrag, den Herzog Otto seinem Sohn gegeben hatte, war eindeutig und klar. Nicht ganz so klar sind die Gründe für diesen Kriegszug, denn in keiner einzigen Quelle findet sich ein Hinweis darauf oder auch nur eine Andeutung dafür, daß die Daleminzier im Jahr 905 besonderen Anlaß zu einem militärischen Vergeltungsschlag der Sachsen gegeben hätten, sieht man von der latenten Gefahr ab, die sie seit vielen Jahren bildeten. Wahrscheinlicher ist dagegen, daß die internen Zwiste im Ostfränkischen Reich Herzog Otto dazu bewogen haben mochten, seinen Sohn HEINRICH auf einen Kriegszug außer Landes zu schicken, damit sein Interesse abgelenkt wurde. [?]

HEINRICH verfolgte mit leidenschaftlicher Anteilnahme die Entwicklung der Gegensätze zwischen der von der Kirche gestützten königlichen Zerntralgewalt und den Stammesherzogtümern im Ostfrankenreich.

Sachsen stand auf der Seite der BABENBERGER. Das schloß die Opposition gegen die von der Kirche bestimmte Reichsgewalt ein, nicht freilich den Willen, auch mit dem Schwert Partei zu ergreifen, also ebenfalls Hochverrat zu begehen.

Gerade davon aber schien sich HEINRICH nur mit Mühe abbringen zu lassen.

Deswegen dürfte es plausibel sein, dass sich Herzog Otto dazu entschloß, seinen Sohn gegen die Daleminzier zuschicken. Zweifellos hat auch Verwandtschaft eine gewisse Rolle gespielt; welcher Art diese Bindung war, ist schwer zu klären.

Zum einen behauptet Widukind von Corvey, HEINRICH sei mit Adalbert von Babenberg, einem der drei Söhne des Markgrafen Heinrich I. von Babenberg, verwandt gewesen; um welches Verwandtschaftsverhältnis es sich handelte, bleibt unklar. In einer gesonderten Fassung von Widukinds Sachsengeschichte heißt es dagegen etwas genauer, HEINRICH sei ein Vetter Adalberts von Babenberg gewesen, des im Jahr 906 hingerichteten Führers der BABENBERGER. Schließlich besteht auch die Möglichkeit, dass HEINRICHS Mutter Haduwich unmittelbar von den BABENBERGERN abstammte. Aus einigen Hinweisen in verschiedenen Klosterbüchern läßt sich mutmaßen, daß sie eine Tochter von Markgraf Heinrich I. von Babenberg und der Gräfin Engeltrud, einer Enkelin Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN, gewesen sein könnte. Damit hätte eine unmittelbare Verwandtschaft HEINRICHS VON SACHSEN und des späteren Königshauses der OTTONEN mit den KAROLINGERN bestanden; freilich bleibt dies eine Mutmaßung. Sie läßt sich weder sicher bestätigen noch ebenso gewiß widerlegen.

Von dem Kriegszug des sächsischen Heeres unter HEINRICH gegen die Daleminzier berichtet der Chronist, daß die Truppen das sorbische Land schwer verwüstet und gebrandschatzt hätten und dann erfolgreich zurückgekehrt seien. Das Unternehmen fand im Mai des Jahres 906 statt. Die Sorben waren dem Aufgebot der Sachsen in keiner Weise gewachsen und riefen deshalb in ihrer Not die Ungarn zu Hilfe, die sich auch nicht lange bitten ließen.

LIEBESHEIRAT MIT HATHEBURG

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Das Jahr 906 brachte auch in HEINRICHS persönliches Leben eine Zäsur. Während Widukind HEINRICHS erste Ehe mit keinem Wort erwähnt, berichtet Thietmar von Merseburg: "HEINRICH erhielt Kunde von einer Dame namens Hatheburg, entbrannte mit dem ganzen Feuer der Jugend in Liebe zu ihr und war bemüht, sich mit ihr zu verbinden. Sie war eine Tochter des älteren Grafen Erwin im Hassegau, der den größten Teil der Merseburger Altenburg besaß. Da er keinen Sohn hatte, fiel bei seinem Tod das Erbe an seine beiden Töchter. HEINRICH sandte wegen der Schönheit Hatheburgs und wegen des reichen Erbes eilig seine Werber zu ihr, versprach ihr Treue und bat um ihre Hand, obgleich er wußte, dass sie Witwe war und den Schleier genommen hatte. Schließlich ließ sie sich nach vielen Bitten und Ratschlägen zum Nachgeben bewegen, folgte den Boten HEINRICHS, wurde ehrenvoll empfangen und von HEINRICHS Angehörigen, wie es sich ziemte, voller Liebe aufgenommen. Nachdem die Vermählung dem Brauch gemäß stattgefunden hatte, begab sich der Gatte mit seiner Gemahlin nach Merseburg. Da er ein Mann von hohem Rang war, lud HEINRICH sämtliche Herren der Umgebung zu sich und nahm sie durch sein gewinnendes Wesen so für sich ein, daß sie ihn als Freund liebten und als Herren verehrten."

Abgesehen von der Leidenschaft, die HEINRICH erfaßt und die den Ausschlag für seine Werbung gegeben hatte, war die Heirat auch eine hochpolitische Angelegenheit. Hatheburgs reiche Erbschaft, die "Alte Burg" samt den dazugehörigen Merseburger Territorien im Saalebogen, wäre der Kirche als Besitz zugefallen, wenn Hatheburg ihren Entschluß, ins Kloster zu gehen, nicht revidiert hätte. Ob dieser Entschluß tatsächlich feststand, wissen wir nicht. Es ist also nicht zu klären, ob Hatheburg schon die Klostergelübde abgelegt hatte oder ob dies noch nicht der Fall war. Die Vermutung spricht dafür, denn sie, die junge Frau, war verwitwet und trug den Nonnenschleier; dieser Schleier war das äußerste Zeichen dafür, daß die Trägerin ihr weiteres Leben in Ehelosigkeit zuzubringen gedachte und sich auch ausdrücklich dazu verpflichtet hatte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit allerdings war die Kirche selbst kräftig tätig gewesen, um die junge Witwe zu überreden, den Schleier zu nehmen. Thüringen, und damit Merseburg, gehörten zu der Diözese Mainz.

KONFLIKT MIT DER KIRCHE

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Die machtpolitischen Verhältnisse bestimmten Herzog Otto dazu, sich mit der Heirat HEINRICHS und Hatheburgs einverstanden zu erklären, ja, sie mit Genugtuung zu billigen. Ein militärischer Kampf um Merseburg wäre nicht möglich gewesen. Herzog Otto waren als Hüter des Landfriedens die Hände gebunden. Im gleichen Jahr 906 waren auch die BABENBERGER den KONRADINERN beim Kampf um die Macht in Franken endgültig unterlegen. So hingen also davon, ob Hatheburg dem Werben HEINRICHS folgte oder an ihrem Entschluß festhielt, Nonne zu werden, erhebliche politische Gewichtsveränderungen ab.

Ob diese Rücksichten bei dem Jawort Hatheburgs eine Rolle spielten, wissen wir nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist gering. Im Vordergrund steht zum einen, daß HEINRICH sehr stürmisch und drängend um die schöne Witwe geworben hat. Es schien ihm auf jeden Tag angekommen zu sein. Das war ungewöhnlich, und dieser Eindruck wird noch bestätigt durch die Schnelligkeit, mit der die Hochzeit begangen wurde. Daß eine vornehme, begüterte Dame ihren Entschluß korrigierte und dem Kloster den Rücken kehrte, war in der damaligen Zeit ein spektäkulärer Schritt. Ob sie bereits alle Nonnengelübde abgelegt hatte oder nicht, spielt dabei keine Rolle; allein durch die Tatsache, dass sie den Schleier trug, hatte sie ja auf das Recht verzichtet, sich ein zweites Mal zu verheiraten. Maßgebend für das Jawort, das sie HEINRICH gab, dürfte zum einen gewesen sein, daß sie nicht aus völlig freiem Entschluß, nur von sich aus, den Schleier genommen hatte; zum anderen dürfte die Wirkung den Ausschlag gegeben haben, den die Persönlichkeit HEINRICHS auf sie machte. HEINRICHS Eifer, mit dem er auf die Hochzeit drang, ist schließlich auch deshalb bemerkenswert, weil er wußte, daß er und seine Braut gegen Vorschriften der Kirche verstießen. Hatheburg hätte vor ihrer Eheschließung einen kirchlichen Dispens erwirken müssen. Ob dies ohne Schwierigkeiten zu erreichen war oder nicht: Jedenfalls wäre trotz der hohen Stellung HEINRICHS bis zur Ausstellung einer solchen Genehmigung erhebliche Zeit vergangen. Offensichtlich dachte HEINRICHaber nicht daran, unnütze Zeit zu verlieren. Ob sich darin eine gewisse Überheblichkeit gegenüber dem Klerus ausdrückte, ist schwer zu entscheiden. Immerhin war in diesen Jahren nicht daran zu zweifeln, dass HEINRICH der Nachfolger seines Vaters und damit Sachsen-Herzog werden würde, und in dieser Stellung wäre es zumindest mehr als unklug gewesen, sich ohne Not über die Bestimmungen der Kirche hinwegzusetzen. HEINRICH war zu klug, als daß ihn Leichtfertigkeit dazu verführt haben könnte, Hatheburg ohne Rücksicht auf die Meinung der hohen Geistlichkeit zu heiraten, sein Drängen hatte unstreitig absolut persönliche Motive. Sie allein waren für ihn maßgebend. Wenn er dabei den Unmut der Kirche, ja selbst einen schweren Konflikt mit ihr in Kauf nahm, dann entsprang das weder seiner Leichtfertigkeit noch einer ignotanten Überheblichkeit, sondern es handelte sich um eine bewußte Herausforderung, ja geradezu um eine herrische Anmaßung. HEINRICH konnte sich dabei der Unterstützung seines Vaters sicher sein.

So war die unbeirrbare Eigensinnigkeit, mit der HEINRICH die Ehe mit Hatheburg erzwang, keineswegs nur der Ausdruck eines rein privaten Willens. Er wußte, welche Gegner er damit herausforderte.

HEINRICHS erste Ehe steht im Zeichen eines Widersacherverhältnisses mit der Kirche, das viele Jahre die Herrschaft des Sachsen-Fürsten und ersten deutschen Königs prägt, das auch seiner Krönung einen besonderen Aspekt verleihen wird, und das sich erst verhältnismäßig spät merklich entspannt und in eine ausgeglichene Beziehung verwandelt.

DIE TRENNUNG

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Wie stark die kirchlichen Interessen durch diese Ehe getroffen waren, zeigte sich bei dem Nachspiel. Von den Reaktionen Erzbischof Hattos ist nichts aktenkundig. Wohl aber erhob der für Ostsachsen zuständige Bischof Siegmund von Halberstadt, der dem Mainzer Erzbischof unterstellt war, scharfen Protest - unstreitig mit Wissen des Erzbischofs, wenn nicht in seinem Auftrag. Bischof Siegmund wies darauf hin, daß die Ehe rechtswidrig vollzogen worden sei, weil die Kirche weder darum gebeten wurde, die verpflichtenden Bindungen Hatheburgs zu lösen, noch den Dispens erteilt hatte. Da sie also entsprechend dem Kirchenrecht noch immer bestünden, untersagte der Bischof kraft seiner Banngewalt apostolischer Bevollmächtigung HEINRICH und Hatheburg strikt die eheliche Gemeinschaft, drohte bei Widersetzlichkeit, also bei Fortführung des verwerflichen Konkubinats, mit dem Kirchenbann und zitierte die beiden Sünder vor eine Synode, die er einberief, um sie dort vor ein kirchliches Gericht zu stellen und sie aburteilen zulassen.

Da ein ernsthafter Zwist mit dem Haus und der Familie des Herzogs bei der prekären inneren Lage Ostfrankens nicht im Sinne der Kirche und ihrer Pläne sein konnte, blieb es offensichtlich nur bei der bloßen Androhung Bischof Siegmunds. Erzbischof Hatto und Herzog Otto von Sachsen legten die Angelegenheit auf friedliche Weise bei. Am 5. Oktober 908 wurde in Trebur eine Urkunde ausgestellt, in der dem Kloster Hersfeld - es lag in einer Grafschaft Herzog Konrads, Herzog Otto stand ihm aber als Laienabt vor - nach dem Tod Ottos von Sachsen oder, falls der Herzog "früher willens sei, auf die Würde des Abtes zu resignieren", die freie Abtswahl zugesichert und jeder Einspruch von seiten der LIUDOLFINGER untersagt wird. Veranlaßt wurde diese Urkunde durch Otto von Sachsen - ein Entgegenkommen, das sich in keiner Weise mit dem gewohnten Bild der entschlossenen Expansionspolitik verträgt, die Otto von Sachsen so erfolgreich vertrieben hatte. Unstreitig handelt es sich bei der Urkunde des Jahres 908 um eine Kompensation dafür, daß die Geistlichkeit die Legitimität der Ehe HEINRICHS mit Hatheburgnicht mehr bestritt. Die Kirche verzichtete damit auch auf alle ihre Ansprüche auf das Erbe des Markgrafen Erwin vom Hassegau.

Hatheburg bringt einen Sohn zur Welt, er wird auf den Namen Thankmar getauft, also nach dem ältesten Bruder HEINRICHS benannt; als Kind wird er Tanno gerufen. Thankmar ist ein vollberechtigtes Mitglied des sächsischen Fürstenhauses; das ist schon daran zu erkennen, daß er einen liudolfingischen Familiennamen erhält. Zwei Jahre später beschließen die Ehegatten, sich zu trennen. Hatheburg geht endgültig ins Kloster. Thankmar wächst am Hof seines Vaters auf, wird dort erzogen, gerät im Jahr 938 mit seinem Halbbruder OTTO, dem Nachfolger HEINRICHS I. als König, in heftige Auseinandersetzungen wegen der von ihm geltend gemachten Ansprüche und wird ohne Schuld OTTOS I. am 28. Juli 938 getötet.

Die Umstände der Heirat HEINRICHS und Hatheburgs waren höchst ungewöhnlich. Um so auffälliger ist, daß von den Gründen der Trennung kein Wort aktenkundig ist. Am meisten spricht dafür, dass HEINRICH zu der Trennung gezwungen wurde, dass er darunter litt und man ihn zu seiner zweiten, fast hektisch rasch geschlossenen Ehe mit Mathilde nötigen mußte. Seine Fürsorglichkeit, mit der er noch viele Jahre später Merseburg betreute, hängt nicht unwesentlich mit seiner Erinnerung an Hatheburg zusammen.

MERSEBURG

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Sieht man von Thietmar ab, so hatte die Heirat mit Hatheburg als bleibende Folge, daß unbeschadet der späteren Trennung der Ehegatten das Erbe Hatheburgs in HEINRICHS Besitz verblieb: das Merseburger Gebiet mit den reichen Gütern im Hassegau (Hochssegau) und dem Zentrum der Hochseeburg an den Mansfelder Seen und im Friesenland zwischen Harz, Saale und Unstrut. Mit diesen Ländereien am unteren Ende der versumpften Elsterniederung, die besonders lange unwegsam war, hatte sich die Hausmacht der LIUDOLFINGER bis zur Ostgrenze Sachsens vorgeschoben, und zwar in einer Zone, die seit Menschengedenken unruhig und besonders gefährdet war. Um den Kern der "Alten Burg", die auf einem langgestreckten Felsrücken lag, der von Nord nach Süd verläuft, ließ HEINRICH später die Stadt Merseburg anlegen.

IM VORFELD DER ZWEITEN EHE

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HEINRICH soll, wie Thietmar berichtet, den Rat seiner Eltern befolgt haben und nach Herford gereist sein. Seine Werbung um Mathilde muß um das Jahr 908 fallen, mit ziemlicher Sicherheit in die 2. Hälfte des Jahres, denn die Heirat findet 909 statt. Da wir das genaue Datum nicht kennen, an dem die Trennung HEINRICHS und Hatheburgs beschlossen wurde, muß es auch offenbleiben, ob die Verbindung zwischen ihnen noch bestand, als HEINRICH sich um Mathilde bemühte. Wir müssen voraussetzen, daß die Trennung von Hatheburg entweder beschlossene Sache oder schon vollzogen war. Erst dann bemühten sich die Eltern um eine neue Verbindung. Als HEINRICH dann nach Herford kam, fand er die Berichte, die seine Eltern erhalten hatten, bestätigt. Er willigte ein und warb um Mathilde. Mathilde entstammte einem hochadligen Sachsengeschlecht. Sie und HEINRICH schlossen im Jahr 909 die Ehe, ihr erstes Kind kam am 23. November 912 zur Welt, eine Woche vor dem Ableben Herzog Ottos von Sachsen.

DIE HEILIGE

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In der Lebensbeschreibung Mathildes wird als Abgesandter und Werber Herzog Ottos von Sachsen der ehemalige Lehrer des jungen HEINRICH genannt, Graf Thietmar. Er kommt von Herford mit der Nachricht zurück, "daß sie wohl würdig der Ehe seines Herrn und der Völker dereinstige Hoffnung sein werde." Daraufhin unternimmt HEINRICH persönlich mit derselben Abordnung die Reise nach Herford, er und einige seiner Gefährten verkleiden sich, um nicht aufzufallen, gehen ins Kloster und betrachten in der Kapelle "das sittsam und stattlich geartete Mädchen". Herzog Otto hatte sich zweifellos schon vorher mit den Eltern Mathildes in Verbindung gesetzt und ihre Zustimmung eingeholt. Eine Weigerung HEINRICHS nach seinem Besuch in Herford hätte einen Eklat bedeutet. Nach der Verlobung zogen HEINRICH und Mathilde mit dem Gefolge nach Sachsen zurück, die Hochzeit wurde in Wallhausen an der Helme im Harz, in der sogenannten Goldenen Aue nordöstlich des Kyffhäuser, gefeiert. Mathilde erhielt Wallhausen als Morgengabe, der Ort entwickelte sich zu einer der bedeutenderen Pfalzen. In Wallhausen brachte Mathilde ihren ersten Sohn OTTO zur Welt, von hier führte in den folgenden Jahren der Königsweg über Allstedt nach Merseburg. Zum Dank für die beiden glücklichen Geburten in Nordhausen gründete Mathilde später das dortige Kloster zu Ehren Marias.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Ehe zwischen HEINRICH und Mathilde zu einer außerordentliche intensiven, ja ungewöhnlich harmonischen Verbindung, denn Mathilde, die als Klosterschülerin kaum viel mehr war als das Objekt einer planmäßig vorbereiteten und durchgeführten ehelichen Koalition, entwickelte ein Format, das selbst durch die hochgespannten und häufig von den lateinischen Dichtern der früheren Zeit entliehenen Lobpreisungen ihrer Biographien nicht zu beeinträchtigen ist. Ihre von den Chronisten einhellig bestätigte Schönheit fand sich in ihren Kindern wieder - abgesehen von ihrem Erstgeborenen OTTO, einem kleinwüchsigen Mann von kaum ansprechendem Äußeren. Sie beeindruckte nicht zuletzt durch einen ungewöhnlich natürlichen Stolz, dem höfischen Prunk war sie keineswegs abgeneigt, weil sie in der sichtbaren Pracht der königlichen Gewänder auch wesentliches von sich selbst und ihrem Sinn für die Macht der Welt zu zeigen bereit war.

Hatheburgs Mitgift war beträchtlich gewesen, doch durch die Heirat mit Mathilde vergrößerte sich der Territorialbesitz des sächsischen Herrscherhauses geradezu immens. Die Höfe und Güter des Grafen Thiederich in Westfalen erstreckten sich über weite Flächen N-Deutschlands. Durch die reiche Mitgift Mathildes dehnten sich die liudolfingischen Besitzungen und damit der Herrschaftsraum des sächsischen Fürstengeschlechts in Gebiete, die zum Kern des ganzen Sachsenlandes zählten. In Enger gründete Königin Mathilde etwa zehn Jahre nach dem Tod HEINRICHS ein berühmt gewordenes Stift. Mathilde starb hochbetagt am 14. März 968. Nicht nur dank ihrer Frömmigkeit, sondern auch dank ihrer politischen Einsicht, ihrer Tatkraft und ihres unerschütterlichen Selbstbewußtseins, das sich keiner Opportunität beugte, hatte sie sich weit über die Grenzen des Reiches hinaus einhellige Bewunderung erworben. Später wurde sie von der Kirche heiliggesprochen.

Ihr letztes Lebensjahr ist von Krankheit bestimmt. Im Herbst 967 hält sie sich in Nordhausen auf. Ihr Zustand verschlechtert sich, sie ahnt, daß ihr Leben zu Ende geht, und verläßt am 22. Dezember die Stadt, um nach Quedlinburg, ihrem Lieblingsaufenthalt, zu reisen. Dort befindet sich das Grab HEINRICHS, deshalb will sie auch in Quedlinburg sterben. Der König hatte ihr im Jahre 929 Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grona und Duderstadt als Wittum, als Witwenversorgung geschenkt und mit diesen reichen Besitzungen ihr künftiges Leben auf eine gesicherte Basis gestellt.

  1. Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5 Artikel „Widukind“. S. 545ff. (PDF-Datei; 10,45 MB).
  2. Albert K. Hömberg: Westfälische Landesgeschichte. Mehren & Hobbeling, Münster 1967, S. 50.
  3. Karte Münster Nord (um 1616), auf stadt-land-oldenburg.de
  4. Werner Klohn: Stadtgeographie Vechta und Agrarwirtschaft in Südoldenburg (Memento des Originals vom 12. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lwl.org (PDF; 4,29 MB), auf lwl.org.
  5. Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen, Das Repertorium der deutschen Königspfalzen, Karten, Niedersachsen, abgerufen am 30. Juni 2012, digital
  6. Johann Renner, Transkription von Lieselotte Klink, Chronica der Stadt Bremen, Teil 1 (1995), S. 43 R, digital
  7. Caspar Ehlers, Lutz Fenske, Thomas Zotz, Die deutschen Königspfalzen Repertorium der Pfalzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters, 2000, S. 206, digital
  8. Mathilde Uhlirz, Jahrbücher des Deutschen Reiches runter Otto II. und Otto III, 2. Band Otto III. 983–1002, 1954, S. 92 ff. (Wildeshauser Privlegien), digital
  9. Heinrich Schmidt, Oldenburger Jahrbuch Nr. 101(2001), Oldenburger Land um 1000. S. 36 ff, digital. Schmid befasst sich ausführlich mit der Reisetätigkeit und deren Gründe und fragt sich, wie das gesamte Königsgefolge mit Personen von um die tausend Mann, zu denen auch die Kanzlei unter einem Erzbischof gehörte, in der kleinen Ortschaft Wildeshausen angemessen untergekonmmen ist.
  10. Albert K. Hömberg: Westfälische Landesgeschichte. Mehren & Hobbeling, Münster 1967, S. 50.
  11. Einleitung zu Die Übertragung des h. Alexander von Ruodolf und Meginhart, übersetzt von B. Richter. In: Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit, IX. Jahrhundert, Band 7. Wilhelm Besser, Berlin 1856, S. V.
  12. Grafschafter Geschichte: Athuger aus Wilshem (Memento vom 18. November 2011 im Internet Archive), abgerufen am 25. Oktober 2011.
  13. Ludwig der Deutsche (RI I) n. 1500 874 febr. 26 Franconofurt (RI-online)
  14. Arnolf (RI I) n. 1847 890 iuni 1 villa Forahheim (RI-online)
  15. Wilfried Hartmann, Isolde Schröder, Gerhard Schmitz (Hg.): Die Konzilien der karolingischen Teilreiche 875–911 = Monumenta Germaniae Historica Concilia, Bd. 5. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2012. ISBN 978-3-7752-5356-7, Nr. 39 – Tribur. S. 319–415 (380).
  16. Anastasius III. (RI II, 5) n. †6 (912-913) Januar (RI-online)
  17. Karl Heinz Brandt: Neue Ausgrabungen und Funde in Bremen (1976). In: Bremisches Jahrbuch. Band 55, Bremen 1977, S. 358. (online)